Grundsätzlich kein Einwand; der Plagiatsskandal wäre dann freilich immer noch ein herbeigeredeter.
Zumindest verleiht so ein Gesamteindruck den Plagiatsvorwurf mehr Substanz als ein paar Zitate und Übereinstimmungen. Ob die Grenze zum Plagiat wirklich überschritten ist, lässt sich dann eh nur juristisch beantworten.
Epigonale Schreibe ist noch einmal etwas anderes als ein Plagiat (und ebenfalls gängige Praxis).
Das ist korrekt. Die Besonderheit in dem Falle ist vermutlich, dass sich Epigonen
normalerweise bekannte Werke aussuchen, und dass dann auch die Qualität der epigonalen Werke meist in jeder Hinsicht ohnehin hinter dem Original zurückbleibt. Da kommt keiner auf die Idee, den Schöpfer des überragenden Ursprungswerkes zu bedauern. Wenn allerdings der Epigone bekannter wird als das Vorbild, kann schon ein "Geschmäckle" zurückbleiben - besonders dann, wenn der Epigone nur durch Beziehungen mehr Erfolg hat. Das erklärt vermutlich, dass epigonales Schreiben in diesem Falle dennoch mehr emotionale Aufwallung verursachen kann als im 08/15-Alltag des literarischen Wellenreitens
Wobei natürlich die Vermutung, dass das epigonale Werk (so es eines ist) in dem Falle nur durch Beziehung so weit gekommen ist, zunächst auch erst mal nur eine wohlfeile Unterstellung ist. Genauso kann es immer noch sein, dass Axolotl tatsächlich einfach durch höhere Qualität als das Vorbild weiter gekommen ist. Oder das der Autor des Originals schlichtweg sein Werk marketingmäßig versemmelt hat, indem er zu früh auf Eigenverlag gesetzt hat, anstatt es richtig rauszubringen. Oder was auch immer für eine Unwägbarkeit sonst dazu geführt hat, dass das Vorbild weniger erfolgreich ist - es kann also durchaus immer noch sein, dass die gefühlte Differenz und Ungerechtigkeit trotzdem ihren guten Grund hat.
Bliebe am Werk zu prüfen, genau wie die Tatsache, wie groß die Ähnlichkeiten tatsächlich sind.
wobei sich allerdings die Frage stellt, weshalb eine derartige Einschätzung nicht VOR Aufdeckung der Abschreibübung den Weg an die Öffentlichkeit fand ...
Oh ja. So etwas
jetzt zu schreiben ist wirklich billig und hat was vom "aufspringen auf einen fahrenden Zug". Kann ich ehrlich gesagt gar nicht ernst nehmen - Leute, die sagen "hab ich's doch gleich gesagt" findet man immer. Egal, ob sie es wirklich gleich gesagt haben. Und egal ob es stimmt. Obwohl man, wenn das Werk so ähnlich ist, letztlich nicht darum herumkommen wird, auch die Qualitätsfrage zu stellen, um zu entscheiden, ob die gebotene eigenständige Schöpfungshöhe gegeben ist.
Aber das ist hier ja nicht das Thema, sondern der, von der Autorin zugegebene, Fakt, das sie abgeschrieben hat.
Die Aussage nehme ich erst mal nicht so ernst, weil man nie sagen kann, wie sie das jetzt gemeint hat. War das tatsächlich eine konkrete Aussage über ihr Werk, sprich, hat sie gemeint: "Ich habe ausschließlich und bewusst vorhandene Sätze aus anderen Büchern genommen, die umgestellt und mein Buch daraus zusammengepuzzelt", oder wollte sie damit nur ganz allgemein ausdrücken, dass sie wie jeder andere Autor auch von -zig Seiten bewusst oder unbewusst beeinflusst wurde und alles, was sie geschrieben hat, in irgendeiner Form schon mal dagewesen ist, ohne dass konkret mehr als ein paar echte Zitate übernommen wurden?
So flotte Sprüche lassen da schon einen großen Interpretationsspielraum.
Was mich jetzt richtig verärgert, daß man nun auch seitens des Verlags auf eine argumentative Schiene umschwengt, die die Diskussion um geistiges Eigentum mit der Forderung um ein neues Jugendurheberecht bereichern soll
Das fehlt jetzt gerade noch. Absolut überflüssig und ... keine Ahnung, was das genau werden soll. Dass die ganz normalen, gängigen und gerichtlich abgesegneten Gepflogenheiten des Literaturbetriebs tausenderlei Möglichkeiten lassen, sich an bestehende Werke anzulehnen, und dass diese Gepflogenheiten eigentlich auch alles abdecken, was sinnvoll und wünschenswert ist, wurde oben ja wohl hinreichend festgestellt.
Wenn es diese Grenzen verlassen hat, muss die Grenzen wirklich nicht eigens erweitern. Wenn es noch innerhalb dieser Grenzen liegt, braucht man erst Recht kein eigenes "Jugendurheberrecht". Jedenfalls nicht in der Literatur. Schon gar nicht in Literatur, die in der Liga für Erwachsene mitspielen will.
Schade, dass mir das Buch als solches so gar nicht attraktiv erscheint.
Und das ist vermutlich noch das Bedauerlichste daran. Ich würde mir ja gerne selbst ein Bild machen. Aber das Buch wäre so ziemlich das letzte, womit ich meine Zeit verbringen möchte. Und der Gedanke, gleich zwei von der Sorte lesen zu müssen, um wirklich zu wissen, was man davon zu halten ...
Das ist eigentlich die Aufgabe der einschlägigen Medien, dachte ich bisher immer. Dass man informiert ist, ohne den Kram komplett selbst lesen zu müssen - ich meine, wofür braucht man sonst Kulturjournalisten, wenn nicht, damit die die Bücher lesen, bevor sie darüber schreiben, und dann die nüchternen, notwendigen Infos rüberschieben? Für mich ist das immer noch der größte Skandal, dass die Presse sich stattdessen mit Leuten überschlägt, die lieber ihre Meinung zu den Büchern sagen, ohne sie gelesen zu haben. Oder einfach nur ihre Meinung sagen, ohne dass es wirklich viel mit dem Fall zu tun hat. "Spezielle Jugendkultur" oder so ein Schmu ...
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)