So, Jungs und Mädels,
nu tun wir ma Butter bei die Fische ...
Ich danke zunächst für alle Herabsetzungen meines "falschen" Verlags (nein, Guido, das bezieht sich ganz genau nicht auf dich) gegenüber den "richtigen" Verlagen, die bei so einem Projekt die Arschbacken zusammengekniffen und ein komprimiertes Gesicht gemacht haben. Ich weiß nicht, wen Ralf Boldt alles gefragt hat - aber schon im Vorwort von Wolfgang Jeschke (und der Mann kennt sich aus, wie ihr wißt!) ist erkennbar, was es bedeutet, heute irgendeine 0815-Storyanthologie auf den Markt bringen zu wollen, vor allem dann, wenn man "professionelle" ... ha, "richtige" Unterstützung haben möchte. Vergesst es einfach! Mit einem „richtigen“ Verlag wäre dieses Buch niemals erschienen. (Ganz im Gegenteil: Es gibt mindestens zwei Verlage, die bei den Rechten für dieses Buch noch nicht schlecht zugelangt haben!)
Was die Preise angeht, so ist zunächst richtigzustellen, dass das Harcover EUR 39,90 kostete und nur in der Subskription zu erhalten war. Ich habe dann – nach Lieferungseingang von SdL – zwar noch eine Reihe von Exemplaren, aber die kriegen garantiert keine „Preismeckerer“ (und dann auch nur zu EUR 44,90).
Das Paperback kostet im Standardverkauf EUR 28,90. Das sind „fast 30 Euro“, richtig. Ich biete das Paperback auch via Amazon Marketplace an, wo nochmal 3 Euro drauf kommen, und ich habe fast ein schlechtes Gewissen bei jedem Exemplar, das dort verkauft wird – und das sind inzwischen, wo die fertigen Drucke noch nicht mal hier sind (Eintreffen morgen, 10.10. zugesagt), immerhin zehn Bestellungen.
Zu glauben, dass dieses Buch – bei aller Liebe – ein Publikumserfolg sein könnte, ist schwärmerische Blauäugigkeit sondergleichen. Wer sich bis heute nicht klar darüber ist, dass SF keinen Markt hat, dass SF-Kurzgeschichten zweimal keinen Markt haben, und dass bereits veröffentlichte SF-Kurzgeschichten fast schon an die Wiederverwertung von Recyclingmaterialien grenzen – aus der Sicht des sogenannten „Marktes“ -, der sollte mit seinen blauen Augen einfach mal zum Augenarzt gehen. Oder auf die Couch.
Ralf Boldt und ich waren uns von vornherein einig darin, dass das Projekt viel Arbeit machen wird – die vor allem Ralf erledigt hat, wofür ich bis in alle Ewigkeiten vor ihm auf den Knien rutschen werde -, aber eben kein Blockbuster sein wird. Die Erstauflage von 430 Ex. ist dem SFCD zu verdanken (nochmal, damit es jeder kapiert: sie ist dem SFCD zu verdanken!), der 320 Ex. für seine Mitglieder gekauft hat – zum Produktionspreis, d.h., an den Büchern habe ich nichts veerdient. Und mit diesen 430 Ex. ist auch der „Markt“ für dieses Buch bestens bedient. Ich habe eine Zweitauflage von 50 Ex. in Auftrag gegeben, weil die Amazon-Verkäufe (siehe oben) gut zu gehen scheinen, und die kriege ich auch weg, aber das war es dann auch.
Wer meint, dass die Verkaufspreise verantwortlich dafür sind, dass kein „Publikum“ erreicht wird, hat keine Ahnung von der Materie (und hat Leuten wie Ernst Wurdack nie auch nur ein Sekündchen zugehört, die Einstellung der „Visionen“-Reihe von Helmuth Mommers nicht verstanden usw. usf.). Wer glaubt, so ein Buch müsse für 15,90 über den Tisch gehen, hat sich von seiner eigenen unkontrollierten „Geiz ist geil“-Mentalität nach Strich und Faden verarschen lassen. Wer glaubt, dass ich eine karitative Organisation unterhalte, die ich Verlag nenne, hat nicht nur keine Ahnung von Betriebswirtschaft, sondern glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.
Punkt.
Und Frank, wenn du mir etwas sagen möchtest, das hier nichts zu suchen hat, schick mir eine Mail. Ich hoffe, du musst es nicht wie eine meiner Exfrauen macht, die mir alle 6 Jahre eine Mail schicken, dass sie durch Zufall meine Mailadresse im Internet gefunden haben.
Und nebenbei: Was sind denn bitte „zwei normal dicke Bände zu normalen Preisen“? Hätte ich vielleicht pro Story ein Buch herausbringen sollen, die dann summa summarum 200 Euro gekostet hätten? Hast du eigentlich wirklich verstanden, worum es bei dem Projekt ging? (Ich kann es dir verraten: Es ging nicht um X Bücher zu Billigpreisen für Leute, die eh keine Ahnung haben, was sie da lesen!)
TFA & SWR: Ich wurde ja von Frank schon als „falscher“ Verlag dargestellt, weil aus seiner Erinnerung nicht herauszubringen ist, dass ich bei BoD, Norderstedt, produzieren lasse. Nicht immer, aber immer noch. Dass AndroSF 20 nicht bei BoD, sondern bei SdL, Berlin, hergestellt wird, ist vermutlich untergegangen. Egal. Wenn ich jedenfalls mit der Produktion von AndroSF 20 immer noch kein „richtiger“ Verlag bin, dann ist es an der Zeit, „richtigen“ Verlagen ebenfalls andere Labels zu geben: „Ich bin ein falscher Verlag – kauft mich hier raus!“
Wenn es euch beruhigt – was mich eigentlich nicht jucken muss -, kann ich euch sagen, dass das Paperback, wie es nun für EUR 28,90 zu kaufen ist, bei einer BoD-Produktion knapp 100 Euro gekostet hätte (mit einer Marge für mich von unter 1 Euro). Nochmal: Buchpreis Paperback bei BoD knapp 100 Euro. Einhundert. Marge für mich, uns, SFCD, wen auch immer: unter 1 Euro. Sind diese Zahlen angekommen?
Wenn ihr bei einem VK von EUR 28,90 für ein Paperback (und du, Ralf, hast ja subskribiert) schluckt, dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie ich bei dem BoD-Preis geschluckt habe. Unter anderem auch ob der Erkenntnis, was jetzt auf mich zukommt: Eigenversand, Rechnungen schreiben, Verpackungsmaterial kaufen, Bücher einpacken, zur Post fahren (am Anfang 2mal am Tag) usw. usf.
Klar, das muss euch nicht interessieren. Es ist mein Verlag, mein Problem. Aber im Gegenzug müsste mich dann eigentlich eure Kritik nicht interessieren, oder?
Guido, dass du das verstehst, war mir klar. Natürlich.
Und im Grunde haben wir – Ralf und ich – das Buch durchaus zielgruppenneutral gemacht, wobei uns natürlich klar war, wer als Zielgruppe in Frage kommt. Der Kauf des SFCD ist für mich jedenfalls (bei Ralf weiß ich es nicht, kann es mir aber denken) ein „innerer Reichsparteitag“, auch wenn ich nichts daran verdiene. Mir reicht es schon, dass 320 Ex. Auflage einfach gut aussehen.
Und auch ohne den SFCD hätte mich die bislang verkaufte Auflage von gut 100 Stück schon erfreut. Ich bin da nicht anspruchsvoll. Muss ich auch nicht sein – ich habe ja keinen „richtigen“ Verlag.
Und Nadine, ja, die Idee, eine Taschenbuchlizenz zu verkaufen, wäre interessant, wenn es eine gäbe. Und wenn jemand sie haben wollte. Zur Frage der Begeisterung des „Marktes“ sogenannter „richtiger“ Verlage angesichts von SF-Kurzgeschichten-Anthologien habe ich mich oben schon geäußert. Darüberhinaus waren wir – Ralf zuerst, dann ich – froh, überhaupt die Rechte für *unsere* Anthologie bekommen zu haben. Was einige dieser Rechte gekostet haben, lege ich auf Wunsch gerne offen. Weitergehende Rechte zu erhalten, um diese z. B. zu lizenzieren, wäre aussichtslos gewesen und war von vornherein kein Diskussionsthema. Nicht zuletzt, weil es für so eine Lizenz keinen Käufer gibt. (Naja, gut, vielleicht im deutschsprachigen Namibia, da könnte man das noch versuchen.)
Und fast zu guter Letzt: Guido, das Paperback wiegt ca. 700 g, geht also noch als Büchersendung. Ich denke, das Hardcover wird nicht wesentlich schwerer sein.
Ich bin über solche Kritik nicht böse. Nicht, dass man mich missversteht. Sie zeigt mir letztlich nur, dass es gute Gründe dafür gibt, dass ich Verleger (geworden) bin (wenn auch nur ein „falscher“).
My.
P.S.: Und Frank … deine Interpretationen seien dir unbenommen. Ich realisiere einfach das Problem, dass ich allein in zwei Stunden keine hundert Büchersendungen fertig machen kann. Wenn du das kannst, lade ich dich hiermit herzlich nach Murnau ein. Morgen kommen die Paperbacks, vormittags. Am Abend müssen die raus. Los, alter Mann, beweg deinen Hintern!
Bearbeitet von My., 10 Oktober 2012 - 18:34.