Mir Amtranik nicht einer Meinung ... dieser Tag musste kommen!
Es ist ja immer so, dass man sich an den Romanen am stärksten abarbeitet, die einem grundsätzlich gefallen - aber bei denen man ständig denkt: "Das hätte soooo ein Meisterwerk werden können, wenn ...!"
Ideen und Gesellschaftsentwurf fand ich ebenfalls spannend - wenn ich das als Entwurf, als Grundlage für eine Diskussion ansehe, dann ist das ziemlich gut. Ich habe es aber nicht geschafft, mich darauf einzulassen, weil so viele Dinge für meine Lesebedürfnisse nicht ganz stimmig waren. Da hätte mir ein richtig reifer, realistischer Weltentwurf sehr gut gefallen.
Was passiert denn, wenn alle kosmopolit sind und die ursprünglichen ethnischen Grenzen fallen? Ohne Gruppenbildung, werden Sprachen und Rituale ja nur noch künstlich am Leben gehalten, aber durch was ersetzt die Utopie diese Identitäten? Gar nicht? Geht das?
Diese Diskussion hätte mich sehr interessiert.
Eltern sein ist Mitte/Ende 30 auch körperlich einfach anstrengender, als Anfang 20, die Risiken sind höher. Wenn da jetzt einfach die Erklärung gestanden hätte, dass man nicht nur Eizellen einfriert, sondern die Leute auch genetisch ein wenig aufgefrischt sind, hätte ich das leichter geschluckt.
Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob Menschen, die so viel Freiheit und Vielfalt kennengelernt haben, überhaupt noch das Bedürfnis haben, sich in eine Beziehung oder Familienstruktur einzufügen, ob sie Lust haben, ihren selbstbestimmten Tagesablauf dem zu opfern, rund um die Uhr für Kinder da zu sein. Eine nicht gerade kleine Menge an gebildeten Kosmopoliten Weltbürgern in meinem näheren und weiteren Umfeld kaufet sich mit Ende 30 lieber eine Katze oder guten Wein und genießt das Leben. Gut, Khans Weltentwurf enthält auch die Komponente, dass man lernt, Nützliches für die Gesellschaft zu tun, aber letztendlich wird man auch darauf getrimmt, sich und seine Bedürfnisse als Individuum sehr hoch zu stellen.
Was sind das für Meteoriten, die die Erde abschirmen? Warum tun sie das? Wie funktioniert das? So ein kleines bisschen mehr hätte ich mir dazu gewünscht. Ein Rätsel, das anscheinend nur eine übernatürliche Erklärung hat? Nur ein Plotelement, das man hinnehmen sollte, wie den unerklärten Neustart am Wendepunkt der Geschichte?
Und die Liebesgeschichte ... man versteht die momentane Anziehung zwischen den Beiden gut, aber die Charakterunterschiede sind so stark, dass ich es da wie Max' Eltern sehe: Auf Dauer wird das in die Hose gehen. (Ich lese übrigens durchaus Liebesromane und nicht nur gehobene. )
Ja. Ging mir damals genauso. Aber ich finde es irgendwie auch beruhigend ab und zu mal ganz viel Gegenwind bzw unterschiedliche beurteilungen zu lesen. Ein allzugroßer und andauernder Konsens wäre ja langweilig.
Genau! Literatur wird doch erst richtig interessant, wenn man unterschiedliche Sichtweisen von Lesern kennen lernen kann!
Falls die Mods diesen Strang abtrennen und dem Buch einen eigenen Thread spendieren wollen, würde ich das übrigens beführworten.
Bearbeitet von Nadine, 30 November 2018 - 09:54.