@ Jakob & Naut:
---- Ich denke, ein Leser sucht mehr oder minder automatisch nach einem "Gehalt" des Werkes, das er liest, damit er sich selbst gegenüber eingestehen kann, nur (oder doch meist) eben "Werke mit Gehalt" zu goutieren. "Gehaltlose" Literatur ist Unterhaltungsliteratur, vielleicht sogar das, was man früher als "Schund" bezeichnete, und sowas gibt man allenfalls unter seinesgleichen (Beispiel (!): PR-Leser unter PR-Lesern oder SF-Fans) zu.![]()
My.
"Gehalt" ist aber nicht gleich "Botschaft".
Mal als Beispiel: Von China Mieville weiß man, dass er Sozialist ist. Trotzdem schreibt er in "Iron Council" nicht von einer gerechten und authentischen Revolution der Arbeiterklasse, sondern von einem Aufstand, der durch eine internationale Intrige angezettelt und durch einen völlig unpolitischen, persönlichen rachefeldzug angetrieben wird. Und trotzdem gibt es in diesem Aufstand zahlreiche Elemente des legitimen Aufbegehrens gegen Ausbeutung und Unterdrückung.
Am Ende steht dann eben nicht eine moralisierende Botschaft wie: "Die Revolution wird doch immer vor den Karren von Privatinteressen gespannt" oder "Steht auf gegen Ausbeutung und Unterdrückung!", sondern erst mal nur die Feststellung, dass der Versuch einer politischen Umwälzung zwangsläufig eine Gemengelage des Persönlichen und des Politischen ist. Eine "Antwort" darüber, ob man nun "Revolution machen soll" oder nicht, kann ich in dem Buch nirgends finden, nur eine Auseinandersetzung mit den Problemen, die sich auftun, wenn man überhaupt erst anfängt, ernsthaft über dieses Thema nachzudenken.