Ah, endlich können wir über "Der modulare Geist sprechen". Sie gehört für mich zu den sieben stärksten Storys der Anthologie (meine eigene bewerte ich, wie gesagt, nicht).
Folgendes hatte ich mir im Juni dazu schon notiert: -- Und bitte nur lesen (SPOILER-ALARM), wenn die Geschichte schon gelesen ist, weil ich ins Inhaltliche gehe!!
Rainer Schorn: Der modulare Geist ...
… ist ein aus drei Teilen bestehende Kurzgeschichte. Es gibt ein Vorspiel, ein Zwischenstück und ein Nachspiel. Spielt in einer nicht näher definierten Zukunft. Die Namen zweier Charaktere (IT-Experte Paul Michel, Archäologe Frederic St. Pierre) verraten, dass es sich um ein französisches Umfeld handelt. – Hier wie auch in den letzten Geschichten davor im Buch, fallen eine Reihe von Schreibfehlern auf, die im Korrekturgang hätten auffallen müssen.
Anyway, eine grandiose Geschichte. Hier wird in der Schädeldecke des Nostradamus ein Artefakt entdeckt, das offenbar so viele Informationen über die Zukunft enthält, dass sie eigentlich kaum abrufbar und abzuspeichern sind. Paul Michel wird wahnsinnig, fängt an, kryptische Niederschriften en masse zu verfertigen. Dann verschwindet auch noch das Artefakt.
Der zweite Teil spielt kurze Zeit bevor die Sonne sich ausdehnt und die umliegenden inneren Planeten des Sonnensystems vernichten wird. Alles Wissen bis zu dieser Zeit wird in eben jenes Artefakt gespeichert und in die Vergangenheit geschickt. Ein „Pauschalkompendium“, geschrieben auf DNA-Basis durch Kombi der Basenpaare. – Gute Idee, wenn auch nicht neu, die Sprache des Erbguts zur Kommunikation zu verwenden. Genial die Überlegung der Wesen miruns und ichwir in der Zukunft, ob und wie ihre sehr alten Vorfahren das alles verstehen können. Ob die denn damals noch kollektiv oder schon polyindividuell gewesen seien …
Wenn man jetzt glaubt, das Rätsel des Nostradamus aus dem Vorspiel verstanden zu haben, irrt. Denn Paul Michel stirbt im Nachspiel; und in seinem Hirn wird ein weiteres Artefakt gefunden. Oder ist es das Verschwundene. St. Pierre und andere begreifen, dass sie das Artefakt irgendwie wieder in die Zukunft transportieren müssen; v.a. weil sie es nicht entziffern können und hoffen, dass bei einem weiteren Zeit-Loop die Nachfahren in ferner Zukunft begreifen, dass sie die Menschen der `Jetztzeit´ mit ihrem Wissen und ihren Daten überfordern.
Clevere Story. Hat mir sehr gefallen. Unterhaltsam, mysteriös, gut strukturiert. Yeah!!
Bearbeitet von Future Remains, 12 August 2023 - 14:08.