Ich poste mal einfach ein paar kurze Gedanken zu den EXODUS Geschichten in diesen Thread.
Und, weil in einem anderen Thread darüber geredet wurde: Ich lese noch Kurzgeschichten, von den 2023 neu erschienenen habe ich etwa 250 gelesen, bei den aus 2024 hänge ich noch etwas zurück. Aber ich “arbeite “ daran.
Christian Endres: Wichtig ist nur, was die Leute glauben
Eine böse, zynische, gut lesbare Geschichte zum Klimawandel, deren Grundaussage inhaltlich gleich doppelt vorkommt und auch den Titel bildet.
Irgendwann, als es längst zu spät ist, wird gegen die Klimakatastrophe wirklich vorgegangen. So scheint es, denn eigentlich ist es nur Show, denn wie immer denkt jeder an sich - selbst zuletzt.
Wolf Welling: Der Zähler und der Monolith
Der Ich-Erzähler wird ausgeschickt, seltsame Vorkommnisse mit einem Monolithen zu untersuchen. Er ist ein wenig speziell in seinem Verhalten, er ist ein “Zähler”, der z.B. ständig seine Schritte zählt und auf bestimmte Zahlen in seinem Umfeld Wert legt. Natürlich hat jeder SF-Fan beim Stichwort “Monolith” bestimmte Assoziationen - aber mehr will ich nicht verraten. Warum ein “Zähler” diesen Fall untersuchen soll, erschließt sich mir auch nicht.
Gut geschrieben und rätselhaft, wie ich es von Welling erwartet habe. Es wird aber halt auch nicht viel erklärt.
Roland Grohs: Geisterbahn
Der Kopf eines Mannes wurde auf einen neuen Körper gepflanzt. Nun hält er sich für ein “Monster”. Als Antwort führt der Arzt ihn herum und zeigt ihm andere Fälle.
Ich weiß, dass Grohs Szenen schreiben kann, die man so schnell nicht vergisst. Das ist auch hier der Fall. Trotzdem habe ich nicht verstanden, warum andere Patienten vorgeführt werden. Zumindest dem Ich-Erzähler hilft es, hat mich aber trotzdem nicht überzeugt.
Yvonne Tunnat: Besuch für die Astronautin
Eine ganz besondere, aber auch ziemlich kurze Geschichte um Verlust und Trauer. Die Ich-Erzählerin hat vor kurzem ihre Mutter verloren. Sie arbeitet in einem Pflegeheim und besucht dort regelmäßig eine bestimmte Patientin.
Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, sowie die Trauer um die Mutter wird großartig dargestellt. Gerade die Mutter-Tochter-Beziehung bekommt am Ende eine sehr schöne Wendung (es hat bei mir gedauert, bis ich es kapiert hatte). Für mich die beste Geschichte im Heft.
Uwe Hermann: Ein Stückchen Erinnerung
Ein Raumfahrer treibt im Weltraum. Es gab ein Unglück, nun ist er allein, verletzt und die Luft geht langsam zur Neige.
Mehr sei nicht verraten. Diese Grundkonstellation ist nicht neu, hier zeigt sich aber am Ende, dass die Situation eine andere ist.
Gute Unterhaltung.
Michael Schneiberg: Das weiße Zelt
Eine sehr gut geschriebene Geschichte einer Pandemie aus der Sicht eines kleinen Jungen. Sie lässt sich Zeit, bis wir plötzlich die Dramatik erkennen, dabei werden alle Figuren sehr gut charakterisiert und es gibt auch etwas Lokalkolorit.
Das Ende ist - wie bei Schneiberg anscheinend üblich - etwas unverständlich. Ist der Junge tot?
Maria Orlovskaya: Slide Machine
Mit dieser Geschichte wurde ich überhaupt nicht warm. In der beschriebenen Welt gibt es sogenannte “Slide Machines", die einen in ein paralleles Ich in einem Paralleluniversum versetzen können.
Eine Frau macht dies. Anscheinend hat man dann im Paralleluniversum beide Persönlichkeiten, oder nicht? Das gehört zu den Punkten, die mir nicht klar geworden sind.
Olaf Lahayne: 37er und 42er
Die Geschichte spielt auf einer Station, die CO² aus der Atmosphäre holt, verflüssigt und in den Erdboden presst. Von diesen gibt es viele auf der Erde und so scheint man die Klimakatastrophe wirklich aufhalten zu können. Gleichzeitig gibt es auch genmanipulierte Menschen mit einer Körpertemperatur von 42 Grad, die ein Interesse an einer Klimaerwärmung haben.
Die Idee der erhöhten Körpertemperatur fand ich interessant, auch, dass hier versucht wird, eine spannende Geschichte zu erzählen.
Scipio Rodenbücher: Wann treffen wir wieder zusamm’?
Ich habe diese Geschichte nicht zu Ende gelesen. Den Stil fand ich furchtbar sperrig und seltsam (und verschnupft war ich beim Lesen auch noch).
Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, in dessen Kopf sich eine KI befindet. Die Menschen leben anscheinend in einer Art augmented Reality, denn die KI im Kopf sorgt für die Wahrnehmung, eine Wahrnehmung nach Wunsch. Eine Frau ist gestorben und Severian wird damit nicht fertig.
Christian Hornstein: Grün
Neulich in der Klimakatastrophe: Eine Widerstandsgruppe diskutiert, ob sie ein neu entwickeltes Virus verbreiten soll, das Empathie, Bindung und Fürsorgeverhalten der Infizierten deutlich steigert. Sie probieren das Virus erst einmal an sich aus, was natürlich zu Problemen führt. Es gibt einen Schwung netter Details, das Ende ist nicht unerwartet.
Hätte interessanter geschrieben sein können, war aber unterhaltsam.
Uwe Post: Die drei Stigmata des lila Panda
Eine berührende Geschichte um den künstlichen Panda Lao, der immer für ein Mädchen mit psychischen Problemen ist zuständig war. Nun hat das Mädchen einen Freund und er hält sich für überflüssig.
Im lockeren leicht ironischen Uwe-Post-Stil geschrieben, machte die Geschichte Spaß.
Marie Meier: Noah, der Hammer und der Gott in der Maschine
Die Geschichte von Noah, der auf der Arche den letzten Menschen betreut. Die Arche ist ein großes Raumschiff, das das Erbgut der Erde enthält und zu einem neuen Planeten bringen soll.
Noah hat mir gefallen. Der Android ist genervt von den Menschen: “Ich lasse das Thema fallen - so wie meinen letzten Funken Verständnis für diese blödsinnige Spezies, die ihren eigenen Planeten auf dem Gewissen hat”.