Moin,
ich arbeite gerade an einer Rezension auf meinem Blog, in dem ich vor allem Aikis Geschichte sehr genau auseinandernehme. Mal zu den Geschichten, zu denen ich hier noch nichts gesagt habe:
Emil Kaschka: "Das Labyrinth"
Bei dieser Geschichte bin ich nicht sicher, ob ich sie komplett verstanden habe. Ein bisschen musste ich an "Vor dem Gesetz" von Kafka denken, was ich auch nie verstanden habe, aber irgendwie immer gut fand.
Hier würde ich gern nur einen Satz herausgreifen:
"Wer aus dem Labyrinth findet, ist unsterblich ... schreibt er in sein Buch. Es ist Nacht und sein Mantel zu dünn ... oder bereit zu sterben. Aber das ist dasselbe."
Das Labyrinth scheint eine Allegorie zu sein. Was mir ganz gut gefallen hat, ist außerdem, das oft andere Sinne angesprochen wurden, wie Geruch oder Geschmack. Auch wenn die Dinge manchmal nach Dingen riechen oder schmecken, die ich mir nicht ganz vorstellen kann. Was vermutlich Absicht ist.
Rolf Krohn: "Ganz am Rande"
Hier sind jene im Vorteil, die eher Augentiere sind (ich bin eher auditiv). Der Ich-Erzähler ist ein Künstler und was so visuell beschrieben wird hier in bemerkenswerten Details, war an mich ein bisschen verschwendet. Ich habe mich dann an Ausdrücken wie "Farbrezept für mein Bild" erfreut.
Moni Schubert: "Department for Special Purposes"
Oft schon habe ich (auch öffentlich) in Frage gestellt, ob es eine gute Idee ist, in Kurzgeschichten lange Zeitspannen zu behandeln. Ein bisschen aufs Dach bekommen habe ich da durchaus auch schon, weil mir Autor:innen versicherten, das sei schon in Ordnung, es gäbe ja auch die eher weiter gefasste Erzählung, in der man das dürfe. Nun, dann sagen wir mal, das hier ist eine Erzählung, die sich von 1941 bis 2023 erstreckt. Ich sehe auch ein, dass es für die Geschichte und die durchaus beachtenswerte Pointe notwendig war, das genauso zu erzählen. Es führt nur (zumindest in diesem Fall für mich dazu), dass ich immer wieder aus dem Erzählfluss herausgerissen werde.
Thomas Grüter: "Meine künstlichen Kinder"
Die Story hat mich wieder voll mitgenommen. Sie war leicht gruselig, was wohl an den beiden künstlichen Kindern liegt, die mir eben aufgrund jener Künstlichkeit etwas suspekt waren. Auch wenn es um diese Kinder primär wohl gar nicht geht, sondern mehr um die Beziehung der Hauptfigur zu Susan, die einst seine Partnerin war. Der Schluss war böse und gut erzählt.
Andreas Debray: "Copycabana"
Phantasievoll, originell und sehr überzeugend im ersten Drittel - und schwerer zu folgen gegen Ende hin. Ich finde diese "Service-Center"-Situation des Ich-Erzählers zu Beginn der Geschichte sehr unterhaltsam und die Ideen bezüglich Rechenaufwand der sogenannten "Open World" (die weniger offen ist, als man meinen möge), sowie die Überlegungen dazu, warum die Zeit als älterer Mensch scheinbar so schnell vergeht, hochinteressant. Dann wird die Story allerdings recht abgefahren. Trotzdem, gute Story, ich habe einige neue Ideen zur SF herausgelesen, oder zumindest neue Teil-Ideen oder eine neue Art, damit umzugehen. Ein neuerliches Lesen würde sich auch hier lohnen. (Die Story von Aiki habe ich zweimal gelesen.)
Ich bin gespannt, was ihr noch so zu sagen habt. Ich bin schon drin in "
Am Anfang war das Bild" und habe dort die ersten drei Storys gelesen.