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Film- & Serien-DB des SFN bald nicht mehr offline!


338 Antworten in diesem Thema

#271 Armin

Armin

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Geschrieben 11 März 2017 - 17:36

Kong: Skull Island

 

Traditionalisten müssen jetzt stark sein: Dieser King Kong bleibt auf seiner Insel, er kommt nicht nach New York und es gibt auch keine Wolkenkratzerszene. Damit weicht „Kong: Skull Island“ ganz erheblich vom Original, „King Kong und die weiße Frau“ (1933), und seinen beiden Remakes aus den Jahren 1976 und 2005 ab. Das macht aber nichts, erlaubt die eigenständige Story es Regisseur Jordan Vogt-Roberts doch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt sich, wie etwa sein Vorgänger Peter Jackson (dessen „King Kong“ auch viele gute bis sehr gute Momente hatte), irgendwann in der Begeisterung für die eigenen Spezialeffekte zu verlieren. Auch Vogt-Roberts†™ Version ist ein spannendes Spektakel mit grandiosen Schauwerten, er bringt seine Geschichte aber letztlich deutlich besser auf den Punkt.

 

Der neue Film spielt nicht mehr in den dreißiger Jahren wie seine Vorgänger, sondern 1973. Der Vietnamkrieg liegt in seinen letzten Zügen, als eine Expedition eine bislang unerforschte Insel, wegen ihrer Form „Skull Island“, also Schädelinsel, genannt, vermessen soll. Bill Randa (John Goodman), im Auftrag der US-Regierung schon länger, aber erfolglos allerhand mysteriösen Ereignissen auf der Spur, wittert seine Chance und erhält tatsächlich die Erlaubnis, sich der Expedition anzuschließen. Er engagiert den britischen Ex-Soldaten James Conrad (Tom Hiddleston) als gewieften Spurensucher und lässt sich auch noch eine Militäreskorte genehmigen: Colonel Packard (Samuel L. Jackson) und seine Truppe kommen direkt aus Vietnam.

 

Auf der Insel läuft dann aber nichts wie geplant: Kong, der mächtige Riesenaffe, taucht auf und pflückt die Hubschrauber wie reife Früchte aus der Luft. Die arg dezimierte Expedition muss jetzt in einer extrem feindlichen Umwelt mit allerlei weiteren schrecklichen Monstern um ihr Überleben kämpfen. Als hilfreich erweist sich der schon 1944 auf der Insel gestrandete Pilot Hank Marlow (John C. Reilly), der sich nicht nur mit den Eingeborenen arrangiert hat, sondern auch sonst jede Menge über „Skull Island“ und seinen Herrscher Kong weiß.

 

Jordan Vogt-Roberts macht keine Gefangenen, sondern drückt von Anfang an gnadenlos aufs Tempo: Schon bei Kongs erstem Auftritt wird dem Zuschauer klar, dass ihn Popcorn-Kino der obersten Kategorie erwartet mit jeder Menge Action, großartigen Effekten, optisch sehr realistisch in Szene gesetzten Monstern und epischen Kampfszenen. Dabei geht es ordentlich zur Sache, die explizite Darstellung von Gewalt ist nichts für zarte Gemüter. Anders als in einem Monsterfilm wie der letzten Neugeburt von „Godzilla“ (2014) haben aber auch die menschlichen Figuren ihre Existenzberechtigung: Die sind nicht nur gut gezeichnet, sondern werden von der Star-Besetzung und auch dank der bis in die Nebenrollen gut agierenden weiteren Darsteller überzeugend mit Leben erfüllt. Das macht, aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet, von vorne bis hinten einfach Spaß.

 

Apropos „Godzilla“: Mit dem 2014er Film von Gareth Edwards und „Kong: Skull Island“ wurde ein ganz neues Filmuniversum („MonsterVerse“ genannt) gestartet. Bereits angekündigt sind „Gozdilla: King of the Monsters“ (2019) und, spannender noch, das große Aufeinandertreffen der beiden Ungeheuer in „Godzilla vs. Kong“ (2020).

 

(8 Sternchen)



#272 Armin

Armin

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Geschrieben 26 März 2017 - 07:18

Life

 

Die Frage, ob es nach Ridley Scotts „Alien“ von 1979 die zahlreichen Fortsetzungen noch gebraucht hätte - Scott selbst wird schon in Kürze mit „Alien: Covenant“ eine weitere abliefern - darf man sich gerne stellen, ohne deshalb allerdings gleich eine allseits anerkannte Antwort erwarten zu dürfen. Dasselbe gilt natürlich auch für die Vielzahl der von „Alien“ inspirierten Filme, zu denen sich nun auch „Life“ des schwedischen Regisseurs Daniel Espinosa („Safe House“) zählen darf. Der versucht, den Horror der Begegnung mit einer tödlichen außerirdischen Lebensform mit der Ästhetik eines Weltraumfilms wie „Gravity“ (2013) zu verbinden. Das Ergebnis ist durchaus spannend, kann aber letztlich mit beiden Inspirationsquellen nicht mithalten.

 

Eigentlich denkt die Crew der Internationalen Raumstation ISS, dass sie den ganz großen Wurf gelandet hat. Die sechs Wissenschaftler Miranda North (Rebecca Ferguson), David Jordan (Jake Gyllenhaal), Sho Murakami (Hiroyuki Sanada), Ekaterina Golovkina (Olga Dihovichnaya), Roy Adams (Ryan Reynolds) und Hugh Derry (Ariyon Bakare) entdecken bei der Untersuchung einer Bodenprobe vom Mars etwas ganz Erstaunliches: einen außerirdischen Organismus, der tatsächlich sogar noch am Leben ist. Die Sensation sorgt auch auf der Erde für Euphorie, eine amerikanische Grundschule darf den Namen des erst kleinen, dann aber stetig wachsenden fremden Lebewesens auswählen: Calvin, das klingt nett, doch das hat sich bald erledigt. Der kleine Kerl entpuppt sich als großes Monster, dem die Menschen auf der Raumstation vergleichsweise hilflos ausgeliefert sind. Bald ist ihre größte Sorge nicht mehr das eigene Überleben, sondern der Schutz der Erde.

 

Der Auftakt ist noch ein bisschen behäbig, sobald Calvin aber sein wahres Gesicht zeigt, drückt Regisseur Espinosa mächtig auf die Tube. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, zudem gelingen in der Schwerelosigkeit der Raumstation viele atemberaubende Bilder. Dass die Alien-Attacken nichts für zarte Gemüter sind, zumal im klaustrophobischen Szenario der engen ISS-Gänge, versteht sich von selbst. Man mag dem Drehbuch der „Zombieland“- und „Deadpool“-Autoren Rhett Reese und Paul Wernick verzeihen, dass die Handlung recht geradlinig ist, zumal das Ende eine nette Wendung parat hält. Nicht gut gemacht ist allerdings, und da muss wieder der Vergleich zu „Alien“ gezogen werden, dass die menschlichen Akteure es nie schaffen, ihre rein defensive Haltung abzulegen und selbst zu agieren. Das hätte Ripley anders gelöst und das verhindert auch, dass der Film mehr ist als nur ein recht unterhaltsamer Schocker - „Life“ wird wohl kaum wie sein großes Vorbild sonderlich lange im Gedächtnis der Zuschauer bleiben.

 

(6 Sternchen)



#273 Armin

Armin

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Geschrieben 30 März 2017 - 09:32

Ein letzter Nachtrag von 2016 für die diesjährige Film-Umfrage:

 

Moonwalkers

Wir kennen die Verschwörungstheorie alle: Die Amerikaner sind überhaupt nicht auf dem Mond gelandet, die Apollo-11-Mission wurde im Hollywood-Studio nachgestellt. Das treibt Regisseur Antoine Bardou-Jacquet auf die Spitze: Sein CIA-Agent Kidman (Ron Perlman) ist eigentlich beauftragt, Stanley Kubrick in London mit der Aufgabe zu betrauen. Stattdessen gerät er an Jonny (Rupert Grint), der gerade erfolglos versucht, eine Band zu managen, jetzt aber plötzlich das große Geld wittert. Sein ständig unter Drogen stehender Kumpel Leon (Robert Sheehan) sieht Kubrick immerhin ein bisschen ähnlich †¦

Ein schräger Streifen, der beständig zwischen Gangsterfilm und Verwechslungskomödie hin- und herpendelt, das alles schön im Geist der drogengeschwängerten Spät-Sechziger, mit allerlei skurrilen Einfällen. Lange unterhaltsam, gegen Ende hin lässt es dann nach, weil sich der Witz irgendwie erledigt hat und nichts Neues mehr kommt. Trotzdem ganz gern gesehen.

(5 Sternchen)



#274 Armin

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Geschrieben 03 Mai 2017 - 06:38

Guardians of the Galaxy Vol. 2

 

Marvels Filmuniversum mit den Helden der beliebten Comics wächst und gedeiht: Schien „Guardians of the Galaxy“ 2014 noch ansatzweise eine riskante Angelegenheit zu sein, ging es doch statt um die bis dahin typischen irdischen Superhelden plötzlich um ein lupenreines Weltraumabenteuer auf fernen Planeten, ist die Fortsetzung nach dem gigantischen Erfolg (das Einspielergebnis soll bei über 770 Millionen Dollar liegen) eine sichere Nummer. Regisseur James Gunn setzt dann auch erneut auf die bewährten Zutaten: Die beliebten Figuren aus dem ersten Film kämpfen sich durch eine ebenso wilde wie vergnügliche Action-Handlung und haben jede Menge flotter Sprüche im Gepäck. Dazu kommen wieder allerlei Anspielungen auf die Pop-Kultur und eine Reihe bekannter Songs. Das ist höchst unterhaltsam und kommt bestens an, sodass es kein Wunder ist, dass ein dritter Teil bereits als beschlossene Sache gilt.

 

Die Wächter der Galaxis brocken sich ihren Ärger gerne selbst ein: Weil Gamora (Zoe Saldana) ihre böse Schwester Nebula (Karen Gillan) in die Finger bekommen will, kämpfen die Guardians erst für das eher seltsame Volk der Sovereign gegen ein riesiges Monster. Kaum ist die versprochene Belohnung kassiert, bringt es Waschbär Rocket fertig, die Sovereign zu beklauen. Schon hat man eine riesige Flotte im Genick hängen. Die Flucht endet mit einer Bruchlandung, und das auch nur deshalb, weil ein geheimnisvoller Helfer rettend eingegriffen hat. Der entpuppt sich als Ego (Kurt Russell), kein Geringerer als der Vater von Star-Lord (Chris Pratt). Gamora und Drax (Dave Bautista) begleiten die beiden auf Egos Heimatwelt, während sich Rocket und der zum kleinen Bäumchen geschrumpfte Baby Groot um die Gefangene Nebula und die Reparatur des Raumschiffs kümmern. Natürlich geben auch die Sovereign nicht auf: Sie haben mit Yondu (Michael Rooker) einen alten Bekannten der Guardians angeheuert, um die Diebe zur Strecke zu bringen.

 

In zwei Punkten fällt „Vol. 2“ gegenüber dem ersten Film ab: Der Soundtrack kann nicht ganz mithalten, nur selten wird eine Szene so passend wie mit dem finalen Cat-Stevens-Song „Father and Son“ untermalt und ein ins Ohr gehendes „Hooked on a Feeling“ fehlt dieses Mal leider. Zudem ist die eigentliche Handlung bedauerlicherweise eine völlige Nebensache: Sie kommt eher schwer in die Gänge, ist nicht sonderlich spannend und wird erst gegen Ende auch wirklich konsequent vorangetrieben. Bis dahin dient sie eher als eine Art notgedrungenes Vehikel, um Gags und Action-Szenen zu transportieren.

 

Und trotzdem begeistert der Film: weil der Humor großartig ist, weil es eine Unmenge spektakulärer Szenen zu sehen gibt und weil zu den ohnehin schon großartigen Figuren aus dem ersten Teil noch ein paar weitere, ähnlich überzeugende hinzukommen. Kurt Russells Ego ist da nicht einmal der beste Neuzugang, die Vater-Sohn-Beziehung zu Star-Lord (zum Schmunzeln der Satz „Ich bin dein Vater, Peter“) hätte ein bisschen inniger werden dürfen. Klasse dagegen Mantis (Pom Klementieff), die naive Dienerin Egos, die sich von Drax gleich mehrfach veräppeln lässt. Ein nettes Gimmick, wenn auch noch sicher ausbaufähig, ist der Auftritt von Sylvester Stallone als grimmiger Ravagers-Anführer Stakar Ogord. Für Howard the Duck und Cosmo bleiben dagegen wieder nur Cameo-Auftritte übrig, selbst der unvermeidliche Stan Lee spielt da eine größere Rolle. Star des Films ist aber zweifellos Baby Groot, der nicht nur das Spielzeug-Merchandise ordentlich ankurbeln dürfte, sondern auch eine ganze Reihe wirklich großartiger Szenen für sich verbuchen darf. Für Groot gilt wie für das ganze Guardians-Universum: gerne mehr davon.

 

Eigentlich ist es fast unnötig zu erwähnen: Sitzen bleiben lohnt sich auch nach dem eigentlichen Ende des Films, denn dieses Mal tummeln sich gleich fünf zusätzliche Szenen im Abspann, von denen zumindest eine auch schon die Vorschau auf den Schurken von Film Nummer drei liefert.

 

(8 Sternchen)



#275 lapismont

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Geschrieben 13 Mai 2017 - 15:52

Der Tag des Jorun - Sie waren Feinde, bis sie erkannten, dass sie die Letzten waren Der Tag des Jorun ist ein Endzeitfilm, der 1997 von einer Handvoll Amateuren mit einem angeblichen Budget von nur 3000 Mark gedreht wurde. Er hatte überraschend viel Erfolg, gewann mehrere Preise und lief einige Zeit in Programmkinos. Vor einigen Jahren ist der "Director´s Cut" auf DVD erschienen. Die Welt ist nach einem Atomkrieg im Chaos versunken: Da die meisten Tiere und Pflanzen unmittelbar nach der Katastrophe verstrahlt und mutiert waren, ist Kannibalismus Alltag geworden. In dieser Zeit trifft der junge Sam den etwas verrückten Joe. Zu zweit begeben sie sich auf die Suche nach einem mysteriösen Gebäude, in dem es Nahrung, Frauen und Waffen geben soll. Noch ahnt Sam nicht, daß Joe nicht der ist, der er zu sein scheint...  

 

Hat hier jemand Cover, Besetzung und dergleichen? 


Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#276 Armin

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Geschrieben 16 Mai 2017 - 07:08

King Arthur: Legend of the Sword

 

Die Artussage, die ihren historischen Kern im frühen sechsten Jahrhundert haben dürfte, als nach dem Abzug der Römer Briten gegen Angelsachsen kämpften, hat zahlreiche Spuren in der Literatur hinterlassen. Gleiches gilt fürs Medium Film von der opulenten Variante („Die Ritter der Tafelrunde“, 1953) über die Parodie („Die Ritter der Kokosnuss“, 1975) bis hin zu erfolgreichen Fernsehserien wie „Merlin“ (2008 bis 2012). Regisseur Guy Ritchie („Sherlock Holmes“) versucht sich jetzt mit „King Arthur: Legend of the Sword“ an einem modernen Fantasy-Action-Kracher - und scheitert trotz einiger guter Ansätze. Magier Mordred (Rob Knighton) greift Camelot an, König Uther (Eric Bana) wehrt sich tapfer, wird dann aber von Bösewicht Vortigern (Jude Law) verraten, der sich selbst auf den Thron setzt. Königssohn Arthur (Charlie Hunnam) wächst als Waisenkind im Bordell auf und erfährt seine wahre Bestimmung erst, als er das legendäre Schwert Excalibur aus dem Stein zieht. Das beschert ihm auch Visionen, die ihn über die Geschehnisse der Vergangenheit aufklären. Zusammen mit einer mächtigen, namenlosen Magierin (Astrid Bergès-Frisbey) und seinen Freunden wie dem edlen Bedivere (Djimon Hounsou) und dem unerschrockenen Kämpfer George (Tom Wu) nimmt Arthur den Kampf gegen Vortigern auf. Typisch Guy Ritchie sind die schnellen Schnitte, die samt treibender Musik schon der Vorgeschichte ein rasantes Erzähltempo bescheren - ein bisschen früh im Film, denn das noch mehrfach genutzte Stilmittel nutzt sich ebenso rasch ab, eine echte Steigerung gegenüber dem Auftakt gibt es leider nicht mehr. Das ist schade, denn so dümpelt die Handlung ein wenig vor sich hin. Die Prüfungen, denen sich Arthur stellen muss, um sich seiner Bestimmung als würdig zu erweisen, wirken dann auch arg in die Länge gezogen statt unterhaltsam, diverse Fantasyelemente wie übergroße Elefanten und noch riesigere Schlangen erscheinen eher aufgesetzt als spannungsfördernd. Größter Fehlgriff ist die Hauptfigur, die angesichts des atemlosen Tempos, mit der die Bestandteile der Artussage durchgeprügelt werden, überhaupt keine Chance hat, echte Emotionen beim Zuschauer zu wecken. Charlie Hunnams Arthur hat früh im Film seinen Stempel weg, daran ändert sich dann allem Getöse zum Trotz auch nichts mehr. Da fühlt man schon eher mit Bösewicht Vortigern, der bereit ist, für die Macht wirklich alles zu opfern - die damit verbundene Seelenpein wird von Jude Law eindrücklich auf die Leinwand transportiert. Das ist wie so manche interessante Kampfszene einer der Lichtblicke in einem letztlich leider völlig überfrachteten Film, der sich besser nur auf einen Teil der Geschichte konzentriert hätte.

 

(4 Sternchen)



#277 Armin

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Geschrieben 21 Mai 2017 - 15:18

Alien: Covenant

 

Ein neuer Alien-Film: Nachdem Ridley Scott in „Prometheus - Dunkle Zeichen“ (2012) die Vorgeschichte zur erfolgreichen Reihe erzählt und gleich noch die Entstehung der Menschheit erklärt hatte, wird er in „Alien: Covenant“ glücklicherweise wieder etwas bodenständiger. Trotzdem beschäftigt ihn das in „Prometheus“ schon angerissene Verhältnis zwischen Schöpfer und Schöpfung auch hier - symbolisiert durch den Titelverweis auf den biblischen Bund zwischen Gott und den Menschen, vor allem aber durch die Figur des Androiden David (Michael Fassbender), der sich im Vorspann seinen Namen nach der bekannten Michelangelo-Statue auswählt und Wagners „Einzug der Götter in Walhall“ am Klavier spielt. So wird der Zuschauer schon einmal auf den Gotteskomplex vorbereitet, den David in den zehn Jahren entwickelt hat, die seit dem Scheitern der Prometheus-Expedition vergangen sind. Dann zitiert „Alien: Covenant“ fröhlich drauf los: Das Raumschiff empfängt ein Funksignal und lässt sich zum Planeten lotsen, die dort gelandeten Soldaten dienen nicht nur unfreiwillig als Brutstätte für böse Aliens, sondern werden auch rasch dezimiert - das kommt dem Alien-Fan alles nicht unbekannt vor, ist nach einem etwas schleppenden Auftakt aber gar nicht schlecht in Szene gesetzt. Interessant wird die Geschichte mit dem Auftauchen von David, der sich des Häufleins der Überlebenden um den heillos überforderten Ersatz-Captain Christopher Oram (Billy Crudup), Terraforming-Expertin Daniels (Katherine Waterston) und den aus der gleichen Baureihe wie David stammenden Androiden Walter (ebenfalls Michael Fassbender) annimmt. Die merken zwar bald, dass hier einiges nicht stimmt, doch es dauert, bis aus dem Orbit in Person von Pilot Tennessee (Danny McBride) Hilfe kommt. „Alien: Covenant“ kommt nicht an die frühen Teile der Reihe heran, weil der Film mehr auf Action und vordergründigen Horror als auf feine Gruselatmosphäre setzt. Auch das menschliche Personal ist eine Enttäuschung: So recht ragt niemand heraus, eine starke Figur wie Ripley sucht man - wie schon in „Prometheus“ - auch dieses Mal vergebens. Der einzig ebenbürtige Gegenspieler von Android David ist sein optischer Zwilling Walter; die gemeinsamen Szenen der beiden haben es in sich. Wirklich überzeugend bringt Ridley Scott auch den Kampf mit dem Alien bei der Flucht vom Planeten auf die Leinwand - erst der finale Showdown enttäuscht dann wieder, weil man ihn so schon mehrfach ganz ähnlich gesehen hat. Letztlich ist der Film zwar eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger, verglichen mit dem „Alien“ von 1979 aber bestenfalls Durchschnitt.

 

(6 Sternchen)



#278 Armin

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Geschrieben 20 Juni 2017 - 06:15

Wonder Woman

 

Wonder Woman gilt als die erste weibliche Superheldin der Comic-Geschichte. Die übermenschlich starke Amazone ist nicht nur die Verkörperung feministischer Ideale, sie trägt jetzt auch noch die Last des DC-Filmuniversums auf ihren Schultern. Das will trotz Superman und Batman nämlich nicht so recht in die Gänge kommen, während Konkurrent Marvel einen Blockbuster nach dem anderen feiert. Daran ändert leider auch der Film von Regisseurin Patty Jenkins („Monster“) nur wenig.

 

Diana (als Kind Lilly Aspell, später Gal Gadot) wächst auf der paradiesischen Insel Themyscira auf. Ihre Mutter Hippolyta (Connie Nielsen) ist die Königin der kriegerischen Amazonen, die sich hier vor der Welt und vor allem vor Kriegsgott Ares verbergen. Trainiert von ihrer Tante Antiope (Robin Wright), wird die junge Diana rasch zur stärksten aller Kämpferinnen. Ihren ersten Mann bekommt sie in Gestalt des britischen Spions Steve Trevor (Chris Pine) zu Gesicht, der auf der Flucht vor deutschen Soldaten die Schrecken des Ersten Weltkriegs mitbringt. Für Diana ist klar: Dahinter kann nur Ares stecken. Um ihn zu stoppen, zieht sie los in die Welt der Menschen, bewaffnet mit einem magischen Lasso, ihren Geschosse abwehrenden Armbändern und dem Schwert Gotttöter. Der Weg führt sie erst nach London zu Steve Trevors Chef Sir Patrick Morgan (David Thewlis), dann nach Belgien an die Front. Dort planen der deutsche General Erich Ludendorff (Danny Huston) und die finstere Wissenschaftlerin Isabel Maru alias Dr. Poison (Elena Anaya) eine heimtückische Attacke.

 

Gal Gadot gibt eine gute Figur ab als Wonder Woman, das war schon bei ihrem Kurzauftritt in „Batman v Superman“ so. Schade nur, dass das Drehbuch sie mit Edelmut und Gutmenschentum überfrachtet, sodass der Film gleich mehrfach in die kitschige Ecke abzudriften droht. Ähnlich ambivalent sind die Actionszenen: Vieles ist schick gemacht, der übertriebene Einsatz von Zeitlupen à la „300“ nervt aber irgendwann nur noch. Die Story selbst folgt den üblichen Abläufen des Superhelden-Films: Diana stellt sich der Herausforderung, lernt ihre Kräfte kennen und liefert dem Schurken den heroischen Finalkampf. Dafür, dass man das so schon mehrfach gesehen hat, zieht sich der Film mit 140 Minuten doch ziemlich in die Länge, speziell der London-Aufenthalt - der witzig sein soll, was aber nicht immer hinhaut - hätte ordentlich Kürzungsreserven geboten. Scharfer Kontrast dazu ist das eindrücklich gezeigte Kriegsgeschehen: Letztlich tut sich der Film schwer, einen einheitlichen Ton zu finden und zerfällt ein wenig in seine drei Teile. Der ganz große Wurf ist „Wonder Woman“ damit nicht, immerhin aber eine Steigerung gegenüber den letzten DC-Filmen.

 

(6 Sternchen)



#279 Armin

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Geschrieben 25 Juni 2017 - 08:05

Transformers - The Last Knight

 

Die Transformers und die Legende von König Artus in einen Film packen? Warum nicht, schließlich war ja schon die Handlung des letzten Spielzeugroboter-Spektakels („Ära des Untergangs“, 2014) dermaßen abstrus, dass es in dieser Hinsicht eigentlich nicht noch weiter abwärtsgehen kann. Regisseur Michael Bay schafft es aber immerhin in gewohnter Manier, sich konstant auf vergleichsweise niedrigem Niveau zu bewegen. Einziger möglicher Grund, sich seinen neuen und, wie zu befürchten ist, wohl nicht letzten Transformers-Film anzuschauen: Es gibt Action satt, allerlei Spezialeffekte inklusive. Auch da bleibt also alles beim Alten.

 

Historiker dürfen gerne die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Der sturzbetrunkene Zauberer Merlin (Stanley Tucci) stolpert vor rund 1600 Jahren über einen außerirdischen Roboter, der sich breitschlagen lässt, König Artus (Liam Garrigan) und Co. im Kampf gegen die angelsächsischen Eroberer zu helfen. Ein Artefakt aus dieser Zeit steht nun auf der dringlichen Wunschliste von Optimus Prime, eigentlich Anführer der guten Autobots im Kampf gegen die bösen Decepticons um Oberfiesling Megatron, der nun aber selbst gar Schreckliches plant: Damit seine Heimatwelt Cybertron wieder aufgebaut werden kann, muss die Erde dran glauben. Das wollen alle möglichen Menschen verhindern, so der aus dem vierten Transformers-Streifen bekannte Cade Yeager (Mark Wahlberg), aber auch Neuzugänge wie die hübsche Professorin Vivien Wembley (Laura Haddock, die wohl nicht von ungefähr an ihre Vor-vor-Vorgängerin Megan Fox erinnert) oder der schräge britische Lord Edmund Burton (Anthony Hopkins).

 

Natürlich muss ein Blockbuster nicht notgedrungen Tiefgang haben, sondern darf gerne auch einfach nur Spaß machen. Ist der Inhalt aber allzu dämlich, schwindet die Begeisterung rasant: Warum Michael Bay beharrlich dieselben Zutaten (böse Roboter, wie auch immer geartetes Artefakt, Rettung der Welt) auf völlig konfuse Art und Weise zusammenpappt, statt sich wenigstens ein einziges Mal eine halbwegs sinnvolle Handlung schreiben zu lassen, bleibt wohl auf ewig sein Geheimnis. So quält sich der Zuschauer durch eine wirre Fülle von Schauplätzen, überflüssigen Figuren, minimal variierten Action-Szenen und anderen Ärgernissen mehr. Das gilt auch für den Genre-Mix: Zum Auftakt gibt†™s ein gnadenlos langweiliges Stück Ritterfilm zu sehen, dann die übliche Thriller-ähnliche Schnitzeljagd und zum Abschluss die endlos in die Länge gezogene Materialschlacht im Science-Fiction-Gewand. Der neue Transformers-Film bietet nichts, was die vier vorangegangenen nicht schon gezeigt hätten.

 

(1 Sternchen)



#280 Armin

Armin

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Geschrieben 10 Juli 2017 - 15:15

Ich - Einfach unverbesserlich 3

 

Gru hat in „Ich - Einfach unverbesserlich“ (2010) und der Fortsetzung (2013) eine erstaunliche Wandlung durchgemacht, vom heimtückischen Superschurken zum fürsorglichen Adoptivvater und Geheimagenten, der selbst auf Verbrecherjagd geht. Damit könnte die Geschichte dieser Filmfigur eigentlich schon zu Ende erzählt sein. Doch nach einer Pause, in der seine kleinen gelben Helferlein, die „Minions“ (2015), ihr eigenes Abenteuer erleben durften, kehrt er nun, natürlich samt den Minions, im dritten „Ich - Einfach unverbesserlich“-Streifen trotzdem auf die Leinwand zurück. Reine Geldmacherei? Oder wieder ein lohnenswerter Spaß? Glücklicherweise Letzteres, obwohl das Animationsspektakel natürlich auch eine ganz sichere Bank an den Kinokassen ist.

 

Dieses Mal geht es für Gru gegen Balthazar Bratt, einst Kinderstar einer erfolgreichen TV-Serie, der deren plötzliches Ende nie verkraftet hat und auch optisch in den achtziger Jahren stecken geblieben ist: mit Vokuhila-Frisur, Riesenschnäuzer und Schulterpolstern. Als Waffen setzt er bei seinen Raubzügen Zauberwürfel und Jojos ein, dazu führt er gern einen Moonwalk à la Michael Jackson auf. Gegen diesen Gegner zieht Gru erst einmal den Kürzeren und als es einen Wechsel an der Spitze der Anti-Verbrecher-Liga gibt, verlieren er und seine Frau Lucy prompt ihre Jobs. Es läuft nicht gut für Gru, denn nun kündigen auch noch die Minions, die gerne wieder die Helfer eines Bösewichts wären, und suchen das Weite. Mit Dru taucht zudem ein Zwillingsbruder auf, von dem Gru bisher nichts wusste und der ihm zunächst alles andere als sympathisch ist.

 

Regie führen wie schon beim „Minions“-Film Pierre Coffin und Kyle Balda, die ihren Zuschauern ein rasantes Feuerwerk an großartigen Gags bieten, die praktisch nahtlos ineinander übergehen. Erzählerisch hapert es allerdings ein wenig, es scheint, als sei die Anzahl der Figuren inzwischen zu groß geworden, um sie wirklich alle sinnvoll in der Handlung zu integrieren. Das betrifft gerade die Minions, bisher die heimlichen Helden, die dieses Mal deutlich in den Hintergrund gerückt werden, trotzdem für viele Lacher, aber beispielsweise mit ihrem sinnfreien Gefängnis-Aufenthalt leider auch für ein wenig Leerlauf sorgen. Wenig wichtig für die eigentliche Geschichte, jedoch zumindest lustig ist die Suche von Grus Adoptivtochter Agnes nach einem echten Einhorn.

 

Sonst gibt es, wie immer, gerade optisch jede Menge zu entdecken, die Szenen wimmeln nur so vor klasse Einfällen und witzigen Details, die älteren Zuschauer dürfen sich über zahlreiche Anspielungen auf die achtziger Jahre freuen. Dazu stimmt die Action, ob nun bei Balthazar Bratts Raubzügen, wenn die Kaugummikanone zum Einsatz kommt, oder bei einer wilden Fahrt mit dem raketengleichen Schurkenmobil von Grus und Drus Vater. Und natürlich darf jede Menge gelacht werden. So bleibt unterm Strich ein gelungener Film, der wieder viel Spaß macht und seine wenigen Schwächen schnell vergessen lässt. Da ist wohl auch noch Platz für Teil vier.

 

(7 Sternchen)


Bearbeitet von Armin, 10 Juli 2017 - 15:15.


#281 Armin

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Geschrieben 16 Juli 2017 - 06:59

Spider-Man: Homecoming

 

Spider-Man kommt nach Hause, und das sogar im doppelten Sinne. Einerseits bezieht sich das „Homecoming“ im Titel auf einen inhaltlichen Aspekt, den jährlichen Schulball an Peter Parkers High School. Viel wichtiger aber: Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft darf endlich unter dem Dach der Marvel Studios auf der Leinwand agieren. Zwar liegen die Rechte auch weiter bei Sony, doch hat man sich arrangiert und nach den drei Spider-Man-Filmen von Sam Raimi (2002 bis 2007) und den beiden Amazing-Spider-Man-Streifen von Marc Webb (2012 und 2014) wird der Spinnenmensch jetzt endlich ins sogenannte „Marvel Cinematic Universe“ integriert. Nach dem Gastauftritt in „The First Avenger - Civil War“ (2016) nun in einem absolut gelungenen Solo-Film unter der Regie von John Watts, dem erfreulicherweise mindestens zwei weitere folgen sollen.

 

Peter Parker (Tom Holland) kam im „Civil War“ eher unverhofft zu seinem ersten Einsatz mit den Avengers. Nun wartet er darauf, dass sich Tony Stark (Robert Downey Jr.) oder dessen rechte Hand Happy Hogan (Jon Favreau) für die nächste Mission bei ihm melden. Die denken jedoch nicht daran, den Teenie gleich wieder ins kalte Wasser zu werfen. So hat der junge Held viel Zeit, seine Fähigkeiten auszutesten, sie seinem Kumpel Ned (Jacob Batalon) vorzuführen und der hübschen Liz (Laura Harrier) schöne Augen zu machen. Daneben kümmert er sich darum, dass in seinem Viertel in Queens Recht und Ordnung herrschen - und wenn dazu gehört, einer alten Dame den Weg zu erklären. Spider-Man nimmt aber auch die Verbrechensbekämpfung in die eigene Hand, als er auf einen Waffendeal stößt, in dem es offensichtlich um Alien-Technologie geht. Doch der skrupellose Vulture (Michael Keaton) erweist sich als nicht so leicht zu besiegen.

 

Gott sei Dank haben die Verantwortlichen nicht den Fehler begangen, zum dritten Mal binnen kurzer Zeit Spider-Mans Entstehungsgeschichte erzählen zu wollen. Kein Spinnenbiss, kein tränenreicher Verlust des Onkels - dankenswerterweise geht es gleich in die Vollen, die Handlung hat von Anfang bis Ende ein hohes Tempo, vor allem glänzt der Film aber mit viel, viel Witz. Damit kommt er deutlich leichtfüßiger als seine Vorgänger daher und ist nicht so sehr aufs ganz große Action-Spektakel ausgerichtet. Das ist überaus sympathisch, weckt Erinnerungen an den Superhelden-Kollegen Ant-Man und darf auch gerne so weitergehen. Dazu passt der neue Darsteller: Tom Holland sieht deutlich jünger aus als Toby Maguire und Andrew Garfield, kommt sehr frisch und frech daher und darf auch mal tollpatschig und übermotiviert sein - das macht einfach Spaß. Wunderbar auch sein Gegenspieler: Michael Keaton, früher als Batman der Held, jetzt der Superschurke, macht seine Sache sehr gut und ist ein ebenbürtiger Widersacher. Erwähnenswert auch: „Spider-Man: Homecoming“ ist endlich mal wieder eine Realverfilmung, in der sich die 3D-Effekte richtig lohnen.

 

(8 Sternchen)



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Geschrieben 26 Juli 2017 - 06:25

Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

 

Seit 1967 haben die Comic-Helden Valerian und Laureline zahlreiche Abenteuer in den Tiefen von Raum und Zeit erlebt, verfolgt von einer großen Fangemeinde - auch George Lucas soll sich hier für „Star Wars“ die eine oder andere Idee geborgt haben. Jetzt hat Regisseur Luc Besson seinen lang gehegten Plan verwirklichen können, das von den beiden Franzosen Jean-Claude Mézières (Zeichnungen) und Pierre Christin (Text) erschaffene Duo auch auf die Leinwand zu bringen. Das Ergebnis ist ein zwar bildgewaltiger, inhaltlich aber ziemlich zerfaserter Science-Fiction-Film.

 

Für die Agenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) geht es kreuz und quer durchs Weltall. Erst sind sie auf der Suche nach dem letzten Transmulator vom zerstörten Planeten Mül, einem wundersamen Tierchen, dass Gegenstände in beliebiger Zahl kopieren kann. Dann werden sie auf die riesige Raumstation Alpha geschickt, auf der Commander Arun Filitt (Clive Owen) eine Bedrohung ausgemacht haben will.

 

Der Film kommt holprig in die Gänge: Das Werden Alphas und die Zerstörung Müls fesseln nicht so recht. Und nach der turbulenten Transmulator-Suche wird auch auf Alpha zunächst einmal mit angezogener Handbremse agiert. Sobald Valerian und Laureline dann aber getrennt voneinander dem eigentlichen Problem auf den Leib rücken, wird es richtig unterhaltsam. Beide Hauptdarsteller können überzeugen, die Schau stiehlt ihnen aber Sängerin Rihanna mit ihrem Auftritt als Tänzerin Bubble - ein Highlight. Damit kann die Story des Films leider nicht mithalten, die sich nach ziellosem Hin und Her erst spät herauskristallisiert und dann wenig Neues bringt.

 

(6 Sternchen)



#283 Armin

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Geschrieben 04 September 2017 - 07:04

Jugend ohne Gott

 

Der Roman „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth, 1937 erschienen, wurde bereits mehrfach verfilmt. Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer findet trotzdem einen neuen Zugang zum Stoff: Er geht recht frei mit der literarischen Vorlage um, indem er sie aus dem historischen Kontext löst. Sein Film widmet sich nun nicht mehr dem nationalsozialistischen Deutschland, sondern einer etwas schwammig gezeichneten Zukunft, die in nicht allzu weiter Ferne zu liegen scheint. Das wirkt vordergründig wie ein Werben um das jugendliche Publikum erfolgreicher Kino-Dystopien wie „Die Tribute von Panem“, die inhaltlich gar nicht so weit entfernt sind. „Jugend ohne Gott“ wird diese Zuschauer aber vergleichsweise ratlos zurücklassen, verzichtet der Film doch auf plakative Action. Stattdessen macht er sehr deutlich, wie zeitlos Horváths Text ist, auch wenn es auf der Leinwand nicht mehr um die Ausbreitung faschistischer Gedanken, sondern ums Anprangern der modernen Leistungsgesellschaft geht.

 

Der Film schickt eine Schulklasse in ein Gebirgscamp, in dem allerlei Prüfungen auf die jungen Leute warten. Alles wird überwacht und benotet, die Besten sollen sich für eine Elite-Universität empfehlen. Zach (Jannis Niewöhner) hat ganz andere Probleme, hat sich doch gerade sein Vater das Leben genommen. Seine grüblerischen Gedanken hält er in einem Tagebuch fest, das prompt plötzlich verschwindet. Zach verdächtigt seine Mitschülerin Nadesh (Alicia von Rittberg), die sich einerseits sehr um ihn bemüht, andererseits aber auch unbedingt einen der begehrten Uni-Plätze erreichen will. Dann ist da noch Titus (Jannik Schümann), der den Sonderling Zach unverhohlen ablehnt. Nur der Lehrer (Fahri Yardim) scheint so richtig auf seiner Seite zu sein. Bis aus dem Wald Ewa (Emilia Schüle) auftaucht, eine Illegale, in die sich Zach verguckt.

 

Regisseur Gsponer vergaloppiert sich beim Versuch, dem Roman neue Facetten abzugewinnen, weniger inhaltlich, das ist durchaus gelungen, wenn auch etwas bemüht belehrend, als vielmehr handwerklich. Dazu zählt die missglückte Idee, dieselbe Geschichte mehrfach aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen - spätestens im dritten Durchlauf liefert das nur noch gähnende Langeweile statt neuer Erkenntnisse. Viel besser wäre es gewesen, den arg klischeehaft konstruierten Personen mehr Sorgfalt zu widmen. Selbst Zach und der Lehrer, die als Einzige überhaupt Konturen gewinnen, bleiben für den Zuschauer nur schwer greifbar. So ist „Jugend ohne Gott“ thematisch zwar durchaus relevant, allerdings leider eher schwerfällig inszeniert.

 

(4 Sternchen)



#284 Armin

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Geschrieben 10 September 2017 - 06:16

The Circle

 

Der Roman „Der Circle“ (2013) des amerikanischen Autors Dave Eggers schaffte es schnell an die Spitze der Bestsellerlisten. Tenor vieler Kritiken: Die literarische Qualität des Buchs war zwar dürftig, das Thema der totalen sozialen Kontrolle aber durchaus relevant. Angesichts des Erfolgs ist es kein Wunder, dass sich die Verfilmung recht zügig anschließt. Das Problem: Schon zum Zeitpunkt der Roman-Veröffentlichung war vieles längst keine Science Fiction mehr, sondern wenigstens in Ansätzen bereits Realität. Das gilt umso mehr für den Film von Regisseur James Ponsoldt, der allerdings nicht nur deshalb recht schlaff daherkommt.

 

Mae Holland (Emma Watson) kann dank ihrer Freundin Annie (Karen Gillan) einen der begehrten Jobs beim einflussreichen Konzern „The Circle“ ergattern. Das Ziel von Firmenchef Bailey (Tom Hanks) und seiner rechten Hand Tom Stenton (Patton Oswalt) ist, alles, was auf der ganzen Welt geschieht, für jedermann transparent zu machen. Dass dazu in logischer Konsequenz auch der völlige Verzicht auf Privatsphäre zählt, nimmt die von dieser Vision total begeisterte Mae gerne in Kauf, als sie sich mit Leib und Seele Baileys Idee verschreibt und mittels einer Körper-Kamera zur rund um die Uhr öffentlich verfolgbaren Person wird. Das macht sie zum Gesicht des Konzerns, verstört aber beispielsweise auch Annie und ihre Eltern sowie ihren Kindheitsfreund Mercer (Ellar Coltrane), der sich daraufhin völlig zurückzieht. Dass eine neue Software der Firma es ermöglicht, ihn aufzuspüren, führt dann endgültig zu Maes persönlicher Katastrophe.

 

Man kennt das aus anderen Filmen, dass man die Hauptperson am liebsten davon abhalten möchte, noch mehr dumme Dinge zu tun, als sie ohnehin schon angestellt hat. Im Fall von Mae ist es noch ein bisschen schlimmer: Selbst wenn sie als Zuspitzung des allgemeinen sorglosen Umgangs mit sozialen Medien und weiterer die Privatsphäre zerstörender Technologiehörigkeit verstanden werden soll, geht ihre grenzenlose Naivität doch mehr als nur ein Stück zu weit. „Augen auf!“, möchte der Zuschauer ihr zurufen, in einer Welt, in der längst alles gläsern geworden ist. Doch leider weiß er schnell, dass Mae ihn nicht hören wird, da sie sich seltsam unbeeindruckt durch das Geschehen treiben lässt - eine blasse Figur, die nie ein eigenes Gesicht bekommt. Das ist leider typisch für den Film, der seine einzige interessante Figur, den in die Anonymität abgetauchten Firmengründer Ty (John Boyega), an den Rand der Geschichte drängt und zum Statisten degradiert. Dadurch wird natürlich auch dessen wichtige Rolle im Buch ignoriert, was zu einem neuen Ende führt: Das ist anders als das des Romans, jedoch nicht weniger dämlich. So richtig scheinen die Macher ihre eigene Dystopie nicht verstanden zu haben.

 

(3 Sternchen)



#285 Armin

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Geschrieben 30 September 2017 - 07:53

Es

 

„Der Schrecken, der weitere 28 Jahre kein Ende nehmen sollte - wenn er überhaupt je ein Ende nahm - begann, so viel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen vom Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb.“ Das klingt noch recht harmlos und beschert doch jedem, der die Geschichte auf den folgenden 859 Seiten kennt, wohlige Schauer samt Gänsehaut. Stephen Kings „Es“ (1986) ist vielleicht der wichtigste Horrorroman der 80er Jahre und trotz vorangegangener Großtaten des „Meisters des Schreckens“ wie „Carrie“ (1974) oder „Shining“ (1977), das Buch aus seiner Feder, das vielen Lesern am eindrücklichsten im Gedächtnis geblieben sein dürfte. Die erste Verfilmung, ein TV-Zweiteiler aus dem Jahr 1990, ist aus heutiger Sicht zwar als bemüht einzustufen, den Geist des Romans einzufangen, wirklicher Grusel will sich trotz Tim Curry als Clown Pennywise angesichts der doch eher drolligen Effekte allerdings nicht einstellen. Das ändert sich jetzt: mit dem ersten Teil einer Neuverfilmung von Regisseur Andrés Muschietti, 2019 soll dann die zweite Hälfte folgen.

 

Bill Denbrough (Jaeden Lieberher) sucht auch Monate nach dem mysteriösen Tod seines kleinen Bruders Georgie (Jackson Robert Scott) noch nach Antworten auf die Frage, was tatsächlich passiert ist. Statt den Sommer mit seinen Freunden aus dem „Club der Verlierer“ zu genießen, führen seine Recherchen die Kinder auf die Spur einer unheimlichen Macht, die das kleine Städtchen Derry schon seit vielen Jahrzehnten in Angst und Schrecken versetzt - was allerdings niemand wahrhaben will. Verkörpert durch Clown Pennywise (Bill SkarsgÃ¥rd) sorgt sie in regelmäßigen Abständen für größere Katastrophen. Nur Bill und seine Freunde stellen sich ihr entgegen.

 

Andrés Muschietti nimmt zwei wesentliche Änderungen gegenüber dem Roman vor: Sind dort die beiden Zeitebenen so miteinander verwoben, dass die Handlung zwischen den 50er und 80er Jahren hin- und herspringt und der Kampf gegen „Es“ praktisch parallel zweimal ausgetragen wird, gibt es nun nur eine Zeitebene, in der die Hauptfiguren Kinder sind. Ihre Geschichte als Erwachsene soll dann im zweiten Film folgen. Das wirkt im ersten Moment unnötig konventionell, funktioniert aber überraschend gut, weil fast alle Figuren Zeit bekommen, ein echtes Profil zu entwickeln. Und auch wenn mancher Nostalgiker vielleicht entsetzt aufschreien mag, ist es eine gute Idee, die Handlung der Kinder-Zeitebene aus den 50ern in die späten 80er-Jahre zu verlegen und diese Epoche mit vielen liebevollen Details sehenswert in Szene zu setzen. Teil zwei dürfte dann tatsächlich 2019 spielen, man wird sehen, ob das genauso funktioniert.

 

Was den Horror angeht, fängt „Es“ bescheiden an, wirkt anfangs fast wie eine Hommage an den 1990er-TV-Film. doch die Effekte werden mit fortschreitender Dauer besser, die Handlung spannender, das Böse gruseliger. Spätestens beim Finale ist das nichts mehr für zarte Gemüter. Und trotzdem hat der Film auch viele heitere Momente, gerade weil er seinen Hauptfiguren ausreichend Zeit widmet und in ihren Dialogen den typischen King-Slang gut trifft. Eine gute Neuverfilmung, auch wenn für eine abschließende Beurteilung natürlich die zweite Hälfte abgewartet werden muss.

 

(7 Sternchen)



#286 Armin

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Geschrieben 08 Oktober 2017 - 09:02

Blade Runner 2049

 

„Ich weiß, was wahr ist“, sagt Rick Deckard (Harrison Ford) gegen Ende des Films. Doch genau das ist die große Frage: Was ist Realität, was ist Schein? Und: Was macht einen Menschen aus? Fragen, die den amerikanischen Autor Philip K. Dick in praktisch all seinen Science-Fiction-Romanen bewegt haben, so auch in „Träumen Roboter von elektrischen Schafen?“ (1968), von Ridley Scott als „Blade Runner“ (1982) verfilmt und nach anfangs eher mäßigem Erfolg über die Jahre zum Kult geworden. Fünfunddreißig Jahre später wagt sich Denis Villeneuve an eine seit Langem immer mal wieder diskutierte Fortsetzung und er macht seine Sache erfreulich gut. „Blade Runner 2049“ atmet den Geist seines Vorgängers und vor allem auch Dicks. Trotzdem verpasst ihm der Regisseur auch seine eigene Handschrift: Speziell das angenehm unhektische Erzähltempo erinnert an seine erfolgreichen Filme „Arrival“ (2016) und „Sicario“ (2015).

 

Dreißig Jahre nach der Handlung von „Blade Runner“ gibt es zwar noch Replikanten, sie sind aber nicht mehr das große Problem. Trotzdem werden sie immer noch gejagt. Einer dieser Jäger ist K (Ryan Gosling), selbst eine der von Menschen kaum zu unterscheidenden Maschinen. Als er auf die Knochen einer toten Replikantin stößt, die - vor dreißig Jahren, da klingelt es beim wissenden Zuschauer - ein Kind geboren haben muss, was bislang als unmöglich galt, tritt er eine Lawine los. Der skrupellose Konzernboss Niander Wallace (Jared Leto) will das Kind in die Hände bekommen, Lieutenant Joshi (Robin Wright), die Vorgesetzte Ks, möchte alle Spuren verwischen und schickt ihn los, das Kind zu töten. Seine Suche führt K bis in die Geisterstadt Las Vegas, die in einem radioaktiv verseuchten Sperrgebiet liegt. An seiner Seite hat er nur das Hologramm Joi (Ana de Armas), auf den Fersen ist ihm Wallace†™ Killerin Luv (Sylvia Hoeks).

 

Es stimmt vieles: die beeindruckenden Bilder, die Kameramann Roger Deakins aus einer wenig strahlenden Zukunft einfängt, die vergleichsweise sparsam eingesetzte Musik von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch, die sich hinter den Vangelis-Kompositionen nicht verstecken muss, ganz besonders aber die überzeugend konstruierte Handlung. Die greift den Faden des ersten Films auf, erschöpft sich aber nicht darin, wie eine typische Fortsetzung noch einmal dieselbe Geschichte zu erzählen, sondern schreibt sie intelligent fort. Trotz einer Länge von mehr als zweieinhalb Stunden benötigt der Film kaum Action-Szenen, und dennoch kommt keine Langeweile auf. Kompliment auch an Hauptdarsteller Ryan Gosling, dem die Stiefel Harrison Fords keinesfalls zu groß sind, wie dann auch in der direkten Konfrontation der beiden Replikantenjäger zu sehen ist. Eine geglückte Fortsetzung, die wohl auch Dick, 1982 verstorben, gefallen hätte.

 

(8 Sternchen)



#287 Armin

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Geschrieben 15 Oktober 2017 - 06:28

What happened to Monday?

 

Mehr als nur eine Gedankenspielerei: In einer Welt der nicht zu fernen Zukunft, in der Überbevölkerung das größte von vielen Problemen ist, wird mit einer strikten Ein-Kind-Politik versucht, das Ruder herumzureißen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Mehrlingsgeburten, was dafür sorgt, dass das sogenannte Kinder-Zuteilungsbüro die überzähligen Kinder im Kryoschlaf eingefroren einer vermeintlich besseren Zukunft entgegendämmern lässt. Ein spannender Hintergrund, den der norwegische Regisseur Tommy Wirkola („Hänsel und Gretel: Hexenjäger“) vielleicht noch etwas tiefgründiger hätte ausloten können. Sein Schwerpunkt liegt stattdessen auf einer Action-Handlung, die sich daraus ergibt, dass das 30 Jahre lang bestens gehütete Geheimnis von Siebenling Karen Settman (Noomi Rapace) enthüllt wird. Die Mutter stirbt bei der Geburt, Großvater Terrence Settman (Willem Dafoe) will die Siebenlinge nicht der staatlichen Maschinerie überlassen, die durch die eiskalte Chefin des Kinder-Zuteilungsbüros, Nicolette Cayman (Glenn Close), verkörpert wird. Stattdessen tut er alles dafür, ihnen ein Leben aufzubauen: Die sieben Kinder, benannt nach den Wochentagen von „Monday“ bis „Sunday“, sollen in der Öffentlichkeit abwechselnd eine einzige Person verkörpern, nur in der Sicherheit der gemeinsamen Wohnung dürfen die sieben Individuen sie selbst sein. Das führt logischerweise unweigerlich zu Problemen, muss doch jedes einzelne Detail, und sei es nur die tägliche Unterhaltung mit dem Pförtner, exakt mit den Geschwistern abgesprochen sein. Trotzdem funktioniert dieses Konstrukt 30 Jahre lang überraschend gut - bis eines Tages Monday nicht mehr auftaucht und einen Tag später auch Tuesday verschwindet. Natürlich darf man bei der Gestaltung des Hintergrunds an Harry Harrisons als „Soylent Green“ (1973) verfilmten Roman „New York 1999“ (1966) denken, der eine besonders drastische Lösung für das Überbevölkerungsproblem bereithält. In „What happened to Monday?“ ist das staatliche Vorgehen nicht minder perfide. Im Mittelpunkt steht aber weniger die zukünftige Welt, deren Eigenheiten in vielen Punkten leider nur angerissen werden, sondern vielmehr die Hauptperson. Auch hier drängt sich ein Vergleich förmlich auf, der zur kanadischen TV-Serie „Orphan Black“ (2013-17) nämlich, in der Tatiana Maslany eine ganze Reihe unterschiedlichster Klon-Schwestern verkörpert - und zwar tatsächlich so, dass jede einzelne glaubhaft daherkommt. An ihre Leistung kommt Noomi Rapace fast schon naturgemäß nicht heran, bleibt doch in zwei Stunden Film einfach nicht genügend Zeit, den Siebenlingen echte eigene Charaktermerkmale zu verpassen - die Unterschiede beschränken sich daher notgedrungen weitgehend auf Äußerlichkeiten wie Haarfarbe, Frisur oder Kleidung. Dennoch macht die Hauptdarstellerin ihre Sache gut und der Film entfaltet trotz vorhersehbarer Wendungen eine sehr intensive Wirkung. Allerdings geht es schon recht bald ziemlich blutig zur Sache.

 

(6 Sternchen)



#288 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 15 Oktober 2017 - 16:31

Orphan Black hab ich bisher nur ca. 2 Folgen von gesehen, also fand ich das Filmkonzept gut & einigermaßen "frisch". Eigentlich ist der Film m.E. im Kern eine erneute "Märchen"-Neuerzählung, nämlich von den 10 kleinen Negerlein*.

 

P.S. (much later edit): Meine Kritik bei FG.de...

 

(* ja, ich weiß dass "Neger" zu sagen inzwischen out ist - aber der Reim meiner frühen Kindheit hieß nun mal so;

ich fand das schon damals furchtbar, aber v.a. weil soviele der Kleinlinge starben;

Alice Miller brachte mir ca. 20 Jahre nach dem 1. Hören bei, dass es wohl eine Wortruine der im u.a. dt. Kaiserreich so beliebten Schwarzen Erziehung war)


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 23 Oktober 2017 - 08:02.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#289 Armin

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Geschrieben 23 Oktober 2017 - 06:52

Geostorm

 

Sinnfreie Explosionen gefällig? Pathetische Ansprachen? Handlungssprünge bar jeder Logik? Willkommen bei „Geostorm“, einem Katastrophenfilm der Marke Roland Emmerich, allerdings nicht von Emmerich selbst. Stattdessen führt sein oftmaliger Drehbuchautor (unter anderem bei „Independence Day“) Dean Devlin Regie, zumindest in Teilen des Films. Denn der kam bei Testvorführungen so schlecht an, dass fleißig nachgedreht werden musste, wofür Danny Canon („Judge Dredd“, 1995) verantwortlich zeichnete. Das Ergebnis ist fast logischerweise ein unausgegorener Mix, zwar mit sehenswerten Zerstörungsorgien, aber dünn gezeichneten Figuren und einer geradezu hanebüchenen Handlung.

 

Jake Lawson (Gerard Butler) hat ein „Dutch Boy“ genanntes Netzwerk aus Satelliten konstruiert, das nach einer Reihe von Wetterkatastrophen das Klima der ganzen Erde kontrolliert. Er verscherzt es sich mit seinen Vorgesetzten und wird gefeuert, doch drei Jahre später muss ihn sein Bruder Max (Jim Sturgess) reumütig um Hilfe bitten. „Dutch Boy“ versagt mehrfach, in Afghanistan und Hongkong sterben hunderte Menschen. Jake bricht zur Raumstation ISS auf, um die Welt zu retten. Bald wird klar, dass es eine politische Verschwörung gibt.

 

Action-Star Gerard Butler als genialer Erfinder? Das ist so glaubwürdig wie die Heiratspläne, die sein Filmbruder mit seiner Secret-Service-Freundin (Abbie Cornish) schmiedet, während um sie herum die Welt untergeht. Wirkliche Spannung entsteht so nie, zumal es auch keine der Figuren groß zu jucken scheint, wenn mal eben die Copacabana samt Badegästen vom außer Kontrolle geratenen Wetter tiefgefroren wird. Selbst wenn man sich nur an der großflächigen Verwüstung sattsehen möchte: Alles andere ist so mau zusammengeschustert, dass auch der schönste Beinahe-Weltuntergang keinen Spaß macht.

 

(1 Sternchen)


Bearbeitet von Armin, 26 Oktober 2017 - 06:02.


#290 lapismont

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Geschrieben 25 Oktober 2017 - 16:31

 

Afghanisatan

Freud oder Absicht?  :devil:


Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
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#291 Armin

Armin

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Geschrieben 26 Oktober 2017 - 06:02

Freud oder Absicht?  :devil:

 

Klarer Fall von Test, ob sich das jemand durchliest ...



#292 Armin

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Geschrieben 04 November 2017 - 07:53

Thor - Tag der Entscheidung

 

Das Marvel-Film-Universum wächst und gedeiht: „Thor - Tag der Entscheidung“ ist bereits der 17. Film seit dem Start im Jahr 2008 und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Planungen im Hause Marvel reichen offiziell bis 2019, inoffiziell wohl noch deutlich weiter in die Zukunft - ob Donnergott Thor neben seinen Auftritten im Superhelden-Team „Avengers“ einen weiteren Solo-Film spendiert bekommt, scheint derzeit aber noch offen. Angesichts des frischen Winds, den Komödien-Spezialist Taika Waititi („Wo die wilden Menschen jagen“) auf dem Regie-Sessel in die Götterwelt bringt, könnte man sich weitere Abenteuer aber sehr gut vorstellen. Wie immer ist Thors (Chris Hemsworth) Familie der Auslöser: Während sich sein Vater Odin (Anthony Hopkins) zum Sterben auf die Erde zurückgezogen hat, muss Thor nicht nur erfahren, dass sein Bruder Loki (Tom Hiddleston) keineswegs tot ist, sondern auch verkraften, dass er eine Schwester namens Hela (Cate Blanchett) hat. Die wurde dereinst aus gutem Grund von Odin verbannt: Sie ist die Göttin des Todes und will sich jetzt zur Herrscherin über Asgard aufschwingen. Widerstand stellt sich ihr nur in Gestalt von Heimdall (Idris Elba) entgegen, machen Thor und Loki doch einen unfreiwilligen Abstecher auf den Müllplaneten Sakaar. Dort hält der Grandmaster (Jeff Goldblum) das Volk mit Gladiatorenduellen bei Laune. Er schickt seinen neuen Kämpfer Thor gegen den bisherigen Favoriten in die Arena: Wie man aus den Trailern für den Film weiß, handelt es sich dabei um den Hulk alias Bruce Banner (Mark Ruffalo). Der Neuseeländer Waititi schraubt das in den ersten beiden Thor-Filmen übliche Pathos gehörig zurück, auf die Liebesgeschichte verzichtet er ganz - Natalie Portmans Jane Foster wird in einem Nebensatz aus der Handlung verabschiedet. Dafür gibt es noch mehr Action und viel mehr Humor. Da dürfte der Erfolg der „Guardians of the Galaxy“ Pate gestanden haben, das Ergebnis ist regelrecht entfesselt. Hemsworth†™ komödiantisches Talent sollte spätestens seit der „Ghostbusters“-Neuverfilmung (2016) bekannt sein, hier darf er es restlos ausleben. Allein für den Kampf zwischen Thor und Hulk - samt Lokis köstlicher Reaktion, wurde er doch einst ganz ähnlich verdroschen - lohnt sich der Film, auch wenn es eine ganze Reihe weiterer Höhepunkte gibt. Dass die Bösewichtin angesichts des fast inflationären Humors nicht gar so bedrohlich daherkommt, lässt sich dann auch gut verkraften.

 

(8 Sternchen)



#293 Armin

Armin

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Geschrieben 18 November 2017 - 15:01

Justice League

 

Was Marvel die „Avengers“ sind, ist DC die „Justice League“. Schon in „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (2016) wurden weitere Superhelden streiflichtartig eingeführt, jetzt bekommt die ganze Truppe ihren gemeinsamen Auftritt. Der ist ein Schritt in die richtige Richtung: zwar immer noch übertrieben bedeutungsschwanger wie schon in den ersten beiden Beiträgen von Regisseur Zack Snyder zum DC-Filmuniversum, aber zumindest ansatzweise mit dem Versuch, durch ein paar flotte Sprüche und heitere Szenen die schwerfällige Ernsthaftigkeit aufzuhellen. Mit Steppenwolf (Ciarán Hinds) kommt ein Bösewicht auf die Erde, um über die drei sogenannten „Mutterboxen“ grenzenlose Macht zu erhalten. Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman (Gal Gadot) werden bei der Suche nach Unterstützung fündig: im superschnellen Barry Allen/Flash (Ezra Miller), in Arthur Curry/Aquaman (Jason Momoa), der unter Wasser atmen kann, und in Victor Stone/Cyborg (Ray Fisher), halb Mensch, halb Maschine. Auch menschliche Helfer wie Reporterin Lois Lane (Amy Adams) sind gerne gesehen. Schade nur, dass Superman (Henry Cavill) in der Schlacht gegen Doomsday das Zeitliche gesegnet hat ... Wie viel Zack Snyder wirklich im fertigen Film steckt und wie viele Szenen in die Verantwortung des für Nachdrehs engagierten Joss Whedon („The Avengers“) fallen - Schwamm drüber. Snyders Handschrift mit dickem Pathos, Zeitlupen und überbordender Action ist nicht verschwunden, Whedon dürfte für den hochwillkommenen höheren Humor-Anteil zuständig sein. Der verleiht der „Justice League“ zumindest einen Anflug von Leichtigkeit, der „Man of Steel“ (2013) und „Batman v Superman“ leider abging, der aber gerade im Genre der Comic-Verfilmung dringend notwendig ist - zu viel Ernst macht einfach keinen Spaß. Hier funktioniert die Mischung noch nicht perfekt, aber doch leidlich. Was sich wie ein roter Faden durch die DC-Filme zieht, ist dagegen leider auch dieses Mal ein ebenso episches wie aufgeblähtes Finale, das den x-ten Endkampf gegen einen Superschurken zeigt und einfach nicht auf den Punkt kommen will. Einzelnen Figuren wie Flash und Aquaman wünscht man zudem deutlich mehr Leinwandzeit - das darf als gutes Zeichen für die jeweils angekündigten Solo-Filme gedeutet werden. Es geht aufwärts mit DC.

 

(7 Sternchen)



#294 Armin

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Geschrieben 17 Dezember 2017 - 08:03

Star Wars - Die letzten Jedi

 

Nachdem J.J. Abrams mit „Das Erwachen der Macht“ (2015) das „alte“ Star-Wars-Feeling erfolgreich wiederbelebt hat und „Rogue One“ (2016) noch mal einen Blick in die Vergangenheit geworfen hat, steht jetzt mit dem zweiten Teil der neuen Trilogie für Regisseur Rian Johnson („Looper“) der nächste Schritt in die Zukunft des so beliebten Universums an. Dabei hat Johnson den schwierigen Spagat zu bewältigen, den alten Figuren und dem Geist der Serie gerecht zu werden, andererseits die neu von Abrams eingeführten Figuren noch mehr in den Vordergrund zu befördern und vor allem auch der Geschichte seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Das Ergebnis ist dann natürlich keine revolutionäre Neuerfindung des Rads, aber allemal unterhaltsam.

 

Die Geschichte zerfällt grob in drei Handlungsebenen, die erst am Ende wieder zueinander finden: Da ist die junge Jedi Rey (Daisy Ridley) auf der Suche nach dem legendären Luke Skywalker (Mark Hamill), in die sich auch dessen ehemaliger Schützling Kylo Ren (Adam Driver) und der Oberste Anführer der Ersten Ordnung, Snoke (Andy Serkis), einmischen. Derweil kämpfen die letzten Rebellen um Generalin Leia Organa (Carrie Fisher) und den unerschrockenen Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) einen ebenso verzweifelten wie aussichtslosen Kampf gegen die von General Hux (Domhnall Gleeson) befehligte Flotte der Ersten Ordnung. Hilfe sollen der abtrünnige Sturmtruppler Finn (John Boyega) und die Rebellin Rose (Kelly Marie Tran) bringen, die vom Planeten Cantonica einen sogenannten Code-Knacker beischaffen wollen. Dieser soll in Person des zwielichtigen DJ (Benicio del Toro) die weitere Verfolgung der fliehenden Rebellen verhindern.

 

Rian Johnson setzt den vom siebten Teil vorgegebenen Weg relativ geradlinig fort: „Star Wars - Die letzten Jedi“ bietet die ebenso erwartete wie bewährte Mischung aus epischer Weltraum-Action mit vielen wirklich sehenswerten Spezialeffekten, allerdings auch überbordendem Schlachtengetümmel, einer angemessenen Menge an Humor - Chewbacca (Peter Mayhew/Joonas Suotamo) sorgt in dieser Hinsicht für die schönsten Momente - und natürlich dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Mit rund 150 Minuten Laufzeit ist der Film ein wenig zu lang ausgefallen, wobei sich vor allem die Handlungsebene um Finn und Rose als zu wenig flott erzählt erweist, auch die Flucht der Rebellen beziehungsweise ihre Verfolgung bietet den einen oder anderen Déjà-vu-Moment. Aufgewogen wird das von der wichtigsten Handlungsebene, in der Rey und Kylo Ren an charakterlicher Tiefe gewinnen und der alte Jedi-Meister Luke Skywalker ein kaum mehr für möglich gehaltenes Comeback feiert. Insgesamt ist das nichts wirklich Neues, die Fans sollten aber ihre Freude daran haben.

 

(7 Sternchen)



#295 Armin

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Geschrieben 22 Januar 2018 - 07:48

Downsizing

 

Darüber kann der Durchschnittsmensch schon mal nachdenken: Auf Däumlingsgröße verkleinert, verbraucht man weniger Ressourcen und hat geringere Kosten, ergo gewinnt das vor der Schrumpfung angesparte Vermögen und veräußerte Besitztum um ein Vielfaches an Wert. Otto Normalbürger ist auf einen Schlag Millionär und darf in der Welt der Kleinen, passenderweise „Leisureland“ (Freizeitland) genannt, den lieben langen Tag wahlweise die Füße hochlegen oder die Seele baumeln lassen. Schön wär†™s, lieber „Downsizing“-Regisseur Alexander Payne (Oscar-prämiert für zwei Drehbücher), wenn die Welt so einfach wäre. Aber erstens gibt es immer einen, der noch ein bisschen reicher ist, zweitens lässt sich ein nicht vorhandenes Vermögen nicht vervielfachen und drittens läuft halt oft nicht alles nach Plan.

 

Erfahrungen, die Paul Safranek (Matt Damon) macht, kaum dass er sich auf zwölf Zentimeter schrumpfen lässt. Doch dem Film ist nicht daran gelegen, Pauls Malaise auszukosten. Stattdessen lässt er ihn in einer harten Wendung seinem schwerreichen Nachbarn Dusan (Christoph Waltz) und der vietnamesischen Dissidentin Ngoc Lan (Hong Chau) begegnen, die sich als Putzfrau abrackert. Aus der Science-Fiction-Satire wird Sozialkritik mit dem Holzhammer und romantisch wird†™s plötzlich auch noch - das passt vorne und hinten nicht zusammen. Zumal es im letzten Drittel in einem weiteren bizarren Handlungsschwenk noch viel schlimmer kommt, steht doch plötzlich die Ökokatastrophe vor der Tür - nur eine Gruppe weltfremder Norweger weiß den vermeintlichen Ausweg.

 

Natürlich ist das Gagpotenzial von Komödien wie „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ (1989) irgendwann verbraucht. Welcher Teufel Payne geritten hat, in „Downsizing“ gleich zweimal einen harten Kurswechsel vorzunehmen, bleibt trotzdem schleierhaft. Zumal das erste Drittel des Films eindeutig das beste ist und alles, was danach kommt, höchst unausgegoren wirkt. Und da ist die Frage, warum Ngoc Lan mit einem derart schauderhaften Akzent sprechen muss, noch nicht einmal andiskutiert.

 

(2 Sternchen)



#296 Armin

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Geschrieben 18 Februar 2018 - 08:03

Black Panther

 

[font="arial, helvetica, sans-serif;"]Black Panther war 1966 der erste schwarze Comic-Superheld, erschaffen vom Marvel-Erfolgsduo Stan Lee und Jack Kirby zur Zeit der großen Bürgerrechtsbewegungen und noch vor der Gründung der revolutionären „Black Panther Party“. Auf der Kinoleinwand ist ihm zwar Wesley Snipes als Vampirjäger „Blade“ (1998) zwanzig Jahre zuvorgekommen, genuin „schwarze“ Themen transportiert aber auch hier erst „Black Panther“. Es wäre allerdings grundfalsch, den Film von Regisseur Ryan Coogler („Creed“) darauf zu reduzieren, genauso wenig wie man in ihm nur den üblichen Popcorn-Superhelden- Kracher aus Marvels Kino-Universum sehen sollte. „Black Panther“ hat seine - sehr gelungen inszenierten - Action-Momente, er transportiert aber auch eine überraschend große Menge aktuell relevanter Themen.[/font]

 

[font="arial, helvetica, sans-serif;"]Das afrikanische Land Wakanda hält seinen Reichtum vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Ein Meteoriten-Absturz hat den Wakandern riesige Vorkommen an Vibranium und damit einhergehend unglaubliche technologische Errungenschaften beschert, man befürchtet, dass diese in den falschen Händen großen Schaden anrichten könnten. Der neue König T†™Challa (Chadwick Boseman), der nach den Ereignissen von „The First Avenger - Civil War“ (2016) das Amt seines verstorbenen Vaters T†™Chaka (John Kani) übernimmt, will den Waffenhändler Ulysses Klaue (Andy Serkis) zur Strecke bringen, der immer wieder Vibranium auf den Markt bringt. Klaue arbeitet aber inzwischen mit Erik „Killmonger“ Stevens (Michael B. Jordan) zusammen, der, so zeigt sich, wakandischer Abstammung ist und ganz große Pläne für eine neue Weltordnung hat.[/font]

 

[font="arial, helvetica, sans-serif;"]Dass das fortschrittlichste Land der Welt in Afrika liegt, ist fast nur eine Randnotiz, ebenso das nur kurz angeschnittene Vermächtnis des überwiegend britischen Kolonialismus. Richtig spannend wird es aber beispielsweise, wenn es um den auch vom Helden T†™Challa lange befürworteten isolationistischen Kurs seines doch so reichen Landes geht. Flüchtlinge nach Wakanda lassen? Lieber nicht, bringen die doch nur ihre Probleme mit - globale Verantwortung sieht leider anders aus. Dagegen darf der Schurke für die weltweite Verbrüderung eintreten, wenngleich dann aber rassistisch motiviert: Seine Vision gilt nur für Schwarze. Mit ganz leichter Hand wird zudem der Fakt inszeniert, dass die Frauen in Wakanda sich keine Sekunde Gedanken über Feminismus machen müssen: Die in jeder Hinsicht starken Frauenfiguren wie Leibwächterin Okoye (Danai Gurira), T†™Challas Freundin Nakia (Lupita Nyong'o) und seine Schwester Shuri (Letitia Wright) stehlen dem etwas blassen Titelhelden mehr als nur eine Szene. Das wird alles glücklicherweise nicht mit erhobenem Zeigefinger präsentiert, sondern in eine spannende Handlung mit einem angenehm entspannten Erzähltempo verpackt, sodass man durchaus von einem Unterhaltungsfilm mit einigem Tiefgang sprechen darf - auch wenn sich am Ende davon fast zu viel dann doch in Wohlgefallen auflöst.[/font]

 
(8 Sternchen)


#297 Armin

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Geschrieben 20 März 2018 - 07:36

Tomb Raider

 

Der Name Lara Croft steht nicht gerade für Sternstunden der Kino-Unterhaltung: 2001 durfte Angelina Jolie durch ein spannungsarmes Abenteuer („Lara Croft: Tomb Raider“) als Titelheldin getreu der Videospiel-Ästhetik samt übertriebener Oberweite und den unvermeidlichen Shorts hetzen. Der nur unfreiwillig komischen Angelegenheit wurde, warum auch immer, dennoch eine Fortsetzung („Die Wiege des Lebens“, 2003) spendiert. Nachdem die erfolgreichen Action-Adventure-Spiele um die immer noch berühmte Grabräuberin 2013 einen Neubeginn erfahren haben, gibt es jetzt auch die Rückkehr auf die Leinwand. In der Hauptrolle jetzt Alicia Vikander (Oscar für „The Danish Girl“), die die Ursprünge der Figur zeigen darf.

 

Lara Croft (Alicia Vikander) will den Tod ihres vor sieben Jahren verschwundenen Vaters Richard (Dominic West) nicht wahrhaben und verzichtet lieber auf das stattliche Erbe, als ihn mit ihrer Unterschrift auch offiziell für tot erklären zu lassen. Prompt stößt sie auf einen Hinweis, dass er nach einem geheimnisumwitterten Grab auf einer mysteriösen Insel weit weg von der japanischen Küste gesucht hat, in dem die todbringende Königin Himiko schlummert. Kapitän Lu Ren (Daniel Wu) bringt sie per Schiff dorthin, wo allerdings bereits Mathias Vogel (Walton Goggins) dem Rätsel auf der Spur ist - und dabei vor nichts zurückschreckt.

 

Der neue „Tomb Raider“-Film erzählt eine nicht sonderlich originelle, aber solide Abenteuergeschichte, die zwischendurch einige zähe Momente zu überstehen hat, aber auch mehrere sehenswerte Höhepunkte aufweist. Dazu zählt Laras Rettung aus einem reißenden Fluss auf die Tragfläche eines vom Rost zerfressendes Flugzeugs, den tödlichen Wasserfall direkt unter den Füßen - das ist ähnlich unterhaltsam in Szene gesetzt wie zu Beginn des Films eine rasante Verfolgungsjagd auf Fahrrädern mitten durch London. Im gesuchten Grab angekommen, gibt†™s dann allerdings eher Standardkost zu sehen, die Fallen japanischer Todesgöttinnen unterscheiden sich leider nicht wesentlich von denen ägyptischer Pharaonen. Positiv: Hauptdarstellerin Alicia Vikander liefert eine erfrischende Lara Croft ab, Walton Goggins einen angemessenen Gegenspieler. Daniel Wu („Into the Badlands“) hätte man mehr Leinwandzeit gewünscht. Insgesamt eine erfreuliche Steigerung gegenüber den beiden ersten Filmen.

 

(6 Sternchen)



#298 Armin

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Geschrieben 23 März 2018 - 15:39

Pacific Rim: Uprising

 

Guillermo del Toro hat lieber das Oscar-prämierte Drama „Shape of Water“ gedreht, als sich um den Nachfolger seines Action-Spektakels „Pacific Rim“ (2013) zu kümmern. Das ist schade, denn Steven S. DeKnight, der jetzt im Regie-Sessel sitzt, fährt zwar ebenfalls jede Menge bildgewaltiger Roboter- und recht spät auch Monsterkämpfe auf, wirklich Neues gibt es dabei aber nicht zu sehen, sodass sich die Balgereien ziemlich schnell abnutzen. Zumal der alberne Tonfall, der sich durch den ganzen Film zieht, nicht zum doch ernsten Geschehen passen will. Da auch die Handlung eher uninspiriert vor sich hin dümpelt, kann „Pacific Rim: Uprising“ mit seinem Vorgänger leider nicht mithalten.

 

Zehn Jahre nach dem Kampf gegen die Kaiju genannten Monster wird Jake Pentecost (John Boyega), Sohn des verstorbenen Kriegshelden Stacker Pentecost (Idris Elba), wieder für das Jaeger-Programm rekrutiert. Er soll ausgerechnet zusammen mit seinem alten Rivalen Nate Lambert (Scott Eastwood) einen der riesigen Roboter steuern. Gegner sind zunächst keine Kaijus, sondern ferngesteuerte Drohnen eines Konzerns mit finsteren Plänen. Mittendrin im Getümmel sind auch Neuzugang Amara (Cailee Spaeny), die Jaeger-Pilotin werden will, und die aus dem Original bekannten Mako Mori (Rinko Kikuchi) und Dr. Hermann Gottlieb (Burn Gorman).

 

Optisch ist „Pacific Rim: Uprising“ nichts vorzuwerfen. Wer beispielsweise auf die „Transformers“ steht, an die die Jaeger unweigerlich erinnern, oder einfach nur gigantische Maschinen in unmöglichst erscheinenden Aktionen erleben möchte, erhält hier die Vollbedienung - spätestens wenn die Kämpfe dann im Finale zu einer fulminanten Zerstörungsorgie ausarten. Der Inhalt fällt aber deutlich ab: Das „Duell“ zwischen Jake und Nate will nie so richtig zünden, echte Spannung ist lange Fehlanzeige. Dass DeKnight dann auch noch konsequent Humor mit hemmungsloser Blödelei verwechselt, trägt auch nicht zu einem besseren Gesamteindruck bei.

 

(3 Sternchen)



#299 Armin

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Geschrieben 07 April 2018 - 11:00

Ready Player One

 

Wenn gleich zum Auftakt die Synthie-Klänge von Van Halens „Jump“ ertönen, ist die Richtung unmissverständlich vorgegeben: Es geht mit voller Kraft mitten hinein in die achtziger Jahre, ein Traum für alle Nerds, die noch am Atari gespielt haben, Songs von Duran Duran nicht peinlich finden oder Zitate aus längst vergessenen Science-Fiction-Romanen auf Anhieb erkennen. „Ready Player One“, der 2010 erschienene Roman von Ernest Cline, bietet das alles und noch viel mehr. Regisseur Steven Spielberg, als Vater von E.T. und Indiana Jones wesentlicher Bestandteil der im Buch geradezu kultisch verehrten Popkultur, nimmt sich dieses Stoffs jetzt für die Leinwand an und hat sichtlich jede Menge Spaß daran.

 

Die Zukunft ist düster: Im Jahr 2045 haust Wade Watts (Tye Sheridan) bei seiner Tante in einem gigantischen Trailerpark, in dem die Wohneinheiten zu riesigen Türmen übereinander gestapelt werden. Sein eigentliches Leben spielt sich aber unter dem Namen Parzival in der virtuellen Realität „Oasis“ ab. Deren Schöpfer Jimmy Hallyday (Mark Rylance) hat bei seinem Tod ein Rätsel hinterlassen, das auch nach fünf Jahren noch niemand gelöst hat, obwohl sich schon viele Schatzsucher daran versucht haben - unter anderem natürlich auch Parzival und seine Freunde Art3mis (Olivia Cooke) und Aech (Lena Waithe). Denn wer Hallydays gut verstecktes „Easter Egg“ findet, erbt nicht nur ein Vermögen, sondern auch die vollständige Kontrolle über „Oasis“. Diese verlockende Aussicht hat längst auch den Konzern IOI und dessen bösen Boss Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) auf den Plan gerufen, der mit Hilfe seiner Schergen F†™Nale Zandor (Hannah John-Kamen) und i-R0k (T.J. Miller) Jagd auf die Teenager macht, nachdem Parzival überraschend den ersten von drei Schlüsseln gefunden hat.

 

Spielberg bleibt nah an der Roman-Story, setzt aber auch seine eigenen Akzente. Sehr gelungen ist das zum Beispiel schon früh im Film bei der Suche nach dem ersten Schlüssel, die im Buch in einem Computerspiel gegen den „Dungeons and Dragons“-Zauberer Acererak ausgetragen wird. Hier fährt der Film optisch deutlich überzeugendere Geschütze auf: nämlich ein fieses Autorennen mit Abrissbirnen und Dinosauriern als Hindernissen sowie King Kong als ultimativem Stoppschild für alle Teilnehmer - Parzival sitzt natürlich im DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“. Das ist klasse in Szene gesetzt und auch später gibt es immer sehenswerte Schmankerl, so den durchaus grusligen Ausflug in das aus „Shining“ bekannte Hotel. Ganz kann der Film sein anfänglich hohes Tempo nicht halten, wenn dann zwischendurch zu Bee-Gees-Musik in der Schwerelosigkeit getanzt wird, hängt die Handlung schon mal durch. Und auch die Botschaft, dass die Wirklichkeit doch viel besser als die virtuelle Realität ist (weil sie eben echt ist), wirkt ein wenig aufgesetzt - dafür ist die Begeisterung der Macher für ihre Zutaten vom alten „Adventure“-Spiel bis hin zu Monty Pythons Heiliger Handgranate einfach zu groß. Trotzdem ein überzeugender Film.

 

(7 Sternchen)



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Geschrieben 29 April 2018 - 06:49

Avengers: Infinity War

 

Ohne zu viel zu verraten: Das Ende ist gemein, richtig gemein. Ziemlich genau ein Jahr - bis zum 24. April 2019 - müssen die Fans auf die Fortsetzung von „Avengers: Infinity War“ warten und damit vor allem darauf, wie sich viele doch sehr endgültig erscheinende Ereignisse vielleicht doch noch zum Guten wenden lassen können oder eben auch nicht. Bis dahin darf munter spekuliert werden und man muss den Machern um die Regie-Brüder Anthony und Joe Russo dafür ganz klar ein Kompliment machen: Der dritte Avengers-Film ist pünktlich zum zehnten Geburtstag des „Marvel Cinematic Universe“ ein echter Meilenstein geworden. Und damit sogar noch ein bisschen mehr als nur der erwartete Blockbuster mit bombastischer Action, viel Witz und einem fast schon unüberschaubaren Arsenal an über die Jahre lieb gewonnenen Figuren.

 

Titan Thanos (Josh Brolin) hat sich in den Kopf gesetzt, dass die Welt eine bessere wäre, wenn er die Hälfte der Bevölkerung des ganzen Universums auslöschen würde - mit einem Fingerschnipsen, so sein Plan. Dazu muss er nur alle sechs der sogenannten Infinity-Steine in seinen Besitz bringen, die ihm dann gottgleiche Macht verleihen. Die Avengers stellen sich ihm entgegen: Thor (Chris Hemsworth) im Weltall, Iron Man (Robert Downey Jr.) samt Begleitern auf Thanos†™ Heimatwelt, Captain America (Chris Evans) und viele, viele weitere Helden auf der Erde.

 

Der Konflikt sorgt für eine ganze Reihe großartiger Szenen: so, wenn Thor mit Unterstützung von Rocket Raccoon dem riesenhaften Zwerg Eitri (Peter Dinklage) hilft, seine Maschinerie wieder anzuwerfen, um eine mächtige Waffe zu produzieren; wenn Iron Man, Spider-Man (Tom Holland) und Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) gemeinsam gegen Thanos kämpfen; und natürlich bei der epischen Schlacht auf dem Territorium von Wakanda, wenn nicht nur Black Panther (Chadwick Boseman) alles an Geschützen auffährt, was man sich nur vorstellen kann. Übrigens: Wen die finale Balgerei in „Age of Ultron“ (2015) enttäuscht zurückgelassen hat, weil sie zu sehr der Schlacht um New York aus dem ersten Avengers-Film (2012) ähnelte, der darf sich dieses Mal auf eine mehr als deutliche Steigerung freuen.

 

„Infinity War“ verknüpft geschickt die zahlreichen Handlungsfäden aus zehn Jahren und nun 19 Filmen in Marvels Kino-Universum, was allein schon eine reife Leistung darstellt, und lässt sogar noch Luft für den nächsten Teil. Dabei bleibt die Handlung immer spannend und es wird trotz der eigentlich viel zu großen Zahl an Figuren glücklicherweise nie unübersichtlich - höchstens für Zuschauer, die völlig unwissend mit dieser inzwischen doch recht komplexen Welt konfrontiert werden. Eine Nummer kleiner geht†™s dann garantiert beim nächsten Film zu, „Ant-Man and the Wasp“ (schon ab 26. Juli zu sehen); ob es, nachdem Ant-Man dieses Mal bei den Avengers außen vor geblieben ist, dann schon Hinweise auf die Konsequenzen des „Infinity War“-Finales gibt?

 

(8 Sternchen)





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