So, dann wollen wir mal. Erste Runde von mir:
Malte S. Sembten: „Bubble Boy“, 25 Seiten
Ein Ehepaar fragt sich, ob ihr Sohn auf dem Flohmarkt lebende Kaulquappen an ein komisches Wesen mit Taucheranzug verkauft..
Sehr gelungen wird durch bewusst einfach gehaltene Sprache und dichte Alltagsschilderungen die Geschichte und damit das phantastische Element in der Realität verankert, wobei manchmal der Stil und die Formulierungen etwas gewöhnungsbedürftig sind. Geschickt arbeitet der Autor mit Andeutungen und Auslassungen. Leider ist die Geschichte um einiges zu lang geraten und kreist um ein etwas zu leichtgewichtiges Zentrum, so dass im Ganzen nur ein leicht positiver Eindruck verbleibt.
Punkte: 6/10.
Wolfgang G. Fienhold: „Absolutum†, 6 Seiten
Ein Mann kann nichts vergessen und sich an alles erinnern.
Keine SF, solche Menschen gibt es wirklich, wie gerade diese Woche in der Zeitung stand. Mehr eine Vignette denn eine Geschichte, der man noch etwas mehr Anfettung mit narrativen Elementen gewünscht hätte. Aber ganz nett zu lesen.
Punkte: 6/10.
Heidrun Jänchen: „Slomo“, 11 Seiten
Aufgrund von Booster-Packs beschleunigt sich die Menschheit; einige bleiben als „Slomos“ zurück.
Der stilistisch erfreulichen Geschichte hätte man noch etwas mehr betriebenen Aufwand und Sorgfalt gewünscht. Man ahnt, was die Autorin darstellen und parabelhaft ansprechen möchte, vieles bleibt aber in Ansätzen stecken, aus der Idee hätte man vielleicht sogar eine Novelle oder gar einen Roman machen können. Was jetzt da ist, ist aber auch für sich einigermaßen interessant.
Punkte: 7/10.
Hans-Dieter Furrer: „Madame Delvaux“, 4 Seiten
Mehr ein kurzer Reisebericht mit einem narrativen Element als Alibi, in welchem der Autor Brüsseler Kneipen und Bilder von Paul Delvaux beschreibt.
Nun gut, dies ist nun mal eine subjektive Beurteilung: Der Autor schreibt gekonnt und ich schätze die Bilder von Delvaux auch, deshalb
Punkte: 7/10.
Friederike Stein: „So was wie Joghurt“, 6 Seiten
Auf irgend einer abgelegenen Kolonie wird ein besonderes Getränk hergestellt..
Denken wir positiv und legen den unwirschen, schrecklichen Stil (was zum Henker ist u.a. ein „Heilands-Theater“?!) und den fast eine Gehirnerschütterung erzeugenden Apostrophen-Amoklauf (<-- warum gibt es keine rechtlichen Mittel gegen so etwas?) so aus, dass die Autorin sich wohl an gesprochener Rede versuchen wollte und nicht große Schwächen im schriftlichen Ausdruck hat. Das Resultat liest sich trotzdem sehr enervierend und der letzte gute Wille, wenn man versucht, sich auf diesen Stil einzulassen, geht dann bei der Pointen-Fehlzündung verloren. Letztere mag Geschmackssache sein, ich fand sie weder überraschend noch lustig.
Punkte. 3/10.
Frank Schweizer: „Inspektor Pyrrhon und der Killerfön“, 10 Seiten
Die Geschichte könnte in einer Welt spielen, in welcher der Zweifel vielleicht Staatsideologie ist und Maschinen möglicherweise darüber wachen, dass man alles in Zweifel zieht und im Konjunktiv ausdrücken muss, sonst droht der Tod vielleicht.
Wer schon jemals vielleicht mit dem Menschenschlag zu tun gehabt haben könnte, der philosophische Fakultäten möglicherweise bevölkert, dem werden Gedankenspiele, wie sie diese Geschichte beschreibt, vielleicht bekannt vorkommen und man muss ggf. erst mal schmunzeln. Das alles könnte sehr überzeugend gemacht sein und eine hohe Dosis Humor erzeugen, mit ggf. ziemlich gutem Timing in der Pointensetzung und netten sprachlichen Ideen. Ein großer Spaß, ein Zweifel.
Punkte: 8/10.
..to be continued..
Bearbeitet von Oliver, 21 Februar 2008 - 11:49.