Nach all den Lobpreisungen hier musste ich natürlich auch zugreifen.
Anna Zabini: Ein Mädchen und sein Tod
Holla - die Waldfee!
Da knallt der inflationäre Gebrauch von Adjektiven rein, dass sich jeder Schreibratgeber jaulend in die Ecke verzieht.
Das ist alles (um bei den Fäden zu bleiben) arg dicht gewoben und eigentlich fürchterlich überladen (sonst hätte Jol wohl nicht mehrere Anläufe gebraucht?).
Bis Seite 3 erfahren wir, dass die alte Welt irgendwie doof war und die neue Welt ist nicht gerade viel besser und Sylvie hat ´ne Katze.
Aber das Ganze natürlich in ganz viele Farben getaucht, in Emotionen gebadet und in reichlich Buchstabengeschenkpapier eingeschlagen.
Ab Seite 4 geht es vorwärts. Jetzt erfahren wir etwas über den Weltenbau und dann ...
"Die Magie der alten Welt war so vielfältig wie ihre Praktizierenden und in ihrer Vielfalt doch gleichwertig gewesen. Sie wurden ohnehin von Nicht-Praktizierenden verfolgt, warum hätten sie einander also verfolgen und kontrollieren sollen? All das: Undenkbar in der Neuen Welt, in der vom Zirkel reguliert wurde, wessen Magiegebrauch wie und wo wünschenswert und deren Werkzeug das gegenseitige Überwachen geworden war."
Ich sach ma so: Hä?
Ich weiß, was die Autorin damit ausdrücken will, aber das bekommt man doch sicherlich auch hin, ohne dass man 3x über die Bedeutung eines Satzes nachdenken muss.
Auf Seite 5 fällt endlich der Groschen, was alte Welt von neuer Welt trennt und dass es diese Unterscheidung nur für Sylvie gibt.
Und so nimmt die Geschichte Fahrt auf. Sylvie wird vor ein Tribunal geführt und dann …
„… dem sie nicht habhaft werden konnte“
Puh, das bremst ab. Der Fahrtwind verebbt.
Es gibt in dieser Geschichte wahrlich viele, viele großartige Sätze, aber auch unnötig verknotete Satzgebilde und der rote Faden (ha!) wollte sich mir auch am Ende nicht erschließen.
Apropos Ende: Der ‚Nachtrag‘ war nicht wirklich notwendig. Das Ende zuvor war stärker.
Ach – eines noch: Viel Spaß bei Podcast. Das dürfte anstrengend werden.
Fazit: Das Lesen war (weitestgehend) ein Fest, das Verstehen jedoch fürchterlich anstrengend. Ich kann nachvollziehen, warum Jol von lyrisch spricht. Ich neige mehr zur kryptisch.