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271 Antworten in diesem Thema

#91 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

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Geschrieben 08 Oktober 2022 - 13:22

These: Wir alle sollten über jede Rezension, kritisch oder nicht, bei der sich eine Person die Mühe macht, überhaupt eine Rezension (die diesen Namen verdient) zu verfassen, dankbar sein. (Ich persönlich sehe vieles ähnlich, vieles ganz anders. Manchmal, wenn es um literarischen Geschmack geht. Manchmal, wenn es um die grundsätzliche Kunstauffassung geht. Das aber ist bei jeder Rezension so. Immer schon. That's art.)


Bearbeitet von Dyrnberg, 08 Oktober 2022 - 13:27.


#92 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 08 Oktober 2022 - 13:48

Absolut!

Was er gesagt hat ;-)

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#93 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 08 Oktober 2022 - 14:40

Hallo,

Das hatte ich erwogen, wollte aber nicht, dass mir jemand vorwirft, eine Frau als Ehebrecherin darzustellen.

Danke für die Anregungen. Ich werde das für kommende Erzählungen im Hinterkopf behalten.

nun, zum Ehebruch gehören zwei (oder mehr), und auch wenn davon nur eine® - da verheiratet - eine Ehe bricht, bricht der/die andere ja dann in eine Ehe ein. Ob nun also ein Mann oder eine Frau eine Ehe bricht, ist also egal. Letztlich würde der Vorwurf, dass man eine Frau als Ehebrecherin (wenn auch in einem Fall eher als Eheeinbrecherin) darstellt, immer greifen. Im Fall eines Ehebruchs zwischen Frau und Frau natürlich gleich zweifach. Bei einem Ehebruch unter Männern entgeht man der Gefahr natürlich komplett, aber da setzt man sich dann ja dem möglichen Vorwurf aus, dass homosexuelle Männer als promiskuitiv dargestellt werden (und, puh, wenn man dann auch noch ein cis-Autor ist, kann es ja auch schon als problematisch empfunden werden, dass man sich in die Liebes- und Lebenswirklichkeit von homosexuellen Mänenrn hineingeschrieben hat ...). Ja, das Eis der politischen (Gender)-Korrektheit knirscht oftmals schon, bevor man auch nur in die Nähe des überfrorenen Teichs gekommen ist. Da bleibt dann eigentlich nur, nicht mehr zu schreiben. Natürlich Quatsch. Literatur hat ja auch die Aufgabe, die Realität so darzustellen, dass man zum Nachdenken angeregt wird. Und das tut man eben nicht, in dem man nur Friede, Freude, Eierkuchen Texte schreibt, in der alles korrekt und zum liebhaben verhandelt wird. Es gibt Ehebruch und eben auch ehebrecherische Frauen. Und deshalb darf und muss man auch über sie schreiben. Das muss ja dann nicht von jedem, jeder oder jedes gelesen werden.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Umbrella Academy (finale Staffel)

#94 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 08 Oktober 2022 - 15:29

Gefährlich wird's schnell, aber beispielsweise die beiden aus deiner Signatur (The expanse) sind so ziemlich die zeitgenössischen Helden der Casual queerness ;-)

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#95 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 08 Oktober 2022 - 15:54

Philosophiegeschichtlich gesehen hatten wir diese Debatte bereits das eine oder andere mal, sprich: Sollen/wollen/müssen wir Kunst (auch) in ethischer bzw. pädagogischer Perspektive analysieren? Oder eben nicht?

Soll Kunst die Menschen zum Besseren erziehen? (Ganz grob als Beispiel: Platon. Deswegen spricht man teilweise auch von "pädagogischer Kunstauffassung."). Oder ist es gerade Aufgabe der Kunst, auf so etwas zu... jetzt fällt mir kein vornehmes Wort ein. (Jedenfalls ganz grob als Beispiel: Nietzsche.)

Und weil wir schon bei "ganz grob" sind: Beide waren keine Idioten. Soll bedeuten: Für beide Perspektiven gibt es gute Gründe.

Aber man sollte jedenfalls immer "fair" zu einem Text sein, finde ich. Sprich: Klar machen, wo beurteilt man einen Text literarisch/künstlerisch. Und wo beurteilt man ihn aus Position der eigenen Moral. (Das ist nie einfach. Aber die hier verlinkte Rezension bemüht sich meines Erachtens redlich.*)

* Edit: Meine Formulierung "bemüht sich redlich" könnte man zynisch verstehen. Ich meinte sie überhaupt nicht zynisch. Im Gegenteil.


Bearbeitet von Dyrnberg, 08 Oktober 2022 - 16:00.


#96 Peter-in-Space

Peter-in-Space

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Geschrieben 08 Oktober 2022 - 19:08

Witzig, seit Twilight und Tribute von Panem empfinde ich das mit der Frau und zwei Herren auch eher als klassisch ...

das nennt man Polygynie und die existiert in der menschlichen Gesellschaft öfter als man so denkt. Gerade in matriarchalen Gesellschaftsformen.

 

Unter Anderem hatte auch Chad'idscha mehr als nur einen Mann gleichzeitig, selbst Mohammed war nur der Zweitmann, da der Stamm der Kauffrau matrilinear geprägt war (das haben wir im Orient nebst dem Maghreb sehr oft und zieht sich beispielsweise bis nach China, Moso).

 

@T.Lagemann:

findest Du, das es problematisch wird, wenn eine "cis-Hete" über Homosexualität schreibt (das es das werden kann, hast Du bereits geschrieben, was ich ebenso bezweifle).

 

Meine Auffassung: zwei Menschen sind zusammen, weil sie sich lieben. Entweder ergänzen sich die Beiden, oder es geht ihnen nie der Gesprächsstoff aus, oder sie haben viele Gemeinsamkeiten, finden sich attraktiv ... whatever. Oder Humor, der der Kitt vieler Beziehungen ist. You name it.

 

Merkst Du was? Ich habe über Liebe gesprochen, ohne die Sexualität der "handelnden Personen" auch nur zu erwähnen. Das ist nämlich nebensächlich. Die Trennungsgründe ähneln sich nämlich auch frappant.


Bearbeitet von Peter-in-Space, 08 Oktober 2022 - 19:50.

Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

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#97 Peter-in-Space

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 00:08

Wäre es dann also korrekter, Iwoleit als Redakteur zu benennen?

 

Tatsächlich ist es für mich auch so, dass ich für das Gesamtbild die Diskussion um Dirk Alt nicht vergessen kann. Es gab offene Kritik. Und der Umgang damit war, den Autor gleich wieder abzudrucken. ...

Soweit ich weiß, war der Druck schon durch bzw. die Matrize. Das gehört zu den großen Kostenfaktoren des Verlagsgewerbes, über die man sich als Normalomat keine Gedanken macht.


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#98 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 07:41

Dyrnberg, ich finde das eine interessante Frage. Vor allem, weil ich nicht sicher bin, ob es möglich ist, Texte nicht ethisch zu lesen. Jeder Text vertritt ja Werte und man muss sich schon sehr verbiegen, um die bei der Rezeption auszublenden. Die Werte fallen einem halt stärker auf, wenn sie den eigenen widersprechen, aber da sind sie ja immer. Oder?


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#99 Liza

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 08:48

@Dyrnberg

so etwas wie eine sterile Kunst, oder Kunst, die nicht politisch ist, gibt es meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Alles, was man schreibt, ist voller Motive und Narrative, die man eben bewusst oder unbewusst verbreitet, die man irgendwie aufgenommen und neu kombiniert hat. Und vieles, was dann kritisiert werden kann, und was z.B. auch Jol in dieser Rezension kritisiert, sind eben auch Dinge, die wahrscheinlich NICHT bewusst gewählt wurden, aber trotzdem wirksam sind. Und wenn nun mal 90% der Schreibenden Narrative und Charaktere wählen, in denen der Mann der Haupthandelnde und die Frau die passive Geliebte, einfach weil sie nicht drüber nachdenken und sich eigentlich auf was anderes in der Story konzentrieren wollten, dann ist das trotzdem sozial wirksam, ob beabsichtigt oder nicht.

Und genau deswegen ist es wichtig, dass Kritik praktiziert wird und sich alle Schreibenden an die eigene Nase fassen, was für Muster und Narrative sie vielleicht auch ungewollt reproduzieren. Denn mit ein paar Kunstgriffen kann man da sehr viel ändern, ohne das, was einem in der Story vielleicht am wichtigsten war, zu verbiegen.  



#100 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 09:28

Ich seh das persönlich gar nicht unähnlich wie die letzten zwei Postings es beschreiben. Wobei - aber ich bin leider literaturwissenschaftlicher Laie, daher fehlt mir hier die Expertise wie die Begrifflichkeit - die Frage "Kann man einen Text überhaupt (auch) nicht ethisch lesen?" wahrscheinlich noch viel weiter zu differenzieren wäre. Nur als Beispiel: Inwieweit transportiert der Autor quasi unabsichtlich und nebenbei bestimmte Mann-Frau-Rollenbilder wäre für mich komplett anders zu lesen als wenn der Autor sich bewusst mit einem bestimmten Rollenbild auseinandersetzt. Beide Male könnte beispielsweise exakt dasselbe Rollenbild in einer Geschichte auftauchen. Vielleicht ein Beispiel: Die Hauptfigur in "American Psycho" verobjektiviert Frauen komplett zu Waren. Das aber passiert eben nicht nebenbei, sondern lese ich als ein essentielles Thema des Romans.
 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich auf den Begriff bringen kann, was ich damit meine. However, was sicherlich stimmt ist der letzte Satz von Rosenberg. Deswegen ist es ja immer spannend, wenn verschiedene Perspektiven auf einen Roman blicken.



#101 Peter-in-Space

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 09:43

Dyrnberg, ich finde das eine interessante Frage. Vor allem, weil ich nicht sicher bin, ob es möglich ist, Texte nicht ethisch zu lesen. Jeder Text vertritt ja Werte und man muss sich schon sehr verbiegen, um die bei der Rezeption auszublenden. Die Werte fallen einem halt stärker auf, wenn sie den eigenen widersprechen, aber da sind sie ja immer. Oder?

 

 

@Dyrnberg

so etwas wie eine sterile Kunst, oder Kunst, die nicht politisch ist, gibt es meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Alles, was man schreibt, ist voller Motive und Narrative, die man eben bewusst oder unbewusst verbreitet, die man irgendwie aufgenommen und neu kombiniert hat. Und vieles, was dann kritisiert werden kann, und was z.B. auch Jol in dieser Rezension kritisiert, sind eben auch Dinge, die wahrscheinlich NICHT bewusst gewählt wurden, aber trotzdem wirksam sind. Und wenn nun mal 90% der Schreibenden Narrative und Charaktere wählen, in denen der Mann der Haupthandelnde und die Frau die passive Geliebte, einfach weil sie nicht drüber nachdenken und sich eigentlich auf was anderes in der Story konzentrieren wollten, dann ist das trotzdem sozial wirksam, ob beabsichtigt oder nicht.

Und genau deswegen ist es wichtig, dass Kritik praktiziert wird und sich alle Schreibenden an die eigene Nase fassen, was für Muster und Narrative sie vielleicht auch ungewollt reproduzieren. Denn mit ein paar Kunstgriffen kann man da sehr viel ändern, ohne das, was einem in der Story vielleicht am wichtigsten war, zu verbiegen.  

 

 

Ich seh das persönlich gar nicht unähnlich wie die letzten zwei Postings es beschreiben. Wobei - aber ich bin leider literaturwissenschaftlicher Laie, daher fehlt mir hier die Expertise wie die Begrifflichkeit - die Frage "Kann man einen Text überhaupt (auch) nicht ethisch lesen?" wahrscheinlich noch viel weiter zu differenzieren wäre. Nur als Beispiel: Inwieweit transportiert der Autor quasi unabsichtlich und nebenbei bestimmte Mann-Frau-Rollenbilder wäre für mich komplett anders zu lesen als wenn der Autor sich bewusst mit einem bestimmten Rollenbild auseinandersetzt. Beide Male könnte beispielsweise exakt dasselbe Rollenbild in einer Geschichte auftauchen. Vielleicht ein Beispiel: Die Hauptfigur in "American Psycho" verobjektiviert Frauen komplett zu Waren. Das aber passiert eben nicht nebenbei, sondern lese ich als ein essentielles Thema des Romans.
 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich auf den Begriff bringen kann, was ich damit meine. However, was sicherlich stimmt ist der letzte Satz von Rosenberg. Deswegen ist es ja immer spannend, wenn verschiedene Perspektiven auf einen Roman blicken.

Da habt ihr mal nicht ganz Unrecht: bei einigen Werken gelingt es mir, ohne Denkschablone zu lesen, bei Anderen will es mir einfach nicht gelingen. Je komplexer ein Werk, desto weniger gelingt es mir, und das bezieht sich auch nur unter anderem auf Geschlechter-/Genderfragen. Ich denke, da tun sich in Zukunft Facetten auf, von denen wir Alle noch nicht einmal die geringste Ahnung haben.


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#102 Jol Rosenberg

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 10:40

Nur als Beispiel: Inwieweit transportiert der Autor quasi unabsichtlich und nebenbei bestimmte Mann-Frau-Rollenbilder wäre für mich komplett anders zu lesen als wenn der Autor sich bewusst mit einem bestimmten Rollenbild auseinandersetzt. Beide Male könnte beispielsweise exakt dasselbe Rollenbild in einer Geschichte auftauchen. Vielleicht ein Beispiel: Die Hauptfigur in "American Psycho" verobjektiviert Frauen komplett zu Waren. Das aber passiert eben nicht nebenbei, sondern lese ich als ein essentielles Thema des Romans.
 

 

Das halte ich für einen ganz wichtigen Punkt. Und um mal den Bogen zur Nova zurückzuschlagen: Bei der Novelle (oder nicht-Novelle) von Iwoleit ist das für mich nicht klar. Dort werden Frauen ja auch zum Objekt gemacht. Da der Text aus einer streng personalen Sicht geschildert ist, ist es enorm schwer zu entscheiden, ob das passiert ist, um durch Zuspitzung aktuelle Geschlechterverhältnisse zu kritisieren oder ob es im Gegenteil eine Zuspitzung und Fortschreibung eben jener Geschlechterbilder ist. Iwoleit hätte sich da positionieren können, indem er seinem Prota Widerstand entgegengesetzt hätte, der seine Sichtweise in Frage stellt - aber das hat er nicht. Es wäre vielleicht auch ein plumper Weg gewesen, denn in dem Text geht es ja um jemanden, der total in seiner Folterblase lebt und eben wenig äußere Widerstände erlebt. Dass es dann keine klare "Moral" der Geschichte gibt, halte ich für eine Stärke - aber eben auch für eine Schwäche. Eine einfache Lösung für dieses Dilemma gibt es mE nicht.


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#103 Peter-in-Space

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 11:16

Das halte ich für einen ganz wichtigen Punkt. Und um mal den Bogen zur Nova zurückzuschlagen: Bei der Novelle (oder nicht-Novelle) von Iwoleit ist das für mich nicht klar. Dort werden Frauen ja auch zum Objekt gemacht. Da der Text aus einer streng personalen Sicht geschildert ist, ist es enorm schwer zu entscheiden, ob das passiert ist, um durch Zuspitzung aktuelle Geschlechterverhältnisse zu kritisieren oder ob es im Gegenteil eine Zuspitzung und Fortschreibung eben jener Geschlechterbilder ist. Iwoleit hätte sich da positionieren können, indem er seinem Prota Widerstand entgegengesetzt hätte, der seine Sichtweise in Frage stellt - aber das hat er nicht. Es wäre vielleicht auch ein plumper Weg gewesen, denn in dem Text geht es ja um jemanden, der total in seiner Folterblase lebt und eben wenig äußere Widerstände erlebt. Dass es dann keine klare "Moral" der Geschichte gibt, halte ich für eine Stärke - aber eben auch für eine Schwäche. Eine einfache Lösung für dieses Dilemma gibt es mE nicht.

... ich dachte, das wäre verboten! :flenn:
 


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#104 Jol Rosenberg

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 11:19

Solange es nur ihn selbst betrifft - ich glaube nicht.  :bighlaugh:


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#105 Peter-in-Space

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 11:57

Treffer, versenkt!


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#106 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 16:09

Hallo Peter,


 

@T.Lagemann:

findest Du, das es problematisch wird, wenn eine "cis-Hete" über Homosexualität schreibt (das es das werden kann, hast Du bereits geschrieben, was ich ebenso bezweifle).

 

Meine Auffassung: zwei Menschen sind zusammen, weil sie sich lieben. Entweder ergänzen sich die Beiden, oder es geht ihnen nie der Gesprächsstoff aus, oder sie haben viele Gemeinsamkeiten, finden sich attraktiv ... whatever. Oder Humor, der der Kitt vieler Beziehungen ist. You name it.

 

Merkst Du was? Ich habe über Liebe gesprochen, ohne die Sexualität der "handelnden Personen" auch nur zu erwähnen. Das ist nämlich nebensächlich. Die Trennungsgründe ähneln sich nämlich auch frappant.

ich bin da ganz bei dir. Es geht um Liebe und um sonst nichts. Und wer da wen liebt und wie viele, es bleibt Liebe. Und bei Trennungen ist das auch so. Man trennt sich. Hat sich ausgeliebt. Und wer darüber schreibt, ob Mann, Frau, Bi, Poly oder Es oder oder oder ist mir insofern egal, als dass es mich nur interessiert, ob die Liebe, Trennung oder der Ehebruch so geschildert wird, dass ich mitgenommen werde und vielleicht auch etwas zum Nachdenken oder Überdenken habe. Entsprechend fern halte ich mich von Literatur, in der der/die Autor*in als Teil des Textes mit hineingedacht werden soll oder muss. Der Text ist für mich das, was zählt. Denn wer immer den Text verfasst hat, den kenne ich ja nicht. Und was, bitte, sagen rein biografische Daten wie z.B. "Lebt seit XY Jahren in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft samt den Kindern aus seiner ersten Ehe auf einem Bauernhof ..."?

 

Ist die Liebe im Text Liebe? Oder wird diese Liebe nur behauptet ...?

 

Viele Grüße

Tobias

 

PS: Vielleicht muss ich die Ausgabe 31 mal von der Watchlist holen und mir den Text mit Ehebruch durchlesen ... Aber so'ne Watchlistlage wiegt schwer ;-)


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#107 Peter-in-Space

Peter-in-Space

    Kenonaut

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Geschrieben 09 Oktober 2022 - 17:19

 

"Lebt seit XY Jahren in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft samt den Kindern Klonen aus seiner ersten Ehe Fernbeziehung auf einemr Bauernhof Serverfarm..."?

und schon isses Sains Fiktschn! :wacko:


Bearbeitet von Peter-in-Space, 09 Oktober 2022 - 17:20.

Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

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#108 ShockWaveRider

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Geschrieben 10 Oktober 2022 - 07:44

Peter, du solltest Lektor werden.

meint
Ralf

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ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!

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#109 fancy

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Geschrieben 11 Oktober 2022 - 16:55

Ich stimme allen zu, die sagen, wir sollten uns über Rezensionen freuen, denn das heißt, da hat sich ein Mensch mit unseren Texten beschäftigt und das ist erst einmal eine gute Sache. Wenn dieser Mensch sich dann noch so viel Mühe macht, wie Jol hier, dann ist das besonders anerkennenswert. Da ich in der Nova Redaktion bin, aber kein Text von mir dabei ist, habe ich überlegt, ob ich meine Gedanke zu dieser Rezension überhaupt in den Ring werfen sollte, aber ich denke, dass es hier etliche Stellen gibt, die als ultimative Wahrheit dargestellt werden, obwohl sie das eindeutig nicht sind, sondern lediglich die Meinung der Rezensentin wiedergeben. Insofern, möchte ich gerne einfach meine Gedanken als Privatperson Marianne Labisch dagegen stellen wo wir sehr unterschiedlicher Meinung sind.
 
Zu Die Retardierten
Wahrscheinlich hat Michael Iwoleit in seinem Vorwort zur Story von Maike Braun verallgemeinert und im Prinzip sollte man das eher nicht tun, aber auch ich nehme es so wahr, dass das Thema gendergerechte Sprache nirgendwo so ernst genommen wird, wie im wissenschaftlichen Bereich, dort wird den Mitarbeitern sogar häufig vorgeschrieben, diese Sprache zu verwenden, egal, ob sie nun dahinter stehen oder nicht. (Das hat schon ein wenig was von Diktatur.) Nicht jeder, der nicht gendert, ist ein sexistisches Arschloch. Ich halte auch nichts von gendergerechter Sprache und ich bin eine Frau. Ich glaube auch nicht, dass jeder Text, der geschrieben wird, ein Frauenbild präsentieren muss, das wir uns vielleicht wünschen, das aber in der Realität noch längst nicht Standard geworden ist. Ja, ich glaube auch, dass Autoren versuchen sollten, die Leser zum Nachdenken zu animieren, aber sie dürfen die Wirklichkeit nicht ausblenden. Solange es Frauen gibt, die mit Haushalt und Kindern völlig ausgelastet sind und sich dabei wohlfühlen, solange darf über diese Frauen geschrieben werden. Meiner Meinung nach muss auch nicht in jeder Story eine queere Person auftauchen, besonders dann nicht, wenn der Autor sich in deren Welt nicht auskennt und nicht dazu recherchieren mag.
 
Zu Fast Forward
Es gibt immer verschiedene Lesarten und Geschmäcker. Man muss sich meistens auf eine Story einlassen, um zu verstehen, wie sie gemeint sein könnte. Ich habe es so gelesen, dass der Sex mit zum Programm gehört und mit dazu beitragen soll, dass er sich von seiner Ex distanziert. Ich denke, es wird dem Mann vorgespielt, dass viele Jahre vergehen, damit er die Trennung im Laufe der Zeit immer besser wegstecken kann. (Die Zeit heilt …) Ich finde nicht, dass der Autor die unvorhergesehene Wendung irgendwie hätte ankündigen können, ohne die Überraschung zu zerstören. Die Idee, dass ein Programm angeboten wird, um Trennungsschmerz besser und/oder schneller zu überwinden, das fand ich interessant, weil das in meinen Augen eine gewisse Gesellschaftskritik darstellt. Sind wir nicht alle versucht, unseren Schmerz zu reduzieren? Und ist das nicht bis zu einem gewissen Grad legitim? Aber wo endet dieser Grad? Und wer legt das fest? Mir hat dieser Denkansatz gefallen.
 
Zu Am Scheideweg:
Wirklich Neues wird wohl relativ selten verfasst, daher habe ich den Anspruch beim Lesen nicht, ganz neue Inhalte zu entdecken. Dass es in einer Beziehung nur um Sex geht und die Frauen in der Hinsicht nichts zu sagen haben, das lese ich beim besten Willen nicht aus dem Text.
 
Zu Ein Shoppingmall-Sonnenuntergang
Meiner Meinung nach, geht aus dem Text klar hervor, dass er keinesfalls ironisch zu verstehen ist, vielmehr wird der Charakter als kein sehr freundlicher Mensch dargestellt. Meiner Meinung nach dürfen Rückblenden durchaus im Präsens verfasst sein. Ich verwende diesen Kniff auch gerne, wenn ich die Vergangenheit versuche gegenwärtig zu machen.
Wenn ich im Vorwort sage, dass wir gute Geschichten suchen, dann hat das bei mir nicht in erster Linie damit zu tun, dass die Frauen fortschrittlich, selbstbewusst, erfolgreich und wenn irgendmöglich auch queer zu sein haben, sondern, dass die Story unterhalten soll. Wenn sie zudem noch gut geschrieben ist, wird das gerne angenommen.
Bei Maikes Geschichte lässt die Frau sich ganz von alleine den Chip entfernen, ohne, dass ein Mann sie dazu ermuntert hätte.
 
Zu Unverbaubarer Blick über die Bucht
ich denke, dass es in der Story nicht in erster Linie um die Hauptprotagonisten ging, sondern vielmehr um die seltsamen Türme, darum, wie wir mit Dingen umgehen, die wir uns nicht erklären können. Aber das ist nur meine Interpretation, die auch falsch sein kann. Auf jeden Fall schätzte ich solche Geschichten, die mich zum Nachdenken anregen. Was könnte der Autor gemeint haben? 
 
Zu Die Chimäre
Ich lasse bei der Story komplett außen vor, wer sie verfasst hat und was ich persönlich vom Verfasser halte.
Die Story hat mich unterhalten, weil ich in diesem Wahn zur vermeintlichen Perfektionierung Parallelen zur Realität sehen konnte. Ich sehe C-Promis, die sich Rippen entfernen lassen, um eine Puppentaille zu haben, ich sehe junge Mädchen, die sich die Lippen aufspritzen, ihre Bilder aufhübschen und ich denke, das wird hier kritisiert, dass es Einzelne gibt, die ein vermeintliches Schönheitsideal vorgeben, denen alle hinterherlaufen. Und ich möchte nicht wissen, wie das erst aussehen wird, wenn tatsächlich immer mehr Möglichkeiten existieren. Es gibt schon heute Menschen, die sich Ösen in die Haut am Rücken stanzen lassen, um sie wie bei einem Korsett zuzammenziehen zu können. Es gibt, welche, die sich Elfenohren machen und die Zunge spalten lassen. Ich finde, das alles wird hier nur logisch weiter gedacht.
Ich habe nicht gelesen, dass die Ausgestellten keine Erlaubnis erteilt hätten, wenn ich mich recht entsinne, wird das gar nicht thematisiert. Und auch hier sehe ich Parallelen zur Realität, wenn ich an die Körperwelten denke. Ich persönlich habe keine große Lust, mir so eine Ausstellung anzusehen, aber ich sehe, dass sie gut besucht werden und das seit Jahren.
Ich habe auch keine Person im Text gefunden, die sich am Aussehen der Exponate aufgegeilt hätte. Das findet, glaube ich zumindest, nur in deinem Kopf statt und könnte sogar als Unterstellung gewertet werden. Warum die Ausstellung rassistisch sein soll, nur weil du sagst, dass alle als weiß dargestellt werden, weiß ich auch nicht. Und ich bin mir gar nicht sicher, ob die Hautfarbe überhaupt thematisiert wird. Dazu müsste ich die Story noch einmal lesen.
 
zu Der Gast
Ich finde es nicht gut, wenn Geschichten ausschließlich daraufhin abgeklopft werden, ob nun Frauen darin vorkommen oder nicht. Wann die Story spielt, ob das in 50 Jahren ist, oder zu einer anderen Zeit, wird nicht erwähnt.
Es gibt unterschiedliche Geschmäcker und ich finde das auch gut so, denn ich fände es fürchterlich langweilig, wenn wir alle die gleichen Storys gut fänden, dann hätten wir keine Diskussionsgrundlage mehr. Insofern ist es für mich völlig in Ordnung, dass diese Geschichte dir nicht gefallen hat.
 
Zu Biofilm 1983
Auch hier sind, wie immer und überall, verschiedene Sichtweisen zulässig. Das fehlen von Namen und ein vager Weltenbau könnten bewusst, als Stilelemente des Mächens, gewählt worden sein.
 
Zu Briefe an eine imaginäre Frau
Es ist schon verdammt interessant, wie unterschiedlich zwei Personen ein und denselben Text lesen und beurteilen können. Vorab, bevor es nachher untergeht: Du schreibst, es sei der Text eines Narziss, der versuche, sich selbst zu lieben, aber daran scheitere. Was im Klartext hieße, es ist kein Narziss, denn der zeichnet sich ja nun mal durch die Eigenliebe aus.
Nun zum Rest: Ja, es mag sein, dass einige Sätze lang waren, es mag sein, dass der Text vielleicht noch hätte gekürzt werden können, aber das wären dann schon alle Gemeinsamkeiten, die wir in der Beurteilung haben.
Für mich war es der schonungslos offene und ehrliche Text einer zu tiefst unglücklichen Person, die nach der wahren Liebe sucht und sie nicht erkennt, wenn sie direkt vor ihm steht.
Dass die Personen sich selbst optimieren und dann auch noch auf den Trichter kommen, ihre Umwelt zu »verschönern« ist aus meiner Sicht auch Gesellschaftskritik. Iwoleit sieht ja die Nachteile und er verliebt sich ja nicht in die optisch perfekte Frau, sondern in eine, die älter ist, als all die anderen »Schönheiten«.
Er schreibt allerdings auch, dass der Optimierungswahn sich nicht auf Frauen beschränkt, alle wollen einfach nur Perfekt sein.
Dass er seine Geschichte nicht schönt, indem er vorgibt ein anderer, besserer Mensch zu sein, macht ihn mir sympathisch, wo es dich vor ihm ekelt. Aber ich hatte das Thema auch schon einmal bei einem anderen Autor, wo es mich beim ersten Lesen auch abgeschreckt hat. Aber dann habe ich mir überlegt, dass auch dazu, zu seinen Schwächen offen zu stehen, ein gewisser Mut gehört und es im Prinzip sehr einfach wäre, gewissen Gedanken einfach auszusparen.
Der Text soll ja eine völlig offene Beichte an diese eine Frau sein, die er nicht findet. Er berichtet aus seiner Vergangenheit, so wie sie halt gewesen ist, ungeschönt.
Ich hätte es als völlig unrealistisch empfunden, wenn er keine sexuellen Erlebnisse gehabt hätte. Ich habe es so wahrgenommen, dass es für ihn – und auch für seine ganze Umwelt – einfach dazu gehört. Dass er keine Gefühle für seine Partnerinnen aufbringen konnte, empfand ich als Makel, den er selbst erkannt hat, aber nicht beheben konnte. Auch dafür hatte er mein Mitgefühl. Ich stelle mir das nicht besonders schön vor. Mir hat dieser Text ganz außerordentlich gut gefallen.
 
Zu deinem Fazit:
Wenn überwiegend Texte von Männern eingereicht werden, kann man leider nicht mehr Texte von Frauen bringen. So einfach ist das.
 
Mit deinem Rassismus und Sexismusvorwurf schießt du meiner Meinung nach deutlich übers Ziel hinaus. Denn der Text, in dem du Rassismus vermutest, spielt er überhaupt keine Rolle. Da geht es vielmehr darum, wie Menschen mit ihren vermeintlichen Mängeln umgehen und sich optimieren.
Der Redaktion vorzuwerfen, sie suche geradezu nach Texten, in denen alte Frauenbilder bedient werden, ist aberwitzig. Du kennst die Texte, die eingereicht werden nicht, somit kannst du auch nicht beurteilen, was angenommen und was abgelehnt wird. Wenn ich Frauen dazu auffordere, Texte einzureichen, dann gewiss nicht, weil wir vorhaben, die alle auszusortieren, weil sie uns zu fortschrittlich sind. Wenn ich das tue, dann deshalb, weil ich gerne mehr Texte von Frauen in Nova sehen würde. Und wie du leider nicht mehr sehen wirst, weil du ja dein Urteil schon gefällt hast, hat sich Aiki Mira dazu entschlossen, einen Text einzureichen, der auch angenommen wurde und in der nächsten Ausgabe erscheinen wird. Was deine Vermutung/deinen Vorwurf, wir würden keine Frauentexte annehmen, wohl widerlegen dürfte.
 
Auf deinen Vorwurf des Sexismus und Rassismus kann von der Redaktion aus nicht in Vorworten eingegangen werden, weil sie schlicht nicht vorhanden sind. Nicht jeder, der etwas gegen das Gendern hat, sich vielleicht sogar darüber lustig macht, ist ein Sexist. Und nicht jeder, der übereifrige Feministinnen nicht besonders leiden kann, ist deshalb transfeindlich. Wo nimmst du das nur her, Jol? Warum fühlst du dich da angegriffen, wo es doch tatsächlich etliche Personen gibt, die es übertreiben? Auf allen Seiten gibt es die. Ich habe und hatte nie etwas gegen queere Personen. Und das wird auch so bleiben. Und ich finde auch nicht, dass eine Story Mist ist, nur weil keine queere Person vorkommt, oder weil die Frau lieb und nett ist. Ich finde nicht, dass man Autoren, die solche durchaus immer noch realistische Personen darstellen, als unaufmerksame Deppen hinstellen sollte, die einfach zu dumm sind, das gewünschte Frauenbild zu präsentieren. Vielleicht tun sie es ganz bewusst.
Ja, wir sollten mehr darauf achten, nicht sexisisch oder rassistisch zu sein, aber ich glaube nicht, dass wir dieses Ziel erreichen, indem wir es einfach mal Autoren unterstellen, wenn uns die Protagonisten nicht genehm sind.
Noch schlimmer finde ich es, Personen in rechte Ecken zu Stellen nur weil sie dem VDS angehören. Wäre mal interessant zu erfahren, was Didi Hallervorden zu dem Vorwurf sagen würde.
Ach, ich schätze, der würde es mit Humor nehmen und sagen er könne den Leuten nicht vorschreiben, was sie denken sollen …
 
Wahrscheinlich täte uns allen etwas mehr Humor gar nicht so schlecht.
 

Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach!
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
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Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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#110 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 05:58

Danke, Marianne, sehr interessant! Ich bin übrigens der Meinung, dass man durchaus Anthologien rezensieren darf (oder Magazine), in denen man selbst auch vertreten ist und sowohl Jol als auch ich selbst haben das schon gemacht. Die anderen Geschichten sind ja von anderen Menschen. Beim Fazit könnte es dann natürlich schwierig werden ... aber im Ernstfall kann das ja dann wegfallen, ich zumindest verzichte manchmal auch so darauf, wenn ich einfach nur die Perlen rezensiere und die restlichen Geschichten vielleicht nicht so mein Fall waren.

 

Ich finde es gut, dass wir uns jetzt wieder sehr nah an den Geschichten bewegen. Ich bin versucht, MKIs Novelle jetzt einfach aus diesem Anlass erneut zu lesen, um mehr dazu sagen zu können, denn auch ich habe offenbar eine total andere Version davon gelesen als Jol und finde mich in Mariannes Worten eher wieder.

 

Zu Dyrnbergs Geschichte: Ich fand die Pointe sehr wohl vorbereitet. Die Gedanken der Figur drehen sich um seine beendete Beziehung, auch im Abstand. Die Pointe war überraschend, ja, aber im Nachhinein einleuchtend, was meines Erachtens die besten Pointen der Welt sind. Ich denke, ich gehe mal los und lese auch diese Geschichte nochmal, die beiden gehören sowieso zu meinen Best-Of in diesem Jahr. 

 

Hat Jol denn wirklich gesagt, eine Story sei "Mist, weil keine queere Figur vorkommt"? Ich habe das so gelesen, dass Jol gelesen hat, dass im Vorwort Kritik an Queerfeminismus geübt wird und das hat Jol dann aufgegriffen und kritisiert. Ich habe nicht gelesen, dass eine Story explizit dafür kritisiert wurde, weil keine queeren Figuren vorkommen (wobei das schon vorgekommen ist*). Dass der Frauenanteil manchmal etwas mau war, wurde aus meiner Sicht kritisiert, aber dafür gibt es ja sogar ein Fachwort, das hat Jol ja nicht erfunden (Stichwort Bechdel Test). 

 

Mit dem VDS-Vorwurf gehe ich auch nicht mit, nur sicherheitshalber weise ich darauf hin, dass das nicht Teil der Rezension war, sondern hier während der Diskussion fiel.

 

* In der Vergangenheit hat Jol Rosenberg Anthologien schon daraufhin begutachtet, ob nonbinäre Figuren vorkommen. Meines Erachtens aber nicht mit dem Fazit "Kommt keine vor, daher Mist". Ich habe das eher als sehr persönliche und subjektive Untersuchung empfunden, Jol ist selbst nonbinär und möchte wissen, ob Leute wie they repräsentiert werden oder nicht. Unsichtbar zu sein nervt. Sichtbar gemacht zu werden macht deutlich mehr Spaß, daher verstehe ich, dass Jol da ein Augenmerk drauf hat, mehr als die meisten. Ich glaube, das macht they auch transparent.

Daraus den Schluss zu ziehen: Keine nonbinären, daher Mist, fände ich schräg, aber diesen Schluss habe ich so bei Jol nicht gelesen. 

 

Was auch ein bisschen untergegangen ist, vielleicht, weil der Ton der Rezension nicht unbedingt unscharf ist: Eine Geschichte wird von Jol sehr gelobt. Wer them sonstige Rezension kennt, wird wissen, WIE SELTEN das vorkommt. Das ist RICHTIG SELTEN, Leute! Das ist quasi der Adel! 

Und im Fazit steht zwar, Jol werde die NOVA vorerst nicht mehr lesen, aber das wird abgemildert dadurch, dass sich das ändern würde, wenn "eine deutliche Änderungen des nach außen sichtbaren Konzepts" erkennbar ist. Da habe ich von Jol aber schon ganz andere Fazits gelesen.

 

Was das reaktionäre Frauenbild betrifft: Darüber würde ich gern noch etwas länger nachdenken und ggf. auch diskutieren, wenn wir das hier hinkriegen. Ich habe das nämlich auch nicht so gesehen. Aus den Erfahrungen der letzten zwei Jahre habe ich gelernt, dass die Werte bezüglich des Frauenbilds und Sexismus sehr unterschiedlich sein kann und die Grenze keineswegs klar ist (sondern sowas von unklar!). Wir hatten das im Athos-Thread auch. Ich habe den Roman gelesen und genossen und keinen Sexismus gesehen, andere sehen das ganz ganz anders. Offenbar ist das so ähnlich auch hier.

Es wäre ja schön, wenn mehr Leute sich melden würden, die die Ausgabe auch gelesen haben?

 

Edit: Ich bin auch eine Frau, aber das macht mich nicht zur Expertin für Sexismus. Es erhöht massiv die Chancen, dass ich schon Opfer von Sexismus geworden bin, klar, aber das heißt nicht, dass ich diesen Sexismus auch bemerkt habe (sehr oft habe ich ihn erst im Nachhinein bemerkt). 

In einem anderen Forum habe ich oft auf aus meiner Sicht sehr eindeutigen Sexismus aufmerksam gemacht in Texten und da gab es eine Frau, die mir jedes Mal widersprochen hat sinngemäß mit "Ach, ich hab damit kein Problem, ich sehe das ganz entspannt, ich bin auch eine Frau und weiß das dann ja."

Das hat mich massiv aufgeregt und total wahnsinnig gemacht. Ich möchte wenigstens mal versuchen zu vermeiden, hier jemanden derart wahnsinnig zu machen. ;-)


Bearbeitet von Rezensionsnerdista, 12 Oktober 2022 - 06:08.

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#111 Uwe Post

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 08:33

Nur ein kurzer Einwurf, Marianne: Wir versuchen beim Future Fiction Magazine auch, darauf zu achten, dass möglichst mehrere Texte von Frauen veröffentlicht werden. Eine 50:50-Quote erreichen zu wollen, ist schon deshalb Unsinn, weil es anscheinend weniger aktive SF-Autorinnen als Autoren gibt (wieso das so ist, darum soll es hier nicht gehen). Der Knackpunkt ist aber, dass man sich meines Erachtens als Herausgeber schon bemühen kann, auch wenn es schwierig ist, das Verhältnis etwas ausgewogener hinzubekommen als 1:7 oder so, und zwar indem man Autorinnen direkt anspricht und fördert. Ich denke, lediglich auf Einsendungen zu warten, kann nur dann funktionieren, wenn man sicher sein kann, dass genug ausgewogenes und hochwertiges Material dabei ist. Beim FFM ist das definitiv nicht der Fall, deshalb akquirieren wir proaktiv. Vielleicht wäre das für Dich auch eine Option.


Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#112 My.

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 09:15

Es erhöht massiv die Chancen, dass ich schon Opfer von Sexismus geworden bin, klar, aber das heißt nicht, dass ich diesen Sexismus auch bemerkt habe 

 

Medialer Sexismus gegen Männer
 
„Worte können verletzen, sie können beleidigen. Und doch scheint es in Ordnung, wenn Männer in den Medien als ‚unverbesserliche Muttersöhnchen‘ bezeichnet werden. Warum?“ Das fragt Nadine Brügger in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Erkenne man sie schon an ihren Sternzeichen? Brügger zitiert die Süddeutsche Zeitung: „Als Leverkusens Trainer Gerardo Seoane in Berlin zwei 16-Jährige auf den Platz stellte, schrieb man bei der SZ von ‚milchbärtigen Bubis‘.“ Bekanntlich sind sexistische Bezeichnungen bei Frauen nicht in Ordnung, bleiben aber bei Männern gänzlich ungestraft. Das „dürfte an den noch immer geltenden gesellschaftlichen Normen liegen, die auch im Jahr 2022 dazu einladen, von ‚einem richtigen Mann‘ zu sprechen. Solange Männer ‚echte Kerle‘ sein sollen, braucht es als Gegenstücke ‚Bubis und Weicheier‘. Es wäre an der Zeit, damit aufzuhören“, findet Brügger. (nzz.ch (Bezahlschranke))

 

 

 
 
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Bearbeitet von My., 12 Oktober 2022 - 09:15.


#113 Amtranik

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 11:12

Nur ein kurzer Einwurf, Marianne: Wir versuchen beim Future Fiction Magazine auch, darauf zu achten, dass möglichst mehrere Texte von Frauen veröffentlicht werden. Eine 50:50-Quote erreichen zu wollen, ist schon deshalb Unsinn, weil es anscheinend weniger aktive SF-Autorinnen als Autoren gibt (wieso das so ist, darum soll es hier nicht gehen). Der Knackpunkt ist aber, dass man sich meines Erachtens als Herausgeber schon bemühen kann, auch wenn es schwierig ist, das Verhältnis etwas ausgewogener hinzubekommen als 1:7 oder so, und zwar indem man Autorinnen direkt anspricht und fördert. Ich denke, lediglich auf Einsendungen zu warten, kann nur dann funktionieren, wenn man sicher sein kann, dass genug ausgewogenes und hochwertiges Material dabei ist. Beim FFM ist das definitiv nicht der Fall, deshalb akquirieren wir proaktiv. Vielleicht wäre das für Dich auch eine Option.

Die Frage, die sich mir jetzt hier stellt, ist die folgende. Warum macht man das? Wieso ist Geschlecht so wichtig, dass man das eine fördert und das andere nicht? Warum sollte ein Geschlecht jetzt benachteiligt werden, eben weniger gefördert als ein anderes nur, weil die Zahlen unterschiedlich sind, was doch wohl auf unterschiedliche Interessen und eben nicht auf flächendeckende Diskriminierung zurückzuführen ist. Wieso wird ein Ungleichgewicht und eine daraus sich ergebende gefühlte Ungerechtigkeit dadurch besser, indem ich selber ungerecht agiere, um die angenommen bestehende auszugleichen? Oder anders gesagt. Warum wird der junge von mir aus, um es ganz plakativ darzustellen, superwoke sich nichts zuschulden hat kommende Autor dafür bestraft, dass er, um es in Worten der Queerbewegung auszudrücken, von der Gesellschaft als Mann gelesen wird? Ist das nicht zutiefst sexistisch gedacht? Da scheint mir ein Konzept wie bei Nova, gleiches Recht für alle, jeder der einreicht, bekommt seine Chance, egal ob er sich für weiblich, männlich, non-binär oder die Wiedergeburt von Philip K. Dick hält weitaus fairer.



#114 My.

My.

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 11:46

Da scheint mir ein Konzept wie bei Nova, gleiches Recht für alle, jeder der einreicht, bekommt seine Chance, egal ob er sich für weiblich, männlich, non-binär oder die Wiedergeburt von Philip K. Dick hält weitaus fairer.

 

Sic!

 

My.



#115 Mammut

Mammut

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 12:27

Warum wird der junge von mir aus, um es ganz plakativ darzustellen, superwoke sich nichts zuschulden hat kommende Autor dafür bestraft, dass er, um es in Worten der Queerbewegung auszudrücken, von der Gesellschaft als Mann gelesen wird? Ist das nicht zutiefst sexistisch gedacht? Da scheint mir ein Konzept wie bei Nova, gleiches Recht für alle, jeder der einreicht, bekommt seine Chance, egal ob er sich für weiblich, männlich, non-binär oder die Wiedergeburt von Philip K. Dick hält weitaus fairer.

 

Wie nennt man sowas? Thema verfehlt? Oder antwortest du überhaupt nicht auf die hier stattfindende Diskussion zu Nova und speziell der Ausgabe 31, sondern willst dein ganz allgemeines Statement abgeben?

 

Fakt ist ja, die vorliegende Ausgabe ist eine Büffelparty. Es sind also nur Männer vertreten. Laut Jol (ich habe die Ausgabe nicht gelesen) sind die dargestellten Rollenbilder sehr "traditionell". 

 

Der hier erfolgte Aufruf, den ich mal an der Rezension festmache, heißt doch, mehr Vielfalt wagen und entsprechend auch vielfätige Autoren zu versammeln, die dieses angeprangerte Schema durchbrechen und entsprechende Geschichten verfassen. Das Diversity Vorteile bei Gruppenzusammensetzungen hat, ist glaube ich so wenig strittig wie die von Menschen verursachte Erderwärmung, die du ebenfalls in Abrede stellst.

Dementsprechend wäre es für eine Anthologie/Magazin nicht von Nachteil, wenn die Geschichtenerzähler nicht nur Männer mit ähnlichem Hintergrund sind und wenn die Macher des Magazins da nicht nur die Hände in den Schoss legen, sondern da auch aktiv versuchen, Vielfalt zu bieten, tja, was spricht da jetzt dagegen? Welcher superwoke Autor ist denn jetzt nicht in Nova 31 vertreten, weil dort NULL Frauen ihm den Platz streitig gemacht haben? :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:

 

Ich gebe dir insofern Recht, es ist wichtig, das die Geschichte zählt, nicht (oder nicht nur) der Erzähler. Aber den Status Quo zu verteidigen, in dem man sagt, dann werden diejenigen benachteiligt, die vorausssichtlich bevorteilt werden, das ist ja eine Lachnummer sondergleichen.

 

Erzähl uns doch mal, warum Nova 31 nicht dem Bild entspricht, das Jol hier zeichnet. Aber bitte keine Plattheiten wie "Jungen werden diskriminiert, weil sich nicht als gestandene Männer in den Nachrichten dagestellt werden. Hier ist doch die intelektuelle Speerspitze der SF vertreten, da darf man doch mehr erwarten als tiefstes Stammtischgeplauder.

 

Ich bin gespannt wann My. irgendwas nicht passt und er den Ordner wieder schließt. Hoch lebe die Freiheit der Diskussion!


Bearbeitet von Mammut, 12 Oktober 2022 - 12:30.


#116 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 13:25

Moin moin,

 

es wurde in einem früheren Thread meiner Erinnerung nach ja schon etabliert, dass 

a) NOVA gern mehr Einreichungen von Frauen hätte (das bekräftigt ja auch Marianne im Vorwort)

b) dass sie nicht aktiv Einsendungen von Frauen ablehnen, nur weil sie von Frauen sind (das wurde in dem Thread auch auf aus meiner Sicht sehr humorvolle und glaubhafte Weise von MKI versichert)

 

Tatsache ist also: Es reichen dort weniger Frauen ein. Weniger als die rund 40% Frauen und nonbinären Personen, die im Jahr 2021 nach meiner Zählung deutschsprachige Kurzprosa veröffentlicht haben. Wir sprechen hier also nicht von einer totalen Minderheit, sondern einem durchaus bemerkenswerten Anteil unserer SF-Schaffenden. 

 

Die Frage, die sich stellt, ist also: Warum reichen da weniger Frauen ein?

 

Ich kann mich ja jetzt auch selbst fragen, denn ich bin eine Frau und ich schreibe SF-Kurzprosa und habe in 2021 einen Text und in 2022 bereits vier SF-Kurzgeschichten eingereicht, keine davon bei NOVA. Sondern bei Exodus, bei einer Hirnkost-Anthologie, beim ElsterCon-Buch, bei einer Ausschreibung von Marianne und bei meiner eigenen SF-Steampunk-Anthologie. 

Warum also nicht bei der NOVA?

 

In meinem speziellen Fall würde ich sagen: nun, noch nicht. Ich habe das durchaus noch vor. Der Schritt, bei Mariannes Traumorte-Ausschreibungen einzureichen, hatte auch den Hintergedanken: Mal schauen, ob sie meine Prosa schon mal gut findet. Das würde ja definitiv schon mal helfen! (Abgesehen davon hat sich dieser spezielle Text für Mariannes Ausschreibung förmlich aufgedrängelt.)

 

Als ich neu war, habe ich erstmal alles gelesen, was es in der Szene so gab und es war gleich klar, dass NOVA und Exodus sehr weit vorn standen, weil die qualitativ einfach geil sind. Warum ich zunächst bei der Exodus eingereicht hatte, hatte eher damit zu tun, dass ich mit Angelika gemeinsam geschrieben habe und sie die Bilder in der Exodus so toll findet und gern welche für unsere Story gehabt hätte. 

Ich habe mich aber auch etwas vor MKI gefürchtet. Das führte aber nicht dazu, dass ich speziell die NOVA gemieden hätte, es hat eher dazu geführt, dass ich generell noch ein Jahr länger mit Einreichungen gewartet habe, nachdem ich seine Kurzgeschichtenrückblicke in den SF Jahren gelesen hatte. Die waren ja eher, nun, ich sage mal: direkt und er hat die Leute nicht wirklich geschont.

Ich zog daraus den Schluss, dass ich lieber noch ein paar hundert Klassiker lesen sollte und mir einige Testleser:innen anschaffen, die mich davor bewahren, irgendeinen Müll einzureichen, der später auch noch veröffentlicht wird. (Rückblickend hätte ich natürlich auch einfach bei der NOVA einreichen können und darauf vertrauen, dass MKI schon merkt, wenn ich Müll schreibe ;-) ). 

Von heute aus gesehen würde ich sagen: Das war in meinem Fall auch ganz gut so. Es hat die Prosa garantiert nicht schlechter gemacht. 

Und wenn ich mir die 400+ SF-Kurztexte so anschaue, die pro Jahr veröffentlicht werden, würde ich mir wünschen, dass mehr Menschen ein Jahr länger warten und eine Handvoll Testleser:innen erstmal ordentlich durchlesen lassen. 

 

Warum aber die bereits jetzt sehr fähigen und kompetenten Autor:innen (ob nb oder weiblich) in so kleiner Zahl bei der NOVA einreichen, weiß ich eben nicht und das interessiert mich. 

 

Btw, in der nächsten Exodus sind auch nicht allzu viele nichtmännliche Namen. Das Weltenportal hat einen erstaunlich kleinen Männer-Durchschnitt. Vielleicht kennt Chris Grimm Tricks, die er verrät?

 

Ein kleines Wort noch zu Jörg, in der Hoffnung, dass wir trotzdem beim Thema bleiben: Qualität geht vor allem. Auch für mich. Das weißt du. Aber irgendwie sehe ich nicht, dass Frauen generell schlechtere SF schreiben als Männer. Und, wie gesagt, im Fall der NOVA wird selbstverständlich nach Qualität entschieden, aber offenbar (laut früherer Aussagen) reichen gar nicht erst ausreichend viele Frauen ein, dass man für jede Ausgabe Texte hätte, die auch mal nicht von Herren sind. 

 

Liebe Grüße, Yvonne


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#117 Amtranik

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 13:35

Wie nennt man sowas? Thema verfehlt? Oder antwortest du überhaupt nicht auf die hier stattfindende Diskussion zu Nova und speziell der Ausgabe 31, sondern willst dein ganz allgemeines Statement abgeben?

 

Diese Kritik steht Dir natürlich frei und wie bereits aus dem Quote ersichtlich, antworte ich direkt auf Uwe Posts Beitrag. Deine Frage scheint mir also überflüssig zu sein.

 

Fakt ist ja, die vorliegende Ausgabe ist eine Büffelparty. Es sind also nur Männer vertreten. Laut Jol (ich habe die Ausgabe nicht gelesen) sind die dargestellten Rollenbilder sehr "traditionell". 

 

Mit den Fakten ist das so eine Sache. Offensichtlich hast du nicht nur nicht die Ausgabe gelesen, sondern auch nicht die Kritik von Jol oder die Beiträge anderer, denn sonst hätte dir wohl kaum entgehen können, dass mit „die Retardierten“ die Geschichte eines sich nicht männlich definierenden Menschen in der Ausgabe enthalten ist.

 

Der hier erfolgte Aufruf, den ich mal an der Rezension festmache, heißt doch, mehr Vielfalt wagen und entsprechend auch vielfätige Autoren zu versammeln, die dieses angeprangerte Schema durchbrechen und entsprechende Geschichten verfassen. Das Diversity Vorteile bei Gruppenzusammensetzungen hat, ist glaube ich so wenig strittig wie die von Menschen verursachte Erderwärmung, die du ebenfalls in Abrede stellst.

Dementsprechend wäre es für eine Anthologie/Magazin nicht von Nachteil, wenn die Geschichtenerzähler nicht nur Männer mit ähnlichem Hintergrund sind und wenn die Macher des Magazins da nicht nur die Hände in den Schoss legen, sondern da auch aktiv versuchen, Vielfalt zu bieten, tja, was spricht da jetzt dagegen? Welcher superwoke Autor ist denn jetzt nicht in Nova 31 vertreten, weil dort NULL Frauen ihm den Platz streitig gemacht haben? :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:

 

Ich bin schon immer ein Freund davon gewesen, dass Dinge, die als Tatsachenbehauptung dargestellt werden, am besten mit Fakten belegt werden sollten. Das ist Dir ja schon mal bei Deinem Beitrag nicht so gut gelungen. Von daher. Ich weiß nicht, welche Gruppen in welchen Bereichen und zu welchen Gelegenheiten von Diversität profitieren. Und man müsste hier auch ganz genau und exakt sein. Wie ist Diversität definiert? Anhand von Geschlechtern? Anhand von Ethnie? Anhand von sozialer Stellung? Anhand von Bildung? Alter? Weltanschauung? Alles zusammen? Ansonsten glaube ich, dass Du hier einen Graben suchst, wo gar keiner ist.

 

Ich gebe dir insofern Recht, es ist wichtig, das die Geschichte zählt, nicht (oder nicht nur) der Erzähler. Aber den Status Quo zu verteidigen, in dem man sagt, dann werden diejenigen benachteiligt, die vorausssichtlich bevorteilt werden, das ist ja eine Lachnummer sondergleichen.

 

Wenn ich eine Gruppe von Menschen bewusst bevorzugt behandle, benachteilige ich eine andere. Sollte eigentlich klar sein. Ich verteidige auch nicht den Status Quo, indem ich sage, ich finde den Weg, alle gleichzubehandeln den richtigen. Das unterstellt ja, dass alle gleichzubehandeln schuld am Status Quo wäre und somit durch Ungleichbehandlung korrigiert werden müsste. Ich denke, hier liegt das prinzipielle Missverständnis.

 

Erzähl uns doch mal, warum Nova 31 nicht dem Bild entspricht, das Jol hier zeichnet. Aber bitte keine Plattheiten wie "Jungen werden diskriminiert, weil sich nicht als gestandene Männer in den Nachrichten dagestellt werden. Hier ist doch die intelektuelle Speerspitze der SF vertreten, da darf man doch mehr erwarten als tiefstes Stammtischgeplauder.

 

Ich habe nur die Kurzgeschichten gelesen und habe hier teilweise eine dezidiert andere Beurteilung bestimmter Werke als Jol. So weit, so normal. Ich bin hier näher bei der Einschätzung von Marianne Labisch oder Yvonne Tunnat. Auch für mich ist die Kurzgeschichte von Dyrnberg bisher eine, der besten, die ich im Jahrgang gelesen habe, wobei Yvonne da viel mehr gelesen hat als ich.

 

Ich bin gespannt wann My. irgendwas nicht passt und er den Ordner wieder schließt. Hoch lebe die Freiheit der Diskussion!

 



#118 Amtranik

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 13:42


 

Ein kleines Wort noch zu Jörg, in der Hoffnung, dass wir trotzdem beim Thema bleiben: Qualität geht vor allem. Auch für mich. Das weißt du. Aber irgendwie sehe ich nicht, dass Frauen generell schlechtere SF schreiben als Männer. Und, wie gesagt, im Fall der NOVA wird selbstverständlich nach Qualität entschieden, aber offenbar (laut früherer Aussagen) reichen gar nicht erst ausreichend viele Frauen ein, dass man für jede Ausgabe Texte hätte, die auch mal nicht von Herren sind. 

 

Liebe Grüße, Yvonne

Wie bei so vielem, kann ich dir da nur zustimmen liebe Yvonne.


Bearbeitet von Amtranik, 12 Oktober 2022 - 13:42.


#119 Mammut

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 13:47

Du hast natürlich Recht. Nova 30 war die Büffelparty. Hier ist Maike Braun vertreten.

Zitat:

wird der junge von mir aus, um es ganz plakativ darzustellen, superwoke sich nichts zuschulden hat kommende Autor dafür bestraft, dass er, um es in Worten der Queerbewegung auszudrücken, von der Gesellschaft als Mann gelesen wird

 

Da kann ich dir leider nicht mehr widersprechen. Das ist natürlich jetzt echt diskriminierend für alle weißen alten Männer wie mich, die dadurch nicht in Nova 31 publizieren konnten.


Bearbeitet von Mammut, 12 Oktober 2022 - 13:49.


#120 Amtranik

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Geschrieben 12 Oktober 2022 - 13:57

Du hast natürlich Recht. Nova 30 war die Büffelparty. Hier ist Maike Braun vertreten.

Zitat:

wird der junge von mir aus, um es ganz plakativ darzustellen, superwoke sich nichts zuschulden hat kommende Autor dafür bestraft, dass er, um es in Worten der Queerbewegung auszudrücken, von der Gesellschaft als Mann gelesen wird

 

Da kann ich dir leider nicht mehr widersprechen. Das ist natürlich jetzt echt diskriminierend für alle weißen alten Männer wie mich, die dadurch nicht in Nova 31 publizieren konnten.

Wir können das gerne auch umdrehen. In den Kindergärten und Grundschulen gibt es zu weit über 90 % weibliche Lehrkräfte. Sollten diese jetzt gezielt Männer suchen und einstellen, um die Dominanz der Frauen in diesen Berufen zu bekämpfen? Ich bin der Meinung, nein. Es steht jedem frei, diesen Beruf zu ergreifen oder auch nicht.




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