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Zion´s Fiction


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130 Antworten in diesem Thema

#121 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 19 November 2023 - 12:23

Shimon Adaf - Ishmael

Der Tod, Bestrafung und Belohnung, ein ferner Planet und ein künstlich immer wieder erschaffenes Kind sind Gegenstand dieser Geschichte.

Das Nachwort von Aharon Hauptmann befasst sich mit der israelischen Szene,oder SF und der Zukunft.

Fazit: Ein lesenswerter Band mit israelischer SF, der wirklich einen ganz eigenen Flair innewohnt.

 

Die letzte Geschichte habe ich zwar gelesen, aber irgendwie nicht gerafft.

 

Stimme deinem Fazit zu. Die Storys sind größtenteils lesenswert, teilweise sogar sehr lesenswert. Der Hasson ist definitiv ein Kandidat für den KLP. Muss mal eben schauen, welche du als dritte genannt hattest.


Shimon Adaf: Ishmael

 

Sehr kurze, eindringlich erzählte Geschichte um einen Vater, der den frisch erschaffenen Klon seines sechsjährigen Sohnes in Empfang nimmt.

 

Der Hintergrund bleibt etwas im Unklaren, dadurch sind die Motive des Vaters auch nicht deutlich. Hier hätte ich gern mehr erfahren.

 

 

 

Das war die letzte Story. Insgesamt eine lesenswerte Sammlung. Abwechslungs- und ideenreich. Ich werd jetzt noch in Vor- und Nachwort reinschauen.

 

Ja, mir blieb auch einiges unklar. Obwohl mich die "Ich klone mein Kind"-Thematik eigentlich total interessiert!


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#122 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 19 November 2023 - 12:29

Ich habe nachgeschaut, im Spiegel war noch auf deiner Liste, Michael. Ja, die Story war auch sehr gut, aber ist sie genug SF für den KLP?


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#123 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 19 November 2023 - 12:32

Mir hat gerade gefallen das die Geschichten und Stile sehr unterschiedlich und abwechslungsreich waren, auch wenn mir manches nicht gefallen hat. Eine sehr ausgewogene Sammlung.
Die Geschichte mit der Bibliothek und die mit dem Spiegel waren noch meine Favoriten. Bei der Spiegelgeschichte war unklar ob man die als SF durchgehen lassen kann.
Echt schade dass man den Band nicht in seiner Gesamtheit wählen kann. Aber dann ist das halt so.

#124 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 20 November 2023 - 06:46

Man könnte bei den einmaligen Leistungen sicher Hirnkost /die Herausgebenden nominieren dafür, dass sie den Band entdeckt und übersetzt haben. Ich glaube nur nicht, dass sie da viele Chancen haben.

 

Schade, dass der Lesezirkel eher klein war.

 

Franz, liest du noch mit? Bist du zum Lesen der Anthologie gekommen?

 

Und Zack, hast du irgendwo eine Rezension gemacht? Da ich durch bin, kann ich die ja in Ruhe lesen.


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#125 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 20 Juni 2024 - 07:03

Jetzt, endlich gibt es die Anthologie auch als Ebook. Rasch zuschlagen, noch ist die Seite on Air!


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#126 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 30 August 2025 - 14:41

Wieder einmal viel zu spät, steige ich nun auch in die Leserunde mit ein.
"Zion's Fiction" lese ich derzeit als Lückenfüller zwischen zwei anderen Büchern, wobei jede Lücke ungefähr ein Viertel des Umfangs der Anthologie umfassen soll.
 
Hier kommen meine Notizen und Gedanken zum ersten Viertel:

Robert Silverberg: Vorwort
Inhalt: Silverberg hebt die Verwurzelung der jüdischen Kultur in phantastischen Geschichten (= die Bibel) hervor und skizziert kurz die aktuelle israelische SF/F-Szene.
Fazit: Kurz und knackig und gut!

Sheldon Teitelbaum & Emanuel Lottem: Einleitung
Inhalt: Die beiden Herausgeber arbeiten das, was Silverberg nur oberflächlich angeschnitten hat, en detail heraus. Vor allem zeigen sie auf, weshalb SF/F-Texte in Israel nach dem 2. Weltkrieg zunächst verpönt waren und warum sie nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, dem Libanonkrieg 1982 und vor allem der ersten Intifada 1987 sich dennoch ihren Platz einnahm. Vor allem Dystopien und kontrafaktische Historie sind die dominierenden Subgenres.
Fazit: 40 dichtbedruckte Seiten bedeuten zwar eine Lesezeit von über einer Stunde, aber das hat sich gelohnt. Teilweise liest sich die Einleitung spannend wie ein Krimi. Für mich zeigten sich Zusammenhänge und Machtinteressen auf, die mir zuvor in der Form nicht bewusst waren.
Wem das aber zu lang ist, der kann die Einleitung getrost überspringen.

Lavie Tidhar: Der Geruch von Orangenhainen
Inhalt: Es geht um Boris Chong, um Weiwei, um Väter, Kinder, Frauen, um Unsterblichkeit durch Bewusstseintransfer oder Zeitdilatation bei interplanetaren Raumflügen, Erinnerungsübertragungen durch Quantenverschränkungen und wie alles eins wird, wenn man es in Raum und Zeit nur tüchtig durchrührt.
Fazit: Wunderschöner, poetischer Text, dessen Sprache und Atmosphäre mich sofort in ihren Bann gezogen haben. Allerdings habe ich praktisch nicht verstanden, worum es eigentlich geht.
Offenbar ist das ein Auszug aus Tidhars längerem Werk „Central Station“. Sollten dort die im vorliegenden Exzerpt aufgeworfenen Fragen beantwortet werden, wäre das sicherlich lesenwert.

Gail Hareven: Die Langsamen
Inhalt: Die meisten Menschen der Zukunft werden einem Beschleunigten Nachkommenwachstum (BNW) unterzogen. Dies bewirkt ein Erwachsenwerden innerhalb weniger Wochen. Die Menschen, die sich dem verweigern, die sog. „Langsamen“, werden in Reservaten gehalten. Als in einem Reservat eine Seuche ausbricht, sollen alle Reservate geräumt und geschlossen werden. Wir erleben das Gespräch einer „Langsamen“-Mutter mit einem Reservatsbeamten, in dem sie ihn um zwei Jahre Aufschub bittet.
Fazit: Interessante Idee, deren Auswirkung auf die Gesellschaft konsequent ausgemalt wird. Dies alles komprimiert in ein Kammerspiel eines äußerlich betrachtet wenig aufregenden Gesprächs zwischen zwei tragisch miteinander verbundenen Menschen. Eine richtig gelungene, klassisch gestaltete Kurzgeschichte über die Liebe zwischen Mutter und Kind und die Zeit, die es dafür braucht.

Keren Landsman: Alexandria muss brennen
Inhalt:

Die achte Version der Bibliothek von Alexandria reist durch die Zeit, um die Geschichte der Menschheit aufzuzeichnen und um das in ihr vorhandenen Wissen weiter zu geben.
Doch die Zeit, in der sie gerade landen, ist von Außerirdischen Invasionen bedroht. Die beiden Mitglieder der Stillen-Einheit soll die Invasion aufhalten. Die Stillen-Einheit, das sind die restlichen Bewohner der gegenwärtigen Erde und die sind anders, als es scheint.
Dass Stillen-Einheit und Bibliothek miteinander zusammen hängt, und wie das Problem gelöst wird, ist Gegenstand dieser sehr lesenswerten Geschichte.

 

Fazit: Den Inhalt hätte ich nicht so gut zusammenfassen können wie Mammut. Auch mit seiner Einschätzung gehe ich konform: eine großartig konstruierte, gut durchdachte und bis zum Ende hin spannende Geschichte mit interessanten, mehr oder minder menschlichen Charakteren. Auch für mich ein Highlight!

 

Auf das nächste Viertel freue ich mich schon.

 

Gruß

Ralf


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#127 lapismont

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Geschrieben 30 August 2025 - 14:46

Schön, dass Du diese Antho noch liest und Deine Eindrücke mit uns teilst!


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#128 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 31 August 2025 - 10:25

Same. Eine Story hatten wir ja sogar beim klp nominiert

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#129 ShockWaveRider

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Geschrieben 02 September 2025 - 14:03

Und hier kommt die zweite Rutsche:

Guy Hasson: Das perfekte Mädchen
Inhalt: Alexandra wird in einer streng geheimen Einrichtung für Telepathen aufgenommen. Bereits am ersten Tag wird sie mit Stephanies Leiche konfrontiert. Sie dringt in die Gedanken der Selbstmörderin ein, wird von Stephanies Liebeskummer und ihrem Schmerz über die toxische Beziehung zu ihrer Mutter vereinnahmt. Sie will Stephanies Leben und den Grund für ihren Selbstmord erfahren und nimmt deshalb sogar Kontakt zu ihren Eltern auf.
Fazit: Uff! Telepathie ist zwar kein neues Thema in der SF, aber was Hasson hier vorlegt, ist schon außergewöhnlich. Das Geheim-Institut mit seinem strengen Regeln, die beiden Professoren, Alexandras wachsende Indentifikation mit der toten Stephanie, die Gefühllosigkeit ihrer Eltern – alles unglaublich dicht und intensiv erzählt! Laut Biographie ist diese Story preisgekrönt. Wundert mich nicht. Ein Spitzenwerk!

Nava Semel: Sternenjäger
Inhalt: An Neris Geburtstag verschwanden die Sterne hinter einer Schicht dunkler Abgase. Trotzdem oder gerade deswegen empfindet er eine große Faszination für Sterne. An seinem 10. Geburtstag findet er auf seiner Geburtstagstorte die Kerzen in Form des Sternbilds Orion vor. Doch kein Gast kommt. Alle sind entweder auf Ritualen zum Gedenken an die Sterne – oder auf Gegenveranstaltungen.
Fazit: Sehr poetische Geschichte über die Sehnsucht nach etwas Unerfahrenen, von dem man aber weiß, dass es da ist. Die Perspektive des 10jährigen einigermaßen gut getroffen. Aber – gibt es keine ISS, kein James Webb, die weiterhin Himmelsbilder liefern könnten?

Mir Yaniv: Die Gläubigen
Inhalt: Vor einigen Jahrzehnten begann Gott, die Menschen für ihre „Sünden“ drakonisch zu bestrafen. Aber es formiert sich Widerstand. Der Ich-Erzähler wird von Gabi rekrutiert, nebenbei entdecken die beiden ihre homosexuelle Zuneigung. Ein Schlaukopf genannter Mensch hat einen Plan zur Vernichtung Gottes erstellt, der auch nach Schlaukopfs Tod abläuft. In viele unverdächtige Einzelschritte zerlegt, wachsen den Widerständlern Flügel, sie fliegen gen „Himmel“ und fangen sich von Gott eine Riesenklatsche ein. Bis auf den Ich-Erzähler, der fortan sündigt, wobei andere Menschen für seine Sünden bestraft werden. Unser Held rüstet sich für die finale Auseinandersetzung, deren Ausgang uns allerdings nicht berichtet wird.
Fazit: Grundsätzlich eine coole Idee. Was passiert, wenn die Existenz Gottes plötzlich erwiesen wäre und Gott unmittelbar Einfluss auf das Leben der von ihm als sündfähig erschaffenen Sünder nimmt?
Mir fehlte auf jeden Fall ein Rückblick darauf, wie Gott anfing, (wieder) direkt in den Weltenlauf einzugreifen. Und woran die Menschen nun zweifelsfrei erkannten, dass es sich dabei um das Wirken (des jüdisch-abrahamitischen) Gottes handelt? Insgesamt enthält die Story viele vielversprechende Ansätze, die für meinen Geschmack zu wenig ausgeführt werden. Wozu es unbedingt die homosexuelle Attraktion zu Gabi brauchte, entzieht sich ebenso meinem Verständnis.
Nach einigen atmosphärisch starken Szenen am Anfang leider eine verpasste Chance.

Eyal Teler: Möglichkeiten
Inhalt: Der Ich-Erzähler hat als junger Mann sein älteres Ich getötet, das in den Korea-Krieg zog, dort schlimme Taten begangen haben soll und von seinem Freund Ray per Zeitmaschine zurückgebracht wurde. An diesem Trauma leidet er so sehr, dass er Vergessen im Geschichtenschreiben sucht und schließlich ein Medium um Hilfe bittet. Sie spürt aber lediglich eine starke kreative Kraft in ihm. Die beiden sehen sich erst wieder, als sie ihn auf dem Sterbebett besucht, ihm von seinem alternativen Leben im Koreakrieg und seinem frühen Tod berichtet. Von seiner Ermordung durch sein früheres Ich hat sie nichts gesehen. Aber Ray ist halt ein besonderer Ray.
Fazit: Starker Einstieg, auch das erste Besuch bei der Parallelwelt-Hellseherin ist interessant. Aber mir fehlen die Verfehlungen des Parallelwelt-IEs, die er in Korea angerichtet hat. Das Ende mit den Reverenzen an Ray Bradbury und Lewis Carroll erscheint aufgesetzt, die mögliche Botschaft („Phantasie kann Realität verändern.“ ?!) passt nicht zum Rest der Geschichte. Möglicherweise hat Bradbury die Story, auf die hier Bezug genommen wird, gar nicht geschrieben. Eine schnelle Recherche ergab jedenfalls keinen befriedigenden Treffer.
Über 75% der Strecke sind die „Möglichkeiten“ gut, spannend und geheimnisvoll geschrieben, dann aber die Auflösung vergessen. Schade!

 

Bislang ist "Zion's Fiction" eine der besten Anthologien, die ich jemals gelesen habe.

Ich bin gespannt auf die letzten beiden Etappen.

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 02 September 2025 - 14:17.

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#130 ShockWaveRider

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Geschrieben 04 September 2025 - 15:08

Auch die dritte Etappe habe ich absolviert.

Rotem Baruchin: Im Spiegel
Inhalt: Danielle lebt mit ihrer Freundin Liron zusammen, als ihre Katze Mika zu Tode kommt. Danielle hat einen Spiegel von ihrer Großmutter geerbt. Wenn sie ihn einschläft, transferiert sie ihre Probleme auf die Danielle der Spiegelwelt. Doch diesmal schläft Spiegel-Dani zurück.
Fazit: Eindringliche, differenzierte Beschreibungen von Gefühlen und Alternativ-Welten. Aber die Idee kann man langsam mal rasieren. Gelungene Fingerübung, mehr aber nicht!

Mordechai Sasson: Die Stern-Gerlach-Mäuse
Inhalt:
Ein Wissenschaftler hat Betastrahlen unmittelbar in Mäusegehirne gelenkt. Die Mäuse mutierten, wurden intelligent und können seither ihre Größe ändern. Das wurde erstmals bemerkt, als ein Roboter, der ein paar reifere Damen um Metallspenden anbettelte, in der Küche der Nana des Ich-Erzählers eine Riesenmaus entdeckte.
Fazit: Die Wissenschaft ist Humbug, aber das gehört zum Konzept dieser Satire. Ich habe das Gefühl, Sasson nimmt hier liebevoll einige Auswüchse der jüdischen Kultur aufs Korn. Auch wenn ich sicherlich nicht alle Anspielungen verstanden habe, hat mich die Geschichte köstlich amüsiert. Vor allem der beiläufige Ton, in dem die unglaublichsten Veränderungen beschrieben werden.

Savyon Liebknecht: Ein guter Platz für die Nacht
Inhalt:
Von einem Moment auf den andern sterben alle Menschen. Nur Gila, ein Mann, ein indischer Junge und eine Nonne überleben. Sie richten sich in einem nahe gelegenen Dorf heimisch ein und warten auf den Katastrophenschutz. Doch wie die Jahre vergehen, müssen sie erkennen, dass sie (und der Pole, der beim zweiten Besuch kommt, um zu bleiben) die letzten Menschen auf der Welt sind. Die Zukunft der Menschheit ruht auf ihren Schultern. Da Gila sich als unfruchtbar erweist, muss die Nonne ran.
Fazit: Postapokalypse, aber von der besseren Art. (Eigentlich habe ich für das Subgenre nicht viel übrig.) Es stört wenig, dass die Art der Katastrophe nicht genauer beschrieben wird. Interessant, aber erschreckend glaubwürdig, wie schnell sich die Überlebenden mit der neuen Situation arrangieren und die vermeintliche Verpflichtung (wem gegenüber eigentlich?) zur „Rettung“ der Menschheit nach einigem Hin und Her annehmen. Die beiläufige, leicht distanzierte, aber stets empathische Erzählweise saugt den Leser in die fast ausweglose Situation hinein.
Was mich bei solchen Adam&Eva-Mythen stört: Spätestens ab Generation 3 oder 4 tritt Innzucht ein. Mich würde ein Roman interessieren, der die Entwicklung einer innzüchtigen Menschheit nachzeichnet. (Aber vielleicht sehen wir die Auswirkungen ja an der real existierenden Spezies homo self-reported sapiens.)

Elana Gomel: Tod in Jerusalem
Inhalt: Mor trifft David. Beim dritten oder vierten Rendezvous stellt er sich als der Tod des Erschießens vor. Auf der Hochzeit lernt Mor Davids ganze Verwandtschaft kennen – lauter personifizierte Todesarten. Eine besondere Rolle spielt Daniel, der Tod der Vergasung, der seinen Peak während der Shoa hatte, nun aber arbeitslos wird. Bis Mor David erschießt. Und dann gebiert sie Davids Kind, der Todeskönig, der die Tode erlöst?!
Fazit: Alles ganz flüssig und nett geschrieben, aber die ganzen Hintergründe und die Mythologie ist doch reichlich krude. In einer Geschichte, die von den Toden handelt, wird einfach zu wenig gestorben, als dass der Leser eine Beziehung zu den Protagoni(e)sten aufbauen kann. Vor allem Mors Mord an David wirkt reichlich unmotiviert. Nach einem einiges versprechenden Anfang versandet die Story. Leider.

Pesakh (Pavel) Amnuel: Der weiße Vorhang
Inhalt: Oleg und Dima, zwei Multiversumsforscher, treffen sich nach langer Zeit wieder. Dima trauert um Irina. Er bittet Oleg, ein Multiversum zu finden, in dem Irina weiterhin lebt. Aber Oleg macht ihm wenig Hoffnungen, unter anderen wegen eines Theorems, das Dima bewiesen hat. Aber am Ende findet Oleg doch noch einen Weg…
Fazit: Das ist Science Fiction at its best! Pseudowissenschaft mit plausibel wirkenden Begründungen, persönliche Involviertheit, räumlich und zeitlich zusammengedrängt und eine überraschende Pointe. Eine richtig gute Story!

 

Die Antho macht dort weiter, wo sie nach der zweiten Etappe aufgehört hat: nämlich auf höchstem Niveau!

 

Begeisterter Gruß

Ralf


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#131 ShockWaveRider

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Geschrieben 05 September 2025 - 16:54

Der Endspurt:

Yael Furman: Männertraum
Inhalt: Jair träumt von Rina. So weit, so normal. Nur, dass seine Träume wahr werden. Auf die Weise verwickelt er Rina in einen Autounfall und sorgt dafür, dass sie ihren Dienstausweis als Regierungsbeamte öfter vergisst. Nach einem Selbstmordversuch fällt er ins Koma. Die Frage ist: Haben Komapatienten Träume? Und was bedeutet das für Rina?
Fazit: Wenn Männerträume wahr werden, bricht das Chaos aus. Sehr intensive, niedliche Satire. Für die Betroffenen ein Alptraum, für den Leser traumhaft lustig!

Gur Shomron: Zwei Minuten zu früh
Inhalt: Tommy, David und Linda Linton machen bei der Puzzle-Meisterschaft von sich reden. Das Finalpuzzle erhalten sie zwei Minuten zu früh; aber auch ohne den Vorsprung wurden sie in Rekordzeit fertig. Doch bei der Preisverleihung gab es einige Überraschungen, an denen ihr Manager Alfred nicht unschuldig war.
Fazit: Schön und rund geschriebene Jugendgeschichte. Die Pointe, obwohl bekannt, sitzt. Aber irgendwie läuft alles ein wenig zu glatt. Bei einem echten Wettbewerb mit DER Reputation hätte das, was sich Alfred geleistet hat, ganz andere Folgen.

Nitay Peretz: Mein beschissener Herbst
Inhalt: Am Morgen nach einem großartigen Fußballspiel machte Oscher Schluss mit Ido. Praktisch aus dem Nichts! Ido fällt in eine tiefe Depression, die sich nicht bessert, als sein Freund Max auf dem sprechenden Esel Tony reitend ein UFO betritt, aber nicht berichten will, was sich da drinnen abgespielt. Ido kauft eine Pistole und bereitet so vielen Menschen wie möglich eine schlechte Zeit. Dann begibt er sich an einen einsamen Ort, um sich eine Kugel in den Kopf zu schießen. Doch noch nicht mal das gelingt ihm…
Fazit: Zwischendurch fragte ich mich: Was ist an der Story eigentlich SF? Dann fiel mir ein: das UFO, die Aliens, der sprechende Esel… In Idos schwarzgetränkter Welt haben all diese Unerhörtheiten keine Bedeutung. Ich mag Texte über Frustrierte. Die denken so herrlich ungehemmt und lassen ihre ganze Verachtung für alle anderen Menschen und ihren Ekel über die Welt ungefiltert raus. Ido ist mein Held, und Nitay Peretz ist sein Prophet. Obwohl eigentlich Max als Religionsstifter fungiert. Eine großartige Story, und ein hervorragender Einblick in das Innenleben eines Depressiven.
Das einzige, was ich Peretz übel nehme:

Spoiler


Shimon Adaf: Ismael
Inhalt: Ein Vater lässt mit Hilfe von Alien-Technologie eines Kopie seines sechsjährigen Sohns herstellen. Nach anfänglicher Freude versteht der Junge, was mit ihm geschah, und dass er sich nicht auf der Erde befindet…
Fazit: Ich habe nicht alles verstanden. Hat die Erde den Öko-Kollaps erlitten und sind Vater und Sohn deshalb auf einem Planetenmond? Oder wollte der „echte“ Junge seinem Vater nicht in den Weltraum folgen? Oder ist der Sohn tatsächlich jung verstorben? Aber wie?
Die Story ist so poetisch wie unbefriedigend.

Aharon Hauptmann: Nachwort / Danksagungen
Inhalt: Hauptmann erinnert sich an die Gründung der Zeitschrift „Fantasia 2000“ und welch eine rasante Entwicklung die israelische SF in den vergangenen 40 Jahren durchmachte. Außerdem reflektiert er über die Möglichkeiten und Grenzen von SF.
Fazit: Ebenso klug wie warmherzig. So ein Nachwort lasse ich mir gern gefallen. Zumal es nur drei Seiten umfasst. Auch die Danksagungen sind von echtem Respekt und echter Dankbarkeit geprägt.

 

Gesamtfazit:

Okay, einige der letzten Stories erreichen nicht das ganz große Niveau. Trotz allem bleibt "Zion's Ficition" eine internationale Spitzenanthologie. Ich bin mir nicht sicher, ob wir 16 deutsche SF-Geschichten zusammenkriegen würden, die ähnlich eindrucksvoll wären. Vielen Dank an Teitelbaum und Lottem für den Mut und den langen Atem bis zum fertigen Buch! Vielen Dank auch an den Hirnkost-Verlag für das Wagnis, diese Anthologie in deutscher Übersetzung rauszubringen!

Wenn mir eine Antho solche Leseerlebnisse beschert, dann müssen die Übersetzungen einfach herausragend sein!

 

Dankbare und geflashte Grüße

Ralf  

 


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