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Anthologie: Ferne Horizonte - Entfernte Verwandte (Hirnkost)


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193 Antworten in diesem Thema

#181 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 20 September 2023 - 20:01

Und was ist das? Irgendwie stehe ich auf einem sehr laaangen Schlauch, habe ich das Gefühl.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#182 Naut

Naut

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Geschrieben 20 September 2023 - 20:37

Ich rate auch nur. Story Center ist diese Reihe:
https://www.pmachine...sf/story-center
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#183 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 21 September 2023 - 04:50

Wer hatte denn "sc" geschrieben, hoffentlich nicht ich, ich weiß nämlich auch nicht, was gemeint ist

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#184 lapismont

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Geschrieben 21 September 2023 - 07:49

Wer hatte denn "sc" geschrieben, hoffentlich nicht ich, ich weiß nämlich auch nicht, was gemeint ist

doch

 

Wir waren uns also nur bei einer Story einig, aber zwei Hits haben recht viele. Wenn man sich KLP und DSFP anschaut, dass fehlt auf den Listen eigentlich nur das sc total, und das ist eben auch total abseits des Mainstream erschienen. Sicher eine Story, die in meinem Podcast-Projekt mehr Beachtung gefunden hätte, wenn ich das 2022 schon gemacht hätte.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#185 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 21 September 2023 - 08:01

Ach Mist, hatte ich das am Handy geschrieben? Ich meinte "das Ersatzkind". Ich gehe das mal korrigieren, sorry für die Verwirrung


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#186 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

    Temponaut

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Geschrieben 21 September 2023 - 14:42

:bighlaugh: Das ist zu witzig.


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#187 ShockWaveRider

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Geschrieben 23 September 2023 - 23:15

So, mittlerweile bin ich durch mit der Antho. Aber ein firmeninternes Meeting und eine Corona-Infektion, die ich mir dort zugezogen habe, haben mich daran gehindert, mein handschriftlichen Notizen einzuhacken.

Genug der Vorrede:

 

Die Zeiten ändern sich

 

Hans Jürgen Kugler: Die Heimkehrer
Inhalt: Ein Raumschiff kehrt von einem 12 Lichtjahre entfernten, erdähnlichen Planeten zurück, der von seinen Bewohnern derangiert wurde. Allerdings schreibt man bei der Rückkehr das Jahr 2.932.112. Es gibt keine Menschen mehr, das Mittelmeer verdunstete sich auf einige kleine Salzseen zusammen, wo sich Insekten vergnügen. Die Besatzung nimmt schließlich die Herausforderung an, sich auf dem Planeten niederzulassen.
Fazit: Viel „Tell, don’t show!“-Erkläreritis, wobei die Heimkehrer viele Fakten gar nicht kennen konnten. Die Mars-Schleife auf der letzten Seite erscheint unnötig. Schade, in dem Setting ließen sich viele Geschichten erzählen. Der vorliegende Text ist keine.

Uwe Hermann: Alles eine Frage der Energie
Inhalt: Wenige Tage, bevor der Antimateriereaktor in Betrieb genommen werden soll, bekommt Mitarbeiter Crock einen Histromatographen geliehen, damit er seinen verloren Firmenausweis wiederfindet. Doch mit dem Gerät, das vergangene Geschehnisse sichtbar machen kann, deckt er nicht nur die Hintergründe des Todes zweier Kollegen auf, sondern auch etwas, was der Allmächtigen Kirche gar nicht gefallen kann.
Fazit: Spannende Story mit typischem Hermann-Humor, den er hier wohldosiert einsetzt. Stark auch, dass sich erst am Ende die Spezies der Protagonistys aufklärt. Rundum gute, gelungene, spannende und vergnügliche Story!

Karlheinz und Angela Steinmüller: Unheil aus der Tiefe
Inhalt: Pelzige Menschennachfolger wohnen in unterirdischen Höhlen. Die Kinder lernen in der Schule, dass sich nicht von den Einstigen abstammen und dass aus dem Land Rastia nur Falschmeldungen kommen. Aber aus eben diesem Land stammt auch ein Hörspiel, in dem der Held Sanro Merrod gegen die UBOs kämpft.
Fazit: Da steckt viel drin: Indoktrination, Westfernsehen gucken, Antidarwinismus, Leben in einem repressiven System. Schönes Schlaglicht auf eine Vergangenheit, die noch nicht so lange her ist. (Wer ist mit Sanro Merrod gemeint?)

Alexa Rudolph: Tanz der Krebse
Inhalt: Die Menschheit ist ausgestorben. Jetzt übernehmen die Krebse, die ihre rote Schalenfarbe weiß waschen.
Fazit: Hmm. Nun ja …

Robert Schweizer: Im Land der Raketenpilze
Inhalt: Der namenlose Ich-Erzähler ist am Brandpilz erkrankt. Gemeinsam mit Thomash macht er sich auf zu einem Priester. Auf dem Weg sehen sie Ameisen, die Raketenpilze mit Katapulten in die Luft schießen. Der Priester will erst seine Traumpilze, bevor er heilen kann. Beim Gerangel um die Pilze stoßen sie Gott Noah an, die ihnen die ganze Malaise erklärt.
Fazit: Über drei Viertel ganz spannende Story über eine von Pilzen beherrschten Welt. Die Erkläreritis am Ende macht leider die meisten guten Ansätze zunichte.

Kai Focke: Der grüne Planet
Inhalt: Raumfahrer landen auf der Erde. Nach einer globalen Katastrophe ist die Menschheit auf Steinzeitniveau zurückgefallen. Dank der Flüssigkeit eines roten Baums sind sie aber gut genährt. Aktiv werden sie nur, wenn solch ein Baum irgendwie bedroht wird. Es stellt sich heraus, dass die roten Bäume Züchtungen waren, die den weltweiten Hunger bekämpfen sollen. Aber seine Flüssigkeit enthält auch eine abhängig machende Komponente.
Fazit: Idee nicht schlecht, Potenzial aus Perspektive der Außerirdischen wird nicht voll ausgereizt. Den Adam-Epilog schlicht nicht verstanden. (Wir kommen von outer space und wurden hier abgeladen?)

 

Ein storyübergreifendes Fazit werde ich hier (noch) nicht absondern, weil mein Hirn noch zu sehr im Corona-Schnodder badet.

 

Gruß

Ralf 


Bearbeitet von ShockWaveRider, 24 September 2023 - 10:30.

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#188 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 24 September 2023 - 04:29

Gute Besserung!
Bei dir kommt die Anthologie bisher ja ganz gut weg. Ich erkenne viel wieder in deinen Rezensionen, bei Kugler, Rudolph und Schweizer musste ich viel nicken

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#189 Sam Francisco

Sam Francisco

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Geschrieben 24 September 2023 - 07:51

Da kann ich mich Yvonne nur anschließen, sowohl mit den Genesungswünschen als auch mit dem nicken.
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#190 ShockWaveRider

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Geschrieben 24 September 2023 - 10:26

Vielen Dank für die Besserungswünsche!
 

Bei dir kommt die Anthologie bisher ja ganz gut weg.


Oh, drücke ich mich immer noch so diplomatisch aus?

Auf zum nächsten Teil:

Was nach uns kommt

 

Nele Sickel: Gedankenlos
Inhalt: Postapokalypse. Eine Libelle (oder ein Schwarm) wird von drei Rundaffen (= Menschen?) angegriffen. Vier Glieder der Libelle sterben mit ihrer Friedfertigkeit.
Fazit: Ja, irgendwie ganz nette, poetische Ansätze. Aber die Vignette ergibt kein klares Bild. Oder ein allzu plattes.

Thomas Grüter: Mit dem Kopf voran ins glitzernde Wasser
Inhalt: Ein Raumschiff landet auf der Erde, nachdem dort ein seltsam geometrisches Bauwerk entstanden ist. KI Alicia schickt kurzlebige Replikanten runter, die die Gefahr orten sollen. Sie entdecken ein Myzelgeflecht aus menschlichen Gehirnen. Und diese Kollektivintelligenz wendet sich an die Replikanten und erzählt ihnen von Alicia.
Fazit: Fängt recht konventionell an, erweist sich aber als immer komplexere und coolere Auflösung. Hat mir gefallen..

Rico Gehrke: Am Strand von Coventry
Inhalt: Harlan, Mentor einer Gruppe postapokalyptisch-debiler Menschen, bemerkt rote Ameisen, die ihm immer schützenswerter erscheinen. Eines Tages ballen sie sich zu einem Kollektivorganismus zusammen und vergewaltigen Harlans Schützling Julia. Harlan wird von seinen früheren Schützlingen in seine Einzelteile zerschlagen. Doch sein photosynthetisierender Kopf denkt weiter – ohne sich äußern zu können.
Fazit: Faszinierende, fremde und doch so einnehmende Welt, mythenhafter Duktus, starke Bilder. Über zwei Drittel stringenter Plot, das Ende zerfasert und verrätselt. Nicht direkt schlecht. Bezug zum Bombenangriff auf Conventry 1940 oder zu den nachfolgenden Versöhnungsbemühungen ist mir entgangen.

Hans Jürgen Kugler: Grüne Hölle
Inhalt: Eine inteeligente Pflanzenart übernimmt das Kommando über die Erde, züchtet Sukkulenten, raubt, mordet, verteidigt sich, versklavt die Landarbeiter, und am Ende macht das Feuer allem den Garaus.
Fazit: Pessimistische Vision eines mutmaßlichen Anti-Vegetariers. Pflanzen sind auch nicht die besseren Menschen. Ganz bildreich, insgesamt aber platt.

Christan Endres: Die intellektuellen Freunden flächendeckender Zivilisation
Inhalt: Nach vielem Hin und Her übernimmt ein lilafarbener Pilz die Erde.
Fazit: Ganz nette Vignette, aber nichts Besonderes.

Rainer Schorm: Der modulare Geist
Inhalt: Nostradamus schreibt sein Apokalyptikum und leidet unter Reizüberflutung. Die stammt von Wesen 7 Milliarden Jahre in der Zukunft, als sich die Sonne zu einem Roten Riesen ausweitet. Denn sie haben einen Datenträger in Nostradamus‘ Hirn gepflanzt.
Fazit: Total witzige, teils originelle Ideen – aber die Ausführung! Vor allem das Erleben des IchWir-Organismus‘ wird mir zu wenig nahegebracht. Vergebene Chance. Oder die Keimzelle eines Romans.

Dieter Korger: Nur ein Werbespot!
Inhalt: Für einen Werbespot reist ein Raumschiff Milliarden Jahre in die Zukunft, um zu filmen, wie die Erde von der zu einem Roten Riesen expandierten Sonne geschluckt wird. Das gelingt auch, aber das Raumschiff mit ein ungeplantes Ausweichmanöver durchführen. Mit ungeplanten Folgen für die aktuelle Erde.
Fazit: Sensationsgier, Medienspektakel und eine böse Pointe. Ich liebe so was! Auch wenn Medienbashing nicht gerade originell ist.

 

Gesamtfazit: Ein Kessel Buntes an Weltuntergangsszenarien. Interessant, dass Schorm und Korger beide an das Anwachsen der Sonne vor ihrem Kollaps ankoppeln, wenngleich auf sehr unterschiedliche Weise. Schorm und der selige Rico Gehrke zeigen interessante Ideen, die sie aber nicht in eine stringenten Story formen können, die Vignetten von Sickel und Endres bleiben Vignetten, Kuglers Story enttäuscht. Gelungen sind die Beiträge von Grüter und Korger.

 

(Hoffentlich nicht zu) Freundliche Grüße

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 24 September 2023 - 15:50.

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#191 ShockWaveRider

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Geschrieben 24 September 2023 - 10:59

Und der ganze Rest:

Es wird einmal

 

Nicole Rensmann: Durchbrochener Kreislauf
Inhalt: Die elektronische Nännie erzählt den Androidenkinder Pi und Omega von den Königskindern Mo und Mary, deren Bestimmung es war, einander zu treffen und gemeinsam die Menschheit zu retten. Leider klappte es nicht. In der Nacht nach der Geschichte riss Omega aus und wanderte über eine verwüstete Welt um Jul zu treffen, mit der er gemeinsam die Menschheit retten könnte.
Fazit: Ganz niedlich geschrieben, aber insgesamt doch recht platt. Der Bruch mit dem Happy-Märchen-End nicht ironisch genug. Außerdem zeigt Nicole unerwartete Probleme, den richtigen Kasus zu finden.
„Sie waren sich nur einem Teil ihrer Aufgaben bewusst, …“ (Seite 330)
„ … , sie lehrte ihnen alles, …“ (Seite 333)
„Maya sehnte sich nach der Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben.“ (Seite 336)
Hier zeigt sich das mangelhafte Korrektorat besonders drastisch.

Andrea Timm: Die drei Prüfungen
Inhalt: Das Leben des Königs von Exterra neigt sich dem Ende zu. Er stellt seinen drei Söhnen drei Prüfungen. Sie sollen verschiedene Dinge vom verwüsteten Planeten Terra mitbringen. Ausgerechnet der angeblich dümmste oder ungeeignetste Sohn Bug schleppt die besten Sachen an, u.a. seine zukünftige Königin. Folglich wird er König.
Fazit: Ja, hübsche Parodie auf „Die drei Federn“. Als solche ganz vergnüglich. Und mehr will der Text doch gar nicht sein. Oder? (Falls nein, dann hätte ich gern ein paar Belege für Bugs Dummheit/Tolpatschigkeit/wasauchimmer gehabt.)

Monika Niehaus: Der Rattenkönig
Inhalt: Nachdem die Menschen in den Labors den Ratten Langlebigkeit schenkten, übernahmen die Nager die Weltherrschaft. Doch es rumort im Volk des Rattenkönigs. Da erschufen sie einen Volkshelden, der von den Reichen nimmt, den Armen gibt und das darbende Volk ablenkt.
Fazit: Böse, machiavellistische Märchenparodie, auf den Punkt! Letzten Satz streichen – dann wäre es perfekt.

Monika Niehaus: Die Nacktmullkönigin
Inhalt: Bei ihrem täglichen Kontrollgang entdeckt die Nacktmullkönigin, dass ihre Tochter Julia kurz vor dem Eisprung steht. Sie trampelt auf Julia herum und veranstaltet ein Aufhebens. Aber Julia büxt mit Romeo aus, und die beiden gründen eine neue Kolonie mit vielen eigenen Kindern.
Fazit: Hier ist der letzte Satz hingegen unentbehrlich.

 

Gesamtfazit:

Kann man sich der Märchenform heute anders als auf ironische Weise annähern? Nicole Rensmann mag es noch am ehesten versucht haben. Leider ist ihr Beitrag denn auch der schwächste im Quartett. Die anderen drei Texte funktionieren als Glossen oder Parodien wunderbar, sind aber auch nicht mehr.

 

Für eine Endbewertung der gesamten Antho gebt mir bitte noch etwas Zeit!

 

Gruß

Ralf
 


Bearbeitet von ShockWaveRider, 24 September 2023 - 11:00.

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#192 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 24 September 2023 - 14:30

Okay, ich warne vor. Hier kommt mein Rant:

 

I: “Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll”

 

Peter Schattschneider: Homo Superior

 

Ein namenloser Mann erwacht aus dem Kryoschlaf. Nach und nach erfährt er, dass er als einziger Überlebender nun wieder im Erdorbit kreist, von dort aber niemand antwortet. 350.000 Jahre sind vergangen. Den Mann lässt das alles kalt, er fragt sich nur, ob es nun wohl eine Heilung für seine MS gäbe. Als sein Raumschiff angegriffen wird, notlandet er auf der Erde und bekommt dort einen neuen Körper. Eine Frau bedient ihn (natürlich, dazu sind Frauen ja bekanntlich da). Sie kann nur rudimentär sprechen und päppelt ihn auf, ohne wirklich etwas zu erklären. Auch das scheint ihn aber nicht weiter zu jucken, er freut sich über den tollen Körper und fragt sich gelegentlich, was das wohl alles soll. Endlich landet er an dem Ort, an dem ihn Erklärungen erwarten. Es folgt ein gewaltiger Infodump und dann darf er sich in den titelgebenden Homo Superior verwandeln. Das hat mich peinlich berührt zurückgelassen: Der alte Mann als Übermensch? Wirklich?

Insgesamt hat mich der Text nicht überzeugt. Er liest sich unterkühlt, die Adjektivlastigkeit und viele unnötige Erklärungen machen ihn träge. Der Protagonist erscheint blass, bis auf seinen Egoismus kann ich ihm keine Eigenschaft zuschreiben. Das Ende bleibt weitgehend offen, was den Übermenschen nun ausmacht, erfahren wir nicht.

Geärgert hat mich auch, dass sämtliche im Text namentlich benannten Personen männlich sind, mit Ausnahme der Dienerin, die einer Schauspielerin nachempfunden ist. Dass die anderen Menschen nicht sprechen können und “uk, uk” machen, empfand ich als peinlich.

Es folgt ein Anhang mit wissenschaftlichen Erklärungen, die mich nicht recht interessieren, zumal ich Interstellar nicht für eine valide Quelle halte.

 

Michael Tinnefeld: Heimweh

 

Wieder ein abstürzendes Raumschiff mit männlichem Passagier. Diesmal begleitet von einem künstlichen Papagei. Wieder wird der Mann verletzt und wieder gibt es eine Frau, die ihn aufpäppelt. Immerhin kann sie sprechen, während diesmal er es ist, der es nicht mehr gut kann. Er hat auch Teile seines Gedächtnisses verloren und wie im ersten Text auch, löst das nur wenig Emotion bei ihm aus: Wut.

Der Text wird abwechselnd aus Ivys und aus Huis Perspektive erzählt. Da der Frau etwas mehr Emotionen zugestanden werden, bleibt sie etwas weniger blass, allerdings sind beide Hauptfiguren trotzdem enorm blass. Ihr Handeln bleibt für mich unverständlich und unlogisch. Wenn Ivy wirklich die langfristigen Folgen ihres Handelns überblickt und hoch bewertet, warum versteckt sie ihn dann? Wenn Hui wirklich nach dem Grund seiner Mission sucht, warum sieht er dann nicht im Raumschiff nach? Stattdessen fängt er an, sie zu küssen und sie wehrt sich nicht nur nicht gegen den Übergriff, sondern reagiert, als sei sie interessiert an Hui, ohne dass es uns wirklich gezeigt wird.

Sprachlich wirkt der Text auf mich an manchen Stellen unbeholfen und insbesondere in den Dialogen gestelzt. Die jeweiligen personalen Perspektiven werden immer wieder durchbrochen.

Das Ende des Textes wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Ich will es hier nicht im Detail verraten, weil das sehr spoilern würde, aber auch nach längerem Nachdenken finde ich keine mögliche Kombination der benannten Anteile, die kleine großen Logiklöcher hat.

 

Barbara Ostrop: An’k Weg Sterne

 

Eine Jägerin, die uns schon durch ihre rudimentäre Sprache als primitiv vorgeführt wird, wird eingefangen und mit Hirnimplantaten zwangsbeglückt. Sie ist schwarz und ihr Beglücker Weiß. Es wird uns gezeigt, wie sie besser und besser denken kann, wobei die ethische Fragwürdigkeit der Unternehmung nicht thematisiert wird. Als später all ihre Freund*innen ebenfalls zwangsoperiert werden, setzt sie dem nichts entgegen.

Der Text hat Logiklöcher, ist geschlechtsstereotyp (natürlich muss der Mann sich sexuell annähern, sonst schnallt sie es nicht) und bedient rassistische Klischees. Sprachlich ist die Idee der wachsenden Sprache zwar ganz gut umgesetzt, An’k wird aber als Person nicht einmal ansatzweise spürbar.

 

Christian J. Meier: Vaams Gehirn

 

Wieder ein Text aus der Sicht eines Mannes. Er läuft durch den Wald und will “etwas Neues sehen”. Er sieht eine nackte Frau, begehrt sie, rennt zu ihr und schläft mit ihr. Das Ganze wirkt wie eine Altherrenfantasie. Er hat Angst vor der Frau, geht aber mit ihr mit. Es wird deutlich: Sie ist ihm überlegen, weil sie ein Mensch ist, eher ist nur ein “Einhüllaffe”. Das Klischee rudimentärer Sprache primitiver Lebensformen wird auch hier wieder aufgegriffen. Dann macht der Text einen Zeitsprung, der Mann ist mithilfe von Viren viel schlauer geworden, überflügelt die Frau und stirbt glücklich, weil er das, was seine Welt vernichtet, theoretisch erklären kann.

Wieder eine blasse Figur und der Plot ist so unlogisch, dass die Tatsache, dass sein Begehren plötzlich in ihres umgedeutet wird, nur das kleinste Problem ist, das ich mit diesem Text habe.

 

Frank Neugebauer: Museum für Menschen

 

Ein Wesen beobachtet einen Menschen, verhöhnt ihn und bringt ihn schließlich um. Zwischendurch gibt es einen Briefwechsel, am Ende wird der Mensch als Ausstellungsobjekt zur Verfügung gestellt. Wieder keinerlei Figurenzeichnung, wieder ein bestenfalls rudimentärer Weltenbau (in dieser Zukunft sind die Raben die Krone der Schöpfung).

 

Anne Grießer: Die lange Wacht

 

Ein Mann arbeitet in einem Atemmüllendlager. Als er bei einem Strahlenunfall stirbt, wird er zum Geistwächter und beobachtet viele Jahrtausende. Der Geist erzählt einem Tentakelwesen von seinen Erlebnissen.

Ich finde die Sprache dieses Textes recht gelungen, man hat wirklich eine Idee davon, die sprechende Person ein wenig zu kennen. Allerdings wirklich nur ein wenig. Die kursiven Einschübe, in denen das Tentakelwesen direkt angesprochen wird, sind leider zum großen Teil redundant und langweilig. Das Ende hat einen Dreh, dieser ist aber nicht wirklich überraschend und auch nicht recht glaubwürdig. Immerhin kommt hier mal ein schwuler Mann vor, sein Partner wird aber nur benannt, um sein Schwulsein zu zeigen, und spielt für den Text nicht die geringste Rolle. Witzig ist die Idee, dass in einer der vielen benannten Zukünfte Frauen die schwere Arbeit tun.

 

Zwischenfazit:

Damit endet der erste Abschnitt des Buches. Sechs Texte, davon fünf meiner Meinung nach wirklich schlecht: blasse Figuren, Fortschreibung sexistischer und rassistischer Stereotype, durchweg tell statt show, also wirklich weite Erklärpassagen in allen Texten und keine einzige auch nur ansatzweise neue Idee. In der fernen Zukunft werden Menschen wieder zu Urmenschen, Klimawandel und Atommüll werden uns töten. Oder vielleicht Kriege. Ist das wirklich das, was deutschen Sicence-Fiction-Autor*innen zu dieser Überschrift einfällt? Erklärte Texte ohne jede Tiefe – die in der Kapitelüberschrift aufgemachte Frage, was nun eigentlich überwunden werden soll, wird nicht einmal ansatzweise weitergedacht. Dazu rudimentäre Plots, die einander teilweise so ähnlich sind, dass ich mich frage, wie eine derartig schlechte Zusammenstellung passieren konnte. Dabei haben Kugler und Moreau doch mit der Exodus immer wieder bewiesen, dass sie es besser können! Plötzlich scheint mir auch das seltsam uninspirierte und nichtssagende Vorwort verständlich: Hätte ich aus solchen Texten etwas zusammenstellen sollen, ich hätte auch keine Lust gehabt.

 

II. Roboter sind auch nur Menschen

 

Ute Wehrle: Der Sinn des Überlebens

 

Dieser Text handelt von fünf Robotern, die nach einer Katastrophe auf der Erde überleben müssen. Sie handeln wie zugespitzte Abziehbilder, was wohl lustig sein soll, der Text reiht dabei eine Phrase an die nächste. Auf mich wirkt es peinlich: ein Zen-Roboter, der Liebe predigt, ein Sozialarbeiter, der ständig flucht, ein überheblicher Klimaforscher, eine permanent erregte Sexarbeiterin und ein Staubsauger, der alles reinigen will. Natürlich ist die Sexarbeiterin nur wenig schlauer als der Staubsauger – hier haben wir Sexismus und Entwertung von Sexarbeit in einem. Letztlich stellt sich heraus, dass die fünf nur in einer Simulation leben, es kommen zwei (natürlich männliche) Menschen hinzu, die sich für schlauer halten und die Simulation betreuen – und schließlich ein weiterer Roboter, der sich Gedanken dazu macht, die einen nicht wirklich gelungenen Twist bilden.

Der nur wenige Seiten lange Text ist mit acht Personen deutlich überfrachtet. Hinzu kommen sprachliche Fehler und unvermittelte Infodumps des allwissenden Erzählers. Das Beste, was ich über diesen Text sagen kann, ist, dass er kurz ist.

 

Yvonne Tunnat: Nanita findet Leben

 

Auf der zukünftigen Erde leben einige Roboter, die sinnlos gewordenen Tätigkeiten nachgehen. Aus der Sicht der Hauptperson, von der wir weder Geschlecht noch biografische Details erfahren, erfahren wir, wie ein anderer Roboter ein Wesen findet, mit dem es nicht weiter weiß. Einfühlsam erfahren wir von der Einsamkeit der Hauptperson, von der Trauer um den einzigen Gefährten, den es einmal gab, und der Sehnsucht nach Beziehung bei der gleichzeitigen Angst vor der Endlichkeit allen Lebens. Der Text ist berührend und breitet genug Weltenbau aus, um eine Idee zu haben, was passiert ist. Sprachlich ist er leicht lesbar, allerdings hakt es an manchen Stellen, so dass ich den ein oder anderen Satz mehrfach lesen musste. Hier hätte ein Lektorat sicher einiges glätteten können. Aber: Wow, der erste Text in dieser Sammlung, der mir gefällt.

Auffällig unpassend ist hier die Illustration, die eine nackte Weiße Person mit großem Busen und Baby auf dem Arm darstellt. Insgesamt fällt auf, dass die Illustratoren (alle neun sind männlich) häufig nackte, weiblich gelesene Körper darstellen, auch dann, wenn das zum Text nicht recht passt, wie hier.

 

Aiki Mira: Zwischen der Musik

 

Zwei Roboter, die keine Roboter sind, fallen auf einen Planeten, um dort zu kämpfen. Aber alles ist ganz anders als erwartet und vielleicht gibt es auch eine andere Lösung als Kampf.

Auf mich wirkt dieser Text wie die Rohversion von etwas: holprige Dialoge, fehlende Punkte und Kursivsetzungen, Redundanzen, unvermittelte Perspektivwechsel – man erahnt die bei Mira übliche sprachliche Dichte, aber sie ist noch nicht wirklich entstanden. Es gibt einige sprachlich schöne Sätze wie “Die Atmosphäre ist dick wie Brei und schmeckt süß nach Pflanzenblüten”, aber im Großen und Ganzen wirkt dieser Text auf mich unfertig. Die Idee von Wolpertinger-Wesen wirkt auf mich auch peinlich, hier hat Mira keine für mich überzeugende Beschreibung gefunden.

Auffällig ist auch hier wieder die unpassende Illustration, die ein Wesen zeigt, das wirkt wie aus einem Horrormagazin entlehnt, ein Anteil, den ich ihm Text selbst nicht finde.

 

Christian Manske: Wimpernschlag der Ewigkeit

 

Ein Mann liegt bei einer Psychoanalytikerin auf der Couch, aber es passiert weder eine Psychoanalyse noch ist die Anordnung von Couch und Sitz klassisch. Bald wird klar: Beide sind KIs. Der Text erzählt uns deren Gespräch miteinander (es ist nicht therapeutisch, soll es aber wohl sein), unterbrochen von untraumhaften „Träumen” der Patient-KI Graham. Klischeehaft zeigen die Träume die „schlechten Seiten” der Menschen: Konzentrationslager, Hiroshima, ein fiktiver zukünftiger Krieg. Wir erfahren etwas über Grahams Hintergrund, aber auch der ist nicht neu. Natürlich haben die Menschen mal wieder die Welt zugrundegerichtet und natürlich wird das individueller Gier zugeschrieben und nicht auf systemischer Ebene analysiert.

Das Ende des Textes passt für mich nicht zum Rest und wartet mit klischeehaften Beispielen auf (natürlich besteigen zwei Männer dem Himalaya und eine Frau tröstet ein Baby). Insgesamt gibt es keinen Spannungsbogen und damit auch keine wirkliche Geschichte. Sprachlich ist der Text an vielen Stellen umständlich und phrasenhaft.

 

III. Die Zeiten ändern sich

 

Hans Jürgen Kugler: Die Heimkehrer

 

Auf einem Raumschiff sind zwei Leute – oder sind es doch drei? – wach und erreichen die Erde. Sie finden heraus, dass fast drei Millionen Jahre vergangen und die Menschen längst ausgestorben sind und führen einen holprigen Dialog, in dem ein Mann einer Frau Emotionslosigkeit vorwirft, wobei seine Emotionsarmut nicht einmal benannt wird. Später wird der Rest der Crew geweckt und ein ganz ähnlicher Dialog noch einmal geführt, ähnlich holprig und mit ähnlichen unpassenden Witzen. Die Crew landet auf der Erde, wo nur noch Insekten leben. Dann ein plötzlicher Perspektivwechsel und wir erfahren, dass es auf dem Mars noch Menschen gibt, die aber in „primitiven Stammesgesellschaften” leben.

Dieser Text ist keine Geschichte: Es fehlt der Spannungsbogen. Die Figuren sind so hölzern, dass ich sie dauernd verwechselt habe, die Sprache wirkt an vielen Stellen unbeholfen. Erklärpassagen wechseln sich mit unlustigen Witzen ab, die mir teilweise auch noch erklärt werden. Der Autor hat anscheinend versucht, eine diverse Crew zusammenzustellen – und ist dabei in die Falle getappt, alle weiblichen und nichtweißen Figuren explizit als weiblich und nichtweiß vorzustellen und damit nur wieder den weiß-cis-männlichen Standard zu betonen: „Female Commander Yini Gao” oder „Doktor Tika Hanim aus Kurdistan” sind hier zwei Beispiele. Der Eurozentrismus und Rassismus am Ende wundert dann auch nicht mehr. Besonders ärgerlich ist, dass er inhaltlich nicht stimmt: Wenn die „primitiven Stammesgesellschaften” einen Weg gefunden haben, sich selbst nicht umzubringen, dann sind sie nicht primitiv, sondern höher entwickelt als unsere jetzige kapitalistische Gesellschaft. Zumindest in einem Punkt. Warum also sollte der Text dann das Gegenteil behaupten?

 

Uwe Hermann: Alles eine Frage der Energie

 

Ein Mann ist davon überzeugt, dass seine Besitztümer ein Eigenleben haben. Seine Zutrittskarte zur Arbeit ist ständig weg und er kann nicht daran schuld sein. Als ein Kollege ihm eine Maschine gibt, mit der er in die Vergangenheit sehen kann, scheint das die Lösung das Problems zu sein. Aber die Maschine kann ja noch so viel mehr! Der Mann stiehlt sie und eine Verfolgungsjagd beginnt. Zum Schluss erfahren wir, Achtung Spoiler, dass der Mann kein Mann ist, sondern ein Reptilienwesen.

Dieser sprachlich nur wenig holprige Text besteht fast nur aus Plotlöchern. Wenn die Hauptfigur pünktlich zur Arbeit kommen will, warum ruft sie nicht jemanden dort an und bittet um Einlass, statt nach dem verlorenen Schlüssel zu suchen? Wenn er wirklich daran glaubt, dass seine Dinge verschwinden, warum verdächtigt er dann nicht seine KI-Haussysteme? Wenn die Herrschenden eine Maschine für so gefährlich halten, warum steht sie dann einfach herum? Und warum kann der Mann am Ende der Geschichte einfach so in die Arbeitsräume, wenn er doch verfolgt wird und seine Schlüsselkarte ihn eindeutig identifiziert? Die Karte oder das Auto eines Toten zu verwenden, dürfte dann alles andere als unauffällig sein.

Hinzu kommt ein blasser Protagonist und ebenso blasse Nebenfiguren, eine reine Männerwelt und letztlich ist das Aufgreifen des Echsenmenschen-Klischees auch nicht wirklich ein Novum. Der Text ist ein bisschen spannend, allerdings haben die vielen Logiklöcher für mich das Lesen recht mühsam gemacht. Zum Schluss wird die anfangs aufgeworfene Frage, was nun mit den Besitztümern wirklich passiert, auch nicht geklärt, es bleibt also ein Hauptfaden in der Luft hängen.

 

Karlheinz und Angela Steinmüller: Unheil aus der Tiefe

 

Jugendliche Wesen sitzen in einem Bunker und wissen nicht: Ist es ein Übungsalarm oder gibt es wirkliche Bedrohung? Tofrod, die Hauptperson, lebt offenbar in einem Internat, zusammen mit seinen Zimmergenossen Krerwed und Murwin. Als die beiden ihn überreden, einen illegalen Sender anzuzapfen, möchte er erst nicht, tut es dann aber doch. Gemeinsam mit ihm hören wir ein Hörspiel über angebliche Vormenschen. Die Spannung spitzt sich anhand der Frage, ob es die Vormenschen gab und ob es eine wirkliche jetzige Bedrohung gibt, zu. Natürlich werden die Jugendlichen irgendwann erwischt, das Ende des Textes klärt aber leider keine der spannungsgebenden Fragen.

Der Text ist leicht lesbar, die Phrasen halten sich in Grenzen und ich habe zumindest eine vage Idee, wer Tofrod ist. Allerdings ist das geheime Hörspiel so albern, dass es auf mich peinlich wirkte, aber nicht lustig genug, um für mich als Satire zu funktionieren. Um den Text zu einem guten Text zu machen, fehlt leider ein überzeugende Ende. So bleibe ich mit einem Schulterzucken zurück.


Alexa Rudoph: Tanz der Krebse

 

Dieser Text ist sehr kurz, nur drei Seiten lang. Er erzählt im ersten Teil von einem hunderttausend Jahre alten Mann, der stirbt und sich freut, einsam zu sein. Er ist der letzte Mensch und versinkt im Müll. Im zweiten Teil wird von krebsartigen Wesen erzählt, die herumkrabbeln und tanzen.

Das Ganze ist in schwieriger, sowohl phrasen- als auch fremdwortreicher Sprache geschrieben. Einen Spannungsbogen gibt es genauswenig wie einen Plot oder eine Hauptfigur.

 

Robert Schweizer: Im Land der Raketenpilze

 

Ein Mann ist von einem Pilz befallen und sucht nach Heilung. Gemeinsam mit einem anderen Mann zieht er los zu einem Tempel, wobei sich die beiden den ganzen Weg über gegenseitig entwerten. Der in holpriger Sprache geschriebene Text besteht zu einem großen Teil aus Weltenbau. Scheinbar alles hat irgendwie mit Pilzen zu tun, feindliche Pilze, die in ekelerregenden Horrorszenen geschildert werden. Dabei stolperte ich immer wieder über Fehler, die leicht hätten ausgebügelt werden können wie „Im Aufbau waren sie nicht unähnlich zu den Armbrüsten” oder dann, im Tempel „Bilder, die aus sich selbst heraus leuchteten und bewegten”.

Im Tempel greift der Begleiter dann aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen den Priester an, versehentlich wird ein Roboter geweckt, der der Hauptperson dann erklärt, dass die Menschen zu dumm sind und er daher nun lieber auf Pilze setze. Am Ende resigniert der Erzähler und stirbt.

Dieser Text überzeugt mich weder sprachlich noch vom Weltenbau. Der Prota und die zahlreichen anderen benannten Figuren bleiben blass, die Handlung lückenhaft, der Spannungsbogen bricht vor dem Ende ab. Dazu noch mit ein maximal unsubtil erhobener der gesellschaftliche Probleme individualisiert.

 

Kai Focke: Der grüne Planet oder: “Macht sie euch untertan!”

 

Drei natürliche männliche Forscher landen auf der Erde der Zukunft und entdecken dort eine Population urmenschenähnlicher Wesen, die sie als primitiv entwerten, unter anderem, weil sie nicht feindselig sind. Die Forscher werden mit menschlich klingenden Namen eingeführt, die dann plötzlich nur Kurzformen sind, uns wird offenbart, dass es sich um Aliens handelt, die Funksprüchen gefolgt sind. Parallel in drei Strängen folgen wir drei Forschenden, die alle übergriffig und unvorsichtig sind, was dazu führt, dass die Urmenschen ihnen nicht mehr wohlgesinnt sind. Wir erfahren, dass die Menschen wegen eines fehlgegangenen Genexperiments alle süchtig sind.

Dann gibt es einen unvermittelten Zeitsprung und uns wird ein Bibelzitat serviert, wir landen plötzlich bei Adam (Eva fehlt, logisch, sonst hätten wir ja am Ende noch eine Frau in der Geschichte, die Bedeutung hat). Die erzählte, reichlich plotlöchrige Geschichte, bleibt in der Luft hängen und die beiden neuen Absätze ergeben auch nach dreimaligem Lesen keinen für mich erkennbaren Sinn.

Neben blassen Figuren und der Entwertung fremder Kulturen, enthält der Text für mich peinliche Verfremdungen (Männ-schänn oder auch die Namen Joe’num-sha und Dan’kum-lar) sowie sprachliche und inhaltliche Fehler („der Level“ oder auch „Das leichte Schaukeln des Astes musste ihn in den Schlaf gewogen haben!”). Da machen dann ein paar falsch gesetzte Kommas auch nichts mehr aus. Die peinliche Illustration maskulin wirkender Urmenschen mit freien muskulösen Oberkörpern und einem futuristischen Flugobjekt im Hintergrund passt zum Text.

 

IV. Was nach uns kommt

 

Nele Sickel: Gedankenlos

 

Ein Wesen macht Rast und wird von drei „Raubaffen” bedroht. Der Text schildert den Kampf, die Besonderheit besteht darin, dass es sich offenbar um ein Schwarmwesen handelt, das Teile von sich zurücklassen muss, um zu überleben. Allerdings überzeugt mich die Darstellung der Schwarmteile als „Glieder” nicht wirklich und die Hauptfigur bleibt blass. Hinzu kommen Perspektivfehler und ein wechselhafter Sprachduktus vom Lyrischen hin zum Faktischen. So kann der Text mein Interesse nicht im mindesten wecken.

 

Thomas Grüter: Mit dem Kopf voran in glitzernde Wasser

 

KIs beherrschen des Universum und nutzen Bioorganismen nur, wenn sie sie brauchen. Ein dafür gezüchtetes Team soll die Erde untersuchen, auf der eine fünfeckige Struktur zu wachsen beginnt. Aber wenn ihre Aufgabe beendet ist, wird die KI sie töten. Also entwickeln sie einen Fluchtplan.

Der Text ist sprachlich gut lesbar, hatte aber für mich Längen. Inhaltlich fand ich die Idee eines Menschen-Pilz-Wesens spannend, was Grüter daraus gemacht hat, überzeugt mich aber nicht. Und die Zeitreiseidee am Schluss gibt dem Ganzen leider ein so banales Ende, dass der Text für meinen Geschmack weitgehend zerstört wird. Und den Sprung in ein Pentagramm … das finde ich peinlich.

Immerhin haben wir ein männlich-weiblich gemischtes Team, leider aber aus blassen, verwechselbaren Figuren. Der Text ist einer der stärkeren in dieser Sammlung, leider aber nur darum, weil die anderen so schwach sind. Einen nachvollziehbaren Plot zu haben, sollte eigentlich nicht reichen, um einen Text hervorzuheben.

 

Rico Gehrke: Am Strand von Coventry

 

In anfangs dichter, kryptisch-lyrischer Sprache erfahren wir von einem „Mentor” (ein Android?), der zusieht, wie Menschen einen anderen Mentoren ermorden. Die Sprache wird dann schnell schlichter und wir erfahren, wie der Mentor selbst gewalttätig wird. Allerdings bleibt er uns fremd, wir erfahren weder, wieso die Gewalt ausgeübt wird, die er beobachtet, noch warum er selbst gewalttätig wird. Die Handlung bleibt ebenso kryptisch wie der Weltenbau, eine Spannungskurve entsteht dabei nicht. Der Mentor interessiert sich immer mehr für Insekten, die er beobachtet. Ich fand das so langweilig, dass ich nach ca. der Hälfe abgebrochen habe. Hinzu kommt die enorm abstoßende Illustration einer hässlichen nackten Frau mit einer Ameise auf der Hand, die für mich nicht zum Text passt (jedenfalls nicht zu dem Teil, den ich gelesen habe, in dem nur eine junge Frau und ein Mann eine Rolle spielt).

 

Kugler, Hans Jürgen: Grüne Hölle

 

Auch hier gibt es wieder eine komplizierte Sprache, die an manchen Stellen so holprig ist, dass ich Sätze mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen. Eine Gruppe mobiler Pflanzen zieht über einen Planeten und weicht dabei Fraßfeinden aus. Dann wechselt der Text in eine Erklärpassage über die Zukunft der Erde. Es handelt sich also nicht um eine Geschichte, sondern um Erklärungen und aneinandergeklebte Szenen, wobei sie Bedrohungen so unemotional schildern, dass sie mich langweilen. Die Idee der mobilen Pflanzen finde ich interessant, aber leider ist sie nicht gut bearbeitet: Das hier wirkt eher wie eine skizzenhafte Ideensammlung als wie ein fertiger Text. Die Illustrationen fiktiver Pflanzen sind sehr ansprechend.

 

Endres, Christian: Die intellektuellen Freunden flächendeckender Zivilisation

 

Auch dieser Text erzählt keine Geschichte, sondern ist eine Abhandlung über eine fiktive Zukunft der Erde, in der nach diversen anderen Zivilisationen eine lila Klonzivilisation herrscht, wobei ich nicht verstanden habe, welcher Spezies (oder auch nur Gattung) die Individuen angehören und warum es sich um Klone handelt.

 

Schorm, Rainer: Der modulare Geist

 

Zwei Männer finden in dem alten Schädel von Nostrodamus ein Artefakt und untersuchen es. Es stammt aus der Zukunft und bringt den einen Forscher um. Zwischendrin erfahren wir von dieser Zukunft, allerdings blieb für mich kryptisch, wie genau das zusammenhängt und vor allem, welche Funktion die Zeitreise des Artefakts hat. Ich kann hier nur einen fragmentarischen Spannungsbogen erkennen und mir gefällt auch nicht, dass es sich um eine reine Männerwelt handelt. Die Dialoge sind klischeehaft männlich voller platter Sprüche und holpern.

 

Korger, Dieter: Nur ein Werbespot!

 

Für einen Werbespot reist ein Raumschiff in die ferne Zukunft und nimmt die Zerstörung der Erde auf, um sie in die Jetztwelt zu streamen. Ich mochte die Idee an sich ganz gern: wie viel Geld, Aufwand und auch Risiko auf sich genommen werden, um an sich etwas völlig Sinnloses zu tun, ist gut gezeigt. Ich mochte auch die kleinen Nebeninfos in der Geschichte, die den Weltenbau deutlich machen: Dass Wissenschaft weniger Geldgeber bekommt als Werbung, dass Konzerne und deren Chefs alles regieren usw. Dass die Sache nicht glatt geht, ahnt man natürlich von Zeile eins an, die Art, wie sie dann schief geht, ist dann trotzdem gelungen überraschend.

Leider hat mich die Ausführung trotzdem nicht überzeugt, vor allem darum, weil die vielen Figuren für mich zu einem Brei verschwammen und mir keine einzige Figur auch nur ansatzweise nahe kam. Dadurch war mir deren Schicksal dann auch reichlich egal. Hinzu kommt, dass der Text recht phrasenreich ist und die an sich sehr flüssige Sprache an einigen Stellen holpert.

Ich kann mir vorstellen, dass die Figuren absichtlich so beschrieben sind, es sind eben alles Karikaturen, die die Sinnlosigkeit des Unterfangens verdeutlichen. Trotzdem funktionierte das für mich nur so semigut.

 

V. Es wird einmal

 

Rensmann, Nicole: Durchbrochener Kreislauf

 

Eine KI-Nanny erzählt Kindern Märchen, aber wir verstehen nicht, was das für eine Welt ist, in der Kinder von einer KI betreut werden. Ein Kind werden durch das Märchen angeregt, das Märchen nachzuleben. Das könnte spannend sein, allerdings verstehe ich weder die Motivation des Kindes noch die der originalen Märchenfigur. Dadurch wird das Ganze beliebig. Schön eingefangen finde ich die bedrückende Stimmung, allerdings plätschert der Text ansonsten so dahin und keine der blassen Figuren kommt mir nahe.

 

Timm, Andrea: Die drei Prüfungen

 

In dieser Adaption eines Grimmmärchens erlegt ein Vater seinen drei Abkömmlingen drei Prüfungen auf. Die Menschen sind längst ausgestorben und unsere fernen Verwandten leben im Weltall. Ich habe mich zunächst über die scheinbar enthaltene queere Interpretation des Grimmschen Stoffs gefreut – die sich allerdings dann als nicht vorhanden erwies, denn alle handelnden Personen erweisen sich im Verlauf des Textes als männlich. Timm ist es gut gelungen, die Sprache sowohl dem zukünftigen Setting als auch dem Märchensujet anzupassen, allerdings bleibt der Weltenbau enorm vage und sämtliche Figuren blass. Was das für Wesen sind, die da handeln, wird ebensowenig klar, wie warum der Vater meint, dass das zu lösende Problem in einem Empathiemangel bestehe. Das größte Plotloch ist für mich aber, dass die gestellten Aufgaben mit Empathie wenig bis nichts zu tun haben und so das Ende zwar nachvollziehbar, aber nicht recht zum Rest der Geschichte zu passen scheint.

 

Niehaus, Monika: Der Rattenkönig und Die Nacktmullkönigin

 

Die beiden Märchen von Niehaus sind sich im Aufbau sehr ähnlich: In einem Fall ist die zukünftige Erde von Ratten, im anderen von Nacktmullen bevölkert. Mit der Rattengeschichte tat ich mich zunächst aufgrund zahlreicher Tipp- und Wortfehler schwer: Nach dem holprigen Start nehmen die Fehler dann ab und ich konnte sie ebenso gut lesen wie die Geschichte der Nacktmulle. Beide Geschichten haben keine klaren Protagonist*innen und keinen wirklichen Spannungsbogen und beide sind düster. Beide sind sprachlich glatt und gut lesbar. Der Rattenkönig hat immerhin eine gute Idee: dass eine Regierung einen Held in Robin-Hood-Manier erschafft, um den Status Quo zu zementieren. Leider ist sie so belanglos und mit unklarer Perspektive erzählt, dass sie mich nicht packen kann. Die Nacktmullgeschichte hat zwar etwas mehr Spannung, dafür keine leider eine allzu oft gehörte Grundidee.

 

Zwischenfazit:

Insgesamt sind für mich die vier Texte der Märchensektion alle nicht überzeugend, und zwar vor allem deshalb, weil ich mit Märchen bestimmte Erwartungen verknüpfe, die über eine märchenartige Sprache (diese Box ticken alle Texte) hinausgeht: Ein Märchen hat für mich eine Hauptfigur, der ich gern folge und die entweder ein berührendes tragisches Einzelschicksal erlebt (wie die kleine Meerjungfrau) oder auf magische Weise gerettet wird. Hier sind vier Texte ohne klare Hauptfiguren – da fehlt für mich einfach ein klarer Märchenaspekt.

 

Gesamtfazit:

Insgesamt lässt mich diese Textsammlung ratlos und desillusioniert zurück. Die gefundenen Kategorien erscheinen mir so nichtssagend wie überlappend. Liegt es am Thema, dass die Texte so schlecht sind? Warum haben sich so viele, eigentlich etablierte Schreiber*innen dafür hergegeben? Ja, klar, sprachlich sind die Texte alle gut, die Leute verstehen ihr Handwerk. Aber von so einer Sammlung guter Namen erwarte ich doch mehr. Besonders geärgert haben mich die auffälligen Doppelungen in den stereotyp wirkenden Inhalten: aussterbende Menschen, Urmenschenähnliche Gesellschaften, Atomkrieg, Planet der Affen, Planet der Affen, Planet der Affen. Mir leuchtet sofort ein, dass es so weit in der Zukunft eigentlich kaum noch etwas gibt, was wir auf das Jetzt beziehen können. Das gibt einerseits die Freiheit, über enorm fiktive Wesen und Gesellschaften zu schreiben, andererseits wird das dann schnell beliebig, denn Texte berühren nur, wenn wir in ihnen irgendetwas Bekanntes wiederfinden. So oder so bleibt für mich das Hauptmanko der Texte, dass sie mich fast alle kalt lassen.

Leider stellen die Illustrationen meiner Meinung nach gar keine Aufwertung dar: Sie bleiben alle so nahe am Text, dass sie keine neuen Aspekte einbringen, zwei zeigen nackte Menschen, eine eine rassistisch wirkende Darstellung eines Schwarzen Wilden und eines Weißen in Astronautenanzug. Ästhetisch finde ich sie fast alle weniger ansprechend als die gängigen KI-Grafiken. Das Titelbild sticht hier sehr positiv heraus, ein kurzes Nachschlagen ergibt, dass der Großteil der Illustrationen von den selben Künstlern stammen, deren Stil mir einfach nicht zusagt.

Es handelt sich um ein haptisch sehr schönes Buch, hirnkosttypisch mit Lesebändchen und Harteinband. Aber warum so viel Zeit und Aufwand in etwas stecken, das – man verzeihe mir die Offenheit – wenig gelungen ist? Ja, vieles mag Geschmack sein, aber wer mag hölzerne Dialoge und blasse Figuren? Wer steht auf nicht vorhandene Plots und Wiederholungen? Sollte ich als Autorx irgendwann einmal so etwas zu einer Ausschreibung oder auf Einladung vorlegen: Bitte, liebe Herausgebende, haut es mir um die Ohren! Sagt mir “Jol, da musst du nochmal ran!” und zeigt mir die Stellen, an denen es hakt.

Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Herausgeber den Autor*innen das gesagt hätten, denn von fast allen hier Versammelten weiß ich, dass sie es viel besser können!


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 24 September 2023 - 14:30.

Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#193 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 24 September 2023 - 14:33

Ansonsten schließe ich mich den Genesungswünschen an. Und sehe, ich sehe doch einiges ähnlich wie Ralf: viel verschenktes Potenzial!


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Geschrieben 25 September 2023 - 14:38

Die Zeiten ändern sich

[...]
 
Ein storyübergreifendes Fazit werde ich hier (noch) nicht absondern, weil mein Hirn noch zu sehr im Corona-Schnodder badet.

Dann will ich mit schnodderbefreitem Hirn mal nachliefern:
 
Zwischenfazit:
Auch bei den meisten Geschichten dieses Teils ist das World- und History-Building derart umfangreich, dass sie ohne umfassenden Infodump nicht auskommen. Darüber vergessen sie zumeist das Plot-Building, also die Konstruktion einer starken Story. Der einzige Beitrag, der hier herausragt, ist der von Uwe Hermann, obwohl man auch hier über einige Logiklöcher hinwegsehen muss. Eine Schlüsselgeschichte auf Auswüchse unserer deutsch-deutschen Historie scheint der Beitrag der Steinmüllers zu sein, auch wenn ich nicht alle Hinweise 1:1 entschlüsseln konnte (was vielleicht weder nötig noch gewollt war).   
 

Für eine Endbewertung der gesamten Antho gebt mir bitte noch etwas Zeit!


Dann will ich auch das hier nachliefern:

 

Gesamtfazit:

Nachdem ich von der "Pandemie"-Antho aus dem Hirnkost-Verlag mit dem Herausgeber-Paar Kugler/Moreau begeistert war, erweist sich das Fazit der vorliegenden Antho wesentlich ernüchternder. Positiv anzumerken ist immerhin, dass fast alle Geschichten in einem lesbaren Stil abgefasst waren. Außerdem gefallen die Illustrationen durchgehend. Aber damit hört es auch schon auf. Natürlich fällt es bei einer Themenstellung, die über das Ende der Menschheit hinaus weist, schwer, nicht-menschliche Protagonisten zu erarbeiten, mit denen sich der menschliche Leser identifizieren kann. Aber genau das war nach meinem Verständnis die zentrale Herausforderung bei dem Projekt. Der überwiegende Teil der Beiträge scheitert daran, neben einem komplexen World-Building und viel Infodump noch eine echte Geschichte zu erzählen. Es bleibt zu vermuten, dass weder Lektorat noch Korrektorat mit dem gleichen Umfang durchgeführt wurden wie beim "Pandemie"-Vorgänger. Die Folgen merkt man leider deutlich.

Solides Niveau erreichten für meinen Geschmack Ute Wehrles "Der Sinn des Überlebens", Thomas Grüters "Mit dem Kopf voran ins Wasser", und Uwe Hermanns "Alles eine Frage der Energie", mit Abstrichen die Steinmüllers mit "Unheil aus der Tiefe" und Frank Neugebauers "Museum für Menschen"

Monika Niehaus' Märchen sind als kurzweilige, böse Satiren gelungen, allerdings ohne weiteren Tiefgang. 

In der Antho konnte ich letztlich nur drei gute Texte finden:

Dieter Korgers "Nur ein Werbespot!" verbindet knallhartes, schonungsloses Medienbashing mit einer unheimlich starken SF-Idee und formt das Ganze zu einer rasanten, bildreichen, intensiven Story mit bösem Ende.

Yvonne Tunnats "Nanita findet Leben" berührt durch die intensive, mitfühlende Schilderung der Gefühle eines nicht-ganz-menschlichen Protagonisten.

Und Anne Grießers "Die lange Wacht" überzeugt, weil sie die Probleme der Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erlebbar macht, indem sie sie von der Perspektive eines Horror- oder Mystery-Charakters betrachtet, allerdings ohne in Horror- oder Mystery-Klischees noch in explizites Moralisieren zu verfallen.

 

Ob einer der drei Texte jedoch Aufnahme in die bereits angesprochene virtuelle "Best of 2023"-Antho finden würde, lasse ich noch dahingestellt.

Jedenfalls reicht mir die Ausbeute nicht, um die Anschaffung einer gut ausgestatteten Anthologie mit 27 Geschichten für 32 Euro empfehlen zu können.

Schade! Nach der "Pandemie" hatte ich mir mehr erhofft.

 

Ernüchterter Gruß

Ralf

 

 


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