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Ist die Science-Fiction-Szene geistlos geworden?


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247 Antworten in diesem Thema

#121 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 00:33

Allerdings reihen sich Jürgens Ausführungen über die "Entstehung" angeblich repräsentativer Umfragen in Berichte von Freunden von mir ein, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. So nach dem Motto: "Nichts ist repräsentativ, alles ist relativ".

Ach Berverly... das ignoriert Diboo einfach. Es passt einfach nicht in sein Weltbild von hochmotivierten 1 Euro Jobbern... ;) Beneficia non octro dunktur

Bearbeitet von Jürgen, 18 Dezember 2006 - 00:37.

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#122 Beverly

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 00:41

Ich glaube wirklich es würde "perspektivlosen" Deutschen helfen, mal ein paar Jahre in Afrika zu leben, und zumindest das von ihnen empfundene "schlimme" Leben im alten Europa zu relativieren. Zumindest ergäbe sich m.E. eher ein gesellschaftlicher Konsens dort, dass sich die Gesellschaft noch bewegt, in was immer für eine Richtung, und das wäre ja evtl. für Autoren anregend.

Ein Afrika-Aufenthalt könnte nur jenen Deutschen "auf die Sprünge helfen", die im Wohlstand lebend sich einbildeten, ihre Probleme seien rein materieller Natur - was ich nicht glaube - und hätten nichts mit emotionalen, sozialen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen zu tun - was ich glaube, weshalb ich dafür den Begriff "Perspektivlosigkeit" verwende und nicht etwa "Armut". Was soll ein Afrika-Aufenthalt sonst bringen? Ich war in Ägypten, meines Wissens für afrikanische Verhältnisse sogar recht fortgeschritten. Die Sicht auf mein deutsches Leben hat es wenig verändert - trotz Slums und bitterer Armut hatte z. B. Kairo auch Aspekte, die mir zusagten. Eine schöne Stadt am Nil mit einem Wetter, das - abgesehen vom Hochsommer - beneidenswert ist, uralte Kultur, auch das islamische Kulturerbe ist recht interessant. Allerdings leben in einer für 4 Millionen Menschen geeigneten Stadt 20 Millionen ... Und eine Freundin von mir ist gerade in Südafrika. Mögliche Reaktionen nach ihrer Rückkehr: 1. "Scheiß Wetter in Deutschland" 2. Wegen horrender Kriminalität dort froh, heil wieder zurück zu sein. 3. Wg. Perspektivlosigkeit hier wandert sie dorthin aus. Westafrika scheint z. T. wirklich schlimm zu sein, infolge der globalen Klimaveränderung sollen dort die Niederschläge zurückgehen. Aber was soll man als Deutscher oder Bewohner eines anderen Industrielandes für Konsequenzen ziehen, wenn man im Fernsehen sieht, wie Nomaden von einem ausgetrocknetem Brunnen zum anderen irren. Mich stört an solchen "Wüstenplanet"-Szenen, dass sie auf einer Welt stattinden, deren Oberfläche zu über 70 Prozent von Wasser und Eis bedeckt ist. Abhilfe wäre also möglich und die Perspektivlosigkeit liegt darin, dass bei diesen und anderen Problemen nur diejenigen darüber nachdenken, die Lichtjahre von Geld und Macht entfernt sind.

#123 Beverly

Beverly

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 05:07

"Perspektivlosigkeit" ist letztendlich nämlich nichts als Ansichtssache. Wer sich und anderen Perspektivlosigkeit einredet, ist oft genug selbst an dieser Schuld.

"Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf" - der Spruch wurde kurz vor dem Ende der DDR von Honecker geprägt. Der "Spiegel" karikierte ihn damals in einem Bollerwagen, der auf den Abgrund zurast, alldiweil Ochs und Esel dabeistehen und zuschauen. Muss ich jetzt wirklich noch erklären, wass beiden Äußerungen gemeinsam ist?

#124 Beverly

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 05:48

Besser kann man es gar nicht ausdrücken :P ! Wenn man den Bauch voll hat, ein warmes Plätzchen (nebst anderem wie Geld etc.) sein eigen nennt und einem keiner an den Kragen will, dann hat man zwangsläufig die Ruhe und Muße, sich mit den abgehobenen Welten der SF zu beschäftigen. Geht es einem jedoch ziemlich dreckig(wie einem Großteil unserer Mitbewohner auf dieser Welt), wage ich mal zu bezweifeln, das diejenigen davon Betroffenen ein offenes Ohr für die Lösungsvorschläge der SF für ihre irdischen Probleme haben(Auswandern ins All und Neuland besiedeln auf hypothetischen Sauerstoffplaneten; Warten auf eine überlegene Zivilisation aus dem All, die uns unsere Probleme abnimmt). Die Reaktionen darauf dürften im besten Fall ungläubiges Gelächter, wahrscheinlicher aber eher wütende Steinwürfe auf den Schwätzer sein, der es wagt, die Leute in ihrem Elend noch zu verspotten.

Auch in armen Gesellschaften interessieren sich die Menschen für Literatur und Phantastik. So habe ich in Syrien einen "Hakawati" - Geschichtenerzähler - gesehen, der jeden Abend vor 20, 30 Leuten Geschichten vorlas. Und gerade in miesen Lebensumständen besteht ein Bedarf nach "Flucht", warum also nicht in die Welten der Literatur und Phantastik? Leute, die einem als dumm und zynisch empfundene Lösungsvorschläge anbieten, zu steinigen, scheint mir angesichts mancher hiesiger "Ideen" und "Konzepte", eine nicht uninteressante Vorstellung :rofl1: Die fallen mir allerdings eher duch eine kaum noch zu überbietende Phantasielosigkeit unangenehm auf. Ein Afrikaner, der vor der "Perspektive" steht, bei der illegalen Einreise nach Europa über das Mittelmeer Leib und Leben zu riskieren, würde bei der Idee "Auswandern in den Weltraum" wohl monieren, dass es das - noch - nicht gibt, erst in ein, zwei Generationen geben könnte. Sicherlich würde er nach JETZT greifenden irdischen Lösungen verlangen und - wenn überhaupt - sich für SF interessieren, die darüber schreibt. Angesichts der nicht enden wollenden terrestrischen Miseren hätte unser hypothetischer Afrikaner aber vielleicht nichts dagegen, wenn kommende Generationen notfalls ins All ausweichen können. Bei manchen hiesigen Diskursen habe ich dagegen den Eindruck, in Namen eines kurzfristigen "Realismus" kämpfen sie mit Zähnen und Klauen darum, zukünftigen Generationen alle weiter führenden Perspektiven zu verbauen.

#125 molosovsky

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 07:47

In meinen finstersten Stimmungen glaub ich ja, daß SF und allgemein Phantastik die Hauptschlachtfelder des Ideenkrieges sind. Wer mit den brazigsten Phantastik-Attraktoren auf dem eigenen ideologisch-geographsichen Terrain die meisten und fähigsten Arbeits- und Geistes-Motten anzulocken versteht, erhöht seine Chancen auf ein erfolgreiches Gestalten des Möglichkeitsfeldes, welches man Zukunft nennt.Mit der Perspektive macht die ziemliche einseitige Lizenzbewegung (viele Importe, kaum Exporte) einen gruseligen Sinn. — Siehe Buchmarkt, von dem dieser Tage (u.a. im zuge des Suhrkamp-Hickhacks) wieder mal kolportiert wird, daß Qualität nicht mehr wirklich zieht, denn massiver Kapitaleinsatz schlägt so gut wie alle Qualität im Aufmerksamkeitsrennen. Fette Werbekampagnen lostreten geht halt schneller, als ein ordentlich lektoriertes Programm zu gestalten.GrüßeAlex / moloP.S.: Notiz für mein Stimmungsalbum: Jeder Tag, an dem Jorge auf eine meiner Flappsigkeiten derart mit dem Begeisterungssmily reagiert, ist ein guter Tag. Thanx!P.P.S.: Fürs Protokoll. Mein Kontostand perndelt seit mehreren jahren zwischen Plus 150 und Minus 400. 2-3000 Euro hab ich noch NIE auf einem Haufen gesehen oder aufm Konto gehabt. Ich hab aber auch ein Aversionsproblem was Geld betrifft. — Wiegesagt: wer sichs leisten kann exotisches Leid in Afrika (oder anderso) anzuguckn, soll von mir aus gucken gehen. Mir reichts schon, wenn ich z.B. meine kleinen anthropologischen Ausflüge durch Ffm mach, mir verhärmte Mütter, erbärmlich gekleidete Alte anschau, und andererseits Leute mit Klamotten seh, die mehr gekostet haben, als ich im Quartal Budget hab. — Ansonsten: für was gibts den »Atlas der Globalisierung« (oder ist der Pfui-Bäh für einige hier, weil Kommunisten-Agritprop? Ich würd diese schönen Teile von ›Le monde diplomatique‹ ja eher für gutes Enzymatertial für SF-Schreiber halten … aber jedem das seine.)

Bearbeitet von molosovsky, 18 Dezember 2006 - 07:58.

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#126 Beverly

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 16:09

@Alex, Atlas der Globalisierung - den Link zum Inhaltsverzeichnis habe ich hier: http://www.monde-dip...las/atlasinhalt Liest sich für mich wie ein "Atlas der Perspektivlosigkeit". Sorry, aber ich kann mit der Ideologie vom "freien Spiel der Kräfte" (Geopolitik etc.), "Aufstieg und Fall", "Gewinnern und Verlierern" nichts anfangen, dass ist für mich nur Sozialdarwinismus, in Phrasen von Markt und Demokratie verpackt. Besonders lustig: "China - vom Maoismus zum Marktsozialismus". "Marktsozialismus" ... das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Droht uns übrigens als "McSozialismus" - wenn z. B. nach der Gesundheitsreform in den Apotheken "der Preiskampf losgeht", werden viele das Handtuch schmeißen und aus in Privatbesitz befindlichen Apotheken - sozusagen Symbol und Urgrund der Bürgerlichkeit - werden Filialen von McHealth. McPaper gibt es nebenan ja schon ... Sorry, aber das ist nicht die Zukunftswelt, wie sich sie aus der SF kenne. Da gab es immer eine irgendwie technokratische Weltordnung, die Welt wurde industrialisiert, es gab Raumfahrt und alle waren zufrieden. So ist in den Romanen von Alan Dean Foster Indien (wo Flinx zur Welt gekommen ist) eine Provinz des Homanx Commonwealth. Kein Global Player, keine trotz - oder wegen? - Massenelends gehypte neue Großmacht, Provinz eines Weltstaates, Schluss, Aus, Fertig. Sollte die Menschheit nicht zu globaler Anarchie in der Lage sein, wäre so ein Weltstaat vielleicht das kleinste denkbare Übel und den Machtspielchen der "Global Player" vorzuziehen.

#127 Ulrich

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 16:31

Es gibt immer Menschen, die über ihr Schicksal klagen, ob berechtigt oder unberechtigt. Das aber als Anlass zu nehmen, gerade den "Ärmeren" zu empfehlen nach Afrika zu reisen, ist nicht unbedingt sinnvoll. Ausgangspunkt für eine Betrachtung sollten doch unsere Gesetze und unsere Vorstellungen einer idealen Gesellschaft sein. Wenn wir uns für eine Marktwirtschaft ohne soziale Absicherung entscheiden, dann müssen wir eben die Konsequenzen in Kauf nehmen. Das Gleiche gilt bei anderen politischen, Gesellschafts-, oder Wirtschaftssystemen. In Deutschland soll es aber immer noch sozial zugehen, was immer auch darunter verstanden wird.Und warum sollte der wohlmeinende Ratschlag "Schaut euch in Afrika um, dort gibt es ärmere Menschen" nur für die Geringverdiener gelten? Dieses Jahr kam der Spruch auf, dass man (also die Leistungsbezieher wie Hartz-IV-Empfänger) nicht alles rausholen muss an Leistungen, was einem vom Gesetz her zusteht. Auf der anderen Seite kam kürzlich eine Meldung, dass jemand vor Gericht streitet, damit ihm seine Pension von 8.000 Euro aufgestockt wird. Ist das widersprüchlich?Ich bin der Meinung, dass viele sich nicht im Klaren sind, dass es in Deutschland sehr arme Menschen gibt, die jeden Tag überlegen müssen, wie sie ihre Familie ernähren. Mag 1 Euro in anderen Ländern mehr wert sein, hier in Deutschland sind die Preise höher und für einen Euro lässt sich weniger kaufen.

#128 molosovsky

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 16:33

Don†™t judge a book by its inhaltsverzeichnis. Der »Atlas†¦« ist sicherlich genauso u nehmen wie eine Shellstudie oder ähniche Kristallkugeln.Ansonsten nebenbei: Ich bevorzug eine SF, die auf dem Boden bleibt. Also Stephenson, Gibson, Ruffin, Sorokin und so. Sobald eine SF-Story ich sag mal über das Jahr 3000 hinausgeht bzw. mit Großschiffen u.ä. ins All abgeht, nehm ich das als Space Fantasy.GrüßeAlex / molo

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#129 Jürgen

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 16:36

Sorry, aber das ist nicht die Zukunftswelt, wie sich sie aus der SF kenne.

Tja, Beverly, dann liest du die "falsche" SF ! denn es gibt mindestens rund 500 Bücher, die ein ähnliches Szenario, wie du es hier vorstellst, als Plot benutzen. Nachweislich hast du auch einige davon gelesen (z. B. Brunner), deshalb verstehe ich nicht, warum du solch eine Aussage machst. Ob diese Richtung, in der wir uns bewegen, richtig ist, steht auf einem anderen Blatt, aber du kannst nicht verleugnen, daß es die "Mahner" schon immer gegeben hat. Es sollte eigentlich jedem klar sein, daß wir uns eher in die Welt des Cyberpunk als Star Trek bewegen. "Fluchtliteratur" wie Space Operas oder Fremdweltromane können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die SF schon lange Themen behandelt hat, mit denen wir heute im wahren Leben konfrontiert werden.
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#130 molosovsky

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 16:48

Nachtrag: Es ist allerdings nicht automatsich etwas gleich ›naiv-eskapistischer Lulukram‹, nur weils Space Fantasy und ähnliches ist.»Das Spiel Azad« und mit Abstrichen auch Stross und Robson die ich im Lesezirkel gelesen habe, haben ›relevantes Engagement‹ gezeigt und (zumindest für mich) erhellend über unsere Wirklichkeit kommentiert.GrüßeAlex / molo

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#131 Beverly

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 20:45

Und warum sollte der wohlmeinende Ratschlag "Schaut euch in Afrika um, dort gibt es ärmere Menschen" nur für die Geringverdiener gelten?

Die Leute, die Aufkleber in der Art von "Eure Armut kotzt mich an" haben, sollten damit nach Afrika reisen. Der Hinweis ist zwar nicht besonders geistreich, aber passt wie die Faust aufs Auge.

#132 Beverly

Beverly

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Geschrieben 18 Dezember 2006 - 20:54

"Fluchtliteratur" wie Space Operas oder Fremdweltromane können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die SF schon lange Themen behandelt hat, mit denen wir heute im wahren Leben konfrontiert werden.

Nur sind wir bis zu einem gewissen Grad im "wahren Leben" auch mit den Themen der Raumfahrt-SF konfrontiert und das gleich auf zweierlei Art und Weise: 1. Durch die bisherige weitgehende Nichterfüllung ihrer Visionen von der Eroberung des Weltraums. Dazu muss ich sagen, dass sich das "erst einmal die Probleme auf der Erde lösen" als wenig sinnvoll erwiesen hat. Der Verzicht auf Raumfahrt hat nichts Positives gebracht, vermutlich sogar geschadet. 2. Dass sich, wenn auch zäh und langsam, ihre Visionen doch erfüllen. So bei der Suche nach extrasolaren Planeten. Unser Sonnensystem haben wir in groben Zügen schon erforscht, Bilder vom Mars sind fast selbstverständlich geworden. Ich kann mich noch an Zeiten und SF erinnern, als Fotos von den äußeren Planeten fast so viel "sense of wonder" hatten wie die von anderen Sonnensystemen. Kontakt mit Außerirdischen haben wir nicht, aber dafür kochen immer wieder Diskussionen hoch, warum das so ist (Fermi-Paradoxon).

Bearbeitet von Beverly, 18 Dezember 2006 - 20:55.


#133 mindblasted

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Geschrieben 19 Dezember 2006 - 01:05

Der Verzicht auf Raumfahrt hat nichts Positives gebracht, vermutlich sogar geschadet

Naja Verzicht auf Raumfahrt ist ja nicht wirklich, aaaber ich fänd "erst einmal die Probleme auf der Erde lösen" um einiges besser als ein Spielzeugauto auf dem Mars rumfahren zu lassen. Wenn die dabei eingesparte Kohle halt für was Sinnvolles draufginge, aber das steht auf nem andern Blatt. Die staatliche Raumfahrt hat sich ihr Budget ja auch fast immer mit dem Militär teilen müssen. Auch wenn ich mich hier mit so Sprüchen evtl. ins Wespennest setze, Raumfahrt ist momentan ziemlich irrelevant. Und Kolonisierung von fremden Planeten in zwei Generationen? Deine Enkel mit Warp-Antrieb ? Ziemlicher Wunschtraum oder ? Geschadet? Wie denn?

Es sollte eigentlich jedem klar sein, daß wir uns eher in die Welt des Cyberpunk als Star Trek bewegen.

Ich kann mir da um einiges schlimmeres vorstellen als Cyberpunk ala Gibson. Und die Gesellschaft von Star Trek...mit echten Menschen...Bitte nicht !

Don†™t judge a book by its inhaltsverzeichnis. Der »Atlas†¦« ist sicherlich genauso u nehmen wie eine Shellstudie oder ähniche Kristallkugeln.

Witzigerweise hab ich beide Teile hier rumliegen, obwohl ich mit Taz und Le Monde ansonsten eher nichts anfangen kann. Stimmt schon, ist ne Anhäufung von Statistiken in Kartenform...teilweise kannst du denen mehr, teilweise weniger trauen. Ist aber ne nette Inspiration. Das Aufzeigen aktueller Probleme als Verbreitung von Perspektivlosigkeit zu bezeichnen grenzt ja schon an Frecheit. Immer noch besser als von "globaler Anarchie" oder "Weltstaat" zu faseln ohne auch nur ansatzweise das Potenzial zur "Welt®evolution" in der Hinterhand zu haben. Pardon aber wenn die derzeit politisch Verantwortlichen und ihre Erben einen "Weltstaat" aufmachen probier ich wirklich auszuwandern.
"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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#134 WeepingElf

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Geschrieben 19 Dezember 2006 - 05:20

Hallo!

[quote name='mindblasted' date='18 Dec 2006, 19:12' post='76191']
Naja Verzicht auf Raumfahrt ist ja nicht wirklich, aaaber ich fänd "erst einmal die Probleme auf der Erde lösen" um einiges besser als ein Spielzeugauto auf dem Mars rumfahren zu lassen. Wenn die dabei eingesparte Kohle halt für was Sinnvolles draufginge, aber das steht auf nem andern Blatt.
Die staatliche Raumfahrt hat sich ihr Budget ja auch fast immer mit dem Militär teilen müssen.
[/quote]

Ja. Ich würde sagen, unbemannte Sonden zum Mars u. ä. sind das Geld ob des Erkenntnisgewinns wert (aber es gibt in der Tat Wichtigeres), bemannte Planetenmissionen hingegen sind kostspieliger Unfug.

[quote]
Auch wenn ich mich hier mit so Sprüchen evtl. ins Wespennest setze, Raumfahrt ist momentan ziemlich irrelevant. Und Kolonisierung von fremden Planeten in zwei Generationen? Deine Enkel mit Warp-Antrieb ?
Ziemlicher Wunschtraum oder ?
[/quote]

Ja. Das Sonnensystem ist eine riesige Einöde. Keine Luft zum Atmen, kein Wasser, keine fruchtbare Erde. Nur nackter Fels und im äußeren Bereich schmutziges Eis und Wasserstoffgas, letzteres unserem Zugriff entzogen in den tiefen Gravitationstrichtern der Riesenplaneten. Was in aller Welt wollen wir dort? Und der Rest des Universums ist viel zu weit weg. Wir müssen die Probleme hier unten in Griff bekommen, auswandern ist nicht drin. (Und außerdem wollen wir ja eine Zivilisation sein und keine galaktische Heuschreckenplage, die immer dann weiterzieht, wenn sie wieder einmal einen Planeten ausgeplündert hat.)

[quote]
Geschadet? Wie denn?
Ich kann mir da um einiges schlimmeres vorstellen als Cyberpunk ala Gibson.
[/quote]

Na ja, so weit sind wir davon gar nicht mehr weg. Und es gibt in der Tat Schlimmeres.

[quote]
Und die Gesellschaft von Star Trek...mit echten Menschen...Bitte nicht !
[/quote]

AMEN. In der Theorie mag das ja alles sehr schön sein, aber in der Praxis - wir haben es ja gesehen.

Witzigerweise hab ich beide Teile hier rumliegen, obwohl ich mit Taz und Le Monde ansonsten eher nichts anfangen kann.
Stimmt schon, ist ne Anhäufung von Statistiken in Kartenform...teilweise kannst du denen mehr, teilweise weniger trauen. Ist aber ne nette Inspiration.

Das Aufzeigen aktueller Probleme als Verbreitung von Perspektivlosigkeit zu bezeichnen grenzt ja schon an Frecheit. Immer noch besser als von "globaler Anarchie" oder "Weltstaat" zu faseln ohne auch nur ansatzweise das Potenzial zur "Welt®evolution" in der Hinterhand zu haben. Pardon aber wenn die derzeit politisch Verantwortlichen und ihre Erben einen "Weltstaat" aufmachen probier ich wirklich auszuwandern.
[/quote]

Probleme sind dazu da, aufgezeigt - und dann gelöst zu werden. Ich wünsche mir von der SF mehr konkrete und praktikable konstruktive Antworten auf die Fragen der Gegenwart (z. B. zum Problem der Energieversorgung auf rein erneuerbarer Basis).

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#135 Beverly

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Geschrieben 19 Dezember 2006 - 05:36

Naja Verzicht auf Raumfahrt ist ja nicht wirklich, aaaber ich fänd "erst einmal die Probleme auf der Erde lösen" um einiges besser als ein Spielzeugauto auf dem Mars rumfahren zu lassen. Wenn die dabei eingesparte Kohle halt für was Sinnvolles draufginge, aber das steht auf nem andern Blatt. Die staatliche Raumfahrt hat sich ihr Budget ja auch fast immer mit dem Militär teilen müssen. Auch wenn ich mich hier mit so Sprüchen evtl. ins Wespennest setze, Raumfahrt ist momentan ziemlich irrelevant. Und Kolonisierung von fremden Planeten in zwei Generationen? Deine Enkel mit Warp-Antrieb ? Ziemlicher Wunschtraum oder ? Geschadet? Wie denn? Ich kann mir da um einiges schlimmeres vorstellen als Cyberpunk ala Gibson. Und die Gesellschaft von Star Trek...mit echten Menschen...Bitte nicht ! Witzigerweise hab ich beide Teile hier rumliegen, obwohl ich mit Taz und Le Monde ansonsten eher nichts anfangen kann. Stimmt schon, ist ne Anhäufung von Statistiken in Kartenform...teilweise kannst du denen mehr, teilweise weniger trauen. Ist aber ne nette Inspiration. Das Aufzeigen aktueller Probleme als Verbreitung von Perspektivlosigkeit zu bezeichnen grenzt ja schon an Frecheit. Immer noch besser als von "globaler Anarchie" oder "Weltstaat" zu faseln ohne auch nur ansatzweise das Potenzial zur "Welt®evolution" in der Hinterhand zu haben. Pardon aber wenn die derzeit politisch Verantwortlichen und ihre Erben einen "Weltstaat" aufmachen probier ich wirklich auszuwandern.

Welche Probleme werden denn aufgezeigt? Heute abend habe ich die Ulla Schmidt rasch weggezappt, weil ich mir ihr Geseiere über die Gesundheits"reform" ersparen wollte. Blöderweise bin ich dafür über deinen Post gestolpert - soooo deutlich wollte ich den Beleg für meine Hypothese von der Geistlosigkeit von SF und der Fantasielosigkeit von Phantastik-Lesern eigentlich gar nicht. Im einzelnen: Du schreibst, wenn die derzeitigen Politiker einen Weltstaat aufmachen würdest du auswandern. Dabei übersiehst du, dass Politiker, Wirtschaftsbosse und ihr Anhang spätestens nach dem Zusammenbruch des Ostblocks sich IHREN Weltstaat schon geschaffen haben. Ist kein Kaiserreich oder eine Anarchie, dafür ein Lehrbeispiel in Oligarchie - der von Regeln und institutionellen Hemmnissen weitgehend befreiten "Wenigenherrschaft". Denn es sind auf diesem Globus immer weniger die immer reiche und mächtiger werden. Wenn du da auswandern willst, brauchst du aber das von dir geschmähte Raumfahrtprogramm, denn wie schon der Name sagt, läuft die "Globalisierung" global ... Du echauffierst dich über ein Spielzeugauto auf dem Mars, machst den taffen Realisten und bist allen Ernstes so naiv zu glauben, wenn man diesen Mars Rover "einspart", werde das Geld automatisch Bedürftigen zufließen. Ja sicher, ich sehe schon, wie sich die Lokalpopel in meinem Heimatkaff nach dem Verzicht auch auf unbemannte Raumfahrt die Kuhfänger vor ihren Pickups vergolden. Woher willst du eigentlich wissen, wie weit die Raumfahrt in 1 ode 2 Generationen ist. Indem du Borniertheit zum Naturgesetz erhebst? Ich selbst kann nicht sagen, ob wir 2050 den Warp-Antrieg haben, vielleicht das erste Wasserstoffatom "beamen" oder ob wir noch im Jahr 3000 mit Sonnensegeln durch das Sonnensystem kriechen. Ein optimistisches Szenario für in 2 Generationen wäre vielleicht, dass dann einige hundert oder tausend Menschen im All leben und besonders Verzweifelten oder Perspektivlosen gerade die Chance eröffnet wird, anstatt sich auf ein Dasein als Boat People oder Hartz XVI zu "freuen", doch ins All auszuwandern.

Bearbeitet von Beverly, 19 Dezember 2006 - 05:37.


#136 Beverly

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Geschrieben 19 Dezember 2006 - 05:42

Probleme sind dazu da, aufgezeigt - und dann gelöst zu werden. Ich wünsche mir von der SF mehr konkrete und praktikable konstruktive Antworten auf die Fragen der Gegenwart (z. B. zum Problem der Energieversorgung auf rein erneuerbarer Basis).

Zum Problem der Energieversorgung auf erneuerbarer Basis gibt es z. B. von Andreas Eschbach SOLARSTATION (habe nur reingelesen). Das spielt allerdings im Weltraum, den die SF ja meiden soll :rolleyes:

#137 mindblasted

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Geschrieben 19 Dezember 2006 - 06:20

@beverly Kein Grund hier beleidigend zu werden.

Das spielt allerdings im Weltraum, den die SF ja meiden soll

Will hier irgendwer SF Autoren ihre Settings vorschreiben ?

Welche Probleme werden denn aufgezeigt?

Du hast zumindest das Inhaltsverzeichnis ja gelesen, oder?

Denn es sind auf diesem Globus immer weniger die immer reiche und mächtiger werden.

Word.

IHREN Weltstaat schon geschaffen haben

Selten so nen Käse gehört. Deine Reichen und Mächtigen sind abhängig von globaler Konkurrenz, nicht von globaler Zusammenarbeit.

brauchst du aber das von dir geschmähte Raumfahrtprogramm

Jo, nächstes mal schreibe ich für die ganz langsamen noch ein fettes IRONIE dahinter.

bist allen Ernstes so naiv zu glauben, wenn man diesen Mars Rover "einspart", werde das Geld automatisch Bedürftigen zufließen

Nee, dazu bin ich zu sehr "taffer Realist". Les mal meinen letzten Post ein bisschen aufmerksamer.

Ein optimistisches Szenario für in 2 Generationen wäre vielleicht, dass dann einige hundert oder tausend Menschen im All leben und besonders Verzweifelten oder Perspektivlosen gerade die Chance eröffnet wird, anstatt sich auf ein Dasein als Boat People oder Hartz XVI zu "freuen", doch ins All auszuwandern.

Die können sich den Trip in der auch von dir beschriebenen Gesellschaft dann ja auch am ehesten leisten. Abgesehen davon brat ich lieber als Hartz XVI Empfänger auf meinem Boot in der Sonne, als im kalten Weltraum zwischen Stahl eingeschlossen zu sein. Wie du schon selbst beschrieben hast übersteigt die Zahl der "Verzweifelten" die paar Tausend leider ganz gewaltig. Und die einfach ins All abzuschieben ist ja noch sozialdarwinistischer, als ihnen 1 Euro-Sklavenjobs aufzudrücken. @weeping elf

aber in der Praxis - wir haben es ja gesehen.

Echt ? Kann mich da garnicht dran erinnern.

Probleme sind dazu da, aufgezeigt - und dann gelöst zu werden. Ich wünsche mir von der SF mehr konkrete und praktikable konstruktive Antworten auf die Fragen der Gegenwart (z. B. zum Problem der Energieversorgung auf rein erneuerbarer Basis).

Ja. Ist mir ziemlich egal ob die aus der SF kommen oder wo anders her. Ich finde die SF ist als fantastisches Genre in erster linie zum kreativ rumspinnen da. Dabei können tolle Ideen kommen. Praktikabel müssen die ja nicht zwangsläufig sein. Würde schon reichen wenn sie die praktikablen Ideen auch nur anstoßen. Nur nötig wären sie, diese Antworten :rolleyes:

Bearbeitet von mindblasted, 19 Dezember 2006 - 23:46.

"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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#138 molosovsky

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Geschrieben 19 Dezember 2006 - 17:29

Ich denke, hier prallen zwei SF-Kulturen aufeinander. Zum einen kann man an die SF den Anspruch herantragen, möglichst ›realistische‹ Extrapolationen zukünftiger Entwicklungen zu liefern. Sich dabei nur auf die Oberflächen der SF (Gadgets, Raumschiffe usw) zu beschränken ist freilich liederlich. — Bei diesem Anspruch sollten die Probleme, Spannungen, Chancen usw der Gegenwart in eine mehr oder weniger greifbare Zukunft weitergedacht werden. — Das entspräche meiner Meinung nach einer ›kritischeren‹ SF, die nichts vom Unterhaltungsanspruch des Plup-Erbes der SF aufgeben muß. ›Klassische‹ Vertreter dieser Art von SF sind wohl Orwell, Gibson, Stephenson, Ruffin (warum ließt den eigentlich niemand hier; auch wenn er stilistisch schwach ist?), oder auch Eschbachs »Der letzte seiner Art« und jüngst Arjourni (»Chez Max«). Zum anderen kann man den Spekulations- und Phantastikgehalt der SF weit ausdehnen und mehr oder weniger spektakuläre ›Fantasy‹ im SF-Gewand betreiben. Das sind dann Wiederaufführungen vergangener Historien in der Zukunft (Gibbons Romgeschichte neu aufgelegt durch Asimov; satirische Szenarien a la Lem; heroische Monomythos-Formen a la Campell-Rezept, bis hin zu Future-Evengalien a la »Children of Men« usw). — Hier gibt es solche Schubladen-Bezeichnungen wie Space Opera oder Space Fantasy, aber auch vieles, was nicht ausdrücklich unter diesen Ettiketten gehandelt wird, fällt in meinen Augen unter diese ehr ›von der Jetztwirklichkeit‹ losgelößten Formen der SF. Damit mich keiner falsch versteht: gutes und schlechtes findet sich in beiden Feldern. Zumindest meiner Einschätzung nach, sind die Großraumfahrtwelten noch viele Generationen von uns entfernt. Insofern bleiben sie wohl noch auf einige Generationen pure Fantasy. Grüße Alex / molosovsky

Bearbeitet von molosovsky, 19 Dezember 2006 - 17:35.

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#139 Beverly

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Geschrieben 20 Dezember 2006 - 15:56

Ich denke, hier prallen zwei SF-Kulturen aufeinander. (...)

Es sind nicht nur SF-Kulturen, sondern auch politische Kulturen, simpel ausgedrückt Gegner und Befürworter der Globalisierung, Gegner und Befürworter des vorgeblich nach '89 "siegreichen" Kapitalismus. Alles drei ist nicht immer deckungsgleich, aber es ist kein Zufall, dass es sich in der gleichen Welt abspielt. Und das Problem ist nicht ein "Aufeinanderprallen", was ja ambivalente Nähe bedeutet, sondern die tiefe und sich eher noch vertiefende Kluft zwischen beiden "Kulturen". Die Globalisierer haben alle, die in ihr System nicht reinpassen längst abgeschrieben - in Indien können sie ja so toll von 1 Dollar am Tag leben, da sollen die Looser hier das gefälligst auch tun. Wer das nicht kann, krepiert halt und wird des Morgens tot vom Bürgersteig geklaubt - solche Szenen sollen sich seit Jahr und Tag in indischen Metropolen abspielen, ich warte nur noch darauf, wann es in meinem Heimatkaff so weit ist. Dass das Hakenkreuz aus Indien kommt, ist da vielleicht kein Zufall, ebensowenig wie sein Gebrauch in Mitteleuropa :lol: Im Roman "Barfuß nach Bombay" über das Leben indischer Straßenkinder wurde gesagt, dass die indischen Götter kein Mitleid mit den Menschen hätten. Ein Sozialwissenschaftler schimpfte mal über die indische "Pest-Moderne" (weil in Indien wirklich noch Pestfälle vorkamen) und eine "Mittelschicht", wo sich das Mädchen fragt, ob es schwanger wird, wenn es die Jeans seines Bruders anzieht. Ach ja, vor Urzeiten habe ich auch einen erschütternden Roman über das Leben von chinesischen Straßenkindern in Schanghai in der vorkommunistischen Ära gelesen. So nach dem Motto: um an Schuhe zu kommen, planen sie einen Überfall auf einen Passanten und klauen sie ihm. Sowas macht vielleicht verständlich, warum da ein Verbrecher wie Mao an die Macht kommen konnte. Der Spruch "Unter Mao ging es uns besser" kam übrigens auch schon mal. Aber Indien und China sind ja unsere neuen Vorbilder, wie einem jeder Lokalpopel unschwer klar macht. Der Mensch ist halt entbehrlich, das wusste nicht nur der Herr mit dem Bärtchen - er und seine Gehilfen zeigten es nur zu offen. Und Mao konnte man seine Massenmorde und Säuberungen wenigstens noch ankreiden - im Marktsozialismus seiner Nachfolger haben die Opfer selbst schuld. Wenn irgendwann die Söhne und Töcher selbst der chinenesischen Mittelschicht trotz Fleiß und guter Ausbildung perspektivlos vor dem Nichts - resp. Computer mit Internet-Anschluss und Forenaccount zwecks Abreagieren und Auskotzen - hocken, weil der globale Kapitalismus China ebenso ausgelutscht hat wie jetzt Deutschland und dann z. B. in Zentralafrika auf den Massengräbern die Boomtowns in die Höhe schießen, werden sie sich die gleichen dummen Sprüche anhören müssen wie die Deutschen heute. "Damals unter Mao blah blah blah" ... "Ihr seid doch nur faul blubb!" "Nehmt euch ein Beispiel an den fleißigen Kongolesen!" "In Afrika krepieren sie noch ohne zu murren!" Wie gesagt, es ist kein "Aufeinanderprallen", sondern eine sich stetig erweiternde und vertiefende Kluft. Es wäre dringende Aufgabe eines Literaturgenres, das mehr sein will, als Schund der untersten Kategorie, eine Brücke über die Kluft zu bauen. "Nahe Zukunft-SF" (Cyberpunk) und "Ferne Zukunft-SF" (Space Opera) markieren die beiden Endpunkte dieser Kluft.

#140 Jürgen

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Geschrieben 20 Dezember 2006 - 16:38

Öhm... sorry Beverly, aber ich kann weder deinen Argumenten noch deinen aufgeführten Beispielen noch folgen. :lol:

Wie gesagt, es ist kein "Aufeinanderprallen", sondern eine sich stetig erweiternde und vertiefende Kluft. Es wäre dringende Aufgabe eines Literaturgenres, das mehr sein will, als Schund der untersten Kategorie, eine Brücke über die Kluft zu bauen. "Nahe Zukunft-SF" (Cyberpunk) und "Ferne Zukunft-SF" (Space Opera) markieren die beiden Endpunkte dieser Kluft.

Da KANN man keine Brücken bauen. Das eine (Space Opera) ist Fantasy, daß andere (Cyberpunk) sind Extrapolation tatsächlicher oder anbahnender Entwicklungen (unterstützt durch Crime). Diese Sachen kannst du nicht verbinden. Warum sollte man das auch ? SF kann im besten Falle nur Mahner sein; eine Art Spiegel präsentieren, die den Leuten zeigt, was passieren könnte, wenn man so weitermacht wie bisher. Kommt die SF dem nach, ist es schon einmal kein Schund, sondern der Versuch auf unterhaltsame Art Denkansätze zu generieren. Science Fantasy kann diese Aufgabe nicht übernehmen, weil sie keine verlässliche Daten benutzt, um ein glaubwürdiges Szenario zu entwerfen. Es ist manchmal schön, einfach nur zu träumen und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Aber die Projektion heutiger oder vergangener soziologischen Strukturen in eine zukünftige Gesellschaft zu übertragen, wie es die Space Opera eigentlich schon immer machte, ist reine Unterhaltung. Man kann bei der Space Opera über die Qualitäten des Autors, seinen benutzten Handlungsrahmen, die Masse an sense of wonder oder über das Gesamtkonzept streiten... aber doch nicht über einen Bezug zur heutigen Wirklichkeit. Das wäre wirklich naiv. Allerdings darfst du dir das gerne wünschen, daß es so wäre... genauso wie den Weltfrieden, sozial verantwortungsbewusste Großunternehmen oder den Rückgang des Klimawandels, ohne daß es unserer heutiges Leben beeinflussen würde.

Bearbeitet von Jürgen, 20 Dezember 2006 - 16:50.

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#141 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 20 Dezember 2006 - 20:48

Und eine Freundin von mir ist gerade in Südafrika. [..] Wg. Perspektivlosigkeit hier wandert sie dorthin aus.

Quod erat demonstrandum, denn sie hatte die Wahl in Richtung mehr Perspektiven aus zu wandern. Es gibt viel Welt da draußen. Oder reden wir nur über neue SF die IN DEUTSCHLAND geschrieben wird? P.S.: Da du öfters andeutest dass WIR Anderen hier zynisch/abgestumpft sind, möchte ich noch festhalten, dass meiner Meinung nach Abstumpfung die Voraussetzung für Perspektivlosigkeit ist, und hier doch einige das Gegenteil argumentieren - dass es noch Perspektiven gibt. Ich will NICHT über Maßnahmen reden, die man politisch in der BRD unternehmen kann, um eine bessere Zukunft zu kreieren, über die dann die AutorInnen schreiben können - nur eine typisch dt. Empfehlung habe ich: Man gründe eine Partei (wie zuletzt die Piratenpartei) oder einen Verein. :wink2: (In keiner anderen Gegend der Welt, in der ich bisher war, ist das einfacher als hier in Old Europe.)

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 20 Dezember 2006 - 21:00.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#142 Jürgen

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Geschrieben 20 Dezember 2006 - 23:55

...denn sie hatte die Wahl in Richtung mehr Perspektiven aus zu wandern...

...und solange die besteht, kann man mit dem einen oder anderen Makel an diesem Land leben. Das sehe ich allerdings auch so. Trotzdem wäre ein wenig MEHR Perspektive im eigenen Land wünschenswert... und die war in der Vergangenheit durchaus vorhanden. Allerdings kann man wirklich nicht das genre SF dafür verantwortlich machen :wink2:

Bearbeitet von Jürgen, 21 Dezember 2006 - 00:07.

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#143 mindblasted

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Geschrieben 21 Dezember 2006 - 01:34

Man gründe eine Partei (wie zuletzt die Piratenpartei) oder einen Verein.

Na super... und dann entweder im Kreis drehen oder ner Wählerschaft in den Arsch kriechen die in der Majorität Bildzeitung liest und ein dementsprechendes Weltbild hat (siehe Werdegang der Grünen). Nee, danke...da verbringe ich meine Zeit lieber mit Sachen die mehr Spaß machen. Obwohl Parlamnetarismus im Sinne der Piraten oder der PARTEI bestimmt auch nicht so trocken wäre :wink2:

das genre SF dafür verantwortlich machen

Seh ich auch so. Hilfe, meien Lieblings-SF Settings sind total kaputte Dystopien...das sind wenn schon Anregungen für die falschen Leute (wenn ich was über die krasse Überwachung im heutigen London lese, fühle ich mich wirklich ein wenig an Orwell erinnert ;) ) Ich will das die SF- Schreiberlinge ihr individuelles Ding durchziehen und sich keine herbei imaginierte soziale Verantwortlichkeit als Brett vor den Kopf nageln lassen. In den meisten SF -Welten würde ich nicht leben wollen, die sind nämlich schlicht dafür geschaffen worden das die Portagonisten in ihnen spannende Abenteuer erleben können. Und "Mögest du in interessanten Zeiten leben" ist ein Fluch, richtig ? Damit wir uns nicht falsch verstehen..ich les auch gerne in anderen Genres Anregungen für eine "bessere Welt" bzw. die Behandlung von vergangenen Versuchen diese herbeizuführen. Aber es ist bei besten Willen unmöglich einem ganzen Genre eine solche Thematik zu verschreiben. Konkrete Utopien (bzw. gesellschaftliche Visionen, Utopie heißt schließlich "Nirgendwo" und wird auch meistens so verstanden) bespreche ich lieber mit den üblich verdächtigen Realträumern, Sozialrevolutionären und "Berufsdemonstranten". Die haben da meiner Meinung nach mehr Plan von als SF- Autoren. Trotzdem kann ich Beverlys Wunsch nach einer "anderen" SF nachvollziehen. Ich hätte auch gerne mehr gute Bücher die in diese Richtung führen, aber hey, ich hab ja auch keine Lust zu eins zu schreiben. Ansonsten aber:

Dass das Hakenkreuz aus Indien kommt, ist da vielleicht kein Zufall, ebensowenig wie sein Gebrauch in Mitteleuropa

Und das A für Anarchie kommt aus der griechischen Sklavenhaltergesellschaft und der rote Stern vom kirchlichen Drudenfuß. Und "Arbeit macht frei" aus Deutschland. Wo übrigens diesen Winter bestimmt auch wieder ein paar Menschen tot von der Straße geklaubt werden. Ich finde diesen Vergleich schlicht zum Kotzen.

Und Mao konnte man seine Massenmorde und Säuberungen wenigstens noch ankreiden

...um sodann von den Panzern der Volksarmee überrollt zu werden. Der gute Mao hat übrigens als fleißiger,idealistischer, linker Studi und überzeugter Anarcho angefangen. Schon interessant wie wandelbar Menschen doch sind. Ich bin übrigens der Ansicht das der derzeitige deutsche Asozialstaat hausgemacht ist, und keiner fernöstlichen Beispiele bedarf um seine sozialdarwinistischen Spielchen zu wagen. Ich fände aber interessant zu erfahren was du unter dem Begriff "Globalisierung" verstehst. Wie ich bereits schrieb gibt es meiner Meinung nach in der Linken hauptsächlich "Globalisierungskritiker", "Globalisierugnsgegner" dagegen schon eher in der (extremen) Rechten.
"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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#144 molosovsky

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Geschrieben 21 Dezember 2006 - 06:34

Berverly, Jürgen - zu Euch beiden mal vorweg, weil Ihr jeweils ›kritisch-produktiv‹ Fäden von mir aufgenommen habt. Ich will gar nicht so tun, als ob ich selber ›die Lage der SF‹ (oder wie ich meist allgemeiner drann denk: ›die Lage der Phantastik‹) nicht abund an ganz schön düster sehe. ›Aufeinanderprall‹ oder ›Grabenausweiten‹ sind mir da nicht so arg bedeutende graduelle Abstufungen. †¢†¢†¢ Allgemeiner (sozusagen laute Denknotzizen zum äußerst interessantem Threadverlauf): Mittlerweile wurde hier so vieles angesprochen, daß ich mal auseinander-klamüsere. †¢ DIE GLOBALISIERUNG nenn ich ja für mich im stillen DIE GLOBALITÄT. Magellan ist lang genug her und er ist eine gute Historienboje für den Beginn des umfassenden Umwandlungsprozess, der immer noch von statten geht. †” ich würde, um die Spitze gewisser Verdeutlichung nicht zu nehmen, aber vielleicht treffender von ›Globalisierungsgewinnlern‹ und ›Globalisierungsverliehrern‹ sprechen. Scheint mir begrifflich anschaulich und dennoch flexibel genug. †¢ Was die SF betrifft scheint mir eine weitere Doppelnatur des Genres sehr markant, jedoch bisher zu wenig herausgearbeitet: Zum einen ist SF ein kurzfristiges ›Erbauungsgenre‹, ein Mitteilungsmodus der Fiktion, ein großer Setzkasten für erdachte Welten, mit vielen eigenen und allgemeinen Disziplinen der Spekulation, der Menschendarstellungen und Reflektion usw. †” Aber längerfristig betrachtet ist die SF andererseits eben auch ein Mitteilungskanal für Langzeit-Sehnsüchte und Ängste, ein Speicher für Hoffnungen und Projektvorstellungen; oder wie früher hier (sehr zur Verwirrung von T.Sebstian) angeführt wurde: eine großer Beitrag zu einer Mythologie der Moderne, bzw. ein Zweig des mythologischen ›Selbstgespräches der Menscheheit‹. †” SF, (das erkennt wohl jeder, dem der Begriff auch nur flüchtig geläufig ist,) ist eben irgendwie immer irgendwie eine Auseinandersetzung über die Zukuft, über Wissenschaft und Technik, über eine Perspektive auf das Menschsein und die Menschheit, wie sie von mir aus geprägt wurde, durch das was so reizend-plakativ hie und da die großen Ent-Täuschungen der Neuzeit genannt wird (Kopernikus, Kolumbus, Darwin, Freud), seis mal substanzvoller, seis mal öberflächlicher oder irgendwas dazwischen. Wie siehts für mich nun hierzulande aus, bzw im Verhältnis zur Weltlage der SF/Phantastik? Fragt mich was leichteres. †” Mehr Mut bei Verlagen, mehr Sorgfalt beim Büchermachen, mehr nüchtern-vitale Aufmerksamkeit der literarischen/medialen Öffentlichkeit †¦ das sind alles Dinge, die man sich wohl immer wünschen kann in Bezug auf deutschsprachiger Raum und SF. Insofern hab ich spielerisch das ›geistlos‹ des Threadtitels mal variiert mit anderen kritischen Schwächen. Kann mann z.B. nicht genauso mit einiger Berechtigung sagen, daß der dt-sprachigen SF-Kultur ›Mutlosigkeit‹ anhaftet, oder mehr ›Ernsthaftigkeit mit Gusto‹ gut zu Gesicht stünde? †” Ich denke, so locker zurückgelehnt kann man viele ›sollte‹ und ›könnte‹ rauslassen, um den Puls anzuregen. Und das halte ich auch für richtig. Immerhin: was dem einen als Jammerei gilt, mag dem anderen Bestätigung oder Anregung sein. †” Insofern weiß ich auch mich beunruhigende oder nervende Meinungen zu nehmen und versuch sprichwörtlich draus schlau zu werden. †” Schließlich muß jeder, ob Erzähler oder Kritiker, immer zuerst mal für sich seine Haltung zum Schreiben, zum Diskrus, zur eigenen Ambition finden. Dabei kann ich aus meinem Nähkästchen vielleicht allgemein erhellendes berichten: Ich selber schreib seit einigen Jahren ja nur Rezis, und hab entsprechend schon vor anderen Rezischreibern Respekt (weil†™s richtig gute Rezischreiben eben ganz schön schwer ist); bzw. bin reapektlos (weil ich ne Ahnung von den ›dirty tricks‹ des Rezischreibens hab). †” In den letzten Jahren zögere ich, mich wieder mit eigenen Fiktionen ›dem Feld‹ anzuschließen, und entsprechend größer ist mein Respekt gleich noch mal für alle Erzähler und narrativen Spekulierer (völlig egal, wie mieß und doof ich sie find). †” Ich kann mir vorstellen, daß ich um einiges verbohrter wäre, wenn ich mich dem wieder dem ernsthaften Fiktionen-Basteln hingäbe; denn bei der Arbeit am eigen Erzählungen werde zumindest ich zwangsläufig programmatischer in meinen Ansichten. †” Dem gewahr räum ich also Fiktions-Autoren eine gewisse ›Behämmertheit‹ ein (die ich aber auch beneide, da sie immerhin auf der Stärke des ›Etwas zu erzählen/darstellen wissens‹ beruht). Immerhin geh ich davon aus, daß sich niemand so Pinky un Brain-mäßig mit der Absicht, ›etwas Böses‹ zu tun für die Sf engagiert. Oder ist das etwa denkbar und möglich: Leute, die sich im SF tummeln, mit der Absicht die Tugenden der SF zu schwächen und statt dessen möglichst viel Vorstellungs-Ressourcen und Aufmerksamkeit von der ›eigentlichen SF‹ abzuziehen? U-Boote einer ›dunklen Sonne‹-Utopie? Infowar-Agenten der Globalisierungsgewinnler? †” Man kann natürlich einige Aktionen und Entwicklungen so deuten, aber ich glaube nun mal nicht an den real existierenden händereibenden Schurken. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Grüße Alex / molo Hab ich eigentlich schon mal auf dieses anregende Buch verlinkt. Und ist das für die Diskussion hier braucbar? (Falls es jemand von Euch kennt): http://web1.h6945.se...products_id=140

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#145 Oliver

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Geschrieben 21 Dezember 2006 - 18:56

Ich habe diesen Thread die letzten Tage recht gerne nebenbei verfolgt, mich aber eher rausgehalten, weil ich meine Ansichten entweder vertreten fand, oder schlicht der Meinung war, dass ich nicht alles kommentieren musste. Nun schreibe ich aber doch, weil ich etwas verärgert bin. Lustig, dass die Leute, die Beverlys Meinung nahe stehen, grundsätzlich den anderen eher Polemik vorwerfen und wenn z.B. Diboo mal Beverlys Einträge nicht unkommentiert stehen lässt, ihm sofort Agressivität vorgeworfen wird, obwohl Beverlys Ergüsse teilweise ein enormes Provokationspotential aufweisen. Das ist ja auch ihr gutes Recht und vieles kann man sicherlich nett tätschelnd als wirres Geschreibsel abtun und nicht so ernst nehmen, manchmal wird es aber richtiggehend beleidigend und gefährlich abstrus. Und dann ehrlich gesagt, führt das auch diesen Thread ad absurdum. So wie Beverlys letztes Posting. Die sicherlich in Indien auch vorhandenen und nicht zu leugnenden Missverhältnisse mit Maos bewusstem und gewolltem millionenfachen Massenmord gleich zu setzen ist schon abartig und unterste Schublade, ganz zu schweigen von zutiefst beleidigend. Und Aussagen wie diese

Dass das Hakenkreuz aus Indien kommt, ist da vielleicht kein Zufall

kann man nicht einfach als exkrementär, aggressiv bildungsfern und strunzdumm abtun, das ist schon empörend. Interessant, dass sich an sowas niemand zu stören scheint.
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#146 Diboo

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Geschrieben 21 Dezember 2006 - 19:04

Und Aussagen wie diese kann man nicht einfach als exkrementär, aggressiv bildungsfern und strunzdumm abtun, das ist schon empörend. Interessant, dass sich an sowas niemand zu stören scheint.

Sei nicht ungerecht, Oliver. Deine obigen Adjektive beschreiben es doch schon ganz gut.

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#147 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 21 Dezember 2006 - 19:14

@Oliver: Hiermit stelle ich fest, dass ich mich ziemlich daran störe, aber eben nicht auf diesem Niveau diskutieren möchte; anthropologisch-chronologisch ist dieses Argument eh an den Haaren herbei gezogen. (Einfach gesagt: Zuerst gab's das Symbol, und dann, viel später, die Nazis.)@all (OT): Indien mit der BRD zu vergleichen ist eh schräg; wir reden praktisch über einen (Sub-) Kontinent mit 10 Mal mehr Fläche und entspr. mehr Menschen, und einem hohen Misch von Kulturen wie man sich ihn bei uns kaum vorstellen kann. Der bunte Haufen Europa wäre ein passenderes Vergleichsobjekt, und der "profitiert" ggü. dem ärmeren Indien u.a. von seiner 500-jährigen Tradition der Aggression und Waffenvernarrtheit. Der Tod ist eher ein (Export-) Meister aus Europa, als anders herum.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 21 Dezember 2006 - 19:15.

/KB

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[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

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#148 molosovsky

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Geschrieben 22 Dezember 2006 - 02:01

Ach ja: Die Sache mit dem indischen Ursprung des linksdrehenden Hakenkreuzes. Ist doch bestes Robert Langdon/Dan Brown-Niveau (siehe Verfilmung vom »Da Da Wünschi Code«; muß man auch nur die ersten 5 Minuten des Films gucken.GrüßeAlex / molo

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#149 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 22 Dezember 2006 - 06:30

Die Globalisierer haben alle, die in ihr System nicht reinpassen längst abgeschrieben - in Indien können sie ja so toll von 1 Dollar am Tag leben, da sollen die Looser hier das gefälligst auch tun. Wer das nicht kann, krepiert halt und wird des Morgens tot vom Bürgersteig geklaubt - solche Szenen sollen sich seit Jahr und Tag in indischen Metropolen abspielen, ich warte nur noch darauf, wann es in meinem Heimatkaff so weit ist. Dass das Hakenkreuz aus Indien kommt, ist da vielleicht kein Zufall, ebensowenig wie sein Gebrauch in Mitteleuropa Wie gesagt, es ist kein "Aufeinanderprallen", sondern eine sich stetig erweiternde und vertiefende Kluft. Es wäre dringende Aufgabe eines Literaturgenres, das mehr sein will, als Schund der untersten Kategorie, eine Brücke über die Kluft zu bauen. "Nahe Zukunft-SF" (Cyberpunk) und "Ferne Zukunft-SF" (Space Opera) markieren die beiden Endpunkte dieser Kluft.

Dann hoffe ich nur, daß die SF-Autoren, die Du Dir wünschst, ein bißchen mehr Verständnis für andere Kulturen aufbringen, als Du Sie in Deiner - mit Verlaub - äußerst dämlichen Polemik offenbarst. Daß Deutschland aus dem Hakenkreuz ein Symbol für eins der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gemacht hat, ist nicht Schuld anderer Kulturen, in denen das Hakenlreuz ein bis heute anzutreffendes und im übrigen völllig harmloses Symbol ist (in Indien schon seit Jahrtausenden). Wer so platte Kurzschlüsse zieht, zeigt nur, daß er im Kopf noch nicht über die Grenzen Europas hinausgekommen ist. Ich beschäftige mich sehr intensiv mit der Kultur und Literatur Indiens, und gerade als jemand, der von diesem Land sehr fasziniert ist, wär's dumm, die massiven Probleme zu übersehen, mit denen sich Indien herumschlägt. Was Globalisierung für große Teile der indischen Bevölkerung bedeutet, kann man aber bei indischen Autoren - etwa in Arundathi Roys politischen Essays - sehr viel gründlicher und genauer nachlesen als in irgendwelchen dubiosen Schinken deutscher Autoren, die nur an die Sensationsgeillheit der einheimischen Leser appellieren. Im übrigen ist Indien kein Vorbild für irgendwas. Ein Vorbild sind höchstens die indische Softwareindustrie und damit verbunden Boom-Städte wie Bangalore. Dann reden wir aber von Südindien, und einige südindische Bundesstaaten sind sehr viel besser entwickelt als der Rest des Landes (Kerala hat eine höhere Alphabetisierungsrate als die USA). Ganz anders sieht es in Metropolen wie Delhi, Bombay oder Kalkutta aus. Die sozialen Gefälle sind dort wirklich dramatisch. Die Gesamtsituation ist so komplex, daß man sich mit hysterischen Verallgemeinerungen nur lächerlich macht. China und Indien sind kaum miteinander zu vergleichen. Der Grund, daß beide oft in eine Atemzug genannt werden, ist einfach der, daß beide Länder zusammen immerhin ein Drittel der Menschheit repräsentieren und, wenn sie ihre Ressourcen nur halbwegs nutzen, vermutlich zu den wirtschaftlich und politisch führenden Nationen des 21. Jahrhunderts aufsteigen werden - was im Falle Indiens viel schwieriger sein wird. China hatte den Großteil seiner Geschichte eine zentrale Regierung, Indien erst seit der Unabhängigkeit. Indien ist ein Vielvölker-, Vielsprachen- und Vielreligionenland, mehr als jede andere Nation auf der Welt. Vermutlich werden die Inder noch 50 bis 100 Jahre brauchen, um all das friedlich unter einen Hut zu bekommen - und nebenbei noch eine Milliarde Menschen zu ernähren. Wobei mir ein Gedanke kommt: Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt mit gerade 84 Millionen Menschen bringt es nicht mehr fertig, jedem Bürger einen Arbeitsplatz und ein geregeltes Auskommen zu verschaffen. Da sollten wir doch vielleicht etwas vorsichtig sein, wenn wir mit dem Knüppel auf asiatische Staaten eindreschen, die ganz andere Probleme haben. Ich stelle mir vor, wir würden unsere große Koalition an die Spitze Indiens oder Chinas stellen - im ersten Regierungsjahr gäbe es mindestens 200 Millionen Hungertote, und das wäre erst der Anfang - dann kämen ja noch die Nachbesserungen... Und noch etwas, was aus meiner Sicht ein bißchen Vorsicht und Respekt rechtfertigt Kulturell sind Indien und China die beiden reichhaltigsten, schöpferischsten und traditionsreichsten Länder der Welt. Europa wirkt dagegen geradezu ärmlich. Hätten die europäischen Kolonialmächte nicht jahrhundertelang den Großteil der übrigen Welt terrorisiert und ausgebeutet, würden wir im Weltgeschehen längst keine Rolle mehr spielen. Im 21. Jahrhundert, so mein Prognose, wird es mit der westlichen Hegemonie vorbei sein. Gruß MKI

#150 molosovsky

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Geschrieben 22 Dezember 2006 - 07:17

Die Roy ist allerdings eine tolle Schilderin eines ›Zustandes‹ der in der gegenwärtigen Welt sehr markant ist. †” Oder: willst Du gute SF machen, dann geht das mit ordentlich ›kipple‹ im Weltenbau erheblich schneller in Richtung glaubwürdig.Aber Herr Iwoleit weiß das eh, ist er doch immerhin (nach meiner Lektüre seiner Story in »Visionen 2006«) einer meiner 4 persönlichen aktuellsten Beweise dafür, daß die dt. SF keineswegs geistlos ist.Aus gegebenen Anlass dazu die völlig subjektive Bestandsaufnahme, wie ›geistlos/geistvoll‹ z.B. eine Antho wie VISIONEN ist:14 Stories. Ich vergab einen bis vier Stern(e). †” Ergebnis:2 x einen Stern (einmal, weil für mich schon schmerzlich nervig; einmal ›unfreiwillig komisch‹);2 x zwei Sterne (bei einer angemerkt: ›ungeschickt‹);6 x drei Sterne (ohne jede Anmerkung, also alles guter kräftiger Durchschnitt; a Bauer würd sagen: ›gute Ernte‹);und eben 4 x vier Sterne (Iwoleit, Kasper, Hammerschmitt und Kunkel). †” Genaueres poste ich drüben im PLASMASYMPHONIE-Thread.GrüßeAlex / moloP.S.: Woher kommen die Grummelgefühle gegenüber der hiesigen SF. Ich will mal nur mal einen ganz kindischen aber eben heftigen ›Genre-Fan‹-Aspekt an Grummelgrund nennen, den ich von mir kenne. Es grämt mich z.B daß so wenig augenfällig rumgestaltet wird im ›großen‹ Phantastik-Raum (der A-Liga). Wie gesagt: die Landschaft stellt sich mit Perry Rhodan als fetten Tumulus dar; dann gibts da noch ein größere Raumschiff Orion (und Atlan)-Follies. Obwohl ich schon lange kein Shadowrunner mehr bin, find ichs schön, wie man sich mitgetummelt hat, an diesem ursprünglich amerkanischen RPG. †” Nehmen wir ›Superhelden‹ im weitesten Sinne: hamm wa nix wirklich eigenes (wenn man mal eben den Perry und z.B. den Sinclair Jonny außen vor läßt). Die ganze Sparte ›Superheld‹* ist irgendwie fremd bei uns. Ich lass hier schon einen sehr kindlich-ungestümen zug raushängen, wenn ich mal ganz neurtal für alle Geschmäcker sprech: wenns gut ist, kanns auch überlebensgroß sein. Weltenentwürfe, in denen das Besändige Monumente entstehen läßt, wenn es Veränderungen gibt, dann treten die auch als Mutanten auf, wo es in Echt nur Ängste und Hoffnunngen gibt findet man in der ›bigger than life‹-Ästhetik der Phantastik-Genre eben Monster und Helden.* Superheld im weiteren Sinne als nur Supi, Batty und Spidy und Co. Immerhin gehören auch Figuren wie Spirit, Preacher, Adele, Cerebus und Dogbert in die Liga der Superhelden. Ja, ich bin immer noch der Molo, der allem herorischen gegenüber sehr skeptisch ist;-)

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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