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Schiffsdiebe (Paolo Bacigalupi)


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10 Antworten in diesem Thema

#1 Armin

Armin

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Geschrieben 26 August 2013 - 17:09

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Im Urlaub hatte ich endlich Zeit, Paolo Bacigalupis zweiten Roman Schiffsdiebe (Heyne, 2013; im Original Ship Breaker, 2010) zu lesen. Es wundert mich, dass zum Buch hier noch nichts zu finden ist, außer ein paar Halbsätzen in der Diskussion über den Lesezirkel im Juli.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, lag vielleicht auch an meiner entspannten Urlaubsstimmung - nachdem Bacigalupi mich mit einigen Kurzgeschichten begeistern konnte, war ich von The Windup Girl (Biokrieg) nicht gar so angetan - das kam mir etwas überambitioniert vor und hat für mich nicht so gut funktioniert. Schiffsdiebe hat mich dagegen wieder überzeugen können, obwohl das Buch wohl primär für ein jugendliches Publikum geschrieben ist. Ich denke aber, dass es auch sehr gut beim erwachsenen Leser funktioniert. Die Welt der Schiffsdiebe - über den Titel habe ich mich gewundert, zumal im Roman das Wort Schiffsbrecher verwendet wird - wird sehr anschaulich geschildert, das kommt alles gut durchdacht rüber, gewundert habe ich mich anfangs nur über die "Halbmenschen", die sich erst nicht so recht ins Szenario einfügen wollen, aber später auch ziemlich schlüssig erklärt werden. Hauptfigur Nailer ist ein Sympathieträger, sein Vater Richard Lopez ein echt böser Bösewicht - die Konstellation ist ein bisschen schwarz-weiß, andererseits aber schon auch glaubwürdig, speziell durch den Suchtmittel-Konsum des Vaters. Nailers Beziehung zu Nita gestaltet sich am Ende vielleicht ein wenig zu unkompliziert, das könnte man dem Roman vorwerfen, da hätte ich mir noch einen Haken gewünscht. Als Zugeständnis ans jugendliche Publikum lasse ich das aber durchgehen.

Insgesamt also m.E. ein gutes, lesenswertes Buch, das auch Lust auf die "Fortsetzung" (Versunkene Städte bzw. The Drowned Cities scheint in derselben Welt zu spielen, hat aber wohl andere Hauptpersonen) macht.

Bearbeitet von Armin, 26 August 2013 - 17:12.


#2 Silke

Silke

    Bambinaut

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Geschrieben 26 August 2013 - 19:47

Das Buch fiel mir bei Otherland in die Hände, als ich dort im Mai 1 Woche Urlaub gemacht habe. Bacigalupi hatte ich mir wegen "The Windup Girl" gemerkt, von dem wollte ich mehr lesen. "Ship Breaker" habe ich ziemlich schnell in einem Rutsch durchgelesen. Ich schließe mich Deiner Meinung an, dass es wohl eher für ein jüngeres Publikum gedacht ist, aber mir hat das den Spaß am Lesen überhaupt nicht verdorben und es gab eigentlich kaum Momente, wo die Spannung mal nachgelassen hätte, was ich handwerklich cool fand. Absolut enttäuscht hat mich das Ende, da war ich richtig frustriert. Hätte mir mehr zur Abrundung (dein Haken?) gewünscht. Wenigstens eine kleine Klitzekleinigkeit. Dass Nailer in Nitas Welt ankommt, so was in der Richtung vielleicht. Leider liefert die Fortsetzung da ja wahrscheinlich auch nicht viel mehr (oder doch? Die möchte ich auf jeden Fall lesen. Tool, einer der Halbmenschen, war ein interessanter, geheimnisvoller Charakter in Ship Breaker, da hätte ich gern viel mehr drüber erfahren und in Drowned Cities kann man da hoffentlich seine Neugierde befriedigen. Oder warten auf Band 3? ;-)) Mein Fazit: Spannend bis fast zur allerletzten Seite, schöne Personenzeichnungen (wenn man über Klischees hinwegsieht), Personen die man sehr mag, mit denen man sich identifizieren kann, oder Personen, vor denen man sich fürchtet, und auch im Englischen sehr gut und schnell zu lesen (viel besser als Windup Girl, da hatte ich schon ein paar Probleme mit diversen Vokabeln, was dazu führte, dass ich im ersten Drittel nicht so viel von der Handlung verstanden habe, aber von da an gings da auch sehr gut)
  • • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Southern-Reach-Triologie
  • • (Buch) als nächstes geplant:Boualem Sansal - 2084 Das Ende der Welt
  • • (Film) gerade gesehen: Doctor Who
  • • (Film) als nächstes geplant: Valerian

#3 Naut

Naut

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Geschrieben 27 August 2013 - 06:30

Meiner Frau haben sowohl "Schiffsdiebe" als auch "Die versunkenen Städte" sehr gut gefallen, nur mit "Biokrieg" (liest sie gerade) wird sie nicht ganz warm. Mir dagegen hat "Biokrieg" sehr gut gefallen, bin auf die anderen Bücher gespannt.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#4 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 27 August 2013 - 10:00

Habe ich das nicht schon einmal bei Mark Twain gelesen ?

#5 Seti

Seti

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Geschrieben 01 September 2013 - 14:27

Ich fand "Schiffsdiebe" auch gelungen. Schon die Einstiegszene, wo Nailer durch die Schächte des Supertankers kriecht, war sehr stimmungsvoll. Ebenso die Beschreibung des Lebens am Strand und die spätere Reise ins zerstörte New Orleans. Wobei mir besonders die Kombination aus einem eigentlich paradiesischem Subtropen-Setting und den überall sichtbaren Folgen des menschlichen Niedergangs gefiel - idyllische Palmenstrände vs. Öllachen, Verwahrlosung und Gewalt, über die Meere rasende Klipper vs. gestrandete Supertanker etc. Auch die Figuren konnten überzeugen. Das Zusammenleben der Schiffsbrecher war gut dargestellt - Gruppenzusammenhalt, der nur bis zu einem gewissen Punkt reicht; die Konsequenzen, wenn man seine Gruppe verrät; das Ringen der Hauptfigur zwischen dem Ergreifen eines Strohhalms und dem (empfundenen) Verrat an seinesgleichen... Und was den Antagonisten angeht: Zwar war Nailers Vater wirklich der eher klassische Schurke, aber allein die Tatsache, dass Nailer eben Erinnerungen an bessere Zeiten hatte und genau wusste, was der Tod seiner Mutter und die Drogen aus seinem Vater gemacht hatten, konnte diesem Konflikt genug abgewinnen. Beim Ende gebe ich dir Recht: Ab der Verfolgungsjagd auf dem Meer ging alles ziemlich Knall auf Fall. Kaum war die direkte Bedrohung besiegt, fügte sich auf wenigen Seiten auch alles andere wieder ins Lot. Da hat man wirklich deutlich gemerkt, dass es ein Jugendbuch war. Die Fortsetzung werde ich aber bestimmt auch lesen.

"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

- The Talos Principle


#6 Armin

Armin

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Geschrieben 15 September 2013 - 07:10

Ich habe inzwischen auch Versunkene Städte gelesen. Kein schlechtes Buch, aber insgesamt nicht so gut wie Schiffsdiebe. Dass liegt zum einen an den Figuren: Mahlia fand ich schlüssig, wenn auch nicht ganz so interessant wie Nailer, zu Mouse habe ich überhaupt keinen Bezug finden können; Tool als verbindende Figur zwischen den beiden Romanen ist in Ordnung, mehr aber auch nicht. Mir hat sich aber vor allem auch der Eindruck aufgedrängt, der Autor habe mit seinem eigenen Stoff zu kämpfen gehabt (dazu passen diverse Anmerkungen in der Danksagung am Ende wie "das Manuskript ein weiteres Mal in den Müll zu werfen" oder "viel länger gedauert hat als geplant") und ihm sei dabei so ein bisschen die Leichtigkeit verloren gegangen, die den Vorgängerroman noch ausgezeichnet hat. Ein Beispiel, das zum Schmunzeln taugt, belegt das vielleicht: Van, einer der Soldaten, bei denen Mouse landet, hat bei seiner ersten Erwähnung (Seite 127 in der deutschen Ausgabe) noch beide Ohren verloren. Später ist es dann nur noch eins, weiter hinten sind es zwei. Eine Kleinigkeit, vielleicht auch nur was für Erbsenzähler, aber ich denke, so was sollte dem Autor eigentlich nicht durchrutschen, auch nicht dem Lektor und auch nicht dem Übersetzer, und es passt irgendwie auch ganz gut zu meinem Eindruck. Schade, wie gesagt, kein schlechtes Buch, aber auch nicht der große Wurf.

#7 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 03 März 2018 - 07:33

Die "Schiffsdiebe"-Sache wird ja oft als Trilogie angegeben. Was ist hier der dritte Teil? "Water" doch nicht, oder? Nach meinem Verständnis ist "Water" was eigenständiges.*

 

* Ich kenne von Bacigalupi nur "Biokrieg" und würde gerne mal was anderes von ihm lesen, nun schwanke ich zwischen "Water" und "Schiffsdiebe".



#8 Naut

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Geschrieben 03 März 2018 - 08:19

Der dritte Teil ist "Tool of War", der noch nicht auf Deutsch vorliegt.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#9 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 03 März 2018 - 09:00

Danke!

 

(Was schön wäre: Ein "Danke-Button" wie ihn andere Foren haben, mit dem man sich für bestimmte Posts bedanken kann.)



#10 Armin

Armin

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Geschrieben 30 Januar 2019 - 09:05

Tool (Heyne, 2018)

 

Teil drei der „Schiffsdiebe“-Romane - von einer Trilogie möchte ich eigentlich nicht sprechen, da zwar der Hintergrund derselbe ist und auch einige Figuren mehrfach auftauchen, mit Titelheld Tool als verbindendem Element zwischen allen drei Romanen, davon abgesehen aber in den drei Romanen drei eigenständige Geschichten erzählt werden. Hier steht nun also Tool im Mittelpunkt, und das fängt auch sehr interessant und spannend an, lässt dann aber leider mit fortschreitender Dauer doch nach und schleppt sich so ein bisschen dem Ende entgegen †¦ Seltsamerweise das genaue Gegenteil des letzten Bacigalupi-Romans, den ich gelesen habe. Bei „Water“ hatte ich so meine Schwierigkeiten, ins Geschehen reinzufinden, nach einem zweiten Anlauf hat mich das Buch dann aber richtig gepackt. „Tool“ ist sicher kein schlechter Roman, kommt aber weder an „Water“ noch an „Schiffsdiebe“ heran.



#11 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 07 Februar 2019 - 09:35

Ich bin nun so gut wie fertig mit Band 2 "Versunkene Städte", und kann Armin in allem Recht geben: Ein deutlicher Qualitätsverlust zu Band 1. Das Ganze ist nicht schlecht, aber der Roman tritt über viele, viele Seiten auf der Stelle - was bei einem YoungAdult-Roman besonders zäh ist, da man ja im Grunde weiß, wie die Rahmenbedingungen der Story sind. Auch die Figuren sind weniger interessant als in Band 1.

 

Für mich wirken diese Bücher wie "Fingerübungen" eines Autors, der eine Pause gemacht hat, bis er wieder einen "richtigen" Roman schreibt. Sprich: "Biokrieg" und "Water" sind qualitativ weit über dieser "Trilogie" angesiedelt, so mein Empfinden. Dennoch werde ich "Tool" auch noch lesen. Irgendwann.




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