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Psyche mit Zukunft: Sieg über die Finsternis in mir (Hg. Jol Rosenberg)

Psyche mit Zukunft Science-Fiction Social Fiction Speculative Fiction

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133 Antworten in diesem Thema

#121 lapismont

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Geschrieben 17 Dezember 2024 - 09:26

Das stimmt, dass ich meine Vorlieben nicht in den Vordergrund stelle. Ich freue mich, dass Du meine Kommentare als sachlich empfindest. Das sollen sie nämlich sein. Ich möchte vermeiden, jemanden unnötig zu verletzen. Es sind aber keine reinen Wiedergaben des Inhalts, sondern auch Ergebnisse einer knappen Erzähltextanalyse. Da sind also auch Einordnungen und Wertungen dabei, über die man diskutieren könnte, es sei denn, Du stimmst mir einfach nur bei allem zu. :D Wenn Dir etwas fehlt, kannst Du mich ja auch fragen, wie Du es schon einmal getan hast. ;)

 
klar, falls ich über etwas stolpere, schreib ich es.
 

Das verstehe ich, aber was mir gefällt muss Dir nicht unbedingt auch gefallen und es muss auch nicht "gut" sein. Ich kann nur angeben, was in Bezug auf bestimmte Schreibziele oder Zielgruppen möglicherweise gelungen ist oder nicht, und das habe ich getan. Drei Beispiele dafür, was ich in dieser Hinsicht zu bestimmten Geschichten geschrieben habe:

  • Retrospektive: elegant erzählt, aber SF-Kontext mehr ein Überwurf ...
  • Seelenruh: blumiger Stil, viel passiert nicht, Motiv des Bösewichtes nicht ganz plausibel, usw.
  • Toter Winkel: gut erzählt, gute Idee als Krimi, aber unbefriedigender Whodunit, mehr SF-Deko usw.
Ich glaube nicht, dass man aus diesem Thread entnehmen kann, wer den KLP gewinnt. Unsere paar Meinungen hier sind doch nicht Teil einer Abstimmung (KLP), oder? :huh: Falls doch, wüsste ich das gerne.  B-)  
 
Mein Fazit ist das Ergebnis einer eingehenden Analyse und nicht allgemein. Vielleicht meinst Du eher abstrakt, weil ich nicht konkret jede Geschichte einer bestimmten Kategorie zugeordnet habe. Welche wohin gehört ergibt sich aber eigentlich aus meinen Kommentaren zu jeder einzelnen Geschichte.

 

Es geht mir nicht darum, dass ich derselben Meinung bin wie Du, mich interessiert, wie sie ist. Das fällt mir schwer zu erkennen.
Mit KLP meinte ich Texte, die man für nominierungswürdig hält, also quasi Texte, die man zu den Top 5 des Jahres zählt.


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#122 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 17 Dezember 2024 - 11:23

Es geht mir nicht darum, dass ich derselben Meinung bin wie Du, mich interessiert, wie sie ist. Das fällt mir schwer zu erkennen.
Mit KLP meinte ich Texte, die man für nominierungswürdig hält, also quasi Texte, die man zu den Top 5 des Jahres zählt.

 

Nicht zuletzt aufgrund der Wertungen in meinen Kommentaren dachte ich, meine Meinung käme zum Vorschein, auch wenn meine Wertungen nicht besonders drastisch ausfallen und nah am Text bleiben. Wie gesagt: Wenn Dir bei einem meiner Kommentare nicht deutlich geworden ist, wie ich zu einem bestimmten Aspekt stehe, und sei es nur die Frage, ob ich den Text mochte, schreib es ruhig. Ich antworte gerne darauf.

 

Es gibt tatsächlich zuweilen Texte, von denen denke ich, dass ich sie bei einem SF-Preis berücksichtigen würde, und Texte, von denen ich annehme, dass man sie bei einem bestimmten SF-Preis berücksichtigen wird, was nicht dasselbe ist. ;)

 

Gerne können wir uns darüber austauschen, welchen Text wir in welche Kategorie legen würden und warum. So etwas finde ich spannend. Ein Beispiel: Wenn es um meinen Geschmak ginge, dann könnte ich keinen der Texte mit einem SF-Preis würdigen, bei denen die Genreelemente im Wesentlichen eine dekorative Funktion haben. Das würde in dieser Anthologie nicht wenige Texte betreffen.
 



#123 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 17 Dezember 2024 - 11:29

 

Es gibt tatsächlich zuweilen Texte, von denen denke ich, dass ich sie bei einem SF-Preis berücksichtigen würde, und Texte, von denen ich annehme, dass man sie bei einem bestimmten SF-Preis berücksichtigen wird, was nicht dasselbe ist. ;)

 

 

Für mich ist das hier ganz klar Aikis Text (ich selbst nominiere ihn und ich glaube auch, er sollte nominiert werden). Bei Lenas war ich unentschlossen, hatte aber schon zu viele andere Favs.

 

 

Und ja, Texte, die ich selbst nicht nominiere, bei denen ich aber glaube, sie werden nominiert, gibt es durchaus auch, aber darüber rede ich besser nicht so viel, sowas wird nämlich jedes Jahr nominiert (meistens beim KLP). 


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#124 lapismont

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Geschrieben 17 Dezember 2024 - 13:27


Gerne können wir uns darüber austauschen, welchen Text wir in welche Kategorie legen würden und warum. So etwas finde ich spannend. Ein Beispiel: Wenn es um meinen Geschmak ginge, dann könnte ich keinen der Texte mit einem SF-Preis würdigen, bei denen die Genreelemente im Wesentlichen eine dekorative Funktion haben. Das würde in dieser Anthologie nicht wenige Texte betreffen.
 

Jup, so hab ich das in meinem Fazit realisiert.

Auf meiner KLP-Sammelliste steht Ein Schritt ins Leere von Aiki Mira garantiert und Seelenruh von Marie Meier wenn ich nicht genug habe.


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#125 Jol Rosenberg

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Geschrieben 18 Dezember 2024 - 19:17

Ich gebe ja zu, ich lese hier mit, weil ich neugierig bin, was die Texte bei euch auslösen. Welche Gedanken, Gefühle usw. Und da machen mich deine Beiträge, Christian, einfach nur ratlos. Ist ein bisschen so, als hätte ich Pfannkuchen (süddeutsch: Berliner) verkauft und warte auf die Rückmeldung und dann kommt jemand und meint "aber da ist ja gar kein Rotkohl dran". Joa. Nee. Ja. Stimmt, is ohne Rotkohl.  :qrolleyes:


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#126 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 19 Dezember 2024 - 11:10

Ich gebe ja zu, ich lese hier mit, weil ich neugierig bin, was die Texte bei euch auslösen. Welche Gedanken, Gefühle usw. Und da machen mich deine Beiträge, Christian, einfach nur ratlos. Ist ein bisschen so, als hätte ich Pfannkuchen (süddeutsch: Berliner) verkauft und warte auf die Rückmeldung und dann kommt jemand und meint "aber da ist ja gar kein Rotkohl dran". Joa. Nee. Ja. Stimmt, is ohne Rotkohl.  :qrolleyes:

 
Was ist denn der Rotkohl, der fehlt und gar nicht dran sein sollte? -_-



#127 Christian Hornstein

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Geschrieben 24 Dezember 2024 - 05:59

 Was ist denn der Rotkohl, der fehlt und gar nicht dran sein sollte? -_-

 
Okay, ich glaube, darauf bekomme ich wohl keine Antwort mehr. Schade, denn so ist Dein Hinweis leider für mich nicht verständlich. Um in Deinem Bild zu bleiben: Aus meiner Sicht kündigen der Titel und das Vorwort der Anthologie Berliner an, aber einem großen Teil der Gebäckstücke fehlt im Inneren die Marmelade, was ich sehr bedauere, weil ich gerade das am Berliner mag. Manche Teilchen haben sogar gar keinen Puderzucker drauf und sind nicht fluffig, sondern aus Sauerteig gemacht, so dass sie mir gar nicht wie die Berliner vorkommen, die angekündigt wurden.



#128 Jol Rosenberg

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Geschrieben 24 Dezember 2024 - 14:53

Christian, ich weiß nicht genau, was du möchtest. Du zitierst mich:

 

 

Ich gebe ja zu, ich lese hier mit, weil ich neugierig bin, was die Texte bei euch auslösen. Welche Gedanken, Gefühle usw. Und da machen mich deine Beiträge, Christian, einfach nur ratlos. Ist ein bisschen so, als hätte ich Pfannkuchen (süddeutsch: Berliner) verkauft und warte auf die Rückmeldung und dann kommt jemand und meint "aber da ist ja gar kein Rotkohl dran". Joa. Nee. Ja. Stimmt, is ohne Rotkohl.  :qrolleyes:

 

Die Antwort auf deine Frage steht da, ich habe sie mal gefettet. Davor gab es dasselbe Spiel mit Ralf: Er schreibt, er könne nicht sehen, ob die Texte dir gefallen haben, und du schreibst, wenn es ihn interessiert, könne er ja nachfragen. Dabei hatte er ja bereits Interesse daran bekundet. Sogar mehrfach. Auch er ist ausgestiegen, aber offenbar stört dich das nicht.

 

Ansonsten komme ich hier in die meist ungute Situation, die von mir verlegten Texte zu erklären. Es ist ziemlich offensichtlich, dass du die Dinge, die mir wichtig waren, nicht aufgenommen hast, und dich an anderen, die mir weniger wichtig waren, aufhängst. Dadurch entsteht eine für mich enorm schräge Interpretation der Texte und der Anthologie an sich. Ich habe ja bereits ein nicht ganz kurzes Vorwort geschrieben und darin meine Herangehensweise erklärt. Ich könnte nun die dort gemachten Aussagen noch einmal wiederholen oder vertiefen, aber du hast sie ja bereits gelesen. Da weiß ich nicht, was das bringen soll. Außerdem ist deine Sichtweise natürlich völlig valide und ich finde es wichtig, dass sie stehenbleiben kann. Das sind veröffentlichte Texte, da kann sich jede Person eine Meinung zu bilden.

 

Aber um mal ein konkretes Beispiel zu nehmen: Du behauptest bei mehreren Texten, das SF-Element sei marginal und der Text könne auch in der Jetztzeit spielen. Nun ist das eins dieser Dinge, die mir nicht so enorm wichtig sind, weil es mir wichtiger ist, dass eine Aussage über heutigen Problematiken im Umgang mit psychischen Erkrankungen in verfremdetem Setting getroffen wird. Aber wenn ich die Texte daraufhin prüfe, fällt mir auf, dass für mich gar nicht nachvollziehbar ist, wie du zu dieser Behauptung kommst. Du verpackst sie in sachlich klingende Sätze, aber wenn ich beispielsweise Lenas Krimi darauf prüfe, ob er auch ohne die benannte fiktive Technik funktioniert, dann ist die Antwort: nein. Tut er nicht. Funktioniert "Retrospektive" wie von dir behauptet, auch mit heute verfügbaren Assistenzen, wie beispielsweise einem Assistenzhund? Nein. Und so könnte ich jetzt einige der Texte prüfen und zu einer anderen Schlussfolgerung kommen als du.

 

Aber: Ich steige nach dieser Äußerung auch hier aus der Diskussion mit dir aus. Denn du wirst vermutlich nun finden, dass ich nicht recht habe und fordern, dass ich die Texte weiter erkläre und verteidige und das möchte ich nicht. Ich habe schon jetzt zu viel erklärt, wollte dich aber nicht stehen lassen. Vielleicht können die verschiedenen Sichtweisen nebeneinander stehen und wer mag, kann noch andere Sichtweisen dazu stellen. Lesen und Geschmack ist eben enorm subjektiv und das ist auch gut so.


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#129 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 24 Dezember 2024 - 15:13

Nein, verteidige die Texte nicht, das klappt selten gut.

Ich finde auch, dass Lenas Text die futuristischen Dinge absolut braucht. Aber ich lese solche Argumente oft (auch von anderen) und kann sirnnicht nachvollziehen.

Da ist vermutlich ein andere Grund Verständnis von sf dahinter. Ich bin da weniger "streng".

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#130 Christian Hornstein

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Geschrieben 25 Dezember 2024 - 13:37

Vielen Dank für Deine Erklärung. :)

 

Davor gab es dasselbe Spiel mit Ralf: Er schreibt, er könne nicht sehen, ob die Texte dir gefallen haben, und du schreibst, wenn es ihn interessiert, könne er ja nachfragen. Dabei hatte er ja bereits Interesse daran bekundet. Sogar mehrfach. Auch er ist ausgestiegen, aber offenbar stört dich das nicht.

Bitte nicht wieder eine Unterstellung. Nein, ich wusste ich, dass er deswegen ausgestiegen ist, und nein, es wäre mir nicht egal, falls er deswegen ausgestiegen sein sollte. Ich ging übrigens nicht davon aus, dass es in keinem einzigen meiner Beiträge für ihn ersichtlich war, ob ich den Text mochte. Das wäre auch merkwürdig, denn so neutral sind sie nun auch wieder nicht gewesen meine Kommentare. Ich meinte, er könnte punktuell nachfragen, dort, wo es für ihn nicht ersichtlich war.

 

 

Du verpackst sie in sachlich klingende Sätze, aber wenn ich beispielsweise Lenas Krimi darauf prüfe, ob er auch ohne die benannte fiktive Technik funktioniert, dann ist die Antwort: nein. Tut er nicht.

Vielleicht habe ich da etwas übersehen, aber für das Wesentliche ist die Technik irrelevant, und ich dachte, das Wesentliche wären die geschilderten Probleme aus Suchtbehandlung und Pflege, die ja die gleichen sind wie heute. Da die SF-Elemente daran und am Ausgang mit Ausblick auf Hilfe und möglicherweise auch auf einen Sieg über die Finsternis nichts ändern, sind sie verzichtbar.

 

 

Funktioniert "Retrospektive" wie von dir behauptet, auch mit heute verfügbaren Assistenzen, wie beispielsweise einem Assistenzhund? Nein.

Nicht vollständig, aber wie gesagt in der Kombination Partneri, Agenti und Assistenzhundi schon. Außerdem meinte ich ja: SF als Überwurf statt kraftvolle Rumpfmuskulatur, nicht vollständig irrelevant.

 

Aber Yvonne hat es richtig geschrieben. Dieser Punkt ist zum Teil Ansichtssache. Für mich ist die SF-Relevanz die Marmelade im Berliner, für andere nur der Zucker obendrauf. Allerdings dachte ich schon, dass es in der Agenda der Anthologie um die Darstellung der von mir genannten Aspekte Individualisierung, Akklimatisierung und Zukunftsagens ging. Vielleicht habe ich Den Titel und das Vorworf komplett falsch verstanden. Dann hoffe ich, dass es nur mir so ergangen ist. Falls nicht, müsste man sagen, dass sie irreführend sind.

 

Ich erwarte darauf keine Antwort. Ich weiß, Du bist ausgestiegen. -_-
 



#131 FranzH

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Geschrieben 13 Februar 2025 - 10:06

Ich hänge mit dem Lesen von Kurzgeschichten aus 2024 immer noch weit zurück, aber "Psyche mit Zukunft" habe ich jetzt durch.

Falls also noch jemand an ein paar Gedanken interessiert ist...

 

Eine richtig gute Anthologie mit einigen gelungenen Geschichten und ganz ohne schlechte. Ich fand das Buch sehr schön aufgemacht mit einem retro-futuristischen Cover. Es folgt ein interessantes Vorwort mit einer treffenden Beschreibung der Science-Fiction zu Beginn. Mit dem weiteren “Beiwerk” bestehend aus fiktiver Werbung und Postkarten konnte ich nicht immer etwas anfangen, fand die Idee aber gut.

 

Ein paar Bemerkungen zu den einzelnen Geschichten:

 

Winter, Charline - Marskinder

Die Ich-Erzählerin liegt antriebslos und depressiv auf dem Sofa bei ihrer Schwester. Sie war in der Psychiatrie, ihre Schwester einer der ersten Menschen auf dem Mars.

Sehr gute kurze Charakterisierung (“Die Nacht hat noch nie etwas von mir verlangt. Nachts ist existieren genug.”), aber leider keine Handlung.

 

Stein, Katharina - Der Wert der Dinge

Die Geschichte einer Frau, die es trotz ihrer Angstzustände schafft, auf einer Raumstation zu arbeiten und diese sogar zu leiten. Gegen alle Probleme hat sie sich Lebenstraum erfüllt: “Weil ihr Traum jedes Opfer Wert ist.”

Gute Schilderung und dazu noch eine spannende Hypothese über eine zielgerichteten Evolution im All, die aber in der zu kurzen Geschichte nicht weiter ausgeführt wird.

 

Doubleu, Lee - Der Hobbyfriedhof

Der Ich-Erzähler besucht seine Oma. Er hat ADHS, wie Oma anscheinend auch. Er ist übrigens gender-fluid und die coole Oma bindet ihm jeden Tag ein farbiges Bändchen um, auf dem das für den jeweiligen Tag gewünschte Pronomen steht, damit sie sich daran erinnert: Am Tag der Geschichte ist das gelbe für “er/ihm” dran und deshalb verwende ich hier auch “er/ihm”. Oma hat auch ADHS und früher viel Ritalin genommen, bis es zum sogenannten "Ritalin-Crash" kam.

Die Geschichte hat schöne Details, wie Katzen, die “Mick Jagger” und “Yoko Ono” heißen, oder die Beschreibung technischer Unterstützung oder anderer kleiner Hilfsmittel in der Wohnung von ADHS Patienten. Irgendwie wirkte alles passend chaotisch auf mich. Die Probleme mit der Krankheit werden gut beschrieben und ein leichter Humor durchzieht die Geschichte.

Leider ist aber praktisch keine SF drin.

 

Rosenberg, Jol - HHH

Luan 36D, Pronomen en, nimmt an einem Test teil und erhält für sechs Monate eine neue 3-H-Einheit,  einen Androiden, der Luan glücklich machen soll. Luan erzählt die Geschichte und wir erfahren von psychischen Problemen und finanziellen Problemen und letztere waren auch der Grund für die Teilnahme an der gut bezahlten Testphase.

Natürlich verändert die 3-H-Einheit Luas Leben, beeinflusst vieles zum Positiven. Aber nach einiger Zeit wird klar, dass nicht alle Auswirkungen gut sind und natürlich wirkt sich alles auch auf die Einheit selbst aus.

Mir hat der leichte Stil, der die Probleme aber nicht unterschlägt, und die Entwicklung der Figuren, einschließlich des Roboters, sehr gut gefallen. Jol findet dann sogar noch einen guten Schluss.

 

Ramin, Anne K. - Im Herzen der Maschine

“Die Maschine war unfehlbar”, das denkt die Ich-Erzählerin in dieser kurzen Geschichte mehrfach. Dabei kann ihr die Maschine nicht helfen, sie versinkt weiter in ihrer Depression und anderen Krankheiten. Obwohl ihr Job mit der Suche nach psychischen Erkrankungen zu tun hat, kann ihr nicht geholfen werden. Deprimierend.

(Das Geschlecht der Erzählerin wird nicht eindeutig benannt.)

 

Schulz, Paula - Die Koloratur des Fallenlassens

Cecile ist eine Steampunkerin und zum ersten Mal in der Silbernen Stadt. Dort hat sie Probleme bei der Fahrt mit der U-Bahn, weil sie u.a. Höhenangst hat. Eine ältere Frau hilft ihr und erklärt ihr ein wenig die Welt und die Technik.

Das Worldbuilding in der Geschichte fand ich schön, hier finden sich einige interessante Ideen. Auch der freundliche Umgang der Menschen miteinander und die “fürsorgliche” Technik gefielen mir. Cecile entwickelt sich schnell und hilft am Schluss noch jemand anderem.

Trotzdem war etwas zu wenig Handlung drin.

 

Dreßler, Saskia - Sternenängste

Sanariel, Pronomen sier, berichtet von ihrem ersten Flug im Raumschiff, bei dem sier massive Probleme wegen Flugangst bekommt. Trotzdem rettet Sanariel das Schiff und die Besatzung, weil Sanariels Fähigkeiten im entscheidenden Moment gebraucht werden.

Ein klassisches SF Setting, aber: Die Behandlung von Raumschiffen und insbesondere einer Dunkelwolke ist schlicht falsch und was eine “Lichtmeile” sein soll, weiß ich nicht.

 

Mira, Aiki - Ein Schritt ins Leere

Eine Liebesgeschichte, in der wir Sätze finden, wie: “Liebe ist nur für Geschichten” und “Menschen von der Erde sind nicht gut darin, Liebesgeschichten zu schreiben, deshalb lassen wir das KI machen.” (S. 120) und in der eine Hauptfigur genau solche KI generierten Liebesgeschichten korrigiert.

Die andere Figur ist bei der Raumfahrt. Die Geschlechter und Pronomen von beiden sind unklar.

Es ist schön großartig, was Aiki hier wieder macht: Figuren, denen man nahe kommt, eine Welt, die mit wenigen Worten als zukünftige erkennbar wird, gesellschaftliche und technologische Änderungen, eindeutig SF und dazu noch Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen - und ein starkes Ende.

Was will man mehr?

 

Tères, Marie - Tulpenfarben

Jesa arbeitet in einem Institut, in dem man versucht, besonders resistente Pflanzen zu züchten, um die Nahrungsversorgung für eine Megastadt sicherzustellen. Als persönliches Geheimprojekt versucht sie, eine besondere Tulpenart nachzuzüchten.

Sehr schön wird ihre Annäherung an Leander geschildert, der sehr verschlossen und abweisend wirkt und dem sie hilft, mit seiner psychischen Erkrankung fertig zu werden und sich Menschen wieder mehr zu öffnen. 

 

Küper, Thorsten - Hesitation Marks

Eine gute Geschichte,die ich anfangs etwas seltsam erzählt fand, weil sie zwischen mehreren Zeiten hin und her springt.

Es geht um zwei verliebte Frauen, von denen eine eine KI entwickelt. Als sie erkennen muss, dass diese KI gefährlich wird, versucht sie, der KI ein Gefühl für Schuld zu vermitteln. Dies geschieht unter großem persönlichem Einsatz. Die Beziehung ist gut beschrieben.

Unter “Themen in der Geschichte” steht “Generisches Maskulinum”. Das hätte ich ohne diesen Hinweis gar nicht bemerkt.

 

Reß, Alessandra - Götter des verschobenen Teppichs

Eine Geschichte mit Humor, in der eine Frau ihre Zwangsstörungen der neuen Haushalts-KI als Religion “verkauft”, was wegen der Fürsorglichkeit des Computers unerwartete Auswirkungen hat.

 

Brenach, An - KI-ne Panik!

Noch eine Geschichte mit Humor. Es gibt einige absurde Situationen und eine KI, die nach einem Vorfall Angst entwickelt.

Der Weltenbau ist schön schräg: Wanderläden fliegen im Universum herum und treiben Handel. Sie erfüllen jeden Wunsch, der auf den jeweiligen Welten von Bedarfssensoren entdeckt wird. “Herr K”  ist der Name des Verkäufers im von der KI Kaila

gesteuerten Raumschiff und das soll wohl an Kafka erinnern, ich habe aber eher an Lem gedacht.

 

Kehrberg, Simone - Neu formatiert

Eine kurze Geschichte, in der Julian sich an denen rächt, die ihn wegen seiner Probleme immer verlacht haben.

 

Richter, Lena - Toter Winkel

Die Ich-Erzählerin arbeitet auf einer Station für psychisch Erkrankte, als die Polizei auftaucht, weil anscheinend Medikamente gestohlen wurden.

Letztlich geht es darum, die eigenen psychischen Probleme zu erkennen, sie nicht zu verschweigen und dich auch helfen zu lassen.

 

Stance, C. N. - Ich und mein Parasit

Der Ich-Erzähler Siig arbeitet in einer Art Weltraumkneipe.Er ist ein Außenseiter, denn er trägt einen speziellen Parasiten auf dem Kopf, der anscheinend auch noch Depressionen verursacht. Eines Tages trifft Siig einen Leidensgenossen und schafft es auch nach längerem Zögern sich diesem zu öffnen.

 

Velten, Paula - Emmerich

Eine nette Geschichte um Dr. Draner, die auf einer Raumstation zusammen mit einer Gans lebt. Sie leidet unter Zwangsstörungen, aber genau dadurch rettet sie die Station und das Leben vieler Menschen.

 

Meier, Marie - Seelenruh

In einer Stadt, die in Ober- und Unterstadt geteilt ist, lebt Green in der Unterstadt. Er hat ein Hilfsmittel für die vielen Depressiven der Stadt, dort werden psychische Krankheiten offiziell nicht anerkannt. Eines Tages kommt Door zu ihm und lässt sich auch behandeln.Die beiden kommen einander näher, was ich gut beschrieben fand. 

Allerdings wird die Geschichte dann für meinen Geschmack etwas überstürzt zu einem glücklichen Ende gebracht.

 

Hobusch, Nicole - Grenzwandlerin

Esra lebt alleine in einer Wohnung. Sie leidet an Wahnvorstellungen und traut sich kaum noch heraus. Seltsame Dinge geschehen ihrem Umfeld und da wir die Welt aus ihrer Sicht geschildert bekommen, wissen wir nicht, was Einbildung ist und was nicht.

Eine gemeine Pointe am Schluss.

 

Rehak, Jannika - Retrospektive

Ich finde es immer gut, wenn es in einer SF Geschichte mal um Kunst geht. Außer bei Kris Brynn habe ich das bei aktuellen Geschichten zuletzt selten gelesen. Hier geht es um Lorys van Beek, die es trotz ihrer psychischen Probleme (z.B. Angstzustände)  bis zu einer Ausstellung in MOMA nach New York geschafft hat. Letztlich geht es darum, wie ein einzelner Mensch einen Unterschied machen kann und helfen kann, indem er im entscheidenden Moment einen anderen Menschen aufbaut.

Schön geschrieben, der SF Anteil spielt keine Rolle.

 



#132 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 15 Februar 2025 - 11:47

Vielen Dank für diese ausführliche Rückmeldung! Ich hoffe, es passt, wenn ich eine Sache nachfrage (und wenn du nicht antworten magst, dann ist das natürlich völlig okay): Du meinst, dass es bei Retrospektive und Der Hobbyfriedhof kaum oder praktisch keine SF gäbe. Mich wundert das, weil das zwei Geschichten sind, bei denen ich den SF Anteil sehr hoch fand. Ich würde gern verstehen, wie du die Texte liest. Haben wir so ein unterschiedliches Verständnis vom Genre? Sehe ich da etwas nicht? Lesen wir beide etwas anderes? Ich bin einfach neugierig und fände es spannend, unsere Lesarten nebeneinander zu stellen. Hier ist meine (nur bezogen auf die SF-Komponenten):

 

Bei Retrospektive gibt es eine KI-Assistentin, die einer Künstlerin mit paranoider Schizophrenie ein eigenständiges Leben ermöglicht, indem sie Selbstfürsorge und Realitätsabgleich übernimmt. Diese KI ist im Text meines Erachtens zentral. Ohne sie könnte Lorys nicht erfolgreich sein.

 

In Der Hobbyfriedhof ist es ähnlich: Auch hier ist das Leben der Hauptfiguren sehr von Assistenzsystemen geprägt und es wird die Frage aufgeworfen, wann ein Assistenzsystem hilfreich ist und wann einengend. Außerdem ist der gesamte Text vom Cyberpunksetting durchzogen. im Hintergrund wird eine ganze zukünftige Welt aufgemacht.


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#133 FranzH

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Geschrieben 17 Februar 2025 - 15:46

Hallo Jol.

Wenn man, wie ich es getan habe, hier die eigene Meinung postet, dann ist es natürlich auch vollkommen ok, dazu Feedback zu geben und Fragen zu stellen.

Meine kurzen Reviews zu den Geschichten der Anthologie waren Kurzfassungen längerer interner Reviews, die ich öffentlich gemacht habe, um zu zeigen, dass nicht nur im weiteren Sinn Literaturschaffende Kurzgeschichten lesen - denn diesen Eindruck kann man hier im Forum manchmal bekommen.

 

Ich habe aufgrund deiner Rückmeldung die Geschichten noch einmal gelesen und stimme dir im Großen und Ganzen zu. 

Insbesondere in Janika Rehaks Geschichte habe ich einen wichtigen Aspekt übersehen.

Auch in Lee Doubleaus Geschichte ist mehr SF drin als von mir im Kurzreview konstatiert.

Beide Geschichten, die ich ja schon gut fand, gewinnen dadurch für mich.

 


#134 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 17 Februar 2025 - 17:19

Ja, das stimmt, den Eindruck bekomme ich relativ häufig. Darum finde ich es auch super, wenn sich Leute äußern, die selbst nicht schreiben.

 

Danke auch für dein Feedback.  :)


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