Geschrieben 07 Februar 2008 - 19:29
Das eigentlich Thema des Buches scheint mir die Bewusstseinsforschung zu sein. Und das Exoten zu bestimmten Formen der Wahrnehmung einen direkteren Zugang haben, leuchtet ein, aber eine Person mit ganz normalen Empfindungen wäre vielleicht eine erfrischende Abwechslung gewesen in diesem Buch.
Ich hatte mich gefragt, ob Watts sich ein wenig von Oliver Sacks inspirieren ließ, denn der Neurologe versteht es ja hervorragend, die seltsamsten Formen der menschlichen Psyche darzustellen.
Eigentlich hätte der Roman Blindsicht heißen müssen, aber vielleicht erschien Heyne dieser Titel zu seltsam. Fände ich auch irgendwie komisch, und Blindflug ist eigentlich eine gute Lösung, schließlich kann man damit doch mehr anfangen und es ergibt sogar einen Sinn.
Ich entsinne mich, einmal über dieses kuriose Phänomen der Blindsicht gelesen zu haben, das ja ganz wörtlich gemeint ist. Es ist interessant darüber zu spekulieren, was für eine Art Sinn es sein muss, der es ermöglicht, einen Gegenstand im Raum zu lokalisieren, auch wenn man völlig blind ist.
Möglicherweise hat sich auf Seite 260 ein kleiner Schnitzer eingeschlichen, als Siri schildert, wie er Statistiken von einer Hirnhälfte zur anderen jonglierte, schließlich wissen wir ja, dass er nur über eine Hirnhälfte verfügt. Na ja, die Hälfte hat auch Hälften, aber etwas komisch kam es mir schon vor.
Es gibt übrigens mindestens einen klinisch belegten Fall, bei dem dies tatsächlich der Fall ist. Bei diesem Mann, der ein unauffälliges Leben führte, wurde es bei einer Untersuchung eher zufällig entdeckt.
Mir ist allerdings nicht bekannt, dass man aufgrund der Diagnose Epilepsie jemals eine solche Operation durchführte, wie sie der Protagonist hier erdulden musste. Ein nicht viel weniger unheimlicher Eingriff ist aber die Durchtrennung der Verbindungen (Corpus Callosum) zwischen den Hirnhälften bei einer solchen Erkrankung.
Jetzt werde ich mir mal den ausführlichen Anhang zu Gemüte führen.