Henrik Fisch schrieb am 14 Feb 2005, 09:24:
Hoffentlich ist bald der 15., damit hier noch einmal ein paar andere Meinungen zu "Sternenfaust" gespostet werden.
Ich mache es mal einen Tag vorher

und poste meinen Eindruck, den ich gestern in meinem Weblog veröffentlicht habe, auch mal hier rein:
Sternenfaust 1: Ein neuer Captain
Ich gebe es ehrlich zu: Ich hatte mit dem schlimmsten gerechnet, das vorgestellte Konzept klang nicht gerade originell und ich bin nicht gerade der größte Fan des in meinen Augen schludrigen Vielschreibers Alfred Bekker, der den Auftakt-Roman verfasste.
Ich wurde eines besseren belehrt.
Fangen wir mit dem an, wo meine Erwartungen zutrafen: "Sternenfaust" besitzt nicht einen Funken Originalität sonder kaut exakt die SF-Muster wieder, wie wir sie aus einschlägigen Serien in TV und Textform kennen und so erleben wir im ersten Band sattsam bekannte Handlungsmuster wie die Einführung eines neues Captains, ein Mordkomplott an Bord, eine diplomatische Mission und einen Außen-Einsatz auf eine Art wieder, wie sie jeder von uns schon zur Genüge kennt.
Nur, und da wurde ich ziemlich überrascht: Das liest sich alles verdammt unterhaltsam! Als ich das Heft aufschlug (immer ein schöner Moment, einen Band 1 zu beginnen) war ich bereits nach nur 3-4 Seiten voll in der Handlung drin. Die Einführung des Captains und die Mord-Schnitzeljagd auf den ersten dreißig Seiten sind dem Autor hervorragend gelungen, da ist man im wahrsten Sinne des Wortes voll an Bord und ich musste mich dann fast zwingen, einmal aufzuhören. Hut ab.
Die zweite Hälfte ist etwas schwächer, weil dort auch die immer noch interessant geschilderte Handlung in noch bekannteren Gewässern verläuft und überhaupt keine Überraschungen mehr bietet. Erfreut zur Kenntnis genommen habe ich einen gewissen Detailreichtum in vielen Beschreibungen, der die Handlung immer wieder mit Leben versieht, gut geschriebene Dialoge und zwar nur skizzierte, aber funktionierende Charakterisierungen, die sofort Nähe zu den Protagonisten aufbauen.
Wieviel da der Lektor seine Hand im Spiel hatte, weiß ich nicht, aber nach diesem Band und nach einigen sehr ordentlichen Bad Earth-Romanen muss ich wohl langsam meine Meinung über Alfred Bekker revidieren, selbst das von ihm gefürchtete Zweitklässlerdeutsch findet man diesmal kaum (sowas hier:
"Olafsson fackelte nicht lange, sondern ließ ein Dutzend Schuss aus seinem Gewehr rauszischen", Seite 49, ist dankenswerter Weise wirklich selten in dem Band anzutreffen) und so kann ich ihm zu dem Auftaktband nur meinen Glückwunsch aussprechen.
Ein gelungener Auftakt, es dürfte interessant sein, das Schicksal dieser Serie weiter zu verfolgen, denn sie besetzt eine Nische zwischen den anderen Serien auf dem Markt. Kein "Alien-Volk der Woche, dessen Geschichte ich nicht wissen muss", wie bei Perry Rhodan, keine Simpel-Action-SF wie bei Ren Dhark, keine Barbaren und Mutanten wie bei Maddrax, nein, bei mir schwangen im Hinterkopf bei "Sternenfaust" eher Assoziationen an Star Trek oder Raumpatrouille mit, oder, wenn ich als Vergleich aktuell erscheinende, geschriebene deutsche SF als Vergleich nehmen soll würde ich "Titan Sternenabenteuer" (ehemals "Promet - Neue Abenteuer") aus dem Blitz-Verlag und "Rettungskreuzer Ikarus" aus dem Atlantis-Verlag nennen.
Abschließend: Im Vorfeld der Serie wurde darüber diskutiert, ob "Sternenfaust" in Richtung Military SF geht, nach Lektüre des ersten Bandes muss die Antwort definitiv: "Nein, kein Stück" lauten. Sternenfaust ist Star Trek auf Deutsch und im Heftromanformat. Was ja nichts Schlechtes ist, zumal das große Vorbild in Bild und Wort sehr auf dem Rückzug ist und die Lücke vielleicht gefüllt werden will.
(Zu den Äußerlichkeiten hatte ich im letzten Beitrag zu "Sternenfaust" zwei Sachen vergessen, die ich der Vollständigkeit halber hier nachliefern möchte: Eine schöne, sogar farbige Risszeichnung auf den Umschlagsinnenseiten und auf der Rückseite etwas sehr unschönes: Einen dicken, fetten Deppenapostroph ("durch's Universum"), sehr peinlich. Liest sowas niemand mehr gegen, bevor es in Druck geht?!)