Selbstverständlich kann es zu Spannungen oder Konflikten kommen, wenn ich die Geschichte von jemandem stark kritisch rezensiert habe und der Person dann später bei einem Con begegne. (Wobei das auch passieren kann, wenn ich selbst keine Autor:in bin, denn auch Nicht-Autor:innen gehen ja oft zu Cons und begegnen dort Autor:innen.) (Mich fragen übrigens auch Autor:innen bei Cons sehr gezielt, was ich denn über ihren Roman / ihre Geschichte denke. Was soll ich dann machen? Einmal bin ich zum Klo geflüchtet und dort lange geblieben, weil mir absolut nichts konstruktives dazu eingefallen ist. Mein Gesicht ist auch immer so enttarnend und entgleist mir. Dabei war der betreffende Autor so zurückhaltend und freundlich und hat mir richtig leid getan!)
Ich hätte derlei Konflikte allerdings gar nicht verhindern können, jedenfalls nicht mit der gelegentlichen Hilfe bei der Herausgabe. Während der NOVA-Ausgabe, bei der ich Marianne bei Auswahl und Lektorat unterstützt hatte, kam es zu einer Ablehnung einer Geschichte eines Autors. Ein recht guter, bekannter Autor, der ein gewisses Standing hatte (und der auch von mir bewundert wird). Nach der Absage hieß es: "Ich komme zu Con X und spreche dann mal mit Yvonne über die Ablehnung." Da habe ich mich durchaus gefürchtet. Ggf. steht da ein wütender Mensch vor mir, der mich fragt, was ich mir eigentlich einbilde. Und ich war ja alleine dort, Marianne war nicht bei dem Con!
Die Begegnung verlief dann aber friedlich, freundlich und konstruktiv, sehr humorvoll. Ich war erleichtert.
Meiner Erfahrung nach kann es auch Streit geben, ohne kritische Rezensionen, jene tragen eigentlich eher seltener dazu bei. Kann passieren, ja, nach meiner Erfahrung seit 2020 in dieser Szene (in der ich durchaus schon Streit hatte), liegt das aber oft an anderen Gründen. Missverständnisse v. a. in schriftlicher Kommunikation, unterschiedliche Werte, Meinungsverschiedenheiten.
Ich glaube, nur ein Streit lag zumindest unter anderem an kritischen Rezensionen bzw. an meiner Weigerung, etwas von der Person zu rezensieren. Alles andere hatte andere Gründe.
Zu den Anthologien/Magazin-Ausgaben:
Jetzt habe ich eine Anthologie herausgegeben, und einmal in die NOVA-Redaktion und für zwei Ausgaben in die Redaktion des FFM mitgearbeitet. Meine Achtung vor der Arbeit, die Herausgebende leisten, ist da doch sehr gestiegen. Es ist relativ einfach (aber immer noch Arbeit!) das Ergebnis zu rezensieren, aber es ist wirklich harte Arbeit, gute Texte zu finden und ggf. noch daran zu arbeiten. Nicht alle wollen das. Nicht alle können das. Nicht alle sind darüber glücklich.
Für mich habe ich das Fazit gezogen: herausgeben, nein. (Ich hoffe, ich bleibe jetzt auch dabei!)
Es ist leicht gesagt, dass man suboptimale Geschichten ja ablehnen könne. Da spielt noch vieles mehr hinein, was aber das Thema dieses Threads sprengen würde.