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Psyche mit Zukunft: Sieg über die Finsternis in mir (Hg. Jol Rosenberg)

Psyche mit Zukunft Science-Fiction Social Fiction Speculative Fiction

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123 Antworten in diesem Thema

#31 lapismont

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Geschrieben 02 November 2024 - 16:44

Ich lese ja nur eine Story pro Tag, das sollte schaffbar sein Helli-S.

Hesitation Marks von Thorsten Küper

 

Wir lernen die Schöpferin einer verteilten KI kennen durch die Augen ihrer ehemaligen Geliebten, deren Schöpfung in Kriegsmaschinen eingesetzt wird.

 

Thorsten ist ein routinierter Erzähler, ihm gelingt es, schlüssige Figuren zu schaffen, das Worldbuilding sinnvoll in die Handlung einzubauen und auch die Auseinandersetzung mit dem Thema KI umzusetzen.

Erstaunlich positiv das ganze letztendlich. Mein Eindruck ist jedoch, dass da noch etwas mehr Isa-Darla-Stoff reingemusst hätte, da ist mir zu viel Lücke.

 

Sehr gekonnt fand ich die Pressekonferenzen. Das ist schön US-amerikanisch.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#32 lapismont

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Geschrieben 03 November 2024 - 10:31

Götter des verschobenen Teppichs von Alessandra Reß

 

Person mit Ordnungs- und Kontrollmarotten denkt, eine gute Erklärung für ihre Wohnungs-KI gefunden zu haben.

 

Ich mag Allessandras Humor. Die Geschichte geht leichtfüßig mit der Problematik um und passt für mich auch sehr gut als SF-Story.

Die Idee, die KI konsequenzenlos abwimmeln zu können, indem man ihr eine »zugelassene« nichtlogische Erklärung anbietet, find ich ziemlich lustig. Dass eine KI mit Religion umgehen können muss, hatte ich mir noch gar nicht überlegt.

 

Yvonnes Probleme mit der Story kann ich nicht ganz nachvollziehen, ich hab mich beim Lesen köstlich amüsiert, vielleicht auch, weil ich Alessandras Stimme dabei im Kopf hatte.


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#33 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 November 2024 - 11:20

Ja in meinem Umfeld polarisiert die Story offenbar auch

Von der Autorin bin ich halt anderes gewohnt, die Story mit der Zugfahrt in "Future Work" vor ein paar Jahren war Klasse

Hier, das war nicht mein Humor

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#34 lapismont

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Geschrieben 03 November 2024 - 15:56

Vermutlich wäre die Story bei Achim Stößer eskaliert und die KI hätte die Prota gekreuzigt, um ihr den Weg ins Jenseits zu ebnen.

^_^


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#35 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 November 2024 - 16:10

Witzige Idee!

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#36 ChristophGrimm

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Geschrieben 03 November 2024 - 20:56

„Confiboost 1mg“

Ich bin ratlos, was dieser „Redaktionelle Beitrag zur Transparenz von Arzneimitteln“ in der Anthologie zu suchen hat? Ist Confiboost ein fiktives Medikament? Was sind Nullproblemaine (Google und Bing haben mir nichts Brauchbares geliefert). Das hier …
https://www.healthia...ent/confi-boost
… wird vermutlich nicht gemeint sein.

„Sternenängste“ (Saskia Dreßler)

Sanariel wurde aufgrund ihrer Prüfungsergebnisse von der berufszuordnenden KI ein Posten auf dem Raumschiff „Sternensänger“ zugeteilt, obwohl sier unter massiver Flugangst leidet. Die Reise an Bord verläuft für sier alles andere als gut - erst recht, als das Raumschiff plötzlich in einen Bereich absoluter Dunkelheit gerät und keine Positionsbestimmung mehr möglich ist.

Eine Geschichte, die mir aus mehreren Gründen sehr gut gefallen hat.
Saskia Dreßlers erzählerisches Ich Sanariel schildert siers Erlebnisse intensiv. Die Stilform der direkten Erzählung in Form von Audioaufzeichnungen für eine KI ist gekonnt umgesetzt.
Das Setting ist mit feinen Details schlüssig konzipiert und die Geschichte selbst hat einen gut gesetzten Spannungsbogen, der einer, zugegeben, sehr alten Schablone - verschollen im All - einen originellen Lösungsaspekt abgewinnt.
Zudem gibt es hier mit Space Opera klassische Genreliteratur, die ich in der Anthologie bislang vermisst habe. Die „able-bodied man“, die keine größeren Probleme haben, werden als „ausschließliche Prota-Gestaltung“ gerne kritisiert - Saskia Dreßler zeigt eindrucksvoll, wer daneben sonst noch ‚auf der Enterprise‘ sein könnte.

Bearbeitet von ChristophGrimm, 03 November 2024 - 21:14.

„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de<p>Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de
  • (Buch) gerade am lesen:„Psyche mit Zukunft“ (Anthologie), „Marple“ (Anthologie)
  • (Buch) als nächstes geplant:„Die dunkle Seite der Erde“ (Achim Stößer), "Proxi" (Aiki Mira)

#37 lapismont

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Geschrieben 04 November 2024 - 10:00

KI-ne Panik von An Brenach

 

Die KI eines Wanderhändlers verkraftet einen Überfall nicht besonders gut.

 

Eine KI unter einem Trauma leiden zu lassen ist eine ziemlich coole Idee und wie ich finde, auch sehr amüsant und dennoch eindringlich umgesetzt.

Hat mir gefallen!


„Confiboost 1mg“

Ich bin ratlos, was dieser „Redaktionelle Beitrag zur Transparenz von Arzneimitteln“ in der Anthologie zu suchen hat? Ist Confiboost ein fiktives Medikament? Was sind Nullproblemaine (Google und Bing haben mir nichts Brauchbares geliefert). Das hier …
https://www.healthia...ent/confi-boost
… wird vermutlich nicht gemeint sein.


Ich hatte das als Gimick wie die Innencovertexte aufgefasst.


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#38 Naut

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Geschrieben 04 November 2024 - 11:37

Eine KI unter einem Trauma leiden zu lassen ist eine ziemlich coole Idee [...]

Wenn auch keine ganz neue. ;) Aber neue Ideen gibt es ja in der SF bekanntlich eher nicht, nur neu interpretierte.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#39 lapismont

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Geschrieben 04 November 2024 - 13:54

Wenn auch keine ganz neue. ;) Aber neue Ideen gibt es ja in der SF bekanntlich eher nicht, nur neu interpretierte.

Ja, ich dachte auch gleich an HAL, aber hier ist das halt ziemlich konkret, dass ein Überfall das Trauma auslöst.

Find das ziemlich passend für die Antho. Bisher ging es hier nur um psychische Probleme von Menschen.
 


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#40 Naut

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Geschrieben 04 November 2024 - 15:40

Ja, ich dachte auch gleich an HAL, aber hier ist das halt ziemlich konkret, dass ein Überfall das Trauma auslöst.

Find das ziemlich passend für die Antho. Bisher ging es hier nur um psychische Probleme von Menschen.
 

Oh, interessant! Mir fallen spontan auch nur KIs ein, die ein Trauma haben (HAL 9000, Marvin, fast alle KIs in D9E), aber ohne zu zeigen, wie genau es dazu kam (meist wird das später einfach erklärt). Wirklich eine recht neue Interpretation.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#41 lapismont

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Geschrieben 05 November 2024 - 08:41

Neu formatiert von Simon Kehrberg

 

Jugendliche Person nutzt seine gespeicherte Persönlichkeit, um damit andere das erleben zu lassen, was sie empfindet.

 

Eine doch recht dünne Rache-Story.

 

 

Danach gibt es einen Chat-Verlauf, in dem auch Confiboost eine Rolle spielt, aber ich hab das nicht verstanden.


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#42 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 05 November 2024 - 09:23

Ich bin mit unsicher, ob diese Zwischendinger im eBook überhaupt drin sind

Welche Seitenzahlen sind das?

Edit: hab's gefunden. Habe ich offenbar beim ersten Lesen ignoriert?

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#43 lapismont

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Geschrieben 05 November 2024 - 12:52

Ich bin mit unsicher, ob diese Zwischendinger im eBook überhaupt drin sind

Welche Seitenzahlen sind das?

Edit: hab's gefunden. Habe ich offenbar beim ersten Lesen ignoriert?

vermutlich :D


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#44 Helli-S

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Geschrieben 05 November 2024 - 13:44

Moin,

 

ich habe jetzt drei Geschichten durch.

 

Marskinder (Charline Winter)

Eine eher impressionistische, kurze Geschichte. Nett geschrieben. Hier nehme ich mit, dass man sich nicht an den Leistungen anderer Leute messen kann, in diesem Fall wegen des psychischen Zustands. Die Protagonisten schafft hier leider nur sehr wenig, wo aber recht gut geschidlert wird, warum.

 

Der Wert der Dinge (Katharina Stein)

In dieser Geschichte übt die Protagonistein so viel Kontrolle über sich aus, dass sie ihre nicht zu unterschätzende Forschung, die ihr Lebenstraum ist, umsetzen kann. Sehr gut geschildert!

 

Der Hobbyfriedhof (Lee Doubleu)

Hier geht es um, sag ich mal platt, das innere Chaos mit allen Schattierungen, das nicht nur they Protagonistx betrifft, sondern auch die "Oma". Sehr schön bunt und turbulent geschrieben, zeigt es die Vor- und Nachteile des psychischen Zustands der Beteiligten.


Viele Grüße, Helli

 

 

 

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#45 lapismont

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Geschrieben 05 November 2024 - 13:48

Ah, bei Der Wert der Dinge liest Du tatsächlich mehr in dem Text als ich.


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#46 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 05 November 2024 - 14:56

Das ist das schöne, wenn wirklich viele mitlesen!

Toll, dass du dazu gekommen bist!

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#47 lapismont

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Geschrieben 06 November 2024 - 15:00

Toter Winkel von Lena Richter

Krankenschwester auf einer Suchtstation wird mit Medikamentendiebstahl konfrontiert.

 

Mhm, der Titel gibt schon vor, worum es Lena ging. Tote Winkel in der Sicht auf andere und auch auf sich selbst.

Über einen Großteil der Geschichte fand ichs spannend, der Hauptfigur zu folgen, wie sie arbeitet, denkt, fühlt. Aber das Ende war dann irgendwie so holterdipolter. Unbefriedigend irgendwie.

 

Der SF-Teil ist winzig. Ein paar Änderungen und es wäre eine Gegenwartsstory.


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#48 lapismont

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Geschrieben 07 November 2024 - 14:35

Ich und mein Parasit C. N. Stance

 

Barkeeper mit Depressionverbreitendem Parasit auf dem Kopf trifft auf Leidensgenossen.

 

Es passiert nicht viel, wir lernen kurz kennen, wie man mit dem dunklen Druck umgeht. Gut geschrieben, jedoch letztlich wieder nur der Anfang einer längeren Story.


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#49 Helli-S

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Geschrieben 08 November 2024 - 23:42

HHH - Jol Rosenberg

Die Geschichte mag ich nicht so, was aber nicht bedeutet, dass sie schlecht ist. Sie ist gut geschrieben, mir aber zu beklemmend. Das Androiden-Thema habe ich von Asimov besser in Erinnerung. Ich denke aber, dass es hier mehr um die Atmosphäre geht, und das ist gut umgesetzt.

 

Im Herzen der Maschine - Anne K. Ramin.

Das ist aber kein "Sieg über die Finsternis in mir", sondern einfach nur Überwachung von vorne bis hinten. Dafür bin ich zu - freiheitlich? Derlei ständige Analytik wollte ich ganz bestimmt nicht um mich haben.

 

Paula Schulz: Die Koloratur des Fallenlassens

Abgesehen von der Reizüberflutung, der mit KI begegnet wird, ist mir diese Geschichte ein Rätsel mit ihren beiden Teilen, die durch einen merkwürdigen und abrupten Übergang verbunden sind. Dennoch amüsant.

 

Confiboost

Ja nee is klar.


Bearbeitet von Helli-S, 08 November 2024 - 23:44.

Viele Grüße, Helli

 

 

 

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#50 Christian Hornstein

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Geschrieben 09 November 2024 - 06:58

Jetzt komme ich auch mal dazu. Ich gehe auf handwerkliche Merkmale sowie stilistische und grammatische Aspekte nicht ein, weil das in diesem Rahmen zu weit gehen würde, und konzentriere mich auf Inhaltliches.

 

Cover
Die Coverillustration verwendet klassische Gestaltungsmotive aus den 60er Jahren zum Thema Psyche (psychedelischer Fonts, wahrnehmungsalteriertes Halbportrait, Tontrennung bei gleichzeitiger Tonwertreduktion, wahrscheinlich durch einen digitalen Posterisationsfilter, wenn das Bild nicht eine Graphikassistenz erstellt hat) und ist damit in einem Retrostil gehalten. Das hat mich überrascht, da es in der Anthologie um die Zukunft der menschlichen Psyche und explizit SF gehen soll. Da hätte ich eher etwas futuristisches, progressiv-avantgardistisches oder zumindest zeitgenössisches erwartet.



#51 Christian Hornstein

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Geschrieben 09 November 2024 - 07:01

Vorwort
Jol beschreibt SF als Spiegel gegenwärtiger Verhältnisse, die vor allem dann etwas über eine Gesellschaft verrate, wenn es darum gehe, wie mit den Schwächsten umgegangen wird, aber psychische Leiden kämen in der SF kaum vor. Jol wirft die interessante Frage auf, woran das liegen könnte. Und wie könnte das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Psyche, speziell die psychische Gesundheit betreffend in Zukunft aussehen? Könnte Krankheit ganz überwunden werden oder ist dies ein Hirngespinst, das möglicherweise sogar problematisch ist? Spannende Fragen.

Jol wünscht sich, dass möglichst viele Zustände, die wir heute als psychische Krankheiten bezeichnen, in Zukunft wertungsfrei und lediglich als Normvarianten verstanden werden. Jol geht es dabei darum, Diskriminierung zu vermeiden, sowohl im Sinne von Abwertungen als auch in Bezug auf einseitigen Anpassungsdruck auf die Betroffenen. Das ist ein sinnvolles Anliegen, da der Begriff Krankheit auch heute noch oft missverstanden wird und moderne Konzepte nicht berücksichtigt werden, die multifaktorielle Bedingungen von Leiden und Funktion reflektieren. Auch der Einfluss der Umwelt auf psychische Leiden wird immer noch zu wenig beachtet und zu oft als unveränderlich angenommen.

Deshalb wollte Jol Geschichten über eine Zukunft präsentieren, die mehr Raum für individuelle Unangepasstheit bieten als unsere heutige Realität. Der Untertitel „Sieg über die Finsternis in mir“ lässt uns zudem erwarten, dass diese Geschichten davon erzählen, wie ein belastender Teil unserer Psyche überwunden und nicht nur ausgehalten wird. Es ist faszinierend, neuen Lösungsmöglichkeiten nachzugehen, und es lohnt sich eigentlich fast immer, gesellschaftskritische Fragen zu stellen und fraglos sollten Krisen und Leiden als legitimer Teil unseres Lebens verstanden und individuelle Entwicklungen so weit wie möglich unterstützt werden. Wir dürfen dabei nur nicht vergessen, dass die Möglichkeiten, Umwelt zu verändern, nicht unbegrenzt sind. Vollkommene Stressvermeidung ist nicht möglich, weshalb wir nicht umhin kommen, auch Strategien im Umgang mit Stress zu entwickeln, uns also an bestimmte Umwelten anzupassen.



#52 Christian Hornstein

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Geschrieben 09 November 2024 - 07:05

Marskinder

von Charline Winter

 

Charline erzählt uns einfühlsam eine Szene aus dem Leben eines stark antriebsgeminderten Menschen, wie er liebevoll von der eigenen heroischen Schwester umsorgt wird, mit der er sich vergleicht, was im Kontrast besonders frustrierend für diesen Menschen ist.

Den Titel finde ich in dieser Szene nicht richtig wieder, denn es geht um das erzählende Erdling-Ich und seine Schwester Sila, die auch nicht wirklich ein Marskind ist, da sie einer der ersten Menschen auf dem Mars war, dort auch nicht geboren wurde und kein Kind mehr ist. Der Text schildert im Wesentlichen die alltäglichen Einschränkungen, Gedanken und Gefühle der betroffenen Person. Dafür hätte es des SF-Kontextes nicht bedurft, der ausschließlich die Diskrepanz beim Vergleich mit der Schwester vergrößert, da natürlich Astronautinnen, erst recht wenn es heroische Entdeckerinnen sind, besonderes Ansehen genießen, wobei der Effekt noch hätte auf die Spitze getrieben werden können, wenn es sich um die eineiige Zwillingsschwester gehandelt hätte. Diese Funktion der Marsheldin ist aber eventuell ein bisschen zu schwach, um das Potential eines SF-Kontextes auszuschöpfen.

Ich frage mich auch, wie dieser Text Jols Anliegen stützt, eine Zukunft zu präsentieren, die mehr Raum für individuelle Unangepasstheit bietet als unsere heutige Realität. Diese Szene hätte genauso in unserer Gegenwart stattfinden können, ginge es nicht um den Mars, was nebensächlich ist. Auch der Sieg über die Finsternis wird für mich nicht deutlich. Vielleicht ging es um ein anderes Anliegen, nämlich mehr SF-Texte zu schaffen, in denen psychische Leiden das zentrale Thema sind, um sie sichtbarer zu machen. Das wäre zwar gelungen, aber bar jeglichen gewinnbringenden Impulses und ohne neuen Denkanstoß finde ich diesen Zweck allein zu knapp und meine, dass eine Chance vertan wurde. Man schreibt ja auch keine Liebesgeschichte, die nur randständigen Attributen nach eine solche ist, weil die Liebe keine wesentliche Rolle in der Geschichte spielt.

Der Aspekt des frustrierenden Vergleichens hätte einiges Potential geboten. Er wird aber lediglich angeschnitten. Hier hätte man entwickeln können. Dass solche Vergleiche nicht hilfreich sind, liegt auf der Hand. Aber warum ergibt es grundsätzlich wenig Sinn seine Situation, sein Tun, sich selbst auf diese Weise zu bewerten? Unabhängig davon ist die ausgeprägte Antriebsminderung für die betroffene Person nicht vorteilhaft. Es kann also nicht darum gehen darzulegen, dass dies gar kein Problem sein sollte, sondern darum, wie damit am besten umgegangen werden kann und welche Kompensationsmöglichkeiten es in Zukunft geben könnte, falls es nicht möglich wäre, den Antrieb zu steigern, denn kaum jemand wird ernsthaft bezweifeln, dass dies die beste Lösung wäre. Möglich wäre es auch gewesen, falls die Antriebsminderung wesentlich auf psychologische Faktoren zurückgegangen wäre, einen schlüssigen und innovativen Weg ihrer Veränderung anzubieten.



#53 Christian Hornstein

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Geschrieben 09 November 2024 - 07:13

Der Wert der Dinge
von Katharina Stein


Auch hier geht es um eine Szene, und zwar eine, in der die Hauptfigur trotz Anfälligkeit für Reizüberflutung, Angst und Panikanfälle ihren Traum verwirklicht, den Beleg ihrer kreationischen Theorie persönlich zu erleben.

Das Motiv der Selbstverwirklichung trotz aller Widrigkeiten ist ein hoffnungsstiftendes Motiv. Eine Zukunft, die mehr Raum für individuelle Unangepasstheit bietet als unsere heutige Realität, kann ich aber auch hier nicht erkennen. Die Umgebung ist nicht an die Hauptfigur angepasst und die Figur leidet Qualen. Eine Art Sieg soll wohl dargestellt werden, aber es ist schade, dass er letztlich nur durch ein externes Mittel namens Equil errungen wird, denn das ist auch heute allzu oft die Realität.

Bei dem hier vorliegenden Problem hätte sich angeboten fortgeschrittene Strategien im Umgang mit Reizanforderungen aus der Umwelt und mit Angst zu beschreiben. Im Falle einer Hypersensibilität als Hintergrund wären auch vorteilhafte Nutzungen dieser Eigenschaft interessant gewesen. Den Wert der Dinge hier ausschließlich auf eine göttliche Intention zurück zu führen, wie es manche Religionen tun, finde ich zu wenig innovativ, zu wenig hilfreich für Betroffene und für einen SF-Kontext auch nicht passend.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 09 November 2024 - 07:18.


#54 Christian Hornstein

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Geschrieben 09 November 2024 - 07:27

Der Wert der Dinge (Katharina Stein)

In dieser Geschichte übt die Protagonistein so viel Kontrolle über sich aus, dass sie ihre nicht zu unterschätzende Forschung, die ihr Lebenstraum ist, umsetzen kann. Sehr gut geschildert!

 

Ja, ich glaube, da fokussierst den Aspekt, den die Autorin auch im Vordergrund haben wollte. Nur die Art wie die Figur ihren Sieg erringt, ist weder besonders innovativ (Zukunft!) noch nachhaltig. Für einen Tag, für ein Zwischenziel mag das noch angehen, aber die Figur wird ja wahrscheinlich länger im Weltraum bleiben.
 



#55 Helli-S

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Geschrieben 09 November 2024 - 11:08

Ja, ich glaube, da fokussierst den Aspekt, den die Autorin auch im Vordergrund haben wollte. Nur die Art wie die Figur ihren Sieg erringt, ist weder besonders innovativ (Zukunft!) noch nachhaltig. Für einen Tag, für ein Zwischenziel mag das noch angehen, aber die Figur wird ja wahrscheinlich länger im Weltraum bleiben.
 

Ich bin da nicht so sicher. Ich erlebe Ähnliches jeden Tag, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form: es gibt einen Angstreflex, wenn das Telefon klingelt, und ich mache ungern Außentermine, auch nach vielen Jahren im Beruf. Die Disziplin muss ich jeden Tag aufbringen.


Viele Grüße, Helli

 

 

 

Immer cool bleiben.


#56 lapismont

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Geschrieben 10 November 2024 - 11:40

Emmerich von Paula Velten

 

Technikerin auf einer Raumstation mit Ordnungszwängen hat eine aufregende Sonderschicht.

 

Die Story ähnelt thematisch der von Saskia.

Stilistisch nicht herausragend, die Nebenfiguren sind sehr flach und klischeehaft. Mich hätte mehr Kontext zur Gans interessiert und der eigentliche Höhepunkt wird dramaturgisch kaum ausgebaut. Da hätte man meiner Meinung nach mehr draus machen können. Das Drama mit der Kaffeemaschine nahm jedenfalls viel mehr Raum ein.

 


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#57 Christian Hornstein

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Geschrieben 10 November 2024 - 12:46

Ich bin da nicht so sicher. Ich erlebe Ähnliches jeden Tag, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form: es gibt einen Angstreflex, wenn das Telefon klingelt, und ich mache ungern Außentermine, auch nach vielen Jahren im Beruf. Die Disziplin muss ich jeden Tag aufbringen.

 
Das stelle ich mir nicht schön vor. Über das Innovative an Deiner Disziplin hast Du nichts berichtet, aber nachhaltig würde ich das, was Du beschreibst, nicht nennen. Ich glaube, Du verstehst unter Nachhaltigkeit in dem Fall etwas anderes als ich. Für mich ist eine Bewältigungsstrategie noch nicht nachhaltig, wenn sie mir lediglich ermöglicht weiter zu machen. Mir würde dabei die Verbesserung meiner Lebensqualität fehlen.



#58 Christian Hornstein

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Geschrieben 10 November 2024 - 12:50

Der Hobby-Friedhof
von Lee Doubleu


Eine genderfluide Person mit ADHS und männlichem Vornamen, deren sexuelle Präferenz Männern zugeneigt zu sein scheint, wobei gleich mehrere Marginalisierungsfliegen mit einer Klappe geschlagen werden, liefert sich einige Auseinandersetzungen mit der ebenfalls mit ADHS gesegneten Oma und der ehemals neuroenhancten Schwester. Dabei bekommen wir hautnah mit, wie sich chaotisches Fokusshifting anfühlt, lernen ein paar Goodies aus der ADHS-Klamottenkiste kennen und was die Neuroenhancement-Welle angerichtet hat.

Den Titel finde ich witzig, passend zum Humortsunami, der schon bald über uns hinwegrollt. Der Umstand, ADHS auch als Ressource im Job zu betrachten, passt gut zum Thema. Die Idee der intelligenten Wohnung mit neuropsychologischer Kompensationskompetenz ist ebenfalls ein passendes Element, auch wenn mir noch ein Trainingsansatz gefehlt hat.

Hier wird der Auftrag, eine Zukunft zu präsentieren, die mehr Raum für individuelle Unangepasstheit bietet als unsere heutige Realität, voll und ganz erfüllt. Der Sieg über die Finsternis hingegen wurde noch nicht errungen. Die Figuren befinden sich noch mitten im wilden Getümmel. Darzustellen, wie sich das anfühlen mag, ist dafür gelungen. Auch der SF-Kontext wird gut genutzt.
 

Ich verstehe mein Gehirn nicht, obwohl mir der chronische Dopaminmangel schon so oft erklärt wurde.

 

Das ist typisch für die heutige Versorgung von Patienten, vor allem im medizinischen Kontext. Das sollte in Zukunft besser werden. Schließlich sind die an Patienten vermittelten neuropsychiatrischen Erklärungen meist grobe Vereinfachungen, auch weil Wissenslücken geflissentlich überspielt werden. Neurologische Details helfen wenig, wenn sie nicht mit psychologischen Phänomenen und dem Erleben der Patienten in einen Zusammenhang gebracht werden. Besonders wichtig dabei wäre die Ableitung von effektiven Bewältigungsoptionen, was leider auch oft unterbleibt. Das hätte das Zukunftsszenario lösungsorientiert aufgreifen können. Leider bleibt es hier beim sehnsüchtigen Ruf nach Methylphenidat.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 November 2024 - 12:51.


#59 Christian Hornstein

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Geschrieben 11 November 2024 - 15:13

HHH
von Jol Rosenberg

Luan scheint in einer komplizierten Trauer festzustecken, sich weigernd, glücklich zu sein. Da kann der maschinelle Bedürfniserfüller, den Luan gegen Bezahlung testet, nicht viel ausrichten, oder doch?

Der Text bringt uns nah an Luans Empfindungen heran, trotz der Unschärfe, die sie für Luan selbst haben. Diese Befindlichkeit wird für mich recht gut spürbar. Ganz klar bietet die hier präsentierte Zukunft mehr Raum für individuelle Unangepasstheit als unsere heutige Realität, kompensiert der Roboter doch zunächst viele Folgeprobleme. Der eigentliche Sieg über die Finsternis bleibt auch nicht aus und bedient sich sogar eines interessanten Kniffs, der so um die Ecke kommt, dass ich ihn nicht erwartet habe.

Etwas ungereimt kommen mir zwei Sachverhalte vor:
In einer Zukunft mit solchen Robotern, wären Menschen, die in Serviceabteilungen Beschwerden bearbeiten, ein Anachronismus, und auf Larissas Frage, warum Pibi Luans Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt, antwortet Pibi, dass 37% der Bedürfnisse Geld erfordern, das nicht zur Verfügung steht. Das ist nicht schlüssig, denn wenn dies zuträfe, wäre es Pibis Aufgabe gewesen, dieses Geld zu beschaffen, und der Roboter hätte neben Luans Arbeit noch weiteren Tätigkeiten nachgehen können, die zum Gelderwerb führen. Pibis Antwort an Larissa passt auch nicht zu einer ihrer späteren Bemerkungen. Die Maschine sagt: Ich muss nur herausfinden, was dich glücklich macht. Aber hängen Bedürfniserfüllung und Glück nicht zusammen?

 

Spoiler



#60 lapismont

lapismont

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Geschrieben 11 November 2024 - 19:59

Ich denke mal, dass Pibi kein Geld verdienen darf. Ist auch nicht Pibis Aufgabe.

 

Dass Zufriedenheit und Glück nicht unbedingt deckungsgleich sind, ist Thema der Story. 

Viele Firmen versuchen, die Zufriedenheit ihrer Kundschaft zu messen, um sie zu steigern. Aber es geht dabei nicht darum, die Kundschaft auch glücklich zu machen, sondern zu Konsum anzuregen.


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