@Naut
Ich wollte eigentlich nicht so sehr auf mich zeigen, antworte aber gerne mal aus der Sicht des (Roman)Unveröffentlichten auf deine Worte.
Ich lese da eine gewisse Zerrissenheit heraus, die Du durchaus mit vielen angehenden Schriftstellern teilst. Meine Meinung dazu: Als Möchtegernautor braucht man zuerst mal ein planetengroßes Ego, sonst wird das mot dem Schreiben sowieso nichts. Ich schließe mich da Ralph an: Warum sollte man etwas schreiben, bloß weil es andere von einem so erwarten? Okay, wenn man damit wirklich Geld verdienen möchte, aber sonst? Das ist doch absurd.
Ja, eine gewisse Zerissenheit ist da. Ein planetengroßes Ego nicht.
Dennoch schreibe ich das, was ich selber gerne lesen würde. Das es bisher nicht mit einem Einband im Vierfarbcover und fetzigem Klappentext geklappt hat, dürfte eher am Handwerk liegen, wozu ich aber auch Idee und Umsetzung zähle.
Schreiben, was andere erwarten?
Jein.
Ich schreibe in erster Linie die Geschichten, die ich selber gerne so, und nicht anders, lesen würde.
Also kein Verbiegen, eher ein Lernprozess, wie ich Leser erreichen kann.
Erstens steht jeder Schriftsteller, egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder hobbymäßig, bei der Auswahl seines nächsten Buches unter Druck.
Und das trifft auch auf jene zu, die noch nicht veröffentlicht sind, aber es gerne werden möchten
Was nützt die beste Idee, wenn sie unlesbar umgesetzt ist?
Umgekehrt ebenso.
Wer liest gerne die geschliffenste Sprache, wenn die Idee grottoid ist?
Lomax hat es auf den bestmöglichen Punkt gebracht, weswegen ich ihn hier nochmal zitieren möchte. So wie er sehe ich es auch †¦
Nun, ich persönlich verstehe schreiben ja als "Akt der Kommunikation", denn dazu ist Sprache letztendlich ja da. Und vor diesem Hintergrund wäre es wenig sinnvoll, bloß zu schreiben, was andere gerne hören wollen - das wäre dann eine misslungene Kommunikation, weil man ja selbst nichts sagt. Umgekehrt wäre es aber genauso sinnlos, sich mit seinen Büchern auf eine Kiste zu stellen, die Augen zu schließen und zu monologisieren, ohne zu schauen, wer zuhört. Auch das wäre eine missglückte Kommunikation, weil man zwar sendet, aber beim Rezipienten nichts ankommt.
Für mich ist es also eine ganz selbstverständliche Sache, dass ein Autor auf den Leser eingeht, dass er schaut, wie er den Leser ansprechen kann und das auch tut - dass er also dass schreibt, was er auch wirklich sagen will, aber schon so, dass es beim Rezipienten auch ankommt. Gelungene Kommunikation ist ja per se beidseitig und berücksichtigt Sender und Empfänger. Ich finde diese strikte Trennung zwischen "dem Leser nach dem Munde schreiben" und "Unabhängig seinem Anliegen als Autor folgen" also gar nicht angebracht; ersteres ist hohl und inhaltsleer, letzteres keine Freiheit, sondern Narzissmus. Ein Autor sollte ja nicht nur etwas zu sagen haben, er muss es auch sagen können.
Und dieses "sagen können" liegt eben darin, es dem Leser zu vermitteln, es so zu sagen, dass der Leser zuhört, zuhören will, es versteht; dass das Schreiben ankommt und beim Leser eine Wirkung hat. Es geht also tatsächlich immer um beides zugleich, und die Kunst liegt darin, wie gut man sein Schreibanliegen mit der Ansprache des Lesers verbinden kann.
LG
Dirk