"Ein vierblättriges Kleeblatt" von Meike Braun:
Die hat mir auch sehr gut gefallen. Sie ist natürlich etwas düster, alleine schon die Tatsache, dass Tajos Eltern ihn wenig perfekt finden, ihn daher quasi "spenden" und lieber ein neues Kind machen, ist dunkeldüster wie Sau.
Es fällt mir sehr leicht, mit Tajo mitzufühlen. Plus, es gibt schöne Details (Stichwort Daumennagel und Kirchenbank).
Die Idee, Tajo als präpubertierenden Jungen zu behalten und die Deutung am Ende, was das für seine selbstgewählte Ideniität bedeutet, fand ich gelungen.
Hier gibt es übrigens auch entblößte Körperteile, und siehe da, man kann das auch total nicht sexualisiert beschreiben und schon ist es einfach nur Umgebungsbeschreibung.
In der B-Story lese ich auch einiges über Freundschaft heraus, sei es zwischen den Geschwistern oder auch zwischen Tajo und Bruno.
Eine düstere Story, ja, aber mit versöhnlichem, hoffnungsvollem Ende.
Eschbach: Habe ich nicht gelesen, weil mir der Fantasy-Stil nicht liegt. Ich weiß, es spielt in der Zukunft und alles, musste ich aber trotzdem weglassen. Ich kann und will einfach nicht mehr jede Kurzgeschichte lesen.
Grohs: Dazu habe ich ja schon zu viel gesagt.
Die End-of-Life-Schaltung von Uwe Hermann
Ich finde den Titel übrigens gut und nicht spoilernd. Für mich war die Auflösung der Geschichte nämlich eine andere.
Schade ist nur, dass die Prämisse am Ende so deutlich und klar vom Sohn der Hauptfigur formuliert wird, das wäre überhaupt nicht nötig gewesen und macht mir den Lesespaß etwas kaputt.
Ich finde es höchst unoriginell, einen Roboter Blechkasten zu nennen.
Richtig gut finde ich es, wie der alte Mann sich daran erinnert, wie sein Sohn bei der Einschulung war. Es ist gut, eine menschliche Komponente wie diese in einer Story zu haben. Wie bekloppt muss es sich irgendwann anfühlen, wenn ich alt bin und mein Kind (das jetzt noch total tollpatschig und trotzig ist) plötzlich der/die Vernünftige ist und sich in mein Leben einmischt? Das ist gut beobachtet und diese Art von Nähe zu den Gedanken der Figuren so (leider) in unserer Szene nicht üblich.
Ich mag auch die Schach-Szenen und dass der Sohn den Roboter vor dem Müll gerettet hat.
Kurz bevor der Sohn uns Lesenden die Geschichte quasi erklärt, hat die Story für mich ihren Höhenpunkt.
Ich beobachte diesen Autor nun schon seit drei Jahren (etliche Kurzgeschichten und ein Roman) und meiner Ansicht nach hat er einige Stärken, die zwar noch kein Alleinstellungsmerkmal sind, aber schon sehr hervorstechend:
- er hat sehr oft eine irre gute menschliche Komponente in seinen Storys
- es findet sich oft ein emotional ansprechender Humor in seinen Szenen, meistens dann, wenn er seine Figuren gut begriffen hat und sie uns Lesenden ebenso vermittelt und dann quasi mit ihnen scherzt
Manchmal fehlt mir ein wenig der Mut zur Lücke. Nichts erklären. Wir raffen das auch so. In einigen Geschichten (nicht hier!) verliert sich das Ende. Das hier ist wieder eine Story, die mir gut gefallen hat, die Story hätte aber mehr hergegeben, daher also nicht Top-4. Potenzial dafür hätte sie aber gehabt. Ich werde die Prosa von Uwe H. also weiterhin verfolgen. :-)
Bearbeitet von Rezensionsnerdista, 23 Mai 2023 - 10:02.