Das trifft nicht ganz, was ich meinte, aber ich habe mich auch sehr vage und mehrdeutig ausgedrückt. Deswegen kannst du dir gern die Interpretation aussuchen, die dir gefällt.
Allerdings trotzdem zur Sicherheit:
Unabhängig davon halte ich die in Deutschland angewendete Vorgehensweise gegen Covid weder für gut gedacht noch für gut gemacht.
Ich kann aber gut damit leben, dass du das vollkommen anders siehst.
Ich habe schon mehrfach betont, dass ich von Jens Spahn und seinem von ihm geführten Ministerium nichts halte. Ein selbstausgewiesener Hobbypolitiker (nichts gegen das Hobby!), der sich vor seinem Ministeramt in einem anderen Fachbereich (Familienpolitik) einen angesehenen Namen gemacht hat, wird von Mutti Merkel zum Gesundheitsminister ausgerufen. Dass ist so, als würde ich einem ausgewiesenen Schreiner mit 35 Jahren Erfahrung zutrauen, ein Fahrrad zu montieren.
Ich erlebe das gerade, es ist eine Dramödie.
Was Spahn jetzt versucht, kann man am Besten überschrieben mit: ich sage mal was dazu, dann hat aber auch wirklich jeder Arsch seinen Senf dazu gegeben.
Das lebende Murphy'sche Gesetz der Erhaltung der Bürokratie.
Hätte er von Anfang an auf das RKI gehört, hätte er keine Schützenhilfe aus der Partei des Koalitionspartners gebraucht! Ich erinnere mich noch an die ersten zwei Monate, in denen die ersten CoVid-Fälle bei uns bekannt wurden und er immer noch sagte, "dass sind Einzelfälle, in der BRD benötigt man keine Stoffmasken, das ist Unsinn" und neben ihm saß Prof. Dr. Lothar Wieler und kam sich vor wie im Tennismatch. Es lagen die ersten Daten von Dr. Hendrick Streeck aus dem Pflegeheim vor, in dem die Krankheit schon ausgebrochen war und unter 80 Patienten schon fast ein Viertel daran eingegangen ist wie Mauerblümchen!
Aber da Prof. Wieler etwas unbekannter war als unser Hobbypolitiker, hat man natürlich die Kameras ausgeschaltet, vor allem, als er - wissenschaftlich korrekt - den Adhesivmechanismus des Virus an die Zellen beschrieb. Nochmal: die Kameras wurden während seiner Ausführungen abgeschaltet. Während man dem Laien Spahn zuhörte, als ob es der Heiland persönlich sei.
Prof. Dr. Karl Lauterbach hatte so viel Mitleid - und Anstand - mit Jens Spahn, dass er ihm zur Seite sprang. In seinem Schlepptau der absolut nicht seiner Partei zugewandte Prof. Dr. Christian Drosten, der zum bekanntesten Gesicht in der Pandemie wurde, eben weil er die Ausführungen eines Dr. Wieler in für Normalsterbliche verständliche Sprache übersetzte.
Und mit diesen Pannen ging es weiter:
Maskenaffäre.
Nicht standardisierte/unbrauchbare Masken.
Zu wenig Personal in den Gesundheitsämtern.
Veraltete Infrastruktur (Faxgeräte anyone?),
der Skandal mit den Testzentren, die niemals existierten oder gar nicht erst öffneten.
Zulassung von Querdenkerdemos, die immer mehr von Rechtsextremen/Reichsbürgern und dem organisierten Verbrechen unterwandert wurden (ja, ich zähle auch Homöopathie- und andere Esoterikanbieter zum oV).
Aus dieser Gemengelage entstand QAnon, Heinrich XIII Prinz Reuß, der kometenhaften Aufstieg der AfD (die sich vorher noch ganz anders geäußert hat, siehe Alice Weidel), alles das, was heute zu der praktischen Unmöglichkeit einer sachlichen Diskussion führt.
Ja, Schwurbelmechaniken waren immer schon der Spaltpilz der Gesellschaft, aber die verschissen geführte Corona-Politik war die Scheiße, auf der dieser Spaltpilz erst so richtig gewachsen ist.
Das ist etwas ganz anderes als die Schwierigkeit, eine gewisse Menge Leute durch eine Katastrophe zu führen und anzuleiten.
Ich komme hier sehr ungern wieder auf Jens Spahn zurück: er wusste, das der Katastrophenplan des RKI für eine Epidemie BRD in den Schubladen liegt. Er hat ihn besseren Wissens nicht herausgezogen und sich somit im Grunde strafbar gemacht
Auch das Unterlassen einer Handlung ist eine Handlung.
Bearbeitet von Peter-in-Space, 23 April 2024 - 10:17.