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Kais Komik Blokk



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Walküre [Splitter/2015]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 10 August 2015 · 3.419 Aufrufe
Splitter, 21.Jhdt.
Die Comic-Macher Kovačević, bekannter serbischer Zeichner, & Cordurié haben vor 3 Jahren diese abgeschlossene Sage um die Walküre Gunhild, die ausnahmsweise den Menschen gegen die Machenschaften der Götter & Elben & Eisriesen hilft, bei dem französischen Verlag Editions Soleil veröffentlicht. Aktuell nun folgt der Splitter-Verlag in Deutschland mit einer gebundenen Ausgabe.
 
Diese fiel mir v.a. wg. dem Cover auf, und der Kauf folgte außerdem dem Wunsch, mal nachzusehen, ob diese Sache sich dafür eigne, europäischen Neonazis zu gefallen, da diese ja gerade die skandinavischen Sagen als Quellmaterial für Namensgebung eigener Vereine/Aktionen/wasimmer bevorzugen. Es sei vorweg gesagt: Das auf dem Cover ist NICHT Gunhild! q:)
 
Die Story beginnt so: Im Wikingerclan des alten Lothars macht sich sein Sohn Alrik einen Namen indem er nach & nach alle seine Kumpel im Boxkampf besiegt. In diese "Idylle" bricht eines Tages so etwas wie ein Meteorit ein. Als Alrik & die Anderen den Krater untersuchen liegt darin eine besonders - minimal - angezogene kräftig aussehende Blondine neben dem offensichtlichen Kadaver eines Flügelpferdes. Eine Walküre also! Aber was macht sie hier bei den Menschen? Außerdem tritt ihnen ein maskierter Hüne mit einer Axt entgegen. Wenig später, im angehenden Winter, werden die Dörfer der Clans nach & nach von einem furchtbaren unsichtbaren Angreifer zerstört. Es gibt Hinweise dass es sich um eine göttliche Kreatur handeln könnte. Ist sie im Namen Lokis unterwegs? Jedenfalls überlegt sich Alrik einen wilden Plan, dem die Clanchefs zustimmen müssten, und wofür er die Hilfe der gestrandeten Walküre Gunhild erbitten müsste...
 
Um mich gleich zu outen: Als Teenager hätte ich diese Sache großartig gefunden! Der konvolute Plot in dem es v.a. um einen totalen Krieg der Mächtigeren der 9 Welten - Asen, Elben, Eisriesen, Strubbelzwerge, Wanen - geht, hätte mich gefesselt, wie auch die wohl-recherchierten Orts- & Objektnamen. Außerdem kommt Mjolnir vor! (Yay! Yay! Ya-WUMM!!)
 
Aber als älterer Herr, der ich inzwischen bin, wirkt das ganze doch arg stramm & geistlos auf mich. Es spielen oft alte Werte wie Ehre(nvoller Tod), Talent & Kraft eine Rolle, und weniger Humor & der Umgang mit Schwäche/Niederlagen. Es kommt eine ganze Menge Blut und Eisen vor. Und das alles macht die Sache auf den 1. Anschein "andockbarer" für extremrechte Gemüter als mir ehrlichgesagt lieb ist.
 
Beim genaueren Hinsehen ergeben sich immerhin einige Gegenargumente: Es gibt nicht nur schöne weiße blonde Frauen, die zu sagen bzw. Kämpfe zu gewinnen haben, sondern auch schwarzhaarige (1 Gegnerin wie auch 1 Kämpfer* auf seiten der Menschen). Überhaupt sind die Frauen diejenigen, die Dinge in Gang bringen, u.a. unter der Leitung der schönen Walküren-Chefin & Fruchtbarkeits-Göttin Freya - ihr Gesicht ist das auf dem Cover. Und das Schicksal vieler männlichen Götter (oder Asen, also Bewohner Asgards) ist nicht das rosigste. Letztendlich ist der Band unterschwellig eine Hommage an starke Frauen! Wenn mann also weiter denkt als dieses Comic geht: Kann ein Amazonen-Matriarchat Sünde sein - also in die faschistoide Weltsicht der aktuellen extremnationalistischen Holzköppe passen?
 
Mir gefällt am meisten die Zeichnerei & die teils genialen Farben von Kolorierer Champelovier - insbes. die Winterszenen auf Midgard, also dem Bereich der Menschen. Deshalb werde ich den Band wohl voraussichtlich erstmal behalten.
 
Zwiespältiges Resumee: Als bildhafte Einführung in die skandinavische Mythologie "beyond Marvel" gelungene - wenn auch recht blutige - Erzählung, der etwas weniger hölzerne Dialoge & etwas mehr Geist gut getan hätten. Für ein Leben lang verkappte Freya-Fans ist der Band natürlich pures gewelltes Gold. (Mais ce n'est pas moi.)
 
(* ergrauter Spoiler: Der gesichtslose Hüne, Hermod, ist der von Odin nicht abgesegnete Partner der nicht-mehr-ganz-jungfräulichen Walküre. Er ist der zentrale Gott "aus der Maschine" des ganzen Bandes. q:p)


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Elfquest - Abenteuer in der Elfenwelt [Tokyopop/2015(1978)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 19 Juli 2015 · 3.270 Aufrufe
Tokyopop, Dark Horse, *Pini und 1 weitere...

Eine der erfolgreichsten Erzählungsserien der Neuzeit zum Thema "little foiks" - hier Elfen, die kleiner sind als Menschen - wird zzt. vom Hamburger Verlag Tokyopop in dt. Sprache veröffentlicht, wahrscheinlich in Lizenz der sehr ähnlichen "complete" Dark-Horse-Reihe von Bänden, die jeweils immer 9 "Geschichten" pro Band bündeln: ELFQUEST, zum größten Teil geschaffen von "storyteller extraordinaire" Wendy Pini - die schon mal im Blokk, sogar bildlich, vorgestellt wurde - mit einigen Text- & Konzeptions-Beiträgen von ihrem Mann, Richard Pini.

Damit kriegen auch heutige Generationen eine vereinfachte Chance, dieses Kolossalwerk* von Anfang an kennen zu lernen: Die Gruppe wolfreitender Elfen um Tam, genannt "Schnitter", die immer ihre Schwerter dabei haben & mit den Wölfen kommunizieren können (im Gegensatz zu anderen Elfen, die sie so auf ihrer Reise kennenlernen). Dieses Volk lebt in einem großen Wald, in dem allerdings auch (bronzezeitliche) Menschen leben; Letztere behaupten, die Elfen seien schon immer ihre Feinde gewesen & vertreiben Schnitters Gruppe aus dem Wald. Wegen einem 2. Verrat landen sie dann in einer scheinbar todbringenden Sandwüste. Doch dort treffen sie nach tagelangen Entbehrungen zu ihrem Erstaunen auf sympathische Wesen, die für Schnitters Leute - und ganz besonders für ihn persönlich - eine Schicksalswende bedeuten. Leider tauchen dann doch wieder Menschen auf...

 

Diese Gesamt-Ausgabe ist in schwarz-weiß gehalten - das kommt mir Zeicheninteressierten entgegen: Man kann deutlicher sehen, welche Zeichenkunst Mrs. Pini beherrscht in vielen Hintergründen, helleren/dunkleren Umgebungen (z.b. untergrunds), detaillierte Visten mit Flora & Fauna (insbes. die Wölfe sind gelungen). V.a. zeigt die Zeichnerin aber großartige Disziplin bei der Beibehaltung des von ihr gewählten Looks der Elfen; dabei hat mir besonders Schnitters bester & schlauster Freund, Himmelweis, gefallen. (Die Sequenz, wo er auf S. 253 den geheimnisvollen Schlüssel hervorzaubert, ist im Sinne der Zeichendisziplin genial.)

 

Interessant auch wie die Pinis die Herkunft der Elfen SF-mäßig grundieren - die Urelfen kamen bruchlandend aus dem All - plus deren Evolution von Tolkienschen langen/schlanken "Hohen" in diverse spätere Formen andeuten - diese kleineren Elfen, Trolle, u.v.m. (in späteren Bänden). Das hatte ich ganz vergessen, & finde ich heute ziemlich gelungen.

 

Dass die Serie aus den Siebzigern stammt, merkt man schon an Schnitters Hosenschnitt & seinem immer-nackten "six-pack" Torso. (S. stehende Figur auf dem Cover.) Aber auch die Memen der Siebziger sind zahlreich vertreten - entscheidungsfreudige HeldInnen, deren Liebe zueinander alles überwindet, die aber gleichzeitig heroisch bereit sind zu kämpfen & nie aufzugeben, & das alles in fast disneyhafter Niedlichkeit. Dem damalig seit ca. 10-15 Jahren aufgeflammten erneuten Interesse an Tolkiens Fantasy-Welten setzten die Pinis einen eigenen, feminineren Gegenentwurf entgegen - es würde mich nicht wundern, wenn eine Menge junge Leserinnen Fan der Serie waren in den 80ern.

 

Obiges bezieht sich v.a. auf den 1. Band; den 2. gibt es schon. Eine Menge mehr werden noch folgen. Eine einmalige Chance das gesamte naturalistische Epos einer der prominentesten US-Zeichnerinnen mit zu erleben; mensch bzw. nicht-elf sollte dies ernsthaft erwägen!  :qsunny:

 

(* Von damals, 1978, läuft die Serie ständig weiter, anfangs im Eigenverlag der Pinis, dann bei Marvel, dann wieder von Anfang an bei DC, und nun dort wo seit ca. 10 Monaten der finale Quest veröffentlicht wird: Dark Horse! In etwas mehr als einem Jahr sollte dann das Epos endlich zum Ende kommen, wenn es bei der entspr. Ankündigung bleibt. Wahrscheinlich ist es jetzt schon die längst-laufende Fantasy-Comicserie der Welt... :o)




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Hellboy: Seltsame Orte [Cross Cult/2006]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 11 Juni 2015 · 3.677 Aufrufe
Cross Cult, Dark Horse, 21.Jhdt. und 2 weitere...

Im SFN wurde diese bahnbrechende Horror-/Steampunk-Serie in der Comicform bisher so gut wie nie konzentriert besprochen. :o Deren Schöpfer Mike Mignola arbeitete öfter in irgendwelchen Off-Titeln der großen US-Verlage - u.a. Guardians of the Galaxy, wo er einen eigenen Rocket-Raccoon-Zweig gestalten durfte! - und seine Zeichnerei war auffallend gut, aber evtl. ein wenig zu "cute", damals. Was niemand wusste: Mignola ist ein Gothic-Novel-Fan und Student & Bewunderer der viktorianischen Epoche Großbritanniens.

 

Als er dann das Ensemble-Comic HELLBOY in den Neunzigern konzipierte, war sein Hirn wohl vollgestopft mit Hintergründen zum fertigen Grundplot - über Hellboys 1. Erscheinen auf der Erde der Menschen im II. Weltkrieg - aber er traute sich nicht, das Comic zu texten. Und wand sich an den damaligen "rising star" John Byrne, der Mignolas Story in Szenen/Dialoge umsetzte. (Wobei Byrnes eigene Einführung zum ersten kompletten Kern-Band^, den Mignola zeichnete, klar macht, dass Byrne das als den leichtesten Job ansah, den er je angeboten bekam - weil Mignola ihm fast alles auf einem ständig nachgefüllten Teller verabreicht hätte. M.E. hat aber Byrne gleich zweifach - nämlich dem Comic & seinem zentralen Helden - sehr sinnvolle Geburtshilfe geleistet.)

 

Der hier besprochene letzte Kern-Band, den "storyteller" Mignola komplett selbst zeichnete ist also der bis inkl. 2010 letzte einer Reihe, die er dann zum allergrößten Teil auch selber textete:

  •   1. Saat der Zerstörung (Texte: Byrne)
  •   2. Der Teufel erwacht
  •   3. Sarg in Ketten
  •   4. Die rechte Hand des Schicksals
  •   5. Sieger Wurm

 

Warum nun diese ausholende Einführung? Weil der vorliegende 6. Kern-Band das thematische Ende von Hellboys "Zeit auf Erden", also unter Menschen, als eine Art sonderbarer Mensch verkleidet, darstellt! Als der 1. Kinofilm kurz vor der Premiere stand, wollte Mignola laut seinen Kommentaren* im Band der "Erste" sein, der das Filmende hintergrundstechnisch sozusagen an der Quelle vorweg nimmt.

 

Wir erlernen also nun so gut wie alle verbleibenden Herkunfts-Geheimnisse... Über den siebenfachen Ur-Drachen im Weltraum, der nur darauf wartet befreit zu werden und endlich die Erde für seinesgleichen einzunehmen - die klassische "Backstory" vieler Lovecraft-Erzählungen. Welche Beziehung die riesenhafte steinerne rechte Hand Hellboys zu diesem weltzerstörungsfähigen Multi-Ungetüm hat. Und dass H. eben wirklich kein (etwas kräftigerer) Mensch ist. Und das kapiert - endlich? - auch er selbst. (Die Ur-Hexe Hekate nennt ihn an einer Stelle "Bruder"...)

 

Neben vielen tollen Extras - u.a. 8 vollkolorierte Zusatzseiten ohne Text! - am Ende besteht der Band nur aus 2 längeren Erzählungen:

  Der 3. Wunsch - in Afrika wird H. von einem weisen alten Traummeister ins Meer geschickt, wo er prompt von 3 Meerjungfrauen in eine violette Palastruine am Meeresboden verfrachtet wird nachdem sie ihm einen goldenen Nagel in einen Hornstumpf treiben; was die 3 nicht wissen ist, dass sie damit auch ihr eigenes Schicksal besiegeln, wobei H. immerhin der 3. & jüngsten ein wenig helfen kann...
  Die Insel - nachdem H. lange im Meer herumtreibt, landet er auf einer kleinen britischen Insel... mit einer Abteiruine, in der er sich einer gewaltigen Simulation einer der 7 Drachen - und, nach einer fatalen Verwundung durch diesen, seiner eigenen Sterblichkeit - stellen muss...

 

Die erste ist eine meiner "top 5" Lieblings Mignola-gezeichneten Hellboy-Geschichten: Eine offensichtliche Hommage an H.C. Andersen, aber natürlich wesentlich dunkler. (Überhaupt gibt's in diesem Band mal ausnahmsweise fast gar nichts zu lachen.) Die fremdartige Beleuchtung des Unterseepalasts ist großartig ausgeführt worden von Std.-HELLBOY-Kolorist Dave Stewart, der dafür auch eine Eisner-Auszeichnung bekam. Das letztendliche Schicksal der klein(st)en Meerjungfrau fand ich rührend geschildert; wer Andersens Nixenmärchen gelesen hat, merkt: So war es wohl wirklich - kein Prinz, sondern ein großer roter Jung' im knittrigen Ledermantel, der auch nicht lange bleibt.

 

Die zweite Erzählung ist grafisch großartig, und voll gestopft mit signifikanten Ereignissen - nebenbei der Entstehung der Welt, der Menschen & Hellboys Steinhand - aber wirkt weniger gelungen auf mich. Da scheint mir Mignola nicht genug Zeit für gehabt zu haben - der karge Dialogstil, den er sonst perfekt für H. pflegt, weicht stellenweise Zitaten aus bekannten alten Filmen, z.B. Moby-Dick mit Peck als Ahab. Warum zum Teufel würde aber H. sowas in einer maximal lebensbedrohenden Krise von sich geben? -- Auch ist einfach zuviel rapide auflaufender Detail drin, so dass man nicht alles mitbekommt, auch nicht nach zweimaligem Lesen. (Nochmal soviel hilft. :P)

 

Umwerfend sind allerdings die Konsequenzen der Erkenntnisse dieses 6. Kern-Bandes - wenn man sich den Bogen der 5 Bände davor vor Augen führt (& Mignola zitiert eine Menge dieser alten Geschichten im 6. Band - es hilft also, die Anderen vorm Leseversuch intus zu haben), wird klar, dass das ganze bisherige Leben Hellboys nur eine Art Pubertät in der menschlichen Welt war. Nun hat er alles Menschliche beiseite gelegt, und bereitet sich auf seine eigentliche Mission vor - die mächtige Hand im Griff zu behalten & den Krieg gegen die Unterwelt der Feen, Hexen & Dämonen, die das Ende der (auch ihrer) Welt scheinbar herbei sehnen, anzugehen - inzwischen mehr oder weniger alleine.

 

Man stelle sich vor, das "cinematic universe" traut sich auch zu einem solchen "Ende" vor!

 

Fazit: Ich, möglicherweise einer der größten Horror-Meider der westlichen Welt (q;)), empfehle wärmstens dieses erstaunlich effektiv gestaltete lange phantastische** Melodram des menschenfreundlichen Sohn des Teufels, präsentiert in umwerfenden minimalistisch-meisterhaften Tintenbildern. Mit das dauerhaft Beste, das die Comic-Welt je zustande gebracht hat. Und ich - der den ganzen Zusatzbänden (meist von anderen Zeichnern, aber unter der Ägide Mignolas) seit diesem damals auch späten Band nicht mehr folgte - habe den Eindruck vor 4 Jahren gab es doch noch einen weiteren Kern-Band, wo es um einen gewissen Abstieg geht... Mal sehen!

 
(^ Der "Kern", den ich hier meine, ist Mignolas zusammenhängende Entwicklung von Hellboys Leben seit seiner Geburt, also bar den vielen "stand-alone"-Geschichten, die es im Umfeld der nur von ihm gezeichneten 6 Bände gibt. / * Fast jeder Band besteht aus 2 oder mehr einigermaßen abgeschlossenen Erzählungen, die Mignola immer mit einer kleinen Entstehungsgeschichte inkl. Quellgedanken dazu versieht. / ** Nie war der Sinn dieses Wortes wahrer. :qdevil:)



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Silver Surfer: Parabel [Panini/2014(1988)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 14 Mai 2015 · 2.931 Aufrufe
20.Jhdt., *Moebius, Panini und 1 weitere...

Altzeichenmeister Moebius - im echten Leben der vor wenigen Jahren verstorbene Franzose Jean Giraud - mochte schon immer den silbernen Mann auf dem kosmischen Surfbrett & kam deshalb mit dessen Erfinder Stan Lee bei einem 1. Gespräch aus anderem Anlass auf die Idee, mal einen Gastauftritt bei Marvel hinzulegen. Was die beiden dann Ende der Achtziger auch bewerkstelligten.

Zu Beginn dieser Geschichte lebt der Surfer auf Erden als Obdachloser in irgendeiner westlichen Großstadt, sein Brett in Plastik eingepackt immer mit sich herum tragend. Da trifft auf einmal sein alter Meister Galactus ein, in einem überdimensional-zylindrischen Raumschiff, er selbst in bekannt-menschlicher Riesen-Form mit dem "hörnernen" Maskenhelm. Letzterer hatte den FV geschworen, die Erde nie wieder auf übliche Art & Weise zu "ernten" (wobei ja alles Lebende drauf geht), also tut er diesmal einfach nichts, steht nur herum & lässt die Menschen - die ihn nicht als früheren Angreifer erkennen - ihn einfach zusehends vergöttern. Den Surfer erzürnt dies so sehr, dass er sich zu erkennen gibt, & den Menschen die wahre, verächtliche Seite seines ehemaligen Sklavenhalters bemüht zu zeigen.

Zeichen-/Layout-/Farbtechnisch ist der Band wunderbar. Moebius schafft es, seine helle, leichte Art Panels zu konstruieren & mit Leben zu füllen, trotz seiner Traditionen mit dem US-üblichen Stil festerer Rahmen & wenig "Erklärungs"-Kästen damals zu integrieren. Der Surfer wirkt auch beim Fliegen eleganter als sonst - wird seinem Namen nicht nur wegen des Bretts gerecht. q:D

Aber Lees Story ist mir leider ein wenig zu parabelhaft, inkl. Moral am Ende, mit gehobenem silbernen Finger. Ich geb hier mal einmalig zu, dass ich Lees Talent neben Ge$pür für erfolgversprechende Entscheidungen vor allem in seinem Welten- & insbes. Figuren-Bau sehe. Vieles von dem, was wir heute noch überall an Marvelösem sehen, haben er & Jack Kirby sich erdacht. Detaillierte Plots & Dialoge von Lee haben mich dagegen nie so sehr umgehauen - da fand ich seine Antworten auf Leserbriefe & "Bullpen"-Ankündigungen in den Heften gelungener.

Aus Marvel-Fan-Sicht kann ich den Band also nicht ohne Einschränkungen empfehlen. Für Lee- & insbes. Moebius-Fans ist er aber ein "must have"! Des Letzteren Darstellung des Surfers aus diesem Band wurde so ikonisch, dass man sie danach oft mit ihm in Zusammenhang brachte - auch als er starb, war in Nachrufen oft des Surfers Denker-Kopf, vom Verstorbenen gezeichnet, zu sehen...

P.S.: Die Extras sind übrigens Klasse! Ein "Making-of" vom Zeichenmeister selbst geschrieben kommt zum Bandende. Darin sieht man auch wie Lee seinen Zeichnern zuarbeitete & damit schon das Panel-Layout teils vorgab! :o Dann noch den ein oder anderen Cover. Und zuletzt mindestens 5 großartig detaillierte idiosynkratische Bilder von Moebius, der bekannteren Marvel-HeldInnen: Daredevil / Elektra / Iron Man / Wolverine...


P.P.S.: Momentan läuft im normalen Board ein Moebius-Gewinnspiel von mir. Ein wenig Einsatz der grauen Zellen & mehrere seiner Alben winken als Preis!




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Ghost Money [Schreiber & Leser/2013]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 19 April 2015 · 3.384 Aufrufe
21.Jhdt., Schreiber u. Leser

Sucht man ernste, auch politische, Themen in Comics, eingesponnen in einen diffizilen, spannenden Plot, geht m.E. auf Dauer kein Weg an den frankophonen Europäern vorbei - den Belgiern & Franzosen. Bei Ersteren ist es fast so als ob die Familien der heutigen Zeichner sich damals durch Agatha Christies Wahl eines Belgiers für ihren Meisterdetektiv so geehrt fühlten, dass... Egal, nach Anlesen mehrerer neueren Comic-Reihen aus USA, Japan & Europa in letzter Zeit - und Weglegen zum längeren Pausieren nach 1-2 Bänden - fiel mir gestern der 1. Band, DAME AUS DUBAI, der oben-genannten seit 2 Jahren laufenden Reihe der belgischen Gestalter Thierry Smolderen & Dominique Bertail in Hände.

Und ich bin hin & weg! I'm home!

Man wird schon gleich durch das Coverbild, aufgesetzt auf einem eher "riesigen" Format von 24 mal 31 qcm, angefixt. Die elegant in der Haute Couture der 2020er gekleidete Dame des Untertitels verlässt ihre in einem Neo-30er Design gehaltene Limousine, während der Chauffeur beflissen "salutiert" - fast alles in schwarz, vielen Graustufen & weiß gehalten... Wow!

Zeichnerisch & insbes. farblich ist der Inhalt des 1. von insgesamt 4 bereits erschienenen Bänden - & nur diesen bespreche ich hier (s. P.S.) - großartig detailliert & diszipliniert ausgeführt: Es wird immer nur mit wenigen Farben gearbeitet, und viel mit Helligkeitsstufen dieser Farben. Als der hypermoderne Mercedes der Dame gegen Ende des Bandes einer Bombe standhalten muss, wird die Explosionsszene in einem blassen "explodierenden" Panel mit violetten & orangenen Linien & Flächen gehalten, der das Geschehen so surreal wirken lässt, wie es wohl wirklich sein kann, wenn man in einer solchen Situation alles miterlebt. Farbe & Zeichnung hat die Zeichnerin hier praktisch zu ein & demselben Mittel gemacht! Grandios!

Die teils rasenden Abläufe werden vom Gezeichneten voll unterstützt - unglaublich die Szene, wo 2 Frauen aus dem genannten Mercedes in einen Privatjet verfrachtet werden, während sie sich, in 2 Sesseln sitzend, unterhalten. Und diese Unterhaltung am Ende nur unterbrechen als der Suborbital-Jet auf dem Zenith seiner Parabel 6 Minuten Schwerelosigkeit bietet... :o

Der politisch-ökonomische Anspruch - angedeutet durch den Serientitel - der Geschichte ist auch nicht ohne: Die aus kleinbürgerlichen Londoner Verhältnissen der späten 2020er - also so ein Dutzend Jahre in der Zukunft - stammende Studentin Lindsey lernt die scheinbar immens reiche Asiatin Chamza kennen, die um die ganze Erde jetsettet - auf diesem Kontinent mal eine Party, auf dem anderen dort mal eben eine Frisur. Diese hat allerdings gute Kontakte zu einer neuen panarabischen Bewegung, dem geheimnisvollen Emirat des Lichts. Weswegen sie auch Fokus ist der Herren der Blackwater-artigen US-Firma Caesar's Hand, die hinter dem "Schatz von Al-Kaida" her sind.

Einige der (Verschwörungs-?) Themen, die mal eben eingestreut werden:

  • 9/11 war nicht nur ein terroristischer Angriff, sondern v.a. eine Börsenmanipulation
  • die "Neocons" um Bush Jr. kommen erst nach 2025 wieder an die Macht in den USA - ergo: Hillary wird wohl Präsidentin für 2 Amtszeiten! q:D
  • Dubai wird das kommerzielle "Mekka des 21. Jahrhunderts", beliebter Aufenthaltsort aller Neureichen der Erde
  • die USA wollen den "Krieg gegen den Terror" reanimieren, weil sie so um 2025 wirtschaftlich von vielen Teilen der Welt abgehängt wurden

Jedenfalls brummt mir nach dem 1. Band der Kopf - und ich will mehr! q:)d

P.S.: In diesem P.S. erscheint ein Link auf eine Fortsetzung der Besprechung anderswo, sobald ich weiter bin. Wer Interesse hat, sieht hier mal wieder in den nächsten Wochen nach, ob ein Link erscheint...




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Stupid, Stupid Rat-tails [Cartoon Books/2000]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 23 Mrz 2015 · 3.162 Aufrufe
20.Jhdt., Cartoon Books
Jeff Smiths weltbekannter gezeichneter & mehrfach ausgezeichneter Fantasy-Epos Bone - anfangs von ihm getextet, gezeichnet & "inked", viele Jahre später nochmal penibel koloriert - lief seit einigen Jahren gut an, da kam Texter Tom Sniegoski auf die Idee, ein vom Tintenschmied gezeichnetes, aber von ihm konzipiertes & getextetes, Prequel anzugehen. Der Titel sollte das im WWW und anderswo inzwischen zum Nerd-Jargon avancierte "stupid, stupid rat-creatures!" hommagieren, das Fone Bone zum 1. Mal ausrief als das Dick-&-Doof-Duo aus der Großratten-Welt ihm nacheinander auf einen dünnen Ast folgte, und damit alle 3 zum Absturz in die Tiefe verurteilte...
 
Thema dieses wilden Bandes über den Ahnen der Bones - Gründer der Stadt Boneville - namens Big Johnson Bone (hiernach BJB), ist die Hintergrundstory zu dem jährlichen Schwanzabschneideritual der Ratten, das in den eigentlichen Bone-Comics nur angedeutet wird.
 
Es stellt sich nämlich heraus, dass der wilde "plains-man" und Aufschneider BJB einen Twister, also einen riesigen Wirbelsturm, heraufbeschwor als er erneut so log, dass sich auch nicht-vorhandene Balken bogen. Dieser wischt den Pionier inkl. seinem treuen Maultier & einem beim Poker gewonnen Affen hinweg - um sie am Rande des bekannten großen Tals der Hauptserie zu deponieren. Dort herrscht seit kurzer Zeit das Rattenvolk unter ihrer tyrannischen aber ästhetisch-animierten Königin, die den halben Tag damit verbringt, ihren mit Schleifchen dekorierten Schwanz verwöhnen zu lassen.
 
Der skurrile Plot wird noch bei weitem übertroffen durch die extrem überdrehten Dialoge inkl. theatralischer Vortragsart, die sich Sniegoski vor allem für BJB ausgedacht hat - eine großmäulige dampflabernde Meisterleistung, die dem Sammelband einen ganz anderen Flair gibt, als den der Urserie. Storyteller Smith hatte in dieser ja auch seine Dialoghöhepunkte, insbes. immer dann wenn besagtes Rattenduo oder Smiley Bone im Mittelpunkt standen. Aber Sniegoski ist noch eine Größenordnung mutiger, und nähert sich damit - in wesentlich rüpelhafterem Stil - Fone Bones großem Vorbild: Herman Melville! q:D
 
Die wie immer gelungene/dynamische Smithsche Zeichnerei* umfasst neben den Ratten, dem Rauhbein BJB & dem grantigen Affen als klagevolle Stimme der Vernunft, diesmal eine ganze Reihe "süßerer" Figuren, die aber m.E. weniger bei Disney oder Mangas abgeguckt wurden, als bei Altmeister Walt Kellys Pogo. In dieser Kinder- bzw. Teenage-Schar der Waldtiere ist besonders der kleine Drache Stillman zu erwähnen, der leider noch kein Feuer speien kann, sich statt dessen aber eifrig im Steinewerfen übt.
 
Mir hat das Buch sehr gut gefallen - in seiner eigenen rabiaten Art m.E. durchaus auf einer nicht all zu schiefen Waage vorstellbar mit den Hauptbänden der schwergewichtigen Bone-Saga! Allerdings bin ich auch ein Fan von arabesk-reißerischen Dialogen - evtl. nicht jedermanns Bier. 
 
(* Auch dieser Band ist in schwarz-weiß - so wie die Hefte 1998-2000 erschienen - gezeichnet. Ich bin übrigens stolzer Eigentümer eines von Smith signierten Exemplars. Da hat er auch schnell mal einen BJB-Kopf hingezeichnet. Sehr cool! Einer der sympathischsten Comic-Größen, die mir je vor die Brille kamen.)



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JLA: Eine für alle [Panini(DC)/2002]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 16 Februar 2015 · 3.296 Aufrufe
21.Jhdt., Panini, DC, -JLA-
Da im nächsten Superman-Film zum 1. Mal auf der Kinoleinwand Wonder Woman in voller Größe dabei sein soll, wird es Zeit mal einen der besten Comics, in denen es um sie geht, vorzustellen. Gezeichnet - und getextet! - wurde es von Cover-Artist & Storyteller Christopher Moeller. Es ist eine Science Fantasy, wobei Amazonen-Prinzessin Diana ja eh eher "realistisch-magische" Talente hat, im Vergleich zum SFigeren Kal El. Denn es geht um die Bezwingung des letzten, mächtigsten Drachen auf der Erde...

 
Der deutsche Titel verdreht mal wieder die Sache etwas - im Original* heißt der Band "A League of One". Denn eigentlich geht es hier um die berühmte Heldenliga mit WW, Green Lantern, Flash, Batman, Superman u.A. - die Justice League of America, eine meiner Lieblings-Super-Gruppierungen. Zwei kleine Urwesen aus Themyscira, ihrer Heimat, überzeugen Diana auf Umwegen, dass die Drachin, die nach Jahrhunderte langem Schlaf seit kurzem wach ist & in der Schweiz beginnt "aufzuräumen", nur besiegbar ist, wenn sie ihr alleine entgegen tritt. Daher muss sie vorher alle ihre Kollegen in der Liga derart ausbremsen, dass sie nicht versuchen, sie bei diesem Kampf zu begleiten... (Der Original-Cover - s. im übernächsten Absatz beschriebenen Anhang - stellt das auch deutlicher, denn dort steht sie vor der Feuerspeierin, mit ihren Liga-Kollegen k.o. zu ihren Füßen.)

 
Das passt thematisch gut zu ihr, denn sie ist von allen Ligisten die ethisch korrekteste - Reinheit & Transparenz sind ihr Motto, und, wie diese Geschichte hier spekuliert, die wahre Quelle ihrer Macht. Da steht auch eine Menge inneres Ringen an. Coole Sache!

 
Der Plot ist also gelungen, der Text auch nicht schlecht - aber wirklich hinreißend sind die Zeichnungen, bessergesagt Grafiken, die Moeller komplett selbst gestaltete. Jedes Panel ist ein kleines Gemälde! Um das ein wenig zu zeigen hab ich Fotos vom Cover & 2 Seiten diesem Blogeintrag als verschlüsselter ANHANG beigelegt; das Passwort ist in der Form "xxxttmmjj", wo die ersten 3 Buchstaben die an Board übliche dreibuchstabige Abkürzung meines Nicks sind, gefolgt vom Erstellungsdatum dieses Blogeintrags als 6-stellige Ziffernfolge. Ich bleib also nun stumm, damit die geschätzte Leserschaft die genießen kann! q:)

 
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Fazit: Bestaunenswerter "once off" von einem offensichtlichen Könner des Comic-Genres! (Teaser: WW als Meerjungfrau kommt auch kurz darin vor! :wub:)

 
(* Ich hab den Band im Original, in der Urausgabe von 2000. Auf deutsch erschien er 2 Jahre später bei Panini, wird aber heutzutage von DC vertrieben. Daher habe ich beide Verlage als Tags angegeben.)

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Alpha Flight Classic [Marvel/2011(1983)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 28 Januar 2015 · 2.974 Aufrufe
Marvel, 20.Jhdt., *Byrne
Nach über 2 Jahren Blokk kommt endlich mal der m.E. beste "storyteller" im US-Comic-Betrieb dran: John Byrne*, reanimierender Zeichner der X-Men (wo er zusammen mit Chris Claremont u.a. Wolverine & Phoenix zu Kultfiguren machte), Erfinder der Next Men, reanimierender Zeichner & Autor der FV (in seiner Phase wurde aus dem Invisible Girl die Invisible Woman!). Die hier besprochenen ersten 28 Hefte der damals von ihm veranlassten neuen Serie des 1. kanadischen Superheldenteams, ALPHA FLIGHT, ist aber m.E. das Beste, das er je geschaffen hat. Es war anders, viel intensiver als manch anderer Titel, brachte Einiges an Innovationen ins Spiel - und erschien v.a. zur richtigen Zeit (zumindest in meinem Leben)!

Byrne war ein fehlgeschlagener vielschreibender SF-Autor, der nach hunderten von Absagen lernte, Comics zu zeichnen, und dann anfangs u.a. bei Epic für phantastische Geschichten den Bleistift geldbringend steuerte. Der Durchbruch gelang ihm dann beim "literarischeren Neuanfang" der X-Men-Welt um das ursprüngliche Team zusammen mit Texter Claremont. Die neuen X-Men wie Rogue, Storm & Wolverine waren so erfolgreich, dass Byrne danach diese Reihe hier, also A.F., insgesamt kreieren durfte. Evtl. war seine Begeisterung für die Marvelfiguren der ausschlagende Moment für die Entscheider bei Marvel?

Im Kern ist A.F. einerseits eine fast aggressiv patriotische Serie, die kanadische Schauplätze - Städte, Natur, Geschichte - thematisiert, aber auch die 1. wirklich konzentrierte Science-Fantasy-Comic-Serie "ever". Diesen Misch sieht man schon der Teamaufstellung am Anfang an:
  • GUARDIAN - Anführer und Mitgründer des kanadischen Department H mit seinen 3 "Etagen" (Alpha, Beta, Gamma), Erfinder eines Steuerungshelms für einen Kampfanzug, der u.a. fliegen, schützen, Strahlen schießen, buddeln & sogar gravitationale Tricks kann
  • SHAMAN - einer der besten kanadischen Chirurgen, der anfangs die Magie seines Sarsi-Stammes ablehnt, dann aber von dem Geist seines Großvaters zum Erlernen mächtiger Zauberei gezwungen wird & diese Rolle dann auch annimmt
  • MARRINA - eine (gelb-häutige! glupschäugige! meist sehr nette! nicht-menschliche?) junge Waise, die unter Wasser atmen und sich dort mit Schallgeschwindigkeit bewegen kann
  • PUCK - ein sehr erfahrener zwergwüchsiger Mann aus dem Spionage-Milieu, der strategisch eine Menge drauf hat, und sich (auch!) bewegen kann wie die Hockeyscheibe, nach der er u.a. benannt wird
  • SNOWBIRD - eine Halbgöttin, die fliegen, und sich in alle arktischen Tiere verwandeln, kann, mit einem besonderen Auftrag von ihrer Mutter & Großmutter, beide verbannte nordamerikanische Erdgöttinnen
  • AURORA & NORTH STAR - franko-kanadische Zwillingswaisen, die fliegen, und sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, können, sich allerdings erst über Dept. H kennen lernen
  • SASQUATCH - der kanadische (orange-farbige) "Hulk", in Wirklichkeit ein Ex-Fußballstar/Strahlungswissenschaftler (q:D), der Bruce Banners Experimente mit Gammastrahlung erneut (an sich) probierte

Shaman, der das Science-Fantasy-Prinzip v.a. in der Reihe "trägt", bringt später noch seine Tochter Elisabeth ein, die sich als eine Art indianischer Messias in weiblicher Form, TALISMAN genannt, heraus stellt, denn sie kann alles Magische "binden" und kann i.d.R. auch dem stärksten Zauber widerstehen.

Ab ca. dem Ende des 1. Jahres - also um das 12. Heft - allerdings tritt v.a. eine normale Frau ins Rampenlicht: Heather McNeil Hudson, die Frau von Guardian, die die Teamleitung übernimmt, weil sie offensichtlich den gewaltigen Krisen des Teams (u.a. wird Dept. H aus politischen Gründen geschlossen) am ehesten gewachsen ist. Sie ist, eigentlich von Anfang an, das Herz des Teams & "fängt" die Mitglieder "auf", wenn mal wieder etwas schief läuft.

Denn das ist auch eine der großen Neuerungen, die Byrne mit A.F. einbrachte: Die Helden im Team haben viele Schwächen (die beiden männlichen Hauptfiguren - die ersten 2 in der obigen Liste - sind z.B. eher neugierige Professor-Typen, die mit der Härte der Geschehnisse im neuen Team nicht immer klar kommen). Das Team befindet sich während der ganzen 28 Byrne-Hefte in ständiger Auflösung & Umgestaltung, mehrere Mitglieder sterben.

Zeichentechnisch zeigte Byrne, wie Szenen aussehen können, wenn sie mit viel Liebe fürs Detail gebaut werden, nutzt immer wieder mal beide Seiten um ein Panoramabild einzuflechten, experimentiert mit seitenweise komplett weißen oder schwarzen Panelen. Die Innovationsdichte fällt noch heute auf, obwohl es ihm heute viele jüngere Comic-Gestalter nachmachen.

Fazit: Byrnes gelungenste Schöpfung sollte man nicht verpassen! Einhellige Empfehlung! (Die A.F.-Hefte > Nr. 28, wie auch der spätere Reboot der Serie, kommt da leider kaum heran. Schön, dass Marvel nur die Byrne-Hefte inkl. allen Covern, in diesen 3 "Classic"-Bänden erneut herausbrachte! :thumb:)
 

BTW: In diesen Heften tritt auch Wolverine gelegentlich auf, und es wird klar, wo er in den Marvel-Urcomics - im Gegensatz zur neuen "cinematischen" Historie - herkommt... natürlich aus Kanada & Dept. H! :qdevil:
 

(* Wichtige Byrne-Reihen - auch die 3, die hier in diesem Blogeintrag genannt werden - sind schon vor einigen Jahren von mir in einer "Threadkette" vorgestellt worden; die fängt hier an.)


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Satellite Sam [Image/2014]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 29 Dezember 2014 · 3.562 Aufrufe
*Chaykin, Image, 21.Jhdt.

Eingefügtes Bild

"If it's 3:45 and you've dialled up LeMonde, then it must be time for... SATELLIIIIIIIITE SAM!"

Altmeister & Storyteller extraordinair Howard Chaykin zaubert mit einem brandneuen Comic seines aktuellen Comeback-Oeuvres (u.a. gibt's da auch den neuen Non-SF-Titel Century West) nach mehreren Jahren Rückzug/Meditation mit Geschick die teils-verklemmte Welt der USA in den frühen 50ern aufs "Trade Paperback"-Papier - es handelt sich um eine fortlaufende Serie von ihm als Zeichner und dem ETWAS jüngeren Matt Fraction als Texter. Die auch werbetechnische Dominanz des "serial radios" herrschte in den Haushalten noch vor, aber das nun massentaugliche Fernsehen konkurrierte kräftig, auch wenn es noch in schwarz-weiß sendete & so gut wie alles live "gemacht" wurde.

Zur Story (ich schätze mal, auf Chaykins Mist gewachsen :)): In NYC ist das SF-Serial "Satellite Sam" der Renner des Senders LeMonde. Da es sich um Live-TV handelt ist im Studio immer eine Menge los - ständig passiert Unvorhergesehenes wie Lampenausfälle und Probleme mit den Schauspielern, einige von ihnen eigentlich reine Stimmkünstler, die nun in ausgefallenen Kostümen im Raumschiffbühnenbild wesentlich mehr agieren müssen als früher! Der Drehbuchautor Roth steht auch immer mit Manuskript & Bleistift in Hand bereit, um schnell was umzuschreiben. Der Star der gleichnamigen Fortsetzungssendung ist Carlyle White, auch eher eine ältere Größe aus der Radiophase, der aber außerdem blond-blendend aussieht. Sein (dunkelhaariger) Sohn Mike ist Techniker im Kontrollraum.

Das 1. Heft beginnt damit, dass Carlyle mal wieder spät dran ist. So spät, dass sich die Regie mitten in der Sendung eine Notlösung ausdenkt - Mike soll schnell in einen (50er! q:D) Raumanzug steigen, eine Textzeile lernen & dann als Aha-Moment am Ende so tun als ob er ein jüngerer Sam sei, der von Außerirdischen entspr. modifiziert wurde!

Der Band hat den Untertitel "Lonesome Death of Satellite Sam" und beschäftigt sich nun eingehend mit dem Ensemble der Show & deren Machern, nach dieser Schicksalswendung. U.a. entdeckt Mike im Hotelzimmer seines Vaters Dutzende von semipornografischen* Bildern diverser seiner Wegbegleiterinnen. Wie bei Chaykin seit Black Kiss üblich, geht es oft hart und - u.a. sexuell - kompromisslos zu. Definitiv keine Comic für Kinder. Auch dem ein oder anderen SF-Fan dürfte die Kinnlade auf den Boden plumpsen - denn SF kommt meist wesentlich weniger krass & dreckig daher. Bei mindestens einer Szene ekelt's einen richtig an - aus ähnlichen (immerhin aber deutlich extremeren) Gründen setzte ich damals meinen Konsum von Black Kiss aus (das übrigens im Rahmen des Comebacks mit "Teil 2" nun auch fortgesetzt wird)...

Ist es überhaupt SF? Bis Bandende eigentlich noch nicht, aber es geht die ganze Zeit um eine SF-Show - und außerdem kenne ich als jahrzehntelanger Fan Chaykin. Time², die Comic-Miniserie von ihm, auf die Satellite Sam am deutlichsten vom Stil & der Erzählart her fusst, ist anhand ihres Crossover-Helden Reuben Flagg eindeutig SF, genauer vielleicht Science Fantasy; bei Black Kiss ging Chaykin, soweit ich erkennen konnte, letztendlich nach dem Schema der Rocky Horror Picture Show vor - großbusige Alien-Hermaphroditen usw.. Also: Ich schätze Satellite Sam bekommt noch Besuch von irgendeinem Novum im Laufe der Serie - entweder in Form von fremdartigen Wesen oder Technik.

Nach soviel Negativ-Klingendem auch etwas Positives: Der Blick in die Realität erster US-Fernsehstudios vor ca. 60 Jahren ist erhellend, & dadurch sehr spannend. Die Comic-Technik ist perfekt - der maßgebliche Erfinder des extrem schleichenden Szenenübergangs im Comic kann das natürlich besser als viele Anderen, bzw. sein Akolyt (Fraction) hält sich liebevoll treu an die meisterliche Vorgabe aus den Achtzigern & Neunzigern. Die Dialoge sind geschliffen, & textüppig - Wenigleser, die in Richtung Comic flüchteten, um Romanbleiwüsten zu entkommen, sollten die neue Serie meiden. q;) Auch gefällt mir, dass es keine eindeutigen Helden gibt: Mike White sieht zwar wie Reuben Flagg aus, ist aber - zu Beginn zumindest - ein eher kleinmutiger Alkoholiker. Und, wie fast immer bei Chaykin, ist der Stoff politisch/ethisch brisant; Roth z.B. ist draufgängerisch schwul.

Und dann doch noch einen kurz auf den Pseudo-Raumhelm-Deckel: Der Untertitel des Folgebandes animiert mich leider nicht gerade weiter zu machen. Wenn es eine Sache gibt, die ich mein Leben lang wirklich nie näher untersuchen wollte... dann das, was dort vor "Kinescope" steht! (Wie ich mich kenne, werde ich aber nicht ewig einem neuen Chaykin-SF-Werk widerstehen können, und Band 1 - oben - ist ja noch im Allgemeinen recht "well-behaved".)


Fazit: Eher etwas für abgebrühte/unprüde SF'lerInnen, die eine gewisse Retro-Faszination pflegen, und/oder mal ein Genie der Comickunst in Aktualität miterleben wollen. Die Story ist noch zu offen, um sie jetzt, am Ende des 1. Sammelbandes, schon groß loben zu können.

Tipp: Bei Amazon (Klick aufs Bild oben) kann man "ins Buch schauen" & die ersten gezeichneten Seiten in gerade annehmbarer Qualität bewundern... B)

(* Ok, Kids, das sind die 50er! Die Damen auf den Fotos sind i.d.R. voll-kostümiert in diverser Lingerie - alle Genitalien bedeckt. Die Dame auf dem Cover oben gibt da eher mehr preis.)


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Suske und Wiske - Im Zauberland Japan [PSW/2001(1957)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 14 November 2014 · 3.179 Aufrufe
20.Jhdt., PSW
Willy Vandersteen ist älteren dt. Damen & Herr'n v.a. bekannt weil er die Figur Wastl - im belgischen Original: Jerom - erfand, die wie so eine Art bayrischer* Supermann europäische und andere Landschaften als Held unsicher machte. Dafür hatte er ein Goldkostüm mit Cape & tolle Gerätschaften - v.a. ein cooles goldenes Motorrad, das fliegen konnte! - die ihm der Rat der Goldmasken (oder so ähnlich) zur Verfügung stellte, anonyme Reiche mit gut-güldenem Herzen. Was mir damals beim kindlichen Konsum nicht klar war, ist, dass Wastl neben Anderen eigentlich eine Ensemble-Figur um die belgischen Kinder Franziskus (belg. Kurzform: Suske) und Luise (belg. Kurzform: Wiske) war, die mit Luises dürrer Tante Sidonie lebten.

Dieses Team zieht immer wieder aus in die Welt um phantastische Dinge zu erleben - und zwar von den 50ern bis heute! Als Vandersteen in 1990 verstarb, übernahmen Andere! :o q:)d

Um so mehr Grund, sich einige der großartigen Urbände von dem einfallsreichen Flamen Vandersteen anzusehen, was ich hiermit tue: Den Band "De Stemmenrover" (wörtlich "Die Stimmenräuber"), in dem ein japanischer Zauberer aus einem in der Samurai-Zeit stehengebliebenen japanischen Hinterland, dem liebsten Wortkontrahent Wastls, Detektiv Lambik, der gerne & viel redet, die Stimme stiehlt. Der Zauberer will damit und einem Trick mit einer verehrten Tempelstatue der vorgesehenen Herrscherin seines Landes, Prinzessin Sholofly, einen mächtigen Talisman entlocken. Da Lambik, nun sehr schweigsam, nicht auf den Kopf gefallen ist, verfolgt er die Spur nach Japan, und seine Freunde folgen ihm, sobald sie merken, dass er ohne ein Wort (;)) verschwunden ist.

Viele Abenteuer werden erlebt, und Lambik wird zeitweilig so etwas wie ein Daimyo. Wastl rettet wie immer meist die Lage, aber gelegentlich ist auch Wiskes schlauer Kopf mit im Spiel.

Die Zeichnungen sind großartig - wieder Hergés "klarer Linie" folgend - & die japanischen Hintergründe besonders gut getroffen. Mir gefallen aber die vielen tollen Einfälle - wie ruft Lambik um Hilfe? - und der ewig freche allgemeine Dialogton, wobei alle im Ensemble ihre eigene Stimme haben. (Außer zeitweilig Lambik! q:p)

Es mag Einigen die damals übliche Rassendarstellung - Japaner sind grundsätzlich gelb & haben manchmal leicht hervorstehende Zähne - auffallen, etwas ungewohnt heutzutage, aber ich denke man kann sie schlucken. Die Prinzessin z.B. ist immer eine Pracht. Und die Lachnummer wie der böse Samurai sich seine Lagen von Kleidung & Rüstung anzieht, nur um am Ende zu merken, dass er etwas vergessen hat, zieht heute noch.

Ein großer Spaß, & voll retro, eh - insbesonders ist toll, dass viele dieser Uraltalben heuer wieder verlegt wurden. Und ich bekomme wieder "Neues" von meinem Kindheitsheld Wastl vor die Brille! :smokin:

(* aus Bayern kommt eher nur der verdeutschte Name, dessen Erfinder wohl etwas Urig-Klingendes suchte - Wastls Dialoge sind normales Deutsch, nur etwas abgehackt, z.B. in punkto Pronomen)




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Der letzte Incal [Splitter/2014]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 29 Oktober 2014 · 2.975 Aufrufe
21.Jhdt., Splitter, *Jodorowsky und 1 weitere...
All-Round-Talent Jodorowsky wurde weltweit so richtig bekannt mit dem 6er-Band Incal im Laufe der Achtziger, den der inzwischen verstorbene Zeichengroßmeister Moebius zeichnete & kolorierte. M.E. war dies für beide ein Höhepunkt, der immerhin allgemein so tragend war, dass eine Vielfalt von Folgebänden in diesem "Universum" angelegt werden konnte, alle von Hrn. J. entworfen & getextet, und immer wieder von anderen Zeichnern/Farbtechnikern visuell realisiert. (Eine dieser Bandserien kam auch im Blokk schon mal dran.)

Nachdem die 1. Story um diese bipolare alles-richtende-aber-unscheinbare Universalmacht, umgeben von Tarotfiguren, so endete wie sie begann - der Narr John Difool fällt in den scheinbar sicheren Tod eine schier endlos tiefe Straßenschlucht hinunter - war natürlich möglich, dass diese Zusammenkunft, etwas anders zusammengesetzt, nochmal erzählt wird, sozusagen in einer alternativen Realität.

Genau dies wurde nun umgesetzt in der "letzten" Variante, die der berühmte Texter zusammen mit José Ladrönn in den letzten 3-4 Jahren zustande brachte. Allerdings eine geraffte Geschichte - nur 3 Bände - in der es um eine universale Auseinandersetzung zwischen überwiegend mechanoidem und überwiegend "natürlichem" (also wohl planlos evolviertem) Leben geht. Der Incal ist natürlich auf seiten des letzteren.

Die Geschichte ist genauso abgefahren wie im Original, wobei der Text leider dem neueren ewig-deklamierenden Stil Jodorowskys entspricht - ständig seine surrealen Pseudophilosophien hervor sprudelnd, ohne echten Dialog zwischen den Beteiligten. Das war im Original noch nicht so dominant.

Auch ist Ladrönns Zeichenkunst großartig, aber an die hellen/klaren Visten des Großmeisters reichen sie doch nicht. Es gibt eine Menge zu bestaunen - wie so oft bei aktuellen frankophonen Zeichnern: auch die Brustgröße der jeweiligen Heldinnen - und mir persönlich gefällt die großgemäldeartige Detailliertheit, super integriert mit der präzisen Farbgebung (auch hier vom Zeichner selber).

Am meisten Spaß machte aber der Vergleich der Plots ggü. dem Original: Die bösen Technos von früher sind nun teilweise mit die Retter des Universums, einfach weil die mechanoide Macht (angeführt vom riesenspinnenartigen Benthacodon) alles Bisherige bedroht. Es gibt keine Berks mehr, aber dafür "Erzengel" - fliegende Lichtgestalten im All - die sich mit gigantischen "schwarzen Vampiren" in den Weiten des Alls zoffen. Also sozusagen: Der Ur-Incal abzüglich mehrerer Tarotkarten, plus Volonen & Schatten! q:D

Wobei der bipolare Incal an sich nur ganz am Ende vorkommt; auch die helle Hälfte verbringt die meiste Zeit in des tölpelhaften Heldens Betonmöwe. Eigentlich geht es v.a. in den 3 Bänden um die Beziehung zwischen dem proletarischen Detektiv John und der aristokratisch "heiligen" Louz*. So wie es schon in der Prequelserie Wie alles begann von Jodorowsky & Janjetov in den späten 80ern & frühen 90ern der Fall war. Nun bringen die beiden es zu einem bipolaren universumsrettenden Happyend.

Daher diesmal mal ein weniger lobendes Fazit: Diese 3 Bände sind was für Fans aller vorherigen Incal-Bände, ODER unbeugbare Jodorowsky-Fans, ODER Leute, die sich auf den evtl. kommenden Kinofilm vorbereiten wollen. (Aber Letzteren empfehle ich, mit der Urserie anzufangen - die gibt's in schmucken Sammelbänden in jedem guten Laden zu haben.)

(* "Aristos" der jodoversischen "Erde Nr. 2014" werden immer begleitet von einem über ihrem Hinterkopf schwebenden leuchtenden Heiligenschein-Diskus, den sie allerdings auch in die Hand nehmen können und wie einen todbringenden Frisbee einem Gegner entgegen werfen können)


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Star Trek Omnibus Vol. 2 ("Early Voyages") [IDW/2009(1997)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 21 September 2014 · 2.802 Aufrufe
20.Jhdt., IDW, Marvel
Ferne Weiten... Enterprise ahoi - aber Jahre vor Kirk & Co.! Und diese leider kurzlebige Comicserie der Texter Edginton & Abnett gab es, bevor die "Prequel"-TV-Serie* mit demselben Namen wie das berühmte fiktive Raumschiff überhaupt auf irgendeinem Storyboard erschien.

Es handelt sich um diejenige Enterprise, die 5 Jahre lang unter der Führung von Capt. Christopher Pike (der im unoffiziellen Piloten "The Cage" - und dann wieder kurz als Captain im aktuelleren 1. Relaunch-Kinofilm - zu sehen war) im All herumflog, mit Spock an üblicher Stelle und - mensch staune! - dem weiblichen 1. Offizier, einfach "Number One" genannt. (In diesen Seiten wird auch damit gespielt, dass sie IMMER so genannt werden will. Eingefügtes Bild) Schiffsingenieur ist kein Schotte, sondern ein hochgewachsener Einst-Terrestrialer, von einem (Kolonie-)Volk, das Bewegung jeglicher Art vergöttert. Komm.-Offizier ist Nano, Teil einer mysteriösen Spezies von buchstäblich feurigen Telekineten.

Eine wichtige Rolle spielt in der Reihe auch Yeoman** Mia Colt, die erst in dem "Cage"-hommagierenden Kapitel im Comic hinzukommt, und dann gleich dort mitgefangen wird in der imaginären Gefängniszelle der großköpfigen Talosianer. Dieses 4. Heft in der Serie ist für mich einer der Höhepunkte dieses Bandes - weil der Plot nahtlos mit der TV-Folge übereinstimmt, und trotzdem einen ganz anderen Blickwinkel anbietet.

Das ist mit das Besonderste an diesem Comic-Prequel (zu STTOS): Eisernes Festhalten am Kanon, und trotzdem dynamische & action-reiche, spannende Story-Ideen, mit meist gekonnten Dialogen.

Natürlich ist das Setting subtil modernisiert worden, da die Hefte von Marvel in den Jahren 1997 & 1998 herausgebracht wurden: Frauen treten selbstsicherer auf, und Männer - und Captains! - unterlassen sexistische Bemerkungen. Auch sind die Figuren weniger glatt - Admiral April z.B. ist ziemlich arrogant, der Captain mal zweifelnd, meist aber zupackend, unterwegs.

Im Sinne der typischen ST-Plots gefiel mir sehr, dass es diesmal weniger um Auseinandersetzungen mit Klingonen und Romulanern ging, sondern einige neue Schauplätze und Leute "da draußen" dran kommen: Diverse Kolonisten, Proto-Vulkanier, Rigellianer, die übermächtigen Tholianer und ihre "Jagd"-Verbündeten, die Chakuunier. Und am Ende tauchen noch ein paar bekannte Gesichter auf!

Das Ende ist leider - auf der Metaebene - auch etwas traurig: Offensichtlich waren den Marvel-Chefs die Verkaufszahlen nicht ganz geheuer, also tauschten sie m.E. zu früh den (wieder: m.E.) besten Zeichner, Patrick Zircher, gegen andere aus, die "cooler" zeichnen sollten, also evtl. eher für eine jüngere Leserschaft. Zircher kehrte später kurz zurück, und ging dann wieder. Daher bleiben zwar die Plots bis zum jähen Ende interessant - bei immer gleich bleibenden Textern - aber das "comic image" - um mal die Abkürzung C.I. etwas zu missbrauchen - begann heftig zu torkeln.

Sogar die patente No. One konnte das nicht wieder hin bekommen. Mit der #17 fand dieser Experimentalflug auf Papier zu einer abrupten Landung, auf Nimmerwiedersehen. Eingefügtes Bild

In meinen Augen jedenfalls das bessere/stimmigere Prequel zu der erst-ausgestrahlten Star-Trek-Serie im TV! Mit vielen wunderbaren Ostereiern für Kenner der "geheimen" STTOS-Pilotfolge ohne Kirk!

(* Enterprise oder STENT / ** also so etwas wie persönliche Assistentin des Captains)


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Das Imperium des Atoms [Carlsen/2014]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 01 September 2014 · 2.716 Aufrufe
Carlsen, 21.Jhdt.
(Augustbeitrag, better late...) Paul arbeitet im US-Außenministerium im "War Department" in den Fünfzigern. Da entdecken seine Chefs - wovon einer sehr wie ein junger Richard Nixon aussieht! - dass er viele ausführliche, mit vielen Linien und Pfeilen versehene, "Landkarten" am Arbeitsplatz führt, mit verschlüsselten Texten versehen. Nun stellt sich heraus, dass Paul seit seiner Kindheit in Kontakt mit einem Außerirdischen aus der fernen Zukunft ist, Zarth Arn - glaubt er zumindest. Dieser Arn überlegt gerade - laut, in Pauls Hirn - warum sein Imperator Informationen über einen gewissen Planeten Shayol zurückhält...

So ungefähr fängt ein neues großartig aufgemachtes Comic von Texter Smolderen und Zeichner Clerisse an, dass v.a. Paul Linebarger a.k.a. Cordwainer Smith hommagiert*, dabei aber bis aufs i-Tüpfelchen exakt in einem Stil gelayoutet und gezeichnet wird, der die klassische Nierentisch-Mode der späten Fünfziger und frühen Sechziger kennzeichnet. Sogar die Sprechblasen sind häufig "schwangere", hohe Ovale.

Neben dem starken, apart-visuellen Eindruck - die rahmenlosen Bilder erinnern mich an Disney-Darstellungen zur Kernenergie aus Kinderbüchern aus den Sechzigern - ist die Geschichte ein kleines Wunder. Sie führt d. LeserIn langsam heran an diese erstaunliche Verbindung in die räumlich und zeitlich ferne Zukunft. In der Geschichte des Nerd-Beamten und seiner Auseinandersetzung mit einem von der Regierung beauftragten amoralen Querdenker, Zelbub, der versessen die Große Zukunft sofort real machen will, ist also auch die - schwarz-weiß gehaltene, etwas bombastische - Geschichte des fernen Helden Arns enthalten, der letztendlich den mysteriösen Planeten selber hautnah kennenlernen muss.

Wer Smiths Norstrilia-Geschichten kennt, erkennt einige Abläufe hier wieder, insbesonders natürlich das Konzept des all-umfassenden Imperiums (die "Instrumentalität" in den Geschichten) und den Beginn der Kurzgeschichte zum genannten Planeten.

Smolderen hommagiert aber auch explizit Franquin, der ja hier im Blokk schon mal "dran" war, in einer Szene mit mehreren Autos auf einem Kieselparkplatz. Sogar der fanatische Bösewicht, gegen den Franquins Held Spirou immer wieder antritt, "Z", ist dem aktuellen Antagonisten Zelbub sehr ähnlich.

Da die Texte recht ausführlich sind, und die beiden Herren die Geschichte in der Zeit öfter vor und zurück springen lassen, braucht es etwas Geduld das Ganze zu durchblicken und am Ende halbwegs zu verstehen. Ich habe zwei Lesungen dafür gebraucht, und dann bleiben immer noch Fragen offen. (Warum z.B. gehen die Leute auf diese griechische Insel Jahre nachdem sie von Zelbub schon einmal psychisch angehauen wurden?)

Letztendlich ist aber das Comic vom Aussehen her v.a. ein starker Seufzer in Richtung Spatfünfziger. Immer wieder werden Objekte & Magazine aus dieser Zeit "in echt" gezeigt, und das oft futuristische Design hervor gehoben. Auch mit Letzterem erinnert der Stil mancher Bauten & Geräte/Autos an Spirou zu frühen Zeiten (& in der aktuellen Retro-Design-Phase! Eingefügtes Bild).

Fazit: Zwar recht anspruchsvoller, aber dann sehr lohnender Exkurs in die wunderbar fantastische Welt des Westens vor 6 Jahrzehnten! Für Smith- und Franquin-Fans eh ein Muss!

(* inkl. einer seit Jahrzehnten schwelenden Spekulation, dass der berühmte SF-Autor der Patient "Kirk Allen" war, der seinem Psychiater ähnliche Geschichten über ferne, telepathische Außerirdische erzählte)


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Starstruck [Idea & Design Works/2011(1982)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 31 Juli 2014 · 2.622 Aufrufe
Marvel, Dark Horse, IDW, Epic und 2 weitere...
Ist das ein Vogel-Comic? Ein Flugzeug-Comic? Nö, aber trotzdem superb! Der scheinbar unsterbliche Comic-Serien-Klassiker, in 1982 geboren & immer wieder erneuert/erweitert bis zuletzt in dieser aktuelleren Sammel-Ausgabe, von Serien-Erfinderin/Texterin/Ex-Theater-Schauspielerin Elaine Lee & Zeichner Michael Kaluta, brillant koloriert von Lee Moyer & saraszen lexikografiert* von Todd Klein, schlägt quer durch alle Mainstream-Sterne...

Und macht alles ganz anders.
  • Es gibt keinen wirklichen Plot, sondern nur eine liebevoll lange & ausführliche Aufstellung des Personals, dann die Zusammenkunft der "Guten" - einer blonden Amazone namens Molly (mittig auf dem Coverbild) und einer kräftigen Dame-Rauhbein namens Brucilla (links) - und anschließend ihre Flucht vor den Anderen durchs All. Nur sind die Guten nicht immer gut, und auch nicht immer klug; und die Bösen haben schockierend viele Seiten (einige ziemlich krass - z.B. was Mollys Stiefschwester Verloona so zu sich nimmt)...
  • Figurzeichnungen - auch die inhaltlichen meine ich hier - sind so gut wie nie schwarz-weiß. Alle sind korrumpierbar. Keine® verhält sich "konform"! Großartig! Eingefügtes Bild
  • Die Texte sind überwältigend detailliert und ausführlich. Es braucht etwas Mut um sich dem Text überhaupt zu stellen (wenn man den mal nicht hat, geht aber auch einfach eine stumme bewundernde Aufnahme der Zeichnungen und gekonnt kolorierten Hintergründe). Sie beschreiben die komplexe Welt rund um Molly & ihre "königliche" Heldenmutter - bevölkert mit Menschen, die eher keine Weitsicht haben, die die Hälfte des Planeten Erde wegbliesen und dann holografisch wieder "aufbauten", damit keiner es merkt! Eingefügtes Bild
  • VOR ALLEM aber beeindruckt mich die feministische Ausgelassenheit vieler Figuren! Molly - Heldenname "Galatia 9" - ist eine überzeugte Amazone, also hat sie natürlich einen im wahrsten Sinne scharfen Bogen, und dafür musste dann auch eine Brust dran glauben. Ist doch klar! Brucilla ist eine Rabaukin obersten Grades, die ständig unanständige Witze erzählt. Sex-Varianten aller Art werden gezeigt, aber angenehm "nebenbei" und nicht so "geil" wie es in manchen heutigen Comics gängig ist. So gut wie JEDE Frauenrolle ist nicht das, was man(n) damals & sogar noch heute in Mainstream-Drehbüchern vorfindet!
  • Das Ganze ist mit einer großen Hingabe/Liebe gemacht worden. Unendlich viel Arbeit über viele Jahrzehnte stecken da drin. Ich hab diesen Blokk-Beitrag mal mit 5 der Verlagsnamen ge"tagged", wo Teile davon erschienen seit '82, aber es waren insgesamt fast doppelt so viele! -- Die gute Nachricht: Das Kult-Event geht weiter! Es sollen in den nächsten Jahren weitere Episoden folgen! Insbes. der detektivisch begabte Kriegsheld Harry Palmer soll der Fokus einer Serie sein. (Im besprochenen Band gibt es außerdem ein paar Folgen einer Prequel-Mini-Serie Galactic Girl Guides, die u.a. die Kindheit Brucillas teils beschreibt.)
Am Ende sieht man(n) die 13 Episoden als ein riesiges elegant-herum-kurvendes schillerndes künstliches Gehirn, in dem sich vortrefflich traumwandelt, von dem man(n) aber nur 10% versteht. Es gibt also noch viele erneute Besuche in die Welt von Galatia Lee und ihren Mitarbeitern, die anstehen - und ich freue mich darauf!

P.S.: Ich bin stolzer Eigentümer der großformatigen Hardcoverausgabe des oben abgebildeten (Taschenbuch-) Sammelbandes. Leider ist diese bei den üblichen Online-Händlern hier und da nicht mehr zu bestellen!! Eingefügtes Bild Man(n) suche ein wenig und werde fündig. Es soll auch noch leserdevote Buchhandlungen geben, die phantastische Stoffe aus verschollenen Lagern herausluchsen. Zur Not geht auch das Online-Lesen auf der großartigen Website der MacherInnen inkl. interaktiven Fragezeichen-Rechtecken, die zum Glossar führen. Dort im "Store" kann man(n) auch andere Papierausgaben erwerben...

(* keine Ahnung wie man(n) das auf dt. nennt, wenn ein Mensch die eigentlichen Texte in die Sprechblasen usw. hinein "malt")


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Solid State TANK GIRL [Titan/2014]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 31 Mai 2014 · 2.315 Aufrufe
Titan, 21.Jhdt.


Punk-Emanzipation in Reinstform! Auf dem Cover sieht man(n) die gute alte Rebecca, ein Grrrrl einer post-apokalyptischen Alternativ-Erde in den Achtzigern, die in einem der letzten strahlungsärmeren Refugien, Australien, in einem funktionsfähigen Panzer haust, den sie sich geklaut hat, zusammen mit ihrem Freund, dem mutierten Känguruh, Booga. Ausgedacht hatten sich das die Briten Alan Martin & Jamie Hewitt damals in den Achtzigern, als Punk im Aufwind war, politisch relevant wurde und u.a. wilden Mädchen einen Weg aufzeigte, den ganzen bourgeois Liebe-Mädchen-Scheiß hinter sich zu lassen.

Hewitts Zeichnungen der jungen Dame sind weltbekannt, spätestens seit der US-Verfilmung, die allerdings grottig ist. ("Grottig" im nicht-punkigen klassisch schlechten Sinne... Eingefügtes Bild) Entspr. gibt es auch eine große Fangemeinde von inzwischen Fortysomethings, die seit einigen Jahrzehnten etwas gequält verfolgen, was Texter Martin - ohne Hewitt in den letzten ca. 7 Jahren - immer wieder an Comic-Stoff um die gepanzerte Rebellin & ihrer (meist Mädchen-) Truppe produziert.

Bei dieser neuen Ausgabe war das Geschrei groß. V.a. wg. der surrealistisch anmutenden Zeichnungen in einem krassen moderneren Stil von Warwick Johnson-Cadwell, der - öhm - die gewohnten Perspektivregeln manchmal ein wenig freier auslegt als üblich. (Puh!) Gliedmaßen dehnen sich mal eben über die ganze Breite der Seite, Augen schweben überm Kopf, Mädchen unterscheiden sich v.a. von Jungen indem sie rundum dickere Lippen zeigen - das war's aber oft schon. Ich finde diesen Stil mutig & cool; er ist außerdem grandios genau durchweg durchgezogen - wenn man genau hinsieht, sieht man auch viele kleine Details.

Dazu kommt, dass Urgestein Martin sozusagen als Hommage an den Zeichner eine der absurdesten TG-Stories (die längste der 3 im Band enthaltenen) hingekleckst hat: TG und Booga besuchen eine Radio-Werkstatt in der Stadt weil Boogas Radiosendesystem nicht mehr geht, und er doch immer mit venezolanischen Überlebenden herumfunkt. Im Radio findet der Ladeneigentümer ein störendes Stück Schinken - ein Wortspiel im Englischen des Begriffes "ham radio" (Amateurfunk). Und von dort ausgehend dreht der Plot völlig durch - es kommen Zitate einer Menge SF-Filme (u.a. Phantastische Reise) vor, TG & ihre Grrrls müssen gegen eine Monster-Barbie & deren Jünger kämpfen, und TG erinnert sich, dass sie mal in der Schule, als die Welt noch heil war, einen furchtbaren Fehler gemacht hatte...

Martins Texte machen seit eh und je eine Menge Spaß - hier ein Liebesgedicht von TG an Booga im Abspann des Bandes:
I've fallen in the flower bed
	not steady on my feet
	I'm face down in the Primulas
	not had much to eat

	We drank at least a case of wine
	and a sniff or two of Vod
	then propped up the open air terrace bar
	with a guy who once was a Mod

	But even though the sun's going down
	and I'm detecting the scent of dog poo
	I could sleep all night on this mattress of mud
	because I'm lying right next to you
Und, letztens: Wie schon immer bei TG-Heften üblich, ist in obigem Sammelband - 4 Hefte kamen letztes Jahr heraus, die nun als Hardcover gesammelt veröffentlicht wurden, inkl. 2 Zusatzgeschichten - keine Kuh zu heilig, dass sie der Punkpanzer mit Krach & Krawall nicht platt fährt: TG & Co. machen sich übers Babe-Sein, über ständiges Fluchen, das Fehlen von Fäkalien in Comics, div. Phantastik-Memen u.v.m. lustig, und zögern auch nicht vor extrem-phallischen Vergleichen - handfest umgesetzt mit Hilfe der Panzerkanone - und blutrünstigem Niedergeknalle (von Zombies) mit diversen Gewehrgattungen. Es lebe Punk!

Wer keine Haare mehr zum Herumstehen in den Bergen, bzw. das Nirvana des universellen Coolseins erreicht, hat, dem sei dieses Off-Comic mit den wilden Ideen und noch verrückteren Power-Hühnern - Barney! Jet Girl! TANK GIRL! - ans flatternde Herz gelegt!

P.S.: Ich habe den üblichen Alt-Neu-Rhythmus im Blokk ein wenig durcheinander gebracht mit diesem Eintrag. Immerhin ist das Bekannteste von TG in den Achtzigern erschienen. Im Juli geht es dafür mit einem alten Emanzipations-Superklassiker weiter - hinter den geschlagenen Sternen... Eingefügtes Bild


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Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen ('Century'): 2009 [Panini/2013]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 25 Mai 2014 · 2.219 Aufrufe
*Moore, Panini, 21.Jhdt.
Nach den inzwischen legendären 1. 2 Bänden setzte Meistererzähler Alan Moore so um 2009 einen drauf, und schuf eine weitere Trilogie namens "Century" (wird leider in den dt. Titeln unterdrückt, aber ich hab's oben mit hinein gesetzt): Was nach der Auflösung der Truppe besonders "begabter" viktorianischer Damen & Herren in London weiter geschieht. Natürlich holte er sich noch den wilden Zeichner Kevin O'Neill, der schon die 1. 2 Bände zeichnete, wie auch eine Menge kontemporärer Figuren aus der Literatur der jeweiligen Spielzeit, hinzu. Ich bespreche hier v.a. den 3. Teil der Trilogie, er spielt vor 5 Jahren, auf einer etwas alternativen Erde (Eingefügtes Bild) - der 1. Teil in 1910, der 2. in 1969. (Die 3 Bände decken also genau 1 Jahrhundert im Leben der Hauptfiguren ab...)

Das weitere Leben der resoluten Wilhelmina Murray (aus Stokers Dracula) - in der Welt der Liga heiratete sie nach dem psychischen & körperlichen** Trauma wg. des osteuropäischen Grafs nie, und blieb kinderlos - und des heldenhaften aber leider oft drogenabhängigen Allan Quatermain* ist der offensichtliche Leitfaden. Und wie die beiden mit ihrem neueren Status als junge Unsterbliche - nachdem sie Ayeshas* Jungbrunnen in Afrika entdeckten und darin badeten - umgehen. (Diese Afrika-Geschichte fand außerhalb der 2 gezeichneten Vor-Bände in einem der nicht-grafisch erzählten Abenteuer darin statt!)

Die "Century"-Trilogie führt aber noch eine 3. Hauptfigur ein: Orlando (aus Woolfs gleichnamigen Roman), ein unsterblicher Mensch, der mal Wochen/Monate/Jahre lang eine Frau ist, mal ein Mann. Der schon beim trojanischen Krieg hinter den Stadtmauern mitkämpfte und dessen Ausruf "was für ein schönes Pferd" leider das Schicksal der Stadt besiegelte. Eingefügtes Bild Sie/Er führt außerdem das Schwert des großbritischen Schicksals ständig bei sich, Excailbur...

Was von Anfang an außerdem sehr cool ist, ist, dass Brechts Dreigroschenoper teils die immer wieder gesungenen Texte stark beeinflusst - und dass Moore im 1. Teil die einzig wahre Seeräuber-"Jenny", nebst einem recht unsympathischen Mackie Messer, auftreten lässt. Moores Verehrung ggü. B.B.s bekanntestem Werk ist sehr deutlich, und er bekommt das blendend & innovativ hin. Eingefügtes Bild

Und - last but not least - kämpft die immer wieder neu konstituierte Liga um die 3 Protagonisten das ganze Jahrhundert ab und an gegen Maughams Magier, der hier noch ein wenig mächtiger ist als im Original, und versucht, ein "Mondkind", das im Namen des Bösen die Welt beherrschen wird, zu produzieren.
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Es ist also 2009 und die Erzählung beginnt damit, Orlando im Irak aufzusuchen, wo er gerade ein Massaker angerichtet hat, als ihm nach Jahrtausenden endlich die Helmschnur platzte, und er nur noch wild um sich schoß, ständig "Ich bin Krieg! Ich sterbe nie!" schreiend. Seine Vorgesetzten meinen, er sei ein Held - niemand, der vor Ort war, kann widersprechen - und er wird zurück nach England geschickt, beschämt über sein Verhalten. Und darüber, dass er aufgegeben hatte, 'Mina,
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weiter zu suchen und zu finden.

Ohne alles zu verraten: Orlando - nun weiblich (& schlauer?) - schafft es, 'Mina endlich zu orten & wieder ins liga-normale Leben zurück zu rufen. Die beiden finden auch einen verwahrlosten Allan als Obdachlosen auf den Straßen Londons vor, der allerdings nicht mehr will, und sich verabschiedet. Die Sache mit dem "Mondkind" ist nun allerdings längst geschehen. Der neue Chef - ein gewisser Herr aus Mailand, den Shakespeare schuf - beauftragt die beiden nur noch den inzwischen zum Teenager gereiften, und wohl bald im vollen Besitz seiner Macht agierenden, schlimmen Jungen zu finden.
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Wenn Moore & O'Neill eines können, dann ist es, die gewaltigen Schwächen ihrer HeldInnen auszuwälzen. In diesem letzten "Century"-Band gelingt ihnen dies vollendet, finde ich: Orlando ist nach Jahrtausenden ausgebrannt als Unsterbliche, und merkt, dass sie 'Mina liebt & zu ihrer Rettung braucht, und die Angebetene - letztendlich immer das Rückgrat der schwer zu zügelnden Liga - "findet endlich ihre Füße"...
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Wie dann die beiden Frauen dem "Kind" entgegen treten, wen genau sie unbewusst zu Hilfe rufen - ich bin ungelogen vom Stuhl gefallen! - ist sehr gekonnt, in kräftigen Farben... und ohne Blätter vor die Münder zu nehmen - wie immer in den Liga-Comics, im Gegensatz zu dem disneyfizierten lahmen Film! Eingefügtes Bild - gelungen!

Wenn man erstmal die Trilogie geschafft hat, gibt es noch ein interessantes Zwischen-Dossier, in schwarzer Ausführung, zu bewundern - das hilft einigen Hintergrund für Äußerungen der Geheimdienstler im 2009-Band zu verstehen - und außerdem gibt es eine weitere Zweigreihe, die das Leben von "Jenny" und ihrer Tochter verfolgt. Alles sehr lesenswert!

Wer also bereit ist, mit ziemlich harten, aber gut durchdachten, wild-gezeichneten Geschichten zu ringen, und auch Spaß am Verfolgen der vielen Einflechtungen/Referenzen (meist englischsprachiger Literatur) hat, erhält von mir die höchste Empfehlung, diese weiteren Liga-Bände in Betracht zu ziehen, I say!

May hope of continuance never die!

(* beide Figuren aus der Feder Haggards, s. z.B. She and Allan / ** sie hat deutlich sichtbare Vernarbungen überall an ihrem Hals, weswegen sie immer ein Halstuch oder einen Schal trägt / Brillenbild aus der engl. Wikipedia)


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Batman vs. Predator II [DC & Dark Horse/1995]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 10 April 2014 · 2.353 Aufrufe
Dark Horse, DC, 20.Jhdt.
Von Kritikern verrissen, wirkte dieses Sequel eines viel-beachteten damaligen Novums - einem "crossover" zwischen bekannter Comic-Figur, Batman, und Film-Monster, einem Predator - wohl auf einige Beobachter wie ein billiger Geldscheffel-Abklatsch. Es kann natürlich sein, dass meine Sicht hier etwas zu subjektiv ist: Doug Moench und Paul Gulacy waren schon lange Jahre vorher für mich das Nonplusultra-Team gewesen, u.a. bei der Wahnsinnsreihe Master of Kung Fu - der Texter Moench ein Meister des lyrischen Monologs (des Protagonisten, Schang-Tschi), der die Geschehnisse "denkend" begleitet; der Zeichner Gulacy ein Meister der fließenden, atmosphärischen Action und des Einsatzes von Licht & Schatten.

Diese beiden wurden jedenfalls für diesen Folgeband von den Verlagen gewonnen, zusammen mit einem der besten Inker damals, Terry Austin. Wobei die Farbgeberinnen Feeny & Kindzierski hier auch wesentlich zum Genuss beitrugen - gekonnt abgestufte, brillante Kolorierung, die die schwülen Nächte in Gotham glaubhaft wiedergeben.

Im Gegensatz zu der m.E. recht machohaften Prämisse des vielgelobten 1. Bandes - von den Gebrüdern Kubert gezeichnet - läuft in diesem Band fast nichts so, wie Bruce Wayne sich das vorstellt, als ihm klar wird, dass erneut ein tödlicher außerirdischer Jäger hinter ihm her ist. Denn diesmal jagen ihn gleichzeitig noch 7 - in Worten: sieben - menschliche Killer, die ein Drogenzar auf ihn los lässt, weil er seinen Machenschaften zu nahe kam. Auch mit Hilfe seiner Freunde bei der Polizei - die teuer für diese Hilfe bezahlen - kann der beste Detektiv der Welt nicht verhindern, dass diese mächtige Bedrohung - diesmal ein junger selbstherrlicher Predator, der nicht wahrhaben will, dass Menschenjagd nun verboten ist - ihm zunehmend das Steuer aus der Hand nimmt. Aber dann ist da noch die Huntress, die drogen-verachtende Lehrerin mit der Armbrust, die sich von Anfang an einmischt...

Moench, der Batman sehr oft getextet hatte, wählt hier einen ähnlichen Modus wie bei den Kung-Fu-Heften: Der Leser liest die Gedanken der beiden "guten" Agierenden, die damit den Ablauf - wie auch ihre anfängliches Misstrauen zu einander - zusammen erzählen. Farbig und schriftmäßig werden diese Fäden deutlich unterschieden, so dass man dieser doppelten Kommentierung gut folgen kann. Großartig dabei auch der Kontrapunkt des schweigsamen dunklen Ritters, den wir sehen und "hören" - keiner geht mit "sounds"* um wie Moench! Eingefügtes Bild - und des beredten Mannes hinter der Maske, der die Lage ständig im Stillen analysiert & nach Lösungen sucht. Moenchs Batman ist auch kein hasserfüllter Killer - eine Motivation, die er der Huntress mindestens einmal in Andeutungen vorwirft.

Angenehm finde ich also u.a., dass Batman hier wieder mehr Hirn als Bizeps einsetzt, wie früher - und diesmal oft auch nicht Herr der Lage ist. Damit werden die anderen Gegner des Killers aus dem All hervorgehoben. Dieser Plot ist viel mehr ein Ensemble-Stück als andere Batman-Erzählungen der "dunklen Ritter"-Phase.

Gulacys Zeichenkunst, zusammen mit dem Einsatz von viel Tinte von Austin, ist wie immer rau und sehr "da" - sie wirkt realistisch / erotisch / brutal / nachdenklich - unterstützt von Austins klaren Umrissen. Die ganze Handlung geschieht nachts, also ist alles sehr dunkel; was heute ein weitverbreitetes Stilmittel in Comics (& Filmen) ist, haben damals die beiden zeichnenden Kreativen schon probiert.

Der Plot ist - der schweißtreibenden Nachtwelt entsprechend - chaotisch & unvorhersehbar. Wer am Ende den amoklaufenden Predator zur Strecke bringt, war für mich eine Überraschung. Eingefügtes Bild

Fazit: Das legendäre Texter-/Zeichner-Duo zeigt noch einmal wie zielgenau, emotional überzeugend und, nun, echt so eine Mini-Serie sein kann. Ein Muss für Fans des "slightly off mainstream" - die sich evtl. auch für andere Spielwiesen der beiden wie Master of Kung Fu und 6 from Sirius interessieren könnten.

(* Beispiele: SCHÄNKT! Vmmm-chkt! SCHAOWW!!! * diiet * FWZZZZZ... FWAK!)


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Robur [Edition 52/2006]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 09 Mrz 2014 · 2.130 Aufrufe
Edition 52, 21.Jhdt.
Steampunk rocks! Zwar bin ich etwas zwiegespalten ob ich diese Trilogie empfehlen soll. Erwähnen sollte man die Miniserie der französisch-amerikanischen Texter, des Ehepaars Lofficier, und des französichen Zeichners/3D-Designers Gil Formosa in einer Reihe moderner Comic-Phantastik schon. Besonders nach dem Kinoerfolg von Iron Sky letztens, der (zufällig?) einige Elemente der Comic-Trilogie verwendet - die da wären: Nazis in Raketen, & auf dem Mond, inkl. aufgedonnerter "babes" vielerorts.

Hier ist Robur ein Held alter Prägung - kein Superheld also, einfach ein wahnsinnig gut aussehender, praktisch alles könnender "Highlander", der vor hat die Erde zu retten, nicht sie zu beherrschen - und das Ganze spielt in einer alternativen Post-WW1-Zeit, in der H.G.Wells' Prof. Cavor seine Seleniten auf dem Mond aufgescheucht hat, die sich prompt mit den aufkommenden Nazis alliieren um die Erde zu unterjochen, allerdings nicht bevor sie ein Seleniten-Babe schaffen, um die Nazis (& andere Beobachter) zu ergötzen. Aber da spielen noch die geheimnisvollen Logoi eine Rolle, und Robur weiß mehr über die, als er zugibt...

Vom Verneschen Antagonisten und dessen Milieu ist nichts mehr geblieben. Dafür staksen eine Menge unglaublich statuesker "babes" durch das Geschehen, und werfen sich vor allem immer wieder Robur an die muskulöse - gerne auch nackte - Brust.

Der Plot und die Dialoge sind extrem klischeehaft, alte Burroughs-/Smith-Stoffe & auch dt. Heftromane hommagierend und heutzutage wohl eher was für Jungen & Mädchen, allerdings mit einer wenig geizigen Dosis S&M mit hinein gestreut. Ständig gibt es neue MacGuffins, die präsentiert werden, und weswegen hunderte Menschen sterben müssen. Die Sprache ist mir dann und wann etwas zu sehr "retro"-militant, und alle - auch der Haupt-"romantic interest", Gayle Ardan (phonetische Hommage an Flash Gordons große Liebe, die aber zu der Echtzeit in der dieses Comic hier spielt, weit weniger dynamisch/erotisch auftreten durfte) - "können" sie. Gespräche, die nicht gerade "infodump"en, haben eine ständige Tendenz ins ein oder andere melodramatische Extrem abzukippen - Verachtung, Hass, heiße Liebe, Rache, mörderische Kälte. Eingefügtes Bild

Die Bilder sind immer wieder beeindruckend, allerdings, mit üppiger Hilfe von liebevoll krassen CGI-Designs, und einer Menge Blut und herumgeschossenem Eisen, mir auch wieder ein wenig zu militant-bombastisch. Ein wenig mehr Humor hätte hier geholfen.

Ein Comic wie eine grelle Retro-Bombe, das aber m.E. auch etwas zu entlarvend zeigt, woher die moderne Science Fiction vor 100 Jahren entstammt. Steampunk-Fans werden die 3 Bände aber sicherlich genießen!

P.S.: Der letzte Band kam erst vor 2 Jahren heraus. Mal sehen, ob die Serie ("1. Trilogie") überhaupt fortgesetzt wird.


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Flug 714 nach Sydney [Carlsen/1969]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 02 Februar 2014 · 2.798 Aufrufe
20.Jhdt., Carlsen
Was, Tim & Struppi als Teil einer Besprechungsreihe phantastischer Comics? Ja! Altmeister Hergé hat immer wieder mal erstaunliche Süppchen oder Hypno-Effekte für seine Erzählungen gemischt, aber in diesem wenig bekannten Band, der ziemlich direkt nach dem berühmten Mondflug-Doppelband erschien, gibt's sogar richtige SF mit Raumschiffen usw.! Das hat mich auch überrascht, weil ich den Band bei T&S "re-reads" bisher übersehen hatte...

Tim & Struppi - sowie sie oft begleitende Freunde, Käpt'n Haddock & der schwerhörige Professor - landen in einer 707 zwischen in Indonesien auf dem Weg nach Australien. Dort treffen sie einen exzentrischen Millionär, der darauf besteht, dass sie mit ihm in seinem privaten Überschallflieger mit reisen, denn auch er will nach "down under". Dann wird aber dieser Jet gekidnappt und alle landen auf einer geheimnisvollen Südseeinsel...

Ein Grund, warum der Band selten "mit dabei" ist bei aktuelleren T&S-Sammlungen, könnte der Bösewicht sein, der auf der Insel wartet: Rastapopolous. Wegen Hergés früherem Tapsen in ideologische Fallen, und seiner langen Arbeit für einen Verlag, der sich als Nazi-Kollaborateur entpuppte - und natürlich auch einigen wirklich schlimmen Entgleisungen - wirkt Rastapopolous (s. kl. Bild) auf einige Kritiker wie ein lächerlicher Stereotyp-Jude. Dabei ist immer klar, dass der Herr mit dem Monokel ein eher "atheistischer" Italiener mit griechischem Nachnamen ist; er fängt nur an als raffgieriger Hollywoodmogul. Obwohl also Hergés großartige Comics oft auch ein kritisches Auge verdienen, bin ich der Meinung, dass diese Figur eher harmlos ist - was so aussieht wie eine Gemeinheit, muss nicht immer eine sein. (Mehr zu Hergés Werdegang zu einer weltmännischeren Sicht im lesenswerten engl. Wikipedia-Artikel "Ideology of Tintin"!)

Jedenfalls ist der Aufbau von Flug 714 ziemlich anders als der früherer (bekannteren) Bände. Es ist ungemein viel "action" drin; ich habe fast den Eindruck, dass es sich um eine klassische Einteilung für eine Serialisierung handelt - also alle 2 Seiten ein spannender Moment wo sich die Leser fragen, wie es wohl weiter geht. Dafür spricht m.E. auch dass es der einzige Band ist, bei dem sich Hergé in der Anzahl der Seiten für die Bandausgabe vertan hatte - er produzierte 64 statt den normal druckbaren 62. Also fehlen gen Ende 2 Seiten (auch in meiner engl. Ausgabe) - da treiben Tim & Freunde in einem Gummiboot auf eine explodierende Insel zu, und auf einmal sind sie schon gerettet und im TV!

Am coolsten ist jedoch die Auflösung was genau das Geheimnis der Südseeinsel ist! Ich sage nur das damals in vieler Munde herumgeisternde Wort "Prä-Astronautik"! Habe Bauklötze gestaunt! Da ein wichtiger wissenschaftlicher Protagonist am Ende laut Wikipedia eine Parodie auf einen damals in Hergés Umfeld aktiven "Fantastischen Realisten" namens Bergier ist, wollte sich Hergé eventuell über gewisse Phantasten seiner Zeit lustig machen?! Denen die Mondflugbände eventuell nicht gefielen? Eingefügtes Bild

Dieser T&S-Band ist, wie die meisten anderen, sehr lesenswert, mit großartig detaillierten - wie immer sehr "klaren" - Zeichnungen, und einer Menge Details, die man erst beim 2. und 3. Lesen mitbekommt. Mit einem ruppigeren "cinematischen" Takt der Geschehnisse und einigen erstaunlichen Entwicklungen.

Ein untypischer Tim-&-Struppi-Band, der neben üblichen Spannungselementen, als Ganzes auch ein wenig sarkastisch herüber kommt! Eine erstaunliche Entdeckung!


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Ghost in the Shell : Stand Alone Complex [Kodansha/2011]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 12 Januar 2014 · 1.182 Aufrufe
Kodansha, 21.Jhdt.
Besser spät als nie eine 1. Manga-Besprechung im Blokk: Vielleicht nicht das großartigste Beispiel eines japanischen Comics seit der Jahrtausendwende, dafür ist aber Shirow Masamunes Weltentwurf Kōkaku Kidōtai* schon seit Jahrzehnten Kult, und dessen TV-serien-mäßige Wiederbelebungsvariante "Stand-Alone Complex" (S.A.C.) im 21. Jahrhundert ziemlich gelungen, m.E. vor allem die 1. Staffel.
 

Sein Manga kam um 1990 heraus, und 5 Jahre später folgte der bahnbrechende Film von Mamoru Oshii. Nach dem Erfolg der S.A.C.-Serie hat nun Shirow Masamune Productions Yu Kinutani die Erlaubnis gegeben, eine S.A.C.-Manga-Reihe zu zeichnen & texten - bisher hab ich mir nur die Nummer "001" angesehen (verlegt wurden inzwischen schon mindestens die ersten 4 Bände)...
 

Wer sich dieses englischsprachigen Bandes annimmt, muss, vorweg gesagt, Einiges an japanischer Manga-Tradition schlucken, um sich dann auf (schwarz-weiße) Zeichnungen & Inhalt konzentrieren zu können: Das Buch liest sich von rechts nach links, dem normalen japanischen Lesestil folgend (s. Wikipedia-Versuch das darzustellen, rechts). Auch wurde die Action u.v.m. im inzwischen klassischen Tezuka-"Kino"-Stil verfasst, also manchmal fast zeitlupenhaft voranschreitend, mit vielen "Toneffekten" und sogar Hinweisen - in Sprechblasen! Wie z.B. "Starr!", wenn der Protagonist jemand Anderen anstarrt! Eingefügtes Bild

Darüber hinaus ist der Band "001" eine ordentliche Einführung in die Welt der Polizei-"Section 9" einer riesigen zukünftigen Stadt, deren Leiter ein weißhaariger, älterer Schlaukopf mit Figur und Frisur eines weisen Menschenaffen, und dessen Einsatzteam von Spezialbeamten - von Major Motoko Kusanagi angeführt, einer Frau, deren Gehirn in der Metallhirnschale ("brain case" in meiner engl. Ausgabe) das einzige Menschliche ist, was ihr von ihrem fleischlichen Dasein verbleibt. (In der S.A.C.-TV-Serie wird sogar angedeutet, dass sogar ihr Hirn inzwischen vollends anorganisch ist.) Alle anderen Cops sind entweder teils oder noch so gut wie ganz organisch - obwohl alle ihr Denkorgan mit so einer Hirnschale umgeben haben, was ihnen u.a. erlaubt, sich wortlos miteinander während eines Einsatzes zu unterhalten.

Die Story klärt die Sache mit den Gehirnen in der Hirnschale - was bei anderen Erzählungen aus der K.K.-Welt bisher nicht immer so klar herüber kam. M.E. also ein Pluspunkt. Schon der engl. Titel soll ja helfen, aber es hat lange gedauert, bis z.B. ich genau begriffen hatte, dass praktisch ALLE Menschen ca. 40 Jahre in der Zukunft laut Masamunes Grundidee so ein Cyborg-Gehirn haben werden - innerlich wie eh und je, aber eingefasst in einer autonomen Schale, die div. Schnittstellen zur Außenwelt herstellt. Letztendlich sind die Menschen nur noch wandelnde Gehirne - alles Andere scheint konstruiert.

Insofern ist der vergleichsweise etwas fade Verlauf dieses Anfangsbandes durch die Klarheit dieser Darstellung aufgehoben. Denn neuen Lesern wird so die Tragweite von dem was in dieser zukünftigen Welt passiert gleich von Anfang an angedeutet. Im Gegensatz zum großartigen Debütfilm in den Neunzigern, handelt es sich hier um keine Blade-Runner-artige Chaoswelt in der man kaum die Hintergründe mitbekommt - also wohl eine Anpassung an jüngere Post-Cyberpunk-Leserschaften.

Was mir erneut auffällt, ist, wie stabil Masamunes Vision nun über 2 Jahrzehnte und mehr in punkto Glaubwürdigkeit geblieben ist. Einer der ganz wenigen phantastischen Stoffe, die dies von sich behaupten können, und sicher mit ein Grund für seinen Kultstatus.

Obwohl also diese wie ein Relaunch anmutende Story etwas zurückhaltender/langsamer ist als vorhergehende Interpretationen, bietet das gesamte Manga einen lesenswerten Einstieg ins klassische GitS-Universum, und in Mangas überhaupt!

P.S. für S.A.C.-Fans: Die durchgedrehten "Kreiselnde Festung"-Tachikomas bekommen genau wie in der oben-genannten TV-Serie am Ende des Bandes ihren "Days"-Abspann! Nostalgie pur! Eingefügtes Bild

(* = "mobile/bewaffnete Bereitschafts-Polizei" - also relativ weit entfernt vom engl. Titel)






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