Dirk schrieb am 01 Apr 2012 - 22:05:
Ah, Lothar, da hast du mch missverstanden.
Ich sprach von einer sozialen Restwürde.
Glaub mir, wenn du erstmal zum Heer der Arbeitslosen gehörst, ist es mit Selbstwertgefühl auch nicht mehr weit her.
Von Stolz war keine Rede.
Auch ich mache mir über meine Situation keine rosa Hoffnungen, weiß darum, dass ich als Leiharbeiter noch schneller verschlissen werde, als ein Festangestellter, und dass ich mir im "goldenen Lebensabend" noch genauso den Wecker werde stellen müssen, wie auch heute schon.
Nur ist es dann für einen 400-Euro Job, mit dem ich meine Sozialrente aufbessern muss (wenn es die dann überhaupt noch gibt)
Stolz?
Ja, ein wenig bin ich schon stolz auf mich.
Weil ich mich nicht hängen lasse, für einen Lohn arbeiten gehe, für den viele noch nicht einmal ihren Arsch aus dem Sessel heben würden, Jobs annehme, die den Festangestellten der Kundenbetriebe zu nieder, zu schmutzig, oder zu gefährlich sind, oder weil sie dafür ihre x-te Fluppenpause opfern müssten.
Soziale Würde?
Ja, davon habe ich auch noch was. Vor allem dann, wenn ich morgens um Sieben in Arbeitsklamotten von der Schicht komme und die Zombies aus ihren Löchern kriechen um am Kiosk um die Ecke ihre Tageszeitung zu kaufen.
Ich weiß, klingt jetzt lobbyistisch, aber Diboo hat Recht.
Eine Transfergesellschaft ist in erster Linie ein Luftkissenboot, damit die Landung auf dem Boden der harten Realität keine Toten fordert.
Zumindest nicht solange, wie der Fokus der Öffentlichkeit darauf gerichtet ist, und die Berichterstattung einem Autokonvoi gleicht, der im Schritttempo an einem besonders blutigen Unfall auf der Autobahn vorbeischeicht und den Zuschauern / Lesern das Gefühl vermittelt:
"Oh wie schrecklich! Ein Glück, dass es MICH diesmal nicht erwischt hat. Ob Frau Müller-Lüdenscheid jetzt auch zum Amt muss? Die war doch bei Schlecker, oder? Bin mal gespannt, wie lange DIE sich noch ihr Auto leisten können."
Aber echte Hilfe?
Kannste vergessen.
Transfergesellschaften sind Placebos, und keine echte Medizin.
Allerhöchstens noch Baldriantropfen für die Betroffenen, die damit solange eingelullt werden, bis sie am Ende doch das tun, was von ihnen verlangt wird:
Einreihen, Klappe halten und für die Hälfte des alten Lohns die doppelte Arbeit verrichten.
Von Transfergesellschaften und Ähnlichem halte ich auch nicht unbedingt etwas.
Entweder Alle oder Keinen.
Andererseits zahlt der Steuerzahler aber auch das Arbeitslosengeld ...
Das das Selbstwertgefühl bei längerer Arbeitslosigkeit schwindet kann ich mir vorstellen.
Wobei es aber auch Menschen gibt denen es nichts ausmacht was andere über sie denken und sagen.
Stolz auf meine Arbeit? Da mache ich mir so viele Gedanken nicht drüber.
Ich bin seit über 30 Jahren im selben Beruf und denke ich weiß was ich kann oder nicht.
Man freut sich über eine schöne Arbeit.
Ob wir in einem gewissen Alter unsere Rente noch aufbessern können , wissen wir noch nicht.
Möglich das wir dann körperlich gar nicht mehr dazu in der Lage sind.
Und dann?
Arbeit in der Rente sollte nicht gemacht werden weil die Rente für das Mindeste nicht reicht.
Sondern sollte auf einer freiwilliger Basis möglich sein. und als zusätzlicher Verdienst mit dem man sich mehr leisten kann aber nicht muß.
Von Versprechungen gewisser Leute und Kreise kann ich leider nicht viel halten.
Da diese meist gebrochen wurden oder sich nicht so darstellten wie eben versprochen.
Ich bin halt skeptisch. Lasse mich aber auch gerne überzeugen.
lothar