...
Zu Star Wars: Warten wir doch einfach mal ab, was in zehn Jahren diejenigen sagen, die im zarten Alter von sechs, sieben Jahren mit den Prequels großgeworden sind.
(Ich habe ein paar Freunde, die sind jetzt gerade 20, 21 - die
lieben Star Wars; die
neuen Filme. Die alten haben sie "ein, zwei Mal" gesehen, aber die neuen sind einfach cooler, weil sie damit als kleine Kinder großgeworden sind und
verzaubert wurden.)
Zu PR:
Nun, ich habe ja mal bei 1000+ reingeschaut... (Bis "Sphinx" von WiVo, glaube ich...)
Was soll ich sagen: HGF hat damals schon so absurden Mist geschrieben, wie bis zuletzt in den 2000ern.
Mahr war zum Teil übelst lahmarschig.
WiVos "Superspiel" war... nun ja... neutral formuliert:
weird.
Gut fand' ich die Bände von Sydow.
Darlton war erstaunlich lesbar.
Kneifel öde wie eh und je...
Griese nüscht besonderes...
usw.
Man könnte sagen: Alles so wie jetzt auch. Nur ohne LL und WiVa. (Also ist's heute quasi sogar
besser!
)
Stil... Ja, das ist gerade die Frage.
Die meisten Heftromanautoren
haben ja gar keinen.
(
Natürlich haben sie einen "Stil" - aber in den wenigsten Fällen
leben die Romane wirklich...)
((Ich muß auch gestehen, daß ich, auch beim dritten, vierten Lesen Scheer erstaunlich solide finde. Schnörkellos im besten Sinne wahrscheinlich.
))
Anyway...
Seien wir mal ehrlich...
Wirklich ehrlich...
Nehmen wir mal an, wir wären irgendwas zwischen 25 und 40.
Nehmen wir weiter an, wir sind keine SF-Supernerds, sondern haben in unserem Leben über so manchen Tellerrand geschaut, so manchen Film gesehen, so manches Buch gelesen.
Von PR hätten wir noch nie gehört.
Naja, vielleicht gehört, aber nie gelesen.
Würde es einen erheblichen Unterschied machen, ob man uns "Unternehmen Stardust", "Der Terraner", einen x-beliebigen EA Roman nach 2000 oder PR NEO 1 vorlegen würde?
Würde auch nur irgendeiner dieser Romane die
kindliche Begeisterung in uns auszulösen vermögen, die wir de facto als kleine, weltraumvernarrte Jungs im einstelligen Alter spürten, als wir mit Nr. 1, 2xx, 3xx, 5xx, 7xx einstiegen oder alternativ den ersten SiBa lasen?
Nein, natürlich nicht.
Aber, jetzt kommt das dicke ABER!
Das liegt eben
nicht (ausschließlich) daran, daß wir keine kleinen Jungs mehr sind, die man mit dem letzten Bockmist Bauklötze staunen lassen kann.
(Let's face it: Kinder
sind unglaublich leicht zu beeindrucken / unterhalten / zufriedenzustellen. Weil sie neugierig und unbedarft und anspruchslos sind und buchstäblich noch nicht viel erlebt haben. Natürlich: ymmv. Gibt ja so manch abgefuckte Biographie...)
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß ich immernoch zu kindlicher Begeisterung neige.
Die ist nicht weg, nur weil ich kein Kind mehr bin. (Okay, welcher
echte Mann wird schon jemals
richtig erwachsen...?
)
Wenn ich mir überlege, welche Nerdgasms mir Lost, BSG oder ASoIaF bescherten...
Das ist ja nun wirklich kein
highbrow-Stoff, da erklimmt man nun wahrlich nicht die höchsten Gipfel des Anspruchs.
(NB: Anspruch wird unterschätzt, was Nerdgasm-Potential angeht! Siehe:
The Wire oder
Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins, um mal zwei Beispiele aus Fernsehen und Literatur zu nennen. Oder auch aus dem Kino:
Fight Club. Begeisterung! Echte, unverfälschte, ich-möchte-platzen-vor-awesome-und-die-ganze-Welt-missionieren-weil-das-der-heißeste-Scheiß-ever-ist
Begeisterung. Nur mal so ein paar Beispiele.)
Nein, es liegt nicht an der mangelnden Begeisterungsfähigkeit, des modernen, abgestumpften, sarkastischen, medienweisen, jungen (oder auch alten) Erwachsenen, der schon alles gesehen hat. (Als ob!
)
Es liegt daran, daß PR einfach nicht das Zeug dazu hat, jemand anderen als einen weltraumvernarrten Knirps mit großen Augen oder eben ewig drauf hängengebliebene Supernerds wahrhaftig zu
begeistern. (Das allerdings
richtig, zweifellos! Irgendwas müssen
die richtig - oder
wir falsch
- gemacht haben, daß
WirHier der Serie
immernoch, auf
unsere Art, die Treue halten*.) Und, leider, leider, oftmals nicht mal
respektabel unterhalten kann. Nicht mal das!
*Und selbstverständlich muß auch
das erstmal geschafft werden, "einfache Gemüter" so nachhaltig zu beeindrucken! Mein Punkt ist aber:
Das schaffen die heutigen PR-Produkte eben
genausogut wie die alten. Wir nehmen das bloß nicht unmittelbar wahr, weil wir (im Idealfall
) ein bißchen weniger "einfach gemütet" sind, als anno dazumal, als wir mit Surfat und Redhorse Andromeda eroberten.
Und wenn wir den Krempel heute mit Begeisterung lesen, dann natürlich mit den Augen desjenigen, der sich erinnert! Das geht gar nicht anders. Wir
sind nicht neutral in unserer positiven Grundeinstellung den
Golden Years gegenüber. Wir
können es gar nicht sein.
Und jetzt bin ich wieder bei einer meiner Lieblingsthesen:
Daß nämlich mancher Gram gegen die aktuelle Serie herrührt aus der Verletztheit desjenigen, der nicht mehr so geflasht wird wie einst.
Aber das ist, als wenn der Alkoholiker das Bier beschuldigte, daß es nicht mehr ordentlich genug knallt,
so wie es das früher tat!
Der kursive Nachsatz ist entscheidend!
Der Grund, warum uns PR
nicht mehr so begeistert wie früher ist, daß wir nicht mehr die Knirpse von damals sind.
ABER:
Der Grund, warum uns PR
nicht begeistert ist, daß PR gar nicht das Potential hat, jemand anderen als einen SF-Nerd zu begeistern.
Das ist natürlich ein Problem von Schemaliteratur
insgesamt.
PR zielt ja auf niemand anderen ab als auf SF-Nerds.
Genausowenig wie z.B. die
Twilight-Serie auf niemand anderen abzielt als verträumte, naive Teenies, die sich nach oberflächlich-schmonzettiger Romantik sehnen.
Schemaliteratur
bestätigt bzw. liefert
einfache Weltbilder und "Einsichten". (PR ist
übervoll davon, schon immer gewesen, man denke an Clark Darlton!)
Und solange man unreflektiert in seinen Ansichten und Verhaltensweisen festhängt - bzw. noch gar keine
ausgebildet hat -, ist es genau das, was man braucht bzw. was auf fruchtbaren Boden fällt.
"Echte" Literatur
fordert heraus. (Man beachte bitte die Anführungszeichen.
)
Naja...
Jedenfalls ist PR heute nicht mehr (oder schlechtere) Schemaliteratur als PR damals. (Tendenziell sogar bessere Schemaliteratur, weil dieselbe natürlich im Laufe der Jahrzehnte "optimiert" wurde. Im Gegensatz zu "echter" Literatur ist Schemaliteratur nämlich auch
optimierbar. Robert Feldhoff hat diese Einsicht verinnerlicht.)
Wer anderes behauptet will nur nicht wahrhaben, daß er als Knirps... "getäuscht" wurde.
Womit wir wieder bei den aus dem Paradies Vertriebenen wären...
Wir sind sauer.
Wir haben die Tricks durchschaut, nach denen optimierte Seichtunterhaltung à la PR (oder GZSZ
for that matter) funktioniert und lassen uns nicht mit sowas abspeisen.
Nun, nicht
mehr jedenfalls!
Aber wir haben uns täuschen lassen. Mit
Begeisterung. Und dafür
lieben wir diejenigen, die uns all die schönen Erinnerungen, denen wir uns heute so gerne hingeben, geschenkt haben. Wir
vergöttern sie.
Sie als das zu sehen, was sie waren - nämlich die Fricks und Feldhoffs der Sechziger, überspitzt auf den Punkt gebracht - wäre Blasphemie.
Deshalb projezieren wir all unseren Frust, unsere Enttäuschung und natürlich
den Ärger über uns selbst, daß wir jemals überhaupt so
gullible waren, unsere Zeit so intensiv und voller Begeisterung mit Blödsinn zu vergeuden, auf "die Neuen". (Oh ja, ich glaube das mag ich: ausgelebte PR-Aversion ist umgelenkte Selbstverachtung. Ich schließe mich da selbstverständlich nicht aus!
)
Aber der Punkt ist: Wir sind auf die Taschenspielertricks der Altmeister reingefallen.
Und nur, weil wir deren Tricks damals noch nicht erkennen konnten, hielten wir sie für Magier.
Weil wir das heute können, weil wir
ihre Tricks durchschauen, halten wir diejenigen, die das Erbe besagter Magier angenommen haben und deren Tradition
nach bestem Wissen und Gewissen weiterführen, für die Bösen.
Und es ist ja mehr als kritikwürdig, was passiert, in diesem multinationalen Medienkonzern (
Wir verneigen uns!) - nur war es das auch schon vor vierzig Jahren!
Den einzigen Vorwurf, den man tatsächlich nur den
Heutigen, aber nicht den Altmeistern machen kann: Die
Heutigen haben scheinbar nichts dazugelernt! Die Altmeister haben den Pionier-Bonus. Das macht, was sie getan haben, nicht
besser. Deshalb kann man eben nicht sagen, daß früher alles (oder zumindest wesentliches) besser war. Wohl aber kann man sagen, das ist ja auch so eine Lieblingsthese von mir, daß es schade bis schlimm ist, daß sich seit fünfzig Jahren nichts wesentliches
verbessert hat!
(
Natürlich hat sich was "verbessert", Stichwort: Optimierung! Aber das ist natürlich
kritikwürdig. Optimierte Schemaliteratur ist vielleicht "bessere"
Schemaltieratur - aber mitnichten bessere
Literatur!)
Um Deine Frage nach diesem Sermon zu beantworten...
Doch, selbstverständlich liegt das genau am Faktor Alter, daß Du die alten Hefte selbst heute noch lesen kannst, währen Du Dich an die Hefte nach 2000 nicht rantraust. Weil Dich mit den alten Heften etwas verbindet. Sie bedeuten Dir viel. Sie sind wesentlicher Bestandteil deiner
formative years. Das vergißt man nicht so leicht. Und das läßt einen ein Leben lang nicht kalt.
Die Charaktere, die Atmosphäre, der "Stil" - das stimmte, weil Du Dich
daran erinnern kannst, wie es gestimmt hat. Du kannst beim Wiederlesen wiedererkennen,
was Dich begeistert hat, Du
erinnerst Dich lebhaft an die Begeisterung. Und erinnerte Begeisterung ist fast so gut wie echte Begeisterung.
Mit den neuen Heften verbindet Dich nichts. Du fandest sie wahrscheinlich "so lala" bis doof. Warum
solltest Du sie überhaupt noch mal lesen?
Ich sage Dir:
Ohne Deinen "wohligen Background" bzgl. der alten Hefte - die zu lesen Du dann übrigens aufgrund des Mangels dieses Backgrounds nicht den geringsten Antrieb hättest
- würdest Du sie auch nicht mehr als so stimmig empfinden; jedenfalls nicht als wesentlich stimmiger als die neueren Sachen.