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NOVA 32


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101 Antworten in diesem Thema

#61 Naut

Naut

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Geschrieben 09 Januar 2023 - 14:16


 

 

Dann rede ich jetzt mehr mit Männern/Autoren und bitte sie einzeln, sich bessere Beschreibungen einfallen zu lassen. Die Szene ist ja winzig. Bis Weihnachten 2023 habe ich mit allen gesprochen. :-)

Sollte ich je wieder eine Geschichte schreiben, dann melde ich mich bei Dir und lasse sie durchsehen! ;) Ernsthaft: Danke für den Hinweis, solche Einzelanalysen finde ich extrem hilfreich.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#62 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 09 Januar 2023 - 14:20

Sollte ich je wieder eine Geschichte schreiben, dann melde ich mich bei Dir und lasse sie durchsehen! ;) Ernsthaft: Danke für den Hinweis, solche Einzelanalysen finde ich extrem hilfreich.

 

Na ja, es ist ja nicht so, dass meine Frühwerke aus 2005/2006 groß anders wären, ich habe gerade frisch am Wochenende erst wieder zwei gelesen. Da werden auch irre viele Klischees bedient. (Wenn ich als schreibende Frau auch eher selten Frauen so sexualisiert beschrieben habe, grins)

 

Ich hoffe nur auf die Zukunft und vielleicht macht ja die Welt dabei mit. Dich habe ich ja immerhin schon mal erreicht. *g


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#63 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 17 Januar 2023 - 11:10

Hey, wer möchte sich zu Christoph und mir für den Lesezirkel gesellen? Hat nicht schon jemand die NOVA erhalten, es müsste ja viele mit Abo in diesem Forum geben?

 

Benjamin Hirth: The war is over

Das Vorwort erinnert mich daran, wie unsagbar lange Babel-17 von Delany schon auf meinem SuB liegt, es bildet dort vermutlich gemeinsam mit Dune den Rekord. Ich fürchte aber, beides muss noch etwas warten.

 

Die ersten Seiten sind irre redundant. Hätte man da nicht extrem viel kürzen können? Mir fallen auch viele Textstellen auf, die zwar vielleicht nicht direkt phrasenreich, aber doch für meinen Geschmack viel zu mainstreamig klingen; das heißt, ich habe solche Formulierungen schon zu oft woanders gelesen und wünsche mir mehr Frische. Und ja, das ist durchaus möglich! Kürzlich habe ich erst einen Text von Endres gelesen, der an sich ganz gut war, aber ebenfalls so mainstreamig, da hatte ich fast Lust, das mal in aller Tiefe zu analysieren.

 

Der Auslöser der Story ist, dass der Professor verschwunden ist, nackt aus seinen Kleidern (die noch daliegen) und das bringt den Erzähler aus der Fassung. Er kann selbst auch gar nicht französisch und ist auf den Professor alleine schon wegen der Verständigung angewiesen. Es herrscht Krieg mit Frankreich und sie sind seit zwei Wochen eingesperrt. Das wird übrigens auf mehrere Arten und Weisen immer mal wieder erwähnt, als hätte Hirth vergessen, danach die Erzählung zu straffen (was angesichts einer Lesezeit von dreißig Minuten sowieso eine gute Idee gewesen wäre).

 

Eine klare Stärke von Wirth sind aus meiner Sicht die sehr starken Verben, er geht echt gekonnt mit ihnen um!

 

In der ersten Hälfte der Story irrt der Erzähler umher, findet nur leere Uniformen und Zerstörung. Da ist zweiffellos größtenteils gut geschrieben (aber zu lang!), für mich beginnt die Story erst so richtig, als er doch Menschen trifft und Wirth sich sehr mutig und gelungen an der schriftlichen Darstellung von Gebärden versucht, gut lesbar, nachvollziehbar und möglicherweise auch total authentisch, gut von Gebärden in Schrift übersetzt (da ich keine Gebärden kann, muss ich das einfach glauben).

Die Grammatik zieht er nicht durch (was auch ganz gut ist, weil es sonst vermutlich für mich als Leserin zu anstrengend gewesen wäre), einzig die Anführungszeichen lässt er weg, was ich plausibel finde, da sie ja mit dem Körper sprechen.

Die Idee mit dem Virus finde ich richtig gut. 
Eine ganze Weile lang bin ich von der Geschichte so gefesselt, dass ich sie nach Aikis Story für die beste im Heft halte. Der Schluss verliert mich - es kommt ein für mich absolut nicht vorbereiteter Twist, bei dem ich nicht mitgehen kann. Habe ich etwas überlesen? Ist Wirth nichts eingefallen?

Wie schade!

 

Hin und wieder finde ich aber einiges, das mir sprachlich sehr gut gefällt und ein Beispiel für frische Formulierungen bringt:

  • Zu diesem Zeitpunkt fauchten bereits Jagdbomber über den Himmel (herrliches Beispiel für die Art, die Wirth Verben nutzt, echt toll!)
  • Einzig der schmiedeeiserne Zaun streckt tapfer ein paar verlorene, geschwungene Spitzen daraus empor (sehr schöne Personifizierung durch das Adjektiv)

 

Beispiele, was ich für mainstreamige Formulieren halte:

  • von einer Sekunde auf die andere
  • mein Herz beginnt zu rasen (wobei direkt danach kommt: "wie ein Kühlaggregat im Schmelzofen", aber rast das dann echt? Bitte um Aufklärung!)
  • innerhalb eines Wimpernschlags
  • vom Professor fehlt jede Spur (womit er es ziemlich oft erwähnt hat, auf viele Arten und Weisen, das meine ich u. a. mit Redundanz)
  • von einem Augenblick zum nächsten
  • Meine Knie werden weich
  • ehe mir dasselbe Schicksal blüht
  • mich an den letzten Rest Normalität zu klammern
  • der klägliche Versuch
  • das alles über Nacht beiseite zu wischen
  • Hals über Kopf
  • dass ich sie am Haken habe

 

Übrigens werden diese Formulierungen ab der zweiten Hälfte deutlich seltener. Wenn ich mehr als tausend Treffer bekomme, wenn ich eine metaphorische Wendung google, ist mir das zu viel. "Meine Knie werden weich" hat fast achttausend.

 

Champs de Mars fand ich als Weltenbau übrigens sehr cool. Da mindestens einhundert Jahre vergangen sind seit 1945, muss es nach 2045 spielen, ganz passt das nicht, weil später noch mal dreißig Jahre vergangen sein müssen für etwas, das in unserer Gegenwart noch nicht der Fall ist, was für ein Datum nach 2053 spricht. Nun gut, haut einigermaßen hin. Scheint jedenfalls Near Future zu sein.

 

 

Edit: Ich hätte dann noch zwei Ideen mehr, die das Vorwort von MKI ergänzen, so eine Art freches Nachwort, was The New Kid on The Block noch zu dem eingefallen ist, was der jahrzehntelange Kenner der SF aus meiner Sicht im Vorwort vergessen hat :-) (Man möge meine Worte mit viel Humor sehen!)

 

Trotz der vielen Unterschiede habe ich an die Story Speech Sounds von Octavia Butler von 1983 gedacht, auch da gibt es eine Krankheit, hat auch mit Sprache zu tun, wenn auch anders. Es gibt Parallelen, die ich interessant finde.

Und dann gibt es eine deutlich neuere Story, und zwar in der Anthologie Macht und Wort (in der MKI auch selbst vertreten ist), und zwar von Heidrun Jänchen. Die Grosse Stille. Auch da gibt es eine Epidemie und hier zerstört sie Sprache. Hat also auch Parallelen zu Butlers Story, und es kommt eine Person vor, die Gebärden kann, auch wenn diese das kann, weil sie selbst gehörlos ist und nicht, weil die Schwester dies ist.

 

Mir persönlich gefällt Speech Sounds am besten und ich finde sie am spannendsten, aber auch die anderen beiden, von Jänchen und auch Wirth, haben was. 


Bearbeitet von Rezensionsnerdista, 17 Januar 2023 - 12:55.

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#64 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 18 Januar 2023 - 07:09

Brandon Crilly (Kanada) »Remembrance« (Gedächtnis)

Laut ISFDB ist die Story erst einmal vorher erschienen (Publikation, die ich nicht kenne), ich kannte die Geschichte aber, vielleicht war sie noch in irgendeinem Best-Of, das die ISFDB nicht listet. Edit: Ach so, es war in der Internova Nummer 1, die habe ich ja auch gelesen.

 

Mir hatte sie schon beim ersten Lesen gefallen. Die Übersetzung ist übrigens sehr gelungen. Ach, hätte ich Geld und noch mehr Zeit, ich würde MKI einstellen und dafür sorgen, dass endlich wieder im großen Stil die richtig coolen SF Short Storys aus dem anglo-amerikanischen Raum übersetzt werden (und vielleicht finden wir auch ein paar Menschen für andere Sprachen). 

Das ist eine dieser ultra-kurzen SF-Storys, die trotzdem alles haben was man braucht, aber natürlich auch echt schnell zum Punkt kommen. Für die Qualität spricht schon, dass ich mich schon auf Seite 2 erinnert habe, dass ich die Geschichte kenne und auch, worum es geht und wie es ungefähr ausgeht. 

Wenn man mir das schon so nett übersetzt, lese ich es gern noch mal!

Und es geht um mein Lieblingsthema, Trauer. Und auch posttraumatische Störung, was ein gutes Thema ist (wenn auch nicht mein Lieblingsthema), außerdem Familie und starke, familienähnliche Freundschaft. Starke Story!

Jetzt bin ich gerade mitten in dem Tiptree-Aufsatz von MKI, den ich zwar auch schon kenne, aber die Übersetzung gern noch mal lese. Ich hatte damals schon ein wenig nachgeholt (Her smoke rises up forever und auch Nine Lives von Le Guin), ich schätze, dass ich den Aufsatz direkt nach dem Erscheinen der NOVA 31 gelesen hatte und dann Kurzgeschichten nachgeholt. 

 

Schöne Ausgabe bisher mit einem klaren Highlight für mich. Insgesamt deutlich weniger "Hä, raffe ich nicht"-Storys als in Ausgabe 31, daher womöglich stärker, wenn ich auch sage, dass ich in Nr 31 zwei Storys für den KLP nominiert habe und ich hier bisher nur eine zum Jahresend-Wieder-Lesen markiert habe.


Bearbeitet von Rezensionsnerdista, 18 Januar 2023 - 09:54.

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#65 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 Januar 2023 - 10:11

Ich habe die NOVA Ausgabe dann gestern durchgelesen. Die drei Nachrufe auf Franke haben sich super ergänzt! Total unterschiedlich. Es war irgendwie schräg und schön, die direkt hintereinander zu lesen. 

 

Der Artikel von MKI hat mir auch sehr gut gefallen, es ist einfach herrlich, wenn er so schwärmt. Man kennt ihn ja sonst so streng, wenn er deutschsprachige Kurzgeschichten anjammert (was ich inzwischen gut nachvollziehen kann). Da ist es gut, sich daran zu erinnern, dass er eigentlich quasi DER Kurzgeschichten-Enthusiast unserer Szene ist, ich kenne kaum jemanden, der so begeistert vom kurzen Format ist. 

 

However, mir hat die Ausgabe wieder sehr gut gefallen. Ich habe keine Ahnung, wie ihr es schafft, diese Qualität schon so lange zu halten. Ich bin Fan. 


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#66 My.

My.

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Geschrieben 22 Januar 2023 - 14:03

Carsten Kuhr auf phantastiknews.de:

https://www.phantast...atur-32-magazin

 

Sein Fazit:

 

Was hat mich persönlich nun besonders angesprochen?

Aika Miras Beitrag besticht durch seine leisen Zwischentöne. Hier gelingt es der Autorin uns die Figuren, deren Schicksal und ihre Welt mit fast skizzenhaften Pinselstrichen miterlebbar zu machen.

Ähnlich leise Töne schlägt Wolf Welling an. Auch er zeigt uns eine Seele, die gemartert, die verstümmelt wurde und letztlich dem Druck nachgegeben und resigniert hat. Dass die Handlung aktuelle Entwicklungen rund um die Umerziehungslager der Uiguren verklausuliert aufgreift, macht sie höchst aktuell.

Frank W. Haubold hat mich mit seiner Geschichte ähnlich berührt, wie der Beitrag des Kanadiers Brandon Crilly. Beide präsentieren dem Leser Charakter-Studien - hier der Veteran, der seine Schuld, überlebt zu haben verarbeiten will, dort der Kleriker, der an sich, seiner Mission und seinem Glauben zweifelt. Beides sind wunderbar eindringliche Erzählungen, die ob der inneren Sorgen und Nöte der Figuren im Gedächtnis bleiben.

Insgesamt, wie gewohnt, sind alle Storys handwerklich gut verfasst, überraschen, verblüffen und berühren - eben das, wofür „Nova“ immer stand und steht.

 

 

My.


Bearbeitet von My., 22 Januar 2023 - 14:03.


#67 Achim Stößer

Achim Stößer

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Geschrieben 24 Januar 2023 - 17:41

Ich habe die NOVA Ausgabe dann gestern durchgelesen. Die drei Nachrufe auf Franke haben sich super ergänzt! Total unterschiedlich. Es war irgendwie schräg und schön, die direkt hintereinander zu lesen.

Ich habe bisher nur den Nachruf Franz Rottensteiners für Herbert W. Franke gelesen, aber dadurch ist mir klar geworden, warum ich kein Cyberpunk-Fan bin (während das bisher nur ein vages Bauchgefühl war).



#68 Gast_fancy_*

Gast_fancy_*
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Geschrieben 25 Januar 2023 - 15:51

Hey, wer möchte sich zu Christoph und mir für den Lesezirkel gesellen? Hat nicht schon jemand die NOVA erhalten, es müsste ja viele mit Abo in diesem Forum geben?
 
Benjamin Hirth: The war is over
Das Vorwort erinnert mich daran, wie unsagbar lange Babel-17 von Delany schon auf meinem SuB liegt, es bildet dort vermutlich gemeinsam mit Dune den Rekord. Ich fürchte aber, beides muss noch etwas warten.
 
Die ersten Seiten sind irre redundant. Hätte man da nicht extrem viel kürzen können? Mir fallen auch viele Textstellen auf, die zwar vielleicht nicht direkt phrasenreich, aber doch für meinen Geschmack viel zu mainstreamig klingen; das heißt, ich habe solche Formulierungen schon zu oft woanders gelesen und wünsche mir mehr Frische. Und ja, das ist durchaus möglich! Kürzlich habe ich erst einen Text von Endres gelesen, der an sich ganz gut war, aber ebenfalls so mainstreamig, da hatte ich fast Lust, das mal in aller Tiefe zu analysieren.
 
Der Auslöser der Story ist, dass der Professor verschwunden ist, nackt aus seinen Kleidern (die noch daliegen) und das bringt den Erzähler aus der Fassung. Er kann selbst auch gar nicht französisch und ist auf den Professor alleine schon wegen der Verständigung angewiesen. Es herrscht Krieg mit Frankreich und sie sind seit zwei Wochen eingesperrt. Das wird übrigens auf mehrere Arten und Weisen immer mal wieder erwähnt, als hätte Hirth vergessen, danach die Erzählung zu straffen (was angesichts einer Lesezeit von dreißig Minuten sowieso eine gute Idee gewesen wäre).
 
Eine klare Stärke von Wirth sind aus meiner Sicht die sehr starken Verben, er geht echt gekonnt mit ihnen um!
 
In der ersten Hälfte der Story irrt der Erzähler umher, findet nur leere Uniformen und Zerstörung. Da ist zweiffellos größtenteils gut geschrieben (aber zu lang!), für mich beginnt die Story erst so richtig, als er doch Menschen trifft und Wirth sich sehr mutig und gelungen an der schriftlichen Darstellung von Gebärden versucht, gut lesbar, nachvollziehbar und möglicherweise auch total authentisch, gut von Gebärden in Schrift übersetzt (da ich keine Gebärden kann, muss ich das einfach glauben).
Die Grammatik zieht er nicht durch (was auch ganz gut ist, weil es sonst vermutlich für mich als Leserin zu anstrengend gewesen wäre), einzig die Anführungszeichen lässt er weg, was ich plausibel finde, da sie ja mit dem Körper sprechen.
Die Idee mit dem Virus finde ich richtig gut. 
Eine ganze Weile lang bin ich von der Geschichte so gefesselt, dass ich sie nach Aikis Story für die beste im Heft halte. Der Schluss verliert mich - es kommt ein für mich absolut nicht vorbereiteter Twist, bei dem ich nicht mitgehen kann. Habe ich etwas überlesen? Ist Wirth nichts eingefallen?
Wie schade!
 
Hin und wieder finde ich aber einiges, das mir sprachlich sehr gut gefällt und ein Beispiel für frische Formulierungen bringt:

  • Zu diesem Zeitpunkt fauchten bereits Jagdbomber über den Himmel (herrliches Beispiel für die Art, die Wirth Verben nutzt, echt toll!)
  • Einzig der schmiedeeiserne Zaun streckt tapfer ein paar verlorene, geschwungene Spitzen daraus empor (sehr schöne Personifizierung durch das Adjektiv)
Beispiele, was ich für mainstreamige Formulieren halte:
  • von einer Sekunde auf die andere
  • mein Herz beginnt zu rasen (wobei direkt danach kommt: "wie ein Kühlaggregat im Schmelzofen", aber rast das dann echt? Bitte um Aufklärung!)
  • innerhalb eines Wimpernschlags
  • vom Professor fehlt jede Spur (womit er es ziemlich oft erwähnt hat, auf viele Arten und Weisen, das meine ich u. a. mit Redundanz)
  • von einem Augenblick zum nächsten
  • Meine Knie werden weich
  • ehe mir dasselbe Schicksal blüht
  • mich an den letzten Rest Normalität zu klammern
  • der klägliche Versuch
  • das alles über Nacht beiseite zu wischen
  • Hals über Kopf
  • dass ich sie am Haken habe
Übrigens werden diese Formulierungen ab der zweiten Hälfte deutlich seltener. Wenn ich mehr als tausend Treffer bekomme, wenn ich eine metaphorische Wendung google, ist mir das zu viel. "Meine Knie werden weich" hat fast achttausend.
 
Champs de Mars fand ich als Weltenbau übrigens sehr cool. Da mindestens einhundert Jahre vergangen sind seit 1945, muss es nach 2045 spielen, ganz passt das nicht, weil später noch mal dreißig Jahre vergangen sein müssen für etwas, das in unserer Gegenwart noch nicht der Fall ist, was für ein Datum nach 2053 spricht. Nun gut, haut einigermaßen hin. Scheint jedenfalls Near Future zu sein.
 
 
Edit: Ich hätte dann noch zwei Ideen mehr, die das Vorwort von MKI ergänzen, so eine Art freches Nachwort, was The New Kid on The Block noch zu dem eingefallen ist, was der jahrzehntelange Kenner der SF aus meiner Sicht im Vorwort vergessen hat :-) (Man möge meine Worte mit viel Humor sehen!)
 
Trotz der vielen Unterschiede habe ich an die Story Speech Sounds von Octavia Butler von 1983 gedacht, auch da gibt es eine Krankheit, hat auch mit Sprache zu tun, wenn auch anders. Es gibt Parallelen, die ich interessant finde.
Und dann gibt es eine deutlich neuere Story, und zwar in der Anthologie Macht und Wort (in der MKI auch selbst vertreten ist), und zwar von Heidrun Jänchen. Die Grosse Stille. Auch da gibt es eine Epidemie und hier zerstört sie Sprache. Hat also auch Parallelen zu Butlers Story, und es kommt eine Person vor, die Gebärden kann, auch wenn diese das kann, weil sie selbst gehörlos ist und nicht, weil die Schwester dies ist.
 
Mir persönlich gefällt Speech Sounds am besten und ich finde sie am spannendsten, aber auch die anderen beiden, von Jänchen und auch Wirth, haben was.

 

Hey, da gehst du ja ganz schön ins Detail, Yvonne.
 
Ich bin nicht so schlecht auf althergebrachte Phrasen zu sprechen, wie du und ich gebe zu bedenken, dass die häufig besser sind, als auf Teufel-komm-raus- neue, die nicht passen. Da habe ich auch schon manchmal mit den Ohren geschlackert. (He, he schon wieder eine Phrase, sorry.) Ich finde auch die Wiederholungen zu Beginn irgendwie logisch, denn damit versucht der Protagonist ja, sich mit den gegebenen Umständen, die ihm immer noch irrational vorkommen, abzufinden. 
Ich fand das Ende übrigens voll logisch.

Spoiler

 


Ich habe die NOVA Ausgabe dann gestern durchgelesen. Die drei Nachrufe auf Franke haben sich super ergänzt! Total unterschiedlich. Es war irgendwie schräg und schön, die direkt hintereinander zu lesen. 

 

Der Artikel von MKI hat mir auch sehr gut gefallen, es ist einfach herrlich, wenn er so schwärmt. Man kennt ihn ja sonst so streng, wenn er deutschsprachige Kurzgeschichten anjammert (was ich inzwischen gut nachvollziehen kann). Da ist es gut, sich daran zu erinnern, dass er eigentlich quasi DER Kurzgeschichten-Enthusiast unserer Szene ist, ich kenne kaum jemanden, der so begeistert vom kurzen Format ist. 

 

However, mir hat die Ausgabe wieder sehr gut gefallen. Ich habe keine Ahnung, wie ihr es schafft, diese Qualität schon so lange zu halten. Ich bin Fan. 

Es freut mich sehr, dass dir die Ausgabe gut gefallen hat, Yvonne. 


Ich habe bisher nur den Nachruf Franz Rottensteiners für Herbert W. Franke gelesen, aber dadurch ist mir klar geworden, warum ich kein Cyberpunk-Fan bin (während das bisher nur ein vages Bauchgefühl war).

Freut mich sehr, Achim, dass du mitliest. Bin gespannt, was du zum Rest sagen wirst. 



#69 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 26 Januar 2023 - 13:04

Ich bin nicht so schlecht auf althergebrachte Phrasen zu sprechen, wie du und ich gebe zu bedenken, dass die häufig besser sind, als auf Teufel-komm-raus- neue, die nicht passen. Da habe ich auch schon manchmal mit den Ohren geschlackert. (He, he schon wieder eine Phrase, sorry.) Ich finde auch die Wiederholungen zu Beginn irgendwie logisch, denn damit versucht der Protagonist ja, sich mit den gegebenen Umständen, die ihm immer noch irrational vorkommen, abzufinden.  

 

Man hat ja mehr als nur zwei Möglichkeiten. Die von mir bemängelte Möglichkeit ist, (außerhalb der Dialoge) auf herkömmliche Phrasen zurückzugreifen. Die von dir bemängelte Möglichkeit ist, komplett unangemessene Vergleiche zu nutzen, die einen total aus dem Textfluss hauen.

 

Beispiel:

Phrase: Er blieb wie angewurzelt stehen

unangemessene Metapher: Er kam zum Halten wie ein Zug, bei dem ein Betrunkener versehentlich die Notbremse gezogen hatte

 

Es gibt aber ja noch drei weitere Möglichkeiten (vielleicht noch mehr, aber die fallen mir spontan ein):

neutral: Er blieb stehen (einfach ohne Metapher)

Details hinzufügen: Er blieb so abrupt stehen, dass er dabei ein wenig das Gleichgewicht verlor und leicht nach vorn schwenkte

 

Und natürlich auch ein frisches, eigenes Bild, das aber angemessen ist und die meisten Lesenden nicht raushaut:

eigenes Bild: Er blieb stehen, als ob sich vor ihm eine Bahnschranke herabgesenkt hatte (na gut, dass ist spontan echt schwer, daher findet man auch so selten gute neue Bilder)

 

 

 

Je nach Situation kann jede dieser Möglichkeiten angemessen seine. Eine Häufung von altbekannten Phrasen finde ich als Leserin fast immer unpassend. Manchmal könnte es trotzdem passen, je nach Text und je nach Erzählstimme. Ich würde das ungern verallgemeinern, weil ich sicher bin, jemand findet ein gutes Gegenbeispiel, dass auch mich als ausgemachte Phrasen-Gegnerin umstimmen würde. 

Eine neutrale Formulierung ist immer möglich (eine Phrase ist ja immer eine Metapher, es sei denn, man hat beispielsweise wirklich ein Boot im Schlepptau, dann ist das keine Phrase, sondern eine neutrale Beschreibung, wenn ich aber zu Fuß meinen kleinen Sohn ihm Schlepptau habe, ohne dass irgendwo ein Tau zu sehen ist oder Wasser, ist das eine Phrase) und daher gibt es keine Ausrede dafür, dass man eine Phrase nutzen musste.

Kein eigenes Bild zu haben finde ich verständlich und in Ordnung, das geht eben nur, wenn man wirklich einen guten Einfall hat.

Recht häufig genieße ich Details eben sehr. 

 

Gestern habe ich eine Kurzgeschichten von Lisa Taddeo gelesen und war sehr beeindruckt. Manchmal wurde eben etwas gesagt nicht mit den naheliegendsten Worten, ich empfand den Text als literarisch sehr geglückt.

So etwas hier zum Beispiel:

she can’t imagine her mother in the ground and her father above it.
 

Es gab auch gewagte frische Bilder, die mir gefallen haben, Beispiel:

The bartender gave her gonorrhea, which she didn’t even know still existed, and it made her feel older than her mother’s chewed Nicorette gum, frozen in time and lodged like the miniature porcelain animal figurines, seals and bunnies, that had been left inside the old lady’s old Volvo.

 

Oder wie man eine Person total schnell mit zwei Einzelheiten ein wenig charakterisieren kann und gleichzeitig das Stilmittel der Übertreibung ein wenig strapaziert:

Her name was Molly. She had a hundred brothers. Her youth was brutal.

 

Es gab unglaublich viele coole Stellen in dem Text, einige gewagt, einige einfach genial. Habe das Lesen sehr genossen. Da war fast nichts, was ich so schon mal vorher gelesen habe. Das mag ich eben beim Lesen sehr. Wer mich kriegen will, muss eben weitgehend auf Phrasen verzichten.

 

Was die Wiederholung in Wirths Text zu Beginn betrifft, bin ich noch nicht überzeugt, dass das so dargestellt werden muss. Das hat Rob Hart mal in dem Roman The Store gemacht, um die immer gleichen Tage der beiden Hauptpersonen zu schildern, er hat einige Tage hintereinander beschrieben mit fast den gleichen Worten. Streng szenisch. Wenn ich das Buch gehabt hätte, hätte ich das Lesen da abgekürzt, beim Hörbuch war das schon hart langweilig. Für mich zog sich das eben beim Wirth-Text auch. Dann darf man ruhig mal schreiben "er lief eine Stunde durch die Stadt, nirgends ein Mensch zu sehen" oder etwas ähnliches. Ich muss keine gefühlte Stunde darüber lesen, wie er durch die Stadt rennt und keinen trifft. :-)

 

However, nichtsdestotrotz eine gute Story, aber auch deine Erklärung überzeugt mich noch nicht von dem Schluss, leider.


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#70 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 30 Januar 2023 - 10:17

Am Wochenende habe ich mit der Lektüre von NOVA 32 begonnen. Bislang habe ich den Essay "Aber ich habe geliebt" sowie zwei Kurzgeschichten gelesen. Nach der Lektüre des Essays habe ich festgestellt, dass sich meine Ideen weit unter dem Niveau der vorgestellten Erzählung bewegen. Allerdings hat Alice Sheldon auch nicht konstant in dieser Qualität schreiben können.

 

Ricky Wilhelmson: »Planetare Verteidigung«

Eine kurze und knackige Geschichte, die ich mit einem Lächeln auf den Lippen abgeschlossen habe. Die dramatische Ironie ist klasse.

 

Aiki Mira: »Nicht von dieser Welt«

Nicht mein Ding. Allerdings hätte ich gerne mehr über die Welt erfahren, in der die Geschichte spielt. Sprachlich ansprechend. Einige Passagen habe ich zweimal gelesen und mir gedacht: "Oh, das ist gut. So etwas lese ich nicht allzu häufig."

Die Tipps der Mutter halte ich teilweise für äußerst fragwürdig. Dazu muss man verdammt kaltschnäuzig sein. Die Geschichte bezieht dazu keine Stellung, also kann es nur die Leserschaft tun. Vielleicht ist der Mangel an Empathie Kern der Erzählung. Die Art der Nahrungsbeschaffung gegen Ende der Geschichte weist darauf hin. Pragmatisch vielleicht richtig, aber heftig. Witzigerweise wird das früh in der Geschichte angedeutet.


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#71 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 30 Januar 2023 - 10:31

Es ist sooo cool, dass du nun auch liest und hier mitmachst!

 

Ja, ich glaube, wenn wir alle versuchen, nur noch zu veröffentlichen, was auf dem Niveau der besten Tiptree-Veröffentlichungen ist, haben wir nur noch eine sehr kleine Kurzgeschichtenszene. Eine SEHR kleine, eine zu kleine.

 

Gut wäre, wenn wir uns in der Mitte träfen. Keine 450 Kurzgeschichten pro Jahr mehr (und ja, so viele waren es in 2022) und aber auch nicht nur die fünf, die womöglich mit Tiptree mithalten können. Dann wären wir bei knapp über zweihundert, was den Vorteil hätte, dass man es schaffen könnte, alle zu lesen und hoffentlich die besten zweihundert veröffentlicht würden (sonst wäre nicht viel gewonnen). 

 

 

Miras Prosa ist oft so, dass keine Stellung bezogen wird und das uns überlassen wird. Ist eine große Stärke beim Roman Neongrau, finde ich. Ich fand die Kurzgeschichte großartig :-)

 

Liest du nicht chronologisch oder schweigst du zu einigen?


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#72 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 30 Januar 2023 - 11:06

Liest du nicht chronologisch oder schweigst du zu einigen?

 

Ich lese nach Lust und Laune. Da ich momentan ein Stimmungstief habe, versuche ich, zuerst leichtere Geschichten zu finden. Das Stimmungstief ist teilweise selbstverschuldet, da zwei Geschichten von mir beim Schreiben in eine sehr düstere Richtung gegangen sind. Vielleicht ändere ich das später.


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#73 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 31 Januar 2023 - 09:32

Thomas Grüter: Auf eigene Gefahr
Ja, der Titel passt. Gut aufgezogen mit einer überraschenden Wendung, die ich nicht vorausgesehen habe. Zwei Charaktere haben mir leid getan, weil die komplett verarscht werden. Caveat emptor – der Käufer hüte sich.
 
Brandon Crilly: Gedächtnis
Die Geschichte zeigt, wozu eine bestimmte Technologie eingesetzt werden könnte. Das erscheint mir glaubhaft. Auch die Reaktion der Tochter, welche die Schnauze voll hat, kommt mir stimmig vor. Den Schluss empfinde ich als ein wenig offen, aber was sollte man an der Stelle noch sagen?

Bearbeitet von J. A. Hagen, 31 Januar 2023 - 09:39.

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#74 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 01 Februar 2023 - 09:42

Victoria Sack: Obsoleszenz

Mir gefällt die Geschichte.

Die Frustration der Minenarbeiter kann ich verstehen; ich bin auch schon mal gefeuert worden. Das rechtfertigt jedoch nicht, was sie tun.

Politiker unterschätzen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Erfindung. Von Lobpreisung zu Verdammung, also eine 180-Grad-Wende. Vorstellbar.

 

Die Geschichte mag nichts Neues bieten, aber das menschliche Verhalten wiederholt sich ja auch ständig.
Es gibt halt Leute, die auf empfundenes Unrecht mit Aggression reagieren und einen Sündenbock suchen, der bestraft werden muss.

 

Victoria Sacks Geschichte verweigert die Antwort darauf, wer nun Recht hat. Opfer werden zu Tätern. Manche sind nur Opfer. Hobbes wird der Satz zugeschrieben: "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf." In der Geschichte ist es genauso. Ist es okay, zur Gewalt zu greifen, nur weil man auf der Verliererseite steht?

Ich habe mir jedenfalls gedacht: "Verdammt noch mal, genauso würde es vermutlich ablaufen."

Edit: Die Geschichte habt bei mir einige unangenehme Erinnerungen wachgerufen, die nichts mit der Erzählung zu tun haben. Da habe ich Dinge vermengt, die nicht zusammen gehören. Daher habe ich den Beitrag bereinigt.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 02 Februar 2023 - 10:42.

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#75 J. A. Hagen

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Geschrieben 03 Februar 2023 - 09:47

Ich habe über die Geschichte von Victoria Sack nachgedacht. Ich glaube, der Schluss bedeutet soviel: Für die Opfer interessiert sich irgendwann keiner mehr, solange sie nicht politisch oder wirtschaftlich von Belang sind. Schwamm drüber.

Die Novelle von Frank W. Haubold habe ich begonnen. Bei der ersten Illustration von Uli Bendick dachte ich: "He, das ist doch die Loreley." Nicht ganz, wie mir die Anmoderation verraten hat. Manchmal verwendet mir der Autor zu viel Adjektive. Der Ton der Erzählung klingt für mich altmodisch, passt aber zum Inhalt. Ich weiß nicht, ob Frank W. Haubold immer in diesem Stil schreibt, oder ob er den Tonfall der Erzählung anpasst. Bislang habe ich ein knappes Drittel gelesen.

Werden die Illustrationen auch in diesem Thread kommentiert? Ich meine, auch da machen sich Leute Arbeit. Ich favorisiere die Arbeiten von Detlef Klewer, Uli Bendick und Victoria Sack. Ausdrucksstark sind jedoch alle Illustrationen.


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#76 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 Februar 2023 - 10:04

Wir können alles besprechen was wir wollen!

Ich habe nur Mal wieder nicht auf die Illustrationen geachtet

Von Haubold kenne ich zwei Kurzgeschichten aus den Visionen damals (2 und 3), die waren beide sehr gut und nicht so viele Adjektive.
Ich vermute, dass er es also bewusst macht hier

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#77 J. A. Hagen

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Geschrieben 03 Februar 2023 - 10:07

Ich habe nur Mal wieder nicht auf die Illustrationen geachtet.

 

Ich schaue mir die immer mit als erstes an. Allerdings bin ich auch ein Augenmensch und reagiere stark auf visuelle Reize.


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#78 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 Februar 2023 - 10:18

Bei p.machinery fallen die Illustrationen bei Print mehr auf. Ich habe ja das eBook.

Von jenseits der Traumgrenze hatte ich beides und das war schon ein Unterschied, ob man Briefmarkengröße hat oder eine ganze Seite.

Vermutlich werde ich mir die Nova eines Tages als Print zulegen müssen, irgendwo wird sich Platz im Regal finden müssen

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#79 J. A. Hagen

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Geschrieben 04 Februar 2023 - 14:22

Weiter zu Haubolds "Das Mädchen aus dem Jenseits":

 

Inhaltlich und formal gut gemachtes Handwerk. Ein sauber verarbeiteter Stuhl mit einigen Ornamenten. Oder, da Frank W. Haubold laut Wikipedia in Sachsen geboren wurde, und ich mir die Anspielung nicht verkneifen kann: ein Uhrwerk aus Glashütte mit einigen Zierschliffen.

Pluspunkte gebe ich für den optimistischen, vielleicht auch humanistischen Grundton sowie den vorhandenen sense of wonder.

 

Adrians innerer Konflikt zwischen Begierde und religiösen Geboten – wahrscheinlich eine Anspielung auf die Leibfeindlichkeit der katholischen Kirche – finde ich gut dargestellt. Eine Zeitlang habe ich befürchtet,

Spoiler

 

Zwar ist Lalena naiv, aber das passt zu ihrem Hintergrund.

 

Ob man eine körperlich ausgewachsene Frau im Titel als Mädchen bezeichnen muss? Vielleicht ist das eine Anspielung auf Hans Christian Andersens "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern". Eine hochgradig bittere Erzählung, deren Ende Terry Pratchett in "Schweinsgalopp" (Hogfather) nachträglich korrigiert hat, wofür ich ihm dankbar bin. Möglicherweise hat Frank W. Haubold mit der vorliegenden Erzählung eine warmherzige Variante der "kleinen Meerjungfrau" verfasst.


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#80 J. A. Hagen

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Geschrieben 04 Februar 2023 - 14:47

Karsten Lorenz: Geliebte Savona

 

Formal solide gemacht. Yvonne hat mal den Ausdruck "Inquits" für Verben der sprachlichen Äußerung gebraucht. Aus meiner Sicht muss man Inquits wie "sagte" oder "fragte" zwar nicht inflationär verwenden, aber ich mag es nicht, laufend so etwas wie "säuselte", "entschied", "stieß ich hervor" oder "gestand" zu lesen. Ist nicht mein Ding. Andere mögen das anders sehen.

 

Der innere Konflikt der Hautfigur ist nachvollziehbar, weil es um eine schwere Entscheidung geht. Die überraschende Wendung geht an mir vorbei. Das klingt für mich wie

Spoiler

 

Erachte ich die Geschichte als schlecht? Keinesfalls, doch sie holt mich nicht komplett ab.
Würde ich wieder etwas von Karsten Lorenz lesen? Ja.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 04 Februar 2023 - 14:49.

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#81 J. A. Hagen

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Geschrieben 06 Februar 2023 - 10:10

Gestern habe ich die letzte Geschichte von Stephen Kings "Blutige Nachrichten" zu Ende gelesen. Das Buch enthält vier längere Erzählungen.

 

Warum ich das erwähne? Weil ich jede Geschichte, die ich in NOVA 32 bisher gelesen habe, überzeugender fand als Kings Arbeiten.


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#82 Gast_fancy_*

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Geschrieben 06 Februar 2023 - 13:47

Wow! J.A., das ist ja mal ein saufettes Lob! Herzlichen Dank! Ich hoffe, die Autoren lesen hier mit. 

 

Liebe Grüße

 

fancy



#83 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 06 Februar 2023 - 14:02

Dabei fand ich die Blutigen Nachrichten gar nicht übel :-)


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#84 J. A. Hagen

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Geschrieben 06 Februar 2023 - 14:08

Wow! J.A., das ist ja mal ein saufettes Lob!

 

Dabei fand ich die Blutigen Nachrichten gar nicht übel :-)

 

Das ist meine Meinung und somit subjektiv. Ich schätze normalerweise Kings Kurzgeschichten, aber irgendwie hat er den Biss verloren, selbst wenn er sich immer noch auf gute Charakterisierung versteht.

 

Nachdem es hier um NOVA 32 geht, möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen, was Blutige Nachrichten betrifft. Schau man sich jedoch die erste Geschichte an, so verliert die sich in Details und nimmt nie Fahrt auf. Dann ist sie vorbei. Vergleiche ich das mit Aiki Miras Kurzgeschichte "Nicht von dieser Welt", so finde ich letztere wesentlich besser, weil sie fokussierter ist und trotzdem den Charakteren Profil gibt.

 


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#85 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 06 Februar 2023 - 14:17

Ich habe mal gegoogelt, weil ich es im Kopf mit dem Basar der bösen Träume verwechselt habe.

 

Ich mochte Mr. Harrigans Telefon tatsächlich gern!

Klar, Aikis Story ist deutlich pointierter, sprachlich ist they eh besser als King und they ist auch immer ähnlich scharf dran an den Figuren, nur anders als King. 

 

Ich fand einiges, was in der NOVA war, auch Dyrnbergs Geschichte aus der NOVA 31 und erst recht MKIs Novelle extrem stark! 


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#86 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 06 Februar 2023 - 14:26

Ich fand "Mr. Sahneschnitte" aus "Basar der bösen Träume" richtig, richtig gut. Da habe ich gedanklich den Hut gezogen und gedacht: "Verdammt, er kann es immer noch! Applaus!"

 

Ich habe in der Corona-Zeit einige Anthologien, auch älteren Datums, gelesen, darunter "15 Science-Fiction-Stories", herausgegeben von Harlan Ellison, in der unter anderem Beiträge von John Brunner, Larry Niven oder Damon Knight waren, sowie eine Ausgabe von "Isaac Asimov’ Science-Fiction-Magazine". In Anthologien von Kleinverlagen, nicht nur in NOVA, habe ich Geschichten von mir unbekannten Autoren und Autorinnen gefunden, die da qualitativ mithalten konnten. Einige waren sogar besser.

Die deutsche SF-Autorenschaft braucht sich also nicht zu verstecken.


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#87 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 08 Februar 2023 - 13:17

Wolf Welling: Im Tulou

 

Ohne Anmoderation hätte ich nicht begriffen, dass die Hauptperson ein Uigure ist, aber das war auch nicht notwendig, um die Handlung zu verstehen. Ich habe mich gefragt, ob die soziale Isolation nicht psychische Folgen haben müsste, doch das ist nicht Thema der Geschichte.
Sowie ich das kapiert habe, bricht die Hauptfigur aus ihrer vermutlich sinnlosen Tätigkeit und resignierter Anpassung aus und begeht eine folgenschwere Tat. Zwar wird kurz erwähnt, warum diese Aktion zu solchen Konsequenzen führen könnte, aber das erscheint mir zu weit hergeholt.
Die Einmischung und das Wesen der ANDEREN wird nur angedeutet. Somit bleibt offen, wie sie zu einer derart einflussreichen Stellung kommen konnten.
Das Ende finde ich zu offen. Ich hätte zumindest gerne eine Andeutung gehabt, wie es mit der Figur weitergeht. Die aufgehende Sonne im Rücken könnte ich als Symbol für einen Neuanfang oder eine bessere Zukunft deuten.

Gefallen hat mir zum Beispiel, wie ein Geräusch beschrieben wird: Als ob ein Tentakel mit Saugnäpfen sich von der Hauswand lösen würde.

"Im Tulou" ist für mich eine Geschichte, die aufhört, als sie interessant wird. Der HIntergrund könnte Stoff für eine Novelle bieten, aber die Erzählung kommt mir wie der Pilotfilm einer Fernsehserie vor.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 08 Februar 2023 - 13:20.

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#88 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 10 Februar 2023 - 13:19

Nachtrag zu Victoria Sacks "Obsoleszenz":

Ich habe noch einmal über die Geschichte nachgedacht, vor allem in Hinblick auf Christoph Grimms Äußerung, die Erzählung ließe das Erzähltalent der Autorin nur erahnen. Dazu lautete meine Meinung: au contraire.

 

Die Geschichte ist ähnlich einer Verfilmung geschnitten. Einblendung von Ort und Zeit, Beginn der Szene. Ich habe den Eindruck, Victoria Sack hat die Erzählung auf das Minimum reduziert, das man braucht, um die Handlung zu verstehen. Ich selber bin bei ähnlichen Versuchen gescheitert, weil das aus meine Sicht eine Gratwanderung ist. Möglicherweise wäre bei Obsoleszenz mehr Tiefe drin gewesen, doch die Erzählung ist schnell und schlank geschrieben. Bei einem Menschen würde man von einem Minimum an Körperfett sprechen.
Handwerklich sauber gemacht. Kein Meisterwerk, sondern eine solide Leistung.

Der Beziehung des Forschers zu den Kindern hätte ich allerdings mehr Raum gegeben.


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#89 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 14 Februar 2023 - 10:31

Nachtrag zu Wolf Welling: Im Tulou

 

Die Isolation der Hauptfigur und die Gleichförmigkeit ihres Tagwerks sind aus meiner Sicht gut rübergekommen.
Die Figur der Prostituierten und die Tatsache, dass sie quasi im Akkord arbeitet, spricht Bände darüber, wie in dem System mit Menschen umgegangen wird.


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#90 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 14 Februar 2023 - 14:27

Nachtrag zu Victoria Sacks "Obsoleszenz":

Ich habe noch einmal über die Geschichte nachgedacht, vor allem in Hinblick auf Christoph Grimms Äußerung, die Erzählung ließe das Erzähltalent der Autorin nur erahnen. Dazu lautete meine Meinung: au contraire.

Die Geschichte ist ähnlich einer Verfilmung geschnitten. Einblendung von Ort und Zeit, Beginn der Szene. Ich habe den Eindruck, Victoria Sack hat die Erzählung auf das Minimum reduziert, das man braucht, um die Handlung zu verstehen. Ich selber bin bei ähnlichen Versuchen gescheitert, weil das aus meine Sicht eine Gratwanderung ist. Möglicherweise wäre bei Obsoleszenz mehr Tiefe drin gewesen, doch die Erzählung ist schnell und schlank geschrieben. Bei einem Menschen würde man von einem Minimum an Körperfett sprechen.
Handwerklich sauber gemacht. Kein Meisterwerk, sondern eine solide Leistung.

Der Beziehung des Forschers zu den Kindern hätte ich allerdings mehr Raum gegeben.

In meinem Urteil war ich wohl, zugebenermaßen, etwas streng. Deinem Lob für Form und Sprache schließe ich mich auch vollumfänglich an, aber die Geschichte gab mir nichts.
Verbuche es als persönliche Präferenz: Handwerkliche Perfektion verliert für mich immer gegenüber einer interessanten Geschichte . Ich habe einen schönen Vergleich zu J. J. Abrams, den Thomas Höhl in der neuen Ausgabe der phantastisch gezogen hat: „Er verschwendet sein Können (als Filemacher) dummerweise an seine eigenen Drehbücher.“

… und weil das wieder harsch klingt, schließe ich lieber mit dem Vergleich, den du in diesem Thread zu Karsten Lorenz gezogen hast: Ich würde wieder etwas von Victoria Sack lesen.

Mittlerweile bin ich mit NOVA 32 durch, meine Komplettrezension wird folgen. Vorläufiges Fazit: Größtenteils überdurchschnittliche Geschichten, ein Highlight (Aiki), ein geniales Essay und drei wunderbare Nachrufe zu Franke. Die Ausgabe hat sich gelohnt :).

Bearbeitet von ChristophGrimm, 14 Februar 2023 - 15:35.

„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de<p>Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de
  • (Buch) gerade am lesen:„Psyche mit Zukunft“ (Anthologie), „Marple“ (Anthologie)
  • (Buch) als nächstes geplant:„Die dunkle Seite der Erde“ (Achim Stößer), "Proxi" (Aiki Mira)


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