Nicola Griffith - Untiefen
Ein sehr gut gezeichnetes Near Future Szenario, dass den Nebula gewonnen hat. Die Hauptprotagonistin ist Erbin eines Firmenimperium einer Superreichen Familie als sie entführt wird. Durch einen Mord kann sie sich ihren Peinigern entziehen und entkommt schwer verletzt. In diesem Zustand wird sie von einer Frau aus der Unterschicht, die Ihr Geld mit allerlei dubiosem verdient in den Straßen aufgefunden und aufgenommen. Lore, die entführte Erbin meldet sich jetzt nicht etwa bei ihrer Familie, sondern beginnt ein neues Leben in der Anonymität, findet einen Job bei der städtischen Wasseraufbereitung und es ist schnell klar, dass sie für diesen Job mehr als überqualifiziert ist und vermutlich mindestens den ganzen Laden leiten könnte. Über die Beweggründe ihres Handelns wird der Leser sehr lange im Dunklen gelassen, was der Spannung jedoch keinerlei Abbruch tut. Es ist wohl eher so, dass es der Protagonistin selber nicht wirklich klar ist, warum sie so handelt und dass alles auf einer eher unterbewussten Ebene abläuft. Es wird allerdings am Ende sehr gut aufgelöst. Tatsächlich macht dies, neben den guten und glaubhaften Charakteren und der guten Darstellung der Arbeit im hochkomplexen Wasseraufbereitungssystem einer Großstadt der Zukunft einen Großteil des Reizes dieses Romanes, aus der mir insgesamt hervorragend gefallen hat und für den ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung abgeben möchte.
Philip P. Peterson - Universum
Der neue Roman von Peterson entwirft das ganze große Szenario, um nicht zu sagen, er geht bis zum Ende und darüber hinaus. Das war für meinen Geschmack zu viel des guten, aber der Reihe nach.
Zunächst einmal:
Universum ist spannend erzählt, als Leser wollte ich jederzeit wissen, wie es weitergeht. Schließlich war ich auch vom letzten Werk des Autors ziemlich angetan und ich bin ja auch ein Freund der guten alten Weltraum und Ideen SF. In Universum geht es auch wieder eindeutig um die Idee und weniger um Figuren. Und da Figuren nicht unbedingt ausgemachte Stärke von Peterson sind, finde ich das auch folgerichtig und nicht schlimm. Nur war diesmal anders als bei Vakuum das handelnde Personal dann doch so schwach, dass ich es insgesamt als fettes Minus werten muss. Eine wenig kompetente Kommandantin mit Alkoholproblem, sodass man sich direkt fragt, wieso sie überhaupt diesen Posten bekommen konnte. Einen, welch deus ex machina, Passagier der sich als allwissender Matchwinner herausstellt, nur um mal 2 besonders auffällige Beispiele zu bringen. Dann gibt es auch durchaus Plot technisches zu bemängeln. Das Szenario spielt im 22. Jahrhundert, also ca. 100 Jahre von heute und in dieser kurzen Zeit hat die Menschheit es geschafft viele Planeten mit Millionen Menschen zu besiedeln, sodass im Roman ein vorausgegangener großer Krieg beschworen werden kann. Fand ich unrealistisch. Den Gebrauch von Frachtpapieren nebst Stift war nicht nur dies es war dämlich, sorry sowas sollte einem Autor von SF nicht passieren. Leider erfährt der Leser darüber hinaus so gut wie nichts über die konkrete Welt im 22. Jahrhundert und den Konflikt, außer dass Hauptprotagonist und Passagier Mike Bomberpilot war und brav Befehlen folgend mit einer Art Superbombe eine ganze Planetenbevölkerung ausgelöscht hat. Ja mei, gehts auch ein bisschen kleiner vielleicht? Andere Autoren hätten vermutlich allein aus dieser Tragik und der Größe dieser Schuld einen eigenen Roman schreiben können, nicht so Peterson. Hier ist dies nur Beiwerk.
Die eigentliche Handlung dreht sich um den alten Raumfrachter Challenger, der Frachtgüter und eine Handvoll Passagiere zu einem abgelegenen Außenposten bringen soll. Dort will u. a. auch Bomberpilot Mike mit Frau und 5-jährigem Sohn ein neues Leben beginnen. Im 22Jahrhundert reist man mit Überlichtgeschwindigkeit, indem ein sogenanntes Casimirfeld um das Schiff errichtet wird. Die Reisen, besser schon Sprünge dauern in der Regel nur kurze Zeit. Hier jedoch geht etwas schief. Aus wie sich später herausstellt, eher diskussionswürdig trivialem Grund kommt es zu einem Defekt, in dessen Folge dieses Feld nicht mehr abgeschaltet werden kann. Als man mithilfe des bereits erwähnten genialen Passagiers Baumann eine Lösung findet, um das Feld abzuschalten ist es schon viel zu spät und man ist bis ans Ende aller Zeiten gereist. Unser Universum hat keine Sterne und Planeten mehr. Man findet jedoch ein großes Schwarzes Loch in dessen nähe eine Raumstation errichtet wurde. Baumann der wie gesagt als sowas wie die deus ex machina fungiert, findet heraus das diese dazu dient mithilfe des schwarzen Loches Wurmlöcher in andere Universen zu öffnen. Glücklicherweise befinden sich auf der Station eine erkleckliche Anzahl von Shuttles, mit denen fortan Freiwillige in andere Universen geschickt werden. Doch die meisten sind lebensfeindlich und so segnet der ein oder andere Freiwillige nebst Shuttle das zeitliche. Ich kürze ab. Baumann findet heraus, dass es keine Übergänge in fremde Universen sind, sondern man Universen erschafft. Ebenso wie man eines erschafft, dass exakt die Naturgesetze unseres Universums hat. Flugs eingestellt, rübergemacht und siehe da, endlich Galaxien. Jetzt wirds vollends hanebüchen. Man findet eine Galaxie exakt wie die Milchstraße und dort ein Planetensystem wie unseres und hoppla einen Planeten, der ist wie die Erde, um nicht zu sagen, er ist die Erde, aber 600 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Obwohl vorher mehrfach darauf angespielt wurde, dass die Challenger nicht mehr soviel Treibstoff hat, entschließt man sich, sich nicht auf der Erde mit den paar Leuten niederzulassen, um nicht die Zeitlinie zu verändern! Äh ok. Also flugs zum Perseus Arm, da wird man ja schon einen bewohnbaren Planeten finden. Nächste Szene..und sie gründeten mit 2 mittlerweile schwangeren Frauen auf einem neuen Exoplaneten eine neue Zivilisation. Ende.
Das liest sich jetzt vermutlich flapsiger und hanebüchener als der Roman selber bei der Lektüre wirkt. Im Grunde lässt er sich gut lesen und ist auch unterhaltsam. Aber spätestens nach dem zweiten Nachdenken wird dem Leser so richtig klar, was für einen Murks einem der Autor da verkaufen wollte. Mal ganz davon abgesehen, dass er hier Realismus mit Füßen tritt und nicht erklären kann, wieso er der Meinung ist, dass ein neu geschaffenes Universum wieder exakt gleich entstehen wird, mit allen Entwicklungen, die darin vorkommen, sodass man quasi eine exakte Erde erschafft. Die Station, die von Aliens erbaut wurde, die dazu dient, die Geschichte fortzusetzen und an ein unglaubwürdiges Ende zu bringen, könnte einen eigenen Roman füllen, etc. etc. Man hat den Eindruck, dass hier soviel Super gigantomanisches achtlos herbeigezaubert wurde, um eine im Grunde eher triviale Geschichte zu erzählen, dass es einen, mich zumindest, ärgert. Nichtsdestotrotz ist der Roman, tatsächlich bei allen Schwächen, trotzdem unterhaltsam, weil ja bis zum Schluss nicht klar wird, wie der Autor sich jetzt da raus fabulieren will. Es ist also spannend, nur näher nachdenken sollte man über den ganzen Stoff lieber nicht. Wirklich nicht.
Und ganz zum Schluss möchte ich wieder mal mein Kopfschütteln darüber Ausdruck verleihen, dass dieser Roman mit 4,4 Sternen bei Amazon zu den absoluten Spitzenreitern gehört. Erschließt sich mir nicht. Der Vorgänger aus dem letzten Jahr war da um Längen besser und hätte meiner bescheidenen Meinung nach durchaus das Zeug dazu gehabt einen der Deutschen Preise zu gewinnen. Dieser Roman hier, mag unterhaltsam sein, ist aber keine Werbung für den Autor und im Grunde misslungen.
Sylke Brandt - Rogdon Blitz
Nette Fingerübung, die ich aus meinem Sub ausgekramt habe. Reporter reist in eine Parallelwelt der fünfziger, als Kerle noch Kerle waren und Knarren nebst allzeit verfügbarer, sprich lediger blonder Sexbomben, zum guten Ton eines jeden Helden. Man sollte das als Persiflage verstehen und lesen, dann machts Spaß. Durchaus.
John Scalzi - Schicksal
Äußerst leichtgängige unterhaltsame Kost bietet Scalzi in seinem Abschlussband dieser mehr als typischen Space Opera ala Scalzi "Das Imperium der Ströme". Scalzi gelingt eine schöne und runde Auflösung, die jederzeit unterhaltsam und ein Pageturner bleibt. Insgesamt gibt es eine allzu große Inflation des Wortes verfickt, da übertreibt es der Autor für meinen Geschmack doch ein wenig. Ansonsten gibt es für Fans des Autors wenig bis kaum etwas zu beanstanden. Geliefert wie man es erwarten kann würde mein Fazit lauten. Gute Unterhaltung.
Bearbeitet von Amtranik, 12 Dezember 2021 - 09:51.