Die Ărzte machen SF - Das bringt es auf den Punkt. Bei Aiki sehe ich mich ĂŒbrigens auch als Rudi Ratlos. Womit wir bei Lindenberg wĂ€ren.
Aiki Miras Text kam mir auch ziemlich sybillinisch vor. Ich gebe mal wieder, was ich verstanden habe:
Achtung: Der ganze Beitrag ist ein einziger Spoiler. Wer den Text lieber selbst entschlĂŒsseln möchte, sollte
jetzt nicht weiterlesen.
Thema ist Geburt und Wiedergeburt im einem symbolischen Sinn.
Hintergrund, wie er in der Geschichte enthĂŒllt wird:
Die Menschen haben die Erde unbewohnbar gemacht, ob nur fĂŒr Menschen oder fĂŒr alles höhere Leben, bleibt unklar. Die ĂŒberlebenden Menschen sind zum Mond geflĂŒchtet. Auf der Erde bleiben KIs zurĂŒck, die auch die letzten Reste der Menschen und sogar ihre DNA ausrotten wollen. Ein (mindestens) tausendjĂ€hriger Krieg folgt. Die Menschen auf dem lebensfeindlichen Mond gehen eine Art Symbiose mit Maschinen ein. Ab einem Alter von sieben Jahren leben sie als "weicher Kern" in einem Panzer aus Metall und verschmelzen langsam damit. Ihre Lebensdauer betrĂ€gt nur etwa 25 Jahre, dann erhĂ€lt der sehr viel langlebigere Panzer einen neuen Kern.
Die Symbionten fliegen unter anderem auch Angriffe auf die KIs der Erde. Diese KIs haben sich weiterentwickelt und sind zu Hybriden aus Maschinen und Tieren geworden. Die kĂŒnstlich in Laboren hergestellten Tiere sind SchimĂ€ren (Mischwesen). Nur ein biologisch abbaubarer Chip in ihrem Hirn hĂ€lt noch Verbindung zu anderen KIs, alles ĂŒbrige ist biologisch.
Handlung:
Einer Gemeinschaft solcher SchimĂ€renwesen der Hass auf die Menschen abhandengekommen. Sie versuchen zwei misstrauische, in ihre Panzer gehĂŒllte Kriegerinnen vom Mond zu ĂŒberzeugen, bei und mit ihnen in Frieden zu leben. Allerdings mĂŒssten die Kriegerinnen dafĂŒr ihre Panzer ablegen, so dass nur der weiche Kern ĂŒbrigbleibt, eben der biologische Mensch. Auf der lebensfreundlichen Erde braucht ein Mensch keinen Panzer. Eine der Kriegerinnen ist bereits zu sehr mit ihrem Panzer verschmolzen und stirbt. Die andere tut sich schwer mit der Entscheidung und wartet bis zum allerletzten Moment.
Die SchimÀrenwesen legen dann den Menschen in der Maschine frei und "warten auf den ersten Schrei".
FĂŒr seine wenigen Seiten ist der Text ziemlich ĂŒberladen. Darunter leidet sowohl die PlausibilitĂ€t als auch die Genauigkeit der Beschreibung. Es bleibt völlig unklar, wie die Menschen auf dem Mond ĂŒberleben. Verbinden sie sich alle mit Maschinen, oder nur einige? Nur Krieger, oder auch Arbeiter? Gibt es ein Habitat? Wer zieht die Kinder auf? So wie beschrieben kann es eigentlich nicht funktionieren.
Ăhnlich unplausibel ist die Entwicklung auf der Erde. Wenn ich die DNA von Krokodil und Hirsch vereine, bekomme ich nicht etwa ein Krokodil mit Geweih. Ich bekomme ĂŒberhaupt nichts. Die DNA ist einfach zu verschieden. SchimĂ€renwesen sind nicht in der Wirklichkeit lebensfĂ€hig. Die Idee von den KIs, die mit Tieren aller Art in einem Körper koexistieren und eine philosophisch-friedliche Gemeinschaft bilden, ist schon sehr weit hergeholt.
Die Dialoge der Kriegerinnen wirken nicht wirklich militĂ€risch. AuĂerdem sind sie offenbar ohne jede AufklĂ€rung und ohne jedes bestimmte Ziel in die ErdatmosphĂ€re geschickt worden. Der WortfĂŒhrer der SchimĂ€ren spricht dagegen wie der Guru einer esoterischen Sekte.
Das ganze ist flĂŒssig und farbig geschrieben, mit vielen Metaphern, von denen einige allerdings verrutscht sind ("Ein blasser Mond schimmert durch wie durch Glas im Dunst eines rosa Himmels").
Insgesamt habe ich den Eindruck, das sich Aiki Mira an dem Text etwas verhoben hat.