Okay, nun zu den Textschnipseln, die mir aufgefallen sind. Insgesamt glaube ich, dass die nicht stringente Perspektive nicht so gelungen ist. Also nicht absichtsvoll verwendet wie bei Aiki Mira. Vermutlich ist der allwissende Erzähler gemeint, der aber nicht mehr sehr oft verwendet wird. Mein Onkel hat im SP veröffentlicht und seine Lektorinnen haben ihm diese Perspektive quasi verboten. :-) (Dabei war es ein historischer Roman.)
Cool fand ich diese Stelle, zwar nur bedingt lustig, aber sie charakterisiert die beiden Sprechenden sehr schick, und auch die kulturelle Umgebung:
"Das erste Mal, dass eine Oero-Kapsel um den Mond kreist."
"Orion", korrigierte er sie missmutig, doch sie grinste bloß. "Der war wirklich schlecht."
Einige Inquits (und auch den dazugehörigen Dialog) hätte ich mir ja gern noch mal kritisch angeschaut, kurzes Beispiel
fragte sie rhetorisch
Hier finde ich, dass von außen eine Umarmumg interoretiert wird, statt beschrieben, wie genau diese ist. Da wäre eine kurze filmische Beschreibung effektiver gewesen:
sie umarmten sich lange und innig.
Dann passiert einiges, in jedem Kapitel, das Verschwinden der Sentinel I, die politischen und strategischen Zusammenhänge, das ist inhaltlich auf jeden Fall spannender als das erste Kapitel.
Ein paar Beschreibungen sind wirklich sehr mainstream:
Schließlich reckte er das Kinn vor
Der letzte Satz von Kapitel 2 ist sehr klassisch, ich vermute, genau deswegen wird der Autor auch gefeiert.
Sein Traum war heute Morgen vorzeitig geplatzt, ihrer hin jetzt in der Schwebe mit dem gleichen Schicksal am Horizont.
Ich vermute, der Autor weiß genau, was er tut, er kennt das Strickmuster erfolgreicher Romane. Wenn er sich ändern möchte, würde ich vorschlagen, dass er strukturell nichts ändert, da ich stark vermute, dass der Erfolg genau daran hängt. Überdenken würde ich die Perspektive und die Dialoge und bei der Figurentiefe geht auch noch mehr, wobei coole Ansätze durchaus da sind. Sie hier:
[...] der die Grenze zwischen Disziplin und Altersweichheit einige Male zu oft überschritten haben musste. Das Kinn wackselte leicht, wenn er den Kopf bewegte und die grauen Schläfen waren nachlässig ausrasiert. Aber sein Blick war der eines Falken [...]
Das Gute ist, nicht nur der Mensch wird beschrieben (und zwar sehr originell), sondern auch die Person, aus dessen Perspektive auf den Menschen geschaut wird. Was nimmt sie wahr, was schlussfolgert sie? Ein kleines Highlight. Mehr davon!
Auch das mit dem Wasserstoffatom war sehr gut. Mehr davon, dann gewinnen die Figuren an Tiefe.
Größte Baustelle wären echt die infodumpigen Dialoge, da verstehe ich gar nicht, warum sich da in all den Jahren noch nie jemand beschwert hat.