Am 1. Oktober geht es dann los mit
Der Tunnel von Bernhard Kellermann.
Geschrieben 24 September 2015 - 17:24
Am 1. Oktober geht es dann los mit
Der Tunnel von Bernhard Kellermann.
Geschrieben 04 Oktober 2015 - 22:17
Ich darf bitte voranschicken, ich kenne das Buch bereits. Für die aktuelle Runde lese ich eine E-Book-Ausgabe, die hier zu finden ist:
http://www.gutenberg.org/ebooks/44489
Nach wie vor liest sich der Anfang schon angenehm und baut Neugierde/Spannung auf. Eine durchaus dynamisch angelegte Beschreibung, was da gemacht werden soll, wird geliefert. Auffällig ist mal die Einbindung englischsprachiger Text-Splitter, um die Handlung authentischer in den U.S.A. angesetzt wirken zu lassen. Hat man schon sonst in nicht mehr allzu frischen Publikationen (deutschen) öfters erlebt. Passt schon.
Das erste Kapitel liest sich flott weg. Ganz nostalgisch wurde ich beim Wiederlesen des Satzes
"Die Billetthändler, die ihr Leben zwischen den Pneumatiken von sausenden Automobilen verbringen, stürzten sich, schweißtriefend trotz einer Temperatur von zwölf Grad Kälte, Bündel von Dollarscheinen in den Händen, tollkühn mitten in den endlos heranrollenden Strom wütend donnernder Wagen."
Beim ersten Mal Lesen (seinerzeit ...) hatte ich im ersten Moment keine Ahnung, was "Pneumatiken" bedeuten könnte ... (Druckluftbremse??? Oder so halt ...) Wisst Ihr es?
Scherz beiseite: gönnt Euch bitte diesen deutschen SF-Bestseller von vor über 100 Jahren. Es lohnt sich.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 05 Oktober 2015 - 18:57
Ich habe diese Mal eine Ausgabe aus einer Republik vor meiner Zeit vom Verlag Volk und Welt aus dem Jahr 1981. Ich bin mal gespannt, ob es irgendeine Art von "Nachbearbeitung" gab. Jedenfalls gibt es am Ende eine Seite mit einer Inhaltsangabe, die doch mit dem ein oder anderem sozialistischen "Kampfbegriff" gespickt ist.
Ich bin jetzt auf Seite 88, Teil 2 Kapitel 2. Bis jetzt habe ich noch nicht viel von Science-Fiction gelesen. Okay, es wird erwähnt, dass der Calais-Dover-Kanal schon existiert aber es ist halt nur eine Erwähnung.
Wunderbar finde ich den Stil und die Sprache. Die Beschreibungen sind alle umfassend und detailreich - wirklich wunderbar. Das macht die Welt sehr lebendig. Dieser Detailreichtum ist zwar wunderbar, aber bei den ersten Kapiteln beschlich mich, das Gefühl als würde etwas fehlen. Mir war so als würden viele Szenen "statisch" wirken. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, woran ich diesen Eindruck fest machen kann. Ich vermute es liegt am "allwissenden Erzähler" (Habe ich diesen Ausdruck in der richtigen Weise gebraucht?), so bleibt bei mir immer eine gewisse Distanz zu den handelnden Personen. Mir hätte vielleicht an der ein oder anderen Stelle, eine "Innenansicht" von Mac Allan besser gefallen.
Aber das soll nicht als Kritik aufgefasst werden, der Stil ist immer noch super. Die Szene in der der Bau für den Tunnelzugang auf der amerikanische Seite beschrieben wurde, war so lebendig, dass ich das Gefühl hatte die Spannung der Muskeln der Arbeiter und die Tatkraft auf der Baustelle förmlich spüren zu können.
Eine Stelle bei der ich herrlich gelacht habe, war "Hobby ernährte allein ein Schock Journalisten." Es hat doch immer etwas eine Geschichte zu lesen, die wirklich alt ist. Dazu zu zählen für mich auch die Details, wie z.B. Dampferüberquerung über den Atlantik, da es keine Atlantikflüge gibt.
@derbenutzer: "Pneumatiken" ist tippe mal auf Reifen.
Geschrieben 07 Oktober 2015 - 01:52
Ich bin (aktuell) noch nicht ganz so weit, wie Du es bist, Trace. Aber natürlich kann ich mich recht gut erinnern und darf schon jetzt sagen: das von wegen "umfassend und detailreich" sehe ich genauso. Apropos "sehen", schon beim ersten Kapitel läuft in meiner mentalen Vorstellung regelrecht ein Film ab. Der Autor kann wahrhaftig plastisch erzählen.
Mal sehen, ob noch jemand zu uns stößt. In ein oder zwei Tagen vermelde ich wieder etwas.
Ach ja, "Pneumatiken" sind tatsächlich die Reifen. "Pneus" als Kurzform hört man zumindest in Österreich immer seltener. Zumindest kommt mir das so vor.
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
Geschrieben 09 Oktober 2015 - 22:11
Ich lese die Neuauflage von 2015 aus dem arsvivendi Verlag. Laut Impressum ist das Buch Teil der "Edition moderner fränkischer Klassiker". Die gebundene (?) Ausgabe hat ein Lesebändchen und einen klassischen, auf angenehme Weise alterrümlichen Drucksatz.
Mir gefällt die szenische Darstellung und geniale Beschreibungskunst des Autors. Die Handlunge wir abwechselnd durch Zusammenfassungen, und durch die Beschreibung wichtiger Einzelereignisse vorangetrieben. Lediglich die vielen eingeprengten Angelizismen und kurzen englischen Sätze fand ich nach einiger Zeit ein wenig albern.
Interessant ist das der Autor in dem Buch das kapitalistische ameriakanische Wirtschaftssystem feiert, aber in seinen letzten Lebensjahren, nach de Krieg, die DDR als Heimat gewählt hat. Überhaupt scheint der Autor, und wohl auch die große Leserschaft des Jahres 1913, von einer großen Begeisterung für den ameriakansichen Way-of-Life getrieben zu sein. Ich hatte nicht erwartet das im späten deutschen Kaiserreich die USA bereits als Sinnbild von Moderne und Fortschriftt gesehen wurden.
Aufgrund einer anstrengende Arbeitswoche habe ich in den ersten fünf Tagen nur knapp 80 Seiten geschaft. Mal schauen was das Wochenende bringt.
Geschrieben 10 Oktober 2015 - 12:09
Geschrieben 10 Oktober 2015 - 15:08
Ich habe die ersten drei Teile des Buches jetzt durch.
Insgesamt behält der Autor das Tempo bei. Die Arbeitsvorschritte werden technisch detailliert und mitreißend erzählt. An diesem Stellen merkt man nur an den technischen Details das das Buch mehr als hundert Jahre alt ist. Eingestreut sind aber auch immer wieder Innenansichten und Lebensgeschichte von Mac Allan, seiner Frau Maud und Woolf. Auch diese sind gut geschrieben, an Ihnen merkt man aber deutlicher den Zahn der Zeit. Interessant ist das man von der inneren Gedankenwelt des aktuellen Mac Allan eigentlich gar nichts erfährt.
Im Internet lässt sich erstaunlich viel zu Autor und Buch finden. Einen guten Überblick zum gibt es Wikipedia auf deutsch und auf englisch. Die Wikipedia Seite zum Buch erwähnt auch einen latenten Antisemitismus bei der Beschreibung von Woolf. Auf einer englischsprachigen, jüdischen Seite wird dagegen nur erwähnt wie populär der Autor euch beim jüdischen Publikum war. Dort findet sich auch der Link auf die vollständige britische Verfilmung aus dem Jahre 1935. Insgesamt wurde das Buch mindestens dreimal verfilmt. Vom bayrischen Rundfunk wurde der Roman 1985 als Hörspiel inszeniert.
Geschrieben 12 Oktober 2015 - 19:38
Im vierten Teil wird die, bereits in der Zusammenfassung angekündigte, Katastrophe beschrieben. In deren Folge wird auch wieder die Figur von Allans Neider, dem Finanzfachmann des Tunnel-Syndikats, Wolfs näher beschrieben. Ich finde die Figur eigentlich interessant beschrieben. Er wird nicht einfach als Bösewicht dargestellt, sondern vielmehr wird erklärt was ihn eigentlich quält. Lediglich an einer Stelle bekommt man, aus heutiger Sicht, ein mulmiges Gefühl: "Vielleicht hatte er nie einen Menschen mehr gehasst als die haarigen, fremdrassigen Asthmatiker." Zusammen mit einigen dumpfen Beschreibungen von Asiaten und Schwarzen lässt sich hier eindeutig Rassismus erkennen.
Geschrieben 13 Oktober 2015 - 21:44
Ich bin auf Seite 159 (Anfang vom 4. Teil).
Bei den Beschreibungen vom Tunnelbau fällt mir immer wieder auf, dass keine Menschen beschrieben werden. Sie tauchen nur als ein weiteres Teil der Maschine auf und auch dann nur in Massen. Sie sind nur Teil des Prozesses der in die Zukunft führt, dabei bleiben sie selbst völlig bedeutungslos. Diese ganzen Beschreibungen wirken auf mich auch kämpferisch, besonders bei der Beschreibung der Tätigkeit von Woolf kommt das richtig zum Vorschein.
Geschrieben 14 Oktober 2015 - 07:26
Ich habe jetzt auch das Unglück erreicht. Der Roman bleibt spannend, die Sprache blumig. Sehr schön wird gezeigt, was ein solches Großprojekt bedeutet und wie es grob funktioniert und was passiert, wenn etwas schief läuft. Insgesamt dünkt mir, ich habe den Roman schon mal gelesen, soviel kommt mir bekannt vor.
Ein wenig nerven die englischen Einschübe. Ob der Autor das als modern empfand und daher verwandt?
Geschrieben 15 Oktober 2015 - 07:46
Ich bin jetzt durch. Eine rasante Geschichte, kein Abenteuerroman, eher eine Abhandlung über das Wirschaftssystem und die "Wir packen es!" Mentalität der Amerikaner mit allen Vor- und Nachteilen. Vieles vom Wirtschaftssystem und dem zugehörigen Auf und Ab wirkt sehr aktuell.
Das ganze ist sehr plastisch dargestellt, blumig geschrieben und garniert mit Liebesgeschichte und etwas Herz/Schmerz, insgesamt zwar sehr lesenswert, aber das Ende, überhaupt der letzte Teil des Buches, enttäuscht doch eher und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck.
Bearbeitet von Mammut, 15 Oktober 2015 - 07:49.
Geschrieben 16 Oktober 2015 - 17:45
Ich bin auch durch.
Klox hatte in seinem Beitrag weiter oben, sich über den Rassismus im Buch geäußert und in den ersten drei oder vier Teilen, war dies für mich nicht so offensichtlich. Erst bei dem Protestzug in New York bei dem die Herkunftsländer der Arbeiter genannt wurden und die schwarzen Arbeiter als Extragruppe genannt wurde. Wurde mir deutlich, dass sie nicht als Teil der jeweiligen Nation gesehen werden sondern als eigene "Rasse".
Nach dem großem Zusammenbruch hatte ich vermutet, dem Rest würde es nun an Spannung fehlen, aber auch die letzten Teilen waren doch recht spannend geschrieben und ließen sich flüssig lesen.
Die eingestreuten englischen Wörter und Sätze wirkten auf mich an vielen Stellen recht lächerlich, insbesondere die Verwendung von Car. Wahrscheinlich wollte der Autor seinen Roman so internationaler oder weltmännischer erscheinen lassen.
Die Beschreibungen zu den Abläufen des Wirtschaftssystem sind sicherlich recht vereinfacht aber ich hatte immer den Eindruck, die Darstellungen würden auch gut als Plot für ein paar reale Wirtschaftskrisen des letzten Jahrhunderts durchgehen. Ich würde sogar soweit gehen, dass die Darstellung hier im Buch zu den medialen Darstellungen einiger Wirtschaftskrisen passt, es müssten nur an den richtigen Stellen die entsprechenden Wörter ersetzt werden, wie z.B. Atlantik-Europa Tunnel durch Internet, Digitalisierung, Eigenheim usw.
Mir ist auch aufgefallen, dass "alles" verwertet wurde. Es wurde an vielen Stellen daraufhin gewiesen, dass bei dieser oder jener Aktion die Aktien eines Unternehmens steigen oder fallen. Dasselbe gilt auch für die Medien, ich denke da an den Fotographen der in Allans Büro stürmt, obwohl das Haus brennt. Ob das zu der Zeit auch schon so war? Ich habe keine Ahnung, aber ich erkenne eine Menge Parallelen zur Gegenwart.
Weiterhin ist mir aufgefallen, der Staat taucht nie wirklich als Akteur auf. Er taucht hier manchmal als Polizei, Feuerwehr oder Justiz auf, aber ansonsten gibt es keine Politiker, Regierungen, Behörden oder Ämter die überzeugt werden müssen oder mal etwas kontrollieren. Hier ist der Staat der "Nachtwächter-Staat" der Liberalen.
Insgesamt hat mir der Roman gefallen, er ist schön geschrieben, besitzt eine gewisse Spannung und er kann sicherlich als eine, vielleicht etwas überzogene, Darstellung der Mentalität und der Einstellung der Menschen am Anfang des 20. Jhd. zu Technik und zur Schöpferfähigkeit des Menschen angesehen werden.
Eine Frage hat mir schon Recht früh Kopfschmerzen bereitet, was macht diesen Roman für mich zu Science-Fiction. Es liest sich für mich wie ein Wirtschaftsthriller. Das Science-Fiction Element ist sicherlich der Tunnel an sich. Ich habe zwar nicht genügend technisches Wissen um das wirklich einschätzen zu können, aber der Tunnel scheint gerade so machbar, nur es scheint mir doch recht unwahrscheinlich, dass dieses Projekt jemals gebaut wird. .... Schwer zu sagen was mich da wirklich stört, aber der Tunnelbau wirkt halt auf mich so "normal".
Aber das würde sicherlich zum Beispiel auch für einen Roman aus dem Jahr 1870 (oder so) gelten, in dem jemand mit einem mit Petrolium oder mit elektrischen Strom betrieben U-Boot fährt.
Das macht es mir schwer mich zu entscheiden, ob der Roman ein Klassiker ist. Die Struktur und der Plot der wirtschaftlichen Zusammenhänge scheint mir zwar recht zeitlos aber das ist für mich gerade nicht das Science-Fiction Element. So entscheide ich mich dafür, dass es ein Klassiker ist aber nicht im Science-Fiction Bereich.
Geschrieben 24 Oktober 2015 - 09:22
Eine Frage hat mir schon Recht früh Kopfschmerzen bereitet, was macht diesen Roman für mich zu Science-Fiction. Es liest sich für mich wie ein Wirtschaftsthriller. Das Science-Fiction Element ist sicherlich der Tunnel an sich. Ich habe zwar nicht genügend technisches Wissen um das wirklich einschätzen zu können, aber der Tunnel scheint gerade so machbar, nur es scheint mir doch recht unwahrscheinlich, dass dieses Projekt jemals gebaut wird. .... Schwer zu sagen was mich da wirklich stört, aber der Tunnelbau wirkt halt auf mich so "normal".
Aber das würde sicherlich zum Beispiel auch für einen Roman aus dem Jahr 1870 (oder so) gelten, in dem jemand mit einem mit Petrolium oder mit elektrischen Strom betrieben U-Boot fährt.
Das macht es mir schwer mich zu entscheiden, ob der Roman ein Klassiker ist. Die Struktur und der Plot der wirtschaftlichen Zusammenhänge scheint mir zwar recht zeitlos aber das ist für mich gerade nicht das Science-Fiction Element. So entscheide ich mich dafür, dass es ein Klassiker ist aber nicht im Science-Fiction Bereich.
Das ging mir genauso und passt auch zu einer Diskussion an anderer Stelle hier im Forum. Formal ist der Roman SF mit all seinen "Zukunftsoptimismus und auch - kritik. Er ist aber eigentlich überhaupt kein wirklich phantastischer Roman, schließlich bleibt er ja im Rahmen das Möglichen. Und die Erfindung eines Werkstoffes, der dazu beiträgt, einen solchen Tunnel anzugehen, würde ich auch nicht als SF sehen.
Also klarer Fall: Formal SF, da er ja eine mögliche technologische Entwicklung durchspielt und deren Konsequenzen auf die Gesellschaft. Aber unter SF Gesichtspunkten würde ich den Band nicht als Klassiker sehen, da stimme ich zu.
Der Roman bleibt aber auch nach dem Ende noch in Erinnerung, das spricht auf jeden Fall für ihn.
Geschrieben 24 Oktober 2015 - 12:27
Das ging mir genauso und passt auch zu einer Diskussion an anderer Stelle hier im Forum. Formal ist der Roman SF mit all seinen "Zukunftsoptimismus und auch - kritik. Er ist aber eigentlich überhaupt kein wirklich phantastischer Roman, schließlich bleibt er ja im Rahmen das Möglichen. Und die Erfindung eines Werkstoffes, der dazu beiträgt, einen solchen Tunnel anzugehen, würde ich auch nicht als SF sehen.
Also klarer Fall: Formal SF, da er ja eine mögliche technologische Entwicklung durchspielt und deren Konsequenzen auf die Gesellschaft. Aber unter SF Gesichtspunkten würde ich den Band nicht als Klassiker sehen, da stimme ich zu.
Der Roman bleibt aber auch nach dem Ende noch in Erinnerung, das spricht auf jeden Fall für ihn.
Wenn ich mich recht erinnere, bleibt der Werkstoff aber auch im Rahmen des Möglichen. Es ist kein Werkstoff, der gleich 20 oder 100 mal so hart wie ein Diamant ist. Ich glaube mich an eine Stelle zu erinnern, wo gesagt wird, dass Allanit nicht so hart ist wie Diamant aber man kann es halt in großer Menge zu einen günstigen Preis herstellen. Selbst wenn Allanit ein "Wunderwerkstoff" wäre, ermöglicht er zwar den Tunnelbau, bleibt aber sonst für die Handlung völlig im Hintergrund.
Für mich ist der Roman ein gutes Mittel um die optimistische Stimmung vor dem ersten Weltkrieg ("Wir sind zu Weihnachten wieder zu Hause!") in einer literarischen Form zu verdeutlichen. Diese Stimmung hat das Buch bei mir wunderbar rüber gebracht und das auch noch in einer stilistisch schönen Form.
Geschrieben 24 Oktober 2015 - 13:10
Wenn ich mich recht erinnere, bleibt der Werkstoff aber auch im Rahmen des Möglichen. Es ist kein Werkstoff, der gleich 20 oder 100 mal so hart wie ein Diamant ist. Ich glaube mich an eine Stelle zu erinnern, wo gesagt wird, dass Allanit nicht so hart ist wie Diamant aber man kann es halt in großer Menge zu einen günstigen Preis herstellen. Selbst wenn Allanit ein "Wunderwerkstoff" wäre, ermöglicht er zwar den Tunnelbau, bleibt aber sonst für die Handlung völlig im Hintergrund.
Das schon. Aber der neue Werkstoff Allanit samt dem allgegenwärtigen Optimismus sorgt doch für den Tunnelbau und der ist formal schon SF. Es gibt ja heute noch keine Autobahn unter dem Ozean, also sind die Kriterien doch erfüllt. Es ist eine Utopie, zwar mit kritischen Tönen, aber insgesamt doch mit erfrischendem Tatdrang.
Geschrieben 08 November 2015 - 01:12
Ich habe das Buch bereits vor drei Wochen zu Ende gelesen, bin aber bisher nicht dazu gekommen meine Eindrücke zusammenzufassen.
Wie bereits aus den anderen Beiträgen deutlich geworden ist, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Da es aus der Perspektive des Jahres 1913 geschrieben schon in der (nahen) Zukunft spielt, und ein starkes technisches Element hat, sehe ich es auch als eindeutig als Science Fiction. Das er es schafft die Gefühlswelt der Protagonisten zu beschreiben und zu erklären, das er die wirtschaftlichen Implikationen so detailliert herausarbeitet und das er den technischen Part, wenn auch nicht detailliert, anschauliche und packend beschreibt, macht das Buch geradezu perfekt.
Empfehlen möchte ich auch eindeutig die Neuausgabe von 2015 aus dem ars vivendi Verlag. Wie bereits beschrieben ist das Buch sehr schön gemacht. Das Nachwort von Bernd Noack erläutert zudem die Gründe für den Erfolge in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch das Leben des Autor wird beleuchtet, sowie seine "innere" Immigration im dritten Reich kritisch hinterfragt.
Ich habe beschlossen in Zukunft wieder aktiver am Klassikerlesezirkel teilzunehmen und vor allem auch die Werke zu lesen für die ich nicht abgestimmt habe. Ohne den Klassikerlesezirkel hätte ich diesen Roman womöglich verpasst!
Geschrieben 08 November 2015 - 22:13
Ich habe beschlossen in Zukunft wieder aktiver am Klassikerlesezirkel teilzunehmen und vor allem auch die Werke zu lesen für die ich nicht abgestimmt habe. Ohne den Klassikerlesezirkel hätte ich diesen Roman womöglich verpasst!
Das freut mich zu hören. Ich habe auch zwei sehr gute Romane (Walter Tavis - Die letzten der Menschheit; George R. Stewart - Leben ohne Ende) kennengelernt, von denen ich ohne die Lesezirkel nie erfahren hätte. Auf einen dritten Roman (Daniel Keyes - Blumen für Algernon) wäre ich bestimmt auch über einen anderen Informationskanal gestolpert, aber bei den ersten beiden bin ich recht überzeugt davon, dass ich nie von denen erfahren hätte.
Geschrieben 01 Oktober 2017 - 17:40
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