Bearbeitet von Jürgen, 05 Dezember 2006 - 18:20.

SF-Klassiker
#1
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 18:20
#2
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 18:50


#3
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 19:25
#4
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 19:29
#5
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 19:38
Bearbeitet von Palpatine, 05 Dezember 2006 - 19:48.
#6
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 19:57
Ich könnte mich jedesmal am Boden wälzen, wenn jemand damit ankommt; manchmal vor Lachen, manchmal vor Ärger. Aber ich kann Dich beruhigen: Kein Wissenschaftler, der sich ernsthaft mit KI beschäftigt, würde sich je auf Asimov berufen. Vielmehr scheint es hier ein Missverständnis zu geben, denn Asimovs Vision ist keine technische, sondern fußt auf einer literarischen Metapher - der positronische Robot als ultimativ rationaler Mensch. Seine Geschichten erforschen die Spannungsfelder, die sich ergeben, wenn ein Akteur eines Konflikts rational, der andre aber zuweilen irrational handelt. Insofern sind seine Werke vielleicht eher der Spieltheorie zuzuordnen, zugegeben ein der KI benachbarter Bereich. Wie steht es nun mit Asimov als Klassiker? Ich persönlich finde ihn, bis auf Ausnahmen (Foundation-Trilogie, Stahlhöhlen), schnarchlangweilig. Aus Asimovs Büchern erfährt man wenig über Roboter und exotische Welten, aber viel über die 50er-Jahre in den USA. Ein Klassiker ist er dennoch, denn unbestreitbar hat er vieles geprägt, was danach kam. Nicht zuletzt dient er mir als abschreckendes Bespiel, was ich auf gar keinen Fall mehr lesen oder schreiben möchte.@Naut Gerade mit Asimovs Robotergeschichten sprichst du ein Thema an, über das es sich durchaus zu streiten lohnt. Der Autor wird genau mit diesem Thema als "unumgänglicher Klassiker" definiert, wenn es darum geht, einen Einblick in die Thematik der künstlichen Intelligenz zu bekommen. Imho natürlich absoluter Schwachsinn, weil gerade zum Thema KI wesentlich bessere Werke geschrieben wurden.
Unbestreitbar hatten und haben seine Bücher hohe Auflagen, deshalb dürfte sein Einfluss beträchtlich sein. So sollte man ihn sehen: Als jemanden, der die SF mit geformt hat, von dessen Einfluss man sich aber vielleicht langsam emanzipieren sollte. Bei der Gelegenheit: Man kann sich gut an Asimov abarbeiten, und trotzdem innovativ sein. Z.B. die Frage, was denn wäre, wenn die Robotergesetze wirklich gälten, welche Art von (totalitärer) Gesellschaft würde so etwas überhaupt ermöglichen? Cory Doctorow hat das getan, und mit "I, Robot" bzw. "I, Row Boat" zwei Geschichten zu dem Thema verfasst. Ein Klassiker ist also auch eine gemeinsame Basis, auf die man sich - in jeder Hinsicht! - beziehen kann.Aber Asimov war ein mächtiges Sprachrohr in der SF und da wurden anscheinend "Bündnisse" geschmiedet, die seine Romane im Nachhinein zu Klassikern werden ließen.
#7
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:06
Ein Klassiker ist, was sich wie ein Klassiker anfühlt!
Ist euch die Definition zu banal?
Ok, dann stellt sich die Frage, was führt dazu, dass sich ein Buch wie ein Klassiker anfühlt? Wenn ich in mich reinhorche, sind es vor allen die nachfolgenden Eigenschaften, die mich Klassiker "fühlen" lassen. Je mehr diese Eigenschaften vertreten sind, desto mehr Klassiker-like ist das Werk! Bestimmt habt ihr Ergänzungen. Bestimmt eine andere Gewichtung! Die nachfolgende Reihenfolge ist ohne Bedeutung, sondern schnurstraks so runtergeschrieben, wie sie mir in den Sinn kam:
1. Der Roman hat ein gewisses Alter
2. Es gibt viele Ankedoten, Skandale, Verbote und Geheimnisse um die Entstehungsgeschichte
3. Der Roman war prägend für das Zeitalter
4. Der Roman war ungeöhnlich populär
5. Der Roman war von außergewöhnlicher Qualität
6. Der Roman zeigte bezogen auf seinen Entstehungszeitpunt innovative Ansätze
7. Der Roman wird stark diskutiert
Wer weiß noch weitere Punkte?
#8
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:21
wobei ich das genau umgekehrt definiere - Das Zeitalter war prägend für den Roman, z.B. 19843. Der Roman war prägend für das Zeitalter
Damit kann ich schon leben, allerdings fehlen dann immer noch Argumente, warum ein Klassiker ein Klassiker ist. @naut5. Der Roman war von außergewöhnlicher Qualität 6. Der Roman zeigte bezogen auf seinen Entstehungszeitpunt innovative Ansätze
Ein Klassiker ist er dennoch, denn unbestreitbar hat er vieles geprägt, was danach kam. Nicht zuletzt dient er mir als abschreckendes Bespiel, was ich auf gar keinen Fall mehr lesen oder schreiben möchte.


Bearbeitet von Jürgen, 05 Dezember 2006 - 20:27.
#9
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:32
Bearbeitet von simifilm, 05 Dezember 2006 - 20:34.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#10
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:39
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#11
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:45
Wenn ich dieses Denken auf z. B. die Informatik anwende, wäre der Bausatz des Apple IIe heute immer noch der Standardrechner auf dem StudentenschreibtischIrgendwann ist ein Buch nur deshalb ein Klassiker, weil es einfach ein Klassiker ist. Von Asimov habe ich bislang beispielsweise nichts gelesen, was mich auch nur annähernd umgehauen hätte. Aber ich habe die Bücher gelesen, weil sie eben Klassiker sind, weil sie von den entsprechenden Institutionen (SF-Geschichtschreiber, SF-Preise, Bestenlisten, Fans) in ihrem Status als Klassiker bekräftigt werden.

Bearbeitet von Jürgen, 05 Dezember 2006 - 20:47.
#12
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:48

Bearbeitet von Scotty, 05 Dezember 2006 - 23:36.
#13
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:54
Das kannst Du durchaus versuchen, die Frage ist, wer Dir folgt. Wenn Dir niemand folgt, dann sind es eben nur Deine Privatklassiker, die sonst für niemanden relevant sind. Ein Buch wie "Faust" wird deshalb von vielen als Klassiker wahrgenommen, weil sein Status ganz breit abgestützt ist, weil viele Institutionen dazu beitragen, dass sein Status erhalten bleibt (Schuluntericht, Literaturwissenschaft, aber auch Theater, die "Faust" aufführen, oder andere Schriftsteller, die den Stoff weiter entwickeln). Das hängt sicher auch bis zu einem gewissen Grad mit der Qualität des Buches zusammen, denn sonst liesse er sich kaum über so lange Zeit so breit abstützen, aber wichtiger ist die institutionelle Konstanz. Brian Aldiss ist es beispielsweise sehr gut gelungen, "Frankenstein" als SF-Klassiker zu positionieren. Er hat in "Billion Year Spree" sehr eloquent dafür argumentiert, warum dieser Roman eigentlich der erste "echte" SF-Roman ist. Vielen hat diese Argumentation eingeleuchtet und so wurde ein Roman, der während des Golden Age kaum grosse Relevanz gehabt haben dürfte, heute als Klassiker oder doch zumindest eminent wichtiger Vorläufer des Genres gilt. Andere haben dieser Position widersprochen (zum Beispiel Gary Westfahl und unlängst Adam Roberts) und versucht, andere Urahnen zu etablieren. Bislang hatte keiner den Erfolg von Aldiss, aber es ist ohne Weiteres denkbar, dass hier in Zukunft weitere Verschiebungen statfinden.Wenn ich dieses Denken auf z. B. die Informatik anwende, wäre der Bausatz des Apple IIe heute immer noch der Standardrechner auf dem Studentenschreibtisch
@simifilm Genau deine aufgeführten Gründe sind es, die mich darüber nachdenken lassen, ob nicht eine gewaltige Revision zur Einordnung von Klassikern längst überfällig wäre. Gruß Jürgen
Bearbeitet von simifilm, 05 Dezember 2006 - 20:57.
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#14
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:55
Ja,ja, kann durchaus sein... trotzdem scheint es da noch andere Mechanismen zu geben, die aus einem mit 1, 5 und 7 ausgestatteten Roman einen Klassiker machen. Wie es simifilm schon angesprochen hat: Letztendlich beschließt ein Literaturprofessor, das Dieses oder Jenes zu lesen sei, weil es Klassiker sind. Ist das ein Vorrecht von Lit-Professoren und Verlegern ? Schon komischz.B.: Bei einem brandneuen Roman würde ich mir gar keine Gedanken machen, ob er ein Klassiker ist, ein 30 Jahre alter Schinken könnte dagegen wirklich einer sein (1), vor allen Dingen dann, wenn viel über ihn diskutiert wird (7) und er von hervorragender Qualität ist (5). Je mehr dieser Eigenschaften erfüllt sind, desto mehr Leser würden ih als Klassiker einordnen, jede Wette!
Das heisst im Umkehrschluß... ich brauche eine gewisse Reputation, bis sich Dinge ändern. Und weiter... es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel, weil es genug "gebildete" Menschen gibt, die Aldiss Meinung immer weiter "tragen", weil sie es so gelernt haben. Gruß JürgenBislang hatte keiner den Erfolg von Aldiss, aber es ist ohne Weiteres denkbar, dass hier in Zukunft weitere Verschiebungen statfinden.
Bearbeitet von Jürgen, 05 Dezember 2006 - 21:00.
#15
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 20:56
Das habe ich keineswegs gesagt, im Gegenteil. Klassiker sind immer nur in einem bestimmten Umfeld Klassiker.Ja,ja, kann durchaus sein... trotzdem scheint es da noch andere Mechanismen zu geben, die aus einem mit 1, 5 und 7 ausgestatteten Roman einen Klassiker machen. Wie es simifilm schon angesprochen hat: Letztendlich beschließt ein Literaturprofessor, das Dieses oder Jenes zu lesen sei, weil es Klassiker sind. Ist das ein Vorrecht von Lit-Professoren und Verlegern ?
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#16
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 21:10

#17
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 21:20
Was ich gesagt habe, ist, dass ein Kanon (und ein Kanon ist nichts anderes als eine Ansammlung von Klassikern) immer institutionell bedingt ist. Die Literaturwissenschaft ist hier eine mögliche und wohl auch wichtige Institution, aber keineswegs die einzige (in gewissem Sinne ist die Literaturwissenschaft auch nicht mehr so wichtig wie vor einigen Jahrzehnten. Man ist hier mittlerweile davon abgekommen zu predigen, was "wahre und gute" Literatur ist und interessiert sich schon lange auch für triviale und randseitige Literatur). Die wichtigste Institution ist zweifellos der Deutschunterricht, es ist aber keineswegs die einzige. Das SF-Fandom ist ebenfalls eine Institution, die Hugo-Awards eine andere, und Reich-Ranicki (der kein Literaturwissenschaftler ist) wieder eine. Die Frage ist lediglich, wer für welchen Kreis relevant ist. Reich-Ranicki ist für eine gewisse Schicht von Lesern zweifellos wichtig, für dieses Forum ist er aber unwichtig. In diesem Forum werden aber beispielsweise regelmässig die besten SF-Filme gewählt. Da kannst Du live mitverfolgen, wie Klassiker für einen sehr kleinen Kreis von Leuten geschaffen werden. Klassiker sind also nie "objektiv" und "zeitlos", sondern immer gruppen- und zeitspezifisch. Manche Klassiker sind einfach für grössere Gruppen über längere Zeit relevant.@simifilm Das war kein Zitat ! ....also nur eine falsche Interpretation deiner Aussage ? Dann interpretiere doch mal ... denn ich muß da etwas völlig falsch verstanden haben
Bearbeitet von simifilm, 05 Dezember 2006 - 21:32.
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#18
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 22:11
#19
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 22:18
Preise sind eine Institution, die zum Klassikerstatus beitragen können, aber nicht müssen. Manche Literaturnobelpreisträger sind heute vergessen, andere nach wie vor sehr populär. Preise können durchaus die Funktion eines "Ritterschlags" haben und einen Autor oder ein Werk adeln, aber manches hochdekorierte Werk geht auch vergessen.Also was Auszeichnungen betrifft, so machen die noch lange keinen Klassiker, aber es hilft wohl, denn einen Klassiker macht mich ja auch aus, dass das Buch bekannt ist.
Nö, gefallen muss einem ein Klassiker definitiv nicht. Man kann es vielleicht sehr banal ausdrücken: Ein Klassiker ist ein Werk, das im Gespräch bleibt. Und an manchen Gesprächen sind nur kleine Gruppen beteiligt, an anderen grosse.Für mich sind die Robotergeschichten durchaus ein Klassiker. Dies ist ganz bestimmt keiner der literarisch hochstehenden, aber ich fand die Geschichten spannend und zum nachdenken regten sie auch an. Der Einfluß auf spätere Werke in Buch und Film ist nicht zu bestreiten. Ich gebe zu bedenken, dass einem ein Klassiker nicht unbedingt gefallen muss. Wie soll das auch gehen, bei den unterschiedlichen Geschmäckern der SF Fans?
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#20
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 22:41
Bearbeitet von Theophagos, 05 Dezember 2006 - 22:42.
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
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• (Film) als nächstes geplant: Onibaba (J 1964, R: Kaneto Shindo)
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• (Film) Neuerwerbung: Arrival (USA 2016, R: Denis Villeneuve)
#21
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 23:03
Es gibt durchaus auch Klassiker des schlechten Geschmacks, etwa "Plan 9 from Outer Space", für die SF-Literatur fällt mir da gerade nichts ein. Hier gibt's dann auch Überschneidungen zu Kultwerken etc. Aber Du hast sicher insofern recht, als ein Klassiker gemeinhin ein Werk ist, das über längere Zeit als herausragend und/oder stilbildend im Gespräch ist. Ich würde auch sagen, dass ein Buch, das niemand (mehr) kennt, nicht als Klassiker gelten kann. Das kann vielleicht mal ein Klassiker gewesen sein, aber wenn in es in der jeweiligen Gruppe, um die es geht, unbekannt ist, kann es schlecht klassisch sein.Und auch kommerzieller Erfolg resp. Aufagenhöhe allein ist nicht entscheidend. Manche Bücher sind bei Erscheinen phänomenale Erfolge und schon wenige Jahre später vergessen.@ simifilm: Eine Nachfrage zur banalen Definition: Heißt das, daß ein Klassiker ein Werk sein kann, das alle am Gespräch beteiligten nur deshalb nennen, weil es ganz besonders schlecht ist? Im alltäglichen Sprachgebrauch ist ein Klassiker doch eher mit positiven Attributen besetzt, oder? Theophagos
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#22
Geschrieben 05 Dezember 2006 - 23:34
Das ist nur ein Beispielzitat von vielen, dass es keine absolute Definition für einen Klassiker gibt. Ein Klassiker ist eine Funktion des Betrachters und der Zeit.Also was Auszeichnungen betrifft, so machen die noch lange keinen Klassiker, aber es hilft wohl, denn einen Klassiker macht mich ja auch aus, dass das Buch bekannt ist.
#23
Geschrieben 06 Dezember 2006 - 13:07

#24
Geschrieben 07 Dezember 2006 - 17:18
#25
Geschrieben 07 Dezember 2006 - 18:25
Hm, aber ich denke scotty meinte eher, dass das Thema zu vage ist. Wenn er das so meinte, stimme ich ihm zu.Wenn ich nur Threads eröffnen würde, bei denen ich mir der Zusicherung meiner Mitstreiter sicher bin, sollte ich mich aus Foren im allgemeinen raushalten. Das gleiche gilt, wenn ich jedes Thema meiden würde, bei dem vorher schon klar ist, daß man sich nicht einig wird.
Für mich sind Klassiker solche Bücher, die AUF DAUER am meisten gelesen werden; ein einfacher Test wäre, ob solche Bücher noch aktuell (oder zumindest nicht allzu lange her) in größeren Zahlen verlegt werden. Grundsätzlich sagt mir mein Bauch auch, dass ein Klassiker älter als ca. 20 Jahre sein sollte, sonst ist es einfach noch zu früh ihn so zu nennen. Woran ich mich auch nicht immer halte, zugegeben.
Unabhängig vom Etikett "Klassiker" stimme ich zu dass einen guten SF-Roman nicht nur sein literarisches Können oder innovatives Einbringen des Novums definieren, sondern auch ob er das Genre voran gebracht hat. Und das hat m.E. Frankenstein sicherlich (allerdings auch mit viel Hilfe von James Whale!).
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 09 Dezember 2006 - 03:09.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#26
Geschrieben 07 Dezember 2006 - 18:50
Bei einem Kultwerk spielt das ausdrückliche Abheben vom Mainstream eine wichtige Rolle. Kultwerke müssen immer in einem Kreis entstehen, der sich selbst als etwas Besonderes, von der "grossen Masse" verschiedenes versteht. Nehmen wir "Faust" als Beispiel eines Buches, das zweifelsohne ein Klassiker aber kein Kultwerk ist. Hier ist sich wohl jeder einig, dass das Stück enorm wichtig für die deutsche Literatur, von hoher Qualität etc. etc. ist. Ein ehrwürdiger Klassiker, aber kein Kultbuch. "Foundation" hat schon eher Anspruch auf den Titel "Kultbuch", da es nur für die SF, also für einen Bereich, der sich vom "literarischen Mainstream" unterscheidet, wichtig ist. Freilich wird die Sache schwierig, wenn ein Kultbuch derart erfolgreich ist, dass es eigentlich schon wieder Mainstream wird (gerade bei SF-Filmen ein häufiger Fall). Wenn ich mich dazu mal selbst zitieren darf (Achtung, langes geisteswissenschaftliches Zitat!):Wenn Klassiker gruppenspezifisch sind, was ist dann der Unterschied zwischen einem Klassiker und einem Kultwerk? Spielt hier das Alter eine Rolle? Zu der Frage der Vorreiter-Romane: H.G. Wells: Die Zeitmaschine H.G. Wells: Krieg der Welten
Hoffe, das war einigermasse verständlich.Wie Henry Jenkins für die Fans von Star Trek and Mark Jancovich für die Liebhaber von Kultfilmen generell festhalten (Jenkins 1992: 16-24; Jancovich 2002), zeichnen sich Fankulturen durch ihre dezidierte Abkehr vom Mainstream aus. Pierre Bourdieu (1984) hat den bürgerlichen Geschmack als gezielte Ablehnung einer als naiv und vulgär empfundenen Massenkultur charakterisiert, guter Geschmack konstituiere sich somit primär als Differenz mit der Funktion eines Klassenmerkmals. Dieser Befund gilt - auf einer höheren Ebene - auch für das Fandom, das sich seinerseits in Opposition zum literarischen oder filmischen Mainstream positioniert. Der Fan besitzt spezialisiertes Wissen, das ihn gegenüber dem ‹Normalzuschauer› auszeichnet und dank dem er den Gegenstand seiner Leidenschaft in einer Art und Weise würdigen kann, die dem Aussenstehenden verschlossen ist. Ähnlich dem Film- oder Literaturwissenschaftler verfügt er über die überlegenen, ‹richtigen› Interpretationsansätze, kennt den Kanon und kann die zur Diskussion stehenden Filme oder Bücher in einen adäquaten Kontext stellen. Die Abwehrbewegungen gegenüber ‹falschen› Zugängen richten sich dabei nicht nur gegen den Mainstream, sondern etablieren auch eine Rangordnung innerhalb des Fandom; es gibt immer jemanden, der sich für die falsche TV-Serie begeistert, in der Materie zu wenig bewandert ist oder es mit seinen Fan-Aktivitäten übertreibt. Der Fan offenbart somit ein zwiespältiges Verhältnis zum Mainstream, den er zwar verachtet, zugleich aber auch zur Definition ex negativo benötigt. Es erstaunt nicht, dass dieser Mainstream in erster Linie eine Konstruktion ist, die vor allem der Unterscheidung dient: Der Fan beansprucht diskursive Herrschaft über das Genre, das er - wie mancher Wissenschaftler - in Abgrenzung von einer imaginären mundane oder Mainstream-Literatur definiert. Im Falle des Blockbuster-Genres SF führt die Opposition zum Mainstream freilich zu Problemen, denn wie kann eine exklusive Position aufrecht erhalten werden, wenn Filme wie Star Wars oder Matrix regelmässig neue Zuschauerrekorde aufstellen? Wie Nathan Hunt am Beispiel von Star Wars: Episode I und der Fanzeitschrift SFX zeigt, geschieht dies durch sanktionierte Lesestrategien, im Falle von Episode I unter anderem durch die Ablehnung der Nebenfigur Jar Jar Binks: «Binks was identified as the mainstream appeal of the movie, and the character was denigrated in reviews and articles in order to demonstrate that both magazine and fandom were resistant to the mainstream» (Hunt 2003: 191 f.). Als wahrer Connaisseur erkennt der Fan, wo Episode I dem Geiste der ersten Star-Wars-Trilogie treu bleibt und welche Elemente Zugeständnisse an den Massengeschmack sind. Besonders ambivalent ist dabei die Haltung gegenüber Produzent und Regisseur George Lucas, der einerseits als kreatives Genie hinter der Serie verehrt, dessen gnadenlose Kommerzialisierung seines Werks aber auch scharf kritisiert wird. Eine Funktion des Fandiskurses ist somit auch, das zurechtzubiegen, was Regisseur und Produzenten in ihrer Ignoranz und Profitgier verbrochen haben. Jenkins bezeichnet Fans als «textual poachers», die sich einen Film oder eine Fernsehserie aneignen und gemäss ihren Bedürfnissen modellieren. Ein besonders eindrückliches Beispiel für derartige ‹Wilderei› ist ein im Internet kursierender Film mit dem Titel The Matrix Dezionized (2005), ein aufwändig gemachter Zusammenschnitt aus Matrix Reloaded und Matrix Revolutions - inklusive DVD-Menü, Untertiteln und wählbarer Sprache -, der auf alle Szenen in der Untergrundstadt Zion verzichtet und mit folgenden Worten angepriesen wird: "Reloaded was nothing compared to The Matrix and Revolutions even nothing compared to Reloaded . . . Pathetic. That is why we made this edition. We did watch the movies over and over, sensing there was quality in them, but so many things were distracting, did not make much sense, were just boring to watch" (Begleittext zu The Matrix Dezionized). Die beiden Matrix-Fortsetzungen werden ihren Regisseuren, die sich an den Mainstream verkauft haben, aus der Hand genommen und in die adäquate Form gebracht. Gerechtfertigt wird dieses Vorgehen durch vertiefte Beschäftigung: Nur wer sich die Filme wieder und wieder ansieht, kann die versteckten Qualitäten aufspüren.

Bearbeitet von simifilm, 07 Dezember 2006 - 18:55.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#27
Geschrieben 07 Dezember 2006 - 18:53
Sehe ich genauso. Ich erinnere mich an Redewendungen wie "Werk X, ein Klassiker unter Fans von ...". So kann jede Sparte (der Cyberpunk, die Space Opera) und jede Gruppe (die Leser dieses Boards, das Pärchen von nebenan, der Heyne Verlag) nach belieben das Prädikat "Klassiker" verleihen. Etwas übertrieben wird das ja zur Zeit in allen Medien mit dem Präfix "Kult". Noch nie waren Filme, Bücher oder Trinkwassersprudler so schnell "Kult" wie heutzutage. Meist ist etwas dann ein Klassiker oder ein Kult, wenn es älter ist und man es trotzdem teuer verkaufen will.Ein Klassiker ist eine Funktion des Betrachters und der Zeit.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#28
Geschrieben 07 Dezember 2006 - 19:09
#29
Geschrieben 07 Dezember 2006 - 19:30
Und gleich darauf werden die Bücher bzw. Filme aber erst zu modernen Klassikern. Natürlich gibt es auch fälle, wo die bezwichnung Kultfilm/-serie berechtigt ist. Das ist aber nun mal nicht immer der Fall.Etwas übertrieben wird das ja zur Zeit in allen Medien mit dem Präfix "Kult". Noch nie waren Filme, Bücher oder Trinkwassersprudler so schnell "Kult" wie heutzutage.
Mein Blog (Meine Meinungen über Bücher, Filme und dergleichen)
#30
Geschrieben 20 Januar 2007 - 19:35
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