Multikulti in der Science Fiction
#1
Geschrieben 11 November 2005 - 17:26
#2
Geschrieben 11 November 2005 - 18:32
Das ist zwar schön, aber worauf willst du in diesem Thread hinaus?Ich selbst gehe in meinen Romanen VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE davon aus, dass die kulturellen Unterschiede fortbestehen werden
Bearbeitet von Frank, 11 November 2005 - 18:37.
#3
Geschrieben 11 November 2005 - 18:46
#4 Gast_Axel_*
Geschrieben 11 November 2005 - 18:55
#5
Geschrieben 11 November 2005 - 19:36
so sehe ich das auchWenn man das auf eine Zivilisation anwenden, die galaktische Ausmaße hat, wird es eine Art EU als oberste Regierung. Darunter werden einzelne Gruppen stehen, die sich größtenteils um sich selbst kümmern. Diese bilden sich aber nicht, weil die Mitgliedswelten die gleiche von Pionieren besiedelt wurden, die die gleiche Herkunft haben, sondern, weil die Bewohner dieser Welten die gleiche Weltanschauung haben.
#6
Geschrieben 12 November 2005 - 14:17
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 13 November 2005 - 23:47.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#7
Geschrieben 12 November 2005 - 14:55
Bearbeitet von MartinHoyer, 12 November 2005 - 14:56.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#8
Geschrieben 12 November 2005 - 17:16
Dann musst du dich an VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE wagen, schon, um mir zu sagen, ob ich auch "zu wenig vielfältig" schreibe.Ich denke es gibt 2 Zukunfts-"Mischungen" über die es sich lohnt, zu spekulieren: Eine Zivilisation in der eine Einheitskultur VERSUCHT wird, und wie Menschen mit verschiedenen Herkünften damit umgehen, bzw. eine (weniger interessant) in der die Einheit vollzogen wurde. ODER eine hoch-multikulturelle Zivilisation, die die Vielfalt betont.
Letztere Variante halte ich erstmal für die wahrscheinlichere, wobei ich finde, dass das Ausmaß der Vielfalt in fast allen SF-Romanen, die eine derartige Zivilisation darstellen möchten, bei weitem unterschätzt wird. AutorInnen noch immer viel zu oft erdähnliche Vielfalt auf ein ganzes Sonnensystem oder sogar die Galaxis. Man merkt das am ehesten wenn ein Planet wie ein Land dargestellt wird (oft ist die Rede von EINER Hauptstadt eines Planeten!), oder z.B. bei der Rede von den "Rassen" bei PR und Star Trek wenn es um die (oft eher humanoiden, also nicht so vielfältigen) Spezies im Weltraum geht.
Ich möchte mal EINEN SF-Roman lesen, in dem eine "galaktische" Zentralstadt beschrieben wird, die mir wirklich ein galaktisches "Multikulti"-Gefühl vermittelt...
Besondere Kennzeichen einiger Kulturen:
- die Menschen leben in Schwerelosigkeit
- Menschen kommen erwachsen zur Welt
- Menschen haben mehr als zwei Elternteile
Jack Vance hatte ich schon erwähnt, andere gelungene exotische Kulturen:
DER SCHWEBENDE WALD und WELT IN DEN LÜFTEN von Larry Niven
DIE QUADDIES VON CAY HABITAT von Lois McMaster Bujold
>> Menschen leben in Schwerelosigkeit
ETHA VON ATHOS von Bujold
>> auf einem Planeten leben nur Männer
überhautp steckt das ganze BARRAYAR-Universum von Bujold voller verschiedener Kulturen und kulturelle Gegensätze sind eine treibende Kraft.
Am anderen Ende der Skala gibt es im Batteltech-Universum auch kulturelle Vielfalt; die Romane leidern aber unter dem Definzit von Serie & Militarismus. Trotzdem lesbar:
EIN ERBE FÜR DEN DRACHEN von Robert N. Charette, ein sehr gelungenes Porträt von Prinz Theodore Kurita, der im japanisch geprägtem Draconis-Kombinat aufwächst.
Die Jade-Phönix-Trilogie von Robert Thurston und der Roman ICH BIN JADEFALKE spielen in der Kultur der Clans. Die halte ich zumindest im Ansatz für gelungen, finde aber ihre Ausrichtung auf Krieg und Heldentod zu einseitig.
Es kann natürlich sein, dass die das alles noch zu nahe an heutigen Kulturen ist, aber ich glaube, dass große Teile der SF die Ausrichtung auf angloamerikanische Kulturmuster überwunden haben.
#9
Geschrieben 14 November 2005 - 00:04
Ok, stimmt. Mal sehen ob ich dazu im nächsten halben Jahr komme!Dann musst du dich an VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE wagen, schon, um mir zu sagen, ob ich auch "zu wenig vielfältig" schreibe. ...
@Martin (wow, Martin besucht auch uns noch gelegentlich! ):
Hm. Ja, mag sein. Ich vermisse aber Spekulation über ganz andere Effekte: Was geschieht in einer "Nexus"-Stadt in der sich wirklich HUNDERTE Spezies aus der Galaxis treffen? Wie funktioniert da das Rechtssystem z.B.? (Ich stelle mir eine herbere Variante ähnlich Judge Dredd vor, allerdings mit einem SEHR artenreichen () Stab von Richter-Polizisten...) Oder: Bei den unglaublichen Weiten auf ALLEN bewohnten Planeten eines typischen "galaktischen" Romans, müsste sich doch auch die Einzigartigkeit bestimmter Kulturen einfach über die riesigen Flächen hinweg verlieren, wenn man mal annimmt, dass die Wesen dort Zugang zu Informationen über den Rest ihre Großzivilisation haben?Wenn man existierenen Kulturen die räumlichen Kapazitäten gibt, um sich autark zu entwickeln, nutzen sie diese auch. Und sie dosieren ihre Schnittflächen mit anderen Kulturen unterschiedlich stark und mit den verschiedensten Absichten.
Ich denke dass eine Machtkontrolle über fantastisch (und mein Argument: unvorstellbar) große Weiten des Weltalls praktisch unmöglich ist. Da ist das Plündere-alles-und-zieh-weiter-Prinzip (ähnlich dem der Invasoren im Riddick-Film) schon glaubhafter.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 November 2005 - 00:05.
/KB
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#10
Geschrieben 14 November 2005 - 07:59
Haben wir da zwei verschiedene Filme gesehen?Ich denke dass eine Machtkontrolle über fantastisch (und mein Argument: unvorstellbar) große Weiten des Weltalls praktisch unmöglich ist. Da ist das Plündere-alles-und-zieh-weiter-Prinzip (ähnlich dem der Invasoren im Riddick-Film) schon glaubhafter.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#11
Geschrieben 14 November 2005 - 10:07
Bearbeitet von Peter D, 14 November 2005 - 10:12.
#12
Geschrieben 14 November 2005 - 10:17
Eine ziemlich zweifelhafte Analogie. Genausogut könnte ich argumentieren, dass jede Spezies eine mögliche Antwort auf das selbe Millieu darstellt, insofern sei es zu erwarten, dass das kulturelle Analogon - die Kultur - eine entsprechende Vielfalt herausbilde, wie es die Biodiversität schon getan habe. Sonst gäbe es ja in der Biologie heute nur noch eine einzige Spezies, z.B. graue Ameisen. Meine Meinung ist, dass die Evolution von Kulturen (prinzipiell) denselben Mechanismen unterworfen ist wie die biologische Evolution. Insofern verändern sich Kulturen ständig in Rückkopplung zu ihrem Umfeld (aus anderen Kulturen), nehmen Elemente auf, verändern sie, geben sie an andere Kulturen weiter. Unsere vermeintlich amerikanisch dominierte (Pop-)Kultur nimmt ständig Elemente aus anderen Kulturen auf und verändert sie (manchmal bis zur Unkenntlichkeit). Genauso funktioniert es anders herum. Es gibt keine statischen Kulturen, alles ist ein stetig gärender Brei, in dem ab und an kleine, kurzzeitig stabile Inseln auftauchen.Das ist interessanterweise sehr analog zu Darwins Feststellungen über die Arten: parallel verlaufende unterschiedliche Entwicklungen sind Folgen der Isolation.
#13
Geschrieben 14 November 2005 - 10:33
Wenn die interspeziäre Paarungsbarriere nicht wäre und den Ameisen dieselben Transportmittel zur Verfügung stünden wie uns Menschen, wäre das tatsächlich so, keine Frage.Genausogut könnte ich argumentieren, dass jede Spezies eine mögliche Antwort auf das selbe Millieu darstellt, insofern sei es zu erwarten, dass das kulturelle Analogon - die Kultur - eine entsprechende Vielfalt herausbilde, wie es die Biodiversität schon getan habe. Sonst gäbe es ja in der Biologie heute nur noch eine einzige Spezies, z.B. graue Ameisen.
Das denke ich auch.Meine Meinung ist, dass die Evolution von Kulturen (prinzipiell) denselben Mechanismen unterworfen ist wie die biologische Evolution. Insofern verändern sich Kulturen ständig in Rückkopplung zu ihrem Umfeld (aus anderen Kulturen), nehmen Elemente auf, verändern sie, geben sie an andere Kulturen weiter. Unsere vermeintlich amerikanisch dominierte (Pop-)Kultur nimmt ständig Elemente aus anderen Kulturen auf und verändert sie (manchmal bis zur Unkenntlichkeit). Genauso funktioniert es anders herum.
Auch hier stimme ich zu, mit dem Unterschied, daß es früher eben geographisch bedingt mehrere sehr unterschiedliche dieser Breie gab (sofern unsere Geschichtsbücher nicht irgendwelche Fieberfantasien sind), und sich das nun globalisiert. PeterEs gibt keine statischen Kulturen, alles ist ein stetig gärender Brei, in dem ab und an kleine, kurzzeitig stabile Inseln auftauchen.
#14
Geschrieben 14 November 2005 - 10:46
Wenn die interspeziäre Paarungsbarriere nicht wäre und den Ameisen dieselben Transportmittel zur Verfügung stünden wie uns Menschen, wäre das tatsächlich so, keine Frage.
Da stimme ich Dir zu. (Sehr schön. So viel Zustimmung!)[...]daß es früher eben geographisch bedingt mehrere sehr unterschiedliche dieser Breie gab (sofern unsere Geschichtsbücher nicht irgendwelche Fieberfantasien sind), und sich das nun globalisiert.
#15
Geschrieben 14 November 2005 - 11:06
Wenbn sich die Einheitskultur so darstellen würde, wie in der KULTUR von Iain Banks, mit 300 Jahren Lebenserwartung und Maschinen, die alle Arbeiten verrichten sowie unbegrenzen Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen würde sie in der Tat auf absehbare Zeit die Welt bestimmen.Ich habe mich des öfteren daran versucht, mir Zukunftsszenarien auszudenken, die einfach nur die bisherige Menschheitsentwicklung extrapolieren. Ich scheitere daran regelmäßig, weil es eine Unzahl von Parametern gibt, die jederzeit total aus dem Ruder laufen können, entweder in die eine oder in die andere Richtung. Die Sache mit der Kultur ist eins der wenigen Dinge, die ich hingegen sehr klar sehe:
Kultur ist eine bestimmte Ausprägung der Lebensweise einer Volksgruppe. Sie manifestiert sich in
- Religion
- Politik
- Bräuchen
- Kleidung
- Architektur
- Küche
Im Moment streben wir ganz definitiv der Einheitskultur entgegen. Wer die globale "Verwestlichung" in Kleidung, Architektur, Musik etc. leugnet, ist blind und taub. Die Ursache ist die Vernetzung und die globale Verfügbarkeit von Kulturgütern. Eine der wichtigsten Säulen von Kultur ist die Eigenständigkeit, sie wird im Ansatz untergraben.
Eine andere Säule, die Tradition, kippt damit auch, denn die Jugend sucht sich ihre eigenen Wege, und wenn es mehr als einen Weg gibt, den man gehen kann, wird der genommen, der am einfachsten, schönsten, spaßigsten, aufregendsten ist.
Die Globalisierung vermengt die Weltkulturen zu einem Brei. Es mag Traditionalisten geben, es entstehen auch Subkulturen, Sekten, Rebellen und Aussteiger, die neue Wege ausformen, aber generell würde ich mal sagen, sind das nur ein paar Klumpen, die im Brei schwimmen. Das Bestehen dieser unterschiedlichen Strömungen ist keine Kultur mehr, sondern Individualismus.
Das ist interessanterweise sehr analog zu Darwins Feststellungen über die Arten: parallel verlaufende unterschiedliche Entwicklungen sind Folgen der Isolation.
Nichtsdestotrotz sind neue Kulturen denkbar, wenn bestimmte Interessengruppen beschließen, eine selbstgewählte Isolation zu schaffen.
Peter
Aber gerade so ein materiell für alle funktionierendes System bräuchte dann doch wieder Vielfalt an Lebensweisen, Sprachen, Essgewohnheiten ..., um seinen Mitgleidern neue Herausforderungen zu bieten. Eine materiell mögliche Vereinheitlichung wird politisch veilleicht gar nicht gewollt.
Mal davon abgesehen, dass selbst im Globalen Irrenhaus es noch große Unterschiede an Sprache und Weltranschauung, Lebensweise etc. gibt, stellt sie ebenso eine Zwangsvereinheitlichtung dar, wie sie in der UdSSR zu beobachten war. In der UdSSR wurden alle nichtrussischen Völker Stück für Stück "russifiziert", so wie es sich schon in der Zarenzeit andeutete.
Nur flüchtete ein Volk nach dem anderen aus dem "Völkergefängnis": Polen, Finnen, Ukrainer, Kasachen ... wie fragwürdig das auch abgelaufen ist, die unterworfenen Völker haben die russische Einheitskultur abgelehnt.
Dabei haben die Russen noch einen Tiefgang, den man der globalen Einheitskultur nicht nachsagen kann: weltweit sollen sich deutsche Lebensfreude, englische Küche, iranische Toleranz, afrikanische Friedfertigkeit, das soziale Gewissen US-amerikanischer Republikaner, chinesische Demokratie, japanischer Individualismus auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner vereinigen sollen.
Wie wenig das gewollt ist, zeigen die Abstimmungen über irgend etwas zur EU: egal ob es um den Euro oder die EU-Verfassung geht - die Völker Europas scheinen sich darin einig zu sein, die Vereinheitlichung nicht zu wollen.
Srafverschärfend kommt noch dazu, dass kulturelle Einheit keine freidliche Welt schaffen muss. So sind
- Araber
- deutschsprachtige Völker
- Angelsachsen
- Latinos
kulturell einheitlich, aber in x verschiedene politische Einheiten gespalten.
Sollten die Apologeten der globalen Kultur sich daher nicht schnellsten die KULTUR von Banks zum Vorbild nehmen, wird ihr Projekt früher oder später so enden wie die UdSSR.
#16
Geschrieben 14 November 2005 - 11:54
Das erscheint mir allerdings höchst fragwürdig - inwiefern ist irgendeine dieser Gruppen "kulturell einheitlich"? Das gilt nicht einmal in sprachlicher Hinsicht (Swyzerdytsch oder wie es heißt ist weder im Laut- noch im Schriftbild für den gemeinen hochdeutschen Sprecher verständlich), der arabische Raum hat einen Haufen Sprachen und schon im Feld der Religion eine große Ausdifferenzierung (Schiiten, Sunniten, Christen ...), ganz zu Schweigen von anderen kutlturellen Unterschieden, die Verbreitung angelsächsischer Kultur geht aufs Englische Empire zurück und ist nicht nur extrem ausdifferenziert (Norwest-USA, England, Indien), und ich würde mal davon ausgehen, dass auch die Lateinamerikaner nicht besonders einheitlich sind ... Ohnehin würde ich auf Grundsätzlichen Zweifeln an die Sinnhaftigkeit des Begriffs "Kultur" beharren, wenn er dazu verwendet wird, Menschen in klar abgegrenzte Gruppen zu sortieren, indem bestimmte Merkmale ihrer jeweiligen Gesellschaften zu einer fragwürdigen Sinneinheit gebündelt werden. Alles, was wir heute als einzelne "Kulturen" bezeichnen würden, ist selbst schon Zitat ständiger Durchmischung und Wellen administrativer Vereinheitlichung, die immer dann kamen, wenn eine starke Zentralgewalt bestimmte gemeinsame Normen etablieren musste - meistens schon allen, um einen Verwaltungsapparat am Laufen zu halten. Insofern gibt es für mich erst mal keine "Kulturen" als Eigenwert, sondern es gibt gesellschaftliche Verhältnisse und Schichtungen, die allesamt eine politische Geschichte und eine politische Dimension haben. Da würde ich dann doch den Individualismus über die Kultur stellen und für eine Kultur (also letztlich eine Gesellschaft) plädieren, in der "die Bedingung der eigenen Freiheit die Freiheit des Anderen ist." Das heißt nicht die totale Vereinheitlichung, aber es impliziert eine prinzipielle Kommunikationsfähigkeit zwischen allen Individuen, also die Fähigkeit, individuelle Unterschiede zumindest auf einer abstrakten Ebene zu vermitteln. Das geht natürlich weg von der Frage, was ich in meiner SF haben will, und aus gutem grund: mir ist nicht so richtig klar, ob hier über "Glaubwürdiges" oder "Utopisches" diskutiert wird. Glaubwürdig kann ich mir sowohl das "vereinheitlichte" Szenario vorstellen, wenn eine entsprechende historische Erklärung vorliegt, als auch das "multikulturelle" - letzteres erscheint mir bei interstellaren Räumen eigentlich naheliegender, da die immensen Entfernungen so etwas wie eine effektive Zentralinstanz doch eher unwahrscheinlich machen ... Ein ganz interessantes Beispiel für einen "offenen Universalismus" finde ich Octavia Butlers Xenogenesis-Trilogie. Obwohl es mir nicht gefällt, dass sie ihr Modell auf eine biologische Basis stellt, ist die Erfahrung der begegnung der Menschheit mit den Genhändlern für mich ein paradigmatisches Beispiel für kulturelle Veränderung mit unversalistischer perspektive: In diesen Büchern muss die Menschheit sich verändern, und zwar z.T. in schmerzlicher Weise, bringt aber auch bestimmte Eigenarten in die neue "Kultur" ein. Uff, jetzt wird alles zu ausufernd, von daher belasse ich's erstmal bei meinem formalem Einspruch gegen die Überbewertung der "KUlturen" und für eine Kultur des Individualismus und der persönlichen Freiheit.So sind - Araber - deutschsprachtige Völker - Angelsachsen - Latinos kulturell einheitlich, aber in x verschiedene politische Einheiten gespalten
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
Verlag das Beben
Otherland-Buchhandlung
Schlotzen & Kloben
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- • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
- • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
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#17
Geschrieben 14 November 2005 - 12:09
Was sich in Peters biologische Analogie einordnen lässt, denn die Instanz der (darwinschen) Evolution ist ja interessanterweise weniger (wie oft angenommen) die Art, als vielmehr das genetische Individuum. Insofern kann man als kulturelle Instanz sehr wohl den einzelnen Menschen ansehen, der zwar auf eine verschwommene Weise einem Kulturkreis zuzuordnen ist, ohne aber diese Zuordnung tatsächlich in eine Definition fassen zu können. Mancher Afrikaner mag "europäischer" sein, als ein beliebig gewählter Europäer.[...]von daher belasse ich's erstmal bei meinem formalem Einspruch gegen die Überbewertung der "KUlturen" und für eine Kultur des Individualismus und der persönlichen Freiheit.
Bearbeitet von Naut, 14 November 2005 - 12:09.
#18
Geschrieben 14 November 2005 - 12:49
Bearbeitet von Frank, 14 November 2005 - 12:50.
#19
Geschrieben 14 November 2005 - 13:19
Ach, du liebe Scheiße ... Für mich ist das ganze ein wenig wie Legosteine. Zu Anfang gab es einen geordneten Haufen mit roten, einen mit weißen, einen mit blauen und einen mit gelben. Ein paar rote und gelbe vermischten sich zu einem rot-gelben Haufen, aber sowohl der rote und der gelbe Haufen blieben bestehen (obwohl kleiner). Die weißen und die blauen vermischten sich ebenfalls zum Teil, und noch später vermischten sich der rot-gelbe und der weiß-blaue. Dann baute das Kind aus allen Steinen ein Haus, das ganz bunt war. Später wurde es wieder abgebaut, und es gab nur noch einen Haufen. In dem Haufen finden sich nun immer noch vereinzelte Verbände, die rein blau oder rot oder zumindest rot-gelb sind ... PeterInteressant zum Thema auch ein Überblick bzw. eine Rezension zu Peter Sloterdijks "Sphären-Trilogie": Doch [Frucht-]Blasen platzen und Kinder kommen zur Welt. ... Das intime Minimum der dualen Blase bläht sich zum imperialen Maximum der Völker ... Und die Sphärologie wäre die Theorie dieser sphärischen Binnenräume ... Die weltumspannende Mega-Blase der Weltverkehrsgesellschaft kollabiert ... die Schäume leben." Aus: http://www.freitag.d...34/04341502.php
#20
Geschrieben 14 November 2005 - 14:30
#21
Geschrieben 14 November 2005 - 16:22
Oh Mann. Warum ist es nur so, dass es immer diejenigen Menschen sind, die am allerwenigsten Ahnung haben, die ihre Paranoia mit unerbittlicher Beständigkeit in die Öffentlichkeit blasen müssen?Die Globalisierung ist einfach nur das reale Gegenstück zu den Borg in Star Trek und HELLSTRÖMS BRUT von Frank Herbert: Vereinheitlichung bei gleichzeitigem Verlust an Freiheit, Wohlstand, Sichrheit.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
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(The Cynic's book of wisdom)
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#22
Geschrieben 14 November 2005 - 16:51
Hach, wie ich die gelegentlichen tautologischen Niederkünfte des Hrn. DB doch liebe, insbesonders in Threads die ihn eh nicht genug interessieren, seine vitriolischen verbalen Pfeile mit noch jeweils 2 weiteren kurzen Sätzen zu begründen. (Ich stelle mir gerade vor, wie der zitierte Satz passen würde, wenn man das Wort "Paranoia" mit "Rhetorik" ersetzt? )Warum ist es nur so, dass es immer diejenigen Menschen sind, die am allerwenigsten Ahnung haben, die ihre Paranoia mit unerbittlicher Beständigkeit in die Öffentlichkeit blasen müssen?
Evtl. erniedrigst du dich aber trotzdem mir zu erklären wieso dir die Invasoren im Riddick-Film nicht wie Plünderer - Ok, mit einer megalomanen Ausrede - vorkamen?
/KB
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#23
Geschrieben 14 November 2005 - 16:54
R. Scott Bakker
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#24
Geschrieben 14 November 2005 - 17:00
Ich befürchte, selbst wenn man jemanden wie B. mit Fakten quälen würde, würde sie alles unternehmen, um von diesen nicht in ihrem restriktiv-autistischen Weltbild beeinträchtigt zu werden. Da könnte ich auch gleich stundenlang die Maserung meiner Rauhfasertapete betrachten, das hätte in etwa den gleichen Effekt. Man möge mir meine emotionalen Ausbrüche daher verzeihen, derartiger Pubertärmarxismus wird in diesem Forum nur allzu oft kommentarlos hingenommen.Hach, wie ich die gelegentlichen tautologischen Niederkünfte des Hrn. DB doch liebe, insbesonders in Threads die ihn eh nicht genug interessieren, seine vitriolischen verbalen Pfeile mit noch jeweils 2 weiteren kurzen Sätzen zu begründen. (Ich stelle mir gerade vor, wie der zitierte Satz passen würde, wenn man das Wort "Paranoia" mit "Rhetorik" ersetzt? )
http://en.wikipedia....iki/NecromongerEvtl. erniedrigst du dich aber trotzdem mir zu erklären wieso dir die Invasoren im Riddick-Film nicht wie Plünderer - Ok, mit einer megalomanen Ausrede - vorkamen?
beschreibt es eigentlich ganz gut. Die Necromonger sind eine religiöse Sekte, die erst einmal gar nichts "plündern", sondern auf einem missionarischen Feldzug sind, mit dem sie Konvertiten rekrutieren, um diese ins Gelobte Land, das Underverse, zu führen. Sie verfolgen damit, aus ihrer eigenen Sicht, ein altruistisches Ziel, verbunden mit einer Erlösungsideologie. Wer nicht mit ihnen ist, muss halt sterben, aber das ist Erlösungsideologien so eigen.
Deine Interpretation hat mit dem Film also herzlich wenig zu tun. Natürlich sind die Necros nur ein plot device, um Vin Diesel cool aussehen zu lassen, das ändert aber nichts daran, dass sie eben keine hirnlosen Plünderer sind.
Bearbeitet von Diboo, 14 November 2005 - 17:11.
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#25
Geschrieben 14 November 2005 - 18:26
Ich merke jedenfalls an der hitzig gewordenen Debatte über die Bedeutung der "Globalisierung" hier, dass das Wort "multikulti" immer wieder politisierende Treibkraft beinhaltet. Ähnlich der Tatsache, dass ich, Kreuzberg-61-er, bei dem Wort immer wieder an meine (eher lässig-positiven) Erlebnisse dementsprechend im Kiez erinnert werde (und daher "extrapoliere"), um mich dann gelegentlich in einer diskutierenden Gruppe wieder zu finden, wo alle davon ausgehen dass Kreuzberg DAS Gegenbeispiel ist für fortschreitendes "Multikulti" in der BRD. Es gibt eben, stark reduziert, die Metaebene, und den Alltag, und beide haben ihre Lehren/Schlüsse, die man ziehen kann, oft leider diametral gegenteilig. Das wird bei der Globalisierung (bei der es m.E. per definitionem NUR Metaebenen geben kann) ähnlich sein.
Aber, bei allen obigen interessanten Texten dazu (hi, Jakob ), darum ging es in diesem Thread doch eher gar nicht. Evtl. wollte Beverly ja nur dieses non sequitur ausdrücken?
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 November 2005 - 18:29.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
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#26
Geschrieben 14 November 2005 - 19:30
Es ging mir eigentlich nicht darum, eine Globalisierungsdiskussion anzustoßen - auch wenn das schon ins Thema passt - sondern im Gegenteil: sein plastisches Bild der Schäume kurz vorzustellen. Denn genau so sehe/empfinde ich das auch: jeder von uns lebt in einer kleinen Schaumblase - selbst zwischen dem Status "Student" und "Arbeiter" klaffen Welten, andere Sozialisierung, andere Interessen; und das ist schon pauschalisiert. Um aufs Thema zurückzukommen: Wie chaotisch muss es erst zugehen, wenn in einer Stadt nicht nur Menschen unterschiedlichster Ausprägung, sondern mit ihnen noch 100 andere Aliens leben, die unter sich genauso ausdifferenziert sind...wie man da einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden möchte, ist mir schleierhaft. Vielleicht: Alle wollen Frieden, Essen und SEX!"Die Eine Kugel ist implodiert, nun gut - die Schäume leben."
Bearbeitet von Frank, 14 November 2005 - 19:32.
#27
Geschrieben 14 November 2005 - 19:42
Bearbeitet von Jürgen, 14 November 2005 - 19:51.
#28
Geschrieben 14 November 2005 - 22:32
Warum ist es nur so, dass die Menschen, die am allerwenigsten Ahnung haben, mit der größten Hartnäckigkeit vorgefertigte Diskurse nachplappern?Oh Mann. Warum ist es nur so, dass es immer diejenigen Menschen sind, die am allerwenigsten Ahnung haben, die ihre Paranoia mit unerbittlicher Beständigkeit in die Öffentlichkeit blasen müssen?Die Globalisierung ist einfach nur das reale Gegenstück zu den Borg in Star Trek und HELLSTRÖMS BRUT von Frank Herbert: Vereinheitlichung bei gleichzeitigem Verlust an Freiheit, Wohlstand, Sichrheit.
Die Ralität meldet sich dann in Sätzen wie diesen zu Wort:
"Mittlerweile haben selbst diejenigen Unternehmen, die nicht selbst von der Globalisierung profitieren, davon die Schnauze voll."
#29
Geschrieben 14 November 2005 - 22:58
Wie heißt's doch gleich - Der Kapitalismus ist die Gesellschaftsordnung, die alles ständische verdampft ... da hat er doch auch mal was gutes!
So, genug kosmopolitische Indoktrination ...
Kapitalismus in Reinkultur ist ebebnso unterträglich wie jede andere totalitäre Ideologie. Viele erliegen der Illusion, er sei besser als andere Systeme, weil im Westen lange Zeit Mischformen vorherrschten: der "Kapistalist" war zugleich als Unternehmer sozial eingestellt oder Erfinder oder Mäzen. Der Kreislauf Ware-Geld-Ware hat sozial kontrollierten Marktmechanismen viel Wohlstand geschaffen.
Kapitalimsu pur mit eindimensionalen Ideologen und Apparatschiks, mit Amok laufenden Märkten und dem Kreislauf Geld-Geld hat mit der "sozialen Marktwirtschaft" nicht mehr viel zu tun.
Hinsichtlich mancher Strukturmerkmale - an jeder Ecke stehen die ideologischen Bauchredner des Systems, eine Mittelschicht gibt es nicht mehr - ähnelt es sogar sehr dem Stalinismus.
#30
Geschrieben 15 November 2005 - 08:05
Wow!Hinsichtlich mancher Strukturmerkmale - an jeder Ecke stehen die ideologischen Bauchredner des Systems, eine Mittelschicht gibt es nicht mehr - ähnelt es sogar sehr dem Stalinismus.
Doch, es ist tatsächlich besser, wenn ich mir jetzt meine Rauhfasertapete anschaue.
Ein derartiger Abgrund an Dummheit, gepaart mit Dummheit, ist mir bisher selten begegnet. Da bleibt mir nur Fassungslosigkeit.
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