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Ist die Science-Fiction-Szene geistlos geworden?


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247 Antworten in diesem Thema

#211 Okay

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    Nanonaut

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Geschrieben 25 Mai 2007 - 20:47

Eigentlich scheint mir das der uninteressanteste Aspekt der SF. Wenn's nur um wissenschaftliche Spekulation geht, kannst Du auch gleich auf fiktionale Welt und Plot verzichten und einen Artikel für eine Fachzeitschrift schreiben.


Naja, allein von der Spekulation über künftige Möglichkeiten der Technik kriegt man bestimmt keine gute Geschichte. Aber hier lauern (endlich mal wieder neue) Ansätze, um seine (hoffentlich überzeugenden) Figuren in ein großes Abenteuer stürzen zu lassen.

#212 Okay

Okay

    Nanonaut

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Geschrieben 25 Mai 2007 - 21:22

:sleeping: " Es spricht einiges dafür, daß Hugo Gernsback eine der schlimmsten Katastrophen war, die dem Science Fiction-Genre je widerfahren sind.

Wohl wahr. Aber manchmal frage ich mich schon, ob sich das Genre als solches ohne das "Ghetto" und ohne den heftigen Gegenwind aus allen Richtungen überhaupt jemals entwickelt hätte. Für die Entwicklung vieler Nationalstaaten war der Kampf gegen innere und äußere Feinde unbedingt notwendig. Aber denken wir uns mal eine Welt ohne Staaten und ohne Patriotismus. Denken wir uns mal eine Welt ohne Gernsback. Die Science Fiction als solche hätte es wohl nicht gegeben. E.E. Smith hätte seine Skylark vielleicht nicht geschrieben. Das Genre, das es nicht gegeben hätte, wäre nicht in Verruf geraten. Inmitten all der Mainstream-Literatur über alternde Filmdiven und alkoholabhängige Putzfrauen hätte es ein paar phantastische Romane gegeben, vielleicht im Weltraum angesiedelt, vielleicht in einem Zukunftsstaat. Sie hätten ihren Platz in der Literaturkritik gefunden... Ach, scheiß auf die Literaturkritik! In dem Ghetto sind einige echt irre Blumen gewachsen. Will wirklich jemand auf Krieg der Sterne verzichten? (Zumindest auf Episode IV und V fahr ich immer noch voll ab.) Keine Frage, dass die Werke aus der Umgebung von Gernsback unterirdisch schlecht sind. Aber ich bin davon überzeugt, dass es ohne Gernsback weder Heinleins Starship Troopers noch Haldemans Gegenstück Der ewige Krieg gegeben hätte. Anderseits fällt eines ganz deutlich auf: Autoren, denen es gelingt, das Ghetto zu verlassen und Science Fiction so zu schreiben, dass sie auch außerhalb des Ghettos gelesen werden kann, die schaffen es tatsächlich, Bestseller zu schreiben. Ich denke da an Schätzing und Eschbach. Mh... was wollte ich jetzt eigentlich sagen? Ist das Ghetto nun gut oder schlecht? Keine Ahnung, Mann. Wir müssen wohl damit leben.

#213 Beverly

Beverly

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 11:07

Wohl wahr. Aber manchmal frage ich mich schon, ob sich das Genre als solches ohne das "Ghetto" und ohne den heftigen Gegenwind aus allen Richtungen überhaupt jemals entwickelt hätte. Für die Entwicklung vieler Nationalstaaten war der Kampf gegen innere und äußere Feinde unbedingt notwendig. Aber denken wir uns mal eine Welt ohne Staaten und ohne Patriotismus. Denken wir uns mal eine Welt ohne Gernsback. Die Science Fiction als solche hätte es wohl nicht gegeben. E.E. Smith hätte seine Skylark vielleicht nicht geschrieben. Das Genre, das es nicht gegeben hätte, wäre nicht in Verruf geraten. Inmitten all der Mainstream-Literatur über alternde Filmdiven und alkoholabhängige Putzfrauen hätte es ein paar phantastische Romane gegeben, vielleicht im Weltraum angesiedelt, vielleicht in einem Zukunftsstaat. Sie hätten ihren Platz in der Literaturkritik gefunden... Ach, scheiß auf die Literaturkritik! In dem Ghetto sind einige echt irre Blumen gewachsen. Will wirklich jemand auf Krieg der Sterne verzichten? (Zumindest auf Episode IV und V fahr ich immer noch voll ab.) Keine Frage, dass die Werke aus der Umgebung von Gernsback unterirdisch schlecht sind. Aber ich bin davon überzeugt, dass es ohne Gernsback weder Heinleins Starship Troopers noch Haldemans Gegenstück Der ewige Krieg gegeben hätte. Anderseits fällt eines ganz deutlich auf: Autoren, denen es gelingt, das Ghetto zu verlassen und Science Fiction so zu schreiben, dass sie auch außerhalb des Ghettos gelesen werden kann, die schaffen es tatsächlich, Bestseller zu schreiben. Ich denke da an Schätzing und Eschbach. Mh... was wollte ich jetzt eigentlich sagen? Ist das Ghetto nun gut oder schlecht? Keine Ahnung, Mann. Wir müssen wohl damit leben.

@Okay, eine interessante Frage. "Mainstream-Autoren", denen politische oder gesellschaftliche Zustände unter den Nägeln brannten, haben oft Science Fiction geschrieben, um so zu verarbeiten - siehe Orwells 1984 als Abrechnung mit Stalinismus resp. Totalitarismus. Auf diese Weise sind einige der bekanntesten Werke der SF entstanden, die weit über das Ghetto hinausstrahlten. Aber nicht immer muss der SF schreibende Literat und Mainstream-Autor von Zorn und Inspiration getragen intellektuell hoch über den Niederungen des SF-Ghettos schweben. Im Gegenteil: meines Erachtens kann er sogar unter den Standards der ach so verpönten Schundliteratur schreiben. Bei einem Publikum, dass sonst keine SF liest, mag er damit gut ankommen, bei Kennern von SF und Phantastik muss das nicht der Fall sein. Die Reflektion über gesellschaftliche Zustände, technologische Entwicklungen, ohne die mir das Lesen dann doch zu fade wird, bieten by the way auch die meisten zum Zwecke der Unterhaltung geschriebenen SF-Romane. In "Der Messing-Mann" von Neal Asher kann ich mich z. B. damit auseinander setzen, ob die darin geschilderte Technokratie der "Polis" trotz ihrer Fiesheit besser oder schlechter als unsere Zustände ist und ob die darin geschilderten terroristischen "Separatisten" bei ihrem Kampf gegen sie Recht oder Unrecht haben. Daher denke ich, dass das "SF-Ghetto" Standards gesetzt hat, die es ohne im Mainstream verlorene fantastische Werke nicht geben würde. Anstatt uns sozusagen an die Mainstream-Diskurse anzupassen, sollten wir die Diskurse der SF nach außen tragen resp. Fragestellungen der SF der gesellschaftlichen Wirklichkeit gegenüberstellen. IMHO findet sich alles, was unsere Gelehrten auf hochgeistigem Niveau diskutieren, auch in SF und Phantastik wieder und das Verdikt der "Schundliteratur" wird bei aller Kritik oder auch Unleserlichkeit nicht einmal "Perry Rhodan" oder "Battle Tech" gerecht.

Bearbeitet von Beverly, 26 Mai 2007 - 11:13.


#214 Okay

Okay

    Nanonaut

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Geschrieben 28 Mai 2007 - 16:25

"Mainstream-Autoren", denen politische oder gesellschaftliche Zustände unter den Nägeln brannten, haben oft Science Fiction geschrieben, um so zu verarbeiten - siehe Orwells 1984 als Abrechnung mit Stalinismus resp. Totalitarismus. Auf diese Weise sind einige der bekanntesten Werke der SF entstanden, die weit über das Ghetto hinausstrahlten.

Stimmt. Viele hervorragende SF-Werke wurden von Autoren geschrieben, die sonst mit SF nix zu tun haben. Man denke auch an Pierre Boule und sein "Planet der Affen". Was für ein Werk!


Die Reflektion über gesellschaftliche Zustände, technologische Entwicklungen, ohne die mir das Lesen dann doch zu fade wird, bieten by the way auch die meisten zum Zwecke der Unterhaltung geschriebenen SF-Romane.

Daher denke ich, dass das "SF-Ghetto" Standards gesetzt hat, die es ohne im Mainstream verlorene fantastische Werke nicht geben würde. Anstatt uns sozusagen an die Mainstream-Diskurse anzupassen, sollten wir die Diskurse der SF nach außen tragen resp. Fragestellungen der SF der gesellschaftlichen Wirklichkeit gegenüberstellen. IMHO findet sich alles, was unsere Gelehrten auf hochgeistigem Niveau diskutieren, auch in SF und Phantastik wieder

Letzten Endes wird wohl jede erzählende Literatur nur zu dem Zweck der Unterhaltung geschrieben. (Es gibt viele Intelektuelle, die nicht verstehen können, dass überhaupt jemand Geschichten liest.) Die Diskussion geht wohl nur über das Niveau der Unterhaltung. Gelingt es dem Werk, auch zum Nachdenken anzuregen, oder geht es nur darum, ob ich verhindern kann, das fiese Aliens grundlos die Erde in die Luft jagen wollen. Auf der anderen Seite sind viele Werke der sog. Hochliteretur einfach nur langweilig. Jedenfalls dann, wenn man sich wie ich nicht ausschließlich an komplexen Gedanken und trockenen Aussagen ergötzen kann.

Verkünde ich hier also mein Ideal der erzählenden Literatur: 90% Unterhaltung und Spannung, aber auch 10% an Ballaststoffen fürs Gehirn. Wobei ich reine Action nicht unbedingt als spannend empfinde. Richtig geil wird eine Geschichte dann, wenn der Autor mit dem Kopf zunächst ein glaubwürdiges Szenario aufbauen kann, in dem die Handlung spielt. In dem Moment wird dann auf einmal auch Action für mich interessant. Das ist der Grund, warum Battletech bei mir abgeblitzt ist: Es geht nie um irgendwas. Teil 1: Die kleine Söldnereinheit wird angeheuert, um gegen eine Übermacht zu kämpfen. Sie kann es am Ende nicht schaffen, kriegt dann aber doch noch die Kurve. Teil 2: Die kleine Söldnereinheit wird angeheuert, um gegen eine Übermacht zu kämpfen. Sie kann es am Ende nicht schaffen, kriegt dann aber doch noch die Kurve. Teil 3: Die kleine Söldnereinheit wird angeheuert, um gegen eine Übermacht zu kämpfen. Sie kann es am Ende nicht schaffen, kriegt dann aber doch noch die Kurve. Nee, sorry, dabei schlaf ich ein. Es muss schon um was gehen. Aber das ist nun mal das Problem von Endlos-Serien. Die Welt darf am Ende einer Geschichte nicht wirklich eine andere sein. Bei glaubwürdigen Schicksalen kommt es auch schon mal zur Tragödie. Bei Romanen wie "Die Ringwelt" oder "Die Flusswelt der Zeit" ist das nun mal anders.

Aber, Leute, es liegt nur an uns, ob wir die SF in einem schlechten Licht dastehen lassen oder in einem guten! Packen wir's an!

#215 Diboo

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Geschrieben 28 Mai 2007 - 17:03

Aber, Leute, es liegt nur an uns, ob wir die SF in einem schlechten Licht dastehen lassen oder in einem guten! Packen wir's an!

Packen was an?

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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#216 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 28 Mai 2007 - 17:08

Bist du vielleicht doof...natürlich den großen Packen an schlechter SF, die wir dann auf dem Römerberg in Flammen aufgehen lassen...Verschlinge, o Feuer, die Machwerke von ... :)

Bearbeitet von Jorge, 28 Mai 2007 - 17:09.


#217 Okay

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    Nanonaut

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Geschrieben 30 Mai 2007 - 21:41

Packen was an?

Z.B. erstklassige Roman schreiben? Z.B. jeden, der's hören will, zu sagen, warum SF so geil ist. (Ist sie doch, oder?)

#218 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 31 Mai 2007 - 13:08

Z.B. jeden, der's hören will, zu sagen, warum SF so geil ist. (Ist sie doch, oder?)

:flenn: Mhmm, nicht wirklich.

#219 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 31 Mai 2007 - 14:27

Bist du vielleicht doof...natürlich den großen Packen an schlechter SF, die wir dann auf dem Römerberg in Flammen aufgehen lassen...Verschlinge, o Feuer, die Machwerke von ... :flenn:

Aha, da möchte jemand Feuerwehrmann werden ... ist denn schon heute Montag?

#220 Diboo

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Geschrieben 31 Mai 2007 - 15:07

Z.B. erstklassige Roman schreiben? Z.B. jeden, der's hören will, zu sagen, warum SF so geil ist. (Ist sie doch, oder?)

Und wer entscheidet, was "erstklassig" ist? Du? Beverly? Das Bundesamt für die phantastische Qualitätssicherung?

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#221 Pirx

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Geschrieben 31 Mai 2007 - 16:28

Und wer entscheidet, was "erstklassig" ist? Du? Beverly? Das Bundesamt für die phantastische Qualitätssicherung?

Und wer entscheidet, was "schlechte" SF ist? Kritiker? Der "Spiegel"?
Gruß

Pirx
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#222 Diboo

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Geschrieben 31 Mai 2007 - 19:12

Und wer entscheidet, was "schlechte" SF ist? Kritiker? Der "Spiegel"?

Ich weiß es auch nicht :flenn: Aber anpacken können wir ja trotzdem.

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#223 MartinHoyer

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Geschrieben 31 Mai 2007 - 22:11

Schlechte SF?Wie wäre es mit folgenden Kriterien:- formal/stilistisch vermurkst- langweilig- innovationslos- von nur Wenigen oder sogar von Niemandem gemochtEs müssen zwei Kriterien zutreffen, damit die Einschätzung unstrittig ist. :flenn:
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#224 Diboo

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Geschrieben 01 Juni 2007 - 05:45

Schlechte SF? Wie wäre es mit folgenden Kriterien: - formal/stilistisch vermurkst - langweilig - innovationslos - von nur Wenigen oder sogar von Niemandem gemocht Es müssen zwei Kriterien zutreffen, damit die Einschätzung unstrittig ist. :flenn:

Tja, und da fängt es schon an. Was stilistisch vermurkst ist, ist bereits Geschmackssache - die einen ziehen relativ simplen Heftromanstil vor, bei den anderen darf es nicht weniger als Delanys Dhalgren sein. Was für die einen langweilig ist, ist für die anderen hochspannend (Stichwort MilSF). Innovation kann kein Kriterium sein, denn alle Geschichten sind erzählt - es gibt keine neuen, nur Variationen der alten. Und der Verkaufserfolg ist natürlich ein völlig unerhebliches Argument: demnach müsste der von vielen hier geschmähte John Ringo "erstklassige" SF schreiben, was viele hier sofort und vehement bestreiten würden. Es bleibt also sehr relativ.

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#225 Ulrich

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Geschrieben 01 Juni 2007 - 08:35

Zuallererst muss das Label "Science Fiction" verschwinden, das stößt den Hochliteraten so unangenehm auf. :flenn: Aber zur Thread-Frage: Mit "geistlos" wird in der Diskussion oft das Fehlen gesellschaftskritischer Werke oder das Aufzeigen alternativer Gesellschaften verbunden. Das halte ich für sehr eingeschränkt, weil auch ein anderer Geist mitschwingen kann. Manch einer hätte gerne den Militarismus, ein anderer den Sozialismus. Vielleicht dreht es sich weniger um die Frage, ob Literatur "geistlos" ist, sondern eher "welcher Geist" enthalten ist.

Bearbeitet von Ulrich, 01 Juni 2007 - 08:36.


#226 Okay

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Geschrieben 03 Juni 2007 - 21:37

Aber anpacken können wir ja trotzdem.

:smokin: Yeah! Das ist der Geist, den die Szene braucht!

Tja, was ist "gut", was ist "schlecht"? Wenn nur Verkaufszahlen entscheiden würden, müßte per Definition Dieter Bohlen gute Musik machen. Ich bin da anderer Meinung, aber einige Millionen eben nicht. Van Gogh konnte übrigens in einem herkömmlichen Sinn tatsächlich nicht zeichnen oder malen. Warum sprechen seine Bilder trotzdem so viele Menschen an? Es ist nicht so einfach ...

Und doch ... die Krieterien, was eine gute Geschichte von einer schlechten unterscheidet kennt irgendwie jeder von uns. Werden die Figuren so lebendig wie z.B. in den Harry Potter Büchern? Verändern die Geschehnisse in der Geschichte die Persönlichkeit der Hauptfiguren? Kann ich das große Ziel der Hauptfiguren wirklich nachempfinden? (=Lohnt sich der Kampf?) Formuliert der Autor die Sätze viel zu einfach oder viel zu kompliziert? Es gibt sie, die objektiven Kriterien. In dem komplexen Werk eines Romans kann man allerdings nicht immer den Finger draufhalten.

Vor allem aber bin ich davon überzeugt, dass es nicht dienlich ist, die teils heftigen Anfeindungen von außen für bare Münze zu nehmen und sich selbst immer wieder in die Defensive zu bringen. Was fehlt ist eine selbstbewußte Haltung.

SF ist kreativ!
SF erweitert den Horizont durch Gedankenspiele!
SF stellt die gewohnte Perspektive in Frage!
Deshalb macht SF Spaß!

Ob dann der Schwerpunkt der einzelnen Geschichte darauf gelegt wird, es dem Leser für ein paar Stunden zu ermöglichen, den grauen Alltag zu verlassen, oder darauf, die Gesellschaft zu kritisieren, ist dann Geschmackssache.

Fallen noch jemandem weitere Argumente ein, warum SF alles andere als blöd und schlecht ist?

#227 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 05 Juni 2007 - 11:12

Das ist der Geist, den die Szene braucht!

SF ist kreativ!
SF erweitert den Horizont durch Gedankenspiele!
SF stellt die gewohnte Perspektive in Frage!
Deshalb macht SF Spaß!


:)

:( Du bist Science Fiction, Fan! :aliensmile:

Obwohl...die originale Werbekampagne kam damals bei den Leuten auch nicht sonderlich gut an :respect:...

Bearbeitet von Jorge, 05 Juni 2007 - 11:15.


#228 simifilm

simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 11:16

Und doch ... die Krieterien, was eine gute Geschichte von einer schlechten unterscheidet kennt irgendwie jeder von uns. Werden die Figuren so lebendig wie z.B. in den Harry Potter Büchern? Verändern die Geschehnisse in der Geschichte die Persönlichkeit der Hauptfiguren? Kann ich das große Ziel der Hauptfiguren wirklich nachempfinden? (=Lohnt sich der Kampf?) Formuliert der Autor die Sätze viel zu einfach oder viel zu kompliziert? Es gibt sie, die objektiven Kriterien. In dem komplexen Werk eines Romans kann man allerdings nicht immer den Finger draufhalten.

Der Behauptung, dass diese Kriterien objektiv sind, möchte ich widersprechen. Genug Leuten ist die wunderbare Sprache von Kleist oder Thomas Mann ein Graus, für mich ist sie purer Genuss. Genug Leute meinen, Dan Brown oder Stephen King sei gut geschrieben, dabei sind sie beide in meinen Augen beide sprachliche eine Zumutung. Manche meinen auch, "The da Vinci Code" sei raffiniert erzählt, und merken nicht, wie extrem simpel und plump das Buch mit seiner Cliffhanger-Strategie arbeitet. Um auf die SF zu kommen: Ich habe bis jetzt eigentlich auch noch nichts von Asimov gelesen, das mich wirklich begeistert hätte, obwohl immer wieder zu lesen ist, wie grossartig "Foundation" ist. Ok, das Ding liest sich gut und flott, ist aber weder sprachlich noch inhaltlich sonderlich interessant (ok, es hat in den ersten Bänden einige witzige Ausgangsideen, aus denen wird aber erstaunlich wenig gemacht).

SF ist kreativ! SF erweitert den Horizont durch Gedankenspiele! SF stellt die gewohnte Perspektive in Frage! Deshalb macht SF Spaß! Ob dann der Schwerpunkt der einzelnen Geschichte darauf gelegt wird, es dem Leser für ein paar Stunden zu ermöglichen, den grauen Alltag zu verlassen, oder darauf, die Gesellschaft zu kritisieren, ist dann Geschmackssache. Fallen noch jemandem weitere Argumente ein, warum SF alles andere als blöd und schlecht ist?

Irgendwie erinnert mich das stark an Editorials von Hugo Gernsback aus den 1920er Jahren. Keine Frage, SF kann das alles - und noch mehr - sein; sie muss es aber nicht. Wie überall sonst ist aber auch die Mehrheit der SF Schrott.

Bearbeitet von simifilm, 05 Juni 2007 - 11:22.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#229 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 11:26

Dan Brown
sprachlich eine Zumutung
Manche meinen auch, "The da Vinci Code" sei raffiniert erzählt, und merken nicht, wie extrem simpel und plump das Buch mit seiner Cliffhanger-Strategie arbeitet.

Vollste Zustimmung :(

Allerdings...für genug Leute hast du mit obigem ein Sakrileg begangen :)

#230 simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 11:29

Vollste Zustimmung :(

Allerdings...für genug Leute hast du mit obigem ein Sakrileg begangen :)

Der war nicht schlecht. :respect:

Aber wer meint, "Da Vinci Code" sei gut geschrieben, disqualifiziert sich selbst.

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#231 Diboo

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 12:03

Der war nicht schlecht. :(

Aber wer meint, "Da Vinci Code" sei gut geschrieben, disqualifiziert sich selbst.

Die Frage ist, was Dein Kriterium für "gut" ist - mit Deinem Urteil führst Du Deine eigenen relativierenden Aussagen nämlich wieder ad absurdum. Denn dafür müsste es ja eine objektive Beurteilungsgrundlage geben, und die gibt es eben nicht.
Dan Brown schreibt vom Stil her wie jeder x-beliebige Spannungsromanautor. In Deutschland hätte er in den 60ern als Heftromanautor Karriere gemacht. Aber eines ist klar: Seine Bücher mögen simpel geschrieben sein, aber sie funktionieren. Ist das nun "schlecht" oder "gut"?

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#232 simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 12:25

Die Frage ist, was Dein Kriterium für "gut" ist - mit Deinem Urteil führst Du Deine eigenen relativierenden Aussagen nämlich wieder ad absurdum. Denn dafür müsste es ja eine objektive Beurteilungsgrundlage geben, und die gibt es eben nicht.
Dan Brown schreibt vom Stil her wie jeder x-beliebige Spannungsromanautor. In Deutschland hätte er in den 60ern als Heftromanautor Karriere gemacht. Aber eines ist klar: Seine Bücher mögen simpel geschrieben sein, aber sie funktionieren. Ist das nun "schlecht" oder "gut"?

Vielleicht müssen wir ein bisschen differenzieren, was hier 'objektiv' heisst. Ich habe 'objektiv' in Okays Post so verstanden, dass wir uns im Grunde ja alle einig sind, was ein gut geschriebenes Buch ist. Und das ist nun ja eben gerade nicht der Fall. Es mag vielleicht sogar objektiven Kriterien geben, nach denen man die Qualität eines Buches beurteilen kann, nur haben diese wiederum wenig damit zu tun, was die breite Masse liest und schätzt. Es gibt ja durchaus sowas wie mehr oder weniger ausgebildete Lesekompetenz, Erfahrung, Anspruch etc. Um Kleist zu lesen, braucht es einen Grad an Lesekompetenz, den nicht jeder hat. Oder noch besser: Lyrik. Wer diesbezüglich keine Leseerfahrung hat, wird mit moderner Lyrik nichts anfangen können. In diesem Sinne kann ich kann Dir durchaus 'objektiv' aufzeigen, was bei Dan Brown schlecht oder plump gemacht ist, nur hat das eben sehr wenig damit zu tun, was eine grosse Mehrheit der Lesern gut findet.

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#233 Diboo

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 12:48

Vielleicht müssen wir ein bisschen differenzieren, was hier 'objektiv' heisst. Ich habe 'objektiv' in Okays Post so verstanden, dass wir uns im Grunde ja alle einig sind, was ein gut geschriebenes Buch ist. Und das ist nun ja eben gerade nicht der Fall. Es mag vielleicht sogar objektiven Kriterien geben, nach denen man die Qualität eines Buches beurteilen kann, nur haben diese wiederum wenig damit zu tun, was die breite Masse liest und schätzt. Es gibt ja durchaus sowas wie mehr oder weniger ausgebildete Lesekompetenz, Erfahrung, Anspruch etc. Um Kleist zu lesen, braucht es einen Grad an Lesekompetenz, den nicht jeder hat. Oder noch besser: Lyrik. Wer diesbezüglich keine Leseerfahrung hat, wird mit moderner Lyrik nichts anfangen können. In diesem Sinne kann ich kann Dir durchaus 'objektiv' aufzeigen, was bei Dan Brown schlecht oder plump gemacht ist, nur hat das eben sehr wenig damit zu tun, was eine grosse Mehrheit der Lesern gut findet.

Aber gerade dann, wenn unterschiedliche Faktoren wie Lesekompetenz, Bildung, Lesesozialisation usw. eine Rolle spielen, gibt es doch keinerlei "Objektivität" mehr, da immer und ausschließlich - auch beim Kleist-Liebhaber - nur der jeweils subjektive Standort der ausschlaggebende ist. Ich kann daher Deine Einschätzung, dass es "objektive Kriterien" geben "mag", ebenfalls nicht teilen, denn sie widerspricht sich durch die von Dir selbst danach durchgeführte, korrekte, Relativierung selbst.

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#234 simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 12:53

Aber gerade dann, wenn unterschiedliche Faktoren wie Lesekompetenz, Bildung, Lesesozialisation usw. eine Rolle spielen, gibt es doch keinerlei "Objektivität" mehr, da immer und ausschließlich - auch beim Kleist-Liebhaber - nur der jeweils subjektive Standort der ausschlaggebende ist. Ich kann daher Deine Einschätzung, dass es "objektive Kriterien" geben "mag", ebenfalls nicht teilen, denn sie widerspricht sich durch die von Dir selbst danach durchgeführte, korrekte, Relativierung selbst.

Ich glaube kaum, dass es jemanden gibt, der ernsthaft behaupten wird - wenn er sich die Mühe macht, mal einen Moment darüber nachzudenken -, dass die Cliffhanger in "Da Vinci Code" ein Zeichen grosser Raffinesse sind. Das ist in meinen Augen objektiv plump gemacht und schnell durchschaubar. Das dies für die meisten Leser anscheinend keine Rolle spielt, ist eine ganze andere Frage.

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#235 Diboo

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 13:21

Das dies für die meisten Leser anscheinend keine Rolle spielt, ist eine ganze andere Frage.

Womit es subjektiv gut gemacht wäre. q.e.d.

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#236 simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 13:30

Womit es subjektiv gut gemacht wäre. q.e.d.

Nö, nur weil etwas gerade meinen momentanen Bedürfnissen entspricht, heisst das keineswegs, dass ich es auch für gemacht halte.

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#237 Diboo

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 13:36

Nö, nur weil etwas gerade meinen momentanen Bedürfnissen entspricht, heisst das keineswegs, dass ich es auch für gemacht halte.

Das gilt für Dich. Subjektiv. Für mich ist immer grundsätzlich das gut (und es kann nur gut sein, wenn es - für mich - gut gemacht ist), was meinen momentanen Bedürfnissen entspricht. Das ist dann mal Roger Cormans "Galaxy of Terror", weil ich sexwütige Schnecken toll finde, oder Soderberghs "Solaris", weil ich die Musik mag oder "Aliens", weil ich harte Space Marines schätze.

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#238 simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 13:41

Das gilt für Dich. Subjektiv. Für mich ist immer grundsätzlich das gut (und es kann nur gut sein, wenn es - für mich - gut gemacht ist), was meinen momentanen Bedürfnissen entspricht. Das ist dann mal Roger Cormans "Galaxy of Terror", weil ich sexwütige Schnecken toll finde, oder Soderberghs "Solaris", weil ich die Musik mag oder "Aliens", weil ich harte Space Marines schätze.

Das wage ich zu bezweifeln. Wenn Du am Verhungern bist, kann noch vieles Deinen Bedürfnissen entsprechen, was Du kaum als "gut gemacht" empfindest. Oder lebst Du so im Moment und besitzt so wenig Reflexionsvermögen, dass die immer nur im Augenblick ohne jedes Überlegen urteilst?

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#239 Diboo

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 13:50

Das wage ich zu bezweifeln. Wenn Du am Verhungern bist, kann noch vieles Deinen Bedürfnissen entsprechen, was Du kaum als "gut gemacht" empfindest.

Warum? Meine Qualitätsmaßstäbe schwanken ständig. Es gibt immer ein gutes statistisches Mittel - so war ich noch nie am Verhungern, so dass sich meine Maßstäbe bezüglich Nahrung bisher immer innerhalb einer zu erwartenden Varianz bewegt haben - aber ansonsten behaupte ich auch über mich, das alles prinzipiell erstmal relativ ist.

Oder lebst Du so im Moment und besitzt so wenig Reflexionsvermögen, dass die immer nur im Augenblick ohne jedes Überlegen urteilst?

Ich reflektiere und überlege schon, aber immer auf der Basis meiner aktuellen Bedürfnisse. Das führt dann momentan natürlich zu Prozessen der Maximierung - habe ich die Wahl zwischen Michael Bay und Fred Olen Ray, wähle ich Bay. Was aber nicht heißt, dass, wenn ich die Wahl nicht hätte, ich den Ray nicht auch genießen würde.

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#240 simifilm

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Geschrieben 05 Juni 2007 - 13:58

Warum? Meine Qualitätsmaßstäbe schwanken ständig. Es gibt immer ein gutes statistisches Mittel - so war ich noch nie am Verhungern, so dass sich meine Maßstäbe bezüglich Nahrung bisher immer innerhalb einer zu erwartenden Varianz bewegt haben - aber ansonsten behaupte ich auch über mich, das alles prinzipiell erstmal relativ ist.

Aber ich denke, dass hast doch schon genug oft Hunger gehabt und musstest - mangels Alternativen - etwas essen, dass Du eigentlich nicht besonders gut findest. Ok, das hat dann insofern Deinen Bedürfnissen entsprochen, als es Deinen Hunger gestillt hat, wirklich befriedigend ist so was aber nicht. Das lasche Sandwich, das ich gestern im Zug ass, wird nicht besser, weil ich Hunger hatte.

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