Sind die örtlichen Buchläden wirklich noch eine Größe, die so entscheidend ist? †” Soweit ich abzuschätzen wage, vermute ich die fatalen Vektoren der Markt- und Mainstream-Entwicklung im Zusammenspiel der Großbuchhandelsketten, mit den Verlagen und den (outgesourcten) PR- und Lektoratagenturen. Hier hat sich eine (Un-)Kultur breit gemacht, denen es vor allem um das Verkaufen von Fastfood geht, ums Erzeugen und reiten von Hypes.
Zahlen zum Verhältnis der Buchverkäufe über den stationären Handel und das Internet kenne ich nicht, ich hab nur kürzlich gelesen, dass die Thalia-Kette einen Rückgang der Buchverkäufe in ihren Läden von 30 Prozent innerhalb der nächsten 5 Jahre befürchtet bzw. einplant. Vielleicht weiß jemand hierzu Genaueres.
Derzeit hat der stationäre Buchhandel aber schon noch einen gewichtigen Einfluss auf das Kaufverhalten, denke ich. Zumindest auf alle, die regelmäßig lesen und gern mal in Büchern stöbern und sich - wie ich auch - im Laden gelegentlich einen Überblick über das verschaffen, was sich auf dem Buchmarkt so tut. Da geh ich gern auch mal in einen Laden mit großem, breitgefächertem Angebot, auch wenn ich meinen SF- oder Phantastikkram lieber beim Spezialisten oder beim Kleinverlag direkt kaufe, weil ich die unterstützten möchte. Bei Hugendubel kauf ich eher mal Nichtphantastisches oder ne DVD, ich will ja auch dort nicht schmarotzen, indem ich das Angebot vor Ort lediglich zum Angucken nutze und dann übers Internet bestelle.
Die Laufkundschaft, die nach Neuheiten und Empfehlungen schaut, wird vom stationären Buchhandel auf jeden Fall beeinflusst. Was dort an exponierter Stelle dargeboten wird, hat auch eine Chance, von Leuten gekauft zu werden, die sich halt einfach mal umschauen. Wenn ich bedenke, dass sich z. B. bei unserem Hugendubel in der Mittagszeit teilweise die Leute beim Stöbern gegenseitig auf die Füße treten, dann sind das nicht gar so wenige. Was dort auf den Auslagetischen präsentiert wird, teilweise auch auf speziellen Ständern oder mit gut sichtbaren Empfehlungsmarkern, findet natürlich eher Beachtung als die Bücher, die sich in dichtbepackten Regalen am Rand der Verkaufsfläche drängen. SF-Titel waren trotz Riesenverkaufsfläche zuletzt nur noch im Regal zu finden, aber unter den Empfehlungen fanden sich erstaunlicherweise auch Romantasy-Reihentitel, die ich eher in die Kategorie Schrott einsortieren würde.
Das Thema lautet ja eigentlich "Exploitation in der SF" - aber wie Andreas Eschbach weiter oben irgendwo angemerkt hat, fußt diese Themenausbeutung nicht allein (und wohl auch nicht in erster Linie) auf der Bequemlichkeit der Autoren, die sich gern irgendwo dranhängen, sondern weil der Buchmarkt immer mehr vorgibt, was geschrieben, gedruckt und dann gefälligst auch gekauft werden soll. Denke ich zumindest. Der Marktausrichtung von Großhändlern und Buchhandelsketten schließen sich Verlage und kleinere Buchläden dann halt zwangsläufig an. Dadurch ergibt sich natürlich auch eine Nische für kleine Verlage, die aber auf Dauer auch nicht allein von den eingefleischten Fans oder Freaks leben können.
Wenn ein Autor ein Thema aufgreift, das auch von anderen schon zu einer Story oder einem Roman verwurstelt wurde, finde ich das erstmal nicht verwerflich, sondern entscheide beim Lesen, ob er seine Sache gut gemacht hat oder nicht. Wenn ich allerdings sehe, dass Trittbrettfahrer nur auf einen Zug aufspringen, der gerade in Fahrt ist, gebe ich Michael Iwoleit recht. Vor allem, wenn die Trittbrettfahrer in Massen draufspringen und den Zug dabei fast aus dem Gleis werfen. All die geklonten und bis zum Erbrechen weiter reproduzierten Sachen, die so lange auf den Markt geschmissen werden, bis sich der Trend totgeritten hat, machen ein buntes, breitgefächertes Angebot, das ich gern beibehalten sehen würde, letztlich kaputt. Wenn ein Gaul tot umgefallen ist, sattelt man halt kurzerhand den nächsten, bis der auch schlappmacht. Bis irgendwann keiner mehr da ist. Oder keiner, der sich noch draufsetzen mag, weil er das alles über hat.
Irgendwo weiter oben wurden die Romane von Andreas Eschbach und Michael Crichton angesprochen: Denen, die ich gelesen habe, würde ich keinen Exploitationpapper draufkleben. "Jurassic Park" und "Sphere" haben mich nach einigen Jahren, in denen ich wenig - und überhaupt keine SF - gelesen habe, wieder auf den Geschmack für SF gebracht. "Solarstation", "Das Jesus Video" und "Die Haarteppichknüpfer" haben dazu übrigens auch beigetragen - danke dafür, Andreas.