"Liebe Freunde und Teilnehmer dieser Kreuzfahrt der Neuen Rechten! Endlich, nach so vielen Jahren des Exils außerhalb der Verfassungsorgane, sind die meisten Hindernisse, die sich uns in den Weg gestellt haben, gefallen. Seit wir an der Macht sind, haben wir ein beträchtliches Stück der Wegstrecke zurückgelegt. Wir sind ein großes, angesehenes und gefürchtetes Land. Wir beabsichtigen, bald noch größer zu werden, durch eine Ausdehnung unserer Grenzen -
(kurzer Applaus)- nach Verhandlungen mit unseren Nachbarländern, Verhandlungen, die natürlich fest entschlossen und unnachgiebig geführt werden.
Trotz der Provokationen der Kommunisten und ihrer Wortführer erlangen wir allmählich auch im Ausland einiges Ansehen, und ich bin froh, Ihnen mitteilen zu dürfen, daß C........., der Subsekretär im Außenministerium, zum Präsidenten des Europäischen Instituts der Neuen Rechten für die Geschichtsschreibung der nationalsozialistischen Arbeitslager gewählt worden ist.
(Kurzer Applaus) Ich möchte Sie aber bitten, nicht zu klatschen, sonst heißt es wieder, wir verherrlichen den Faschismus
(Gelächter). Aber
(Seufzen) es gibt immer noch manche, die nicht an unsere demokratische Grundeinstellung glauben wollen.
Ein Teil der öffentlichen Meinung, beeinflußt von den -immer noch zu zahlreichen!- Zeitungen der Linken, dieser Grünschnäbel, führt nach wie vor auf erpresserische Weise die Gespenster einer längst begrabenen Vergangenheit gegen uns ins Feld und sagt uns eine Gefährlichkeit und einen Kult der Gewalt nach, die wir doch seit langem überwunden haben. Was sollen wir noch alles tun, um diese chronischen Eiferer davon zu überzeugen, daß wir wahre Demokraten sind?"
"Zusammenschlagen!" meinte eine jugendfrische Stimme aus dem Hintergrund, die sogleich niedergezischt wurde.
"Mit großer Anteilnahme und vielen Hoffnungen haben wir alle das wechselvolle Leben des Mannes vefolgt, der heute abend zu unserer großen Ehre unter uns weilt. Unser Freund D.... D...., der sich in Südamerika aufhielt, vertrieben von einer ungerechten Anklage wegen Massenmordes, von der er kürzlich freigesprochen wurde
(kurzer Applaus), konnte, bevor er das Land verließ, das ihm sieben Jahre lang Asyl gewährt hatte, einem Gerücht nachgehen, das in uns nahestehenden Kreisen umlief.
Es besagte, rund hundert Kilometer von der Hauptstadt jenes Landes entfernt lebe ein hundertjähriger Imker, dessen Weisheit und klarsichtiges politisches Urteil alle bewunderten. Es hieß, sogar der dortige Präsident suche ihn immer wieder auf, um Rat für seine Innenpolitik einzuholen. D.... D.... hat ihn tatsächlich aufgespürt; und nach einigen kurzen Nachforschungen, nach Abgleich von Daten und Fingerabdrücken, wurde ihm klar, daß dieser Mann uns viel bedeuten könnte. Es war nicht leicht, ihn dazu zu überreden, daß er seine Bienen verließ: Doch jetzt ist er hier, der lebende Beweis dafür, wie sehr die Rechte sich geändert hat."
Das alte Männlein ließ keinerlei Anteilnahme erkennen: Es zuzelte an seiner Orangenlimonade und beäugte verblüfft diesen luxuriösen Salon, als erinnere ihn der an etwas lang, lang Vergangenes. Vor allem aber schwitzte und keuchte der Greis unter dem auf ihn gerichteten Scheinwerfer und suchte Rettung vor der Hitze, indem er in seinem Sessel hin- und herrutschte.
"Dieser Mann ist einhundertfünf Jahre alt", teilte S....... mit, "doch er arbeitet immer noch mit dem Schwung und der Ausdauer eines Zwanzigjährigen. Ich habe ihn inmitten seiner Bienen angetroffen. Er stellt den besten Honig der Gegend her, mild wie sein eigenes Wesen: Teils verkauft er ihn, teils schenkt er ihn den Kindern
(beifälliges Gemurmel). Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie er die Bienen beim Namen nannte, der Königin Befehle gab und ganze Schwärme mit sanften, aber bestimmten Kommandos von einer Stelle des Korbes zur anderen dirigierte.
Mir wurde geschildert, wie im letzten Jahr ein paar Diebe versuchten, seine Bienenstöcke an sich zu bringen. Doch da stürzten sich auf seinen Befehl hin aus heiterem Himmel vier ganze Schwärme in einem Zangenmanöver mit gezückten Stacheln auf die Übeltäter, und ..."
S....... unterbrach sich; sein Chefideologe zupfte ihn von hinten am Ärmel und wies ihn an, nicht allzusehr ins Detail zu gehen.
"Also, sie kamen aus heiterem Himmel, wie ich sagte, und dank ihrer bekamen die Kinder auch weiterhin ihren Honig. Nun, diesen gütigen Mann, diesen Arbeiter werden wir mit Freuden und Stolz unseren Gegnern zeigen, als Beweis, daß die Vergangenheit vergangen ist. Daß an die Stelle des Krieges Frieden, Arbeit und Pollen getreten sind. Daß wir alte Hürden überwinden und gemeinsam operieren müssen, freilich mit neuen Rollen, um die Zukunft aufzubauen. Wer könnte besser als dieser sanfte alte Mann die Verwandlung bezeugen, die Überwindung alter Gegensätze, den neuen Willen dazu, den Bienenstock des Friedens zwischen den Völkern zu errichten? Wer könnte dies besser als der Mann, der alles Böse der Geschichte verkörpert, der sogar die Verantwortung für die Taten anderer auf sich genommen und grausam dafür bezahlt hat, der sich für tot erklären lassen und Jahre des Exils in der Fremde auf sich nehmen mußte, als einzigen Trost eine Million kleiner, stummer, summender Freunde? Diesem Manne rufen wir entgegen: Wenn das Land, daß du so sehr geliebt hast, dich nicht aufnehmen möchte, so laß uns dein neues Vaterland sein!
Und jetzt bitte ich um Applaus - aber maßvoll, zurückhaltend, damit wir die Propaganda unserer Gegner nicht unterstützen: Willkommen bei uns, alter, weiser Imker, unser Freund Adolf Hitler!"
Auszug aus einer Kurzgeschichte; Titel und Autor?
Bearbeitet von Jorge, 26 Januar 2008 - 23:34.