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Film- & Serien-DB des SFN bald nicht mehr offline!


338 Antworten in diesem Thema

#331 Armin

Armin

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Geschrieben 24 Juni 2019 - 07:58

Brightburn: Son of Darkness

 

Manchmal lĂ€uft es einfach gut: Dann fĂ€llt das außerirdische Kleinkind genau an der Stelle vom Himmel, an der ein liebevolles Farmer-Ehepaar nur auf einen Sprössling gewartet hat, er verbringt eine unbeschwerte Jugend, lernt nebenbei seine ĂŒbernatĂŒrlichen FĂ€higkeiten kennen, ohne weiteres Unheil anzurichten, und entwickelt sich zu einem Menschenfreund, der so unbesiegbar stark und gutherzig gleichermaßen ist, dass man schon fast nicht mehr neidisch sein möchte. Ja, das hat bei Kal-El, auf der Erde als Clark Kent und Superman bekannt, prĂ€chtig funktioniert. Aber wie sieht es bei Brandon Breyer aus? Der Horrorfilm „Brightburn: Son of Darkness“ prĂ€sentiert die Antwort.

 

Als ZwölfjĂ€hriger zeigt der in Brightburn, nicht Smallville, in Kansas aufgewachsene Brandon (Jackson A. Dunn) die ersten AuffĂ€lligkeiten. Von der gebrochenen Hand einer MitschĂŒlerin ĂŒber das Massaker im HĂŒhnerstall bis hin zu seinem ersten schaurigen Mord geht es dann aber rasend schnell. WĂ€hrend seine Pflegeeltern Tori (Elizabeth Banks) und Kyle (David Denman) blauĂ€ugig Auswirkungen der PubertĂ€t vermuten, hört er tatsĂ€chlich Stimmen im Kopf. Die befehlen ihm, die Herrschaft ĂŒber die Welt zu ĂŒbernehmen, also fĂ€ngt er in Brightburn schon mal damit an.

 

Regie-Neuling David Yarovesky fĂ€hrt die gar nicht uninteressante Geschichte relativ zĂŒgig an die Wand. Vielleicht hĂ€tte er sich bei Produzent James Gunn („Guardians of the Galaxy“), aus dessen Verwandtschaft das Drehbuch stammt, nach einem vernĂŒnftigen Spannungsaufbau erkundigen sollen, nach Figuren, die das MitgefĂŒhl des Zuschauers erwecken, und nach einigem mehr. Das hat er offenkundig nicht getan und so ist schon nach wenigen Minuten klar, wohin die Reise geht: Der böse Junge mit den Superhelden-KrĂ€ften will alle umbringen, die dĂ€mlichen Eltern begreifen grundsĂ€tzlich erst alles, wenn es zu spĂ€t ist. Das ist auch fĂŒr einen Horrorfilm ziemlich dĂŒnn, der zudem selbst mit seinen drastischeren Bildern oder Schockmomenten nicht wirklich gruseln kann. Spannung geht anders.

 

(1 Sternchen)



#332 Armin

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Geschrieben 07 Juli 2019 - 06:54

Spider-Man: Far From Home

 

Was kommt nach dem großen Knall? NatĂŒrlich geht es weiter, nicht mit dem nĂ€chsten Paukenschlag, sondern erst einmal bescheiden, in kleinen Schritten. Ein Rezept, auf das die Marvel-Macher schon einmal erfolgreich gesetzt hatten, als sie dem pompösen „Age of Ultron“ den schnucklig-sympathischen „Ant-Man“ (2015) folgen ließen. So darf sich nun, nach dem Großreinemachen in „Avengers: Endgame“ vor wenigen Wochen, „Spider-Man“, die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, in ein lustiges, romantisches, turbulentes High-School-Abenteuer stĂŒrzen - es geht auf Klassenfahrt nach Europa, weit weg von allen Superhelden-Problemen. Oder eben auch nicht.

 

Peter Parker (Tom Holland) tut sich nach dem sogenannten „Blip“, der vorĂŒbergehenden Auslöschung durch Thanos†˜ Fingerschnippen, vor allem schwer, den Tod seines Mentors Tony Stark zu verkraften und sich der Verantwortung zu stellen, die jetzt auf ihm, als einem der ĂŒberlebenden Superhelden, lastet. Er lĂ€sst den ehemaligen S.H.I.E.L.D.-Boss Nick Fury (Samuel L. Jackson), der ihn in einen Einsatz schicken möchte, abblitzen und schmiedet lieber PlĂ€ne, um seiner Klassenkameradin MJ (Zendaya) auf dem Pariser Eiffelturm seine Liebe zu gestehen. Doch Fury lĂ€sst nicht locker: Er braucht Spider-Man, der gemeinsam mit dem aus einer anderen Dimension stammenden Quentin Beck (Jake Gyllenhaal) erst ein Wasser-, dann ein Feuermonster bekĂ€mpfen soll. Mit dabei sind natĂŒrlich eine ganze Reihe alter Bekannter: Peters Tante May (Marisa Tomei), sein bester Freund Ned (Jacob Batalon) und Tony Starks ehemalige rechte Hand Happy Hogan (Jon Favreau).

 

Die anfangs noch harmlose Komödie mit vielen Stellen zum Schmunzeln, aber auch einigen LĂ€ngen verwandelt sich in der zweiten HĂ€lfte dann doch in einen Action-Kracher - als habe die Macher um Regisseur Jon Watts (auch schon fĂŒr „Spider-Man: Homecoming“, 2017, verantwortlich) der Mut verlassen. Das Ergebnis ist zweischneidig: Einerseits tut das höhere Tempo dem Film gut und auch Spider-Man selbst kommt in seiner europĂ€ischen TarnidentitĂ€t „Nightmonkey“ nun besser zur Geltung, nachdem vorher der Schwerpunkt auf den Befindlichkeiten des Teenagers Peter, ohne Maske, lag. SpektakulĂ€r ist das Geschehen dann allemal, durch das Spiel mit der RealitĂ€t aber auch ein wenig beliebig. Ein etwas handfesterer Bösewicht hĂ€tte „Spider-Man: Far From Home“ sicher gut getan, da hatte der erste Film nach Spideys Eingliederung ins „Marvel Cinematic Universe“ mit „Vulture“ einfach mehr zu bieten. So bleibt ein zwar guter, unterhaltsamer, oft lustiger Streifen und trotzdem der Eindruck, dass da mehr möglich gewesen wĂ€re. Die beiden Abspannszenen deuten dann auch darauf hin, dass das noch nicht alles gewesen ist.

 

(6 Sternchen)



#333 Armin

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Geschrieben 08 September 2019 - 06:53

Es: Kapitel 2

 

„Eine gute Neuverfilmung“ lautete das Urteil an dieser Stelle ĂŒber den ersten Teil von „Es“ (2017), den Regisseur AndrĂ©s Muschietti nach dem Horrorklassiker von Stephen King (1986) drehte. Jetzt folgt die zweite HĂ€lfte und schließt fast nahtlos daran an. Muschiettis Idee, die beiden Zeitebenen des Romans auf zwei Filme zu verteilen, hat schon in Teil eins ĂŒberraschend gut funktioniert und tut das auch jetzt. Zumal die jungen Versionen der Hauptpersonen dank einiger RĂŒckblenden auch dieses Mal zu sehen sind, obwohl die Handlung nun 27 Jahre spĂ€ter angesiedelt ist. Im Derry des Jahrs 2016 hat Clown Pennywise (Bill SkarsgÄrd) seine tödliche Arbeit wieder aufgenommen. Mike Hanlon (Isaiah Mustafa), der als Einziger in der Heimat geblieben ist, erinnert seine alten Freunde um Bill Denbrough (James McAvoy) und Beverly Marsh (Jessica Chastain) an ihren Schwur aus Kindertagen: „Es“ muss endgĂŒltig zur Strecke gebracht werden. Insgesamt ist auch das zweite Kapitel der Geschichte weitgehend gelungen, kann aber in einigen Punkten nicht ganz mit Teil eins mithalten: Schade ist, dass der Film trotz beinahe drei Stunden LĂ€nge der EinfĂŒhrung der nun erwachsenen Figuren vergleichsweise wenig Zeit widmet. Im Gegenzug wirkt es eher redundant, wenn sich ausnahmslos jedes Mitglied des „Clubs der Verlierer“ spĂ€ter seinen individuellen, mit der Vergangenheit verknĂŒpften Traumata stellen muss - das ist, gerade weil die sich inhaltlich so Ă€hnlichen Szenen kurz aufeinander folgen, nur in einem einzigen Fall richtig gruselig. Viel Potenzial wird zudem bei Bösewicht Henry Bowers verschenkt, von Teach Grant grandios durchgeknallt gespielt, der in seinen zu wenigen Szenen mehr Horror verbreitet als alle computeranimierten Schauergestalten zusammen. FĂŒr den ganzen Film gilt trotzdem: Die AtmosphĂ€re ist angemessen dĂŒster, Pennywise diabolisch - das passt. (6 Sternchen)



#334 Armin

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Geschrieben 25 September 2019 - 06:43

Ad Astra - Zu den Sternen

 

Filme wie „Gravity“ (2013) oder „Interstellar“ (2014) kommen einem in den Sinn: Faszinierende Weltraumszenen und emotionale Achterbahnfahrten ließen den Zuschauer staunen und mitfiebern. Auf Ă€hnliche Zutaten setzt Regisseur James Gray (zuletzt „Die versunkene Stadt Z“, 2016) in „Ad Astra - Zu den Sternen“, allerdings in einer ganz speziellen Machart: Gray erzĂ€hlt seine Geschichte in einer sehr unaufgeregten AtmosphĂ€re und zudem in ungewöhnlich gemĂ€chlichem Tempo.

Major Roy McBride (Brad Pitt), ein erfahrener Astronaut, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist, wird von seinen Vorgesetzten auf eine Sondermission geschickt. RĂ€tselhafte elektromagnetische StĂŒrme haben auf der Erde mehrere Katastrophen ausgelöst. Deren Auslöser wird von den Wissenschaftlern in der NĂ€he des Planeten Neptun ausgemacht. Ausgerechnet dorthin ist das seit 16 Jahren als verschollen geltende Raumschiff des sogenannten „Lima-Projekts“ geflogen - Kommandant war ausgerechnet McBrides Vater Clifford (Tommy Lee Jones), der nach Spuren intelligenten Lebens suchen sollte. Nun wird vermutet, dass er noch leben könnte und mit den aktuellen Vorkommnissen in Verbindung steht. Sein Sohn Roy soll mit ihm Kontakt aufnehmen. Aus dem ursprĂŒnglichen Plan, eine Funkbotschaft zu schicken, wird dann aber eine lĂ€ngere Reise, die ihn ĂŒber den Mond und den Mars schließlich tatsĂ€chlich in Richtung Neptun fĂŒhrt.

 

Trotz einiger, sogar prominent besetzter Nebenfiguren - Roys Frau Eve (Liv Tyler), die er zugunsten seiner beruflichen Ziele verlassen hat, sein kurzzeitiger Begleiter Colonel Pruitt (Donald Sutherland) oder Helen Lantos (Ruth Negga), Chefin der Mars-Basis - steht der von Brad Pitt ĂŒberzeugend gespielte Roy McBride so sehr im Zentrum, dass man öfter den Eindruck eines Ein-Personen-StĂŒcks hat. Das wird durch das extrem behĂ€bige Voranschreiten der Handlung noch betont: Die Reise zum Mond, auf der praktisch nichts passiert, wird dank gelungener EinfĂ€lle und stimmiger Details alles andere als langweilig. Eine Verfolgungsjagd mit Mondmobilen kommt dank der niedrigen Gravitation bei aller Zerstörungswut fast schon schwerelos leichtfĂŒĂŸig daher. Das ist alles gut gemacht, intensiv und interessant zu verfolgen.

 

Ziemlich genau in der Mitte des Films verliert sich der Reiz dieser tempoarmen ErzĂ€hlweise, dann wird das Geschehen eher schleppend, fast schon quĂ€lend, und es wĂ€re dringend notwendig gewesen, doch einmal die Handbremse zu lösen. Ähnliches gilt fĂŒr Brad Pitts Verkörperung der Hauptfigur: die dĂŒstere Emotionslosigkeit, der Gleichmut - das funktioniert lange sehr gut, ĂŒberzeugt aber angesichts der Entwicklungen zum Ende hin samt der letztlich unbefriedigenden Aufarbeitung der komplizierten Vater-Sohn-Beziehung dann nicht mehr komplett. Apropos Ende: Das kann leider ĂŒberhaupt nicht begeistern. Damit bleibt „Ad Astra“ in vielerlei Hinsicht sehenswert, wird in der zweiten HĂ€lfte aber zusehends schwĂ€cher.

 

(5 Sternchen)


Bearbeitet von Armin, 25 September 2019 - 06:43.


#335 Armin

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Geschrieben 11 Oktober 2019 - 18:45

Gemini Man

 

Ang Lee gilt als vielseitiger Filmemacher, der sich schon an so extrem unterschiedliche Stoffe wie den Jane-Austen-Klassiker „Sinn und Sinnlichkeit“ (1995) oder die Comic-Verfilmung „Hulk“ (2003) gewagt hat und gleich zweimal mit dem Oscar fĂŒr die beste Regie ausgezeichnet wurde: fĂŒr „Brokeback Mountain“ (2005) und „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ (2012). Das macht Lust auf seinen Science-Fiction-Thriller „Gemini Man“ - das Ergebnis ist aber leider ziemlich ernĂŒchternd.

 

Henry Brogan (Will Smith) ist als Auftragsmörder fĂŒr eine geheime Regierungsorganisation deren bestes Pferd im Stall. Nachdem er den jĂŒngsten Auftrag nach seinem eigenen Geschmack nicht souverĂ€n genug ĂŒber die BĂŒhne gebracht hat, beschließt er, die Flinte an den Nagel zu hĂ€ngen. Doch davon will sein Chef Clay Verris (Clive Owen) nichts wissen: Er hetzt ihm seinen 25 Jahre jĂŒngeren Klon auf den Hals. Brogan, seiner Agentenkollegin Danny (Mary Elizabeth Winstead), die ihn erst beschattet, dann unterstĂŒtzt, und seinem alten Freund Baron (Benedict Wong) bleibt nur die Flucht.

 

Schon ĂŒber die Optik lĂ€sst sich streiten: Der Film wurde mit 120 Bildern pro Sekunde (Kinostandard sind 24) gedreht, was zwar die BildqualitĂ€t verbessern soll, vieles aber auch eher kĂŒnstlich als echt wirken lĂ€sst. Dazu passt die Technik, die in Will Smith†ℱ jĂŒngerem Ich steckt: Die VerjĂŒngungskur ist zweifelsohne gelungen, richtig ĂŒberzeugend kommt der geklonte Gegenspieler des Helden aber nicht daher. Kein glĂŒckliches HĂ€ndchen beweist der Regisseur zudem bei den Actionszenen: Zu viele wurden aus nĂ€chster NĂ€he gefilmt und wirken deshalb sehr unĂŒbersichtlich.

 

Viel schlimmer als alle handwerklichen Details ist aber der eigentliche Inhalt: Das beginnt bei der Hauptfigur, die auch nach Mord Nummer 72 immer noch im festen Glauben handelt, nur die Bösen zu töten. Es setzt sich ĂŒber die wirre Klon-Story fort: Eigentlich sollte es eine ganze Armee dieser Burschen geben, von jeglichen moralischen Skrupeln befreit. Ausgerechnet den Klon, der Brogan töten soll, hat Bösewicht Verris aber adoptiert und als seinen eigenen Sohn großgezogen, mit allen menschlichen SchwĂ€chen - die dann natĂŒrlich auch prompt zu Tage treten. QuĂ€lend pathetische bis sinnfreie Dialoge bremsen zudem immer wieder jeden Anflug von Spannung aus. Insgesamt ist „Gemini Man“ eine große EnttĂ€uschung.

 

(2 Sternchen)



#336 Armin

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Geschrieben 14 Oktober 2019 - 07:30

Joker

 

Jack Nicholson („Batman“, 1989), Heath Ledger („The Dark Knight“, 2008) und Jared Leto („Suicide Squad“, 2016) haben sich in der Vergangenheit auf der großen Leinwand am Joker versucht, dem irre-bösen Gegenspieler von Batman - drei ganz unterschiedliche, immer aber spannende Darbietungen einer Figur, in der ganz offensichtlich wesentlich mehr Facetten stecken, als sich in einem einzigen Film abbilden lassen, vom skrupellosen Kriminellen bis zum heillos Wahnsinnigen. Völlig unberĂŒhrt davon schlĂ€gt Joaquin Phoenix in Todd Phillips†˜ „Joker“ nun ein ganz neues Kapitel auf: weit weg von allen Superhelden, mehr Charakter- und vor allem Gesellschaftsstudie als Comic-Verfilmung.

 

Im Gotham der frĂŒhen achtziger Jahre ist Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) schon ziemlich weit unten, als fĂŒr ihn die ganz persönliche AbwĂ€rtsspirale endgĂŒltig einsetzt: Er muss sich erst von Teenagern verprĂŒgeln lassen, verliert dann seinen Job als Clown, die fĂŒr seine psychischen Probleme dringend benötigten Medikamente werden ihm ebenso gestrichen wie die ohnehin nicht zuhörende Sozialarbeiterin und auch seine Mutter Penny (Frances Conroy) trĂ€gt mehr als nur ein dunkles Geheimnis mit sich herum. WĂ€hrend in der Stadt die MĂŒllabfuhr streikt, soziale Proteste und Gewalt zunehmen, erlebt Arthur, den seine Mutter widersinnigerweise „Happy“ nennt und der eigentlich Komiker werden möchte, die KĂ€lte der Gesellschaft in Person zweier fĂŒr ihn wichtiger Menschen: Murray Franklin (Robert De Niro), Moderator einer von Arthur verehrten TV-Show, und Thomas Wayne (Brett Cullen), der reichste Mann der Stadt und frĂŒhere Arbeitgeber von Penny Fleck, zeigen ihm auf ihre jeweils eigene Art und Weise, wie wenig er von dieser Welt zu erwarten hat.

 

Dieser Joker muss nicht wie einst Jack Nicholson in den SĂ€uretank fallen, um komplett wahnsinnig zu werden. Die emotionale KĂ€lte und gnadenlose Ablehnung, ob in seinem persönlichen Umfeld oder in einer zunehmend verrohenden Gesellschaft, reichen dafĂŒr völlig aus. Todd Phillips („War Dogs“) orientiert sich dabei ziemlich schamlos an zwei Filmen Martin Scorseses (beide passenderweise mit Robert De Niro in der Hauptrolle), „Taxi Driver“ (1976) und „The King of Comedy“ (1982), die er weit ausfĂŒhrlicher zitiert, als dass er sich im umfangreichen Batman-Kosmos bedienen wĂŒrde (selbst fĂŒr Bruce Wayne bleibt nur eine kleine Szene). Das lĂ€sst das Schicksal der Hauptfigur erschreckend realistisch wirken, lebensnaher als in der oft grellbunt ĂŒberzeichneten Comic-Welt. Dabei begeht der Regisseur nicht den Fehler, Sympathie fĂŒr seinen Joker wecken zu wollen, höchstens VerstĂ€ndnis dafĂŒr, wie sein Weg unweigerlich verlaufen muss. Des Jokers krankheitsbedingtes, irres Lachen ĂŒberfĂ€llt ihn anfangs in den unpassendsten Situationen. Am Ende, nach einem dĂŒsteren, deprimierenden, intensiv-beklemmenden Niedergang, erscheint es als perfektes Statement seiner VerstĂ€ndnislosigkeit und Verzweiflung. Dem Zuschauer ist das Lachen da schon lĂ€ngst vergangen.

 

(7 Sternchen)

 

[eigentlich hat der Film hier ĂŒberhaupt nichts zu suchen, da er zwar Figuren aus dem Batman-Kosmos verwendet, aber weder Science-Fiction- noch Superheldenfilm ist oder sein will]



#337 Armin

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Geschrieben 27 Oktober 2019 - 16:28

Terminator: Dark Fate

 

Das einzig wirklich Schöne an „Terminator Genisys“ (2015): Die Handlung war dermaßen sinnfrei, dass sie sich sehr leicht ignorieren lĂ€sst. Vermissen wird diesen Teil der Geschichte garantiert niemand. Die Macher von „Dark Fate“, dem schon sechsten Terminator-Film, um Regisseur Tim Miller („Deadpool“) und Terminator-Urvater James Cameron, der Teile des Drehbuchs beigesteuert hat, gehen aber noch einen gewaltigen Schritt weiter: Sie blenden auch die Filme drei und vier aus und schließen direkt an den damals noch von Cameron verantworteten „Tag der Abrechnung“ (1991) an - dessen Klasse erreicht „Dark Fate“ aber leider nicht.

 

Es kommt einem hinreichend bekannt vor: Zwei Besucher aus der Zukunft machen sich im Jahr 2020 auf die Suche nach der Fabrikarbeiterin Dani Ramos (Natalia Reyes). Das Terminator-Modell Rev-9 (Gabriel Luna) will sie töten, die technisch aufgerĂŒstete, aber menschliche Soldatin Grace (Mackenzie Davis) soll sie beschĂŒtzen. Die Auseinandersetzung hinterlĂ€sst eine Spur der Zerstörung und lockt eine alte Bekannte an: Sarah Connor (Linda Hamilton), die zwar dereinst den „Tag der Abrechnung“ verhindert hat, aber seit dem Tod ihres Sohns komplett auf Rache-Modus geschaltet hat. Ausgerechnet dessen Mörder, ein alter T-800 (Arnold Schwarzenegger), soll dann aber eine wichtige Rolle beim Versuch spielen, Danis Leben zu retten.

 

Eine neue Geschichte? Leider Fehlanzeige. Der ewige Kampf zwischen Mensch und Maschine wird praktisch deckungsgleich mit dem allerersten „Terminator“-Film (1984) mit neuen Figuren noch einmal erzĂ€hlt - das ist wenig originell und irgendwie ĂŒberflĂŒssig, erspart dem Zuschauer aber immerhin wirre Verwicklungen, wie sie „Genisys“ produziert hat. Die Action-Szenen entschĂ€digen ein wenig, auch wenn einen hier gleichfalls das GefĂŒhl beschleicht, vieles schon einmal gesehen zu haben. Dass wenigstens das neue Terminator-Modell ein paar schicke Weiterentwicklungen aufweist, ist dann aber doch ein dankbar aufgenommenes Plus.

 

DafĂŒr sorgt aufseiten der Darsteller eindeutig Arnold Schwarzenegger, der seine Paraderolle auch sichtlich gealtert und mit Vollbart hervorragend meistert - herrlich sein Griff zur Sonnenbrille, die er dann aber doch liegen lĂ€sst. WĂ€hrend unter den neuen Akteuren noch am ehesten Mackenzie Davis („Blade Runner 2049“) ĂŒberzeugt, ist Linda Hamiltons RĂŒckkehr nur bedingt geglĂŒckt: gut, wenn sie grimmig entschlossen sein darf, aber fast schon peinlich, wenn sich ihre Sarah Connor an Humor versucht. DafĂŒr ist auch diesmal der T-800 zustĂ€ndig. Der rettet den Streifen aufs Niveau eines soliden Action-Films, mehr aber auch nicht.

 

(5 Sternchen)



#338 Armin

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Geschrieben 14 November 2019 - 22:08

Zombieland: Doppelt hÀlt besser

 

Die aberwitzige Zombie-Komödie „Zombieland“ war 2009 ein Überraschungserfolg an den Kinokassen. Eine Fortsetzung war zwar lange im GesprĂ€ch, wollte aber - mit Ausnahme des Pilotfilms (2013) fĂŒr eine dann allerdings nicht realisierte Fernsehserie - einfach nicht zustande kommen. Nach zehn Jahren ist es nun aber doch so weit, Ruben Fleischer (zuletzt „Venom“, 2018) fĂŒhrt erneut Regie und auch das Hauptdarsteller-Quartett ist komplett wieder versammelt.

 

WĂ€hrend sich fast alle Menschen in Zombies verwandelt haben, lassen es sich die nicht vom Virus infizierten Columbus (Jesse Eisenberg), Tallahassee (Woody Harrelson), Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) im Weißen Haus gut gehen. Bis Little Rock den Gitarre spielenden Hippie Berkeley (Avan Jogia) kennenlernt und mit ihm das Weite sucht. Ihre Schwester Wichita braucht nur einen ungeschickten Heiratsantrag von Columbus, um sich ebenfalls zu verabschieden und ihn zu verlassen. Trost spendet ihm die nicht allzu helle Blondine Madison (Zoey Deutch). Auf der bald folgenden Suche nach Little Rock stĂ¶ĂŸt die Truppe unter anderem auf die unerschrockene Nevada (Rosario Dawson), aber auch auf wesentlich robustere Zombies, als sie es bislang gewohnt waren.

 

Kritiker werden sich bestĂ€tigt sehen: Eigentlich war mit dem ersten Film schon alles gesagt, neue Aspekte werden der Geschichte in der Fortsetzung keineswegs hinzugefĂŒgt, auch die Gags erfinden das Rad nicht neu, originell ist hier praktisch nichts. Aber: Wer „Zombieland“ mochte, wird bei „Doppelt hĂ€lt besser“ trotzdem das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen. Der Film ist nicht einmal im Ansatz gruselig, höchstens gelegentlich etwas unappetitlich, aber vor allem eben richtig komisch. Dazu trĂ€gt das kongeniale Duo Eisenberg/Harrelson den grĂ¶ĂŸten Teil bei, das sich die BĂ€lle permanent gegenseitig zuspielt. Die Damen werden vom Drehbuch leider deutlich stiefmĂŒtterlicher behandelt, nur die neu hinzugestoßene Zoey Deutch darf die mit vielen, vielen Klischees beladene Rolle des blonden Dummerchens herrlich auskosten.

 

Analog zum ersten Film dienen auch dieses Mal wieder Columbus†ℱ Regeln, dank derer er die Zombie-Apokalypse ĂŒberhaupt ĂŒberlebt hat, als Leitplanken der Geschichte und werden immer mal wieder amĂŒsant eingebaut, was weitere Lacher garantiert. Schließlich ist ja auch der Titel der Fortsetzung diesen Regeln entlehnt: Doppelt auf die Zombies zu schießen, sorgt auf jeden Fall fĂŒrs gewĂŒnschte Ergebnis. Und zwei Filme sind nicht nur fĂŒr Nostalgiker besser als einer.

 

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#339 Armin

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Geschrieben 21 Dezember 2019 - 09:19

Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers

 

James Cameron hat es vor einigen Jahren ganz richtig gesagt: „Niemand stirbt in der Science Fiction jemals so wirklich.“ Da haben die Macher des Star-Wars-Universums offenbar gut zugehört: Im neusten Film, der mit „Der Aufstieg Skywalkers“ betitelten Episode 9, kehrt Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) zurĂŒck, der eigentlich mal von Darth Vader getötet worden war. Und der einstige Ober-Sith bleibt nicht allein: Die von der 2016 verstorbenen Carrie Fisher dargestellte Leia Organa wird mit einigen im letzten Film nicht verwendeten Szenen wieder auf die Leinwand gebracht, Han Solo (Harrison Ford) taucht als Erinnerung auf und selbst Luke Skywalker (Mark Hamill), zuletzt noch eins mit der Macht geworden und ebenfalls gestorben, irrlichtert durch einige Szenen. Große Ausnahme: Lando Calrissian (Billy Dee Williams) ist nie tot gewesen und hat trotzdem einen wichtigen Auftritt. Bei so viel Nostalgie wird dem Fan warm ums Herz und er weiß, was die Stunde geschlagen hat: Die Skywalker-Saga, 1977 von George Lucas begonnen, endet unter der Regie von J.†
J. Abrams mit dem dritten Teil der dritten Trilogie.

 

Nicht nur Kylo Ren (Adam Driver), neuer Herrscher der ersten Ordnung, muss sich mit dem zurĂŒckgekehrten Palpatine auseinandersetzen. Auch die Rebellen um Rey (Daisy Ridley), die gerade ihr Jedi-Training absolviert, Poe Dameron (Oscar Isaac), den ehemaligen Sturmtruppler Finn (John Boyega) und den unverwĂŒstlichen Chewbacca (Joonas Suotamo) möchten den einstigen Imperator stellen, seine riesige Flotte aufhalten und seine finsteren PlĂ€ne vereiteln.

 

Regisseur Abrams geht am Anfang auf Nummer sicher, erklĂ€rt mehr, als dass er staunen lĂ€sst. Auch die Schnitzeljagd auf der Suche nach Palpatine, durchs All und ĂŒber mehrere Planeten, gestaltet sich eher zĂ€h. Es gibt zwar immer wieder schöne Momente, eindrucksvolle Bilder, flotte Action und vor allem dank C-3PO den Star-Wars-typischen Humor, dazu einige vielversprechende neue Figuren, die mehr Leinwandzeit verdient hĂ€tten - insgesamt passiert viel, allerdings leider lange doch zu wenig, das den Zuschauer richtig bewegen könnte. Dann nimmt die Geschichte aber Fahrt auf und liefert endlich auch wirklich packende Szenen. Sehenswert: Kylo Ren, der sich vom Milchbubi zum respektablen Finsterling gemausert hat, und Rey liefern sich ein episches Lichtschwert-Duell und einige Konfrontationen mehr. Die zuvor fehlenden Emotionen werden zum Finale hin umso mehr geweckt. Zu diesem Zeitpunkt hat dann auch der Regisseur das richtige Tempo und GespĂŒr gefunden, sodass ihm ein wirklich zufriedenstellender Abschluss gelingt. Zwar wird es mit Star Wars weitergehen (voraussichtlich startet 2022 die nĂ€chste Trilogie), aber es ist auch schön, dass hier die klassische Saga zu einem guten Abschluss gebracht worden ist. Allem Wehmut zum Trotz hat eben alles sein Ende. Ob dann dem neuen Anfang auch wieder ein Zauber innewohnt, wird man sehen.

 

(7 Sternchen)





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