Meines Erachtens wurde hier schon ganz vieles von dem geschrieben, was ich hätte schreiben wollen. Ich möchte nicht alles wiederholen, nur die Namen benennen: Naut und diffusschall und auch Rezensionsnerdista.
Bernhard, deine Posts erlebe ich als Weigerung, meine Argumente nachzuvollziehen und sich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich glaube auch nicht daran, dich überzeugen zu können, und sage darum schon vorab, dass ich jetzt noch einmal genau etwas schreibe, dass ich aber keine Lust habe, mir weiter die Mühe zu machen, eine Diskussion zu führen, die ich persönlich für verloren halte. Es ist immer schwer, wenn der eigene Text kritisiert wird. Aber ich erlebe ganz viele deiner Posts hier als Vom-Tisch-Wischen von Argumenten, als Holzhammerposts dagegen, wie der Verweis aufs Lehren und Predigen - als Reaktion auf Threads über persönliche Vorlieben. So kann man alles abwatschen. So macht mir ein Austausch keinen Spaß.
Ich beziehe mich im Folgenden auf Post #134 von Bernhard.
Da geht es erstmal um das Titelbild. Ja, es stimmt: Ich habe nicht erkannt, dass das speziell Hookadar sein soll. Ich dachte, es sei irgendein Laichkange. Wie Lederschuhe wirken die gezeichneten Schuhe auf mich nicht. Aber Titelbilder sind letztlich Geschmack und den muss man halt stehen lassen. PR-Cover haben einen bestimmten Stil, der mich selten anspricht, aber da kann man nur mit den Schultern zucken, denke ich.
Zum Preis stellst du richtig dar, dass er, verglichen mit der Textmenge, die geboten wird, nicht so niedrig ist.
Dass man bei der KI »keine Persönlichkeit wahrnehmen konnte«, überrascht vor dem Hintergrund, dass sich diese aus einem Rachemotiv heraus den Instruktionen eigentlich autorisierter Bediener widersetzt. Sie denkt also nicht nur über ihre ursprüngliche Programmierung hinaus, sondern wird entscheidend durch Emotionen motiviert. Wenn das keine Persönlichkeit ist – was dann?
Da sieht man, dass es dir als Kenner der Serie offenbar schwer fällt, sich in eine Person hineinzuversetzen, die die Vorgeschichte nicht kennt. Für mich wird gar nicht klar, dass es ein aktives Widersetzen gibt und keine Fehlfunktion. Wenn mein Herd nicht angeht, liegt es mir auch nicht nahe, ihm ein Rachemotiv zu unterstellen.
Ebenfalls überrascht (mich) die Erwartungshaltung, Rhodan sei Hard SF. Gemeint ist vermutlich »technikorientierte SF«, denn dass überlichtschnelle Raumfahrt als ein den Naturwissenschaften widersprechendes Prinzip, das in der Hard SF nicht vorkommt, bei Rhodan ein zentraler Faktor ist, wird auch jemand wissen, der das Thema nur gestreift hat. Der Vergleich mit Star Trek (ebenfalls schwerlich Hard SF) bestätigt meine Vermutung, dass technikorientierte SF gemeint ist.
Nein, ich meinte hard SF: SF auf der Basis von Wissenschaft. Das muss nicht unbedingt Naturwissenschaft sein. Ich möchte nun nicht über Definitionen streiten oder darüber, an wie vielen Stellen Star Trek von dieser Idee abweicht.
Auch hat mich überrascht, dass unbekannt war, dass Rhodan eine durchgängige Handlung hat – wird doch das Label »längste fortlaufende Erzählung seit Erfindung der Schrift« gern angebracht und auch außerhalb der SF-Bubble, in allgemeinen Literaturkreisen, mit Rhodan verbunden.
Auch hier wieder: Du machst mir zum Vorwurf, dass ich kein Vorwissen habe. Aber dieses mangelnde Vorwissen war ja genau Gegenstand des Experiments. Dass jemand so wenig weiß, kannst du dir nicht vorstellen. Jop. Genau das ist mE ein Hauptproblem in dieser Diskussion hier.
Witzig ist, dass du die Quelle meines Missverständnisses bist, mit deiner auch in den letzten Posts wieder kolportierten Behauptung, fast jedes PR-Heft sei ohne Vorwissen lesbar. Ich würde nie behaupten, man könne Kapitel 7 aus "Das Geflecht" ohne Vorwissen lesen und verstehen. Darum gehe ich bei deiner Behauptung davon aus, es müsse sich um abgeschlossene Einzelromane handeln. Denn sonst sind sie von der Anlage her schon so, dass sie nicht isoliert lesbar sind.
Da sich diese Räume innerhalb des Schiffs befinden, das als trojanisches Pferd dienen soll, kann man von dort aus den Funkverkehr mithören, der in diesem Schiff stattfindet.
Dass diese Zusammenhänge erfasst wurden, lese ich aus der Besprechung heraus.
Was ist nun unklar? Wieso man den Funkverkehr des Feindes mithört, statt einfach abzuschalten?
Auch das ist wieder so eine Stelle, wo ich denke: Wie kann das unklar sein? Und du denkst das Gleiche von mir.
Die Frage lautet: Was ist der Grund dafür, dass alle - das gesamte Infiltrationsteam - den Funkverkehr mithören müssen? Wenn Personen die Folterungen nicht ertragen, warum müssen diese ihnen dann ungefiltert ausgesetzt sein? Das ergibt für mich keinerlei Sinn.
Die Wertung von Atlans Handlungsweise als »Konglomerat aus Geschlechtsrollenklischees und patriarchaler Anmaßung« steht, wie jede Wertung, im Ermessen jeder Leserin und jedes Lesers, erscheint mir aber zumindest seltsam und stark geprägt von einer besonderen Leseperspektive.
Ich finde es seltsam, dass du meine Offenlegung meiner Wahrnehmung hier so als seltsam herausstellen musst. Dass meine Lebensperspektive als nichtbinäre Person sich in einer heteronormativen Gesellschaft von deiner unterscheidet - ja nu, das überrascht uns beide nicht, oder? Ich empfinde deine Äußerungen als künstliches Herausstreichen der Marginalisierung meiner Perspektive, als Invalidierung. Du tust hier also genau das, was ich dir in dem Text vorgeworfen habe: die nichtbinäre Perspektive invalidieren.
Die Frauen in Führungspositionen haben übrigens damit, ob Atlans Verhalten sexistisch ist, gar nichts zu tun.
Von einer »Sonardusche« lese ich in vielen SF-Texten, nicht nur bei Rhodan – man reinigt sich mittels Schallwellen, nicht mit Wasser, was im Weltraum oft eine gute Idee ist.
Nun ja. Ich kenne "Sonar" als eine Technologie zur Ortung von Objekten mithilfe von Schallwellen. Gemeint ist wahrscheinlich eine Ultraschalldusche - aber ich finde es irreführend für diese das Wort sonar zu verwenden, denn ein Ortungssystem wird nicht verwendet.
Eine KI kann ihre eigenen Denkweisen (Algorithmen) und Erinnerungen (Speicherinhalte) viel weitgehender kontrollieren und manipulieren als ein Mensch. Und dennoch verfällt die Sextatronik dem Wahnsinn - wie ein Rechnerverbund mit Virenbefall ...
Ich will darauf gar nicht tiefer eingehen. Daher nur kurz: Für mich ist der Begriff "Wahnsinn" ein diffamierender, ich hatte mich aber in der Rezension entschieden, dieses Feld nun nicht auch noch aufzumachen. Aber da du ihn hier so weitgehend formulierst, mag ich es doch nicht stehen lassen. Inhaltlich finde ich die Frage, ob psychische Erkrankungen bei KIs möglich sind und wie sie sich äußern würden, eine spannende. Für mich ist die Thematik in "Der Überläufer" allerdings so oberflächlich gestreift, dass ich darin keinen ernsthaften Beitrag zum Thema sehen kann. Das wundert angesichts der Kürze des Textes mit einem ganz anderen Schwerpunkt auch nicht.
Schade, dass kein Beispiel für die Perspektivfehler aufgeführt wurde. Ich glaube, es gibt sie nicht …
Schade, dass du nicht sorgfältig genug gelesen hast, um die benannten Beispiele zu finden. Ich glaube, du nutzt das für eine Unterstellung an mich ... unschön. Wirklich unschön. Was ist das für ein Diskussionsstil? Das ist unsachlich und unhöflich.
Hier wird richtig erfasst, dass die Szene aus Atlans Perspektive geschildert wird. Es ist daher nur konsequent, dass Atlan im Vorübergehen die primären Geschlechtsorgane (männlich und weiblich) sieht und einordnet. Dass dieser Blick auf einen unbekleideten Körper im Vorübergehen als »voyeuristisch« empfunden wird, lässt mich nur mit dem Kopf schütteln. Eine Erotisierung liegt hier nun wirklich nicht vor.
Wie du zur Gleichsetzung von Voyeurismus und Erotik kommst, weiß ich nicht. Welche Funktion hat denn diese Szene? Also warum genau zeigst du Mulholland nackt unter der Dusche?
Auch wird der Begriff »Hermaphrodit« hier nicht abwertend, sondern beschreibend verwendet.
Bist du eine von den Personen, die auch meinen, sie würden das N-Wort nur beschreibend verwenden? Dann erübrigt sich hier jegliche Diskussion. Wenn du Betroffenen nicht ihr Recht zugestehst zu bestimmen, wie sie benannt werden wollen (und wie nicht), dann beharrst du auf deinem Recht sie zu diskriminieren. Wie sacht man hier in Berlin: "Kannste machen, aber dann isses halt scheiße".
Dass Mulholland sich selbst als sächlich wahrnimmt, ist seine Entscheidung.
Nope. Er ist ja die Figur eines Autors. Es ist also die Entscheidung des Autors.
In diesem Aspekt steht Der Überläufer in der Tradition der positiven Utopie, die Rhodan im Grundstrom immer geboten hat.
Das lässt sich aber nur halten, wenn du meine Analyse der Ausgrenzung vom Tisch wischt, wie du es hier leider tust. Du nimmst einen Aspekt heraus, missverstehst ihn und tust ihn ab. Die anderen Aspekte ignorierst du. Damit zerstörst du jede Diskussionsgrundlage.
Dazu, dass ich selbst entschieden habe, in meinem Debütroman einer sexistischen und chauvinistischen Figur viel Raum einzuräumen und gar nicht dafür stehe, irgendwas zu verbieten oder vorzuschreiben, wurde ja hier schon geschrieben. Mich nervt dieses "Ah, man darf ja gar nichts mehr sagen"-Geschrei nur noch, muss ich sagen. Ich erlebe es als Weigerung, sich wirklich mit den -ismen, die man selbst unbewusst reproduziert, auseinanderzusetzen. Und nur damit wir uns nicht missverstehen: Es ist dein gutes Recht, dich zu weigern. Nur fände ich es dann ehrlicher zu sagen: "Nee, darüber will ich nicht nachdenken" als so zu tun, als seien meine Analysen und Argumente falsch. Auf der Progressivität von PR zu beharren und gleichzeitig das Aufzeigen von enthaltenen Diskriminierungen vom Tisch zu wischen, geht einfach nicht gut aufeinander.