Offenbarung
Revelation Space, Band 4
Alastair Reynolds
Die direkte Fortsetzung von "Die Arche" und zugleich der Abschlussband der Revelation-Space-Reihe, in dem Reynolds in puncto Gigantomanie und Sense of Wonder wieder kräftig auftrumpft, ein verschwindender Planet, eine bizarre Religion die ihn Tag und Nacht von wandernden Kathedralen aus beobachtet, das schon aus den Vorläuferbänden bekannte Ringen der verschiedenen menschlichen Fraktionen miteinander und gegen die mysterösen Unterdrücker und dazu ein schwer fassbares kosmisches Rätsel. Eigentlich hat der Roman alles, um sich zu einem fulminanten Finale aufzuschwingen. Was Reynolds da dann allerdings bietet ist vorsichtig formuliert ein Tritt in den Hintern der Leser, die sich durch tausende Seiten zu diesem Punkt hingearbeitet haben (Wer Reynolds Romane kennt, weiß, das "arbeiten" hier manchmal wörtlich zu nehmen ist). Zusammenfassend könnte man hier sagen "und sie lebten Glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende und über die neue Bedrohung die nur kurz erwähnt wird, da mir dem Autoren, gerade die Puste für eine anständige Lösung für das alte Problem ausgeht, erfährt der Leser vielleicht irgendwann mal etwas, wenn ich wieder Lust, etwas dazu zu schreiben." Reynolds kann schreiben, daran dürfte nach Werken wie Unendlichkeit, Ewigkeit oder Himmelssturz kein Zweifel bestehen, aber das hier ist leider eine absolute Enttäuschung - 4/10 Punkte.
Geschmäcker sind zum Glück verschieden und das ist auch gut so. Aus diesem Grund kann ich allerdings diese Rezi natürlich nicht unkommentiert so stehen lassen.
M.E. ist "Offenbarung" ein ganz hervorragender Roman von Alastair Reynolds gewesen und alles andere, als ein Tritt in den Hintern der Leser. Er beschreibt zu Beginn wie die Religion auf dem Planeten enstanden ist und führt auf einer anderen Ebene die Story aus "Die Arche" fort. Im weiteren Verlauf schafft er es diese beiden eigentlich völlig unterschiedlichen Geschichten zu einer zusammenzuführen. Und das schafft er dermaßen spannend, dass bei diesem Buch von "arbeiten" keine Rede sein kann. Stattdessen fliegen die Seiten nur so an einem vorbei und führen die Story in ein fulminantes Finale. In diesem wird die Story, die in diesem Buch ihren Anfang fand, auch zuende geführt. Der Geschichte um die Unterdrücker, wird hier lediglich eine weitere Facette hinzugefügt, so dass sich Reynolds für weitere Storys in diesem Universum eine Hintertüre offen halten kann. Von Abschlussband kann hier also ebenfalls keine Rede sein. Wer mit dieser Erwartung an die Lektüre geht, wird wohl enttäuscht werden, wie man bei Kopernikus sieht. Wer aber das Buch für sich liest, als Teil der großen Geschichte um die Amarantin und die Unterdrücker, wird mit einer weiteren Delikatesse der Marke Alastair Reynolds belohnt. Für meinen Geschmack hat dieses Buch mindestens 8 von 10 Punkten verdient.
Aber wie schon eingangs erwähnt, sind die Geschmäcker halt verschieden.
Bearbeitet von Tanner Mirabel, 31 Mai 2014 - 22:22.