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SF-Literaturpreise nicht für PERRY RHODAN ? (AN 280 & SOL 109)


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196 Antworten in diesem Thema

#151 diffusSchall

diffusSchall

    Hauptsachenaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 07:42

mehr zu lesen, das von anderen Menschen als immer nur von Männern, weiß, westlich und oft auch 50+ kommt, finde ich erfrischend.

 
Oh, shit, dann bin ich raus.
Oder meinst du handelt statt kommt?   B-)
 
Ich habe das Sensitivity Reading unterschätzt, dachte, gute Recherche könne das ersetzen. Ich bin ja ein aufgewecktes, aufgeklärtes Kerlchen.

Pustekuchen!

Mal abgesehen davon, dass ich meiner Beraterin erst einmal begreiflich machen musste, dass ich nicht ihren Autisten schreibe, sondern einen: ich habe Sicherheit in der Thematik gewonnen und gehe selbstbewusster und freier damit um. Viel mehr, als wenn ich mich nur darin eingelesen hätte. (Zum Glück hat sie keine groben Fettnäpfchen gefunden.) Der Charakter hat durch die gemeinsame Arbeit enorm an Profilschärfe gewonnen. Und es ist einfach toll zu sehen, wie der Text dadurch immer besser wird.

 

Ich habe früh überlegt, ob ich mir das zutraue, einen Charakter mit Autismus-Spektrum-Störung in den Plot zu übernehmen. Ich habe nur entfernt mit der Thematik Berührung gehabt und ich weiß, dass ich als Autor noch jede Menge Erfahrung sammeln muss. Ich war mir unsicher, ob das nur gewagt ist oder eine echte Dummheit. Dass ich mir dazu gezielt Hilfe gesucht habe, hat mir die Befangenheit genommen und damit meinen Freiheitsgrad enorm erweitert.

 

@Bernard

Du hast völlig recht damit, dass man sich hüten sollte verletzungsfrei schreiben zu wollen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Hatte Eschbach nicht einmal im ähnlichen Zusammenhang etwas in der Form gesagt, dass niemand ein Recht auf ein schmerzfreies Leben hat, dass das eine Illusion sei? Dessen bin ich mir völlig bewusst und fordere als Autor da auch mein Recht ein. Aber das entbindet mich nicht davon, mit offenen Augen und Umsicht zu schreiben.

Was mich in dem Zusammenhang interessieren würde: Gibt es bei PR neben den Charakterbeschreibungen der Expokraten eigentlich ein aktives Angebot für Sensitivity Reading oder liegt das in der Verantwortung der Autoren?

 


---

 

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#152 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 07:52

Eine Geschichte wird für mich dann besser, wenn die Figuren vieldimensional und interessant sind, wenn sie authentisch sind und ich mit ihnen mitfühle. Sie bleiben idR für mich uninteressant, wenn sie flach sind. Das kann ich durchaus transparent machen, solche Werke haben bei mir schwere Chancen, nominiert zu werden, egal wo. 

Gut, das ist ein Fokus auf die Charakterisierung und Charakterisierungstiefe von Romanfiguren. Ein durchaus legitimes, weil literarisches, Kriterium; es hat allerdings zunächst einmal nichts mit Diversität etc. zu tun. Als eine der gelungensten Charakterisierungen der Literaturgeschichte gilt die Figur Michael Corleone in Der Pate von Mario Puzo, und diese Figur ist wohl das Gegenteil von divers (hier trifft die inflationär gebrauchte Zuschreibung "Patriarch" ausnahmsweise einmal zu; präziser haben wir es mit einem "Patriarch in the making" zu tun).

Ich finde so eine Transparenz, welche Kriterien angelegt werden, hilfreich. So weiß man zum Beispiel, wenn man eher Fan einer Hard SF oder wissenschaftsorientierten SF á la Clarke oder Crichton ist, dass Deine Empfehlungen nicht in diese Richtung weisen werden. Beide Autoren haben die Figuren eher als Vehikel verwendet, um ihre Konzepte und Überlegungen in eine Romanhandlung zu transportieren ("Ideenliteratur").

Bei Rhodan gibt es übrigens in dieser Hinsicht das gesamte Spektrum: Rainer Castor war beispielsweise ein Teamautor, der sehr technikorientiert geschrieben hat, während H. G. Ewers besonders auf die Figuren wert gelegt hat, um zwei Beispiele zu benennen.


Was mich in dem Zusammenhang interessieren würde: Gibt es bei PR neben den Charakterbeschreibungen der Expokraten eigentlich ein aktives Angebot für Sensitivity Reading oder liegt das in der Verantwortung der Autoren?

Das bleibt den Autorinnen und Autoren überlassen.


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#153 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

    Temponaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 08:01

Meines Erachtens wurde hier schon ganz vieles von dem geschrieben, was ich hätte schreiben wollen. Ich möchte nicht alles wiederholen, nur die Namen benennen: Naut und diffusschall und auch Rezensionsnerdista.

 

Bernhard, deine Posts erlebe ich als Weigerung, meine Argumente nachzuvollziehen und sich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich glaube auch nicht daran, dich überzeugen zu können, und sage darum schon vorab, dass ich jetzt noch einmal genau etwas schreibe, dass ich aber keine Lust habe, mir weiter die Mühe zu machen, eine Diskussion zu führen, die ich persönlich für verloren halte. Es ist immer schwer, wenn der eigene Text kritisiert wird. Aber ich erlebe ganz viele deiner Posts hier als Vom-Tisch-Wischen von Argumenten, als Holzhammerposts dagegen, wie der Verweis aufs Lehren und Predigen - als Reaktion auf Threads über persönliche Vorlieben. So kann man alles abwatschen. So macht mir ein Austausch keinen Spaß.

 

Ich beziehe mich im Folgenden auf Post #134 von Bernhard.

 

Da geht es erstmal um das Titelbild. Ja, es stimmt: Ich habe nicht erkannt, dass das speziell Hookadar sein soll. Ich dachte, es sei irgendein Laichkange. Wie Lederschuhe wirken die gezeichneten Schuhe auf mich nicht. Aber Titelbilder sind letztlich Geschmack und den muss man halt stehen lassen. PR-Cover haben einen bestimmten Stil, der mich selten anspricht, aber da kann man nur mit den Schultern zucken, denke ich.

 

Zum Preis stellst du richtig dar, dass er, verglichen mit der Textmenge, die geboten wird, nicht so niedrig ist.

 

 

 

Dass man bei der KI »keine Persönlichkeit wahrnehmen konnte«, überrascht vor dem Hintergrund, dass sich diese aus einem Rachemotiv heraus den Instruktionen eigentlich autorisierter Bediener widersetzt. Sie denkt also nicht nur über ihre ursprüngliche Programmierung hinaus, sondern wird entscheidend durch Emotionen motiviert. Wenn das keine Persönlichkeit ist – was dann?

 

Da sieht man, dass es dir als Kenner der Serie offenbar schwer fällt, sich in eine Person hineinzuversetzen, die die Vorgeschichte nicht kennt. Für mich wird gar nicht klar, dass es ein aktives Widersetzen gibt und keine Fehlfunktion. Wenn mein Herd nicht angeht, liegt es mir auch nicht nahe, ihm ein Rachemotiv zu unterstellen. ;)

 

 

 

Ebenfalls überrascht (mich) die Erwartungshaltung, Rhodan sei Hard SF. Gemeint ist vermutlich »technikorientierte SF«, denn dass überlichtschnelle Raumfahrt als ein den Naturwissenschaften widersprechendes Prinzip, das in der Hard SF nicht vorkommt, bei Rhodan ein zentraler Faktor ist, wird auch jemand wissen, der das Thema nur gestreift hat. Der Vergleich mit Star Trek (ebenfalls schwerlich Hard SF) bestätigt meine Vermutung, dass technikorientierte SF gemeint ist.

 

Nein, ich meinte hard SF: SF auf der Basis von Wissenschaft. Das muss nicht unbedingt Naturwissenschaft sein. Ich möchte nun nicht über Definitionen streiten oder darüber, an wie vielen Stellen Star Trek von dieser Idee abweicht.

 

 

 

Auch hat mich überrascht, dass unbekannt war, dass Rhodan eine durchgängige Handlung hat – wird doch das Label »längste fortlaufende Erzählung seit Erfindung der Schrift« gern angebracht und auch außerhalb der SF-Bubble, in allgemeinen Literaturkreisen, mit Rhodan verbunden. 

 

Auch hier wieder: Du machst mir zum Vorwurf, dass ich kein Vorwissen habe. Aber dieses mangelnde Vorwissen war ja genau Gegenstand des Experiments. Dass jemand so wenig weiß, kannst du dir nicht vorstellen. Jop. Genau das ist mE ein Hauptproblem in dieser Diskussion hier.

Witzig ist, dass du die Quelle meines Missverständnisses bist, mit deiner auch in den letzten Posts wieder kolportierten Behauptung, fast jedes PR-Heft sei ohne Vorwissen lesbar. Ich würde nie behaupten, man könne Kapitel 7 aus "Das Geflecht" ohne Vorwissen lesen und verstehen. Darum gehe ich bei deiner Behauptung davon aus, es müsse sich um abgeschlossene Einzelromane handeln. Denn sonst sind sie von der Anlage her schon so, dass sie nicht isoliert lesbar sind.

 

 

Da sich diese Räume innerhalb des Schiffs befinden, das als trojanisches Pferd dienen soll, kann man von dort aus den Funkverkehr mithören, der in diesem Schiff stattfindet.

Dass diese Zusammenhänge erfasst wurden, lese ich aus der Besprechung heraus.
Was ist nun unklar? Wieso man den Funkverkehr des Feindes mithört, statt einfach abzuschalten?

 

Auch das ist wieder so eine Stelle, wo ich denke: Wie kann das unklar sein? Und du denkst das Gleiche von mir.  :bighlaugh:

Die Frage lautet: Was ist der Grund dafür, dass alle - das gesamte Infiltrationsteam - den Funkverkehr mithören müssen? Wenn Personen die Folterungen nicht ertragen, warum müssen diese ihnen dann ungefiltert ausgesetzt sein? Das ergibt für mich keinerlei Sinn.

 

 

 

Die Wertung von Atlans Handlungsweise als »Konglomerat aus Geschlechtsrollenklischees und patriarchaler Anmaßung« steht, wie jede Wertung, im Ermessen jeder Leserin und jedes Lesers, erscheint mir aber zumindest seltsam und stark geprägt von einer besonderen Leseperspektive. 

 

Ich finde es seltsam, dass du meine Offenlegung meiner Wahrnehmung hier so als seltsam herausstellen musst. Dass meine Lebensperspektive als nichtbinäre Person sich in einer heteronormativen Gesellschaft von deiner unterscheidet - ja nu, das überrascht uns beide nicht, oder? Ich empfinde deine Äußerungen als künstliches Herausstreichen der Marginalisierung meiner Perspektive, als Invalidierung. Du tust hier also genau das, was ich dir in dem Text vorgeworfen habe: die nichtbinäre Perspektive invalidieren.

 

Die Frauen in Führungspositionen haben übrigens damit, ob Atlans Verhalten sexistisch ist, gar nichts zu tun.

 

 

 

Von einer »Sonardusche« lese ich in vielen SF-Texten, nicht nur bei Rhodan – man reinigt sich mittels Schallwellen, nicht mit Wasser, was im Weltraum oft eine gute Idee ist.

 

Nun ja. Ich kenne "Sonar" als eine Technologie zur Ortung von Objekten mithilfe von Schallwellen. Gemeint ist wahrscheinlich eine Ultraschalldusche - aber ich finde es irreführend für diese das Wort sonar zu verwenden, denn ein Ortungssystem wird nicht verwendet.

 

 

 

Eine KI kann ihre eigenen Denkweisen (Algorithmen) und Erinnerungen (Speicherinhalte) viel weitgehender kontrollieren und manipulieren als ein Mensch. Und dennoch verfällt die Sextatronik dem Wahnsinn - wie ein Rechnerverbund mit Virenbefall ...

 

Ich will darauf gar nicht tiefer eingehen. Daher nur kurz: Für mich ist der Begriff "Wahnsinn" ein diffamierender, ich hatte mich aber in der Rezension entschieden, dieses Feld nun nicht auch noch aufzumachen. Aber da du ihn hier so weitgehend formulierst, mag ich es doch nicht stehen lassen. Inhaltlich finde ich die Frage, ob psychische Erkrankungen bei KIs möglich sind und wie sie sich äußern würden, eine spannende. Für mich ist die Thematik in "Der Überläufer" allerdings so oberflächlich gestreift, dass ich darin keinen ernsthaften Beitrag zum Thema sehen kann. Das wundert angesichts der Kürze des Textes mit einem ganz anderen Schwerpunkt auch nicht.

 

 

 

Schade, dass kein Beispiel für die Perspektivfehler aufgeführt wurde. Ich glaube, es gibt sie nicht …

 

Schade, dass du nicht sorgfältig genug gelesen hast, um die benannten Beispiele zu finden. Ich glaube, du nutzt das für eine Unterstellung an mich ... unschön. Wirklich unschön. Was ist das für ein Diskussionsstil? Das ist unsachlich und unhöflich.

 

 

 

Hier wird richtig erfasst, dass die Szene aus Atlans Perspektive geschildert wird. Es ist daher nur konsequent, dass Atlan im Vorübergehen die primären Geschlechtsorgane (männlich und weiblich) sieht und einordnet. Dass dieser Blick auf einen unbekleideten Körper im Vorübergehen als »voyeuristisch« empfunden wird, lässt mich nur mit dem Kopf schütteln. Eine Erotisierung liegt hier nun wirklich nicht vor.

 

Wie du zur Gleichsetzung von Voyeurismus und Erotik kommst, weiß ich nicht. Welche Funktion hat denn diese Szene? Also warum genau zeigst du Mulholland nackt unter der Dusche?

 

 

 

Auch wird der Begriff »Hermaphrodit« hier nicht abwertend, sondern beschreibend verwendet.

 

Bist du eine von den Personen, die auch meinen, sie würden das N-Wort nur beschreibend verwenden? Dann erübrigt sich hier jegliche Diskussion. Wenn du Betroffenen nicht ihr Recht zugestehst zu bestimmen, wie sie benannt werden wollen (und wie nicht), dann beharrst du auf deinem Recht sie zu diskriminieren. Wie sacht man hier in Berlin: "Kannste machen, aber dann isses halt scheiße".

 

 

 

Dass Mulholland sich selbst als sächlich wahrnimmt, ist seine Entscheidung.

 

Nope. Er ist ja die Figur eines Autors. Es ist also die Entscheidung des Autors.

 

 

 

In diesem Aspekt steht Der Überläufer in der Tradition der positiven Utopie, die Rhodan im Grundstrom immer geboten hat. 

 

Das lässt sich aber nur halten, wenn du meine Analyse der Ausgrenzung vom Tisch wischt, wie du es hier leider tust. Du nimmst einen Aspekt heraus, missverstehst ihn und tust ihn ab. Die anderen Aspekte ignorierst du. Damit zerstörst du jede Diskussionsgrundlage.

 

Dazu, dass ich selbst entschieden habe, in meinem Debütroman einer sexistischen und chauvinistischen Figur viel Raum einzuräumen und gar nicht dafür stehe, irgendwas zu verbieten oder vorzuschreiben, wurde ja hier schon geschrieben. Mich nervt dieses "Ah, man darf ja gar nichts mehr sagen"-Geschrei nur noch, muss ich sagen. Ich erlebe es als Weigerung, sich wirklich mit den -ismen, die man selbst unbewusst reproduziert, auseinanderzusetzen. Und nur damit wir uns nicht missverstehen: Es ist dein gutes Recht, dich zu weigern. Nur fände ich es dann ehrlicher zu sagen: "Nee, darüber will ich nicht nachdenken" als so zu tun, als seien meine Analysen und Argumente falsch. Auf der Progressivität von PR zu beharren und gleichzeitig das Aufzeigen von enthaltenen Diskriminierungen vom Tisch zu wischen, geht einfach nicht gut aufeinander.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#154 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 08:04

 

Ich finde so eine Transparenz, welche Kriterien angelegt werden, hilfreich. So weiß man zum Beispiel, wenn man eher Fan einer Hard SF oder wissenschaftsorientierten SF á la Clarke oder Crichton ist, dass Deine Empfehlungen nicht in diese Richtung weisen werden. Beide Autoren haben die Figuren eher als Vehikel verwendet, um ihre Konzepte und Überlegungen in eine Romanhandlung zu transportieren ("Ideenliteratur").

 

Na, so generell würde ich das jetzt nicht sagen, Jurassic Park hätte ich mit Sicherheit nominiert, Timeline auch, die Idee muss nur gut genug sein, gut umgesetzt sein etc.. Gleiches gilt für die Odyssee im Weltraum. Es gibt eben mehr als ein Kriterium.


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#155 diffusSchall

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 08:06

Perry Rhodan hatte schon im ersten Heft eine Raumschiffkommandantin und in den ersten Heften sowohl Frauen als auch Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft in Rhodans Elite-Einheit,

 

Bei aller Liebe zur Serie, aber hier muss ich dann doch mit der Blutgrätsche dazwischen:

Bei näherer Betrachtung hält das Beispiel nicht stand. Thora war ein Alien und strange und da passte das hervorragend in die Zeit und das herrschende Frauenbild. Das hat nichts mit Progressivität seitens Scheer zu tun gehabt. (Zwing mich nicht die Sache mit der Tanzhaltung aus Scheers Exposé zu zitieren. ;) ) 

Genauso verhält es sich mit den Damen aus dem Mutantenkorps. Keine davon ist eine Führungspersönlichkeit gewesen und ihre Position haben sie wegen ihrer Exotik als Mutanten.

Das Frauenbild in den Anfangsjahren der Serie ist ein Kind seiner Zeit. Damals absolut legitim, weil die Serie noch mehr ein reines Unterhaltungsmedium darstellte. Ein echtes Sendungsbewusstsein kam erst durch William Voltz. Aus heutiger Sicht liest sich PR der damaligen Zeit, gerade was das kolportierte Frauenbild angeht, gruselig.

Das war der Zeitgeist. Man schaue sich nur mal das Frauenbild bei James Bond gerade aus der Zeit an.

Deshalb sollte man mit Beispielen von Progressivität aus dem frühen PR ganz vorsichtig sein. 


Bearbeitet von diffusSchall, 13 Juli 2023 - 08:19.

---

 

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#156 Peter-in-Space

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    Kenonaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 08:25

...

Das hat doch auch niemand bestritten?

...

nö! Ich wollte auch nur einen dezenten Hinweis dazu geben.


Bearbeitet von Peter-in-Space, 13 Juli 2023 - 14:45.

Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

(Verfasser unbekannt)

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#157 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 08:26

Bei näherer Betrachtung hält das Beispiel nicht stand. Thora war ein Alien und strange und da passte das hervorragend in die Zeit und das herrschende Frauenbild. Das hat nichts mit Progressivität seitens Scheer zu tun gehabt.

Da ist wieder die Frage, ob man über das Werk oder den Autor diskutiert.

 

Von K. H. Scheer weiß man (nachzulesen in den Chronik-Bänden, die sich mit der Serienhistorie beschäftigen), dass er Vorbehalte gegenüber Frauen hatte, die Science-Fiction schrieben. Das hat sich insbesondere gegen Marianne Sydow gerichtet, die er nicht im Team haben wollte.

Die Leserschaft sah es übrigens anders; damals wurden per Postkarte jeweils die besten Romane eines Jahrgangs gewählt, und Sydow lag auf den vorderen Plätzen.

Von Scheer berichtet aber auch Sydow selbst, er habe in einem Aufzuggespräch mit ihr persönlich um Entschuldigung für seine Verbohrtheit gebeten; ihre Leistung habe ihn überzeugt, er habe falsch gelegen, sie habe bewiesen, dass Frauen sehr wohl ausgezeichnete Science-Fiction schreiben könnten. Sydows Kommentar zu dieser Erinnerung war, Scheer habe zwar fragwürdige Ansichten gehabt, diese aber auch korrigiert und sei insgesamt ein "Mann mit Charakter" gewesen.

 

Das ändert aber nichts daran, dass das erste Alien-Raumschiff, dem die Menschheit in der Serie begegnet, eine weibliche Kommandantin hat, die ihr Kommando auch resolut ausübt und der Hauptfigur Perry Rhodan ordentlich Contra gibt. Zwar ist auch richtig, dass dies einer außerirdischen Kultur zugeordnet wird - aber allzu "strange" waren die Arkoniden auch 1961 nicht (körperlich kaum von Menschen zu unterscheiden). Man kann sicher kritisieren, dass Thora im weiteren Verlauf der Serie sehr in den Hintergrund getreten ist - aber in den ersten Heften mischt sie den Laden ordentlich auf.

 

Die genannten Parabegabten, wie Anne Sloane und Irmina Kotschistowa, hatten keine Führungspositionen, das ist schon richtig. Aber literarisch betrachtet waren sie, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, durchaus Hauptfiguren, Haupthandlungsträgerinnen und Identifikationsfiguren - eben nicht nur "Damsel in Mistress", die von männlichen Figuren gerettet werden mussten ...


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#158 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 08:51

Da sieht man, dass es dir als Kenner der Serie offenbar schwer fällt, sich in eine Person hineinzuversetzen, die die Vorgeschichte nicht kennt. Für mich wird gar nicht klar, dass es ein aktives Widersetzen gibt und keine Fehlfunktion. Wenn mein Herd nicht angeht, liegt es mir auch nicht nahe, ihm ein Rachemotiv zu unterstellen. ;)

Da kann ich Dich beruhigen: Das steht im Roman, dafür ist kein Serienkontext notwendig.

Schon der Untertitel kündigt an: "Ein Schiff will Rache".

Explizit kommt die Persönlichkeit der Sextatronik (die das Schiff als ihren Körper begreift) mehrfach zur Sprache, zum Beispiel:

Dass [die Sextatronik] überhaupt mit Farbaud verhandelte, lag wohl daran, dass sie ihn als gleichrangig zu Schomek anerkannte. Die Quintarchen waren jedoch nicht immer einer Meinung, eigentlich sogar eher selten. Ihre Rivalität und Individualität war eine wichtige Komponente, um dem Chaoporter eine Vielfalt teils widersprüchlicher Möglichkeiten zu eröffnen. Wenn Farbaud etwas befürwortete, hieß das keineswegs, dass es auch in Schomeks Sinne gewesen wäre.

»Rache«, forderte PAAEM [die Sextatronik]. »Hilf mir, angemessene Rache zu üben!«

»Gemeinsam sind wir stark«, lockte Farbaud. »Gemeinsam haben wir die Impertinenten von Bord vertrieben.«

 

Farbaud, der hochrangige Vertreter der Chaotarchen, muss also mit der Sextatronik verhandeln, er muss ihr lockende Angebote machen ...

Ich nehme an, das kommt in der Interaktion mit Deinem Herd eher selten vor.  :)

 

Auch hier wieder: Du machst mir zum Vorwurf, dass ich kein Vorwissen habe. 

Nimm das doch nicht als Vorwurf, sondern erst einmal als Beobachtung und Bekunden meiner Überraschung.

Ich spiele zum Beispiel kein Pokemon, habe aber trotzdem eine ungefähre Vorstellung, dass es aus Japan kommt und um meist bepelzte Viecher geht, die jeweils Spezialfähigkeiten haben, die in Richtung Superhelden gehen. Das macht mich beileibe nicht zu einem Pokemon-Kenner, ich bezeichne mich selbst sogar als unwissend, was Pokemon angeht. Manche Sachen weiß ich aber darüber.

Dass jemand, der sich für Literatur interessiert, nicht weiß, dass Rhodan eine fortlaufende Erzählung ist, überrascht mich, weil ich das als (in Literaturkreisen) Allgemeinwissen ansehe. Ebenso, dass Rhodan ein extrem ausdifferenziertes und buntes Universum bietet, in dem die technologieorientierte SF eben nicht dominiert - schon allein durch beiläufiges Betrachten der Titelbilder sollte das in meiner Vorstellung jedem SF-Interessierten klar sein.

Dass es bei Dir nicht so ist/ war, wundert mich eben. Ich werde künftig bewusster darauf achten, ob diese grundsätzlichen Fakten tatsächlich eher unbekannt sind - bislang bist Du in meinem Erfahrungsumfeld in dieser Hinsicht eben ein einmaliger Fall (unter Literatur- bzw. SF-Interessierten).

 

Wie du zur Gleichsetzung von Voyeurismus und Erotik kommst, weiß ich nicht.

 

Aus dem allgemeinen Sprachgebrauch. Wikipedia erklärt uns:

"Voyeurismus (fr. voir für „sehen“ und voyeur für „Seher“, gelegentlich auch Skopophilie oder Skoptophilie) ist eine Form der Sexualität, bei der ein Voyeur (umgangssprachlich auch Spanner genannt) durch das Betrachten von seiner Präferenz entsprechenden, sich entkleidenden oder nackten Menschen oder durch das Beobachten sexueller Handlungen sexuell erregt wird."

Es mag sein, dass Du etwas anderes meinst oder den Begriff anders verwendest; das wird aber in Deinem Text nicht erläutert, also gehe ich vom allgemeinen Sprachgebrauch aus. Und da kann ich eben nicht erkennen, dass die Schilderung in Der Überläufer geeignet wäre, die Leserin oder den Leser sexuell zu erregen.

Nope. Er ist ja die Figur eines Autors. Es ist also die Entscheidung des Autors.

 

Es ist die Entscheidung des Autors, eine Figur zu erschaffen, die für sich entscheidet, sächliche Pronomen zu verwenden.

Damit ist im Universum des Romans gesetzt: Die Figur tut dies aus eigenem Antrieb heraus. Das Umfeld der Figur reagiert darauf mit ... Akzeptanz. Und die Figur reagiert darauf, dass ihr Umfeld sie unterschiedlich wahrnimmt ... ebenfalls mit Akzeptanz.

Wie jede Handlung oder Einstellung von Romanfiguren kann man auch diese gut oder schlecht finden, man kann sagen: "würde ich auch so machen" oder "würde ich auf keinen Fall so machen" oder "ist mir egal". Das ist eine Wertung der Leserin oder des Lesers, nicht des Autors.


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#159 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 09:02

Nimm das doch nicht als Vorwurf, sondern erst einmal als Beobachtung und Bekunden meiner Überraschung.

Ich spiele zum Beispiel kein Pokemon, habe aber trotzdem eine ungefähre Vorstellung, dass es aus Japan kommt und um meist bepelzte Viecher geht, die jeweils Spezialfähigkeiten haben, die in Richtung Superhelden gehen. Das macht mich beileibe nicht zu einem Pokemon-Kenner, ich bezeichne mich selbst sogar als unwissend, was Pokemon angeht. Manche Sachen weiß ich aber darüber.

Dass jemand, der sich für Literatur interessiert, nicht weiß, dass Rhodan eine fortlaufende Erzählung ist, überrascht mich, weil ich das als (in Literaturkreisen) Allgemeinwissen ansehe. Ebenso, dass Rhodan ein extrem ausdifferenziertes und buntes Universum bietet, in dem die technologieorientierte SF eben nicht dominiert - schon allein durch beiläufiges Betrachten der Titelbilder sollte das in meiner Vorstellung jedem SF-Interessierten klar sein.

Dass es bei Dir nicht so ist/ war, wundert mich eben. Ich werde künftig bewusster darauf achten, ob diese grundsätzlichen Fakten tatsächlich eher unbekannt sind - bislang bist Du in meinem Erfahrungsumfeld in dieser Hinsicht eben ein einmaliger Fall (unter Literatur- bzw. SF-Interessierten).

 

Das hat aber Jol überhaupt nicht behauptet. Jedem ist klar, dass PR einen zusammenhängendes Gebilde ist. DU bist derjenie, der behauptet, man kann  (mehr oder minder) jeden einzelnen Roman mit Genuss lesen, auch wenn man sonst noch nie PR gelesen hat. Und das scheint ja eher nicht so zu sein. Zumindest zeigt das im Fall Jol die Besprechung deines Romans.



#160 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 09:09

Das hat aber Jol überhaupt nicht behauptet. Jedem ist klar, dass PR einen zusammenhängendes Gebilde ist.

Doch, Jol hatte offenbar diese Vorstellung, wie sie in ihrer Rezension schreibt ("Label ... Einzelepisoden"):

So viel ist mir aber beim Lesen klargeworden: Perry Rhodan ist kein Label, unter dem verschiedene Einzelepisoden erscheinen, sondern eine einzige, lange, fortlaufende Geschichte. Der Serienkosmos hat sich entwickelt

 

 

Und, ja: Nach wie vor bin ich der Meinung, dass man 80% der Rhodan-Heftromane auch ohne Serienkontext lesen und verstehen kann - und dabei weniger Fragen offen bleiben als bspw. bei Pulsarnacht von Dietmar Dath.


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#161 diffusSchall

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 09:35

Zum Thema Lesbarkeit eines Einzelromans:

 

Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Wahrnehmungen.

Ich glaube irgendwo wurde das Thema wenigstens EINMAL schon besprochen.  ;)

 

Ich kenne Rhodan selber seit Jahrzehnten, die aktuelle Serie seit #3000 kontinuierlich.

Da ich seit wenigen Jahren selbst ambitioniert SF schreibe, habe ich mich auch eingehender damit beschäftigt, zukünftige Technologien einem Leser näher zu bringen und bekomme ein Gefühl dafür, wie weit man da runter gehen muss, um den Leser abzuholen, selbst wenn er Genre-affin ist.

 

PR hat einen immensen propriäteren Wortschatz.

Ich habe mir tatsächlich mal den Spaß gemacht und einiges im Oxford Dictionary of Science Fiction (gibt´s tatsächlich) nachgeschlagen und bin sehr oft nicht fündig geworden. Vieles davon wird als bekannt vorausgesetzt, was angesichts der großen informierten Leserschaft, die bedient werden will, völlig nachvollziehbar ist. Das macht es einem auch SF-bewanderten PR-Neu-Leser per se schwer in die Materie einzusteigen. Zumindest, wenn er sich nicht mit Perrypedia o.ä. bewaffnet oder vorbildet, wie Jol das eben gemacht hat.

Dazu muss man noch ein dickes Fell haben, wenn man nicht gerade mit einer Nummer zu Beginn eines Zyklus´ anfängt. Denn dann muss mal lernen, gewisse Handlungsaspekte als gegeben zu akzeptieren, weil sie sich auf laufende Zyklusgeschichte beziehen, die bereits erzählt wurde.

Ich denke, diese beiden Punkte sind unstrittig. Die sind zwangsläufig im Seriencharakter begründet.

 

Es ist richtig, dass jeder PR-Roman für sich eine geschlossene Handlung hat und einzeln ein erfülltes Lesevergnügen bereiten kann, so der Leser denn geneigt ist.

Da scheint man redaktionell tatsächlich ein Auge drauf zu haben, denn das trifft sogar auf Doppelromane zu, deren Generalhandlung sich über zwei Hefte zieht. Ja, da gibt´s naturbedingt Cliffhanger, aber der Einzelroman wird befriedigend zu einem Abschluss gebracht und hängt nicht zu sehr in der Luft.

Das hilft enorm beim Einstieg, denn ein einzelner Roman kann einem PR-fremden Leser Freude machen.

 

Wenn er das technische Rhodan-Gebabbel ungefragt akzeptieren kann.
Wenn er die zyklenhandlungsbedingten Plot-Holes akzeptieren kann.

(Um nicht zu sagen ertragen kann.)

 

Ja, das ist machbar. Aber es ist auch viel verlangt.

Gerade von Neulesern, die diese Form der Literatur nicht gewohnt sind.

Der Zugang zu PR ist alles andere als barrierefrei. Durch einen Einzelroman einzusteigen ist enorm schwer für Außenstehende

Ich persönlich würde niemandem einen Einstieg mitten im Zyklus nahelegen, immer mit einer runden Nummer.

Aber ich würde jedem unbedingt den Einstieg nahelegen, denn wenn es funktioniert, dann betritt man ein SF-Universum voller Sense Of Wonder und ein Leseerlebnis, dass es in dieser Form kein zweites Mal gibt.

 

Cheers - Frank


Bearbeitet von diffusSchall, 13 Juli 2023 - 09:39.

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#162 Mammut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 09:43

Doch, Jol hatte offenbar diese Vorstellung, wie sie in ihrer Rezension schreibt ("Label ... Einzelepisoden"):

 

 

Ich zitiere:

Eine herangezogene Erklärung für das Fehlen der Heftromane in den Nominierungslisten war neben der Tatsache, dass beispielsweise der Deutsche Science-Fiction-Preis Heftromane von der Preisvergabe schon qua Statuten bis vor kurzem ausschloss, die Frage, ob Perry-Rhodan-Hefte unabhängig voneinander lesbar seien. Kann man als Lesende*r ohne Kenntnis des Perryversums einfach so ein Heft in die Hand nehmen und lesen? Robert Corvus, einer der 14 Autor*innen im aktuellen PR-Team der PR-Erstauflage (davon drei Frauen) behauptete: Ja. Er behauptete auch, dass es ein Vorurteil sei, dass Heftromane keine Qualität böten und dass die Romane auf der Höhe der Zeit seien und Diversität und Modernität bieten. 

 

https://www.jol-rose...rry-rhodan-3195



#163 Mammut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 09:46

Der Zugang zu PR ist alles andere als barrierefrei. Durch einen Einzelroman einzusteigen ist enorm schwer für Außenstehende

Ich persönlich würde niemandem einen Einstieg mitten im Zyklus nahelegen, immer mit einer runden Nummer.

Aber ich würde jedem unbedingt den Einstieg nahelegen, denn wenn es funktioniert, dann betritt man ein SF-Universum voller Sense Of Wonder und ein Leseerlebnis, dass es in dieser Form kein zweites Mal gibt.

 

Letzter Satz mag ja für die Serie als Gesamtheit gelten (wenn es einem denn gefällt). Aber bei deiner Aufzählung wundert es nicht, dass keiner der Romane auf den Nominierunglisten landet. 



#164 Jol Rosenberg

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 09:50

Wie wäre es mit Grautönen? Wir haben die Pole

 

Kapitel einer fortlaufenden Handlung - versus - alleinstehende Heftepisoden.

 

Meiner Meinung nach ergibt deine, Bernhards, Behauptung, dass die Romane einzeln stehen könnten, nur Sinn, wenn sich jedes einzelne Heft recht weit den alleinstehenden Episoden annähert (das ist ungleich der Behauptung, dass jeder Roman so eine Einzelepisode sei). Genau darum habe ich sie so interpretiert, wie ich sie interpretiert habe. Das heißt nicht, dass ich der Meinung bin oder war, jedes Heft stehe für sich. Die Existenz des Serienkosmos habe ich durchaus verstanden, nur meinte ich, es gäbe die Behauptung abgeschlossener Handlungsbögen in einem Heft. Das ist zumindest nach meiner Erfahrung (n=1) nicht der Fall.


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#165 Bernard

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 10:11

..., nur meinte ich, es gäbe die Behauptung abgeschlossener Handlungsbögen in einem Heft. Das ist zumindest nach meiner Erfahrung (n=1) nicht der Fall.

Die Behauptung gibt es (von mir, mit Ausnahme von ca. 20% der Heftromane). Bislang hatte ich Deine Besprechung so gelesen, dass Du den abgeschlossenen Handlungsbogen im Der Überläufer auch erfasst hattest:

Dramaturgische Frage: "Gelingt es dem Gefangenen Farbaud, mithilfe des Schiffs PAAVALGUR zu entkommen und sein Ziel FENERIK zu erreichen?"

Diese Frage wird in der ersten Szene des Romans gestellt (Farbaud wird aus seiner Zelle geholt) und in der letzten Szene des Romans beantwortet (Farbaud erreicht FENERIK).

Dazu parallel gibt es eine zweite dramaturgische Frage: "Gelingt es dem Infiltrationsteam, als Blinde Passagiere mitzureisen?"

Diese Frage wird erst im Laufe der Handlung (nota bene: ebenfalls innerhalb des Romans) aufgeworfen und ebenfalls am Ende positiv beantwortet.

Damit gibt es in Der Überläufer einen abgeschlossenen Handlungsbogen: Die Handlungsstränge "Farbauds Flucht" und "Infiltration von FENERIK" werden innerhalb des Heftromans begonnen, erzählt und abgeschlossen. Wie geschrieben: Bisher hatte ich auch Deine Rezension so verstanden, dass Du das erfasst hattest.

 

Darüber hinaus - und da greift der Seriencharakter - gibt es Elemente, die zu übergeordneten Handlungsbögen gehören und zu denen Der Überläufer nur einen Mosaikstein beiträgt, beispielsweise:

Wird es gelingen, die Bedrohung abzuwenden, die FENERIK für die Milchstraße darstellt?

Wie entwickelt sich die Biografie die Figuren, die in mehreren/ vielen Heftromanen auftauchen?

Wie ist das Mulitversum strukturiert, welche Rolle spielen in seinem Gefüge Mächte wie die Chaotarchen?

Diese übergeordneten Fragestellungen sind meist das Element, das die Leserschaft über Jahrzehnte bei der Stange hält. Dennoch sind es die in den einzelnen Heftromanen erzählten Geschichten, die Woche für Woche die Qualität der Serie beweisen müssen.


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#166 diffusSchall

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 11:11

nur meinte ich, es gäbe die Behauptung abgeschlossener Handlungsbögen in einem Heft. Das ist zumindest nach meiner Erfahrung (n=1) nicht der Fall.

 

Doch, Jol, das ist tatsächlich so.

Jeder Roman erzählt eine in sich geschlossene Handlung, die auch darauf ausgelegt ist, dem Leser am Ende einen befriedigenden Abschluss zu vermitteln.

Dieser Abschluss wird auch spürbar angestrebt bei sog. Doppelromanen, bei denen sich, ähnlich einer Doppelfolge bei einschlägigen Fernsehserien, die Romanhandlung über zwei Ausgaben zieht. Die gibt es aber nicht allzu oft.

Zudem wird die Zyklenhandlung seit geraumer Zeit lose in Handlungsblöcke eingeteilt, sodass man etwa ein halbes Dutzend Romane am Stück an einem zentralen Handlungsort des Zyklus bleibt, bevor man wieder z.B. von Geschehen in einer fernen Galaxie zur Handlung auf Terra zurückkehrt.

 

LieGrü - Frank


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#167 Bernard

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 11:36

PR hat einen immensen propriäteren Wortschatz.

...

 

Es ist richtig, dass jeder PR-Roman für sich eine geschlossene Handlung hat und einzeln ein erfülltes Lesevergnügen bereiten kann, so der Leser denn geneigt ist.

...

 

Ich persönlich würde niemandem einen Einstieg mitten im Zyklus nahelegen, immer mit einer runden Nummer.

Aber ich würde jedem unbedingt den Einstieg nahelegen, denn wenn es funktioniert, dann betritt man ein SF-Universum voller Sense Of Wonder und ein Leseerlebnis, dass es in dieser Form kein zweites Mal gibt.

Vielen Dank für Deine Ausführungen.

 

Mit dem proprietären Wortschatz hast Du wohl recht. Ich gebe aber zu bedenken, dass viele Far-Future-Romane (und auch nicht wenige Near-Future-Romane) einen solchen nutzen; die Frage ist: Wie sehr blockiert er beim Lesen? Wenn ich lese, dass ein Raumschiff den Linearraum durchquert, um dann im System des Sterns Alpha Centauri wieder in den Normalraum zu gleiten, dann ist "Linearraum" ein solcher Rhodan-spezifischer Begriff. Als Kenner der Serie weiß ich, dass man graue Schlieren sieht, wenn man im Linearraum aus dem Fenster des Raumschiffs schaut. Das ist eine Zusatzinformation, die im jeweiligen Roman nicht genannt werden mag. Aber: Auch als Nicht-Kenner sollte ich aus dem Kontext erfassen können, dass der Linearraum ein Kontinuum ist, in dem makroskopische Körper überlichtschnell reisen können - und mehr brauche ich auch nicht, um den Fortgang der Handlung zu erfassen.

Manchmal dreht sich die Romanhandlung um eine Fülle dieser Rhodan-spezifischen Konstrukte - diese Heftromane zählen zu den 20%, auf die ich den Anteil schätze, an denen ein Nicht-Kenner der Serie keine Freude haben wird.

 

Die abgeschlossene (Binnen-)Handlung der einzelnen Heftromane ergibt sich auch schon aus der Entstehung (sie werden im Team überlappend geschrieben); das könnte ich weiter ausführen, führt hier aber vermutlich zu weit.

 

Den Einstieg mit einem Zyklusstarter-Roman würde ich aus den von Dir genannten Gründen ebenfalls empfehlen - aber: Ich habe "im echten Leben" nur einen einzigen Fan getroffen, und das erst vor ein paar Wochen, der tatsächlich mit einem Doppelnull-Band eingestiegen ist. Ich stelle diese Frage häufig, weil ich dieses Phänomen selbst faszinierend finde: Mit dieser Ausnahme sind alle irgendwo "mittendrin" eingestiegen (oder bei Band 1, aber eben nicht bei einem späteren Zyklusstart). Ich selbst mit Band 507 Zwischenspiel auf Tahun ...


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#168 Mammut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 11:55

Manchmal dreht sich die Romanhandlung um eine Fülle dieser Rhodan-spezifischen Konstrukte - diese Heftromane zählen zu den 20%, auf die ich den Anteil schätze, an denen ein Nicht-Kenner der Serie keine Freude haben wird.

 

Die Frage ist, wieviel Prozent eines Romans diese  Rhodan-spezifischen Konstrukte ausmacht. Als ich die Serie noch gelesen habe (Gänger des Netzes), war der Anteil an "wiederholenden Füllmaterial" doch relativ groß. Dazu kommt ja noch der Anteil dessen, was vor allem für den Handlungsverlauf des Zyklus relevant ist und für einen Leser eines einzigen Einzelromans je nachdem völlig irrelevant ist, weil diese "Anteile" oft kein Anfang und kein Ende haben und sich nicht immer selbst genügen.



#169 Jol Rosenberg

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 12:14

Doch, Jol, das ist tatsächlich so.

Jeder Roman erzählt eine in sich geschlossene Handlung, die auch darauf ausgelegt ist, dem Leser am Ende einen befriedigenden Abschluss zu vermitteln.

 

 

Nu ja, das magst du so sehen. Für mich war es - siehe Rezi - nicht so.

 

Was mich wirklich interessieren würde, Bernhard: Was ist denn die Funktion der Mulholland-Szene? Wenn du die Frage nicht beantworten magst, okay. Aber vielleicht hast du sie ja nur überlesen.


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#170 diffusSchall

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 12:23

Mit dem proprietären Wortschatz hast Du wohl recht. Ich gebe aber zu bedenken, dass viele Far-Future-Romane (und auch nicht wenige Near-Future-Romane) einen solchen nutzen; die Frage ist: Wie sehr blockiert er beim Lesen?

 
Far-Future-Romane erreichen nur ein größeres Publikum, wenn sie in ihrem Weltenbau und den Begrifflichkeiten den Leser abholen und führen. Das ist in der Tat eine Herausforderung für Autor und Leser. 
Ein schönes Beispiel ist das Buch "Das Arkonadia-Rätsel" von Andreas Brandhorst. Das konnte ich gut verarbeiten, weil viele Konzepte der Welt von PR nicht unähnlich sind. Ich bin also ein geübter Leser gewesen.
Ich bin überzeugt, dass viele Fans von Hard-SF oder Öko-SF usw. ein massives Problem mit dem Brandhorst haben werden.
Und der führt die Konzepte und Begriffe in diesem Buch ein.
PR liefert konzeptbedingt nicht einmal das in dem meisten Fällen.
 

Den Einstieg mit einem Zyklusstarter-Roman würde ich aus den von Dir genannten Gründen ebenfalls empfehlen - aber: Ich habe "im echten Leben" nur einen einzigen Fan getroffen und das erst vor ein paar Wochen, der tatsächlich mit einem Doppelnull-Band eingestiegen ist. 


Und das wird doch meines Wissens in der Tat von der PR-Redaktion als großes Problem wahrgenommen, nicht wahr?

Diese hohe Einstiegsschwelle wird seit Jahren im PR-Umfeld gesehen und diskutiert. Das geht bis zu den ersten PR-Lexika und weiter zurück.
Das wird ja nicht erst hier und jetzt postuliert und ist fürs Verlagshaus neu.

 


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#171 diffusSchall

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 12:35

Nu ja, das magst du so sehen. Für mich war es - siehe Rezi - nicht so.

 

Ich habe nicht gesagt, dass das immer gut gelingt.    ;)

Aber der Anspruch der Macher ist real, das kann man beobachten, ist meine Erfahrung (n=1000, schätze ich mal).

Es fällt die Wiederkehr klassischer Erzählstrukturen auf, die natürlich von den Autoren gerne verwendet werden, da sie nachweislich funktionieren. In der Kompression der 150 Normseiten (müsste so hinkommen) eines Heftromans noch auffälliger, als bei einem 400-Seiten-Roman. Ich würde sogar so weit gehen, dass bei mir davon durch den Konsum der hohen Anzahl an PR-Heften über die Jahre einiges hängengeblieben ist. Mit anderen Worten: Man kann von den Dingern als werdender Autor was lernen.

Zumindest habe ich den höchst subjektiven Eindruck, dass Romanaufbau und Spannungskurve nicht meine großen Baustellen als Wortschubser sind.    ;)


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#172 Bernard

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 13:38

Was mich wirklich interessieren würde, Bernhard: Was ist denn die Funktion der Mulholland-Szene?

Ich fürchte, die Wahrheit ist so banal, dass Dich die Antwort enttäuschen wird: Ich habe die Figur beschrieben und dabei eine Besonderheit hervorgehoben, die sie von anderen Figuren unterscheidet. Wenn sie statt ihrer Doppelgeschlechtlichkeit sechs Zehen an jedem Fuß hätte, dann hätte ich diese Eigenschaft beschrieben.

 

Nun ist dieser Heftroman ja von etwa 35 Wochen erschienen, was Gelegenheit gibt, ein Zwischenfazit der "Wirkgeschichte" zu ziehen.

Tatsächlich kam auch im Forum in dem Diskussionsfaden mit 185 Beiträgen (oben verlinkt) von einem einzelnen Foristen der Begriff "voyeuristisch", der mich schon damals erstaunt hat. Auch dort wurde dann die allgemeine Definition von Voyeurismus eingebracht, woraufhin der Forist erklärte, er wolle so nicht verstanden werden und sei durch die Erwähnung doppelter Geschlechtsorgane nicht sexuell erregt worden.

Auch hier habe ich ja die Definition aus der Wikipedia einkopiert; ob Du Deine Besprechung so rezipiert haben möchtest, dass man gemäß der allgemeinen Wortbedeutung darauf schließen muss, die Erwähnung (noch nicht einmal Beschreibung) doppelter Geschlechtsorgane habe bei der Lektüre sexuell erregt, oder ob Du eine passendere Beschreibung Deines Leseempfindens findest, ist Deine Sache.

Insgesamt und ganz überwiegend wurde die Szene aber so rezipiert, wie es auch diffusSchall beschreibt: als eine weitere Information, die die Vorstellung der Welt von Perry Rhodan bunter macht. Und das bei einem (für die Literaturbranche) immens großen und - nach der Einschätzung in Deiner Besprechung - eher konservativen Publikum ...

Im Roman Der Überläufer ist Iwán/Iwa Mulholland ein Sympathieträger, macht coole Sachen, kann Dinge, die niemand sonst kann, rettet eine Kameradin, agiert als wertvolles Teammitglied auf einer Infiltrationsmission. Hier wird also eine Figur, die als eine von vielen Eigenschaften die Doppelgeschlechtlichkeit hat, positiv gezeichnet. Auch, wenn meine Intention beim Schreiben schlicht die Beschreibung dieser Figur war, lohnt es sich vielleicht, darüber nachzudenken, ob das eine Winzigkeit dazu beiträgt, dass in der Leserschaft die Idee gestärkt wird, dass auch Menschen mit seltenen Merkmalen (geschlechtlich oder sonstwie) vor allem eines sind: Menschen.

In meiner Jugend waren AIDS und die Stigmatisierung damit Infizierter ein großes Thema. Es gab viele Kampagnen, ich habe beispielsweise den mehrfachen Besuch eines Sozialarbeiters in unserer Schule in Erinnerung. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit AIDS-Infizierten. Es gab Fernsehspots, Plakataktionen etc. Hat alles etwas gebracht, aber der große Ausschlag in der Akzeptanz der Infizierten kam durch etwas ganz anderes zu Stande: In einer Folge der damals sehr beliebten Fernsehserie Lindenstraße (der man wohl auch ein im Schnitt eher konservatives Publikum attestieren kann) stellte sich heraus, dass sich eine beliebte Figur, ein Familienvater, mit AIDS infiziert hatte. Das eröffnete eine völlig neue Perspektive, machte das Thema auch Bevölkerungsschichten zugänglich, die alle Kampagnen vorher nicht erreicht hatten. Die Kraft der Populärkultur - wenn sie ohne Zeigefinger daherkommt ...

 

Nachdem ich nun Deine Frage beantwortet habe, stelle ich Dir ebenfalls eine: Ist Dir die Binnenhandlung von Der Überläufer - ich habe sie oben zusammengefasst - tatsächlich entgangen? Wie erwähnt habe ich Deine Besprechung so gelesen, dass Du sie durchaus erfasst hattest ...

 

Und ich fände nett, wenn Du nicht immer ein "h" in meinen Forennamen schmuggeln würdest, lege Dir das aber nicht als böse Absicht aus, wenn es Dir weiterhin passiert.  :)


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#173 Bernard

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 13:44

Und das wird doch meines Wissens in der Tat von der PR-Redaktion als großes Problem wahrgenommen, nicht wahr?

Diese hohe Einstiegsschwelle wird seit Jahren im PR-Umfeld gesehen und diskutiert. Das geht bis zu den ersten PR-Lexika und weiter zurück.
Das wird ja nicht erst hier und jetzt postuliert und ist fürs Verlagshaus neu.

Da hattest Du bis vor etwa sieben Jahren recht.

Dann geschah etwas, das uns (Macher) verblüfft hat. Es gab eine kleine Welle auf YouTube von Buchbloggerinnen (meist weiblich, meist jung (ich sollte wohl erwähnen: aus meiner Perspektive ist alles bis zu 25 Jahren definitiv "jung")), die sich das Rhodan-Infopaket bestellt hatten und es besprachen. In so ein Infopaket kommen Infobroschüren und aktuelle Romane (sprich: meist mitten aus einem Zyklus).

In diesen Besprechungen wurde die Komplexität des Universums durchwegs als positiv rezipiert, als ein Qualitätsmerkmal, sinngemäß: "Da kann man eintauchen und tauchen und tauchen und kommt nicht auf den Grund - es geht immer weiter!"

Das hat die Einstellung zu diesem Thema bei uns (den Machern) um 180 Grad gedreht. In der Tat haben wir die große Komplexität unseres Serienuniversums vorher, wie Du schreibst, als Problem wahrgenommen. Inzwischen sehen wir sie als Pluspunkt, der einem interessierten Publikum im Sinne eines Werbearguments vorgestellt wird. Und wir fahren sehr viel besser damit als mit der "Problematisierung" davor ...


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#174 FranzH

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 14:47

Noch einmal ein paar Bemerkungen zur Eigenständigkeit und Verständlichkeit:

Als jahrzehntelanger PR-Leser sind natürlich die komplexe Welt und die Zusammenhänge wesentliche Punkte des Leseerlebnisses und ich möchte sie nicht missen.

 

Ich denke aber auch, dass die Beurteilung, ob ein Roman aus sich heraus verständlich ist, nicht von Personen kommen sollte, die schon tausende Hefte gelesen haben, sondern von solchen wie Jol, die es einmal probiert haben. Denn diese Personen können die Verständlichkeit und Eigenständigkeit beurteilen, ich kann das nicht mehr  - ich bin dafür durch zu viel PR völlig "verdorben". Es ist auch eine andere Situation, ob sich jemand überlegt, in die Serie einzusteigen und dafür eben akzeptiert, dass die Komplexität Zeit erfordert und erst einmal einiges gelesen werden will - oder ob z.B. in einem Komitee ein einzelner Roman zu den besten Romanen des Jahres gezählt werden soll.

 

Ein konkretes Beispiel: Ich lese gerade die Atlantis 2 Miniserie, die mir als Altleser gut gefällt und Spaß macht. Allerdings wird in dieser Miniserie ganz schön im PR-Kosmos geplündert. Alleine im aktuellen Band 9 geht es auf wenigen Seiten um "Sporenschiffe", den "Dom Kesdschan", verschiedenste "Ritter der Tiefe", die "Kelosker", "Strangeness", "Eiris" , "DORIFER", "Kosmonukleotide" usw. Alles Begriffe, die nicht wirklich erklärt werden. Die Miniserie ist vollgestopft mit Anspielungen und Änderungen zum Standard PR Kosmos. Ich finde das klasse, weiß aber nicht, wie ein Neuleser darauf reagiert. Selbst, wenn man die 12 Hefte als einen ziemlich langen Roman betrachtet, halte ich es für sehr schwierig, diesen Roman außerhalb des PR-Kosmos zu würdigen und mit anderen aktuellen SF-Romanen zu vergleichen. Ok, es bleibt ein interessanter Aufbau der Miniserie mit zwei geschickt verschränkten Zeitebenen und der Beschreibung einer regenbogenbunten Welt, die manchmal wie ein Gegenentwurf zum klassischen PR-Kosmos wirkt (aber genau das weiß der Einsteiger z.B. auch nicht). Stilistisch sind die meisten Romane gut geschrieben und bieten solide Unterhaltung. Ich wage die Behauptung, dass "Pulsarnacht", der hier öfter erwähnt wurde, in einer anderen Liga spielt. 


Bearbeitet von FranzH, 13 Juli 2023 - 14:58.


#175 diffusSchall

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 15:16

Und wir fahren sehr viel besser damit als mit der "Problematisierung" davor ...

 

Da bin ich ehrlich von den Socken, das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Gut, ich muss aber auch gestehen, dass ich das Starterset nie selbst in Anspruch genommen habe und dessen Inhalt nicht kenne. Dass da als Gegenwert zum reinen Portoaufwand sogar ein Roman beiliegt, war mir neu.

Das scheint ja in der Tat ein Paket zu sein, mit dem man sich in die Serie einarbeiten kann und nicht nur ein Nice-To-Have Marketingpaket. Denn dafür habe ich das bisher immer gehalten: Schöne bunte Infobroschüre, Aufkleber, Kulli und Gummibärchen. An der Stelle habe ich euch Macher unterschätzt. Asche auf mein Haupt.

 

Wenn das so durchdacht zusammengestellt ist und anscheinend auch so gut ankommt, dann sollte man damit hausieren gehen.
Ernsthaft, drei Klicks auf der Website zum Infopaket sind drei Klicks zu viel.

 

Jetzt komme ich komplett vom Thema ab.

Sorry.


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#176 Jol Rosenberg

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 15:17

Ich fürchte, die Wahrheit ist so banal, dass Dich die Antwort enttäuschen wird: Ich habe die Figur beschrieben und dabei eine Besonderheit hervorgehoben, die sie von anderen Figuren unterscheidet. Wenn sie statt ihrer Doppelgeschlechtlichkeit sechs Zehen an jedem Fuß hätte, dann hätte ich diese Eigenschaft beschrieben.

 

Nun ist dieser Heftroman ja von etwa 35 Wochen erschienen, was Gelegenheit gibt, ein Zwischenfazit der "Wirkgeschichte" zu ziehen.

Tatsächlich kam auch im Forum in dem Diskussionsfaden mit 185 Beiträgen (oben verlinkt) von einem einzelnen Foristen der Begriff "voyeuristisch", der mich schon damals erstaunt hat. Auch dort wurde dann die allgemeine Definition von Voyeurismus eingebracht, woraufhin der Forist erklärte, er wolle so nicht verstanden werden und sei durch die Erwähnung doppelter Geschlechtsorgane nicht sexuell erregt worden.

Auch hier habe ich ja die Definition aus der Wikipedia einkopiert; ob Du Deine Besprechung so rezipiert haben möchtest, dass man gemäß der allgemeinen Wortbedeutung darauf schließen muss, die Erwähnung (noch nicht einmal Beschreibung) doppelter Geschlechtsorgane habe bei der Lektüre sexuell erregt, oder ob Du eine passendere Beschreibung Deines Leseempfindens findest, ist Deine Sache.

 

 

Nun, du gibst es hier selbst zu: Du hast getan, was ich dir vorwerfe. Du hast die Figur geothert und extra eine Szene in deinen Text geschrieben, die keinen anderen Zweck hat. Du ziehst auch einen treffenden Vergleich gezogen: Eine Person mit einer anderen abweichenden Körperlichkeit würdest du genauso othern. Yes, so funktioniert Diskriminierung. Das Ganze steht in der Tradition der Ausstellung "anderer" Körper in Freakshows, Wachsfiguren- oder Kuriositätenkabinetten, in der Bestärkung deines eigenen (auch körperlichen) Richtigseins durch die Herausstellung imaginierter oder realer Anderer, die du dir zu diesem Zweck aneignest. Dass du das nicht als problematisch siehst, machst du mehrfach deutlich. Dass Personen mit einem derartigen geotherten Körper das enorm schmerzhaft finden, sollte nicht erstaunen. Es ist eine Frage der Perspektivübernahme, der Einfühlung und des Respekts. Den kann man geben oder verweigern.

 

Warum du dich so am Begriff des Voyeurismus aufhängst, verstehe ich nicht ganz. Wir sind beide schriftstellerisch tätig, wir wissen um breite semantische Felder. Ich bin dazu psychodynamisch ausgebildet, ich weiß um Konzepte und Geschichte des Begriffs. Natürlich kannst du dich hier ganz mansplaining-mäßig hinstellen und mir was vom Pferd erzählen. Du könntest aber auch versuchen, dein Verständnis des Begriffs zu erweitern und mal schauen, was Voyeurismus - die Lust am Ansehen dessen, was nicht gesehen werden darf oder sollte - im weiteren Sinne mit der Zurschaustellung queerer Körper zu tun hat. Und dann sollte es unmittelbar einleuchten, dass der Begriff treffend ist, dass er mehr als nur eine enge Bedeutung hat. Davon lebt Sprache: von ihrer Historizität und Vieldeutigkeit. Wenn du keine Lust hast, dich auf meine Sichtweise der Welt einzulassen, dann ist eine Diskussion nicht zielführend.

 

Ich bin dann endgültig raus, ich finde das enorm unerfreulich.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 13 Juli 2023 - 15:26.

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 15:23

Stilistisch sind die meisten Romane gut geschrieben und bieten solide Unterhaltung. Ich wage die Behauptung, dass "Pulsarnacht", der hier öfter erwähnt wurde, in einer anderen Liga spielt. 

Ich bin von Pulsarnacht begeistert, wie ich in meiner Videobesprechung deutlich gemacht habe. Ein absolutes Meisterwerk, in meiner Leseerfahrung der deutschsprachigen SF-Originalveröffentlichungen Platz 2 (hinter Stimmen der Nacht).

Aber nicht jedes Jahr kommen Romane von diesem Kaliber heraus ...

Und in unserer Diskussion hier geht es ja darum, wie viele Fragezeichen ein Roman in den Kopf der Leserin/ des Lesers projiziert - und bis zum Ende dort stehen lässt. In dieser Disziplin wird Pulsarnacht so ziemlich jeden Rhodan-Roman schlagen ...


Das scheint ja in der Tat ein Paket zu sein, mit dem man sich in die Serie einarbeiten kann und nicht nur ein Nice-To-Have Marketingpaket. Denn dafür habe ich das bisher immer gehalten: Schöne bunte Infobroschüre, Aufkleber, Kulli und Gummibärchen. An der Stelle habe ich euch Macher unterschätzt. Asche auf mein Haupt.

 

Doch, genau das ist es: Die bekannte Infobroschüre (alle 1 - 2 Jahre aktualisiert), Postkartenset, Kugelschreiber, aktuelle Publikationen. Mehr braucht es nicht, um die Begeisterung zu wecken ...

 

(edit: falschen Link erwischt und korrigiert)


Bearbeitet von Bernard, 13 Juli 2023 - 15:31.

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#178 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 15:30

Nun, du gibst es hier selbst zu: Du hast getan, was ich dir vorwerfe. Du hast die Figur geothert und extra eine Szene in deinen Text geschrieben, die keinen anderen Zweck hat. 

Keinen anderen Zweck, als die Figur zu beschreiben, genau. So, wie man eine Frisur, eine Körpergröße oder - nahe liegend - Besonderheiten, die von anderen Figuren unterscheiden, beschreibt.

 

Warum du dich so am Begriff des Voyeurismus aufhängst, verstehe ich nicht ganz.

Sprache dient der Verständigung. Wer verstanden werden will, muss zwangsläufig darauf achten, wie die verwendeten Wörter gebraucht = verstanden werden. Den Artikel zum Schlagwort "Voyeurismus" bei Wikipedia habe ich nicht geschrieben, es ist eine allgemeine Quelle, die das allgemeine Wortverständnis spiegeln dürfte. Wenn Du so verstanden werden möchtest, wie dort definiert - alles richtig gemacht. Wenn nicht, müsste das Spezialverständnis des Begriffs im Text erläutert oder, besser, ein treffenderer Begriff verwendet werden - würde ich empfehlen.


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#179 Naut

Naut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 20:35

Wo wir gerade bei Wortklaubereien sind: Im weiteren Verlauf heißt es im oben lediglich im ersten Absatz zitierten Wikipedia-Artikel:

Erweiterung des Begriffes

Schaulustige, abwertend „Gaffer“ genannt, die bei Unfällen, Naturkatastrophen etc. Rettungsarbeiten behindern, werden gelegentlich ebenfalls als Voyeure bezeichnet. Ebenso wird der Begriff häufig in der Medienkritik über Boulevardmedien und Fernsehformate wie das sogenannte „Ekelfernsehen“ verwendet.

Es gibt also durchaus noch mehr Begriffsdimensionen als nur die vermeintliche "Definition" (die in der natürlichen Sprache sowiso nie exakt ist - wir reden hier ja nicht von einer Fachsprache oder gar einer formalen Sprache), und Wikipedia ist hier längst nicht erschöpfend in allen gebräuchlichen Konnotationen. Es wäre also besser, wenn wir uns wieder auf den Kern der Diskussion konzentrieren.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#180 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 13 Juli 2023 - 21:40

Die Primärbedeutung von Voyeurismus ist klar - der Begriff steht in einem sexualisierten Kontext, in der Regel verbunden mit Selbstbefriedigung bei gleichzeitiger Betrachtung (oder Imagination) des Objekts.

Die weiteren aufgeführten Bedeutungen sind in Bezug auf die Schilderung in Der Überläufer sogar noch abwegiger: Soll eine Doppelgeschlechtlichkeit ein Unfall sein? Eine Naturkatastrophe? Von keiner der beschriebenen Figuren wird der Anblick von Mulholland als ekelig empfunden - soll also ausgedrückt werden, dass der Verfasser der Rezension nackte Körper als ekelig empfindet?

Gerade, wenn man in einem Text unklare Wortbedeutungen bemängelt, sollte man schon selbst treffend in dem sein, was man aussagen möchte ...  ;)


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