Ein Kommentar zu Dirk Alts Beitrag '18 Jahre Nova - 18 Jahre Weltgeschichte'
Zugegeben, ich bin mit dem Heft noch nicht ganz durch, habe aber schon mal aus Neugier zum Ende vorgeblättert. Das hätte ich vielleicht besser sein lassen. Dirk Alt, designierter Nachfolger von Michael Iwoleit, lädt hier zur Geschichtsstunde ganz eigener Art ein: †š18 Jahre Nova - 18 Jahre Weltgeschichte†˜ ist sein Beitrag überschrieben, der geprägt ist von Perspektivverengung, selektiver Ausblendung und Umdeutung.
Es ist schon ein Kunststück, die vergangenen achtzehn Jahre Revue passieren zu lassen, ohne auf das epochale Klimaproblem, Umweltbewegung und Klimapolitik einzugehen. Und es ist dreist, den †šdurch einen Verzicht auf Militärinterventionen und eine ganze Reihe Friedensinitiativen in Erscheinung getretene(n) Trump†˜, der †šin den westlichen Mainstreammedien permanent gescholten, geschmäht und dämonisiert wird†˜ zum Opfer zu stilisieren, ein beliebtes Narrativ der extremen Rechten. Was ist eigentlich mit den Trumpschen †šFriedensinitiativen†˜ gemeint, etwa die gefährliche Kumpanei mit dem †škleinen Kim†˜ aus Nordkorea oder Kushners so genannter Nahost-Friedensplan, der der einen Seite alles zuspricht und der anderen nichts und der jetzt schon Makulatur ist? Gewiss, über den demokratieverachtenden Präsidenten Trump, der wegen Aufwiegelung zum Sturm aufs Kapitol in die Geschichtsbücher eingehen wird, ist in klugen Analysen und polemischen Abrechnungen viel Kritisches geschrieben worden - leider war fast alles wahr. Aber halt: Alt zufolge verwischt ja ein †špostmoderner Relativismus†˜ die †šGrenzen zwischen Lüge und Wahrheit†˜ und lässt †šdie Orientierung schwinden†˜. Der †šMainstream†˜ hat demnach seine Urteilsfähigkeit verloren. Auch dieses Narrativ ist bekannt. Dass die größte Gefahr für die westlichen Demokratien von Populismus und Autoritarismus ausgehen, davon findet sich bei Alt kein Wort.
Dass Dirk Alt, der auch in dem vom aktenkundigen Neonazi Kubitschek redaktionell betreuten ultrarechten Propagandaorgan Sezession publiziert, Michaels Nachfolger bei Nova werden soll, macht mir Sorge um die Zukunft dieser Zeitschrift, der ich als Autor und Leser verbunden war und bin.