"Gerettet"? Wenn das Geld "bis Juli" reicht? Heute IST Juli.
Hilferuf des HIRNKOST Verlags
#61
Geschrieben 01 Juli 2024 - 08:26
#62
Geschrieben 01 Juli 2024 - 13:32
Ich denke mal, dass sich das Problemfeld nicht auflöst, solange da keine dauerhafte und ausreichende Kulturförderung zum Tragen kommt. Leider sind in Berlin grad andere Dinge wichtiger.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#63
#64
Geschrieben 06 Juli 2024 - 19:29
Zeitstrahl meiner Bestellung von "Zion's Fiction":
23.06.: Bestellung aufgegeben, Preis bezahlt
28.06.: freundliche Nachfrage über den Stand
03.07.: Rechnung erreicht mich per Email
06.07.: Das Buch kommt 13 Tage nach der Bestellung bei mir an.
Derartige Verzögerungen habe ich weder bei p.machinery noch bei Wurdack oder Atlantis erlebt.
Keiner der drei genannten Kleinverlage hat auch jemals einen Hilferuf gestartet.
Bei Hirnkost erlebe ich aber beides zum wiederholten Male.
Ob das ein Grund für ihre Probleme sein könnte?
Beim nächsten Hilferuf werde ich nichts bestellen. Und "spenden" schon gar nicht.
Obwohl ich Ausrichtung und Programm des Verlags sogar richtig gut finde.
Aber was hilft es, wenn die grundlegenden Geschäftsprozesse einfach nicht funktionieren?
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 06 Juli 2024 - 19:30.
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#65
Geschrieben 06 Juli 2024 - 20:11
Der Punkt ist, wenn wir jetzt alle alles gekauft haben, was wir haben wollen, was wollen sie den Rest des Jahres verkaufen?
Ich wäre ja bereit, noch zwei Ebooks zu kaufen, wenn sie sich endlich dazu durchringen, diese bereit zu stellen. Und auch neue SF-Anthologien, unter der Voraussetzung, dass es Ebooks gibt.
Na ja, ich hoffe doch mal, dass wir paar Nasen aus der Blase nicht den Großteil des Kundenstamms bilden. Aber es stimmt schon: Hirnkost kann nicht darauf bauen, dass die Backlist in den nächsten Monaten groß ziehen wird.
Vermutlich bin ich zu sehr BWLer und Klaus zu sehr alter Ökopunk … aber um den Verlag zu retten, sollte Hirnkost vielleicht Zuschussprojekte wie das „SF-Jahr“, das scheinbar keine zweihundert Exemplare mehr absetzt, abstoßen - und generell den Sanierungsplan überdenken.
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#66
Geschrieben 06 Juli 2024 - 20:16
Wie sehen die anderen hier im Forum das denn? Würde mich wirklich mal interessieren.
Den verlinkten Aufruf von Michael finde ich haarsträubend.
Vielleicht verstehe ich das ja falsch (vermutlich sogar), aber wird hier echt erwartet, dass Vater Staat durch Verteilung von Steuergeldern
den notleidenden Schriftstellern ihr Einkommen sichert und den Verlagen, egal wie ruinös sie ihre Geschäfte führen (und die eventuell
sogar am Interesse des Kunden vorbei produzieren), finanziell unter die Arme greift? Schuld sind immer nur die anderen? Das böse amazon
und der doofe Bürger der lieber streamt statt liest?
Wenn die Zeit der gedruckten Bücher vorbei ist, dann ist sie halt vorbei. Irgendwann war auch die Zeit der walkmans, der Überraschungseierfiguren
und der Videokassetten vorbei. Ist halt so, die Erde dreht sich weiter. Zum Glück hat die Bundesregierung kein Programm zur Rettung von Videotheken
mit Hilfe von Steuergelden gestartet. Oder war das vielleicht sogar der Fall?
Bücher sind schweineteuer geworden, schon vor der Zeit von Corona und dem Ukraine Krieg. Da habe ich schon angefangen meine Käufe drastisch
zu reduzieren. Verlage sind nicht die einzigen die haushalten und sehen müssen wieviel Geld sie am Ende des Monats noch haben. Das muss der
Privatmann auch.
Ebenfalls dazu beigetragen das ich fast gar nichts mehr an Büchern kaufe hat die Tatsache, dass viele Verlage die Unart haben, Serien einfach so
mittendrin abzubrechen (bei Übersetzungen aus dem Ausland z. B.), wenn sie merken, dass sich das Geschäft nicht lohnt. Völlig egal ob der Käufer
dann auf einmal nur 3 Bände eine vierteiligen Reihe hat. Beispiele gibt es genug. Und da helfen dann auch keine Zuschüsse von Vater Staat mehr.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#67
Geschrieben 06 Juli 2024 - 21:03
Das SF Jahr ist da ein gutes Beispiel. Scheinbar will das einfach niemand, aber es gibt immer wieder einen Verlag, der es bringt und scheinbar Geld drauf legt.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#68
Geschrieben 07 Juli 2024 - 05:07
Und ja, deutschsprachige eBooks liegen neuerdings sehr oft bei 20€ und mehr, aus den USA meist so im die 10€.
Vor vier Jahren war es eher so die Hälfte.
Insofern habe ich viel vier Jahren einfach alles selbst gekauft, sorglos, heutzutage Frage ich ist nach Rezensionsexemplaren, denn weniger lese ich ja nicht
Interessant: Hörbuch Preise bei Audible sind gleich geblieben
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#69
Geschrieben 07 Juli 2024 - 06:29
Hallo Miteinander,
ich begrüße den Aufruf.
In der Theaterlandschaft und bei Filmen wird ja bereits kräftig subventioniert. Und wer das Kleingedruckte in Büchern lässt, stößt ja selbst bei Übersetzungen, die in "größeren" Verlagen erscheinen, auf gefördete Übersetzungen. Wir haben sie also schon, die finanziellen Förderungen. Denn ohne diese Subventionen hätten wir statt kultureller Vielfalt bald die Macht-genug-Kasse-Einfalt. Okay, weshalb ein Film wie "Manta, Manta 2" mit 1,2 Millionen gefördert wurde, erschließt sich mir nicht ganz.
In unseren sich wandelnden Zeiten sind es ja oftmals nicht unternehmerische Fehlentscheidungen, die Verlage & Buchhandlungen scheitern lassen. Die Konzentration im Buchhandel auf wenige "Partner" macht es für kleine Verlage nicht einfacher. Und inhabergeführte Buchhandlungen haben es gleichfalls schwer gegen große Ketten und den Online-Handel. Wollen wir die wirklich verlieren? Weil es ja so unendlich bequem ist, dass die Spiegel-Bestseller palettenweise im Eingangsbereich stehen?
"Das Buchhandlungssterben hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Konsequenzen. Buchhandlungen sind wichtige kulturelle und soziale Treffpunkte, die weit über den reinen Verkauf von Büchern hinaus eine Rolle spielen. Ihr Verlust bedeutet auch einen Verlust an kultureller Vielfalt und lokalem Charme."
Es geht im Aufruf übrigens nicht darum, notleidene Schriftsteller und ruinös arbeitender Verleger zu unterstützen, sondern: "Die Studie im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) kommt zu dem Ergebnis: „Es kann nicht erwartet werden, dass die verlegerische Vielfalt allein durch die Marktdynamiken im Buchverlagswesen erhalten werden kann.“ Und sie fordert eine strukturelle „ungebundene Verlagsförderung und eine titelgebundene Förderung durch Kostenzuschüsse."
Ja, ich weiß, der Eiserne Gustav hat mit seiner Fahrt nach Paris sein Unternehmen auch nicht retten können, Pferdedroschken waren einfach nicht mehr marktfähig. Und vielleicht sind die "kleinen" Bücher schlichtweg auch ein Segment, dass sich überlebt hat. Dennoch sollte man den Versuch starten, eben dieses Segment zu retten. Im Verlagswesen und auch vor Ort mit Buchhandlungen, die derlei noch anbieten. Denn wenn all das erst mal verschwunden ist, wird es nicht wiederkehren ...
Uhps, da kommt mir doch gerade die Idee für eine Satire: Schriftsteller-Zombies attackieren einen Buchsupermarkt ...
Wie auch immer, ich nutze weiterhin gerne meinen Standortvorteil. Denn wir haben im Ort noch eine inhabergeführte Buchhandlung.
Viele Grüße
Tobias
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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-
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#70
Geschrieben 07 Juli 2024 - 08:05
Bei Heyne Hardcore erschien eine Krimiserie, da ist die Übersetzung auch gefördert worden. Warum wurden gerade diese Romane gefördert?
Der Börsenverein listet die Anzahl der jedes Jahr produzierten Bücher auf:
https://www.boersenv...buchproduktion/
71524 Neuerscheinungen, davon 64278 Neuauflagen, das ist der Stand der 90er Jahre:
https://www.boersenv...buchproduktion/
Ist das ein Zeichen von abnehmender Vielfalt und kultureller Armut? 1970 waren es noch 47.000 Titel...
Ich sehe auf dem Buchmarkt ein riesiges Angebot, eine wirklich große Vielfalt, mit ganz unterschiedlichen Büchern auf dem Markt. Dazu kommen Zeitschriften, etc.
Wenn du sagst, in den großen Buchhandlungen gibt es nur die Bestseller: Wie ändert sich das, wenn du z.B. Hirnkost jedes Jahr mit 10.000€ förderst?
Konkrete Frage, da wir ja hier den Schwerpunkt Science Fiction haben: Welche SF sollte deiner Meinung nach gefördert werden vom Staat? Und wer: Die Autoren, die Übersetzer, die Illustratoren oder die Verlage?
Wenn man sich die SF Liste 2023 von Ender anschaut:
https://www.sf-lit.d...achige-sf-2023/
Wer schafft das, da auch nur einen Bruchteil von zu lesen? Und würde durch eine Förderung sich da irgendwas ändern? Bessere Romane? Bessere Chancen, sich auf dem Markt zu behaupten? Sorgt das nicht statt für Vielfalt für noch mehr Überangebot?
Bearbeitet von Mammut, 07 Juli 2024 - 11:50.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#71
Geschrieben 07 Juli 2024 - 09:44
Warum erinnern mich die letzten drei, vier oder so Beiträge fatal an folgenden Thread: Wer geht noch in die Videothek?
Das fragt sich (und andere)
Ralf
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#72
Geschrieben 07 Juli 2024 - 09:51
Es kann nur strukturell erfolgen, denn sonst haben wir wieder die Frage welche Literatur aus dem Überangebot förderungswürdig wäre. Wenn Klaus wirtschaftlich weiterhin auf überidealistischem Kurs bleibt, dann geht Hirnkost drauf - aber vermutlich hilft es anderen Verleger:innen unserer Szene.
„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de<p>Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de
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#73
Geschrieben 07 Juli 2024 - 12:16
Na ja, Michael. Förderung ist per se nicht verkehrt. Ich bin bspw. sehr für eine Spielstättenförderung bzw. generelle Infrastruktur im musikalischen Sektor.
Es kann nur strukturell erfolgen, denn sonst haben wir wieder die Frage welche Literatur aus dem Überangebot förderungswürdig wäre. Wenn Klaus wirtschaftlich weiterhin auf überidealistischem Kurs bleibt, dann geht Hirnkost drauf - aber vermutlich hilft es anderen Verleger:innen unserer Szene.
Als ich Zivildienst im Jukz gemacht habe, war es so, dass wir Veranstaltungen hatten, die wurden vom Staat gefördert, die gleiche Gruppe ist dann 14km weiter aufgetreten und das Cafe Hahn musste fast den doppelten Eintrittspreis nehmen, weil die keine Förderung hatten. Das ist doch nicht fair.
Strukturelle Förderung klingt ja jetzt erstmal gut, ist aber wenig konkret. Ich hatte ja oben die Frage gestellt:
Wenn wir die SF nehmen, was würdest du da als förderwürdig ansehen? Ich finde das ist schon eine Frage, die man beantworten sollte.
Nehmen wir ein Beispiel, die Übersetzer: Sollte man Übersetzungen aus dem englischen fördern? Oder eher aus anderen Ländern?
Und welche strukturelle Förderungen würdest du befürworten?
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#74
Geschrieben 07 Juli 2024 - 14:24
Als ich Zivildienst im Jukz gemacht habe, war es so, dass wir Veranstaltungen hatten, die wurden vom Staat gefördert, die gleiche Gruppe ist dann 14km weiter aufgetreten und das Cafe Hahn musste fast den doppelten Eintrittspreis nehmen, weil die keine Förderung hatten. Das ist doch nicht fair.
Du wirst es auch nie hundertprozentig fair hinbekommen. Irgendeiner liegt immer über irgendeiner Grenze oder verwendet Förderungen nicht zweckgebunden.
Um dir mal ein Beispiel aus dem Heidelberger Raum zu geben: Der Wegfall des SMC war und ist für Klein- und Hobbybands eine Katastrophe. Diese spezielle Infrastruktur (Nach Stockwerken: Genre-Themen-Floor, Live-Club, Allgemein-Disco-Floor, Bistro+Bar) konnte durch Mehrzweckhallen, Rockkneipen oder auch die Schuld-/Unigebäude bislang nicht kompensiert werden. Die "halle 02" oder der "7er" in Mannheim können sich Zuschussgeschäfte und Idealismus idR nicht erlauben. (Gleichwohl Fish, Eigentümer des 7er, auch schon mal Abende eingeht, die ihm nix bringen). Die Konsequenz ist eigentlich das, was am ehesten als Mainstream-Bereinigung gesehen werden könnte: Auftritte von Tributes wie "Cheap Purple", "Dirty Deeds", "Circle of Hands" oder spezialisierten Party-Coverbands findest du noch - weil individuelle Live-Musik kaum noch eine Auftrittsmöglichkeit abseits "öffentlicher Proben" (O-Ton befreundeter Musiker) hat. Wie soll sich da aber noch einmal so etwas wie Liquido oder die Söhne Mannheims - unabhängig was ich von beiden halte - die Sporen verdienen, wenn es keine Infrastruktur zum Wachsen gibt?
... und das ist ein Beispiel aus einer der bevölkerungsreichsten und hinsichtlich Einkommens-Median am besten aufgestellten Region Deutschlands.
Prinzipiell auf Kostendeckung/Gewinn ausgerichtete Veranstalter wie Fish, dem aber eben auch der Nachwuchs ein Anliegen ist, würde mMn eine Förderung verdienen.
Strukturelle Förderung klingt ja jetzt erstmal gut, ist aber wenig konkret. Ich hatte ja oben die Frage gestellt:
Wenn wir die SF nehmen, was würdest du da als förderwürdig ansehen? Ich finde das ist schon eine Frage, die man beantworten sollte.
Nehmen wir ein Beispiel, die Übersetzer: Sollte man Übersetzungen aus dem englischen fördern? Oder eher aus anderen Ländern?
Und welche strukturelle Förderungen würdest du befürworten?
Ich persönlich? Der KLP hätte eine Förderung für bspw. ein Preisgeld, unterjährige Kosten der Organisation und für PR verdient. Meine Argumentation wäre letztendlich auch die Intention des Preises: Besonders empfundenen Werken Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Auf dieses Ziel würde mit einer sinnvollen Verwendung einer Förderung eingezahlt.
Aber die Beantwortung dieser Frage wird immer subjektiv sein. Andernfalls wäre die Konsequenz ein Feuilleton-Denken: "Orwell ist Kunst, Rhodan ist Mist" - überspitzt ausgedrückt.
Generell würde ich daher eine Art Förderung nach Beitragsbemessungsgrenzen bevorzugen, die Verlage und Verlegende in eine bessere Position bringt. Eben eine Unterstützung. Das entbindet sie ja weder von einer Nachweispflicht noch von einer wirtschaftlichen Arbeitsweise.
Wird es da dann Verlegende geben, die weiterhin nur auf Nummer Sicher gehen und die Extra-Mark einstecken? Klar. Aber es wird auch immer Leute wie Fish geben, die dann *jetzt* die Wacken-Headliner 2035-2040 hochziehen. Oder auch meine geschätzte Verlegerin Jana, die ein Wagnis wie Sven Haupt mehr eingeht, ohne ihre Verlage dadurch in die Bredouille zu bringen.
Und um noch einmal persönlich zu werden: Ich muss durch meinen Hauptberuf über Geldbeträge bis zu einer bestimmten Höhe, die mir u. a. überhaupt den Start des "Weltenportal" ermöglicht haben, nicht viel nachdenken. Es gibt Kunstschaffende, die das nicht können. So BWL-geprägt ich hauptberuflich bin, so schätze ich es doch, wenn Kunst zumindest nicht ausschließlich von finanziellen Aspekten abhängt.
Bearbeitet von ChristophGrimm, 07 Juli 2024 - 19:30.
„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de<p>Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de
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#75
Geschrieben 07 Juli 2024 - 14:53
Ich persönlich? Der KLP hätte eine Förderung für bspw. ein Preisgeld, unterjährige Kosten der Organisation und für PR verdient. Meine Argumentation wäre letztendlich auch die Intention des Preises: Besonders empfundenen Werken Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Auf dieses Ziel würde mit einer sinnvollen Verwendung einer Förderung eingezahlt.
Aber die Beantwortung dieser Frage wird immer subjektiv sein. Andernfalls wäre die Konsequenz ein Feuilleton-Vorgehen: "Orwell ist Kunst, Rhodan ist Mist" - überspitzt ausgedrückt.
Bei dem Punkt gehe ich mit. Beim DSFP gibt es ja das Preisgeld für die beiden Kategorien. Was dort und auch beim KLP fehlt ist natürlich, dass den Gewinnern (und natürlich auch den Nominierten) keine Aufmerksamkeit durch Werbung geschenkt wird.
Wir machen beim Vincent Preis mit vielen Nominierten Interviews und ähnliches habe ich schon bei Nominierten des KLP und DSFP gemacht. Ich denke, da könnte man natürlich mehr machen und wenn Geld da wäre für z.B. bezahlte Werbung bei Facebook (oder Amazon), das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
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#76
Geschrieben 07 Juli 2024 - 17:51
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die drittgrößte Volkswirtschaft es sich durchaus leisten kann, Künstler·innen zu alimentieren. Ich könnte ohne große Mühen zehn Beispiele raussuchen, wo ganz andere Dinge vom Staat bezahlt werden, ohne, dass die Volkswirtschaft überhaupt etwas davon hat, oder wo der Gegenwert faktisch Null ist.
Meine ideale Welt sieht die Alimentierung von Künstler·innen als etwas positives, ihr Fehlen ist ein Manko.
Wenn man jede Kunst unabhängig von irgendwelchen Bedingungen unterstützt, entfallen auch Fragen nach Relevanz, Bedeutung, Wirkung, Kunsthaftigkeit, Dauer, Nachhaltigkeit. Das sind aus meiner Sicht alles Kriterien, die mit Kunst nix zu tun haben, ebensowenig wie Besitz und Urheberrechte.
Vom Staat finanzierte Kunst muss gemeinfrei sein. Wer das nicht will, sollte die Kosten selbst tragen, aber eben unter der Bedingung, grundsätzlich alimentiert zu werden, wenn man es will.
Hirnkost ist ja nicht nur der Verlag, sondern auch die damit zusammenhängenden Projekte, was da nun konkret nicht mit der Marktwirtschaft zusammen passt, weiß ich nicht. Dass das überhaupt Probleme aufwirft finde ich verelft, was bestimmt mit meiner sozialistischen Herkunft zusammenhängt.
Wenn ein Verlag wie Hirnkost scheitert, ist es aus meiner Sicht in erster Linie ein gesellschaftliches Problem, ein Versagen der bürgerlichen Gesellschaft. Wo Kunst und Kultur verliert, siegen Macht, Geld und Schlägertrupps.
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#77
Geschrieben 07 Juli 2024 - 18:24
was da nun konkret nicht mit der Marktwirtschaft zusammen passt, weiß ich nicht. Dass das überhaupt Probleme aufwirft finde ich verelft, was bestimmt mit meiner sozialistischen Herkunft zusammenhängt.
Und dass unsere gemeinsame sozialistische Herkunft letzten Endes einfach so zusammengebrochen ist, gibt dir da nicht zu denken?
Verstehe ich dein Konzept richtig? Jeder, der ruft, ich bin ein Künstler, wird vom Staat alimentiert?
Bearbeitet von Michael Böhnhardt, 07 Juli 2024 - 18:25.
#78
Geschrieben 07 Juli 2024 - 19:48
lapismonts Vorschlag klingt für mich nicht wirklich Ernst gemeint.
Unabhängig davon halte ich von dem Ruf nach staatlicher Förderung nicht viel. Der Staat hat kein Geld, er verteilt um. Das heißt, einem potentiellen Konsumenten wird Einkommen weggenommen und für etwas ausgegeben, was Vertreter des Staates für sinnvoller halten.
Das mag in vielen Situationen angebracht sein, bei der Kulturförderung ist das fragwürdig. Nun bin auch ich ein Büchernarr und lese viel, käme aber nie auf die Idee, der Bevölkerung vorschreiben zu wollen, dass sie meinen Geschmack teilen muss, einmal überhaupt, dass Bücher an sich toller sind als andere Produkte, und dann auch noch speziell, dass ein Genre besonders wertvoll wäre, oder gar das Programm eines bestimmten Verlages.
Bearbeitet von Michael Böhnhardt, 07 Juli 2024 - 20:04.
#79
Geschrieben 07 Juli 2024 - 20:22
Verstehe ich dein Konzept richtig? Jeder, der ruft, ich bin ein Künstler, wird vom Staat alimentiert?
ja, genau. So wäre eine ideale Welt in meinen Augen.
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#80
Geschrieben 07 Juli 2024 - 20:24
ja, genau. So wäre eine ideale Welt in meinen Augen.
Naja, dann würde JEDER schreien, ich bin ein Künstler, und müsste alimentiert werden.
Fragt sich, wer dann die Güter erzeugt, die man zum Alimentieren braucht.
#81
Geschrieben 09 Juli 2024 - 14:44
Naja, dann würde JEDER schreien, ich bin ein Künstler, und müsste alimentiert werden.
Fragt sich, wer dann die Güter erzeugt, die man zum Alimentieren braucht.
Dann wären wir beim Grundgehalt, was durchaus eine gute Idee sein kann. Dieses Thema würde sich auch gut für SF eignen.
Ich habe da mal einen Roman gelesen, in dem die Menschen nur noch gemacht haben, wozu sie wirklich Lust hatten. Nach einer chaotischen Umbruchphase entstand daraus eine neue Gesellschaft mit mehr Leistungskraft.
Studien zum Grundgehalt zeigen genau in diese Richtung. Die Menschen werden gesünder, glücklicher und selbstbestimmter.
Bearbeitet von George Nelson, 09 Juli 2024 - 14:45.
#82
Geschrieben 09 Juli 2024 - 16:32
Dann wären wir beim Grundgehalt, was durchaus eine gute Idee sein kann. Dieses Thema würde sich auch gut für SF eignen.
Ich habe da mal einen Roman gelesen, in dem die Menschen nur noch gemacht haben, wozu sie wirklich Lust hatten. Nach einer chaotischen Umbruchphase entstand daraus eine neue Gesellschaft mit mehr Leistungskraft.
Wenn man mal rein abstrakt von den einzelnen Individuen ausgeht, und einer beliebig komplexen arbeitsteiligen Gesellschaft, die diese bilden, so muss es m.E. immer irgendeinen Koordinationsmechanismus geben, der die Arbeiten, die zum Bestehen der Gesellschaft nötig sind, auf die einzelnen Individuen verteilt.
Es dürfte doch sehr selten der Fall sein, dass, wenn jeder genau das tut, wonach in ihm ein unstillbares Bedürfnis brennt, dadurch genau durch Zauberei alle Tätigkeiten erledigt werden, die getan werden müssen.
Dass der einzelne Mensch in der Tätigkeit, die ihm Spaß macht und für die er begabt ist, die besten Leistungen erbringt, ist ja wohl unstrittig.
Es wäre nur hilfreich, wenn diese Tätigkeit jetzt auch noch für andere nützlich ist.
Und irgendwie müssen doch all die Dinge erledigt werden, zu denen keiner Lust hat.
#83
Geschrieben 09 Juli 2024 - 19:46
Und irgendwie müssen doch all die Dinge erledigt werden, zu denen keiner Lust hat.
Die müssen dann ja wohl hervorragend bezahlt werden. Bei Monty Python gab es z.B. den hoch geachteten "Bicycle Repair Man".
Bearbeitet von George Nelson, 09 Juli 2024 - 19:46.
#84
Geschrieben 09 Juli 2024 - 20:03
Die müssen dann ja wohl hervorragend bezahlt werden. Bei Monty Python gab es z.B. den hoch geachteten "Bicycle Repair Man".
Diese Bemerkung verstehe ich nicht. Du hast gesagt, die Menschen tun nur das, was sie wollen, und nichts, weil es (hervorragend) bezahlt wird.
Durch den hoch geachteten "Bicycle Repair Man" deutest du es an:
Die Gesellschaft hat im Groben eigentlich zwei Möglichkeiten, das Individuum dazu zu bringen, das zu tun, was sie will:
(Diese Formulierung ist eine Vereinfachung, die Gesellschaft ist ein abstraktes Konstrukt und "will" nichts)
1. Der Lebensunterhalt des Menschen hängt davon ab, das er etwas als nützlich betrachtetes tut.
2. Sie kann ihn anders zwingen. (Physisch oder durch internalisierte soziale Normen, die ihn "freiwillig" dazu bringen, das zu tun, was getan werden muss.)
Eine Gesellschaft voller Menschen, die genau das tun, was sie wollen, und damit automatisch das tun, was die Gesellschaft braucht, funktioniert nur dann, wenn die Gesellschaft durch die Sozialisation des Individuums dafür gesorgt hat, dass dieses das Richtige will.
Genaugenommen unterscheiden sich 1. und 2. nicht wirklich, wenn man länger drüber nachdenkt.
Bearbeitet von Michael Böhnhardt, 09 Juli 2024 - 20:09.
#85
Geschrieben 30 Juli 2024 - 14:04
Hirnkost setzt sich nicht dafür ein, dass alle Künstler gefördert werden, sondern hätte das gerne für Verlage und unabhängige Buchläden.
Wobei ich tatsächlich denke, dass solch eine Förderung nicht als Ersatz für kaufmännische Defizite greifen kann. Da müsste dann vorher schon mal eine Prüfung her, ob der Laden auch gut geführt wird.
Es kann ja nicht sein, dass andere Kleinverlage zwar keine Gewinne erwirtschaften, aber überleben und andere dann gefördert werden sollen, quasi als Ersatz für mangelnde Geschäftsführung. Das fände ich ungerecht.
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)
www.mluniverse.wordpress.com
www.mlpaints.blogspot.com
#86
Geschrieben 31 Juli 2024 - 08:07
Hirnkost setzt sich nicht dafür ein, dass alle Künstler gefördert werden, sondern hätte das gerne für Verlage und unabhängige Buchläden.
Wobei ich tatsächlich denke, dass solch eine Förderung nicht als Ersatz für kaufmännische Defizite greifen kann. Da müsste dann vorher schon mal eine Prüfung her, ob der Laden auch gut geführt wird.
Es kann ja nicht sein, dass andere Kleinverlage zwar keine Gewinne erwirtschaften, aber überleben und andere dann gefördert werden sollen, quasi als Ersatz für mangelnde Geschäftsführung. Das fände ich ungerecht.
Konkret zu Hirnkost – was hier falsch gelaufen ist, was man besser machen könnte – kann ich nichts sagen. Aber wenn reihenweise kleine Verlage und Buchhandlungen eingehen, die einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt im Buchmarkt leist, dann ist es absolut legitim, sich zu überlegen, ob es nicht im allgemeinen Interesse ist, diese Vielfalt ein Stück weit zu bewahren. Wie das konkret geschehen soll, ist eine andere Frage, und hier gibt es sicher sinnvollere und weniger sinnvolle Ansätze.
Die Grundidee, dass der Staat ein kulturelles Grundangebote bzw. eine gewisse Vielfalt garantiert, scheint mir nun wirklich nicht sonderlich abwegig bzw, wird wohl in so ziemlich jedem halbwegs funktionierenden Staat auf die eine oder andere Weise praktiziert. Die Alternative, dass der Buchmarkt von ein paar wenigen riesigen Playern dominiert wird, dürfte kaum jemand befürworten.
Bearbeitet von simifilm, 31 Juli 2024 - 08:09.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#87
Geschrieben 31 Juli 2024 - 10:09
Konkret zu Hirnkost – was hier falsch gelaufen ist, was man besser machen könnte – kann ich nichts sagen. Aber wenn reihenweise kleine Verlage und Buchhandlungen eingehen, die einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt im Buchmarkt leist, dann ist es absolut legitim, sich zu überlegen, ob es nicht im allgemeinen Interesse ist, diese Vielfalt ein Stück weit zu bewahren. Wie das konkret geschehen soll, ist eine andere Frage, und hier gibt es sicher sinnvollere und weniger sinnvolle Ansätze.
Die Grundidee, dass der Staat ein kulturelles Grundangebote bzw. eine gewisse Vielfalt garantiert, scheint mir nun wirklich nicht sonderlich abwegig bzw, wird wohl in so ziemlich jedem halbwegs funktionierenden Staat auf die eine oder andere Weise praktiziert. Die Alternative, dass der Buchmarkt von ein paar wenigen riesigen Playern dominiert wird, dürfte kaum jemand befürworten.
Findest du denn, der Buchmarkt verarmt aktuell und es gibt kaum interessante Buchveröffentlichungen? Muss daher das Kulturangebot Buch gefördert werden um eine Vielfalt zu erhalten? Wo speziell siehst du den Mangel im Angebot?
Bearbeitet von Mammut, 31 Juli 2024 - 10:10.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#88
Geschrieben 31 Juli 2024 - 10:10
Die Grundidee, dass der Staat ein kulturelles Grundangebote bzw. eine gewisse Vielfalt garantiert, scheint mir nun wirklich nicht sonderlich abwegig bzw, wird wohl in so ziemlich jedem halbwegs funktionierenden Staat auf die eine oder andere Weise praktiziert. Die Alternative, dass der Buchmarkt von ein paar wenigen riesigen Playern dominiert wird, dürfte kaum jemand befürworten.
Ich habe nicht gesagt, dass ich die Förderung prinzipiell für eine schlechte Idee halte, aber ich finde halt, dass die Geförderten gewisse Kriterien erfüllen müssten, damit nicht die, die schlecht wirtschaften, dafür auch noch belohnt werden.
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)
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#89
Geschrieben 31 Juli 2024 - 10:27
&töchter macht zu: Wie können wir die Existenz unabhängiger Verlage sichern, Yasemin Altınay? (boersenblatt.net)
Und ein LinkedIn Kommentar zum Tor Artikel von Lena: von Sandra (Fantastischer Buchladen)
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
- • (Buch) gerade am lesen:Zara Zerbe: Phytopia Plus
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• (Film) gerade gesehen: Dune: Part Two / Damsel / 3 Body Problem
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• (Film) als nächstes geplant: Furiosa - A Mad Max Saga
#90
Geschrieben 31 Juli 2024 - 10:31
Und ein LinkedIn Kommentar zum Tor Artikel von Lena: von Sandra (Fantastischer Buchladen)
Was bedeutet das bei euch speziell zum Thema Kleinverlagsunterstützung? Welche Bücher/Kleinverlage habt ihr in eurem Laden im Angebot? Und wie ist das bisherige Resümee?
(Edit: Wenn das zu Off-Topic wird, kann man gerne einen eigenen Thread draus machen).
Bearbeitet von Mammut, 31 Juli 2024 - 10:32.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
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