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Arkadi & Boris Strugatzki: Picknick am Wegesrand


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135 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 01 April 2005 - 07:18

Herzlich willkommen zur Klassikerrunde im April. Wir schlagen auf:

Picknick am Wegesrand
von Arkadi Strugatzki, Boris N. Strugatzki

Eingefügtes Bild

bei Amazon.de.

Viel Spaß wünscht

Holger

--------------------------------------------

Hilfreiche Links:
Autorenseite Arkadi & Boris Strugatzki
Rezension: Picknick am Wegesrand von Rupert Schwarz
Rezension: Picknick am Wegesrand von RealS

Bearbeitet von Rusch, 07 April 2005 - 08:07.

"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 01 April 2005 - 08:05

Wollten wir nicht parallel dazu auch einen Film-Thread zu "Stalker" machen, ähnlich wie bei "Blade Runner"?Bis dennen,Henrik
Gerade fertig gelesen
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Serie "Mad Men"

#3 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 01 April 2005 - 11:17

Stimmt. Wird erledigt!GrüßeHolger
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(Georg Christoph Lichtenberg)

#4 Ceelight

Ceelight

    Hauptsachenaut

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Geschrieben 02 April 2005 - 13:57

Hm, 2. April und noch kein Post zum Thema? Dann fang ich mal an. Mein erster Lesezirkel :D

Bin noch relativ am Anfang (S.39). Die Jungs sind gerade zurück aus der Zone. Bisher gefällt mir das Buch ganz gut. Die etwas angestaubte Wortwahl liegt wohl am Übersetzer, finde ich aber eher lustig als störend. Ist mal was anderes.

Auch habe ich erwartet, dass ein solcher Klassiker wohl eher schwere Kost sein würde, aber erfreulicherweise ist das Gegenteil der Fall. Es liest sich schön flüssig.

Mal schauen, was es mit der Vollen Null auf sich hat :devil:
lese gerade:
Dan Simmons "Ilium"

#5 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 02 April 2005 - 14:58

@Ceelight:

Ich habe bei dem Lesezirkel zu „Das Experiment“ von den selben Autoren auch erst ein wenig tief durchgeatmet und war dann ganz Feuer und Flamme. Es liest sich wirklich erfreulich flüssig. Eine angestaubte Wortwahl ist mir allerdings nicht aufgefallen. Was meinst Du denn da genau?

Mich hat vor allem gefreut, dass die Autoren das Ganze - die Zone, woher kommt sie und was soll sie - erst einmal völlig ausßen vor lassen und den Leser einfach mitten hinein werfen. Eigentlich wie ein Abenteuer-Roman. Die Erörterungen, die ich ebenfalls ziemlich erfrischend finde, kommen erst später.

Bis dennen,
Henrik
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#6 Cloud

Cloud

    Ufonaut

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Geschrieben 02 April 2005 - 18:39

Was mir nicht so sehr gefällt ist, dass der Roman (fast) ohne Kapitel und Absätze auskommt. Da findet man kaum Stellen, an denen man sinnvoll absetzen und das Buch beiseite legen könnte :DDavon abgesehen kann ich eigentlich noch nichts zum Picknick sagen. Ich bin zwar bereits auf Seite 86, aber handlungstechnisch hat sich bisher eigentlich kaum etwas ereignet. Mit der "angestaubte Wortwahl" könnte Ceelight evtl. die Ausdrucksweise von Schuchart meinen, der im ersten "Kapitel" der Erzähler ist. Das liest sich wirklich etwas primitiv, soll aber natürlich Schucharts Persönlichkeit verdeutlichen. Glücklicherweise wird der Roman nicht durchgehend in diesem Stil erzählt, so etwas hätte ich jedenfalls nicht 200 Seiten lang lesen wollen.

Bearbeitet von Cloud, 02 April 2005 - 18:43.


#7 Khaanara

Khaanara

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Geschrieben 02 April 2005 - 20:01

Ich bin erst auf Seite 32, aber das was ich gelesen habe, war ganz interessant. Schon alleine das amüsante Interview am Anfang und auch die Vorbereitungen für den Ausflug in die Zone waren recht gut zu lesen und mach Lust auf mehr. Zumindest ist es nicht ganz so langatmig, wie die Verfilmung (von dem was ich noch in Erinnerung habe).

#8 dyke

dyke

    Biblionaut

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Geschrieben 02 April 2005 - 22:30

Hallo,habe gerade das Kapitel "Schuchart 23 Jahre" beendet.Henrik hat vollkommen recht, neben dem Interview liest es sich wie ein Abenteuer-Roman - Stevensons Schatzinsel meets Spillanes Mike Hammer -. Auch die Erzählweise, Beschreibung der Charaktere und die Sprache ist entsprichend.Verwundet hat mich, dass das ganze in Kanada spielt.Liest sich locker flockig weg und macht Lust auf mehr. Allerdings läßt dieses Kapitel kaum sinnvolle Lesepausen zu. Wäre z.Bsp. für meine Mittagspause zu lange :D .LG Dyke, der den Film nicht kennt

#9 Trurl

Trurl

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Geschrieben 02 April 2005 - 23:22

Ein paar Worte zu dem kritisierten Stil der Strugatzkis im Picknick.

Stilfragen sind fast immer Geschmacksfragen und darüber kann man streiten, mir gefällt der Stil der Strugatzkis sehr gut, weil er direkt ist, sehr lebendig, weil er anschaulich ist und weil er funktioniert.

So simpel wie man vielleicht glauben könnte ist dieser Stil gar nicht. Er leistet im Picknick genau das was er soll: er versetzt den Leser in eine bestimmte Stimmungslage und macht die psychische Verfassung des Helden sehr schön deutlich. Das wird in den späteren Kapiteln offensichtlicher, die in einem deutlich düsteren Tonfall gehalten sind.

Bereits das Anfangskapitel zieht den Leser unmittelbar in die Geschehnisse des Romans hinein, so als wäre man direkt beim Einsatz in der Zone dabei. Obwohl Schuchart den Ausflug in die Zone, fast übermütig, mit sarkastischem Witz, kommentiert, werden das mysteriös-geheimnisvolle der Zone und die permanente Lebensbedrohung atmosphärisch perfekt eingefangen.

Außerdem kann man sich bereits im 1. Kapitel ein gutes Bild von der Persönlichkeit Schucharts machen. Das ist ein praktischer Typ mit praktischer Intelligenz, jemand aus dem Volk, der das Leben leicht nimmt und sich um Autoritäten und Verbote nicht schert, der seinen persönlichen Schnitt mit der Zone macht und dadurch allerhand Schwierigkeiten bekommt. Dieses einfache Persönlichkeitsbild wird sich im Laufe der Erzählung verändern und einige Ecken und Kanten entwickeln.

Trurl

Bearbeitet von Trurl, 02 April 2005 - 23:34.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

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#10 Ceelight

Ceelight

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Geschrieben 03 April 2005 - 01:06

Bin noch nicht weitergekommen, möchte aber hier kurz antworten. Mit angestaubter Wortwahl meine ich, dass die Phrasen, die verwendet werden wohl ein heutiger Übersetzer anders formulieren würde. Ist wie wenn man sich einen Film aus den 70ern anschaut: Man schmunzelt über die Sprüche, die gemacht werden, weil heute niemand mehr so spricht. Wie gesagt, es stört mich nicht!Das Interview am Anfang empfand ich als Aufreisser (auch wieder nur positiv gemeint) für die Story. Es verspricht dem Leser, dass da noch einiges auf ihn zukommt und dass es noch viel zu "erforschen" gibt. Man möchte daran teilhaben. Man will wissen, was es damit auf sich hat. Dann der Wechsel zu Schuchart. Ein Teil des Ganzen wird beschrieben. Sehr detailiert, sehr persönlich und auch spannend. Macht Lust auf mehr.
lese gerade:
Dan Simmons "Ilium"

#11 Baseballbatboy

Baseballbatboy

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Geschrieben 03 April 2005 - 19:27

Hallo,mir hat der Anfang (das Interview) auch gut gefallen. Toller Einstieg und knappe Erklärung über die Entstehung der Zonen.Als nächstes der Ausflug des "Rotfuchs" in die Zone - macht Lust auf mehr! (Vor allem weil ich auch das PC-Spiel "S.T.A.L.K.E.R." im Hinterkopf habe!)Der Stil wirkt wirklich etwas "angestaubt" (Halbstarken-Slang). Aber es stört wirklich nicht und man ist recht schnell "drin" im Roman.Bis jetzt sehr gut!PS: Ich schreibe so, als hätte ich den Roman erst angefangen. Macht für mich die schrittweise Bewertung einfacher.Bin nämlich seit ungefähr 3 Monaten fertig mit dem Buch. :P

Bearbeitet von Baseballbatboy, 03 April 2005 - 19:54.


#12 Rusch

Rusch

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Geschrieben 03 April 2005 - 20:24

So, ich habe jetzt auch mit 4 Tagen verspätung (ich war in Urlaub und kam nur ganz wenig zum Lesen) mit dem Buch angefangen. Ich fürchtete ja ein ähnliches werk wie "Die Schnecke am Hang", aber dieses Buch liest sich viel, viel flüssiger. Der Einstieg in die Geschichte gelingt fast spielerischt und mit hohem Können breiten die Autoren innerhalb weniger Seiten einen komplexen Hintergrund aus. Das gefällt mir ebenso wie die klare Richtung in die der Roman laufen wird. Nach Bedenke Phlebas ist diese zielgerichtete Art zu schreiben eine unglaubliche wohltat. Ich möchte fast sagen, dass in 20 Seiten Picknick mehr geschiet und beschrieben wird als in 200 Seiten Bedenke Phlebas (ihr nehmt zurecht an, dass aus mir kein Banks Fan mehr werden wird - eher das Gegenteil). Doch warten wir ab, wie es weitergeht. Den Film nehme ich mir vor, nachdem ich das Buch gelesen habe. Ich will mich da nicht beeinflussen lassen.

#13 lapismont

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Geschrieben 04 April 2005 - 22:46

So, dank meines bemerkenswerten Ungeschicks mir eine Markise auf den Kopf plumpsen zu lassen, konnte ich das Buch fast komplett in der Rettungsstelle lesen, passender Background.:lol:Zum AnfangDas Interview erleichtert den Einstieg sehr. Es setzt nicht nur eine zynische Sicht auf den Hintergrund, sondern sorgt auch dafür, das man im Nachhinein mehr versteht, gerade im dritten Teil.Ich finde es klasse, wie der Leser in die Handlung geworfen wird. Die Perspektive ist Innensicht Schucharts - so dicht kommen wir der Figur erst wieder zum Schluss.Die klassische Einteilung in vier Akte wird von den Strugatzkis mit einem temporeichen und spannenden Auftakt sehr gekonnt umgesetzt.Handwerklich erste Sahne, besonders so dicht nach "Singularität", wo ja zumindest in Teilen des Festivals ähnliches Gedankengut verarbeitet wurde, wie hier bei den Picknickern.Ich lese übrigens die Übersetzung von Aljonna Möckel in der Ausgabe des Verlages Das Neue Berlin.Dort sind auch wirklich gute Innenillustrationen von Günter Lück, ganz im Stile der Sgt. Pepper Ästhetik.

Bearbeitet von lapismont, 04 April 2005 - 22:46.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#14 Rusch

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Geschrieben 05 April 2005 - 07:53

Ich werde das Buch wohl heute beenden. Derzeit bin ich mitten im dritten Teil. Ich lag wohl etwas falsch in meiner Erwartung an das Buch. Mit einer gewissen Enttäuschung musste ich feststellen, dass es sich nur um einen Ausflug in die Zone gehandelt hatte. Ich hätte zu gerne mehr über diese erfahren, aber vielleicht kommt das noch. Handwerklich ist das Buch aber in der Tat gut geschrieben.Der Sache mit der goldenen Kugel, die wohl das Zentrale Element der vierten Erzählung darstellt, blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits könnten die Beschreigungen der Jagd nach dem Artefakt interessant werden. Andererseits könnte das ganze Buch in Richtung Märchen abdriften, was nicht so recht passen würde. Na mal sehen.

#15 Henrik Fisch

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Geschrieben 05 April 2005 - 07:58

@lapismont:

Handwerklich erste Sahne, besonders so dicht nach "Singularität †¦

Tja, ich quäle mich im Moment noch ein wenig durch „Singularität“ und ich denke, dass die Ideen vielleicht ähnlich sind. Auf der anderen Seite kann ich Rusch nur zustimmen: Wenn Herr Stross sich ein wenig zusammengerissen hätte, dann hätten die Inhalte der Sigularität auch auf 200 Seiten gepasst. Von daher finde ich das Picknick sehr erfrischend: Kurz, knackig, kein Gelaber - ok, das kommt noch - einfach los und das Wichtige erzählen. Zack! So muss es sein. :lol:

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#16 dyanarka

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Geschrieben 05 April 2005 - 08:02

Habe dieses Buch schon 3 mal gelesen und insgesamt stimme ich dem in der neueren Taschenbuchausgabe beigefügten Nachwort von Stanislaw Lem zu, welcher "Picknick am Wegesrand" eher in die Ecke eines moderner Märchenbuches stellt ob seiner Metaphorik (besonders die geheimnisvolle"goldene Kugel" die so eifrig gesucht wird und von Legenden umwoben ist).Dennoch macht es Spass, das Buch zu lesen. Mir gefällt die Idee. Der Film "Stalker" gibt das Märchenhafte symbolisch gut wieder, auch wenn er fast unerträgliche philosophische Monologe beinhaltet und abgrundtief traurige Gestalten zeigt. Das Reale bei "Picknik am Wegesrand" ist ganz sicher eigentliche Grundthema: Ausserirdisches wird uns immer als Wunder, Märchen und Spiegel eigener Sehnsüchte erscheinen. :lol:

#17 lapismont

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Geschrieben 05 April 2005 - 09:13

Ich hab Das Picknick zum erstenmal in meiner Jugend gelesen und es von damals auch mehr in Richtung Märchen im Gedächtnis. Was natürlich auch eine Frage der Lesererfahrung ist.Es ist im eigentlichen Sinne Phantastik, denke ich. Vielleicht sogar eine russische Variante der Gralssuche. Die Ritter der Zone scharren sich ja im dritten Teil um König Aasgeier und veranstalten ihre Art von Turnieren. Die Orte ihres Todes stehen dann wie Kapellen am Wegesrand von Roderiks Queste.Kann schon verstehen, dass Lem das metaphorisch findet.Die Geschichte begleitet die Hauptfigur nicht kontinuierlich, sondern nur Abschnittsweise. Ich kann mich erinnern, dass die Autoren es mit Maxim Kammerer ähnlich taten, nur eben auf mehrere Bücher verteilt.Falls jemand Teil 3 schon gelesen hat - Welche Theorie der Zonen leuchtet Euch am meisten ein?Picknick ist allerdings eine äußerst originelle Idee!

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#18 Cloud

Cloud

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Geschrieben 05 April 2005 - 09:29

Falls jemand Teil 3 schon gelesen hat - Welche Theorie der Zonen leuchtet Euch am meisten ein?

Ganz klar die Picknick-Theorie. Die anderen Theorien sind dagegen ja eigentlich nur eine Anreihung von Clichés. Bin jetzt auch durch. Anfangs war ich doch etwas enttäuscht, da das Buch in eine andere Richtung lief, als ich das erwartet und erhofft hatte. Wenn man dies aber akzeptiert hat, entpuppt sich das Picknick als wunderbares, nunja, Märchen.

#19 Rusch

Rusch

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Geschrieben 05 April 2005 - 09:41

Hehe, das mit dem Picknick ist schon eine recht witzige Idee. Die kommen vorbei, feiern ein Fest ziehen ab und lassen den Müll zurück auf den sich die Menschen stürzen. Das ganze zeigt viel Humor. Witzig auch, dass die Menschen ihrerseits regelmäßig ein Picknick am Rande der Zone veranstalten.

#20 Konrad

Konrad

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Geschrieben 05 April 2005 - 10:10

Wenn man dies aber akzeptiert hat, entpuppt sich das Picknick als wunderbares, nunja, Märchen.

Moment mal, da muß ich doch mal einhaken. Irgendwie klingt das ... abwertend. So, als wäre "Picknick" keine "richtige" SF. Ich sehe SF (insbesondere, wenn sie gut ist) als modernes Märchen. Man erkläre mir doch mal den Unterschied zwischen "Picknick" und "Hyperion", dem sicherlich nicht der Zweifel der "richtigen" SF anhaftet. Eine reduzierte Symbolik kann es doch wohl nicht sein. :rolleyes: Gruß, Konrad

Bearbeitet von Konrad, 05 April 2005 - 10:16.


#21 Cloud

Cloud

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Geschrieben 05 April 2005 - 10:32

Irgendwie klingt das ... abwertend.

Das hast du gesagt. Man könnte es aber genausogut so verstehen, dass es für das Picknick abwertend wäre, wenn man es als SF bezeichnen würde :rolleyes: Ich habe es jedenfalls weder in die eine noch die andere Richtung als abwertend gemeint, vielmehr kam mir das Picknick vor allem (aber nicht nur) im letzten Kapitel doch sehr wie ein Märchen daher (da stimme ich mit Lem absolut überein), von Science Fiction im wörtlichen Sinne war hier nichts mehr zu spüren.

#22 Konrad

Konrad

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Geschrieben 05 April 2005 - 10:40

Ich habe es jedenfalls weder in die eine noch die andere Richtung als abwertend gemeint, vielmehr kam mir das Picknick vor allem (aber nicht nur) im letzten Kapitel doch sehr wie ein Märchen daher (da stimme ich mit Lem absolut überein), von Science Fiction im wörtlichen Sinne war hier nichts mehr zu spüren.

Die "Abwertung" war nur der Aufhänger. :rolleyes: Meine eigentliche Frage war, worin Du den Unterschied zwischen einem Märchen und SF "im wörtlichen Sinne" siehst.

#23 tichy

tichy

    Typonaut

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Geschrieben 05 April 2005 - 10:41

Hej!"Märchen" ist für Lem jedenfalls keine Abwertung, sondern eine literarische Klassifikation. Und dass sich märchenhafte Elemente und SF nicht ausschließen, beweist ja schon StarWars.Mir kommt diese goldene Kugel tatsächlich ein wenig vor wie eine "böse Fee" oder gar der Teufel, des "Herrn der Lügen", der dir um den Preis deiner Seele (in diesem Fall: Du musst einen Menschen opfern) Wünsche erfüllt (die beiden Kinder) -- aber dabei immer einen Weg findet, ihn in einer Weise zu erfüllen, dass er dich nicht glücklich macht (die Kinder wünschen dem Vater den Tod).-- tichy
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#24 Trurl

Trurl

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Geschrieben 05 April 2005 - 11:14

Picknick am Wegesrand ist kein Märchen.

Es gibt zwar ein paar Strukturmerkmale eines Märchens, aber die betreffen nur den Schluß. Insgesamt gesehen, ist das Picknick ein realistischer Roman, auch wenn es um eine phantastische Geschichte geht. Die Phänomene der Zone sind ja wenig märchenhaft, zwar unbegreiflich, aber ihre Auswirkungen auf die reale Welt sind sehr konkret.

Den Schluß des Buches sehe als etwas separates, dem Rest des Picknick's nicht direkt zugehöriges Romanfragment, das die Wirkung des Romans - unbeabsichtigt - ins märchenhaft, magische abdriften lässt. Die Metaphorik des Schlusskapitels lässt zwar für Interpretationen in jede Richtung genügend Spielraum , interessanter finde ich aber was die Strugatzkis über die Zone sagen, bzw. nicht sagen. Einige Hinweise gibt Pillman im Gespräch mit Nunnan, aber das sind nicht mehr als Vorschläge, keine definitiven Antworten.

Welcher Interpretation des Besuchs neige ich zu?

Ich denke Lem hat Recht, wenn er sagt, das Bild eines Picknicks gehe etwas zu niederträchtig mit uns Menschen um. Reale Reisen zwischen den Sternen dürften mit Sicherheit eine sehr zeitaufwändige und ressourcenverschlingende Angelegenheit sein, nichts was mit einem Fingerschnippen in Nullzeit zu bewerkstelligen ist. Die Picknick-Metapher unterstellt, den Fremden zweitens eine Gleichgültigkeit anderem intelligenten Leben gegenüber, die schon etwas Gehässiges hat, denn die verheerende Wirkung der teilweise sehr gefährliche Gegenstände, musste ihnen sehr wohl bekannt sein. Man kann die Schuld an dem Missbrauch der Zone, nicht allein der Unvernunft der Menschen zuweisen. Einem Kind gibt man schliesslich auch keine Maschinenpistole oder ein Feuerzeug in die Hand.

Ich denke, es war ein Unfall und die Menschen haben es nun mit den Trümmern zu tun, manche Dinge funktionieren noch,einige halb, andere sind defekt und manches ist einfach Schrott, bzw. sowas ähnliches wie radioaktiver Abfall (z.B. die Hexensülze).

Trurl
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#25 Rusch

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Geschrieben 05 April 2005 - 11:26

Man erkläre mir doch mal den Unterschied zwischen "Picknick" und "Hyperion", dem sicherlich nicht der Zweifel der "richtigen" SF anhaftet. Eine reduzierte Symbolik kann es doch wohl nicht sein.  :rolleyes:

Naja, Hyperion wird nur durch die SF lastigen Geschichten zur SF. Die Grundgeschichte weisst jedoch einige Fantasy Elemente auf. Jedoch sicherlich nicht genügend, um den Roman als Fantasy Werk zu Bezeichnen. Aber der Grundaufbau gleicht auch bei Hyperion dem eines Märchen.

#26 Konrad

Konrad

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Geschrieben 05 April 2005 - 11:47

Picknick am Wegesrand ist kein Märchen.

Es gibt zwar ein paar Strukturmerkmale eines Märchens, aber die betreffen nur den Schluß. Insgesamt gesehen, ist das Picknick ein realistischer Roman, auch wenn es um eine phantastische Geschichte geht.

Naja, so ohne weiteres würde ich das nicht unterschreiben.

Z.B. kenne ich keine "realistische" Erklärung für eine "Null".
Von daher öffnen die rätselhaften Artefakte natürlich schon die Tür zum Märchen.

Für mich ist das Raffinierte aber am Roman, daß die Artefakte als Projektionsflächen für die märchenhaften Vorstellungen der Menschen dienen.

#27 Henrik Fisch

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Geschrieben 05 April 2005 - 13:19

@Trurl:
Na, na, Trurl, jetzt Denk Über Dein Argument lieber noch einmal nach, denn †¦

Die Picknick-Metapher unterstellt, den Fremden zweitens eine Gleichgültigkeit anderem intelligenten Leben gegenüber, die schon etwas Gehässiges hat, denn die verheerende Wirkung der teilweise sehr gefährliche Gegenstände, musste ihnen sehr wohl bekannt sein.

Echt? Und selbst wenn: Na und? Wieviele Kinder haben schon Ameisen, Spinnen und Käfer einfach aus Spaß zertreten? Und wieviele Menschen haben schon leere Bierflaschen einfach ins Gebüsch geworfen und dadurch verheerende Brände verursacht (Spanien)? Wieviele Tierarten wurden schon aus reiner Dummheit ausgelöscht (Wildgans-Bestände in Amerika)? Und wenn wir bei uns Menschen untereinander bleiben: Wie oft haben wir uns schon gegenseitig aus reiner Spaß an der Freude gequält? Also: Lasse ich nicht gelten, das Argument.

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#28 Trurl

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Geschrieben 05 April 2005 - 14:22

Hallo Henrik,Gut. Ich habe nachgedacht. Deine Einwände leuchten mir trotzdem nicht ein.Metaphern sind manchmal ganz schön etwas zu verdeutlich, aber sie haben ihre Grenzen. Ich finde diese Bild vom Picknick hat schon was, ist mir aber zu misanthropisch um wahr zu sein. Das kommt mir ein wenig so vor als wolle man damit mit aller Gewalt die Bedeutungslosigkeit der Menschheit herauskehren. Das heisst natürlich nicht dass es wahr sein könnte. Es überzeugt mich nur nicht völlig.Wir reden hier weder von kleinen Kinder die Ameisen zertreten, noch von dummen Wanderern die aus Blödheit einen Wald anstecken.Aus Spass jemand quälen ist Sadismus, wollen wir das diesen Außerirdischen, die uns Menschen wahrscheinlich nicht nur technisch hoch überlegen sind, tatsächlich unterstellen? Sicher ethisches Handeln hat mit Klugheit nicht immer was zu tun, aber Du unterstellst den Fremden lieber ein gehässiges oder wenigsten völlig gedankenloses Verhalten als dass Du ihnen wenigstens ein kleinen Funken höherer Moral als uns Menschen zubilligst. Ich hoffe es kommt nicht zu hart rüber, ich argumentiere nur. :rolleyes:Trurl
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#29 Rusch

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Geschrieben 05 April 2005 - 14:43

Ihr denkt zu sehr in menschlichen Bahnen. Es wäre auch denkbar, dass die Außerirdischen trotz des Wissens um die Gefahren der Menschheit, ihren Krempel zurück lassen. Vielleicht ist es ihnen schlichtweg egal und sie sheen die Menschen als minderwertige Kultur an (gut, das wäre schon wieder ein sehr menschliches Motiv). Vielleicht lassen sie bewusst alles zurück - sozusagen als Rätsel für die Menschheit. Vielleicht ist es der Beginn eines Terraformings oder es handelt sich schlichtweg um eine Mülldeponie. Erklärungen könnten unzählige gefunden werden.

#30 Henrik Fisch

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Geschrieben 05 April 2005 - 15:38

@Trurl:

Nun, eine Diskussion über außerirdische Wert- und vor allem Moralvorstellung zu führen, ist eine mühsame Angelegenheit. Denn wovon soll man ausgehen? Vor allem, wenn man den Diskussionsgegenstand gar nicht kennt. Man muss also eigentlich damit anfangen, mit allem zu rechnen. Und dafür ist ein SF-Forum erst einmal ein ganz hervorragend geigneter Ort.

Das kommt mir ein wenig so vor als wolle man damit mit aller Gewalt die Bedeutungslosigkeit der Menschheit herauskehren.

Ja, endlich einmal! Normalerweise werden die Menschen immer als etwas tolles, erhabenes, weit fortgeschrittenes dargestellt. Ich denke, dass es mal ganz erfrischend auch auch sehr lerreich ist, wenn genau das mal nicht der Fall ist: Nein, der Mensch ist nichts besonderes. Er soll sich nicht so wichtig tun, denn andere nehmen ihn auch nicht wichtig. Ein wenig mehr Bescheidenheit stünde der Menschheit gut zu Gesicht. Vor allem auch im täglich Miteinander.

Aus Spass jemand quälen ist Sadismus, wollen wir das diesen Außerirdischen, die uns Menschen wahrscheinlich nicht nur technisch hoch überlegen sind, tatsächlich unterstellen?

Ja, warum nicht? Denn vielleicht wissen die Außerirdischen gar nicht so viel von uns, wie wir denken. Oder noch besser: Nicht jeder der potentiellen Nicht-Erdlinge wird ein ausgebildeter Xenobiologe sein. Oder machst Du Dir jeden Tag Gedanken über die von Dir millionfach zerquetschten Amöben und Kleinstlebewesen auf Deinem Körper, in Deinen Klamotten und auf dem Gehweg?

†¦ aber Du unterstellst den Fremden lieber ein gehässiges oder wenigsten völlig gedankenloses Verhalten als dass Du ihnen wenigstens ein kleinen Funken höherer Moral als uns Menschen zubilligst †¦

Keineswegs. Ich behaupte nur einmal vorsichtig, dass Fremde von uns vermutlich so verschieden wären, dass sie die Menschen gar nicht als vernunftbegabte Lebewesen erkennen. Oder interessiert sich ein Lichtstrahl für eine Träne?

Ich hoffe es kommt nicht zu hart rüber, ich argumentiere nur. :P

Absolut nicht. Ich mache ja auch nur das gleiche! :rolleyes:

Bis dennen,
Henrik

Bearbeitet von Henrik Fisch, 05 April 2005 - 15:39.

Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
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Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
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