So, gerade habe ich Entheete ausgelesen. Ich habe den Lesezirkel zu Entheete nicht verfolgt
oder nachträglich gelesen und nehme deshalb auch keinen Bezug darauf. Womöglich sind meine
Aussagen nichts Neues oder widersprechen den bisherigen Meinungen kollossal. Ich nehme auch
keine Rücksicht auf SPOILER. Man möge mir dies verzeihen.
Daran, dass ich das Buch gestern angefangen und gerade zuende gelesen habe, mag man
erkennen, dass es mich nicht gelangweilt hat. Mein erster Eindruck aus der Leseprobe hat
sich bestätigt: Entheete liefert interessante Charaktere, einige für mich durchaus
überraschende Wendungen in der Handlung und solides Handwerk. Dazu auch ein großes
Lob an das Lektorat. Mir ist kein einziger Tippfehler, Wortdreher oder ähnliches aufgefallen!
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Was mir gut gefallen hat, ist dass der Leser nicht gleich ans Händchen genommen wird und alle
Unklarheiten sogleich getreulich erklärt werden, das Universum nicht gleich in alle Einzelheiten
zerlegt und erklärt wird. Man darf zwischen den Zeilen lesen, man darf
selbst mitdenken. Bis kurz vor Schluss habe ich zwar eine ausführlichere als die doch eher
skizzenhafte Beschreibung von Enthee und deren Kultur(en) vermisst (das ist aber wohl zu viel
verlangt für einen 200-Seiten-Roman), aber mich richtig gut unterhalten gefühlt. Den Trick mit den
zwei Zeitebenen habe ich bis zuletzt nicht durchschaut. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass
die Protagonisten die Dinge häufiger selbst in die Hand nehmen. Die eine oder andere Situation
war mir aus Sicht der Progatonisten etwas zu passiv, sprich sie werden nicht selbst mit einer
Situation fertig, sondern der Autor "befreit" sie daraus.
Enttäuschend fand ich allerdings den Schluss. Zunächst mal hätte ich nicht angenommen,
dass Chrom binnen weniger Zeilen gefunden wird und dann mit einem Puff gleich wieder
weg ist. Dramaturgisch finde ich das ungeschickt. Ich hätte es viel zufriedenstellender empfunden,
wenn Aulden stattdessen weiter hätte suchen müssen. Das war bezüglich des Plots ein Anlauf mit
Arschbombe.
Auch Entheete spielt groß auf (Energieschirm mit überlegener Technologie, Täuschung durch
Klone), scheint die beiden Argonomen überwunden zu haben und wird gleich darauf dann
doch eliminiert. Das hat mich überhaupt nicht befriedigt und erschien mir schlichtweg zu einfach.
Der große Gegenspieler im Hintergrund wird aufgebaut und für mein Empfinden zu schnell fallengelassen.
Gleichzeitig fällt mit Chrom die Hauptmotivation des ganzen Romans weg ohne dass man sie kennen
gelernt hat. Es fehlt die emotionale Bindung, die dieses Opfer erst dramatisch erscheinen lässt. So wirkt es wie
eine Instant-Lösung für das Problem, wie der Autor Entheete noch auf den letzten Seiten loswerden
kann. Es bleibt eine Leere.
Mein Fazit: Ich bin durchaus geneigt, mehr aus dem Argona-Universum zu lesen. Entheete
ist über weite Strecken ein unterhaltsames, spannendes SF-Abenteuer, bei dem es mir noch
etwas an erzählerischer Dichte fehlt und dessen Holterdiepolter-Ende dem Rest des Romans
leider nicht gerecht wird.