Hallo Torwan.
Ich wollte nur deinen Vergleich widerlegen, dich aber nicht persönlich angehen.
Sorry, wenn das falsch rüberkam.
Ich bin ebenso gegen ACTA, wie es derzeit in Arbeit ist, und ich bin ebenfalls gegen die Kostenlosmentalität einiger Internetuser.
Was ich aber nicht verstehe ist
- “Die Interessen der Rechteinhaber werden Meinungsfreiheit, Datenschutz und anderen fundamentalen Rechten übergeordnet.”, schreibt eine interessante Broschüre zum Thema.
Da doch bisher recht wenig Details über dieses Gesetz / Abkommen bekannt sind, woher dann diese Gewissheit? Die Diktaturen dieser Welt werden nicht auf ACTA warten, um ihren Tun weiterhin nachzukommen.
Weiters steht dazu: “ACTA legt die Regulierung der Meinungsfreiheit in die Hände privater Unternehmen, da das Abkommen Dritte, wie zum Beispiel Internet-Provider, dazu verpflichtet Onlineinhalte zu überwachen, deren Rolle es nicht ist, über Meinungsfreiheit zu bestimmen.”
Wie ich schon etwas weiter oben schrieb, werden wir schon jetzt von privatne Unternehmen im Netz beobachtet und ausgewertet. Wo aber durch ACTA plötzlich die Meinungsfreiheit tiefer beschnitten werden soll, als es in einigen Ländern bereits jetzt der Fall ist, erschliesst sich mir nicht.- Außerdem sei es eine Gefahr für Innovationen: wenn man ständig in der Angst leben muss, eventuell ein bereits vorhandenes Produkt in irgendeiner Form auch unabsichtlich nachzuahmen und möglicherweise zu erweitern, und somit in der Gefahr ist, deshalb strafrechtlich verfolgt wird, wird man es früher oder später komplett sein lassen.
Ein Produkt unabsichtlich nachzuahmen ... was habe ich darunter zu verstehen?
Ein bereits bestehendes Produkt steht nach meinem Rechtsgefühl unter der Ägidie des Erfinders / Produzenten. Wenn ich einen Roman schreibe möchte ich nicht, dass jemand anders darin rumfuhrwerkt. Gleiches gilt für Bilder, Musik, Filme, Rezepturen etc.- Ähnlich wie bei der Vorratsdatenspeicherung sollen also jegliche Bewegungen im Internet festgehalten und gespeichert werden. Doch während bei der VDS der Staat hinter der Überwachung stecken wird (das ist schon schlimm genug), sind es bei ACTA private Unternehmen. Die Frage nach dem Datenschutz muss also auch noch beantwortet werden.
Wieder das gleiche Argument wie schon zuvor im zweiten Punkt. Was machen denn all die Bots von Google, Alexa und Co?
Warum hat Anonymus noch nie eine Aktion gegen Bots der Suchmaschinen gestartet?
Diese Bots sammeln Daten, mit denen Werbung auf mich als Internetuser ganz individuell zugeshcnitten werden kann.
Ein Eingriff in meine Privatsphäre, denn wenn ich zum Beispiel regelmäßig auf amazon einkaufe, will ich auch nicht regelmäßig von denen Angebote erhalten, die mit den Worten beginnen: "Dass könnte Sie auch interessieren!"
Und nur weil ich vielleicht aus Recherchegründen via google regelmäßig nach chinesischen Hotels, Straßenkarten und ähnlichem schaue, will ich nicht mit Werbung für Chinarestaurants zugespamt werden.
Beides geschieht aber!
Auich ohne ACTA.
Da schnüffelt doch jemand wo ich wie lange und wie oft surfe!
Was geht die das an?
Warum verteidigt zum Beispiel Anonymus meine Privatsphäre da nicht ebenfalls so vehement?- Beliebte Netzwerke wie Twitter, Tumblr oder YouTube wären in ihrer jetzigen Form nicht mehr möglich. Und da Provider für die Vergehen ihrer Nutzer verantwortlich gemacht werden können, werden sie so dazu genötigt, bestimmte Seiten zu sperren und somit zu zensieren. Das wollen wir doch nicht, oder?
Was ist denn so überlebenswichtig an Twitter? Oder dem mir noch unbekannteren Tumblr? Kein Youtube mehr? Auch kein Weltuntergang, oder?
Welche Seiten könnten denn jetzt gesperrt werden?
Nach meinem Empfinden doch eigentlich nur die, die sich mit illegalen Angeboten beschäftigen, oder?
Ich bin hier wirklich verwirrt, denn so ganz erschließt sich mir dieser Argumentationsweg nicht.
Das ist es, was ich mit Hysterie bezeichne.
Den Untergang des freien Abendlandes prophezeien um die Massen zu mobilisieren, aber kaum wirkliche Substanz in der Hand zu haben oder vorweisen zu können.
Ich sage es gerne noch einmal:
Auch ich bin gegen ACTA, wie es in der derzeitigen Form versucht wird durchzuprügeln.
Aber mit derartigen Argumenten, wie sie hier teilweise genannt werden, spielt man seinem politischen Gegner nur in die Hände.
Wenn nur für zwei Tage weltweit, oder zumindest in weiten Teilen der Welt, plötzlich kein einziger illegaler Download mehr möglich wäre, oder wenn in einer konzertierten Aktion den entsprechenden Anbietern die Werbekunden ausgeblendet würden ... das wäre mal eine Maßnahme. Oder wenn Anonymus, wo es ja offenbar einige wahrhaft intelligente Menschen gibt, statt dem CIA-Server mal die drei größten Päderastennetzwerke angreifen würde.
So etwas würde zeigen, dass im Internet nicht nur Kostenlospiraten surfen, sondern auch Menschen, die das anders sehen und sich auch den Schattenseiten des Internets bewusst sind. Menschen, die ihre persönliche Freiheit für kostenlose Luxusartikel (und um die geht es ja größtenteils) eben nicht in den Vordergrund ihres Handelns stellen, wenn es um politische Debatten geht.
Sie wären plötzlich eine Größe, mit der man rechnen müsste und auf die man zählen könnte.
Aber bisher sehe und höre ich nur, dass man sich plötzlich keine Filme im Netz kostenlos ansehen / downloaden darf, gleiches für Musik und e-books. Ich sehe und höre nur von den gleichen Leuten, die ihre Verdauung twittern oder via Facebook ihre nächste Party ankündigen, dass sie um ihre Privatsphäre fürchten, während goolge & Co. schon seit Jahren fleissig persönliche Daten von diesen Leuten sammelt und sie an den Meistbietenden verhökert.
Das ist für mich paradox und logisch nicht nachvollziehbar.
LG
Dirk
Bearbeitet von Dirk, 02 Februar 2012 - 17:59.