Geschrieben 18 Dezember 2019 - 21:21
Birgit, überleg doch mal: Bloß, weil eine Autorin eine Gebärmutter hat, kann sie sich nicht authentisch in einen Holzfäller des 19. Jh. hineinversetzen?
Klingt das plausibel? Ich finde, nicht. Ich meine, dass ist ganz ĂĽbel biologistisch argumentiert.
Und: Wenn es menschliche Autoren beiderlei Geschlechts nicht schafften, sich in die Lage eines Lebewesens zu versetzen, das sie jeden Tag sehen, mit dem sie jeden Tag sprechen, mit dem sie sogar einen großen Teil ihres Lebens teilen, welche Hoffnung hätten sie dann, von den Leben der afrikanischen Bergbauern, Orks, Tiefseefischen, Wildkaninchen, Bienenköniginnen, Klingonen und Marsianern zu berichten?
Ich ziehe es vor, zu glauben, dass eine gute Autorin meine Befindlichkeiten als, na ja, "Mann" ebensogut darstellen kann, wie ich ihre. Alles andere fände ich zutiefst deprimierend und, ja, schwachsinnig.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen