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EXODUS Nr. 46 (05/2023)


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324 Antworten in diesem Thema

#181 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 16 Juli 2023 - 13:21

Christian, die Kritik von Scipio würde ich hier nicht so ernst nehmen, zumal er dich mit uns in einen Sack gestopft hat und ich finde uns gar nicht Mal so übel ;-)

Also ich weiß ja nicht, wie er seinen Hinweis genau gemeint hat. Ich glaube, er wünscht sich einfach, mehr in die Tiefe zu gehen, was ich verstehen könnte. Ich hätte auch überhaupt nichts dagegen, wenn jemand eine ausführliche Rezension verfasst und postet, bin aber nicht sicher, ob das hier im Thread noch passt. Scipio könnte zu einem Text auch einen Aspekt posten, den er für interessant hält und der bisher nicht erwähnt wurde. In der Diskussion darüber könnten wir dann evtl. vertiefen. Ich bin da gerne dabei. Ich habe auch den Eindruck, Scipio könnte durchaus einiges beisteuern.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 16 Juli 2023 - 13:22.


#182 Christian Hornstein

Christian Hornstein

    Giganaut

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Geschrieben 16 Juli 2023 - 13:27

Ich weiß je selber, dass meine Stärken nicht darin liegen, einen Text zu analysieren und die verwendeten Techniken zu beurteilen. Das konnte ich schon in der Schule nicht bzw. hat mir das keinen Spaß gemacht ("Man kann einen Text auch tot-analysieren" hat ein Mitschüler damals gesagt). Aber ich kann beschreiben, welche Empfindungen ich beim Lesen eines Textes habe, ich ganz persönlich. Und geht es nicht beim Lesen von Geschichten genau darum, welche Emotionen beim Leser (generisches Maskulinum) ausgelöst werden? Ich finde das auch nicht nichtssagend.

 

Es gibt ein weit verbreitetes Missverständnis, das besagt, bei der Betrachtung von narrativen Texten müsse es primär um technische Aspekte gehen. Dem ist in der Belletristik mit Sicherheit nicht so. Entscheidend sind hier zuallererst ... die Gefühle der Leseri. Selbst in der SF, die ja als die Literatur der Ideen gilt, geht es dauernd um Gefühle. Mindbending, Sense of Wonder, The Uncanny ... you name it. Darüber hinaus mögen wir doch auch gerne Spannung, Überraschung und Erheiterung. Und spätestens seit der New Wave wollen wir auch noch viel mehr und noch ganz andere Gefühle dort erleben.

Deshalb ist es zuerst und vor allem interessant, welche Gefühle mit dem Lesen eines Textes verbunden waren. Weil das sehr invididuell ist, sind viele Rückmeldungen informativer als nur eine. Und erst dann, wenn diese Gefühle auf dem Tisch liegen, kommt die Frage danach, womit diese Reaktionen zusammenhängen könnten. Da kann es dann auch um Analyse und Technik gehen, um die Instrumente und Konzepte der Narratologie. Vor allem geht es aber um Introspektion d.h. sich selbst zu erkunden. Du, Sam, hast das für Die End-of-Life-Schaltung exemplarisch gut gemacht.

Wenn Du also Deine Gefühle mitteilen kannst, ist das schon viel Wert. Richtig interessant wird es natürlich dann, wenn Du auch den Finger darauf legen kannst, wovon Dein Gefühl getriggert wurde, denn erst dann kann auch deutlich werden, wieviel es mit der Beschaffenheit des Textes und wieviel es mit Dir persönlich zu tun hat. Das sind die unbezahlbaren Schätze für Autori ... und oft auch für Leseri.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 16 Juli 2023 - 13:29.


#183 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 16 Juli 2023 - 13:32

Ich finde es auch total in Ordnung, zu beschreiben was ein Text mit jemandem als Leser*in ausgelöst hat - auch wenn man nicht sicher ist, woran genau das gelegen hat.

Christian, du bist netter als ich, die bisherigen Postings von Scipio weisen für mich in eine andere Richtung. Aber ich lese selbstverständlich weiter, ich kann mich ja irren

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#184 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 16 Juli 2023 - 13:43

Christian, du bist netter als ich, die bisherigen Postings von Scipio weisen für mich in eine andere Richtung. Aber ich lese selbstverständlich weiter, ich kann mich ja irren

Das ist ja lieb von Dir, aber nein, es ist nur so, dass ich aus Erfahrung weiß, wie schnell wir auch Äußerungen missverstehen können, besonders wenn so vieles fehlt wie Tonfall, Mimik, Gestus, usw. Außerdem habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen, auch wenn Sie sich vielleicht ruppig geben, im Grunde etwas Gutes anstreben.



#185 Fermentarius

Fermentarius

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Geschrieben 16 Juli 2023 - 16:27

Ich finde es super, wenn hier verschiedene Rezensenten ganz unterschiedliche Sichtweisen vertreten. Als Autor kann ich dabei viel lernen. Letztlich schreibe ich hier Unterhaltung, niemand muss die Geschichte lesen, und niemand muss etwas dazu sagen. Also sollte ich so schreiben, dass möglichst viele Leute meine Geschichten lesen wollen, dass sie sich von der Geschichte angesprochen fühlen und bis zum Schluss dabei bleiben. Natürlich kann man es nie allen recht machen, aber auch den weniger guten Rezensionen kann ich sehr viel entnehmen.

Eine eher "oberflächliche" Rezension ist übrigens auch wertvoll, denn sie gibt die Gefühle wieder, die jemand beim Lesen empfindet. Und auch diese Rückkoppelung hilft den Autoren. Ich schreibe schließlich kein Lehrbuch sondern Fiction, und muss lernen, Gefühle richtig anzusprechen.

Die Mischung von Rezensionen und die unterschiedlichen Herangehensweisen der Rezensenten in diesem Forum finde ich deshalb sehr bereichernd.



#186 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 16 Juli 2023 - 21:56

Irgendwann war, glaube ich, im Forum mal die Frage aufgekommen, ob eigentlich nur dystopische Science-Fiction-Geschichten Erfolg haben können. Ich hoffe, dass ich dazu beitragen konnte, die Diskussion wieder neu zu beleben. Eine weitere, ebenfalls nicht ganz ernste Geschichte erscheint übrigens in der nächsten NOVA-Ausgabe.

Ja, es ging, glaube ich, um eine gewisse Dystopiemüdigkeit und die Sehnsucht nach optimistischen, lösungsorientierten Szenarien, was ich verstehen kann. Was mich angeht, sehe ich momentan die nächsten 100 Jahre betreffend leider keinen Grund für allzu viel Optimismus, weshalb eine glaubhafte Near Future SF für mich naturgemäß auch dystopische Elemente mitbringt. Allerdings sehe ich keinen Sinn in platten Weltuntergangsszenarien, denn weder regen sie an zu hilfreichem Wandel, noch sind sie besonders originell. Ungeschönt eine Welt darzustellen, die alles andere als rosig sein wird, und dennoch Anregung zum Wandel, Lebensfreude und Humor hochzuhalten, ist eine Herausforderung, die ich versucht habe satirisch zu lösen. Das Ergebnis wird im übernächsten Exodus erscheinen.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 13 Oktober 2023 - 07:03.


#187 scipio.rodenbucher

scipio.rodenbucher

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Geschrieben 17 Juli 2023 - 11:04

Also ich weiß ja nicht, wie er seinen Hinweis genau gemeint hat. Ich glaube, er wünscht sich einfach, mehr in die Tiefe zu gehen, was ich verstehen könnte. Ich hätte auch überhaupt nichts dagegen, wenn jemand eine ausführliche Rezension verfasst und postet, bin aber nicht sicher, ob das hier im Thread noch passt. Scipio könnte zu einem Text auch einen Aspekt posten, den er für interessant hält und der bisher nicht erwähnt wurde. In der Diskussion darüber könnten wir dann evtl. vertiefen. Ich bin da gerne dabei. Ich habe auch den Eindruck, Scipio könnte durchaus einiges beisteuern.

Ganz genau so habe ich es gemeint. Wenn sich jeder bloß hinter der Subjektivität seiner Meinung versteckt, ohne sich groß Mühe zu machen Argumente  anzuführen, sind nur noch Schlammschlachten oder der Austausch von Gefälligkeiten möglich, aber jedenfalls nichts, was den Namen "Diskussion" verdient. Im übrigen habe ich schon einen Text zu Plot und Stil von Aiki Miras Geschichte hier gepostet - mit zwiespältigigen Gefühlen, weil jeder Autor vor sich und vor anderen mit Interessenskonflikten zurecht kommen muss, wenn er über die Texte anderer Autoren schreibt. Aber immerhin ist Aiki Mira mittlerweile einer der prominentesten SF Autoren (mit oder ohne X) und kann das wohl verkraften.



#188 scipio.rodenbucher

scipio.rodenbucher

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Geschrieben 17 Juli 2023 - 11:30

Ich fand ja Scipios Story gerade wegen ihrer Sperrigkeit und Ungewöhnlichkeit sehr reizvoll und habe sie zu den Highlights der Ausgabe gezählt.
Aber die Trennung zwischen Autor und Werk wird mir in diesem Fall in Zukunft schwer fallen.
Außerdem bin ich der Meinung, wir sollten eher über die Stories diskutieren. Und das leisten Rezensionen, Feedback, Lektürenotizen (you name it, Scipio!), auch wenn sie noch so kurz und scheinbar nichtssagend sein mögen.
 

Ein Glück! Ich lese deine Rückemldungen zu den diversen Anthos nämlich sehr gerne. Auch, weil ich sie durchaus aussagekräftig finde.

Gruß
Ralf,

auch so einer, der nichtssagende Rezensionen absondert

Damit habe ich kein Problem. Trenne oder trenne nicht. Es spielt keine Rolle. Wieviele Autoren oder SF-Autoren gibt es denn in Deuschland, die von Texten leben oder auch nur einen merklichen Anteil ihrer Ausgaben darüber finanzieren? Druckbetriebe ja, offenbar auch Herausgeber, wie ich hier im Forum mitbekommen habe. Aber Kreative dieser Ausgabe? 1? 2? Ich weiß nicht, wievielen Lesern das hier bewusst ist. Da kann jemand wie Uwe Post sich gerne darüber beklagen, dass er zu wenig gute Texte bekommt und sich gleichzeitig brüsten, eine vierstellige Auflage zu haben, von deren Gewinn er wieviel an seine Autoren ausbezahlt? Ok, mein Standpunkt ist, wer aus Spaß schreibt und nicht für Geld oder aus Wichtigtuerei, kann sich genau wie die Leser ein bisschen Ehrlichkeit leisten und braucht nicht vor Hobbyrezensenten und Hobbyinfluenzern zu kneifen.



#189 Mammut

Mammut

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Geschrieben 17 Juli 2023 - 12:29

Damit habe ich kein Problem. Trenne oder trenne nicht. Es spielt keine Rolle. Wieviele Autoren oder SF-Autoren gibt es denn in Deuschland, die von Texten leben oder auch nur einen merklichen Anteil ihrer Ausgaben darüber finanzieren? Druckbetriebe ja, offenbar auch Herausgeber, wie ich hier im Forum mitbekommen habe. Aber Kreative dieser Ausgabe? 1? 2? Ich weiß nicht, wievielen Lesern das hier bewusst ist. Da kann jemand wie Uwe Post sich gerne darüber beklagen, dass er zu wenig gute Texte bekommt und sich gleichzeitig brüsten, eine vierstellige Auflage zu haben, von deren Gewinn er wieviel an seine Autoren ausbezahlt? Ok, mein Standpunkt ist, wer aus Spaß schreibt und nicht für Geld oder aus Wichtigtuerei, kann sich genau wie die Leser ein bisschen Ehrlichkeit leisten und braucht nicht vor Hobbyrezensenten und Hobbyinfluenzern zu kneifen.

 

Ich gebe zu, ich verstehe dein Problem nicht. Kannst du das mal näher erläutern?



#190 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 19:07

Ich habe Im Haus der vielen Fenster von Klaus N. Frick gelesen, weil die Illustration von Lothar Bauer mich magisch angezogen hat von ihrer Farbkomposition her und den magmatisch zähflüssigen Oberflächen, die auf stellarem Hintergrund fast ins florale übergehen. Diese Geschichte handelt in einer meiner Interpretationen von

Spoiler

Dieser Text ist wohl eine kontemplative Reflexion. Er nimmt uns auf eine Ebene mit, die mit großem Abstand multiple Universen verschiedenster physikalischer Beschaffenheit betrachtet, und verzichtet dabei weitgehend auf einen Spannungsbogen zugunsten der Betrachtung. Wer gerne mal in eine spirituell-naturwissenschaftliche, meditative Perspektive zur Schöpfungsgeschichte eintauchen möchte, wird hier nicht enttäuscht werden.

 

Die Illustration von Lothar Bauer hat mich wie gesagt direkt in ihren Bann gezogen. Es ist die Art Bild, die ich mir länger und immer wieder ansehen kann. Diese Illustration passt mit ihrem multielementaren Reigen auch gut zum Text, selbst wenn die Schöpferfigur der Geschichte wahrscheinlich kein 

Spoiler
ist, wie es das Bild nahelegt.

 

 



#191 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 19:20

"Im Haus der vielen Fenster" von Klaus N. Frick: ... Allerdings erzählt er leider keine Geschichte, so bleibt das alles recht unspannend... sorry.

An dieser Stelle wirfst Du ein paar interessante Fragen auf: Was ist eine Geschichte und braucht es so etwas, damit ein belletristischer Text spannend/interessant ist? Oder ist es so, dass wir eine bestimmte Struktur erwarten, und dann frustriert sind, wenn wir diese nicht vorfinden? Es gibt ja verschiedene Konzepte von Geschichten. Robert Mc Kee z.B. unterscheidet Archeplot, Miniplot, Antiplot und Nonplot, und jede Variante findet Anhängeri.



#192 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 19:44

Mir ging es wie Uwe hier und es wäre natürlich interessant zu ergründen, was genau vermisst wurde.

Ich bin tatsächlich manchmal nicht bereit, mich auf mir fremde Strukturen einzulassen, aber es kommt auch drauf an, manchmal eben doch. Hier kam kein für mich geeigneter Köder ;-)

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#193 Fermentarius

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 21:10

So richtig bin ich mit der Geschichte auch nicht warmgeworden. Hier eine etwas genauere Analyse:

 

Es fehlt an Handlung, aber auch eine Stimmung, eine fremdartige Szenerie, ein Gefühlsumschwung können fesseln. Die Stimmung, die der Protagonist zweimal erwähnt, ist Langeweile. Er schlendert durch das Haus, und man meint, einen gelangweilten jungen Aristokraten zu sehen,der Diskoeffekte beschreibt. Nun ist Langeweile nichts, was einen Leser wirklich fesseln kann. Die Szenerie erschließt sich auch nicht wirklich. "Das neue Haus" wird erwähnt. Wo steht es? Wie sieht es aus? Was unterscheidet es von einem alten Haus? Es hat Fenster in verschiedene Universen. Die Beschreibungen sind in physikalischer Notation gehalten. "Ich nahm Universen wahr, die von schwarzen Löchern beherrscht wurden, die nach Billionen Jahren wieder Energiequanten und Elementarteilchen ausstoßen ...". Der gelangweilte Aristokrat ist offenbar gebildet und bezieht sich auf das "Verdampfen" von schwarzen Löchern. Nur ist das ein ständiger Prozess, der sich zum Ende hin lediglich extrem beschleunigt. Außerdem ist hier der Zeitfaktor ein Problem. Billionen Jahre? Weiß der Protagonist, was dann kommen wird, oder sieht er es? Bei dieser Schilderung der Universen entsteht im Kopf des Lesers - naja, zumindest in meinem Kopf, einfach kein Bild.

Auch die Rahmenhandlung, der Konflikt mit dem fordernden Vater, wird nicht ausgebaut, weil der Protagonist dem Vater keine Gegenrede hält.

Und zum Schluss: Was ist in dem Universum eigentlich geschehen, was gut war? Aus der Beschreibung kann ich es nicht so recht entnehmen. Auch die Analogie zur Bibel ist etwas misslungen.

In der (ersten) Schöpfungsgeschichte erschafft Gott die Welt durch Aussprechen, dadurch, dass er seine Gedanken in Worte fasst. Das war im damaligen vorderasiatischen Kulturkreis nicht ganz unüblich. Der ägyptische Gott Ptah, der Bildner, erdachte die Welt in seinem Herzen und schuf sie durch Aussprechen. Dieser entscheidend wichtige Punkt fehlt in der Geschichte. Anders übrigens in Isaac Asimovs berühmter Kurzgeschichte "The last Question", wo dieses Element die entscheidende Pointe bildet.

Iich möchte vielleicht auch noch darauf aufmerksam machen, dass es in Gen 1,4 heißt: "Und Gott sah, dass das Licht gut war". Die weiteren Wiederholungen des Motivs beziehen sich auf einzelne Elemente der Schöpfung. Diese Wiederholungen sind auf einen Höhepunkt angelegt, weil es zum Schluss in Gen 1,41 heißt: "Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut."

Auch dieses Element, also die immer bessere Ausformung der Schöpfung, ist in der Geschichte nicht angelegt.

 

Also: Aus meiner Sicht ist die Geschichte nicht wirklich gelungen.



#194 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 20 Juli 2023 - 00:45

Da hier gerade intensiv über Klaus Fricks Story diskutiert wird, werfe ich nochmals meine Eindrücke in den Ring.
 

Klaus N. Frick: Im Haus der vielen Fenster
Ein Mann schenkt seinem Sohn ein Haus, durch dessen Fenster er verschiedenste Universen sieht. Aber immer ist ein total leeres und jungfräuliches dabei. Was der Sohn wohl damit anfängt?
Der Versuch eines modernen Schöpfungsmythos', der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut. Nur: Was ist das für ein Haus? Wer ist der Vater, wer der Sohn? Zudem wiederholt sich zu viel selbst in der kurzen Geschichte; der Plot langweilt. Beste Stelle: "eine Abfolge aus Evolution und Entwicklung"
Lothar Bauers Illu ist da von ganz anderer Qualität. Es ist schon beeindruckend, wie beharrlich und konsequent der saarländer Autodidakt seine stilistische Bandbreite ausdehnt und vergrößert. Das vorliegende Bild erinnert in punkto Dynamik, Farbgebung und Konstrasten an die besten Werke Helmut Wenskes. Wobei ich hoffe, das Lothar das Bild ohne Drogeneinfluss geschaffen hat.


Auch mir hat die Story nicht besonders gefallen. Auch bei mir waren es erzählerische Gründe, z.B. bei der Plotgestaltung.
Was Thomas als "Langeweile" bezeichnet, spiegelt sich bei mir mit den Wiederholungen. Auch wenn ich den Ansatz "gelangweilter Schöpfergott erweckt ein Universum nach dem anderen zum Leben" noch akzeptieren mag, es bleiben doch zu viele ungeklärte Fragen zum Rahmen (Vater? Haus?), deren Offenheit ich nicht als kunstvoll akzeptieren kann. Denn mit dem Rest der Story will uns der Autor eine ziemlich klare Botschaft vermitteln. Dann hätte er aber auch den Rahmen durchdenken und für den Leser transparenter durchleuchten sollen.

Das meint
Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 20 Juli 2023 - 00:48.

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ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
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#195 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 20 Juli 2023 - 09:03

Jetzt wird es wirklich, wirklich interessant und tief, da wird vermutlich niemand mehr darüber meckern, wir würden hier zu sehr an der Oberfläche bleiben. 


Podcast: Literatunnat

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#196 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 20 Juli 2023 - 09:42

Es fehlt an Handlung, ...

Nun ist Langeweile nichts, was einen Leser wirklich fesseln kann.

Die Szenerie erschließt sich auch nicht wirklich. ...

Bei dieser Schilderung der Universen entsteht im Kopf des Lesers - naja, zumindest in meinem Kopf, einfach kein Bild.

Auch die Rahmenhandlung, der Konflikt mit dem fordernden Vater, wird nicht ausgebaut, weil der Protagonist dem Vater keine Gegenrede hält.

Und zum Schluss: Was ist in dem Universum eigentlich geschehen, was gut war?

 

 

 

Auch bei mir waren es erzählerische Gründe, z.B. bei der Plotgestaltung.
Was Thomas als "Langeweile" bezeichnet, spiegelt sich bei mir mit den Wiederholungen.

... es bleiben doch zu viele ungeklärte Fragen zum Rahmen (Vater? Haus?), deren Offenheit ich nicht als kunstvoll akzeptieren kann. Denn mit dem Rest der Story will uns der Autor eine ziemlich klare Botschaft vermitteln. Dann hätte er aber auch den Rahmen durchdenken und für den Leser transparenter durchleuchten sollen.

Ja, ich glaube, Ihr habt ein paar typische Elemente genannt, die den Zugang erschweren können:

 

Handlung: Geschichten, in denen anscheinend wenig geschieht
Szenerie: Geschichten, deren Kontext/Figuren wenig fassbar sind wie bei den sogenannten talking heads
Spannung: Geschichten, bei denen ein Konflikt höchstens angedeutet, aber kaum ausgetragen wird, und die Fallhöhe unklar bleibt
Prämisse: Geschichten, bei denen es nicht leicht ist, eine Prämisse zu konstruieren d.h. auch Sinn zu erkennen

 

Das sind auch Elemente, die in Schreibkursen immer wieder angesprochen werden, weil tatsächlich die meisten Leseri in diesen Hinsichten handfeste Anhaltspunkte brauchen. Wenn Autori ganz bewusst den Schwerpunkt woanders setzen, finde ich die Frage interessant, für welche Zielgruppe der Text bestimmt war und ob diese Zielgruppe über das gewählte Publikationsmedium erreicht wurde.



#197 Mammut

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Geschrieben 20 Juli 2023 - 09:59

Das sind auch Elemente, die in Schreibkursen immer wieder angesprochen werden, weil tatsächlich die meisten Leseri in diesen Hinsichten handfeste Anhaltspunkte brauchen. Wenn Autori ganz bewusst den Schwerpunkt woanders setzen, finde ich die Frage interessant, für welche Zielgruppe der Text bestimmt war und ob diese Zielgruppe über das gewählte Publikationsmedium erreicht wurde.

 

Na ja, Einheitsgeschichten sind auch nicht immer das Wahre wie ich finde. Im Gegenteil, mich langweilt sowas. Das heißt aber nicht, das ungewöhnliche Ansätze auch immer gut umgesetzt sind.

Mich hat die grundsätzliche Idee, dieses  "gelangweilter Schöpfergott erweckt ein Universum nach dem anderen zum Leben" und das ungewöhnliche Szenario mit dem Haus und den diversen Räumen, dem Hintergrund mit den Hinweisen auf die Naturwissenschaften sehr angesprochen. 

Die Umsetzung fand ich nicht gelungen. Der märchenhaften Stil hat es mir verleidet und irgendwie haben die Zutaten nicht so richtig zusammen gepasst. Einerseits jemand, der in Welten schaut, der aber gleichzeitig mit der Familie zum Essen verabredet ist.

 

Den Versuch, eine Art Schöpfungsgeschichte auf naturwissenschaftlich-esoterischer Basis im surrealen Gewand in dieser kurzen Geschichte umzusetzen, scheint mir misslungen.



#198 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 06:09

Im übrigen habe ich schon einen Text zu Plot und Stil von Aiki Miras Geschichte hier gepostet - mit zwiespältigigen Gefühlen, weil jeder Autor vor sich und vor anderen mit Interessenskonflikten zurecht kommen muss, wenn er über die Texte anderer Autoren schreibt.

 

 

Manchmal untersuche ich auch bei Kurzgeschichten, warum mir etwas nicht gefallen hat (habe ich jüngst bei Ferne Horizonte / einer KG von Hans Jürgen Kugler getan), aber meistens ist es die Mühe nicht wert. Man kriegt Ärger von der betreffenden Person oder es geschieht nichts, dann war die Zeit ggf. verschwendet.

Speziell beim öffentlichen rezensieren besteht natürlich die Gefahr, angefeindet zu werden und in ein unschönes Licht zu geraten, wobei das natürlich auch von der Art abhängt, wie rezensiert wird. Rezensenti wird oft unterstellt, sie wollten sich nur selbst profilieren. Wenn sie dann auch noch Autori sind und besonders wenn sie sich zu einem eigenen Text äußern ...

Aber wenn wir Autori publizieren, dann um gelesen und besprochen zu werden. Wenn wir in einer Nische, in der ohnehin kaum rezensiert wird, uns alle bedeckt halten würden ...

 

Da einigermaßen eingehende und ausgewogene Rezensionen Zeit brauchen, werden Autori auf Dauer nie viele Rezensionen dieser Art schreiben können. Hier werden andere Engagierte gebraucht.



#199 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 06:20

Na ja, Einheitsgeschichten sind auch nicht immer das Wahre wie ich finde. Im Gegenteil, mich langweilt sowas. Das heißt aber nicht, das ungewöhnliche Ansätze auch immer gut umgesetzt sind.

Es kommt eben darauf an für wen jemand schreibt. Vielen Menschen ist nicht bewusst, welche Struktur manche Geschichten haben. Die vielen und immer neuen Heldenreisen Hollywoods werden in dem Moment langweilig, in dem man ihre Struktur durchschaut. Andererseits können wir Menschen unsere Natur auch nicht verleugnen. Erfolge in der Breite, die auch einen künstlerischen Mehrwert bieten, sind meist eine Mischung. Eines der besten Beispiele hierfür ist meiner Meinung nach der Film Blade Runner von 1982. Er vereint klassische Merkmale mit Innovationen und Arthouse-Elementen. Zuerst war er ein Flopp, doch mit der Zeit ist er ein Klassiker geworden.



#200 Mammut

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 07:27

Es kommt eben darauf an für wen jemand schreibt. Vielen Menschen ist nicht bewusst, welche Struktur manche Geschichten haben. Die vielen und immer neuen Heldenreisen Hollywoods werden in dem Moment langweilig, in dem man ihre Struktur durchschaut. Andererseits können wir Menschen unsere Natur auch nicht verleugnen. Erfolge in der Breite, die auch einen künstlerischen Mehrwert bieten, sind meist eine Mischung. Eines der besten Beispiele hierfür ist meiner Meinung nach der Film Blade Runner von 1982. Er vereint klassische Merkmale mit Innovationen und Arthouse-Elementen. Zuerst war er ein Flopp, doch mit der Zeit ist er ein Klassiker geworden.

 

Wenn ich bei Kurzgeschichten schon versuche, das generische Romanschema immer zu treffen, wozu braucht es dann überhaupt die kurze Form? Gerade bei kurzen Form sollte man auch was probieren. Und da die Leserschicht sowieso begrenzt ist, braucht man auch nicht unbedingt auf das Publikum Rücksicht zu nehmen. 



#201 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 07:54

Wenn man die Regeln bricht, sollte man schon wissen was man tut. 

 

Der durchschnittliche schreibende SF-Fan weiß ja nicht mal, was er tut, wenn er sich an die Regeln und die normale Kurzgeschichtenstruktur hält. Also so etwas wie: Ein Twist kurz vor dem Ende, eine Pointe im letzten Satz, ein fieses offenes Ende; Einheit in Zeit und Raum, höchstens fünf Personen und einfach in die Story schmeißen.

 

Was ich oft lese (wenn ich abseits des Mainstream von Exodus und co lese): Wie sich ein zufälliger Passant die Zukunft vorstellt. Meistens ohne Plot. Gerade bei Slice of Life sollte man echt wissen was man tut. 

 

 

Gerade lese ich Kurzgeschichten von Hilary Mantel, ja, die sind manchmal etwas schräg und enden anders, haben eine abweichende Struktur und verwirren oder verblüffen mich als Leserin (und ich habe wirklich schon eine erhebliche Zahl von Kurzgeschichten gelesen, auch aus dem nichtphantastischen Bereich), Mantel weiß aber auch wirklich, was sie da treibt. 

 

Jemandem wie Klaus N. Frick traue ich zu, dass er die Regeln bewusst bricht und experimentiert und zumindest bei den drei Exodus-Machern muss ja die Geschichte sehr gut angekommen sein, sonst hätten sie sie nicht gebracht. Bei mir ist sie auch eher wegen des Tons nicht angekommen (ich flüchte immer bei märchenhaftem Stil) und es kam nicht rechtzeitig ein Anker; und wie gesagt: Ab 2023 siebe ich stärker aus, was ich zu Ende lese. Sofern später noch gute Rezensionen zu einer Story kommen, die ich beim ersten Versuch abgebrochen habe, kehre ich gern noch dorthin zurück. Sieht hier nicht danach aus.

 

Michael, du hattest im Zwielicht mal diese Wolf-Story, die war geil, und die war auch strukturell anders. 

In den letzten Queer*Welten ist eine Kurzgeschichte (No Filter von Vogltanz), bei der die Perspektive zwischen zwei Menschen hin und her wechselt, die ist auch sehr gelungen. 

 

Ich habe auch MKIs Novelle aus der vorletzten Nova Briefe an eine imaginäre Frau, sehr genossen und halte sie für eine der besten Storys aus 2022, vielleicht sogar für die beste. Die Novelle ist nicht wirklich chronologisch erzählt, erst recht nicht immer szenisch, bricht eigentlich einige Regeln der klassischen Novelle, ist aber irre gut. Ich habe sie zweimal gelesen (bisher). Wir können bei dem Autor davon ausgehen, dass er die Regeln für Novellen absolut kennt, da seine Kenntnis klassischer Erzählungen und Novellen breit ist und das nicht nur innerhalb unseres SF-Genres. Da würde ich aber am liebsten jeder Person zurufen: Don't try that at home!

 

Wenn jemand ein Experiment wagt und aus der üblichen Struktur ausbricht, sollte er wirklich wissen was er tut. Oder er akzeptiert eben, dass er nicht jeden kriegt. Während ich bei Fricks Story davon ausgehe, dass es eine gute Story ist, die nur nicht jeden einfängt, kenne ich auch etliche fürchterliche Anthologien, bei denen ich sicher bin, 80% der Schreibenden hatten keine Ahnung was sie da treiben und eigentlich hätte man die Storys nicht bringen dürfen. Da braucht es strengere Gatekeeper und René, Hans Jürgen und Heinz machen ihre Sache verdammt gut. Ich wünschte mir manchmal ein etwas beherzteres Eingreifen mittels Lektorat, auch was den Inhalt betrifft. Beispielsweise ist die Story von Uwe Hermann sehr schön, aber kurz vor dem Ende wird mir die Prämisse erklärt, das hätte ich gern subtiler gehabt. Der Autor hat das vermutlich gar nicht bemerkt, aber der Lektor hätte es merken können und den Autor dazu anregen können, eine elegantere Lösung zu finden. So wie ich den Autor erlebt habe, wäre er sehr offen dafür gewesen. Dann hätte die Story meines Erachtens auch Best-Of-Potenzial für mich gehabt (ich sehe aber schon, für viele andere hat sie das trotzdem :-) ). 

 

Auch bei Romanen kann man experimentieren, siehe Hans Jürgen Kuglers Roman Freier Fall, der ist definitiv anders als die anderen Kinder, ist aber jetzt beispielsweise für den DSFP nominiert. Mich hat der Roman auch erreicht und ich habe mich recht begeistert dazu geäußert. 

 

 

Kurzgeschichten, die den klassischen Weg verlassen, müssen eben damit leben, dass sie ggf. polarisieren. Als Anfängerin würde ich das eher weniger wagen und als Leserin bin ich oft auf der Hut, manchmal kriegt man aber sogar mich klassische Seele. ;-)


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#202 Achim Stößer

Achim Stößer

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 14:31

Einheit in Zeit und Raum

 

Wozu das gut sein soll, habe ich noch nie verstanden.


Bearbeitet von Achim Stößer, 21 Juli 2023 - 14:31.


#203 Naut

Naut

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 14:54

Wozu das gut sein soll, habe ich noch nie verstanden.

"Einheit in Raum und Zeit": Was ist das? Kann ich mir gerade gar nichts drunter vorstellen, und Google war auch nicht erhellend. Kannst Du (oder Yvonne) das erklären?
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#204 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 15:06

Um Lesende nicht zu überfordern;-)

Nein, im Ernst, die Regeln sind ja nicht von mir
Edit: das meint keine Zeitsprünge oder viele Szenenwechsel

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#205 Achim Stößer

Achim Stößer

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 15:11

"Einheit in Raum und Zeit": Was ist das? Kann ich mir gerade gar nichts drunter vorstellen, und Google war auch nicht erhellend. Kannst Du (oder Yvonne) das erklären?

So wie ich das verstanden habe, wurde für das griechische Drama anno dazumal die Einheit von Zeit und Handlung erfunden (von Aristoteles?), d.h., das Stück wird in Echtzeit aufgeführt, ohne Zeitsprünge, jedenfalls nicht länger als einen Tag (kein »drei Jahre später ...«) und es gibt keine Nebenhandlung. Später kam dann die Einheit des Raums dazu, also keine Ortswechsel. Ohne Gewähr ;-).

 

Jedenfalls mag das für Dramen teils nützlich sein (etwa, um Bühnenbild/Umbau zu sparen), aber wieso das in einer Kurzgeschichte so sein soll, weiß ich nicht.



#206 ShockWaveRider

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 15:23

Hier ein Zitat zu den "Drei Einheiten des Dramas" nach Aristoteles (richtig erinnert, Achim!): klick!

 

Offenbar werden insbesondere die Einheit des Ortes und die Einheit der Zeit heute selbst bei Dramen als überholt angesehen.

"heute" heißt etwa seit Gotthold Ephraim Lessings "Hamburger Dramaturgie" (1767).

 

Gruß

Ralf 


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#207 J. A. Hagen

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 16:00

Soweit ich weiß, bezog sich Aristoteles auf das Drama, also das Schauspiel. Zeitsprünge und Ortswechsel hat er der Epik zugeordnet.


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#208 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 17:25

Oh cool ich lerne etwas ;-)
Ja, bei Theater ergibt das viel mehr Sinn

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#209 Naut

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 17:44

Danke für die Erklärungen! Für Bühnenstücke leuchtet mir das ein, für alles andere ergibt das eine bestenfalls sehr eingeschränkte Prosa. Und gerade für SF erscheint mir das zu stark eingeschränkt.
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#210 Christian Hornstein

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Geschrieben 21 Juli 2023 - 18:56

Wenn ich bei Kurzgeschichten schon versuche, das generische Romanschema immer zu treffen, wozu braucht es dann überhaupt die kurze Form? Gerade bei kurzen Form sollte man auch was probieren. Und da die Leserschicht sowieso begrenzt ist, braucht man auch nicht unbedingt auf das Publikum Rücksicht zu nehmen. 

Genau. Die Kurzgeschichte war schon immer das Lieblingskind der Avantgarde. Was die Leserschicht angeht: Klar, Du musst darauf nicht achten, um tolle Texte zu schaffen, wenn es Dir vollkommen egal ist, ob das erst posthum oder überhaupt irgendwann einmal erkannt wird. ;)




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