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Mal wieder Krise der Science Fiction


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228 Antworten in diesem Thema

#121 Nadine

Nadine

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 09:24

Es muss nur "Andreas Eschbach" als Herausgeber erscheinen und der Inhalt darf gemischt sein, wie er möchte (wer im Fandom bekannt und unbekannt ist, das wissen die Käufer, die in der Buchhandlung nur nach dem namen auf dem Deckel schauen, eh nicht). :lol:

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#122 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 10:19

Es muss nur "Andreas Eschbach" als Herausgeber erscheinen und der Inhalt darf gemischt sein, wie er möchte (wer im Fandom bekannt und unbekannt ist, das wissen die Käufer, die in der Buchhandlung nur nach dem namen auf dem Deckel schauen, eh nicht). :lol:

War die Anthologie "Eine Trillion Euro", herausgegeben von Andreas Eschbach, ein Erfolg? Interessiert mich mal.

#123 Nadine

Nadine

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 10:53

Ich weiß es nicht, aber ich gehe davon aus, dass sie sich besser verkauft hat, als Kleinverlagsanthologien, die sicher auch keine schlechten Geschichten bringen.Ich persönlich halte es wie Naut: Mit muss vom Klappentext her klar sein, was auf mich zukommt, wen ich ein Buch kaufe, aber im SF-Regal stehen oder auf dem Haufen Fantasy liegen muss es nicht. Das schreckt mich mittlerweile eher ab, weil die SF, die ich gerne lese (Hard-SF, SF-Thriller) sich eher bei den allgemeinen Büchern findet und im SF-Regal Space Operas und Co. stehen, die man meinetwegen als "Fantasy mit Technikspielereien" auch wo anders hinstellen kann.Auf dem Buchmarkt ist es allgemein so, dass die Jugendsparten weiter ausgebaut werden und sich auch verkaufen. Auch die Ausleihzahlen der Bibliotheken belegen, dass vor allem Kinder- und Jugendliche bis zu Alter von etwa 12 die besten Leser und Ausleiher sind. Allein am Angebot für Jungs mangelt es noch. Das bekomme ich gerade unmittelbar mit, da ich bald in einer Bibliothek arbeiten werde und eins der großen Themen unter Bibliothekaren derzeit ist: "Leseförderung für Jungen". Und gerade da gibt es verhältnismäßig wenig Bücher, vergleicht man mit den Angeboten für Mädchen und den unisex-Büchern. Für die Jungen fällt mir an Anthologien gerade mal "Sonne, Klon und Sterne" ein, während Mädchen auf dutzende Pferdeanthologien zurückgreifen können.Vielleicht also als nächstes Anthologien, die speziell auf ein Junges SF-Publikum abzielen? Ich kenne auch eine Bibliothek, die sowas dringend braucht, weil sie demnächst spezielle Leseförderung für Jungs anbietet und auch gerne eine Autorenlesung machen würde. Weil Leseförderung für Jungen machen am besten Männer, die als lesende und schreibende Vorbilder dienen können.

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#124 Morn

Morn

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 10:56

Ich erinnere mich an eine Diskussion mit Kollege Frank Hebben, der zu den Klagen über die Verblödung der Jugend ungefähr sagte: Da kann doch etwas nicht stimmen. Es kann doch nicht sein, daß die heutige Jugend andere oder schlechtere Gehirne als ihre Vätergeneration hat. Worauf ich erwiderte, daß genau das der Fall ist. Es zeigt sich immer deutlicher, daß Jugendliche, deren Akzent von Kindesbeinen an auf dem passiven Medienkonsum lag, tatsächlich eine andere Gehirnstruktur haben. Es ist eine Frage der Entwicklungsphysiologie. In der Sprachentwicklung - damit kenne ich mich ein bißchen aus - gibt es eine sensible Phase zwischen dem 4. und 12. Lebensjahr, in dem sich im Gehirn grundlegende Fähigkeiten zum Sprachverstehen und Sprachbeherrschen herausbilden. In dieser Phase können Kinder sehr viel schneller Sprache lernen als jeder Erwachsene und sich auch mühelos mehrere Sprachen aneignen. Was in dieser Phase versäumt wird, läßt sich später nur noch sehr mühsam und unzureichend nachholen. Wenn in den Schulen also nicht mehr streng darauf geachtet wird, daß Kinder ihre Muttersprache lernen, wenn Eltern ihren Kindern nichts mehr vorlesen oder sie zum Lesen animieren, sondern sie sich mit Fernsehen, Internet oder Computerspielen vom Hals schaffen, wird den Kindern ein biologischer Schaden zugefügt.

Meiner Meinung nach gibt es noch einen anderen Faktor: den Termin- und Leistungsdruck, der schon als Baby auf Kinder ausgeuebt wird. Da wird vom Babyschwimmen zur Krabbelgruppe gehetzt und dann am besten noch zur fruehkindlichen Musikerziehung. Und warum kann es noch nicht schwimmen, waehrend ein anderes es schon schafft, etwas zu paddeln? Stimmt da etwas nicht mit dem Kind? Ich denke, da werden die Kinder schon sehr frueh grossem Stress ausgesetzt, so dass sie gar keine Zeit haben, Eindruecke zu verarbeiten und sich zu entwickeln. Das fuehrt m.E. dann auch dazu, dass sie sich nicht lange konzentrieren koennen und sogar soweit dass manche nicht in der Lage sind, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. ADS und ADHS sind zwar wohl irgendwie Modekrankheiten, die oft faelschlicherweise diagnostiziert werden duerften, aber oft eben auch richtigerweise und das schaetzungsweise heutzutage weit oefters als frueher (wobei man natuerlich beachten muss, dass es dieses Krankheitsbild dann noch nicht gab).

Stellt sich also bei Kurzgeschichtenbänden künftig die Frage, ob man für ein breiteres Publikum von allem ein wenig bringen will, und so die Chance auf einen totalen Reinfall verringert, oder für ein mehr oder weniger begrenztes Publikum ein 'Special' herausgibt, und dies auch deutlich kenntlich macht.

Ich wuerde sagen, die Antwort ist nicht "entweder - oder", sondern "sowohl als auch".

#125 Jakob

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 11:24

Also, eine SpaceOpera-Storyanthologie würde mich auch mal erfreuen, gerade, weil ich immer keinen Bock habe, die ausgewalzten Reynolks- und Baxter-Schinken zu lesen. Aber abenteuerliche Weltramgeschichten in kurzer Form kann ich mir allemal sehr ansprechend vorstellen.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#126 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 12:15

Ich persönlich halte es wie Naut: Mit muss vom Klappentext her klar sein, was auf mich zukommt,

Hm, das ist eine Einstellung, die ich mir abgewöhnt habe, und ich bin auch froh darüber. Ich lese mich seit einigen Jahren quer durch die aktuelle Weltliteratur,mit Schwerpunkt auf Asien und Afrika. Ich bin besonders neugierig, was Autoren in Winkeln der Welt machen, die mir völlig unbekannt sind. Wenn ich eine Kurzgeschichtensammlung aus Thailand oder Vietnam lese, weiß ich gerade nicht, was mich erwartet - das macht es ja so spannend. No offence intended, Nadine, nur ganz allgemein: Es scheint mir, persönlicher Eindruck, unter der SF- und Fantasysleserschaft sehr verbreitet, daß man durch die Lektüre vor allem seine eigene Erwartungshaltung bestätigt sehen möchte. Nur: wenn man nur Bücher liest, Musik hört oder Filme sieht, die sich im Rahmen dessen bewegen, was man mehr oder weniger schon kennt, wie will man da neue, horizonterweiternde Erfahrungen machen? Ich kenne aus eigener Erfahrung, welche Lese- und Hörerlebnisse man sich versauen kann, wenn man mit engen Erwartungshaltungen an die Dinge herangeht. Um nur mal ein konkretes Beispiel zu nennen: als ich das erste Mal die Musik der Gruppe Weather Report gehört habe, war ich völlig enttäuscht, weil ich eine Erwartungshaltung mitgebracht habe, die vom schwungvollen Jazz Rock der Billy Cobham-Gruppen geprägt war. Als ich Jahre später nochmal einige Platten von Weather Report gekauft habe, ist mir erst aufgegangen, daß ich damals drei der besten Instumentalisten der Welt - Jaco Pastorius, Joe Zawinul und Wayne Shorter - gar nicht zugehört habe, eben wegen meiner Erwartungshaltung. In der SF habe ich solche Erfahrungen immer wieder gemacht. Ich vermute, auch der aufgeschlossenste SF-Leser ist nicht ganz unbeleckt von Erwartungshaltungen, die er sich bei der Lektüre vornehmlich angloamerikanischer SF angeeignet hat. Was ich mir unter SF vorstelle, wurde in jüngerer Zeit z.B. durch die Kurzgeschichten von Ted Chiang oder Greg Egan glänzend bestätigt. Und trotzdem bin ich froh, daß meine Arbeit und meine Neugier mich immer wieder in andere Richtungen geführt hat. In der englischen SF schreibt z.B. Christopher Priest Bücher, in denen eine völlig andere Auffassungen von SF zum Ausdruck kommt, als ich sie vertrete. Trotzdem habe ich seine Geschichten aus dem Traumarchipel- Zyklus mit Gewinn gelesen und werde mich weiter mit diesem Autor beschäftigen. Für Corian habe ich im letzten Jahr eine Besprechung des Romans "Dem Tag entgegen" des Dänen Svend Age Madsen geschrieben. Einfach brillant, obwohl die Skandinavier eine ganz andere SF schreiben als die Engländer oder Amerikaner. Ähnliche Aha-Erlebnisse hatte ich mit Stories, die ich für InterNova aus Lateinamerika oder Spanien bekommen habe. Deshalb stelle ich mal einen Gedanken zur Diskussion: Könnte es sein, daß sich die engere SF-Leserschaft zu sehr in Erwartungshaltungen festgefahren hat und kreative Autoren in der SF kaum noch wahrgenommen werden? In den USA ist bereits zu beobachten, daß begabte Autoren aus der SF abwandern. John Crowley, in den Siebzigern ein Geheimtip in der SF, ein Autor von ähnlichem Kaliber wie Gene Wolfe, wird heute von einigen Literaturkritikern zu den besten englischsprachigen Autoren der Gegenwart gezählt. Jonathan Lethem, einer der erfolgreichsten jungen Autoren der USA, hat in der SF angefangen, ist aber nicht dabei geblieben. Carter Scholz, in den Siebzigern einer der besten SF-Kurzgeschichtenautoren, hat späte Karriere außerhalb der SF gemacht. Wenn diese Autoren in der SF geblieben wären, hätten sie wahrscheinlich nicht das Publikum gefunden, das sie heute haben. Wobei ich anmerken will, daß ich diese Entwicklung nicht für schlecht halte. Gruß MKI

#127 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 12:19

Also, eine SpaceOpera-Storyanthologie würde mich auch mal erfreuen, gerade, weil ich immer keinen Bock habe, die ausgewalzten Reynolks- und Baxter-Schinken zu lesen. Aber abenteuerliche Weltramgeschichten in kurzer Form kann ich mir allemal sehr ansprechend vorstellen.

Ich notiere mir das mal für Nova. Nachdem es in Nova 10 mit einer Themenausgabe schon recht gut geklappt hat, wollen wir das in nächster Zeit häufiger machen. Nova 13 wird wieder eine Themenausgabe sein, diesmal zum Thema "Die dunklen Seiten der Zukunft" - laßt euch überraschen. Ich rede mal mit Kollege Ronald Hahn. Eine Nova-Ausgabe mit deutschen Space Operas fände ich schon interessant. Ich wäre neugierig, was sich unsere Autoren dazu einfallen lassen. Gruß MKI

#128 Sierra

Sierra

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 12:19

Auf dem Buchmarkt ist es allgemein so, dass die Jugendsparten weiter ausgebaut werden und sich auch verkaufen. Auch die Ausleihzahlen der Bibliotheken belegen, dass vor allem Kinder- und Jugendliche bis zu Alter von etwa 12 die besten Leser und Ausleiher sind. Allein am Angebot für Jungs mangelt es noch. Das bekomme ich gerade unmittelbar mit, da ich bald in einer Bibliothek arbeiten werde und eins der großen Themen unter Bibliothekaren derzeit ist: "Leseförderung für Jungen". Und gerade da gibt es verhältnismäßig wenig Bücher, vergleicht man mit den Angeboten für Mädchen und den unisex-Büchern. Für die Jungen fällt mir an Anthologien gerade mal "Sonne, Klon und Sterne" ein, während Mädchen auf dutzende Pferdeanthologien zurückgreifen können. Vielleicht also als nächstes Anthologien, die speziell auf ein Junges SF-Publikum abzielen? Ich kenne auch eine Bibliothek, die sowas dringend braucht, weil sie demnächst spezielle Leseförderung für Jungs anbietet und auch gerne eine Autorenlesung machen würde. Weil Leseförderung für Jungen machen am besten Männer, die als lesende und schreibende Vorbilder dienen können.

Das ist was dran! Als Herausgeber der von Nadine genannten Jugend-SF-Annthologie kann ich nur bestätigen, dass es in Sachen Science Fiction für Kinder und Jugendliche in Deutschland noch recht mau aussieht. Ich staune jedes Mal, wenn ich die imposante Pferdebücher (die natürlich auch ihre Berechtigung haben!!)-Wand in der Kölner Mayerschen sehe... Die paar aktuellen Kinder- und Jugend-SF im Fantasy-Regal, sind dagegen recht überschaubar. Das ist in den USA anders, aus der in den letzten Jahrzehnte ein großer Part der auf dem deutschsprachigen Markt erhältlichen Kinder- und Jugend-Science Fiction hergekommen ist. Interessanterweise hat vor kurzem der Frankfurter Kinderliteraturexperte H.H. Ewers im Deutschlandfunk ein Umdenken bei Eltern, Lehrern und Literaturpädogen gefordert und explizit die Lektüre von mehr Science Fiction (und anderen Spannungsgenres) angeregt. http://www.dradio.de...n/fazit/611632/ - Bartel

Bearbeitet von Sierra29, 09 Juli 2007 - 12:20.

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#129 Nadine

Nadine

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 12:40

Hi Michael, in Teilen stimme ich Dir sicher zu und ich sage auch nicht, dass ich ganz aus meinem "Ich will das und das lesen"-Denken rausgehe, wenn ich Bücher lese. Mit dem Klappentext meinte ich vor allem, dass mir das ungefähre Genre klar sein sollte. Vielleicht hätte ich mich da auch besser ausdrücken sollen und sagen: Ich möchte nach Klappentext (den ich nur zur Hälfte lese, weil er zu viel verrät) und Leseprobe wissen, wie sich das Buch "anfühlt", wenn ich es kaufe/leihe und lese. Ich mag keine Phantastik (vor allem der Stil sagt mir nicht zu) und wenn ich aufgrund des Klappentextes denke, es ist Fantasy und innen finde ich Phantastik, dann bin ich unzufrieden. Klar kann ich auch hier und da ein Schätzchen der Phantastik finden, aber die meisten Bücher aus diesem Genre wenden sich an Leser, die genau diesen Stil suchen. Da kann der Inhalt noch so neu und lehrreich sein, ich möchte mich dafür nicht durch 400 Seiten Stil kämpfen, von dem ich keinerlei Unterhaltung habe. Ich kämpfe gerade mit so einem Buch, das zum Glück nicht zu phantastik-lastig ist. Eben weil ich die Art faszinierend finde, wie der Autor seinen Roman aufbaut (Aether von MacLeod) und weil es mal eine andere Epoche und Herangehensweise ist. Ich fühle mich auch nur leicht getroffen, Michael. Leider bin ich mir zu bewusst, wie gerne ich in meiner kleinen, eigenen Welt lebe und es ist immer wieder ein Kraftakt, sich auf unbekannte Sachen einzulassen. Gerade durch die Leute aus meiner Umgebung lerne ich derzeit viele Texte kennen, die ich früher nie gelesen hätte. Und durch mein Praktikum bei Klett-Cotta. Schade, dass die Hobbit-Presse nur 3 Programmplätze pro Jahr frei hat, um etwas andere Fantasy zu bringen, auch mal experimentellere Sachen und so (verglichen mit der Orkschwemme ...). Ich plädiere also auf Lernfähigkeit :rolleyes:

Könnte es sein, daß sich die engere SF-Leserschaft zu sehr in Erwartungshaltungen festgefahren hat und kreative Autoren in der SF kaum noch wahrgenommen werden?

Ich stelle mal eine Gegenthese auf: Die Leser werden zu wenig auf diese Alternativen aufmerksam gemacht. Im Prinzip müsste eine völlig neue Art von Marketing her, ein neues Coverdesign, um diese Dinge in den Buchhandlungen an den Eingang zu legen, in den Bibliotheken auf die Sonderausstellungsflächen zu bringen (Da wird dann plötzlich alles geliehen, was vorher uninteressant war!) und Besprechungen in der normalen Tageszeitung zu bekommen. Grüße, Nadine

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#130 Sierra

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 12:44

Aber was ist das? Oben auf einem Stapel mit "Frauenbüchern": "Die Frau des Zeitreisenden", ziemlicher Bestseller. Aber ist ja keine SF, nur ein "Frauenbuch". Daneben weitere Tische mit Bestsellern: "Alles was wir geben mussten", geht um Klone als Ersatzteillager. Natürlich keine SF wie mir mehrere Leute eindringlich versicherten. Klar doch. Etwas weiter zum Regal "Junge Literatur" ( :rotfl: als gäb's auch alte Literatur): Neben den üblichen urban loser Dingern x Werke von Christopher Moore. Na, "Practical Demonkeeping" ist vielleicht nicht SF im engeren Sinne, aber als Liebesroman würde ich's auch nicht bezeichnen. Daneben einträchtig Matt Ruff, Max Barry, Michel Houellebecq. Auf dem Weg nach draußen komme ich noch am "Thriller/Krimi"-Regal vorbei. Seufz, keine SF, nur Greg Bear, Neil Stephenson, Andreas Eschbach, Michael Crichton, Stephen King, Kōshun Takami. Worüber die wohl schreiben? Weit und breit kein SF-Buch zu sehen, traurig. Egal, lese ich eben die 50 anderen komischen Bücher, die alle keine SF sind, aber von Klonen, Zeitreisen, Mutanten, Super-U-Booten, totalitäre Staaten, UFOs ... Wenn doch nur jemand vorbeikäme und SF draufschriebe. :rolleyes:

:rolleyes: Solche Phänome sind auch auf dem Kinder- und Jugendliteraturmarkt beobachtbar... nehmen wir als Beispiel Charlotte Kerners mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneter und mit Frank Potente verfilmter Klonroman "Blueprint- Blaupause" . Kerner möchte den Roman nicht als Science Fiction verstanden wissen, sondern als "ein Buch zum Streiten". Vom Verlag wird "Blueprint" lediglich als "Roman" untertitelt. - Bartel

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#131 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 12:58

Davon abgesehen ist gerade das Buch, das hier das dickste Fass aufmacht bezüglich Wissenschaftsblabla immer noch der Megaseller der letzten Jahre: Der Schwarm von Schätzing. Ich finde es teils geradezu körperlich unangenehm, wieviele P.M.-Artikel der Autor hier in einen Dialog quetscht

Erleben wir hier ein Revival des Johannes-Mario-Simmel-Syndroms? Simmel war ja bekannt dafür, daß er seine
Romane auf Grundlage umfangreicher Recherchen schrieb und seine Bücher über Gebühr aufblähte, indem er
besonders in die Dialoge alles hineinquetschte, was ihm bei seinen Nachforschungen begegnet ist - ganz gleich,
ob es für das Ganze eine Funktion hat oder nicht. Eine Arbeitsweise, mit der ich mich nicht anfreuenden kann.
Ich stelle selbst gerade für zwei Romanprojekte umfangreiche Nachforschungen an, und nach meinen Erfahrungen
landen im fertigen Text höchstens fünf bis zehn Prozent der Informationen, die man im Laufe der Vorbereitungen
verarbeitet hat.

Im Idealfall stelle ich mir vor, daß eine SF-Story/ein SF-Roman einen organischen Zusammenhang von Form, Stil,
Charakterisierungen und wissenschaftlichen Ideen oder Spekulationen entwickelt. Ein gelungenes Beispiel aus
jüngerer Zeit, das mir einfällt, ist die Novelle "Story of Your Life" von Ted Chiang (die dem deutschen Leser leider
vorenthalten geblieben ist). Eine grandiose First-Contact-Story, die linguistische und physikalische Spekulationen
mit einer raffinierten Erzählstruktur verbindet, dazu glänzend geschrieben. Sowas gibt's also noch. Bei einigen der
erfolgreichsten SF-Romanautoren der letzten Jahren, Charles Stross besonders, habe ich dagegen das Gefühl,
das sie alle Ideen, die ihnen zu einem Thema überhaupt gekommen sind, mit Gewalt in einen Roman stopfen,
ohne Sinn für die Form und den Zusammenhang des Ganzen. Ein Sammelsurium unverdauter Ideen ergibt aber
noch kein gutes Buch.

Gruß
MKI

#132 simifilm

simifilm

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 13:14

Hi Michael, in Teilen stimme ich Dir sicher zu und ich sage auch nicht, dass ich ganz aus meinem "Ich will das und das lesen"-Denken rausgehe, wenn ich Bücher lese. Mit dem Klappentext meinte ich vor allem, dass mir das ungefähre Genre klar sein sollte. Vielleicht hätte ich mich da auch besser ausdrücken sollen und sagen: Ich möchte nach Klappentext (den ich nur zur Hälfte lese, weil er zu viel verrät) und Leseprobe wissen, wie sich das Buch "anfühlt", wenn ich es kaufe/leihe und lese. Ich mag keine Phantastik (vor allem der Stil sagt mir nicht zu) und wenn ich aufgrund des Klappentextes denke, es ist Fantasy und innen finde ich Phantastik, dann bin ich unzufrieden.

Uiuiu, da wird's schon heikel, zumal sich im deutschen Sprachraum keine drei Leute einig sind, was denn unter 'Phantastik' zu verstehen ist ...

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
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#133 Nadine

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 13:20

Uiuiu, da wird's schon heikel, zumal sich im deutschen Sprachraum keine drei Leute einig sind, was denn unter 'Phantastik' zu verstehen ist ...

Ich habe das Gefühl, dass sich unter disem Begriff etwas eingebürgert hat, das in der Tradition von Lovecraft, Shiel und Poe steht. Ein ganz bestimmter Schreibstil, bestimmte Horror-Elemente, etc. und meistens bekommt man genau sowas zu lesen, wenn man eine Anthologie aufschlägt, auf der "Phantastik" steht (Mit ein bisschen Glück ist es aber auch "Steampunk").

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#134 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 14:42

Vielleicht sollten wir es wirklich mal andersrum, ab besten in einem eigenen Thread, versuchen: Ihr, die Leser, sagt uns, den Kleinverlegern und Autoren, was ihr gerne lesen würdet.

Och, sowas hatten wir hier schon in Angriff genommen - http://www.scifinet....e...pic=5621&=0 - wir können ruhig damit weitermachen(auch als eigener Thread).

#135 lapismont

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 15:24

Zum Thema Leser-Nachwuchs möchte ich zwei Beobachtungen einstreuen.Im Fantasyguide gibt es fast ausschliesslich Leser-Kommentare zu Jugendbüchern. Das mag damit zusammenhängen, dass diese Generation mit Blogs, SMS und Internet groß wird und daher schneller bereit ist, Bytes zu produzieren. Aber dieses Feedback zeigt auch ein Vorhandensein von Lesern. Der Fantasy-Bereich dominiert hier zwar, aber Kinder und Jugendliche lesen eher "wild" als Label-bezogen.Meine zweite Beobachtung betrifft meine eigenen Kinder. Durch ihr elterliches Umfeld gehörten Star Wars und Harry Potter seit ihrer Geburt zu den festen Größen. Wie oben schon erwähnt wurde, gibt es in Bibliotheken keine SF für Jungs von acht Jahren. Außer Hörspielen natürlich. 2 von 6 Star Wars Filmen sind ab 6, die anderen ab 12 (ob nun zu recht oder nicht), so geht es in den dazugehörigen Printmedien weiter.Im Comic-Bereich, im Anime-Bereich geht es da wesentlich bunter zur Sache. Vielleicht fehlt es hier sowohl an verlegerischer Präsenz als auch an Werken?Aber auf keinem Fall ist die heutige Jugend irgendwie dümmer als wir damals. Nur haben sie deutlich mehr Auswahl. Wenn ich heute Jugendlicher wäre, müsste sich das Lesen die Zeit teilen mit Fernsehen, Computer, Handy, Sex.Alles Sachen, die vor zwanzig Jahren deutlich weniger oder gar nicht präsent waren.Bezüglich der Etikettierung muss ich aber auch sagen, dass ich SF auf einem Buch stehen haben will. Es ist ja jetzt schon so, dass in einer Buchhandlung das SF-Regal fast so lieblos behandelt wird, wie das der Lyrik. Aber dort steht wenigstens immer drauf: Lyrik/Gedichte/Poesie oä.Auf der anderen Seite ist eine Abgrenzung auch so etwas wie Diffamierung der anderen. Wer ruft, ieh! da steht ein SF-Buch bei den Krimis! muss sich nicht wundern, wenn die Verlage irgendwann alles unter den Kategorien TB und HC auflegen. :rolleyes:

#136 Thomas Sebesta

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 16:00

...dass in einer Buchhandlung das SF-Regal fast so lieblos behandelt wird, wie das der Lyrik. Aber dort steht wenigstens immer drauf: Lyrik/Gedichte/Poesie oä.

Speziell im Bereich SF fällt mir seit ungefähr einem Jahr immer verstärkt auf, dass die Buchhandlungen (und das querbeetein in unserer Gegend) die SF immer stärker vernachlässigen. Unter der Regalbeschriftung "Science Fiction" findet man so ziemlich alles nur fast keine SF. Zuhauf Fantasy, von Orks, Zwergen, Schlangen- und Drachentötern, etwas Horror und Gartenratgeber (was im Zeitalter der Klimaerwärmung ja vielleicht auch noch passen könnte), aber sogut wie keine SF (und sei es auch nur weil's am Cover steht. Fragt man dann u.U. einen Verkäufer was denn nun mit SF seit, schaut er dich verwundert an und deutet auf das ja volle Regal - ***kopfkratz***. Dann geht ich recht leise, setz mich hinter meinen Laptop und ordere im Internet. Wie will man unter solchen Umständen Spezifisches verkaufen? Wohl kein Interesse dran. Ist das nur bei uns so, oder eine allgemeine Erscheinung? Gruß Thomas

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#137 Nadine

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 16:16

Ich bin mal mit gutem Beispiel voran gegangen und habe mir in der winzigen Buchhandlung hier "Sonne, Klon und Sterne" bestellt. Wenn es gut ist, bekommt es die Bibliothek, denn dort kann ich es nicht im Katalog finden.Ein SF-Regal haben die auch nicht. Nur wild gemischt "Jugend" + "Fantasy allgemein".

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#138 Pogopuschel

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 16:17

Hier ein Link zu einer Umfrage nach dem Altersdurchschnitt im Forum von Welt der Fantasy: Altersumfrage Ich habe den Thread eben erst entdeckt und war doch sehr überrascht wie viele junge Leser sich in diesem Forum tummeln. Da können wir hier im SF-Netzwerk nur träumen. Und der Umgangston ist dort übrigens sehr höfflich und gar nicht so wie man ihn aus diversen anderen Foren mit jungen Mitgliedern kennt. Im Alter 10-19 habe ich auch fast nur Fantasy gelesen("Der Wüstenplanet und "2001" waren die Außnahmen). Erst ab 20 ging es immer mehr Richtung SF. Das sich auch jüngere Leute und auch viele Frauen für SF (nur halt für TV und nicht für Bücher) interessieren hat mir mein Besuch auf der diesjährigen Fedcon gezeigt. Es war mein erster Besuch und der Anteil an jungen Frauen war sehr groß. Vielleicht sollte ich im nächsten Jahr meinen unwiderstehlichen Charme einsetzen und sie fragen ob sie auch SF-Literatur lesen, und wenn nicht - Warum? Gruß Markus

#139 Axel

Axel

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 16:21

Das immer mehr auf den breiten Markt gerichtete Romane Science Fiction Elemente besitzen ist natürlich etwas sehr Schönes. Es zeigt, dass sich Menschen für die Zukunft interessieren. Nur leider bietet es mir als SF Fan nur recht wenig, da die dort verarbeiteten Ideen meist schon seit Jahren innerhalb der SF diskutiert werden. Auf der anderen Seite schreiben genug hochkarätige Autoren Science Fiction. M. John Harrision, zum Beispiel, kann es mit jedem Mainstream Autor aufnehmen. Insgesamt kann ich mich nicht über den Zustand der Science Fiction als Ganzes ärgern. Ich sehe in jedem Subgenre mehr als genug Auswahl. Im Bereich der Space Opera treiben sich Schwergewichte wie Iain M. Banks, der im Februar 08 seinen bisher dicksten Roman herausbringen wird, Alastair Raynolds, der sich an die Begrenzungen der Lichtgeschwindigkeit hält, und Neal Asher, der mit jedem Buch besser wird. Wenn man es eher altmodisch will, kann man zu Jack McDevit greifen. John Scalzi schreibt Military SF, die sogar mir gefällt. Jon Courtenay Grimwood und Ian McDonald spielen mit dem Cyberpunk und erkunden die fremden Kulturen unserer Welt. Greg Evan und Peter Watts beliefern uns mit Hard SF und erkunden dennoch komplett unterschiedliche Gebiete. J.G. Ballard ist J.G. Ballard und Gene Wolfe ist Gene Wolfe. Ich sehe keinen Grund, warum ich unzufrieden sein sollte. Eine Strömung aber gefällt mir besonders gut. Eben die, die sich mit der kommenden technologischen Singularität befasst. Da dieses Ereignis fast schon sicher ist nehmen sich immer mehr Autoren sich ihrer an. Und wie es scheint, gefällt dies nicht jedem hier. Jene, denen es nicht gefällt dürfen sich aber damit beruhigen, dass das "Law of Accelerating Returns", das unter anderem die Singularität versichert, auch einen exponentiellen Anstieg an neuen SF Büchern mit sich bringt.

nehmen wir als Beispiel Charlotte Kerners mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneter und mit Frank Potente verfilmter Klonroman "Blueprint- Blaupause".

Selbst die Erinnerung an dieses Buch macht mich müde. So langweilig...
Die Zukunft hat begonnen, wenn Geräte intelligent genug sind, um die Dummheit ihrer Nutzer auszugleichen.
Mein Blog (Meine Meinungen über Bücher, Filme und dergleichen)

#140 Axel

Axel

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 16:33

Hier ein Link zu einer Umfrage nach dem Altersdurchschnitt im Forum von Welt der Fantasy: Altersumfrage Ich habe den Thread eben erst entdeckt und war doch sehr überrascht wie viele junge Leser sich in diesem Forum tummeln. Da können wir hier im SF-Netzwerk nur träumen. Und der Umgangston ist dort übrigens sehr höfflich und gar nicht so wie man ihn aus diversen anderen Foren mit jungen Mitgliedern kennt. Im Alter 10-19 habe ich auch fast nur Fantasy gelesen("Der Wüstenplanet und "2001" waren die Außnahmen). Erst ab 20 ging es immer mehr Richtung SF.

Das es viele junge Leser gibt überrascht mich eigentlich nicht. Ich sehe das Problem eher in der Tatsache, dass viele wieder aufhören (SF und F) zu lesen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Mehr als die Hälfte meiner Mitschüler in der zwölften Klasse waren zumindest Gelegenheitsleser (und das im technischen Zweig).

Das sich auch jüngere Leute und auch viele Frauen für SF (nur halt für TV und nicht für Bücher) interessieren hat mir mein Besuch auf der diesjährigen Fedcon gezeigt. Es war mein erster Besuch und der Anteil an jungen Frauen war sehr groß. Vielleicht sollte ich im nächsten Jahr meinen unwiderstehlichen Charme einsetzen und sie fragen ob sie auch SF-Literatur lesen, und wenn nicht - Warum?

Überrascht mich eigentlich nicht. Meine Mutter schaut gerne Andromeda und den Wüstenplaneten hat sie auch gerne gelesen. Nur neigen viele Frauen eher zur Fantasy. Liegt wohl an den Vorurteilen, dass SF viel technisches Blabla enthält.
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#141 † Christian Weis

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 18:14

Stellt sich also bei Kurzgeschichtenbänden künftig die Frage, ob man für ein breiteres Publikum von allem ein wenig bringen will, und so die Chance auf einen totalen Reinfall verringert, oder für ein mehr oder weniger begrenztes Publikum ein 'Special' herausgibt, und dies auch deutlich kenntlich macht.

Warum "oder"? Warum nicht "sowohl als auch"? Wenn ich meine Bücherregale anschaue, finden sich dort im Horrorbereich etliche themengebundene Storysammlungen neben solchen, die Querbeet bieten. Im Bereich SF sind themengebundene Sammlungen die absolute Ausnahme, und mehr davon fände ich als Leser reizvoll. Allerdings stellt sich dann die Frage nach der thematische Begrenzung: Diboos Militarysammlung wär mir zu speziell, gegen eine Space Opera-Sammlung, in der sich auch Militarysachen finden, hätte ich nix. Wenn also Specials, dann keine, die das Weltall auf Zimmergröße einsperren bzw. nur Hardcorefans einer bestimmten Gattung ansprechen.

#142 Okay

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 19:31

Natürlich wünsche ich mir mehr Leser. Aber dafür sind mir eben nicht alle Mittel recht.

Ich dachte an Mittel wie interessante Gedanken verpackt in spannenden Geschichten. Wär dir das recht?

Vielleicht sollten wir es wirklich mal andersrum, ab besten in einem eigenen Thread, versuchen: Ihr, die Leser, sagt uns, den Kleinverlegern und Autoren, was ihr gerne lesen würdet. Dabei möchte ich aber die Dinge, die Guido eben angesprochen hat, ausklammern: Neuauflagen von Uralttiteln etc. Wir können auch Themen aufgreifen, die zu wenige Leser hätten, als dass es für Publikumsverlage interessant wäre. Das wäre doch mal ein kleiner Schritt vorwärts, um die SF 'wiederzubeleben'. Etwas Konkretes zu tun, und sei es noch so wenig, ist immer noch besser als über den Untergang der SF zu lamentieren.

Das klingt interessant!

#143 Okay

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    Nanonaut

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 19:38

Wer braucht Leser? Käufer würden schon reichen :rolleyes:

Wenigstens einer, der am Kapitalismus nicht ganz verzweifelt. Ganz ohne Moos ist eben wirklich nix los. :rolleyes:

#144 Okay

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    Nanonaut

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 19:41

Das Problem von George W. Bush ist eher, dass er sehr wohl an eine ganze Reihe von Dingen glaubt, weniger das Gegenteil (aber das ist wirklich eine andere Diskussion).

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass der Kerl nur so tut, als würde er an was glauben. In Wahrheit dürfte dem nix heilig sein. Aber das ist in der Tat eine andere Geschichte...

#145 Okay

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 19:49

Der Verlag muss dann aber in seiner Außendarstellung das Profil des jeweiligen Autors oder Romans schärfen, d.h. es muss für den Leser klar ersichtlich sein, was er da angeboten bekommt.

Das Problem sehe ich auch. Wieder ein Beitrag aus der Reihe "Früher war alles besser", aber es ist wahr: Die kurzen Klappentexte von heute verraten zu wenig über den Inhalt. Wenn ich daran denke, wie lange ich mich früher in der Buchhandlung aufgehalten habe, nur um alle Klappentexte zu studieren...

#146 Armin

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 19:53

ZITAT(Ernst Wurdack @ 09.07.2007, 08:15) Natürlich wünsche ich mir mehr Leser. Aber dafür sind mir eben nicht alle Mittel recht.

Ich dachte an Mittel wie interessante Gedanken verpackt in spannenden Geschichten. Wär dir das recht?

Hat er doch schon.

#147 Okay

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 20:02

Vielleicht sind die derzeitigen Geschichten einfach nicht handwerklich richtig ausgearbeitet. (Ich rede hier ausnahmslos von Romanen).
Und damit komme ich (mal wieder) zum Vergleich zur Fantasy.
Hat irgendjemand von euch schon den Roman Die Mächte des Feuers von Markus Heitz gelesen?
Was er da zusammengeschraubt hat, ist eine kriminalistische Abenteuergeschichte, die nicht oder nur wenig von den typischen Fantasy-Elementen lebt. Die Figuren sind austauschbar, sogar genreübergreifend.

Da könnte was dran sein. Eine richtig gut erzählte Geschichte müsste eigentlich immer funktionieren. Egal in welchem Genre. Vielleicht hast du da den Schleier etwas gelüftet.

Ich fordere wieder mehr Mut zur Lücke... und wenn dabei die eine oder andere Logik auf der Strecke bleibt.. was solls.
Was weiß ich denn von den "wissentschaftlichen" Erklärungen zum Bereich Beamen, Überlichtantrieb, Zeitsprung oder dem negieren von Schwerkraft. Ich will es auch gar nicht wissen.

Da muss ich schon etwas widersprechen. Ja, schneller als Licht wird wohl wirklich nicht gehen, zugegeben. Aber wenn man das ernst nimmt, hat man gar keine Geschichte. Jedes Gedankenspiel über eine Begegnung von verschiedenen Spezies wäre damit erledigt. Da stimme ich dir zu. Aber ein wirklich überragend gutes SF-Buch sollte beides können. Wissenschaftlich glaubhaft sein und trotzdem ein spannendes Abenteuer erzählen. Fällt mir ein Beispiel ein? Ähm ...

#148 Okay

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 20:17

Deshalb stelle ich mal einen Gedanken zur Diskussion: Könnte es sein, daß sich die engere SF-Leserschaft zu sehr in Erwartungshaltungen festgefahren hat und kreative Autoren in der SF kaum noch wahrgenommen werden? In den USA ist bereits zu beobachten, daß begabte Autoren aus der SF abwandern. John Crowley, in den Siebzigern ein Geheimtip in der SF, ein Autor von ähnlichem Kaliber wie Gene Wolfe, wird heute von einigen Literaturkritikern zu den besten englischsprachigen Autoren der Gegenwart gezählt. Jonathan Lethem, einer der erfolgreichsten jungen Autoren der USA, hat in der SF angefangen, ist aber nicht dabei geblieben. Carter Scholz, in den Siebzigern einer der besten SF-Kurzgeschichtenautoren, hat späte Karriere außerhalb der SF gemacht. Wenn diese Autoren in der SF geblieben wären, hätten sie wahrscheinlich nicht das Publikum gefunden, das sie heute haben. Wobei ich anmerken will, daß ich diese Entwicklung nicht für schlecht halte. Gruß MKI

Kann gut sein. Dazu kommt noch ein anderes Problem: Die SF ist sehr sehr vielseitig. In einer Zeit, in der sich SF nicht mehr wirlklich gut verkauft, ist es zusätzlich für den Absatz schädlich, wenn die wenigen Leser nur auf bestimmte Subgenres fixiert sind. Die Offenheit für Neues wäre wünschenswert. Mh... wie offen bin ich selbst? Muss ich mal drüber nachdenken ...

#149 Okay

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 20:22

Hat er doch schon.

Weiß ich! 'Hab deinen Roman neulich gelesen! :) War gut gemacht. Das, was ich an Kritik anzubringen hätte, kann man so ähnlich auch bei Amazon.de nachlesen. Viel ist's wirklich nicht, was es zu meckern gibt.

#150 Dave

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Geschrieben 09 Juli 2007 - 21:28

Ein kleiner Einschub für Okay,

mit +Quote kann man aus unterschiedlichen Postings zitieren und mit
AddReply bearbeiten.
Das verhinderten die etwas unübersichtlichen Doppelpostings.

:)


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