Mal wieder Krise der Science Fiction
#1
Geschrieben 18 September 2006 - 10:24
#2
Geschrieben 18 September 2006 - 11:06
#3
Geschrieben 18 September 2006 - 12:27
Ich stelle fĂĽr mich immer wieder fest das ich weniger Zeit zum Lesen finde. DafĂĽr verbringe ich mehr Zeit am PC (nein, keine Spiele!) oder mit meiner Familie. Mein Interesse an neu erschienenen SF BĂĽcher hat auch rapide abgenommen. Da ich schon immer mehr auf die BĂĽcher der alten Schriftsteller gestanden habe ist das aber auch kein Wunder - und da habe ich noch genug das ich lesen kann.
Ich bin auch nicht bereit 9 Euro oder mehr für ein Taschenbuch auszugeben. Da immer öfter Fortsetzungsgeschichten veröffentlicht werden sind die nächsten 9 oder 18 Euro auch schon vorprogrammiert. Wird mir auf Dauer einfach zu teuer.
Wenn es nicht nur ein reines Problem der SF Literatur wäre, hätte ich als weiteren Grund auch Ebay, Booklooker oder andere diverse Tausch- und Auktionsplattformen angeführt. In den 90er Jahren mußte ich alles mühsam im Buchladen kaufen wenn ich etwas neues lesen wollte da ich sonst keine Möglichkeit hatte an Neuerscheinungen ranzukommen. In Antiquariaten oder auf Trödelmärkten gab es nur die älteren Bücher zu kaufen. Wenn heute mal etwas erscheint das mich interessiert (Foster, Sheffield, Niven...) kaufe ich es mir gebraucht im Internet. Wenn ich es gelesen habe wird es dort auch wieder verkauft. Warum also Neuerscheinungen kaufen, wenn ich diese bereits nach einigen Tagen als Gebrauchtbücher im Netz bekommen kann? So wird untereinander ein gelesenes Buch weitergegeben, vor 10 Jahren hätten sich noch 8 Leute das Buch neu gekauft.
Bearbeitet von vallenton, 18 September 2006 - 12:29.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#4
Geschrieben 18 September 2006 - 12:52
#5
Geschrieben 18 September 2006 - 13:34
#6
Geschrieben 18 September 2006 - 13:48
#7
Geschrieben 18 September 2006 - 14:10
E.E.Smith: Die Planetenbasis
www.listening.at
Das Portal für Nischenmusik - mit 14-tägigem Podcast, Blog, Archiv, Netlabel
#8
Geschrieben 18 September 2006 - 14:19
Legimus
HohlbeinFans
#9
Geschrieben 18 September 2006 - 14:26
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
Verlag das Beben
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- • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
- • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
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• (Buch) Neuerwerbung: Julie Phillips, James Tiptree Jr. (Biographie)
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• (Film) gerade gesehen: Oblivion
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#10
Geschrieben 18 September 2006 - 15:21
Du sagst (grob vereinfacht von mir), dass die SF-Szene diese Autoren nicht will, aber wollen diese Autoren denn die SF-Szene? Von Dath und Kirchner kenne ich bisher nur die (sehr inspirierenden) Sachtexte in Alien Contact, Meißner hat - ebenfalls zu AC - ein Interview beizutragen. Nun ja, könnte man sagen, die Aufgabe eines Autors ist ja auch nicht, auf Cons Bier zu trinken, sondern Romane abzuliefern. Stimmt natürlich. Aber um von der SF-Szene wahrgenommen zu werden, und dieser die geforderten Impulse zu liefern, würde es doch nicht schaden, einmal eine Kurzgeschichte zu den einschlägigen Magazinen (sei es ruhig wieder Alien Contact!) beizusteuern. Meinem Eindruck nach ist es nämlich vor allem die schnelle und gute Magazin-Szene, die uns England, Amerika und auch Australien voraus haben.[...] Im deutschsprachigen Raum, naja. Ich verfolge das nicht so, habe aber den Eindruck, dass die Interessantesten phantastischen Autoren total an der SF-Szene vorbei existieren - dass man sich gegenseitig kaum bemerkt. Für mich sind das spontan Dietmar Dath, Tobias O. Meißner, Barbara Kirchner. Alles Leute, die neue Impulse geben könnten, die dann auch wiederbelebend ins Feld der SF im engeren Sinne wirken könnten. Zwar kann man diese Autoren an einer Hand abzählen, aber da sind sie. Aus welchem Grunde auch immer scheint mir die SF-Szene hier einfach nicht besonders interessiert an Neuentwicklungen.[...]
Bearbeitet von Naut, 18 September 2006 - 15:22.
#11
Geschrieben 18 September 2006 - 15:31
Bearbeitet von Pixelprimat, 18 September 2006 - 15:37.
#12
Geschrieben 18 September 2006 - 16:29
Meinte ich ja genau - dass Szene und solche Autoren einander gar nicht richtig zu bemerken scheinen. Aber ich finde auch, dass man von den Leuten nicht erwarten kann, dass sie einer Subszene den Hof machen, in der sie weniger Widerhall finden als in den Literaturszene im allgemeinen. Und man könnte für die Magazine durchaus an Texte dieser Autoren rankommen, wenn man sich etwas bemühen würde - den Dath-Essay für AC einzuwerben war gar kein Problem. Im Endeffekt ist es doch eher Aufgabe der Magazine, ein interessantes Programm zu gestalten als Aufgabe der Autoren, sich um ihre Veröffentlichung in diesen Magazinen zu bemühen.Du sagst (grob vereinfacht von mir), dass die SF-Szene diese Autoren nicht will, aber wollen diese Autoren denn die SF-Szene? Von Dath und Kirchner kenne ich bisher nur die (sehr inspirierenden) Sachtexte in Alien Contact, Meißner hat - ebenfalls zu AC - ein Interview beizutragen.
Nun ja, könnte man sagen, die Aufgabe eines Autors ist ja auch nicht, auf Cons Bier zu trinken, sondern Romane abzuliefern. Stimmt natürlich. Aber um von der SF-Szene wahrgenommen zu werden, und dieser die geforderten Impulse zu liefern, würde es doch nicht schaden, einmal eine Kurzgeschichte zu den einschlägigen Magazinen (sei es ruhig wieder Alien Contact!) beizusteuern. Meinem Eindruck nach ist es nämlich vor allem die schnelle und gute Magazin-Szene, die uns England, Amerika und auch Australien voraus haben.
Im englischsprachigen Raum scheint das tatsächlich besser zu funktionieren, vielleicht auch, weil da für eher randständige Autoren aus rein demographischen Gründen ein größerer Markt besteht.
R. Scott Bakker
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#13
Geschrieben 18 September 2006 - 18:16
Obwohl mich Weltraum fasziniert, haben mit die Space Operas zuletzt nur gelangweilt. Als ich mir im Buchladen wieder neues Lesefutter besorgen wollte, stand für mich fest: KEINE Space Opera, dafür habe ich ein Buch bekommen (DER CONSUL von Dithfurth), wo endlich mal wieder flüssig erzählt wird.Space Operas sind momentan nicht besonders angesagt, es sei denn unter bekannten Labels wie Star Wars, Star Trek, usw., Spiele und erfolgreiche Serien wie Honor Harrington.
#14
Geschrieben 18 September 2006 - 18:24
Bei einem Titel von mir - VÖLKER DER SONNE - hat es wohl wegen kleiner verkaufter Auflage über ein Jahr gedauert, bis er bei Amazon auch gebracht angeboten wurde. Da ich damit keine finanziellen Interessen verfolge (außer mehr Geld reinzustecken, als bis jetzt rausgekommen ist), soll es mir recht sein. Je mehr Menschen das Buch lesen, um so besser. Angesichts dieser Haltung frage ich mich aber, ob nicht Autoren und Verlage auch vom Weiterverkauf ihrer Bücher profitieren, weil das wie Werbung ist. Diese Rechnung geht natürlich nur auf, wenn es noch genügend gibt, die auch neue Bücher kaufen.Wenn es nicht nur ein reines Problem der SF Literatur wäre, hätte ich als weiteren Grund auch Ebay, Booklooker oder andere diverse Tausch- und Auktionsplattformen angeführt. In den 90er Jahren mußte ich alles mühsam im Buchladen kaufen wenn ich etwas neues lesen wollte da ich sonst keine Möglichkeit hatte an Neuerscheinungen ranzukommen. In Antiquariaten oder auf Trödelmärkten gab es nur die älteren Bücher zu kaufen. Wenn heute mal etwas erscheint das mich interessiert (Foster, Sheffield, Niven...) kaufe ich es mir gebraucht im Internet. Wenn ich es gelesen habe wird es dort auch wieder verkauft. Warum also Neuerscheinungen kaufen, wenn ich diese bereits nach einigen Tagen als Gebrauchtbücher im Netz bekommen kann? So wird untereinander ein gelesenes Buch weitergegeben, vor 10 Jahren hätten sich noch 8 Leute das Buch neu gekauft.
#15
Geschrieben 18 September 2006 - 18:29
Das sehe ich auch so und denke, dass die in meinem Eingangspost skizzierten sehr gegensätzlichen Entwicklungen - Realisierung von der SF prognostizierter technischer Utopien vs. Rückfall in die Barbarei - eine Chance für SF bieten.Auch wenn mich dafür jetzt manche in der Luft zerreißen, gegen diese sogenannte Misere kann man etwas unternehmen. Nämlich spannende Romane produzieren, die auch dem einen oder anderen 'Normalleser' wieder schmackhaft gemacht werden können. Es gibt derzeit keine Krise in der SF, sonder eine riesengroße Chance, sie wiederzubeleben.
#16
Geschrieben 18 September 2006 - 18:58
Das sehe ich anders. Obwohl bei meinen eigenen Schreibprojekten derzeit "das Raumschiff in der Garage ist", fände ich es sehr spannend, wenn das Weltraum-Subgenre Bezug auf die Suche nach extrasolaren Planeten nehmen und den Faden weiterspinnen würde, gerade weil sich da etwas realisiert, was zu den Zeiten der ersten Enterprise reine Utopie war.Also an alle motivierten Autoren: Lasst das Raumschiff in der Garage (fremde Welten haben schon Enterprise und sogar die Raumpatrouille Orion entdeckt, wenn ich nicht irre) und ab gehts in neue und verrückte Gefilde!
#17
Geschrieben 19 September 2006 - 11:24
Bearbeitet von Kopernikus, 19 September 2006 - 11:26.
#18
Geschrieben 19 September 2006 - 14:59
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#19
Geschrieben 19 September 2006 - 15:36
Nö, keinesfalls. Augenscheinlich gibt es das Bedürfnis sich darüber zu unterhalten. Wenn diesem Bedürfnis nicht (in Form neuer Threads) nachgegeben wird, kann ich den Laden gleich dicht machen!Meine Güte, das alte Sommerlochthema!
@molosovsky: ein sehr anregender Beitrag. Vielen Dank. Nun hab ich doch noch Lust bekommen, mich in die Debatte einzubringen!
Seit geraumer Zeit begegne ich der Frage nach der "Krise in der SF-Literatur" anders. Zum einen differenziere auch ich sehr wohl den englischen/amerikanischen Markt und den deutschen. Bedingt durch den verlorenen zweiten Weltkrieg hat sich in Deutschland niemals diese Verbindung aus Technik- und Zukunftsbewußtsein entwickeln können, wie etwa in den USA oder GB. Man hatte andere Sorgen und Visionen, die sich in der Kunst und Literatur widerspiegelten. Letztlich heißt auch "unser Mann im All" Perry Rhodan" und nicht Georg Schultze. Hand aufs Herz: deutsche SF stand und steht häufig im langen Schatten der angloamerikanischen Tradition.
Mag sein, dass das Label "SF" auf einem Buchrücken Kassengift ist. Erklärung gibts genug (in diesem Thread habe ich etliche, sehr gute gelesen). Das Resultat ist, dass die großen Verlagshäuser ihre ausgewiesenen SF-Reihen einstampfen und/oder das Label vom Buchrücken entfernen und den Titel einfach in ihre allgemeine Reihe integrieren. Wo ist nun das Problem? Ich sehe keins! Es wird vielleicht schwieriger die Romane ausfindig zu machen, aber geschrieben und verlegt werden sie dennoch: Schätzing, Eschbach, Kunkel, Niffenegger, Crichton, Baxter, Barry, ...; Ist mir doch egal, ob Autor oder Verleger das Werk als SF einstufen. Hauptsache es passt! Und gute Neuerscheinungen gibt es en masse, ich komme kaum nach.
Ich denke schlicht, der Begriff "SF" ist in der Krise. Lassen wir ihn eben weg. An der Substanz ändert sich, abgesehen von dem thematischen Wandel (den wir eigentlich alle begrüßen) nichts.
Accelerando!
(Georg Christoph Lichtenberg)
#20
Geschrieben 19 September 2006 - 19:19
Bearbeitet von molosovsky, 19 September 2006 - 19:20.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#21
Geschrieben 19 September 2006 - 20:46
#22
Geschrieben 20 September 2006 - 07:22
#23
Geschrieben 20 September 2006 - 07:30
(Georg Christoph Lichtenberg)
#24
Geschrieben 20 September 2006 - 09:00
Ähm ... jammern tut hier eigentlich keiner, von Lamentieren kann auch keine Rede sein, und die Frage in den Raum zu stellen halte ich für legitim. Ich finde so einen Beitrag wie deinen nicht allzu produktiv, sorry. Man kann doch darüber diskutieren? Wenn du das Thema nicht magst, beteilige dich halt nicht? Ich ziehe mir jetzt mal den Schuh an, auch wenn ich nicht weiß, ob ich gemeint war: Richtig, ich habe gesagt, dass die SF heutzutage im Vergleich zu den 80ern, wo man sie schon für sterbend hielt, tot ist - tja, ich kann es nicht ändern, ich unterhalte mich eben mit manchen Leuten, und das ist eben das bisherige Fazit. Aber ich glaube mich auch zu erinnern, dass ich im selben Beitrag geschrieben habe, dass es gerade für die Kleinen von Vorteil ist, wenn die Großen ihr Programm wieder reduzieren, oder? SF ist ein Genre, das irgendwann in eine Nische gedrängt wurde und seither darum kämpfen muss, wieder herauszukommen. Das ist eine Tatsache. Aber das heißt noch lange nicht, die SF aufzugeben - das habe ich nicht gesagt, werde es gewiss auch nicht, sondern hartnäckig und gerade erst recht, wie auch schon Ende der 80er, SF verlegen. Ich bleibe aber dabei, dass mir die Ausgrenzung der SF von der "Normalliteratur" nicht gefällt, weil dadurch viel an Beachtung und Anerkennung verlorengeht. Diese Ansicht habe ich schon immer vertreten.Meine Güte, das alte Sommerlochthema! Jammerlappen Deutschlands vereinigt euch und lamentiert, dass die Forensoftware glüht. Es gibt eine Autorengeneration, die nachhaltig dafür gesorgt hat, dass die SF am Boden liegt und kaum ein normaler Mensch mehr bereit ist, SF zu kaufen, die das Label SF trägt. Stinklangweilig, staubtrocken, zu theoretisch - das verbinden Nichtleser mit dem Begriff SF. DAS ist die Wahrheit und nichts sonst. Und genau aus diesem Grund bringt man SF, so sie denn spannend ist und gut geschrieben, in der allgemeinen Reihe unter. Auch wenn mich dafür jetzt manche in der Luft zerreißen, gegen diese sogenannte Misere kann man etwas unternehmen. Nämlich spannende Romane produzieren, die auch dem einen oder anderen 'Normalleser' wieder schmackhaft gemacht werden können. Es gibt derzeit keine Krise in der SF, sonder eine riesengroße Chance, sie wiederzubeleben. Nur, mit nach hinten gewandtem Blick und dem üblichen Gejammere funktioniert das natürlich nicht.
#25
Geschrieben 20 September 2006 - 09:51
"Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?" Ne, Antworten und Lösungen möchte ich von der SF auch nicht. Da, wo sie sich bisher an solcherlei versucht hat, war sie selten gut, manchmal interessant und manchmal unerträglich. Da halte ich es doch lieber mit den kritischen Fragen.Alles sehr interessante Antworten. Die Krise der SF scheint es vielen Posts zufolge nicht zu geben oder sie beschränkt sich auf das schlechte Image des Labels "Science Fiction", nicht auf das Genre als solches. Bleibt aber die Frage, ob die Science Fiction angemessen auf gegenwärtige Herausforderungen reagiert. Mit "angemessen" meine ich nicht Fortschreiben der gegenwärtigen Tristesse im Sinne von "Naher Zukunft"-SF, sondern das Aufzeigen von Lösungen und Alternativen. Wir leben selbst in einer Welt, die den "Nahe Zukunfts"-Szenarios der SF entspricht, womit diese ihre Funktion verlieren bzw. zu Gegenwartsliteratur werden. Vielleicht gibt es in der SF die Antworten auf gesellschaftliche Probleme, nur sind die Titel und Autoren an mir (und anderen) vorbeigegangen.
R. Scott Bakker
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#26
Geschrieben 20 September 2006 - 10:32
#27
Geschrieben 20 September 2006 - 12:22
Nicht einmal das. Das ist hier doch wieder nur eine langweilige Literaturliteraturdiskussion. Was für kritische Fragen? Was für visionäre Antworten? Die werden doch im Zweifelsfalle nur einen sehr geringen Kreis potentieller Leser interessieren. Ich behaupte, dass 90 % der potentiellen und tatsächlichen SF-Leser vor allem an guter, knackiger Unterhaltung interessiert sind und nicht daran, sich mit den Schicksalsfragen der Welt auseinanderzusetzen. Und der "Erfolg" oder die "Krise" der SF hängen schlicht davon ab, ob sich genügend Leute durch SF unterhalten fühlen und dann wieder zum Genre greifen oder nicht. Effektiver Eskapismus ist eine weitaus bessere Strategie zur Überwindung irgendeiner "Krise" als das bewusste Problemwälzen.Ich für meinen Teil habe diesem Thread auf jeden Fall schon wieder eine Menge Leseempfehlungen entnommen: Mal sehen, was Dietmar Dath so zu bieten hat. Antworten aus der SF? Sehe ich nicht so. Die bloße Vorstellung "einfacher" Antworten erscheint mir wie eine naive Steuerungsideologie (wenn man nur dies Knöpfchen drückt/ jenes Gesellschaftssystem einführt wird alles gut). SF schätze ich, weil sie mich für gewisse aktuelle oder ewig gültige Fragestellungen sensibilisiert, ohne mich dabei - wie viele Sachbücher - zu Tode zu langweilen. Dieser Aufgabe wird gute SF auch heute noch gerecht, auch wenn kein Genre-Aufkleber mehr am Buchrücken prangt.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, fĂĽr Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#28
Geschrieben 20 September 2006 - 12:44
Ich habe die Frage auch eher als eine nach der "kreativen Krise" der SF verstanden. Die hängt natürlich mit dem Markt zusammen - je erfolgreicher SF im allgemeinen ist, desto besser können sich "anspruchsvolle" Titel mit durchschleichen und werden von mehr Leuten wahrgenommen. Ob das nun langweilig (Literaturliteratur") ist, ist ja wohl mindestens Ansichtssache. Ich finde tendenziell die Sachen interessant, die nicht das immergleiche wiederholen, ganz egal, ob sie dann von Stil und inhalt her eher "literarisch" oder eher "eskapistisch" einzuordnen wären. Prinzipiell zerbreche ich mir aber auch nicht den Kopf der großen Publikumsverlage - die sollen vermarkten, was vermarktbar ist, ich picke mir raus, was mir interessant erscheint und bemesse dann daran, ob die SF meiner Ansicht in einer kreativen Krise steckt oder nicht. Und da kann ich im Moment zu dem Ergebnis kommen, dass das glücklicherweise nicht der Fall ist. Ich finde nebenbei auch nicht, dass sich Eskapismus und Gesellschaftskritik ausschließen. "Eskapismus" ist ohnehin ein ungeeigneter Begriff, um etwas als trivial zu brandmarken, die Anschuldigung, die dahinter steckt, ist ja im großen und ganzen "Ihr kommt nicht mit der Wirklichkeit klar, also flüchtet ihr euch in Fantasiewelten". Das impliziert aber ein Verständnis von Gesellschaftskritik, dem zufolge diese explizit und "naturalistisch" zu sein hätte, also Verhältnisse getreu abbilden müsste. Dafür kann ich aber auch Sachbücher lesen.Nicht einmal das. Das ist hier doch wieder nur eine langweilige Literaturliteraturdiskussion. Was für kritische Fragen? Was für visionäre Antworten? Die werden doch im Zweifelsfalle nur einen sehr geringen Kreis potentieller Leser interessieren. Ich behaupte, dass 90 % der potentiellen und tatsächlichen SF-Leser vor allem an guter, knackiger Unterhaltung interessiert sind und nicht daran, sich mit den Schicksalsfragen der Welt auseinanderzusetzen. Und der "Erfolg" oder die "Krise" der SF hängen schlicht davon ab, ob sich genügend Leute durch SF unterhalten fühlen und dann wieder zum Genre greifen oder nicht. Effektiver Eskapismus ist eine weitaus bessere Strategie zur Überwindung irgendeiner "Krise" als das bewusste Problemwälzen.
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#29
Geschrieben 20 September 2006 - 12:46
Wo liegt der Vorwurf? Ich WILL der Wirklichkeit entfliehen und mich in eine Fantasiewelt flĂĽchten, wenn ich SF lese. Das ist GUT."Eskapismus" ist ohnehin ein ungeeigneter Begriff, um etwas als trivial zu brandmarken, die Anschuldigung, die dahinter steckt, ist ja im groĂźen und ganzen "Ihr kommt nicht mit der Wirklichkeit klar, also flĂĽchtet ihr euch in Fantasiewelten".
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#30
Geschrieben 20 September 2006 - 13:10
Eskapismus ist wohl eher als Negativbegriff geprägt worden, ausgehend von einem realistischen Literaturideal - aber ich hab auch nichts dagegen, ihn im positiven Sinne zu verwenden. Ich denke nur, dass er oft in völligem Unverständnis der Tatsache verwendet wird, dass die Fantasiewelten, in die man sich flüchtet, sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun haben. Kommt z.B. sehr schon in Michael Chabons Roman "The Amazing Adventures of Kavalier and Clay" zum Ausdruck, der darum geht, wie ein jüdischer Flüchtling aus Prag in ganz und gar "trivialen" Superheldencomics den 2. Weltkrieg und seine persönliche Geschichte verarbeitet. Von daher sehe ich gar nicht so den prinzipiellen Unterschied zwischen "Eskapismus" und "Literatur-SF". Klar gibt's komplizierte oder dröge SF, die einen nicht mitreißt, aber es gibt auch genug mitreißende, Publikumswirksame Geschichten, die sich trotzdem mit Gesellschaftskritik befassen. "Neuromancer" ist dafür gar kein so schlechtes Beispiel, oder LeGuins "Left Hand of Darkness", oder Robsons "Silver Screen", oder das eine oder andere Dick-Buch, oder auch Mieville (mit Ausnahme wohl von "Iron Council", das ja von vielen für mehr oder weniger unlesbar befunden wird). Das ist alles Spannungsliteratur, oft mit trashigen Einschlägen und durchaus auch auf Effekthascherei bedacht. Sogar der völlig extravagante und wohl eher publikumsentfremdete Dietmar Dath hat einie ganze Menge Pulptradition in seinen Büchern stecken, da wimmelt es nur so von Moorcock- oder Romeroverweisen. Oft bieten gute Bücher doch beides: Flucht und Möglichkeiten der Deutung und Auseinandersetzung. Und im besten Fall schaffen sie es sogar, diese Aspekte nicht nur nebeneinander zu stellen, sondern sie zu verknüpfen.Wo liegt der Vorwurf? Ich WILL der Wirklichkeit entfliehen und mich in eine Fantasiewelt flüchten, wenn ich SF lese. Das ist GUT.
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