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Mal wieder Krise der Science Fiction


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228 Antworten in diesem Thema

#181 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 10 Juli 2007 - 16:07

Ich persönlich kann das Gemaule über angeblich schlechte Übersetzungen nicht recht bestätigen.

Daß es ein Problem mit der durchschnittlichen Qualität der Übersetzungen gibt, ist in unzähligen Artikeln und Rezensionen hinreichend belegt. Der aktuelle deutsche Sprachgebrauch ist durchsetzt von Wörtern und Redewendungen, die schlecht übersetzten Büchern und - wahrscheinlich noch mehr - schlecht synchronisierten Filmen entstammen. Das ist gar nicht von der Hand zu weisen. Dabei werden die meisten Fehler gar nicht an schwierigen Stellen gemacht (wo man nachsichtig sein könnte), sondern bei völlig banalen Sachen. Das ist Problem ist nur: viele Leser sind mit miesen Übersetzungen mieser Originale aufgewachsen und so daran gewöhnt, daß sie dieses anglifizierte Kauderwelsch für gutes Deutsch halten. Und was die Sache noch schlimmer macht: Inzwischen gibt es eine neue Generation von Lektoren/Korrektoren, die frisch von der Uni sind (wo man ihnen offenbar auch kein sauberes Deutsch mehr beibringt) und erfahrenen Profis Fehler in die Texte reinschreiben, die diese sorgfältig vermieden haben. Kollege Ronald Hahn könnte (und hat an anderer Stelle schon) Geschichten darüber erzählen. Ich habe es selbst auch schon bei eigenen Texten erlebt. Nur ein Beispiel: Ich bin Kollege Hahn dankbar, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, daß die Worte "ultimat" und "ultimativ" nicht daselbe bedeuten (Letzteres wird fast immer falsch benutzt). Nachdem ich dieses Detail intus hatte und beim nächsten Mal korrekt das Wort "ultimat" benutzte, macht ein Mensch im Lektorat - na was? - ein "ultimativ" daraus. Aaarghhhhh!

Die Ergebnisse sind natürlich nicht optimal, aber immerhin besser als z.B. die grausige deutschsprachige Fanübersetzung, die Cory Doctorow auf seiner Heimseite hält. :)

Na, Du kannst ja mal zum Vergleich die Übersetzung lesen, die ich für Heyne gemacht habe. Cory Doctorow war mir mit einigen seiner deutschsprachigen Freunde sehr behilflich. Gruß MKI

#182 simifilm

simifilm

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Geschrieben 10 Juli 2007 - 16:40

@simifilm: Sachtexte selbst zu übersetzen ist, denke ich, recht machbar wenn man des englischen halbwegs kundig ist. Ich selbst habe nie in einem englischsprachigen Land gelebt, trotzdem schreibe ich regelmäßig für zwei englische Webseiten und habe noch keine Beschwerden über stilistische Unzumutbarkeiten meiner Texte gekriegt. Ich denke, das dafür nütige Englisch lernt man relativ schnell durch Dernsehserien, Bücher und Uniseminare oder vergleichbare Laberveranstaltungen ...

Vielleicht haben wir ja unterschiedlich hohe Ansprüche, aber ich würde diese Aussage entschieden bestreiten. Wie schon gesagt: Ich kann problemlos einen Text auf Englisch produzieren, den das Gegenüber versteht. Das allein reicht mir aber nicht, und zwischen passablem und wirklich gutem Englisch ist ein grosser Unterschied. Letztlich sind auch und gerade in den Geisteswissenschaften viele angesehene Forscher grosse Stilisten, die es eben schaffen, komplizierte Sachverhalte klar darzustellen. Das setzt nicht zuletzt auch schriftstellerische Fähigkeiten voraus (wenn auch andere als bei Literatur). Okay, es gibt auch genug oft das Gegenteil, jene, die durch schlechten Stil ihre Texte geheimnisvoll machen, aber meine Vorbilder in Sachen wissenschaftlicher Schreibe sind alles hervorragende Stilisten (wobei hier die Angelsachsen gegenüber der deutschsprachigen Geisteswissenschaft klar die Nase vorn haben).

Bearbeitet von simifilm, 10 Juli 2007 - 22:01.

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#183 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 10 Juli 2007 - 22:55

"Ulysses" ist natürlich ein Extremfall. Joyce hat an dem Buch, glaube ich, zwölf Jahre geschrieben. Fünf Jahre Vollzeitarbeit für die Übersetzung scheint mir sogar recht flott. Die Honorarfrage relativiert sich etwas dadurch, daß Wollschläger für die Arbeit mehrere Literaturpreise und sicher auch ein paar Stipenden bekommen hat.

Die Literaturpreise kann man schlecht vorher einkalkulieren.... Wollschläger ist übrigens vor einigen Wochen gestorben. Sicher nicht an den Spätfolgen der Ulysses-Übersetzung (die ja schon rund 30 Jahre zurückliegt). Ich glaube, dass er zu den "Idealisten" gehörte, die auf jeden Fall "ihr Ding durchzogen". Den Ulysses wollte er neu übersetzen, egal, ob für 5.000, 50.000 oder 500.000 DM. Erinnert sei hier auch noch mal seine E.A.Poe-Übersetzung (mit Arno Schmidt); der (Poe-)Gesamtwerk-Taschenbuch-Schuber aus dem Walter-Verlag steht schräg hinter mir... Jaktusch
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#184 Naut

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 07:56

@Jakob & Simifilm: Nur damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich wäre es auch mir lieber, wenn meine Sachen (sowohl Geschichten als auch Sachtexte) von Leuten übersetzt würden, die ihr Handwerk auch richtig verstehen (also nicht von mir). Aber erneut: Wer sollte so etwas tun? Ich bin nicht so berühmt, dass ein gesteigertes Interesse daran bestände. :) Und in der Wissenschaft habe ich sowieso keine Wahl, da heißt es publish or perish.

@MKI: Ich weiß schon, was Du meinst. Mir fällt als Beispiel das Paar "Technologie/Technik" ein. Allerdings sehe ich die Hauptursache nicht in minderqualitativen Übersetzungen (schon gar nicht von Genreliteratur). Bereiche wie Werbung, Politik und die von Dir genannten Filme üben da weitaus größeren Einfluss aus.
Das Übel daran ist aber nicht die Veränderung einzelner Wörter und Wendungen, sondern der Verlust von Sprachnuancen und Ausdrucksfähigkeit. Und dagegen kann man sich als Autor durchaus wehren, nämlich indem man die Lektoren aufklärt.

Bearbeitet von Naut, 11 Juli 2007 - 08:20.

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#185 simifilm

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 08:12

@Jakob & Simifilm: Nur damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich wäre es auch mir lieber, wenn meine Sachen (sowohl Geschichten als auch Sachtexte) von Leuten übersetzt würden, die ihr Handwerk auch richtig verstehen (also nicht von mir). Aber erneut: Wer sollte so etwas tun? Ich bin nicht so berühmt, dass ein gesteigertes Interesse daran bestände. :) Und in der Wissenscahft habe ich sowieso keine Wahl, da heißt es publish or perish.

Die ausländischen Verlage rennen mir auch beileibe nicht die Bude ein, das bedeutet für mich aber nicht, dass ich mich mit einer Übersetzung zufrieden gebe, von der ich genau weiss, dass sie allerhöchstens Mittelmass ist.

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#186 Naut

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 08:20

Die ausländischen Verlage rennen mir auch beileibe nicht die Bude ein, das bedeutet für mich aber nicht, dass ich mich mit einer Übersetzung zufrieden gebe, von der ich genau weiss, dass sie allerhöchstens Mittelmass ist.

Die Alternative ist, eben nicht übersetzt zu werden. Wenn das für Dich okay ist, dann ist das ja schön. :)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#187 simifilm

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 08:29

Die Alternative ist, eben nicht übersetzt zu werden. Wenn das für Dich okay ist, dann ist das ja schön. :)

Oder eben schauen, dass man's gut übersetzt kriegt. Mein nächstes englisches Paper werde ich ziemlich sicher von einer Übersetzerin meines Vertrauen übersetzen lassen. Das kostet mich dann zwar was, aber im anderen Fall muss ich selbst ran, und meine Zeit ist auch nicht umsonst...

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#188 Diboo

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 08:31

Oder eben schauen, dass man's gut übersetzt kriegt. Mein nächstes englisches Paper werde ich ziemlich sicher von einer Übersetzerin meines Vertrauen übersetzen lassen. Das kostet mich dann zwar was, aber im anderen Fall muss ich selbst ran, und meine Zeit ist auch nicht umsonst...

Aufgrund einschlägiger Erfahrungen darf ich Dir raten, solltest Du Dir selbst ein zumindest passables Englisch zutrauen, das Paper selbst zu übersetzen und es anschließend der Übersetzerin zum copy-editing zu geben - das wird deutlich billiger und das Resultat ist von gleicher Qualität. Es ist natürlich auch anstrengender, aber wenn das Geld eine Rolle spielt...

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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#189 simifilm

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 08:35

Aufgrund einschlägiger Erfahrungen darf ich Dir raten, solltest Du Dir selbst ein zumindest passables Englisch zutrauen, das Paper selbst zu übersetzen und es anschließend der Übersetzerin zum copy-editing zu geben - das wird deutlich billiger und das Resultat ist von gleicher Qualität. Es ist natürlich auch anstrengender, aber wenn das Geld eine Rolle spielt...

So hab ich's ja beim letzten Mal gemacht, aber das Verfahren hat mich nur mässig überzeugt. Einerseits weil die Überarbeitung - wenn sie sorgfältig gemacht sein soll - eben auch Zeit braucht. Zudem habe ich das Gefühl, dass ich durch meine erste Fassung bereits einschränkend wirke. Aber eben: Dieses Mal habe ich's so gemacht, beim nächsten Mal wahrscheinlich anders und dann kann ich vergleichen.

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#190 Thomas Sebesta

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 08:37

...Und dagegen kann man sich als Autor durchaus wehren, nämlich indem man die Lektoren aufklärt.

Da kommen wir ja zu noch einem Thema, dass vielleicht so manchen interessiert. Was spielen die Lektoren in der ganzen Sache für eine Rolle? Welchen Einfluss habe diese auf den Text? Wird am Lektorat gespart? Könnte man mit mehr Lektorat die Qualität verbessern? Welchen Kostenanteil hat das Lektorat an der Veröffentlichung? Fragen über Fragen! :) Gruß Thomas

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#191 lapismont

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 09:13

Als gewöhnlicher Leser bekommt man eh nicht mit, ob der Autor oder der Übersetzer versagte. Nicht jeder kann nachprüfen, ob etwa Beschleunigung und Geschwindigkeit und von wem verwechselt wurden.Major-Verlage beseitigen bekannte Übersetzungsfehler für gewöhnlich auch erst in Neuausgaben, nicht jedoch in Neuauflagen, sodass der Leser auch hier keinerlei Garantien hat.Auf jeden Fall kann durch eine unispirierte Übersetung ein Meisterwerk schnell zum Langweiler werden.

#192 Thomas Sebesta

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 09:27

Auf jeden Fall kann durch eine unispirierte Übersetung ein Meisterwerk schnell zum Langweiler werden.

Kann man also sagen, dass der Übersetzer nicht einfach nur ein "Handwerker" und "Erfüllungsgehilfe" sondern auch ein kreativ Schaffender mit künstlerischem Anteil an dem Gesamtwerk ist? Sehen sich Übersetzer auch so? Gruß Thomas

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#193 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 11:44

Kann man also sagen, dass der Übersetzer nicht einfach nur ein "Handwerker" und "Erfüllungsgehilfe" sondern auch ein kreativ Schaffender mit künstlerischem Anteil an dem Gesamtwerk ist? Sehen sich Übersetzer auch so?

Bei einem schlechten Originaltext ist es eher Handwerk als Kunst, und ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es manchmal ein sehr mühseliges Handwerk sein kann. Ein Übersetzer, der einen literarisch anspruchsvollen Text in eine adäquate fremdsprachige Form überführt, vollbringt ohne Zweifel eine kreative Leistung, die der eines Autors zumindest auf sprachlicher - wenn auch nicht konzeptioneller Ebene - ebenbürtig sein kann. Der Schriftstellerverband betrachtet daher auch Übersetzer als Autoren. Das Urheberrecht übrigens auch. Viele Leser - und leider auch einige Verlage - wissen gar nicht, daß ein Übersetzer immer Urheberrechtsinhaber des deutschen Textes bleibt. Durch sein Übersetzerhonorar tritt er diese Rechte nur zeitweise an den Verlag ab. Übersetzer mit vielen Veröffentlichungen haben dadurch Aussicht auf ein Zweiteinkommen. Sie können Veröffentlichungsrechte, die ein Verlag längere Zeit nicht wahrgenommen hat, zurückfordern und die Texte, so ein Verlag Interesse hat, noch einmal verkaufen. Dabei wird allerdings nur ein Bruchteil des ursprünglichen Honorars bezahlt. Das Urheber- recht ist inzwischen auch dahingehend erweitert worden, daß Übersetzer einen Anspruch haben, an Bestsellererfolgen beteiligt zu werden. Ein Maßstab für gutes Übersetzen ist ein Aha-Erlebnis, das ich gelegentlich beim direkten Vergleich einer Übersetzung mit dem Original hatte - zum Beispiel bei den Joseph Conrad-Übersetzungen von Fritz Lorch im Fischer-Verlag. Bei solchen Meistern sieht auf einmal alles so einfach aus, daß man sich denkt "Mensch, anders und besser kann man's doch gar nicht formulieren". Aber das ist eine Kunst, die eine eigene Art von Ehrgeiz erfordert. Autoren, die selbst einen kreativen Anspruch haben, sind deshalb nicht unbedingt die besten Übersetzer. Ihr eigener Stil verbiegt den übersetzten Text sehr leicht in eine Richtung, die dem Original nicht angemessen ist. Das gilt zum Beispiel für einen vielgepriesenen, sicher sprachmächtigen, aber im Detail oft dubiosen Übersetzer wie Arno Schmidt. Gruß MKI

#194 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 11:59

Als gewöhnlicher Leser bekommt man eh nicht mit, ob der Autor oder der Übersetzer versagte. Nicht jeder kann nachprüfen, ob etwa Beschleunigung und Geschwindigkeit und von wem verwechselt wurden.

Vom "gewöhnlichen" Leser, der sich auf die Arbeit des Verlages verlassen muß, kann man das sicher nicht erwarten. Ein erfahrener Leser mit guten Kenntnissen der Quell- und Zielsprache kann aber durchaus, ohne das Original heranzuziehen, die Qualität einer Übersetzung ungefähr einordnen, vor allem wenn es sich um eine schlechte Übersetzung handelt. Es gibt sprachliche und inhaltliche Merkwürdigkeiten, die einfach ins Auge fallen. Wenn mir eine Übersetzung z.B. die chemischen Elemente "Sodium" und "Potassium" präsentiert, dann weiß ich, daß der Übersetzer zu faul war, um ins Wörterbuch zu schauen. Interessant ist, wie sich solche Totalausfälle dann auch noch im allgemeinen Sprachgebrauch verselbständigen. Ein Bundestagsabgeordneter, Experte für die IT-Industrie, sagte in einem Interview ernsthaft: "Silikon. Sie wissen schon, das ist diese gummiartige Substanz, aus der heute Computerchips hergestellt werden." Im Editorial einer Computerzeitschrift stand: "Bis März war noch kein funktionsfähiges Silikon lieferbar." (Gemeint war, daß ein Chiphersteller den angekündigten Mikroprozessor noch nicht ausgeliefert hat.) Unter dem Bildzeitungsfoto einer prallen Blondine stand einmal, daß diese Dame "offenbar aus Silicon Valley kommt". Was all diese Schwachköpfe nicht begriffen haben: das englische Wort "silicon" bedeutet "Silicium". Der u.a. zum Aufpolstern von Oberweiten verwendete Kunststoff heißt im Englischen "silicone". Was doch manchmal ein kleiner, unschuldiger Buchstabe ausmacht. Gruß MKI

#195 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 12:08

Da kommen wir ja zu noch einem Thema, dass vielleicht so manchen interessiert. Was spielen die Lektoren in der ganzen Sache für eine Rolle? Welchen Einfluss habe diese auf den Text?

Die Herausgeber/Redakteure kleinerer Projekte in unserer Szene muß ich dieser Hinsicht ausdrücklich loben. Bei Mommers, Haubold, Rößler (für Wurdack und Phantastisch!) ist es Standard, daß sie dem Autor die lektorierte Fassung zur Durchsicht schicken. Bei strittigen Einzelheiten hat dann der Autor das letzte Wort. Bei Großverlagen ist es mir dagegen gelegentlich passiert, daß ich in der gedruckten Fassung heftige Stümpereien gefunden habe, die ich nicht mehr beeinflussen konnte. Gruß MKI

#196 Guido Seifert

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 12:24

Aber das ist eine Kunst, die eine eigene Art von Ehrgeiz erfordert. Autoren, die selbst einen kreativen Anspruch haben, sind deshalb nicht unbedingt die besten Übersetzer. Ihr eigener Stil verbiegt den übersetzten Text sehr leicht in eine Richtung, die dem Original nicht angemessen ist. Das gilt zum Beispiel für einen vielgepriesenen, sicher sprachmächtigen, aber im Detail oft dubiosen Übersetzer wie Arno Schmidt.

Von Schmidt kenne ich bislang nur die Poe-Übersetzungen. In der Tat sind seine &-Zeichen, seine Ziffer-Schreibungen von Zahlwörtern und besonders Artikeln (ein = 1) dubios. Unerfreulich werden sie aber, wenn man sieht, daß er den Sprachduktus des 19. Jahrhunderts nicht durchhält. Da frage ich mich schon, inwieweit der Überlegenheit, die Schmidt bei Poe sicher empfunden haben dürfte, eine gute Portion Wuschtigkeit beigemischt ist.

#197 lapismont

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 12:28

Bei Rezensionen bemühe ich mich daher stets auch die Übersetzer zu benennen. Für den Fantasyguide hab ich auch schon einige von ihnen interviewt, da mich der Prozeß schon sehr interessiert. Wenn etwa in einer Rezi der Stil des Autors gewürdigt wird, ist es nicht klar fassbar, inwieweit hier eigentlich der Übersetzer zu loben wäre. Aber wehe es wird ein grober Schnitzer entdeckt! :thumb: Auffälligkeiten in der Übersetzung, wie etwa Potassium erfordern vom Leser aber entweder Hintergrundwissen oder Misstrauen. Ich etwa kenne keine Originaltexte außer Lyrics von Musiktiteln. Viele SF-Werke sind ja auch eher zum schnellen Konsumieren gedacht, Begrifflichkeiten meist eher zum einmaligen Gebrauch erfunden und nur in einem speziellen Umfeld gültig, das der Leser sofort wieder vergisst.Was mir aber in letzter Zeit vielmehr Spaß macht, sind sorgfältig editierte Ausgaben, etwa Die Reise um den Mond von Jules Verne in der Ausgabe von Winkler. Hier hat die Übersetzerin Claudia Kalscheuer nicht nur tief in der Werkgeschichte gewühlt und inhaltliche Probleme des Textes beleuchtet, sie wies auch auf diverse Übersetzungserrata hin und betrachte sie in ihrem Entstehungszusammenhang. Sicherlich ist so eine aufwendige Arbeit nur selten finanzierbar, hier durch ein Stipendium, aber mir als Leser bereitet das großes Vergnügen.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#198 simifilm

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 12:38

Wie schon angedeutet: Ich halte eine gute Übersetzung für eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Michael hat sicher Recht mit der Feststellung, dass ein Übersetzer nicht zu viel "Eigen-Kreativität" entwickeln sollte, aber er muss beide Sprachen beherrschen und auch verstehen, was er da übersetzt. Ein abschreckendes Beispiel ist für mich die Solaris-Übersetzung von Irmtraud Zimmermann-Göllheim bei dtv. Ich kenne das Original zwar nicht, aber beim Lesen der Übersetzung kamen mir manchmal Zweifel, ob die gute Frau die deutsche Sprache tatsächlich beherrscht. Da war so haarsträubendes Zeug drin. Das ist umso betrüblicher, als Lem sonst meist sehr gut übersetzt wird (zumindest in ein schnörkelloses aber dennoch elegantes Deutsch. Inwieweit das dem Original entspricht, kann ich natürlich nicht beurteilen).

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#199 Diboo

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 12:45

Das Urheberrecht übrigens auch. Viele Leser - und leider auch einige Verlage - wissen gar nicht, daß ein Übersetzer immer Urheberrechtsinhaber des deutschen Textes bleibt. Durch sein Übersetzerhonorar tritt er diese Rechte nur zeitweise an den Verlag ab.

Ist das so? Seit wann kann man denn ein Urheberrecht abtreten? Ich war bisher immer der Ansicht, dass das Urheberrecht unveräußerlich ist, man aber das Verwertungsrecht abtreten kann (§§ 15-17 UhG). Ich lasse mich aber gerne eines anderen belehren.

Bearbeitet von Diboo, 11 Juli 2007 - 12:45.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
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#200 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 12:57

Ist das so? Seit wann kann man denn ein Urheberrecht abtreten? Ich war bisher immer der Ansicht, dass das Urheberrecht unveräußerlich ist, man aber das Verwertungsrecht abtreten kann (§§ 15-17 UhG). Ich lasse mich aber gerne eines anderen belehren.

Sorry, Du hast recht. Das habe ich falsch formuliert. Man triitt die Veröffentlichungsrechte an den Verlag
ab. Die Details habe ich jetzt nicht im Kopf, aber der Verlag muß diese Rechte innerhalb einer gewissen Zeit
wahrnehmen (zwei Jahre, glaube ich), sonst fallen sie an den Übersetzer zurück bzw. können zurückgefordert
werden.

Leider sind auch die Übersetzer und Autoren in diesen Fragen selten Experten. Deshalb bieten die Berufsverbände
besonders in Urheberrechtsfragen fachmännische Unterstützung an.

Gruß
MKI

#201 Thomas Sebesta

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 13:02

Dieser Tread ist ja wirklich sehr informativ und ich muss da nochmals allen danken, die da so bereitwillig meine wohl dummen (nein es gibt keine dummen) Fragen beantworten. Es werde sicher auch einige andere zu schätzen wissen.

...Viele Leser - und leider auch einige Verlage - wissen gar nicht, daß ein Übersetzer immer Urheberrechtsinhaber des deutschen Textes bleibt. Durch sein Übersetzerhonorar tritt er diese Rechte nur zeitweise an den Verlag ab....

Das habe ich in dieser Form noch nicht wahrgenommen, aber eigentlich ist es logisch. Dann sieht's also so aus, dass man einen fremdsprachigen Text vom Autor kauft (muss der eigentlich mit einer Übersetzung dezitiert einverstanden sein?) und dann die Rechte an der Überstetzung vom Übersetzer. Zwei getrennte Rechte. Eigentlich könnte (rein theoretisch) ein Übersetzer die Rechte an einem Text erwerben, dieen Übersetzen und dann anbieten (wie gesagt, theoretisch - wird wahrscheinlich nicht vorkommen. Oder?)

...Autoren, die selbst einen kreativen Anspruch haben, sind deshalb nicht unbedingt die besten Übersetzer. Ihr eigener Stil verbiegt den übersetzten Text sehr leicht in eine Richtung, die dem Original nicht angemessen ist....

Da hätten wir dann eigentlich ein Argument für das Nicht-Selbst-Übersetzen (dem jetzt natürlich die Kosten in erster Linie gegenüberstehen ;) ). Anderereits bleiben dann alle Rechte ebim Autor. Wohl eine Sache der Abwägung der Vor- und Nachteile. Dabei dachte ich, dass der Autor ja wohl selbst am besten Wissen müsste wo er hin will mit seinem Text. Aber ja, ok, das erfordert natürlich Meisterschaft sowohl als Autor wie auch als Übersetzer - erinnert vielleicht ein bisschen an die eierlegende Wollmilchsau (Verzeihung - ich schau da keinen an!!!)

Die Herausgeber/Redakteure kleinerer Projekte in unserer Szene muß ich dieser Hinsicht ausdrücklich loben. Bei Mommers, Haubold, Rößler (für Wurdack und Phantastisch!) ist es Standard, daß sie dem Autor die lektorierte Fassung zur Durchsicht schicken....

Läßt sich das Lektorat mit dem Übersetzer vergleichen. Ich meine Kostenmäßig? Ist es üblich, dass intern Lektoriert wird oder gibt's da auch Freischaffende? Haben die dann auch Rechte?

Bei Rezensionen bemühe ich mich daher stets auch die Übersetzer zu benennen. ... inwieweit hier eigentlich der Übersetzer zu loben wäre. Aber wehe es wird ein grober Schnitzer entdeckt!

Das wäre nach obigen Ausführungen auch korrekt. Ehre wem Ehre gebührt. In diesem Falle sehe ich mich in meiner Meinung bestärkt, auf dsfdb.org dem Übersetzer auch seinen gebührenden Platz einzuräumen. Ich denke bei den Werken wird das zum Ausdruck kommen (Nagelt mich aber jetzt nicht fest WANN :thumb: ).

...Auffälligkeiten in der Übersetzung, wie etwa Potassium erfordern vom Leser aber entweder Hintergrundwissen oder Misstrauen...

In letzter Zeit habe ich einige Texte gelesen in dem eigentlich das Deutsch so scheußlich war oder deutsche Ausdrücke verwendet wurden, bei denen man wußte, dass das so nicht im Original stehen konnte. Da wurden deutsche Slangsprache mitten in einem Normaldeutschtext verwendet ***arrgh*** Na ja, waren eh schon wieder so viel Fragen. Gruß Thomas

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#202 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 13:03

Ist das so? Seit wann kann man denn ein Urheberrecht abtreten? Ich war bisher immer der Ansicht, dass das Urheberrecht unveräußerlich ist, man aber das Verwertungsrecht abtreten kann (§§ 15-17 UhG). Ich lasse mich aber gerne eines anderen belehren.

Noch zur Ergänzung: Wenn ich recht informiert bin, kann man in den USA tatsächlich das Urheberrecht verkaufen. So kommt es vor, daß Plattenfirmen die alleinigen Rechte an Songs/Plattenaufnahmen haben, der Schöpfer aber oder seine Nachkommen keinen Heller mehr bekommen, wenn die Rechte verwertet werden. Es sind schon Komponisten, die berühmte und in aller Welt gespielte Stücke komponiert haben, völlig verarmt gestorben. Aber wie gesagt, in diesen Fragen bin ich kein Experte. Gruß MKI

#203 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 13:19

Dann sieht's also so aus, dass man einen fremdsprachigen Text vom Autor kauft (muss der eigentlich mit einer Übersetzung dezitiert einverstanden sein?) und dann die Rechte an der Überstetzung vom Übersetzer. Zwei getrennte Rechte. Eigentlich könnte (rein theoretisch) ein Übersetzer die Rechte an einem Text erwerben, dieen Übersetzen und dann anbieten (wie gesagt, theoretisch - wird wahrscheinlich nicht vorkommen. Oder?)

Nein, wahrscheinlich nicht, weil es ihn etwas kostet. Der Übersetzer ist zwar Urheber des deutschen Textes. kann aber die Veröffentlichungsrechte nicht ohne Zustimmung des Original-Verfassers wahrnehmen, weil ja auch dessen Rechte berührt sind. Ein Verlag, der ein bereits übersetztes Buch neu auf den Markt bringen will, muß also Autor und Übersetzer unabhängig voneinander einen Obulus zahlen. Der ist, wie gesagt, geringer als bei einem neuen Buch.

Da hätten wir dann eigentlich ein Argument für das Nicht-Selbst-Übersetzen.

Das ist schon wieder ein anderer Fall. Meine Ausführungen haben sich natürlich auf den Normalfall bezogen, daß ein Übersetzer das Werk eines anderen übersetzt. Ein Autor, der zwei Sprachen sicher beherrscht, kann durchaus der ideale Übersetzer für sein eigenes Buch sein. Es gibt Autoren, die sich zwischen mehreren Sprachen bewegen und regelmäßig eigene fremdsprachige Fassungen ihrer Bücher schreiben, z.B. der auf Marathi und Englisch schreibende Inder Kiran Nagakar. Ich kenne einen solchen Fall auch in meinem internationalen Kollegenkreis. Der israelische Autor Guy Hasson (schon einmal in Nova vertreten) schreibt auf Englisch und Hebräisch. Die Literaturkenner in dieser Runde mögen mich korrigieren: Hat nicht Vladimir Nabokov, der nach seiner Übersiedlung in die USA einer der größten Prosakünstler in englischer Sprache wurde, nicht einige seiner frühen russischen Romane selbst ins Englische übersetzt? Gruß MKI

#204 simifilm

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 13:31

Die Literaturkenner in dieser Runde mögen mich korrigieren: Hat nicht Vladimir Nabokov, der nach seiner Übersiedlung in die USA einer der größten Prosakünstler in englischer Sprache wurde, nicht einige seiner frühen russischen Romane selbst ins Englische übersetzt?

Weiss nicht, ob Nabokov das gemacht hat, aber er ist wohl nun wirklich ein seltenes Ausnahmetalent, das bereits in seinem ersten englischsprachigen Roman die höchsten Stufe der Sprachmagie erklommen hat. Wenn ich das Englische so beherrschen würde wie er, würde ich mein Buch auch bedenkenlos selbst übersetzen ...

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#205 Diboo

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 13:38

Noch zur Ergänzung: Wenn ich recht informiert bin, kann man in den USA tatsächlich das Urheberrecht verkaufen.

Genau, das amerikanische Copyright ist Urheber- und Verwertungsrecht in einem. Deswegen ist es manchmal etwas ärgerlich, wie inflationär dieses Wort auch in Deutschland verwendet wird, obgleich es ein anderes Rechtsinstitut darstellt.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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#206 Guido Seifert

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 14:37

Hat nicht Vladimir Nabokov, der nach seiner Übersiedlung in die USA einer der größten Prosakünstler in englischer Sprache wurde, nicht einige seiner frühen russischen Romane selbst ins Englische übersetzt?

War es nicht umgekehrt? Hat er nicht einige seiner Romane, die er im Original in Englisch verfasst hat, später in seine Muttersprache - das Russische - übersetzt? Ich meine mich zu erinnern, daß in den Anmerkungen meiner "Lolita"-Ausgabe, die Text-Abweichungen in der russischen Übersetzung genannt werden.

#207 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 15:35

War es nicht umgekehrt? Hat er nicht einige seiner Romane, die er im Original in Englisch verfasst hat, später in seine Muttersprache - das Russische - übersetzt? Ich meine mich zu erinnern, daß in den Anmerkungen meiner "Lolita"-Ausgabe, die Text-Abweichungen in der russischen Übersetzung genannt werden.

Stimmt, ich habe gerade mal in einem Literaturlexikon nachgeschaut. "Lolita" hat er selbst ins Russische übersetzt. Außerdem ist er als Übersetzer von Klassikern wie Lewis Carroll, Tennyson, Rimbaud etc. hervorgetreten. Nabokov ist einer dieser Autoren, mit denen sich jeder Schreibende irgendwann einmal ausgiebig beschäftigen sollte. Steht ab jetzt auf meiner Liste. Für dieses Jahr habe ich mir allerdings drei Klassiker der Kurzgeschichte vorgenommen: Cechov, Maupassant und vor allem Maugham komplett. Gruß MKI

#208 Uschi Zietsch

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 16:04

:thumb: Balsam für meine Ohren. Aber was würdest du als Autorin/Herausgeberin/Verlegerin vorschlagen, wie man die Jugend wieder zum Lesen bringen kann (vorzugsweise zum Lesen von SF) ? (Meine dunkle Seite hat noch eine andere Formulierung ausgeheckt: : Was muss man anstellen, um mit Schreiben oder Verlegen den Knirpsen das viel zu reichliche Taschengeld abzuknöpfen?) Aber Spatz beiseite: Ich persönlich verstehe nicht so ganz, warum die Literatur von der Zukunft (bzw. des Gedankenspiels) bei den Jungen nicht mehr so gut ankommt wie ehedem. Außer zufälliger Mode mit entsprechendem Gruppenzwang, und außer einer allgemeinen Lesefaulheit im Multimediazeitalter fällt mir nicht viel ein. Könnte man mit neuen Inhalten tatsächlich eine Trendwende herbeiführen? Mh...

Sorry, dass ich jetzt erst antworte. Die Jugend kommt von selber zum Lesen, oder nicht. Auch früher gab es viele Leute, die nie ein Buch in die Hand genommen haben. Heutzutage gibt es so viele Freizeitmöglichkeiten, dass sich die Interessen schlichtweg verteilen, und da ist ein Buch eben nicht mehr unbedingt auf Priorität 1. Aber die Jugend liest ja trotzdem. Das Wichtige für mich wäre, was ich schon seit 20 Jahren vertrete, dass die SF aus ihrem Nischendenken rauskommt. Ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, Büchern den Stempel "SF" oder "Fantasy" aufzudrücken. Die Phantastik kann von jedermann gelesen werden, dazu brauchts keine besonderen Voraussetzungen und Gruppierungen. Manche können nichts damit anfangen, aber dafür gibts ja Klappentexte. Andere wissen gar nicht, dass sie schon seit Jahren Phantastik lesen - Frank Schätzing, Andreas Eschbach & Co. Mir ist daran gelegen, "die breite Masse" anzusprechen. Aufgrund des gewaltigen monatlichen Buchausstoßes ist es klar, dass man als Kleinverlag ohne Bestsellerautoren nur geringe Chancen hat, wahrgenommen zu werden. Da braucht man sich ja keine Illusionen zu machen. Aber das liegt nicht am Stempel der SF oder F, sondern eben an der "Konkurrenz". Ich merke es an mir selbst, ich würde so gern so viele Bücher lesen, aber wann denn? Ich wähle ganz streng aus. Direkt die Jugend zum Lesen zu bringen braucht man nicht. Wenn ich mir anschaue, wie voll die Lesezelte auf den Buchmessen sind, wie die Kurzen Schlange stehen zum Autogrammkriegen, wie sie sich als ihre Idole verkleiden, sehe ich überhaupt keinen Grund zum jammern, dass die heutige Jugend nicht mehr liest. Purer Mumpitz.

#209 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 16:36

Sorry, dass ich jetzt erst antworte. Die Jugend kommt von selber zum Lesen, oder nicht. Auch früher gab es viele Leute, die nie ein Buch in die Hand genommen haben. Heutzutage gibt es so viele Freizeitmöglichkeiten, dass sich die Interessen schlichtweg verteilen, und da ist ein Buch eben nicht mehr unbedingt auf Priorität 1. Aber die Jugend liest ja trotzdem.

Ich glaube eher, dass hat was damit zu tun, wie Kindern das Lesen nahegebracht wird. Eine Leseratte als Mutter oder Vater (oder beides) ist ein ganz ordentlicher Bonus, das Gegenteil (nur Lexika und Sachbücher im Haus), hemmt hingegen die Lust. Ich kenne eine ganze Reihe ehemaliger "Kinder", die keinen Bock auf Bücher hatten, weil sie damit nichts Positives verbanden. In der Schule herrscht Lesezwang, und dann muss man später oft langweilige Texte analysieren ... Da kommt Freude auf und das potentielle Hobby Lesen wird keines mehr, wenn man es nicht schon vorher positiv wahrgenommen hat und weiß, dass es auch anders geht. Bei fast allen meinen Bekannten, die viel lesen, gibt es im nächsten Umfeld noch mehr Leute von der Sorte. Es gibt zwar viel Ablenkung, aber z. B. Harry Potter wollen doch jede Menge Kinder lesen. Das macht eben Spaß, und man sieht überall Kinder, denen das Spaß macht. Dann wollen die anderen eben auch. "Will auch Harry Potter lesen". Wenn wir alten Säcke (und Säckinnen) die Freude am Lesen nicht weitergeben, kommt sie bei den Jungen nicht mehr an. Wenn die Kinder natürlich direkt 'nen eigenen Fernseher kriegen, sobald sie die Fernsteuerung halten können, kann man nicht damit rechnen, dass sie durch Heidenreich noch gerettet werden. :thumb:

Bearbeitet von Lucardus, 11 Juli 2007 - 16:38.

Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#210 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 11 Juli 2007 - 16:53

Ich glaube eher, dass hat was damit zu tun, wie Kindern das Lesen nahegebracht wird. Eine Leseratte als Mutter oder Vater (oder beides) ist ein ganz ordentlicher Bonus, das Gegenteil (nur Lexika und Sachbücher im Haus), hemmt hingegen die Lust....

Hallo Lucardus, nett von dir zu hören, hmmm...kann ich so nicht zustimmen. Ich hab' zwei Söhne, meine Frau liest gerne und regelmäßig, ich bin Leseratte mit angrenzender Bibliothek aller Coleur, die immer und überall greifbar ist. Wir haben immer vorgelesen, ermuntert zum Lesen (nicht genervt - nach unserer Meinung). Der Älteste hat erst mit 22 entdeckt, dass Bücher auch zu anderem benutzt werden können als zum Tischunterlegen und schlägt in die Tolkienrichtung - und damit nur in etwa in meine Richtung). Der Zweite verbindet die Wörter "Buch lesen" mit dem ernten einer bestimmten Weintraubensorte. Somit hat der Erste zwar noch die Kurve gekriegt, der Zweite allerdings ist (so glaube ich) für Verleger absolut verloren. Gruß Thomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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